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wissen. Auf österreichischem Grund und Boden kenne ich keine kroatischen und ungarischen, sondern bloß k. k. Truppen, denen anzugehören die Meinigen die Ehre haben. Hauptquartier Rothneusiedl, am 10. October 1848.

Jellačič m. p."

Bei Ertheilung dieser Antwort sagte der Ban, daß der Kaiser erst ein Ministerium bilden werde, er aber werde es sich zur Pflicht machen die Ordnung zu wahren. Bilinski erwiderte darauf, daß wenn der Ban das Aeußerste unternimmt, dieß auch von der andern Seite geschehen werde. (Diese geniale Bemerkung Bilinski's bezieht sich ohne Zweifel auf die Umsturzpartei in Wien, obschon man sie auch auf die Magyaren oder auch auf den Rest der österreichischen Armee beziehen könnte.):

Der Gemeinderath bewilligte ein Gesuch des Studenten-Comitees um Ausfolgung von Munition und Gewehren, dann um Verpflegung der fremden Mannschaft, ferner ein zweites desselben Ausschusses, zur Verköstigung der armen Studenten und Arbeiter 100 fl. C. M. Rödel stellte den Antrag, schleunigst durch Commission den Landsturm zu organisiren, in Folge dessen derselbe und Setzer zum Ober-Commando gesendet wurden, um eine schriftliche Aufforderung hinsichtlich des Landsturmes dem Gemeinderathe zu überbringen.

Eine schriftliche Aufforderung der Nationalgarde - Ordonanzoffiziere um 50 Sattelpistolen und 25 Stußen aus dem t. f. Zeughause wurde vom Gemein, derathe bewilligt, aber nur die Pistolen ausgefolgt, da der Pöbel bereits legtere geplündert hatte.

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Lieutenant G. vom 11. Bezirk berichtete dem Ober-Commando: der Richter von Enzersdorf hat dem Bezirk Landstrasse die Anzeige überbracht, daß Kossuth wenn möglich — heute Nacht in Enzersdorf eintreffen und sich mit dem dortigen Landsturm vereinigen wolle. Ferner kam um 7 Uhr zum OberCommando die Anzeige des Bezirks-Chefs Gstettenbauer durch den Garden Johann Katoch, daß leßterer auf dem Wege von Weinhaus, der Dornbacher Straße nach Breitensee, einen Transport von beiläufig 30 Wagen mit Pulver beladen, und ungefähr 2000 Mann Nassau und Pioniere als Bedeckung gesehen habe.

Ein Lieutenant der Garde von Brunn fragte beim Gemeinderathe, ob die Nationalgarden von Brunn und Enzersdorf in die Stadt ziehen oder die Passage freihalten sollen; wurde zum Ober-Commando gewiesen und daselbst beordert auf Befehl sogleich einzurücken.

Stifft machte den Antrag, der Gemeinderath möge alle strategischen Maßregeln dem Ober-Commando übertragen, da es nicht in seiner Sphäre liege, über den Feldzugs-Plan zu entscheiden, was auch angenommen wurde.

Müller berichtete im Gemeinderathe, daß die Brünner Garden um halb 10 Uhr Nachts in Wien eintreffen werden.

Michael Martyrt vom 7. Bezirk 15. Compagnie, zeigte beim Ober-Commando an, daß vor 9 Uhr Abends in der Nähe des Schwarzenberg-Palais gegen 30 Schüße gefallen seyen; ob Signale oder angriffsweise, sey ihm unbekannt. Die Garde meldete um 10%. Uhr, daß die Geschüße beim Franzensthor zu schwache Bedeckung hätten.

Jeder der 49 bewaffneten Arbeiter, die im k. k. Zeughause Wache (!!) hielten, bekamen vom Gemeinderathe Behufs Verköstigung 40 kr. C. M. auf Antrag des Gemeinderathes Würth. Erst geplündert, dann vor dem Ausgeplünderten Bache halten und sich bezahlen lassen ist nur in Wien erlebt worden!

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Bernbrunn stellte im Gemeinderath den Antrag, den Ober-Commandanten fragen zu lassen, ob er mit dem gehörigen Generalstabe versehen sey, um alle Maßregeln mit gehörigem Nachdruck führen zu können, und ob er in dieser Beziehung die Unterstügung des Gemeinderathes benöthige. Dieser in seinen traurigen Folgen höchst wichtige Antrag wurde vom Gemeinderath angenommen, und zu diesem Behufe eine Commission, bestehend aus Maurer, Bernbrunn und Stifft ernannt.

Um 10%. Uhr Nachts kam zum Öber-Commando die Anzeige, daß das Magazin neben der Mariahilfer Linie von der 9. Compagnie 9. Bezirks erbrochen worden sey, in der Vorausseßung Kartätschen und Waffen zu finden, daß man aber nur Eisen, Kugeln, leere Pulver-Sackeln gefunden, das Magazin geräumt, und alles darin Gefundene auf Wagen geladen und ins Gemeindehaus am Neubau gebracht habe; ferner, daß in jenem Magazine eine bedeutende Anzahl Sensen gefunden und vom Volke zur Bewaffnung genommen worden sey.

Eine Deputation der hiesigen Bäckermeister erschien im Gemeinderathe mit der Bitte, an das Qber-Commando eine Vorstellung zu erlassen, daß dieselben während der Bedrohung von Außen vom Nationalgarden-Dienste befreit werden, da sie wegen der Approvisionirung zu Hause nöthig seyen, was auch bewilliget wurde. Das darauf bezügliche Plakat erschien den Tag darauf am 11. October. Zugleich stellten sie das Gesuch ein Plakat an die Gesellen zu erlassen, damit sie nicht bei Allarmirungen fortlaufen und die so nothwendige Approvisionirung vernachlässigen, welches vom Gemeinderath ebenfalls angenommen aber vom OberCommando ignorirt wurde. Das Plakat erschien den Tag darauf am 11. October.

Im Gemeinderath wurde beschlossen, daß alle Mitglieder desselben sich im Verlaufe des Tages zur Verstärkung der Permanenz öfter einfinden sollen, die Permanenz aber jederzeit wenigstens durch 9 Mitglieder vertreten sey; daß die bei der Sigung Anwesenden genau verzeichnet werden, damit jedes Mitglied im Stande ist selbst zu controlliren, wer wirkt und wer abwesend ist;

daß die fremden Garden von der Commune verköstiget werden; dem Commandanten der Nationalgarde - Artillerie auf Wesselis Antrag eine Vollmacht zum BleiAnkauf auszufertigen. Wesseli hinterlegte dem Gemeinderath mehrere Quittungen für vertheilte Gewehre und berichtete, daß eine beiläufige Anzahl von 1012,000 scharfer und bei 30,000 blinder Patronen aufgefunden worden seyen, und beantragte, daß lettere in scharfe umgewandelt werden sollten; dann wurde auf dessen Veranlassung das Zeughaus aus Sicherheitsrücksichten gesperrt.

Der Magistrat berichtete dem Gemeinderath, daß er Sorge getragen, die Brünner Garden zu bequartiren.

Die Permanenz des Nationalgarden - Verwaltungs-Rathes erließ an den Gemeinderath eine Zuschrift um eine hinlängliche Anzahl Zünder.

Der Gemeinde-Vorstand der Vorstadt Jägerzeil, Herr Mu nz, richtete an den Gemeinderath eine Zuschrift wegen schleuniger Verfügung über die Sicherheit der anvertrauten Gemeindegelder zu treffen. Wurde dem Vicebürgermeister zur Verfügung übergeben.

In Folge einer Zuschrift der bürgl. Artillerie, der Gemeinderath möge den Witwen dreier gefallenen Artilleristen eine Unterstügung angedeihen lassen, wurde der einen Frau, Namens Langer, eine augenblickliche Unterstüßung von 20 fl. angewiesen. Diese bürgl. Artilleristen sind wohl im Kampfe gegen das Militär gefallen!

Martyrt stellte den Antrag, der Gemeinderath möchte einen Erlaß beschließen, in welchem er die Patrioten aufruft, sich freiwillig zu Betheilungen herbeizulassen, daß die Communal-Cassen nicht zu sehr angegriffen werden.

Gassenbauer berichtete dem Gemeinderath über die Verpflegung der fremden Waffenfähigen, und überbrachte eine Zuschrift vom Reichstags-Ausschuße in dieser Angelegenheit.

Bernbrunn war beim Ober-Commando und berichtete dem Gemeinderath, der Ober-Commandant verspreche einen guten Ausgang troßdem, daß die strategischen Mittel nicht immer zureichend find, und hofft, daß wenn das Volk nicht eine Störung durch seine Gereiztheit herbeiführt, die Sache vielleicht noch gütlich sich beilegen lasse, und er werde Alles aufbiethen, um das zu ihm gehegte Bertrauen zu rechtfertigen.

Doctor Kubenik berichtete dem Gemeinderath von der Universität, daß ein Goldarbeiter, Namens Sterner, binnen 24 Stunden 20,000 Zünder verfertigen wolle, wenn man ihn mit Arbeitern, Material und einem Vorschuß von 100 fl. C. M. versehen würde. Leßteres wurde vom Gemeinderath bewilliget.

Herrn Engel, Gemeinderathe von der Jägerzeile, wurde ein angesuchter vierwöchentlicher Urlaub bewilliget.

Der Gemeinderath beschloß: es soll ein beruhigendes Plakat verfaßt wer den, daß man nicht mehr verhindere, daß Personen sich von Wien entfernen, da

der Gemeinderath durchaus die Freiheit der Personen nicht hindern wolle. Zu diesem Zwecke wurde auch ein Erlaß an die Stadthauptmannschaft und eine Ber, ständigung an die akademische Legion abgesendet.

Eine Zuschrift des Legions-Commando wegen Verpflegung der auf der Bastei verwendeten Mannschaft und um Herbeischaffung von Holz und Stroh, ersteres zu Wachtfeuern, leßteres zum Lagern, wurde vom Gemeinderath bewilligt.

Leykum berichtete dem Gemeinderath, daß die Garden in Mariahilf und auf der Leimgrube sehr aufgeregt wären, es ihm aber gelang, sie einigermassen zu beruhigen; dann machte er den Antrag, eine Deputation zum Reichstag zu senden, damit der Graf Auersperg vom Reichstage für jede fernere Mordthat (?) an den Bürgern (?) von Seite des Militärs verantwortlich ge= macht werde. (Dieser Antrag konnte auch ohne Deputation erledigt werden, wenn man die Proklamation des Reichstages vom 6., worin Amnestie beantragt wird, berücksichtiget! -)

Stifft verlas im Gemeinderath das Plakat hinsichtlich der freien Passage für die fich von Wien entfernenden Personen. Solches erschien den Tag darauf.

Dr. Kubenik stellte den Antrag, der Gemeinderath möchte ein Plakat erlassen, das die Weisung enthält: die hinterlassenen Witwen der mittellosen, im Dienste der Gemeinde Gefallenen, sollen mit jährlichen 200 fl. C. M., und für jedes Kind bis zum vollendeten achtzehnten Jahre mit einem Erziehungsbeitrage von 50 fl. C. M. betheilt werden. Wurde vom Gemeinderath bewilliget und der Antragsteller beauftragt, das Plakat zu verfassen. Solches erschien den Tag darauf am 11. October.

Es wurde dem Gemeinderath gemeldet, daß in der Staatsschuldenkasse die Wache zu schwach, in der Sparkasse aber gar keine Mannschaft vorhanden sey, worauf beschlossen wurde, eine Deputation an das Ober-Commando zu senden, um augenblicklich Mannschaft für diese Posten zu commandiren, und daß alle öffentlichen Aemter wohl bewacht werden sollen. Solches ist vom Ober-Commando berücksichtiget worden, ungeachtet die Massen von vielen Beamten, denen der Schuß ihrer Aemter zukam, entweder entflohen oder unsichtbar geworden sind. Der in Folge dessen zurückgekehrte Gemeinderath Winter berichtete, die Sparkassa sey von den dort angestellten Beamten bewacht, und die Bewachung der übrigen Aemter werde auf Befehl des Ober-Commando sogleich erfolgen.

Der Gemeinderath fendete eine Deputation zum Reichstage, um eine verläßliche Auskunft hinsichtlich der Stellung der fremden (?) Truppen gegen uns (die Stadt Wien) zu erhalten.

An den Gemeinderath erfolgte die schriftliche Antwort des Finanzministeriums auf die Bitte der Commission, daß den Wiener Bäckern 300,000 fl. C. M. vorgestreckt werden mögen, mit der Bewilligung, daß den Bäckern unter

Garantie der Commune 25,000 fl. C. M. vorgestreckt werden sollen. (Die Herren Bäcker ließen sich, ihre Gesellen, Mischer und Jungen mittelst Plakaten vom Nationalgarden-Dienst entheben, verlangten 300,000 fl., und erhielten doch für ihr Gebäck den Kaufpreis — wahrhafte Auserwählte Gottes jenen gegenüber, die solche billigen Forderungen nicht gemacht und doch Alles leisten mußten.) Auf Antrag von Klum, für diese 25,000fl. C. M. den dürftigen Bäckern Mehlvorschüße von der Commune auszufolgen, wurde vom Gemeinderath angenommen und beschlossen, die Dampfmühle möge aufgefordert werden, ihre Vorräche in einem geeigneten Lokale der Stadt zu depofitiren.

Winkler von Forazest stellte im Gemeinderath den Antrag, es solle das Schlachtvieh theils in das k. k. Zeughaus, theils in die Brigittenau getrieben werden. Dieser Antrag wurde angenommen, es ist aber nicht bekannt geworden, ob die Rinder unter den Kanonen im Hofe, oder in den innern Räumen des t. t Zeughauses und in der bereits bekannten Nähe der belagernden Truppen, nämlich in der Brigittenau, eingestellt worden sind; denn gleich auf jenen ergangenen Antrag berichtete der Gemeinderath Waßdorf, daß das Lusthaus im Prater vom Militär bescht sey.

Gassenbauer beantragte im Gemeinderath eine Petition an den Reichstag, während der bedrängten Zeit die Verzehrungssteuer auf die unentbehrlichen Lebensmittel aufzuheben, was auch erfolgt ist, ohne bei dem Ausfalle für die Staatskassa - dem consumirenden Publikum genüßt zu haben.

Winter berichtete im Gemeinderath, der Abgeordnete Scherzer habe sich vorzugsweise verwendet, die bewaffneten Garden und Arbeiter aus der Nähe des Mititårs wegzubringen, und nachdem dieses geschah, habe auch Auersperg seine Truppen zurückgezogen. Scherzers rastlose Bemühungen verdienten Anerkennung.

Bondi berichtete im Gemeinderath, daß Vedetten des Militärs beim rothen Kreuz bei Dornbach stehen, und Martyrt, dem Reichstage sey nichts bekannt, ob von den Gesandten ein Protest gegen ein allfälliges Bombardement der Stadt eingelegt worden sey, daß aber das Ministerium befragt werden solle.

Fleischer machte im Gemeinderath den Antrag, die Verfassung des von Dr. Kubenit beantragten Plakats dem Finanz-Ausschuße zu überlassen, und protestirte gegen jede fernere Abweichung von der angenommenen Geschäftsordnung!!

Dr. Häus le erstattete Bericht über ein passendes Lokale im AugustinerGebäude zur Aufnahme von allfällig Verwundeten mit dem Bedeuten, daß die dort anwesenden 10 jungen Geistlichen sich erbothen, ihre Bettstellen und Matrazzen den Verwundeten zu überlassen, und ersuchte die von ihm übermachte Eingabe zu veröffentlichen, damit auch andere Corporationen ein Gleiches thun möchten. Solches wurde veröffentlicht, und verdient belobt zu werden.

Eine Zuschrift der Stadthauptmannschaft an den Gemeinderath berichtete,

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