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Abg. Feifalik. Für Nieder-Oesterreich der Abg. Schmitt. Für Ober-Oesterreich der Abg. Peitler. Für Steyermark der Abg. Thinnfeld. Für Tyrol der Abg. Clementi. Für das Küstenland der Abg. Madonizza. Für Illirien der Abg. Kautschitsch, und für den Fall der Verhinderung der Abg. Dollschein. Für Dalmatien der Abg. Radmilli.

Der Abg. Borrosch übernahm über Antrag des Abg. Demel und nach Beschluß des hohen Hauses die Verfassung der Adresse. Bezüglich der zu ertheilenden Instruction hat das hohe Haus nach Antrag des Abg. Nadler be schlossen, der Einsicht der Abgeordneten zu vertrauen, wie dieß bei der Deputa= tion nach Innsbruck der Fall gewesen war. Die Deputation wurde angewiesen, sich zur Abreise heute Abends, allfällig mit Separat-Train, auf der Nordbahn bereit zu halten, und die nöthigen Legitimations-Urkunden im Vorstands-Bureau zu erheben. Der Abg. Staudenhaim erklärte unter Beilegung ärztlicher Zeugnisse mit schriftlicher Eingabe seine Resignation, wornach das hohe Haus das Ministerium um Veranlassung neuer Wahl im Bezirke Neunkirchen in NiederDesterreich anzugehen anordnete.

Die vom Abgeordneten Borrosch verfaßte Adresse an Se. Majestät, welche die bezeichnete Deputation überbrachte, lautet:

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Euer Majestät! Der Reichstag hat die heilige Verpflichtung, die Rechte des erblichen Thrones und der Volksfreiheit zu wahren, auch inmitten der bedrohlichsten Verhältnisse niemals aus den Augen verloren, er fährt fort, pflichtgetreu auszuharren, weil darin allein die Möglichkeit gegeben ist, das Gesammtvaterland, den erblichen Thron und die Volksfreiheit zu retten, die gleich: mäßig von dem entfeßlichsten, auf alle Provinzen des österreichischen Kaiserstaates sich gewiß binnen kürzester Zeit verbreitenden Bürgerkriege bedroht sind."

In diesen verhängnißvollen Augenblicken, wo jeder Tag dem Bestande der Monarchie ein welthistorisches,,zu spät" zurufen kann, welches mit dem Sute und Blute der von Gott Eurer Majestät anvertrauten Völker, mit dem für immer vernichteten Vertrauen derselben, zu dem väterlichen Herzen ihres konstitutionellen Monarchen bezahlt werden würde, vermögen Eure Majestät keinen zuverlässigeren, keinen die unheilvolle Zukunft klarer erkennenden Rathgeber um sich zu haben, als den Reichstag selber! Hören Eure Majestät auf dessen treuen Rath auch dießmal, — ihn beherzigend, wie in Innsbruck!"

,,Eure Majestät können nicht die Absicht hezen, dem Reichstage Vorgänge entgelten zu lassen, die jedenfalls außerhalb der geseßgebenden Wirksamkeit des Reichstages lagen, in Euerer Majestät Wollen kann es nicht liegen, um Eines in blinder Volkswuth frevelhaft Gemordeten willen, den der Reichstag zu retten alles in seiner Macht stehende aufbot, Tausende von Schuldlosen hinopfern, Euerer Majestät Residenz- und Vaterstadt dem Untergange preisgeben, ja in

Folge dessen die Völker im Bürgerkriege hinschlachten, und die Fortdauer des Kaiserstaates selber gefährden zu lassen!"

„Eure Majestät! Der Reichstag besteht aus Vaterlandsfreunden, die es gleich treu meinen mit dem erblichen Throne, wie mit der Volksfreiheit, die zu sterben bereit sind, indem sie zur Rettung beider unerschütterlich ausharren, mögen fie fallen als würdige Söhne jedes hier vertretenen Provinzial-Vaterlandes im rühmlichen Wetteifer! Möge der Reichstag ein Curtius seyn, über dessert Sturz in den Abgrund des Bürgerkrieges der Abgrund sich schließt, um einem zweiten, die Völker Oesterreichs durch alle Segnungen der constitutionellen Freiheit beglückenden Reichstage den Boden zu schaffen! Sollten jedoch diese Opfer nuglos fallen, dann, Eure Majestät! wird dieser Reichstag unvertilgbar in den Gemüthern der österreichischen Völker fortleben, aber nicht als Vermittler, sondern als Anklåger gegen Jene, die Eure Majestät abhalten, dem wahrheitgetreuen Rathe des Reichstages, Euerer Majestät liebevollem Herzen und der in ihm sich verkündenden Stimme Gottes zu folgen, der das Wohl oder Wehe von Millionen Staatsbürgern jezt in Euerer Majestät Beschließung legt!“

"Gott ist Zeuge der reinen Absichten des Reichstages, der Eure Majestät als constitutionellen Fürsten zurückzukehren, Allerhöchst Ihrer Zusage gemäß ein volksthümliches Ministerium zu ernennen, und alle feindlichen Maßregeln gegen die Hauptstadt Wien einzustellen feierlichst beschwört, dessen Bewohner selbst an dem Tage, wo das gräßliche Schauspiel sich darbot, Bürger gegen Bürger fämpfen zu sehen, nicht durch einen einzigen Ruf ein Mißtrauen gegen ihren geliebten Monarchen aussprachen, an dessen redlichem Willen für die den Völkern Dester. reichs durch das kaiserliche Manifest vom 6. Juni nochmals garantirte Freiheit, sich nicht der leiseste Zweifel kund gab. Dieses in der Geschichte beispiellose Vertrauen des Volkes kann nur durch ein volles Vertrauen von Seite Eurer Maje stät vergolten werden, und nichts soll zwischen dem Fürsten und dem Volke seyn, als das sie beide zu einem untrennbaren constitutionellen Ganzen umschlingende Band der dankbaren Volksfreiheit."

„Vertrauen, Euere Majestät, auch diesmal dem Reichstage und seinem Nathe, der in seiner Beherzigung gewiß ein für Eure Majestät glorreiches, für die Völker aber beglückendes Ergebniß zur Folge haben wird, während eine nur mit Strömen Blutes bewirkbare Militärherrschaft von kurzer Dauer, ruhmlos und eine Saat von unberechenbaren Uebeln seyn würde!"

Wien, am 11. October 1848."

„Im Namen des Reichstages. Der Vorstand :
Smolta, m. p., Präsident.

Wiser, Cavolcabỏ, Schriftführer.“

Nachmittags 2 Uhr war auf der Universität mit Bestimmtheit (die Lüge) angezeigt, daß die Ungarn Jellačič bereits im Rücken angegriffen haben.

Ein Zug Palatinal-Husaren wollte zu uns übergehen. Sie wurden am jenseitigen Ufer der Donau von Dragonern zurückgehalten. Diese Lüge dürfte ein Offizier, welcher mehrmal in Uniform von diesem Husaren-Regimente beim Ober-Commando war, gebracht haben.

Fünf Wagen mit Heu und zwei Wagen Hafer, welche in das Lager im Belvedere geführt werden sollten, find angehalten und genommen worden.

Das Ober-Commando gab den Befehl, gemäß Reichstags-Beschluß diese Wagen in das Belvedere zu befördern; es wurde ein Plazoffizier sogleich beordert, mit gehöriger Assistenz diesen Befehl in Vollzug zu seßen. Zweimal wurden dieselben glücklich bis zur Wieden gebracht, von den Garden und der neu bewaffneten Volkswehr aber immer wieder zurückgehalten. Erst das dritte Mal gelang es mit vieler Mühe und auf Umwegen diese Stroh- und Heuwagen an den Ort der Bestimmung zu bringen, und auf solche Weise diesen Befehl vollziehen zu können.

Dem Mangel an Munition, hieß es in den Zeitungen, dürfte bald abgeholfen seyn, es wurden eben 3 Pulverfässer, enthaltend 45,000 fertige scharfe Patronen aus dem Zeughause auf die Universität gebracht. Es sollen noch 39 Fässer nachfolgen.

Ein Mann in Civilkleidern wurde arretirt, als er eben die deutschen Grenadiere überreden wollte in die Kasernen zurückzukehren. Vor einer Stunde wurde auch ein Gemeiner von Nassau, der über den Hof ging, festgenommen.

Ein Soldat vom Regiment Nassau wurde in Ottakring angehalten. Er ging mit Depeschen von Auersperg nach der Türkenschanze. Da die Depeschen nichts Verfängliches enthielten, ließ man ihn ungehindert weiter gehen.

Wieder kamen einige Mann Militär mit Sack und Pack auf die Aula; fie wurden mit Jubel empfangen. Briefe an Auersperg wurden aufgefangen, und dem Studenten-Comitee überbracht. Dasselbe sendete dieselben unerbrochen dem Reichstags-Ausschusse zu.

Im Reichstage ging das lügenhafte Gerücht, daß Windischgräß Truppenverstärkungen aus Wien erwarte, weil die deutschen Gegenden in Böhmen im vollen Aufstande seyen.

Am 11. erschien der Deputirte Gold mark im Bureau des provisorischen Ober-Commandanten Braun, und kündigte ihm an, daß die Errichtung eines Generalstabes für die Nationalgarde nach der Ansicht der Reichstags-Permanenz dringend nothwendig sey. Bei dieser Gelegenheit stellte Goldmark zugleich Haug und Sellovicki, legteren als polnischen Obersten mit dem Bemerken vor, daß diesen distinguirten Militärs die Generalstabs-Geschäfte übertragen sind, daher fie der Ober-Commandant auf alle mögliche Weise unterstügen möge,

wozu auch zwei gerade anwesende Offiziere des Nationalgarde-Ober-Commando aufgefordert wurden. Haug äußerte sich, daß bei den ungeheueren Kräften, welche der Stadt Wien zu Gebote stehen, sich jedenfalls ein günstiger Erfolg für die gute Sache erwarten lasse, und erbath sich die Mittheilung der Standes-Listen und die Eintheilung der National-Garde, damit er in den Stand gefeßt werde, die Pläne zur Vertheidigung auszuarbeiten.

An demselben Tage noch stellte sich Haug einer Versammlung von OberCommando-Offizieren als Chef des Generalstabes vor, und erklärte mit eben so vieler Gewandtheit als Beredsamkeit, daß er bereit sey, alle seine Kräfte der Erringung der Freiheit zu widmen.

Bei dieser Gelegenheit zeigte sich unter den anwesenden Offizieren einige Unzufriedenheit, worauf Haug gleich sehr gewandt äußerte, daß man ihn nicht mit dem als Republikaner bekannten Schriftsteller und Mitarbeiter an der Zeitschrift Constitution" verwechseln möge, indem er derselbe nicht sey, ihn wohl kenne, aber seine Gesinnungen nicht theile. Haug's Aeußerung und sein einnehmendes Benehmen beruhigte einigen Theils, und derselbe begann sogleich seine Wirksamkeit mit Jellovicki, welch Leßterer nach wenigen Tagen das Artillerie-Ober-Commando übernahm.

Im f. f. Militär-Transports-Sammelhause waren ungefähr 150 Mann zur Transportirung bestimmt, unter welchen auch jene aus dem k. t. Staabstockhause wegen minderen Vergehen freigelassene, dahin abgeführte Militärs sich befunden haben.

Emissäre der Garde und der Legion versuchten die im Hause befindliche Transports-Mannschaft zum Treubruche, und zum Uebertritte zu bewegen, jedoch mit geringem Erfolge; im Gegentheil bekamen sie von den Soldaten manche bittere Wahrheit zu hören, und nur unter denen, von dem Staabsstockhause dahin gebrachten Militärs fanden die Vorspiegelungen und Verheißungen An=' klang, und diese verblendeten Soldaten zogen auch wirklich mit den Legio=" nären ab. Ob leßtere innländische Studenten waren, ist zu bezweifeln.

Auch wurden im f. f. Militär-Transports-Sammelhause gleiche Eingriffe, gleiche Verlegungen und Verschleppungen ausgeübt wie in den anderen Kafernen; man suchte nach Waffen, nach Munition, nach Koßen u. a. m., auf welche Weise auch ungefähr 200 Stück Gewehre, welche sich dort vorfanden, vom X. Bezirk requirirt, und gegen Empfangs Bestätigung weggeführt. wurden.

In Folge der Abdankung Hornbostels war noch vom Ministerrathe Krauß in Wien, und Wessenberg beim Kaiser als Minister übrig geblieben.

In den Straßen Wiens sah es recht kriegerisch aus. In allgemeiner Bestürzung wurden zahllose Lügen geglaubt. Es hieß: Jellačič sey bereits im

Prater eingedrungen, und beseße die Vorstädte; es erwies sich aber als blin der Lärm. Das Lärmmachen war ebenfalls in Permanenz.

Erpressungen von Seite der Bewaffneten kamen vor, wie z. B. nachstehen des Plakat nachweiset:

,,Mit größter Entrüstung vernehmen wir, daß sich ein verworfenes Individuum in akademischer Uniform in die Häuser gedrängt und mit Plünderung gedroht habe, im Falle ihm die verlangten Beträge verweigert würden.“ ,,Wir ersuchen dringend Jedermann derlei Verbrecher sogleich an die Stadthauptmannschaft zu überliefern. Vom Studenten-Ausschuße."

Die von der Anhöhe des Schwarzenberg-Gartens gegen die Stadt, vornehmlich gegen die Aula gerichteten Kanonen wurden mit Angst beobachtet. Die Bewohner flüchteten bei allen Linien aus Wien, darunter sehr viele Beamte. Hierüber waren Gut- und lebelgesinnte erbittert.

Gestern sind 69 Kisten mit Gewehren ins bürgerliche Zeughaus eingebracht worden. Solche waren Eigenthum des ungarischen Ministeriums. Die Studenten machten jenen Fang in der Vorausseßung, solche wären für Jellačič bestimmt gewesen. Die Gewehre sind vom Volke genommen worden.

Ein schwer beladener Wagen mit Hafer, der am heutigen Tage um 3 Uhr Nachmittag entlang der der Leopoldstadt gegenüberliegenden Stadtmauer fuhr, wurde von Legionären angehalten und in die Stadt gebracht.

Eingegangenen Nachrichten zu Folge sollen die Bauern sehr flau gewesen seyn, als sie die Aufforderung zum Landsturm erhielten, namentlich die in der Gegend von Gänserndorf, welche eine größere Entschädigung für die an die Eisenbahn verkauften Felder beanspruchten.

Die Bauern benügten die Gelegenheit, der bedrängten Stadt ihre Feldfrüchte theuer zu verkaufen. Dieß war der Dank für die Befreiung von Robot, Zehent c.-Hilf dem Bauer auf's Pferd, und es holt ihn kein Teufel mehr sagt ein altes Sprichwort.

ein

-

Die Truppen des Ban haben sich mit jenen des Grafen Auersperg mittelst Cavallerie vereinigt.

Das Studenten - Comitee erklärte durch ein Plakat das Gerücht, als wolle die akad. Legion die Armee angreifen, für unwahr. Hiebei muß bemerkt werden, daß -wenn man bedenkt, wie schwach die Zahl der in Wien gebliebenen Legionäre unter Waffen war, die Erklärung eine große Armee angreifen zu wollen, unterbleiben konnte.

Ein Plakat wegen Verpflegung der Bewaffneten :

,,Note. Damit die Approvisionirung der Stadt Wien keine Störung erleide, hat der Gemeinderath beschlossen, das löbl. Nationalgarde-OberCommando zu ersuchen, die Bäcker durch Tagsbefehle vom Dienste zu enthe

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