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ein Narr oder ein schlechter Mensch derlei Anerbiethungen machen könne. Es war diese angebliche Abtödtungsmaschiene eine Art ambulanter Schirm, hinter welchem angriffsweise gefeuert werden sollte. Andere Projekte dieser Art werden in dieser Schrift noch besprochen werden. Die radikalen Blätter waren gefüllt mit aufreizenden Artikeln von L. Hauk, Niederhuber, Grigner, Jellinek, Be= cher, Töltenyi, Hrczka u. A. Besonders bemerkbar machte sich in der,,Consti tution" Niederhuber und Töltenyi durch kampfwüthige Phrasen.

Niederhuber schrieb:,,Nur keine Nachlässigkeit! Energie, wenn es seyn muß, Terrorismus! Rasch den Landsturm aufgeboten! Nicht gezaudert, sondern drauf und dran! Umsonst sind die Opfer des 6ten Octobers nicht gefallen! Vorwärts! Kampf! Sieg! Das Schwert heraus! die Kugel aus dem Lauf! Nieder mit den Verräthern, wo sie immer stehen, außer oder inner der Linien.“ Solches Evangelium predigten die Apostel des Aufruhrs des Umsturund das arme verblendete Volk hörte ihnen andächtig zu, wurde fanatifirt - und stürzte sich blindlings in den Abgrund der Revolution, vergessend Weib, Kind, Existenz, Bürgerpflicht und Religion!

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Die Gutgesinnten flohen, die Uebriggebliebenen fürchteten den Terrorismus der Umsturzpartei, man wagte nicht seine Meinung zu sagen, man getraute sich nicht einzustehen für das, was man über die gräulichen Zustände gegen die Umsturzpartei sagte. Traurig waren die Zustände und beklagenswerth; geschlossen die Läden, die Wohnungen verlassen, die Bahnen des Handels, Verkehrs und der Cultur unterbrochen, -die Folgen unberechenbar!

Am 12. October, in der Sizung des Reichstages stellte der Berichterstatter des permanenten Finanz-Ausschußes im Namen dieses Ausschußes den Antrag:

,,Der Reichstag möge den Finanzminister ermächtigen, den am 21. August 1. J. eröffneten Credit von zwanzig Millionen Gulden nach dem unumgänglichen Erfordernisse entweder durch die unmittelbare Unterstüßung der Rationalbank, oder durch Vermittlung derselben bei Hinausgabe verzinslicher Central-KassaAnweisungen zu benüßen."

Das Amendement des Abgeordneten Dylewski, des Inhalts:

Den Finanz-Minister zu ermächtigen, die Hülfe der österreichischen Nationalbank bei der Beischaffung des unterm 21. August 1848 bewilligten Credits von zwanzig Millionen, außer der bereits damals eingeräumten Summe von sechs Millionen, lediglich in der weiteren Summe von sechs Millionen, in Anspruch zu nehmen, wurde angenommen, und der Präsident meinte, daß hiedurch der Commissionsantrag als erledigt angesehen werden dürfe; über die Bemerkung des Abgeordneten Pillersdorff, daß der Finanzminister abwesend sey, und daß dieser vielleicht Aufklärungen dießfalls ertheilen dürfte, wurde beschlossen, die Ankunft des Finanzministers abzuwarten.

Der Antrag des Abgeordneten Ziemialkowski, daß dem Begehren des Finanzministers keine Folge zu geben sey, wurde, da er eine einfache Verneinung des Commissionsantrages enthält, sofort die Abstimmung über diesen leztern Antrag selbst nicht speciel zur Abstimmung gebracht.

Der Abgeordnete Schuselka, als Berichterstatter des permanenten Sicherheits-Ausschußes las vor:

1) Eine Adresse des ungarischen Reichstages, dd. Pesth den 10. Oct. 1848 an diesen Reichstag. Ueber Antrag des Abgeordneten Podlewski wurde die Drucklegung und Beröffentlichung dieser Adresse beschlossen. (Solche ist auf Seite 274 bis 276 enthalten.)

2) Ein gedrucktes Manifest Sr. Majestät, dd. Herzogenburg den 8. Oct. 1848. (Siehe dasselbe auf Seite 221).

3) Zeigte der Abgeordnete Schufelka an, daß Se. Majestät die Dimission der Minister Doblhoff und Bach angenommen habe, und

4) daß es dem Abgeordneten Löhner zu Folge einer eingelangten telegraphischen Depesche gestern in der Nacht um 10 Uhr gelungen sey, eine Audienz beim Erzherzog zu erhalten.

Bei der früheren Verhandlung über den Antrag des permanenten FinanzAusschußes war der Finanz-Minister nicht gegenwärtig; als der lettere erschien und erklärte, daß, wenn es bei der vom Abgeordneten Dylewski beantragten und angenommenen Beschränkung auf weitere 6 Millionen verbleibt, er nicht in der Lage sey, den Staatsbedarf zu decken, stellte der Abgeordnete Demel den Antrag:

,,In Anbetracht der vom Finanz-Minister gemachten Bemerkungen und des Umstandes, daß der Führung der Staatsmaschine keine Hindernisse in den Weg gelegt werden sollen, wird angetragen, daß dem Finanz-Minister die Bewilligung gegeben werden möge, den Credit der Nationalbank nach seinem Ermessen auch für die weiteren 8 Millionen in Anspruch zu nehmen.“ Dieser Antrag wurde angenommen.

Der Präsident machte die Versammlung darauf aufmerksam, daß mit heute die 4 Wochen, für welche der Vorstand gewählt wurde, abgelaufen find, und beantragt, daß morgen die Wahl eines neuen Vorstandes vorgenommen werden möge.

Der Präsident eröffnete weiter, daß ein Schriftführer abgetreten, ein zweiter durch Krankheit verhindert, und ein dritter mit Urlaub abwesend sey, und die übrigen Schriftführer erklärt haben, von dem ihnen zustehenden Rechte ihre Erseßung zu verlangen, keinen Gebrauch machen zu wollen, und daß demnach morgen ein Schriftführer und zwei Schriftführer - Stellvertreter zu wählen seyn werden.

Der Abgeordnete Borrosch beantragte eine Adresse an Se. Majestät den constitutionellen Kaiser, um sogleich in Wien einen Congreß von Abgesandten sämmtlicher Völkerschaften des Königreichs Ungarn und seiner Dependenzen einzuberufen, und diesen Congreß unter Zuziehung einer internationalen Commisfion, bestehend aus Abgeordneten des österr. Reichstages und mit der Betheiligung der beiden verantwortlichen Ministerien von Seite Desterreichs und Ungarns, alles, die Beseitigung des Bürgerkrieges, die Wahrung der Volksfreiheit, der nationalen Interressen und des erblichen Thrones Bezweckende verhandeln zu Lassen. Diesem Congresse möge mit thunlichster Beschleunigung auch das Lombardisch-Venetianische Königreich angeschlossen werden.

Dieser Antrag wurde angenommen, und über Motion des Abgeordneten Pillersdorff beschlossen, daß der Abgeordnete Borrosch mit der Abfassung dieser Adresse zu beauftragen, und aus den Abtheilungen eine Commission zu ernennen sey, welche diese Adresse zu prüfen, und im Laufe des morgigen Tages der Kammer vorzulegen habe.

Es wurde ferner auch der Zusagantrag des Abgeordneten Neuwall an genommen, daß eine Abschrift der erwähnten Adresse dem ungarischen Reichstage mit der Einladung übermittelt werden möge, der darin enthaltenen Ansicht beizutreten, und sich diesem Schritte anschließen zu wollen.

Der Antrag des Abgeordneten Pienczykowski, daß die Beschlußfassung über die Adresse bis zur Rückkehr der an Se. Majestät abgesenderen ReichstagsDeputation verschoben werden solle, wurde zwar gehörig unterstügt, blieb aber bei der Abstimmung in der Minorität.

Der Abgeordnete Violand zeigte im Namen des permanenten SicherheitsAusschußes an, daß der prov. Ober-Commandant der Nationalgarde Spizhitl das Commando niedergelegt habe, und stellt im Namen des Ausschußes folgenden von der Versammlung angenommenen Antrag:

1) „daß der Ausschuß den von der Nationalgarde und der akademischen Legion gewünschten prov. Ober-Commandanten der Garde, welcher in Kurzem von dem Gemeinderath bekannt gegeben werden wird, mit dem Ministerium ernennen dürfe, und

2) daß dem Ober- Commandanten die Befugniß ertheilt werde, sich seinen Generalstab selbst nach seinem eigenen Ermessen zu bilden."

Personen, welche durch das kroatische Lager gereist find, sagten aus, daß ein Paß durch das Lager nur vom Ban unmittelbar ertheilt würde, daß derselbe von riesenhaften Kroaten, mit Dolchen und Pistolen, bewacht werde.

In der Ingenieur-Akademie, hieß es, fiße ein geheimer Hofkriegsrath beisammen; ein Abgeordneter verfügte sich dahin, das Gerücht war falsch.

Die hohe constituirende Reichsversammlung hat beschlossen: Unter den

gegenwärtigen Verhältnissen erscheint es zur Aufrechthaltung der Ordnung und Sicherheit erforderlich: 1. Daß sich für die Dauer der Gefahr alle waffenfähigen Männer unter das Commando desjenigen Bezirks-Chefs, dem fie ihrer Wohnung nach angehören, zu stellen haben. 2. Daß sich alle Bewaffneten Wiens dem Befehle des Nationalgarde-Ober-Commando unbedingt unterordnen. Wien, am 12. Oct. 1848. Von der constituirenden Reichsversammlung. Smolka, m. p. erster Präsident. Carl Wiser, m. p. Schriftführer." Es erschien in Folge Auers gerg's Entfernung nachstehendes Lobenswerthe Plakat des Wiener Gemeinderathes:

"

Mitbürger! Laut einer von Seite des Herrn Commandirenden, Grafen von Auersperg, an das hohe Ministerium gelangten Zuschrift, hat der erstere seine bisherige Stellung im Belvedere verlassen, und mit seinen Truppen sich nach Inzersdorf zurückgezogen, wo auch der Ban von Kroatien lagert. Der Herr Commandirende hat erklärt, bei der noch gegen das Militär in Wien herrschenden Aufregung nicht in die Kasernen zurückkehren zu können, hat jedoch den Herrn Generalmajor Mat a us check, welcher sich im Invalidenhause aufhalten wird, zur Aufrechthaltung einer legalen Verbindung zurückgelassen. Zugleich hat derselbe ersucht, zu veranlassen, daß die von den Truppen in den Kafernen zurückgelassenen Effekten denselben möchten ausgefolgt werden, worüber das Nöthige vom Gemeinderath und dem Nationalgarde-Ober-Commando verfügt wird. Der Herr Commandirende hat sämmtliche Aerarial-Gebäude, Kassen u. s. w., dann die allfällig noch in Wien zurückgebliebenen Militärpersonen unter den Schuß des hohen Reichstages gestellt, und wird auch dießfalls das Entspre chende eingeleitet werden.“

,,Der Gemeinderath der Stadt Wien hat, wie auch der hohe Reichstag, unablässig eine friedliche Ausgleichung der obschwebenden Verhältnisse angestrebt, und sieht sich angewiesen, seine Mitbürger dringend aufzufordern, in seine Bemühungen auf das Entschiedenste eingehen, und ihn in jeder Beziehung in dieser Richtung unterstüßen zu wollen, um so mehr, als seine Bevollmächtigung und seine Stellung ihm nicht erlaubt, auf die mitunter stürmisch an ihn gestellten Anforderungen, zu gewaltsamen Maßregeln zu schreiten, einzugehen. Insbesondere ist jeder Angriff oder jede Beunruhigung des Militärs unbedingt zu unterLassen, da sie zu den traurigsten Folgen führen könnten. Je mehr es den gesetzlichen Behörden gelingt, in diesen Verhältnissen Boden zu gewinnen, desto mehr wird auch für das Wohl und die Sicherheit der Commune gewirkt werden können." Wien, den 12. October 1848. Bom Gemeinderathe der Stadt Wien." "Das Militär-Garnisons - Hauptspital wird unter den Schuß des Reichstages und der Wiener Bevölkerung gestellt."

Wien am 12. October 1848. Bom Reichstags-Ausschuffe.
Dr. Fischof m. p., Obmann.

Bacano m. p., Schriftführer."

Ein Plakat des Gemeinderathes wegen Wehrlohn:

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"Der Gemeinderath von Wien hat für die Dauer der jeßigen ausnahm8weisen Zustände beschlossen, wie folgt: Diejenigen waffenfähigen Individuen, welche, ohne Nationalgarden oder zum Nationalgarde-Dienste verpflichtet zu seyn, sich bewaffnet den Compagnien ihres Wohnbezirkes anreiben, erhalten, wenn sie ganz mittellos find, und durch 24 Stunden auf Commando ohne Ablösung im Dienste verwendet werden, eine Vergütung von 25 fr. C. M. Dauert die Verwendung im Waffendienste in Folge eines Allarms oder Commando's -nur durch 12 Stunden, so werden 15 kr. C. M. verabfolgt werden. Zum Behufe der Abfassung dieser Verpflegsbeträge müssen von den Herren Compagnie-Commandanten eigene Dienstlisten mit aller Gewissenhaftigkeit geführt werden. Die Herren Bezirks-Chefs werden diese Listen. in ein summarisches Verzeichniß bringen, und die zur Auszahlung der Verpflegsbeträge nöthigen Summen über Anweisung des Gemeinderathes bei dem städtischen Oberkam meramte beheben. Wien den 12. October 1848."

,,Kundmachung. In Folge Reichstags-Beschlusses vom heutigen Tage werden die so überaus wichtigen Institute der Nationalbank und der niederösterrei chischen Sparkasse als unter den Schuß des Reichstages gestellt erklärt.

Wien den 12. October 1848.

Ferner wurde durch Plakate angezeigt:

Vom Reichstags-Vorstande.“

„Es wird hiermit bekannt gegeben, daß nach gemachter Anzeige des löbl. Gemeinderathes im Fürst Liechtenstein'schen Hause, Herrengasse, unter Bereitwilligkeit des Herrn Sekretärs ein Spital für die etwa vorkommenden Verwundeten zu ebener Erde unter Leitung der Herren Wundärzte Ignaz Seng, Hofgärtner und Herbst in ordentlichen Stand gesezt wurde.

Wien am 12. October 1848."

,,Die hochherzigen Damen von Wien werden gebeten um Leinwand und Charpien."

Dieses war das erste errichtete Privat - Spital, und zwar mit 110 Betten.

„Das gefertigte Comitee ist durch die eingetretenen Zustände ganz außer Stand gefeßt, seine Wirksamkeit ferner fortzuseßen, und gezwungen, dieselbe auf einige Zeit zu unterbrechen. Um Mißverständnissen und böswilligen Gerüchten vorzubeugen, wird zur Beruhigung der mittellosen Gewerbsleute die Mittheilung gemacht, daß das Comitee seine Wirksamkeit in bekannter schneller Weise wieder aufzunehmen beabsichtiget, sobald die eingetretenen Hindernisse beseitigt seyn werden. Die Fortsetzung der Geschäftsführung des Comitee's wird ungesäumt öffentlich bekannt gemacht werden. Wien am 12. October 1848.

Vom Comitee zur Unterstüßung mittellofer Gewerbsleute."

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