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„Hoher Reichstag! Aus der Antwort welche ich gestern die Ehre hatte, an Se. Excellenz den commandirenden Herrn Generalen, Grafen Auersperg, aus Anlaß einer von Seite des hohen Reichstages an denselben gerichteten und zweifelsohne von demselben bereits erwiderten Zuschrift zu geben, wird der hohe Reichstag die Motive, welche mich vor die Mauern Wiens geführt haben, zuverlässig mit Beruhigung entnommen haben. Ich erlaube zu diesem nur noch die bestimmteste Erklärung hiezu zu geben, daß es mir eben so sehr meine eigene innerste Ueberzeugung, als meine Stellung zur heiligsten Pflicht macht, die freien Institutionen unseres Vaterlandes nicht allein nicht anzutasten, sondern mit allen meinen Kräften zu schüßen. Mein jeßiges Verhältniß zur herrschenden Partei in Ungarn ist ja eben der Beweiß für mein Streben nach Gleichberechtigung und geseglicher Freiheit. Die Anarchie, die rohe Gewalt ist ein Fluch für alle Völker, und diese zu bekämpfen ist eines jeden Staatsbürgers Pflicht, und in diesem Sinne biete ich mit aller Energie des Willens und der That, jeder geseglichen Gewalt meine Hilfe an. Der hohe Reichstag erlaube mir am Schluffe noch die Bemerkung, wie bedauerlich es wäre, wenn bei einem etwaigen Ueberschreiten der österreichischen Gränze durch die magyarischen Truppen die Gegend um Wien der Schauplaß eines blutigen Kampfes und Wien selbst den Gräueln eines verderblichen Krieges Preis gegeben würde, den ich im Interesse der Menschheit und des österreichischen Gesammtvaterlandes so gerne vermieden, und einen Frieden herbeigeführt wissen möchte, der auf feste Garantien gestüßt im Stande wäre, Ruhe, Ordnung, und geseßliche Freiheit, somit das glückliche Gedeihen des Kaiserstaates, und aller seiner Theile unter dem Szepter unseres constitutionellen Kaisers und Königs bleibend zu sichern.

Hauptquartier Roth-Neusiedl, am 13. October 1848.

Jellačič, m. p. Feldmarschall-Lieutenant und Ban."

Die permanente Commission habe darüber nach gepflogener Berathung folgende Adresse entworfen:

An Se. Excellenz den Herrn Banus von Kroatien, Ba on Jellačič! „In Erwiederung auf die Zuschrift Euerer Excellenz, läßt der constituirende Reichstag durch seinen permanenten Ausschuß folgendes erklären: Es herrsche in Wien weder Anarchie noch rohe Gewalt, sondern der Reichstag ist im Verein mit dem f. t. Ministerium bemüht, in Abwesenheit Sr. Majestät des Kaisers, die gefeßliche Ordnung aufrecht zu erhalten, und er wird hierin durch die vortreffliche Haltung des Volkes mit glücklichem Erfolge unterstüßt. Das außer gewöhnliche unseres Zustandes besteht lediglich darin, daß das ganze Volk in Waffen ist, und auch dieser außerordentliche Zustand ist in der That ein natürlicher, weil sich das Volk von Wien durch die kriegerische Aufstellung

zweier Armeen vor seinen Thoren bedroht sehen muß, um so mehr, als von den Euerer Excellenz unterstehenden Truppen in den umliegenden Ortschaften fortwährend Entwaffnungen der dortigen Nationalgarden vorkommen, was offenbar mit den Versicherungen Euerer Excellenz, sich zum Schuße der freien Institutionen verpflichtet zu fühlen, im groben Widerspruche steht. Der Anmarsch Euerer Excellenz hat bereits den Nachzug einer ungarischen Armee zur Folge gehabt, welcher das durch ein in der Reichs-Versammlung mit Accla= mation aufgenommene Schreiben des ungarischen Reichstags kund gegeben worden ist. Auch wir müssen es sehr bedauern, wenn die Umgegend Wiens der Schauplag eines blutigen Kampfes würde, allein diese traurige Möglichkeit ist einzig und allein durch die Ankunft Eurer Excellenz veranlaßt, und muß daher der Reichstag die bereits durch das t. t. Ministerium an Euere Excellenz gemachte Erklärung wiederholen, daß das einzige Mittel zur Vermeidung eines blutigen Conflictes und zur Beruhigung Wiens der Abzug des Eurer Excellenz Befehl folgenden Herres seyn kann."

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„Wie sehr übrigens der Reichstag auch seinerseits im Interesse der Menschheit und des österreichischen Gesammtvaterlandes einen auf feste Garantie gestüßten Frieden wünscht, beweist die in der Reichsversammlung beschlossene Adresse an Se. Majestät den Kaiser und König, wovon Euere Excellenz anliegend eine Abschrift erhalten.“ Wien, 13. October 1848 welche nebst dem Zusaß-Antrage des Abgeordneten Goldmark, den Ban Jellačič aufmerksam zu machen, daß die Entwaffnung der Garden in den um Wien liegenden Ortschaften mit den Versicherungen, die freien Institutionen schüßen zu wollen, in grellem Widerspruche stehe, angenommen wurde. Der Abgeordnete Borrosch verlas dann eine neuerliche Adresse an Se. Majestät, welche ohne Abänderung angenommen wurde, des Inhalts:

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„Eier Majestät! Ein Zeitraum von nur drei Tagen liegt zwischen der leßten und der gegenwärtigen ehrfurchtsvollen Adresse des constituirenden Reichstages an Euere Majestät, und dennoch hat seitdem jede Stunde für Millionen Staatsbürger, welche die aufopferndste Liebe für Volksfreiheit mit unerschütterlicher Treue gegen den constitutionellen Monarchen und mit vollster Gerechtigkeits-Erzeigung gegen jede Nationalität Desterreichs vereinen, den drohenden Zerfall des Staates immer näher gerückt; denn nationale Wirren durchkreuzen jedes der Freiheits-Verwirklichung und der Vaterlandsrettung geweihte Streben. Es ist nun dahin gekommen, daß das alleinige, leider so lange unbeachtet gebliebene Mittel, Völkerwünschen die gebührende Rechnung zu tragen, jeßt inmitten der in Sturmeswogen aufbrausenden Fluthen der leßte Hoffnungsanfer bleibt. Nur ein internationaler Völker-Congreß des österreichischen Gesammtvaterlandes, dessen Idee zum Heile Aller nur mehr durch die Macht der materiel

len Interessen und des Bedürfnisses gegenseitiger Schirmung der Volksfreiheit, wie der Nationalität brachte, verwirklichbar ist; nur ein solcher Völker-Congreß bietet als leztes Rettungsmittel fich dar. Die Armee, deren Bestimmung es ist, das Vaterland gegen auswärtige Feinde zu schirmen, kann noch manchen durch Völkerglück zu theuer bezahlten Sieg im gräßlichen Bürgerkriege erfechten, aber ein Uebel nicht beheben, welches sie vielmehr vergrößern muß, weil endlich die durch sie bekämpften übermächtigen Interessen in ihr selber sich geltend machen und sie in feindliche Heere spalten. Eure Majestät! Die Völker vertrauen auch jezt noch ihrem constitutionellen Monarchen und können nicht wollen, nicht glauben, daß Euerer Majestät liebevolles Herz sich werde abhalten lassen, auch den Bölfern zu vertrauen und einen Friedens Congreß der blutigen Waffengewalt vorzuziehen.

Euerer Majestät erhabener Name wird ein von den Herzen der Völker geheiligter, ein unsterblicher seyn in der Geschichte, wenn Euere Majestät dieser dringenden Bitte des loyal vorgehenden Reichstages Gehör geben! Als wahr loyaler Reichstag darf er zu keiner Täuschung den unfreiwilligen Anlaß geben, und muß namentlich in Bezug auf das Königreich Ungarn, die mögliche Deutung auf das Entschiedenste ablehnen, als wolle der österreichische Reichstag als seindliches Werkzeug denselben Zwecken dienen, welche bisher durch Waffengewalt in Ungarn angestrebt worden, und wodurch eben der Bürgerkrieg auch in den westlichen Kronländern Euerer Majestät aufzulodern beginnt.

Der constituirende Reichstag hat einzig und allein den Zweck im Auge, die Brandfakel des Bürgerkrieges zu löschen, um die dem Reichstage obliegenden Pflichten gegen die durch ihn vertretenen Völker erfüllen zu können, und den im constituirenden Reichstage vereinigten Provinzen jenen Völkerverbrüderungsbund zu ermöglichen, der durch die Selbsterhaltungspflicht Aller geboten ist, wofern nicht die Nechte des erblichen Thrones der Volksfreiheit, der Nationalitäten und die durch gemeinsame materielle Interessen bedingte Vaterlandswohlfahrt gefährdet werden sollen.

Der constituirende Reichstag beschwört demnach Euer Majestät auf das Feierlichste, einen Friedens-Congreß der Völker des Königreichs Ungarn und seiner Kronländer, durch frei von ihnen gewählte Abgesandte unverzüglich in Wien eröffnen zu lassen unter Zuziehung eines internationalen Ausschusses, bestehend aus Abgeordneten des konstituirenden Reichstages und unter Mitwirkung der beiden verantwortlichen Ministerien von österreichischer und ungarischer Seite.

Möge dieser Friedens-Congreß den Anlaß bieten, mit thunlichster Beschleunigung auch das Lombardisch-Venetianische Königreich beizuziehen. Der Reichstag schließt seine ehrfurchtsvolle, loyale Adresse mit der heiligsten Versicherung, daß er nur das Gesammtwohl aller Völkerschaften des öfierreichischen Kaiserstaa

tes vor Augen hatte, der innerhalb seiner Gränzen den internationalen Verhältnissen Rechnung tragen muß, um statt des unhaltbaren alten Staatsbaues einen neuen, den durch kaiserliches Wort garantirten Errungenschaften entsprechenden durchführen zu können. Es ist der Moment eingetreten, wo noch Gerechtigkeit und Weisheit vielleicht eine nach verwüstenden Bürgerkriegen zulegt dennoch sich einstellende Nothwendigkeit zur Grundlage von Völkerfreiheit und Völkerglück machen können. Der constituirende Reichstag legt somit das Wohl oder Wehe von Millionen Menschen Euerer Majestät an das, für sie gewiß in Liebe schlagende Fürstenherz, und wird, wenn minder befangene Beurtheiler der Sachlage sich berathend zwischen Euere Majestät und den loyalen Reichstag stellen, wenn sie diese mit dem erblichen Throne und der Volksfreiheit es gleich treu meinende Adresse zu einer vergeblichen machen sollten, sein Wirken dem Urtheile der Nachwelt anheimstellen.

Gott segne Euere Majestät und durch Allerhöchstdero Entschluß die Völker Desterreichs."

Es wurde sodann bestimmt, diese Adresse durch eine Deputation abzusenden, und zwar auf Abgeordneten Lasser's Antrag von fünf Individuen, deren Wahl dem Vorstande überlassen wurde.

Der Vorstand benannte hiezu die Abgeordneten: Johann Hagenauer, Franz Wierzchliski, Alois Fischer, Simon Turco und Karl Herzig. Die Reichstags-Sißung dauerte von 5 bis 7. Uhr Abends.

Radikale Berichte: 7. A6.,, Abermals tönt die Allarmtrommel durch die Straffen der Stadt und der Vorstädte. In Fünfhaus und den umliegenden Ortschaften zunächst den Linien Wien's haben die Kroaten Versuche gemacht, einzudringen. Sie find ernsthaft zurückgewiesen worden. Reitende Bothen und ein Zug Nationalgarde eilte im Sturmschritte in die Stadt, und holten zwei Kanonen. Die Garde rückt auf ihren Sammelpläßen zusammen, und harrt der Befehle.

Auersperg hat sein Lager im Umkreis der Ortschaften Hizing, St. Beith, Meidling c. aufgeschlagen, er selbst geruht in Schönbrunn zu residiren.

Gestern Nachts hatte unsere Garde, welche den Gloggnißer Bahnhof beseßt hielt, mit plänkelnden Kroaten ein Scharmüßel. Bei heller Mondbeleuchtung näherten sich die Kroaten in Schwärmen, wahrscheinlich auf Plünderung (sic) ausgehend. Unsere Garden feuerten von Fenstern und dem Damme auf sie herab; es fielen gegen 10 Kroaten (?) die von der Garde mitgeschleppt wurden (sic). Unsere Besaßung bestand ungefähr aus 300 Mann, und es fiel Niemand, auch zählte man keine Verwundeten. *)"

*) So wie die Kroaten.

7'/. Uhr. Reichstags-Abgeordneter & 6 h ner berichtete dem Ober-Commando, daß Se. Majestät den Befehl ergehen ließ, daß die t. k. Truppen nicht an greifen dürfen.

7'/. Uhr. Plaß-Offizier Hoffmann berichtete dem Ober-Commando, daß einige Proletarier ihm die Anzeige gemacht hätten, daß in der f. k. Gewehrfabrik sich noch über 1000 Stück Gewehre, im Jahre 1848 gefertigt, im Keller befänden.

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8 Uhr Abends. Ludw. Foglar, Dampfschifffahrtsbeamter, erklärte beim Ober-Commando zu Protokoll, er sey gestern von Hainburg nach Presburg, und heute wieder zurück nach Fisch ament gereist. - Der Postmeister in Fisch ament versicherte ihm, daß man ungehindert nach Schwechat gelangen könnte. Einige Schritte hinter Fischament passirte er einen Cavallerie Vorposten, der ihn ungehindert bis zu seiner Brigade kommen ließ. Dort angekommen, versicherte ihn der Oberst, falls seine Papiere in Ordnung wären, er ungehindert nach Wien kommen würde. Er wurde jedoch auf einem Umwege über Noth Neusiedl in das Hauptquartier des Banus Jellačič esfortirt. Dort wurde er visitirt, seine Pässe für richtig befunden und unter dem Vorwande, daß seine Waffen beanständet werden müssen, wurde er ins Stockhaus geführt, und dort mit anderen Eingebrachten unverhört gefangen gehalten bis heute Abend um 6 Uhr; dann wurden ihm die Waffen weggenommen, und er mit der Weisung, nicht nach Wien zu gehen, entlassen. Seine Behandlung war die überführter Verbrecher. - Hierauf begab er sich nach Hause zu, zum Landgut, wo er sich über die Möglichkeit des Weiterkommens erkundigte, und nach erhaltener Auskunft in Begleitung zweier Personen, die zu selbem Zwecke eintrafen, zu den Linien begab, an der Linie von der Patrouille angehalten, auf den Zuruf, guter Freund, ungehindert weiter gelassen, und auf's Commando des Gloggniger Bahnhofs geführt.

9 Uhr. Von der Stadt Tuln kamen einige Nationalgarden, und brachten für die Wiener akademische Legion, für die Nationalgarde und Arbeiter, einen Betrag von 12 fl. 51 fr. C. M. in baarem Gelde, und Lebensmitteln zur Bertheilung unter dieselben mit, und es wurde folgenderweise Alles vom Studenten- Comitee und Verwaltungsrathe übernommen und quittirt.

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