Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

schlecht verhohlene Tendenzen sie sehr wohl durchblicken, so wie für Aufrechthaltung der Integrität der Monarchie auf demokratischer Grundlage und auf der Gleichberechtigung sämmtlicher Nationalitäten, entschieden aussprechen. Ez wird darin zudem zu Einheit, Geseßlichkeit und Ordnung aufgefordert. Dieselbe wurde vom Dr. Pinkas in der Bürger-Resource vorgelesen, mit vielem Beifalle aufgenommen, und soll nun zur Unterfertigung aufliegen, welche ihr unzweifelhaft sehr zahlreich zu Theil werden wird.

Das Prager Stadt - Verordneten - Collegium erließ folgende Proklamation höchst merkwürdigen, wichtigen Inhalts:

„Aufruhr, Mord und Gewaltthat hat in Wien die Garantien der Freiheit in Frage gestellt; der Partei des Umsturzes ist es, wir sind überzeugt, gegen. den Willen der Majorität der biederen Bewohner Wiens, gelungen, unseren constitutionellen Kaiser zur Flucht zu veranlassen, den Reichstag zu terrorisiren, in welchem jezt die bisherige Minorität ohne Rücksicht auf Ordnung und Geseße illegale Beschlüsse faßt. Im Namen und im Sinne der loyalen Bevölkerung Prags protestiren wir gegen alle im Reichstage ungeseßlich gefaßten Beschlüsse, wir protestiren gegen eine Versammlung, welche in beschlußunfähiger Minderheit ihr Mandat überschreitend, die executive Gewalt an sich zu reißen versuchen sollte."

,,In dem gewaltsamen Sturze eines Ministeriums, welches in lebereinstimmung mit der Majorität der freien Vertreter eines freien Volkes handelt, sehen wir nicht die Erhebung einer edlen Nation für ihre unterdrückten Rechte, sondern nur verbrecherischen Aufruhr und Anarchie."

,,Wir erklären unsere Anhänglichkeit an die Dynastie, an die constitutionelldemokratische Monarchie, wir erklären fest und feierlich, daß ein einiges, selbstständiges Desterreich wieder erstehen soll aus dem Chaos, welches perfide Organe des Umsturzes heute aus Oesterreich gemacht.“

,,Nur in einem selbstständigen Oesterreich kann Böhmen, kann seine Hauptstadt gedeihen."

,,Wir vertrauen dem Kaiser, und bauen fest auf sein kaiserliches Wort, ohne Furcht vor dem hohlen Gespenste, Reaktion, mit welchem ein irregeleiteter Theil der Bevölkerung sich schrecken, sich mißbrauchen läßt, von einer Partei des verbrecherischen Umtriebes; in dieser Partei allein liegt die Gefahr der wahren Volksfreiheit."

,,Böhmens Bevölkerung erwartet, Treue und Anhänglichkeit bietend, auch Treue von seinem Könige!"

,,Wir fordern Prags loyale Bevölkerung auf, durch festes, inniges Zusammenstehen Ordnung und Ruhe aufrecht zu halten, jede Aufreizung geschäfti

ger Agenten der Wiener Umsturzpartei *) entschieden von sich zu weisen und aufmerksam zu verfolgen.“

Wir warnen die Einwohner Prags vor den Gefahren jenes anarchischen Treibens, das Böhmen in Unglück und ewige Dienstbarkeit zu schlagen gedenkt; darum haltet fest und treu zusammen; uns Böhmen sey der geschichtliche Ruhm vorbehalten, aller Verdächtigung zum Sohn, eine treue Stüße geblie ben zu seyn der Monarchie!“

,,Eintracht gibt Kraft, darum bewahret die Eintracht, in ihr liegt der Sieg über unsere Feinde, wie über unsere Verläumder." Prag, d. 9. Oct. 1848. Vom Bürgermeister und Stadtverordneter:-Collegium. Wanka, Bürgermeister. Prokop Richter. Dr. Rozkošný.

[blocks in formation]

Franz Dittrich.

-

F. L. Jaroš.

Johann Slawit. Wenzel Seidl.

Nowotny. - Johann Spott.

V. J. Rott.

Dr. Hofrichter. - Dr. A. M. Pinkas."

w

10. October.

Dr. Josef

[blocks in formation]

Joh.

Med.

Jellačič's Lebensumriß.—Journalisten-Lügen. — Neber Beerdigung der Gefallenen. Der Reichstag proklamirt, Jellačič sey mit 2000 Mann bei Schwadorf. — Spikhitl. — Ungarische Pässe. — Der Gemeinderath proklamirt, Jellačič lagere mit 1000 Weble Mann bei Schwadorf Reichstags-Commission geht zum Auersperg. Stimmung der k. k. Offiziere gegen Borrosch. — Der Wachcommandant des Pulverthurms droht solchen in die Luft zu sprengen. — Der Reichstags-Ausschuß desavouirt die Aufbiethung des Landßturms von Seite des demokratischen Centralausschusses und überläßt alle Vertheidigungsmaßregeln dem Gemeinderathe und dem Ober-ComBerichte der Verwaltungs-Raths-Permanenz. — Waffenaustheilung. Stärke der um Wien sichtbaren Truppen. - Die Wiedner Garde will angriffsweise Dessen Antwort. verfahren. — Resultate der Sendung zu Jellačič.

[blocks in formation]

Das Erscheinen der kroatisch-slawonischen Armee bei Wien unter dem OberCommando des Ban von Kroatienic, Jellačič, gibt diesem Feldherrn solch' große Bedeutung **), daß wir nicht unterlassen können, einige Andeutungen über seine Person und Character den kommenden Ereignissen vorangehen zu lassen.

Eben so hätte der Wiener Gemeinderath sprechen, und die Bevölkerung vor der magyarischen Umsturzpartei in Wien warnen sollen. Eine unmaßgebliche Meinung ! **) „Der Feind steht vor Wien“, schrieb der Freimüthige am 10. October, „er steht massenhaft vor uns; jene Proklamation des Reichstages, welche am 10. d. M. erschien und dem Jellachich 2000 Mann zerfahrener Truppen gab, war ohne Begründung. Jellachich hat den besten Berichten zu Folge mindestens 20,000 Mann, worunter ungefähr 8000 Mann reguläre Truppen, die andern in Führung der Waffen wohlgeübt."— Hieraus ist ersichtlich, daß es auch die radikalen Blätter einzusehen begannen,

Josef Freiherr Jellačič, (sprich Jellatschitsch,) von Buzim, ist zu Peterwardein am 16. October 1801 geboren, somit 47 Jahre alt. Im März d. I. ernannte der Kaiser den Baron Jellačič zum Generalmajor, zum Ban von Kroatien, Slawonien und Dalmatien, zum wirklichen Geheimrath, und einige Tage darauf auch zum Feldmarschall-Lieutenant und commandirenden General in Agram. Der Tag war gekommen, wo der biedere Mann, der treue Unterthan, der echte Sohn Kroatiens eine gewaltige Aufgabe muthig sich aufbürdete, vor welcher vielleicht jeder Andere erblassend zurückgetreten wäre. Die Zeit war verhängnißvoll, unerhört schwer; es konnte diese schwere Last nur von einer von Ergebenheit und Vaterlandsliebe erfüllten Seele übernommen werden, die an ihren Kaiser und an ihre Heimath weit mehr als an sich selbst dachte. Feldmarschall-Lieutenant Baron Jellačič hat, troß der ungünstigen Verhältnisse, Unglaubliches geleistet. Das Land wird ihm die Ruhe und Ordnung verdanken, der Monarchie hat er dadurch eine der gewaltigsten Stüßen erhalten, und dieß alles ist die natürliche Wirkung seiner höchst seltenen Gaben, wie auch der allgemeinen Liebe und Verehrung, welche er von jeher mit vollem Rechte genießt. Man sehe nur einmal den General vor der Fronte reiten, man höre ihn die Soldaten anreden, so überzeugt man sich augenblicklich und für immer, daß er zum Befehlen geschaffen ist. Der Soldat wird stets dem Jellačič gehorchen und folgen, wenn er sogar in voller wilder Empörung von seinem General überrascht werden sollte, weil der Soldat weiß und fühlt, daß Jellačič selbst ein Soldat ist. Baron Jellačič ist von kleiner Statur, seine hohe Stirne verräth Geist, Energie, Tiefe. Die schwarzen dichtbeschatteten Augen sind freundlich, doch zugleich durchdringend und entschlossen. Die Gesichtszüge scharf geprägt und edel, arabischbraun gefärbt. In seinem Gange, in all seinen Geberden liegt etwas Freies und Kühnes, wie es einem echten Sohne des Südens, einem wahren Soldaten geziemt. Von einer unaussprechlichen Herzensgüte und Nachsicht für seine Untergebenen, zürnt er ihnen selten, weil er weiß, daß man von den Menschen nichts über ihre Fähigkeiten hinaus hoffen und verlangen kann, Groß und Klein, Männer und Weiber, Soldaten und Kinder lieben und verehren ihn in einem beneidenswerthen Grade. Liberal im tiefsten Sinne des Wortes, aber treu seinem Kaiser, ist der Ban der Mann aller Völkerklassen und des Hofes zugleich, und seine tiefgefühlte Vaterlandsliebe, glüht eben so vernünftig und edel, als rein und warm in seiner Brust. Was will und wünscht er? Nichts als seine geliebte Heimath frei und glücklich zu sehen, und dafür gäbe er gerne tausendmal sein Leben hin. Jede Pulsader schlägt in ihm für Hingebung und

daß der Ban mehr als ein oder zweitausend wohlgeübte Truppen anführte, und daß die. Reichstags-Ausschuß Nachrichten nicht alle begründet waren. Dr.

Treue, jeder Moment seines Daseyns wird ohne Bedenken dem großen Zwecke geopfert, den er Tag und Nacht verfolgt. Aber während eine ganze Nation in Begeisterung um ihn versammelt, ihm jubelnd zuruft: Gott beschüße Dich und gebe Dir seinen himmlischen Segen!" während alle braven Leute in Europa mit gespanntem Interesse auf ihn blicken, fallen die magyarischen Wespen ihn mit ihrem giftigen Stachel an, als ob es darauf abgesehen wäre, die Nache Gottes auf das schöne Ungarland herabzuziehen, für welches die Kroaten Jahrhunderte lang brüderlich gestritten haben! Die parteiischen Vorwürfe, die böswilligen Gerüchte, die man verbreitet hat, die niedrigen Verläumdungen, die ausposaunt wurden, alles das prallt von einer solchen erhabenen Natur ab. (Böhr. Gc.)

Nachstehende Nachrichten brachte der Freimüthige, welche zur Beurtheilung mit Bemerkungen mitgetheilt werden, und zwar :

,,Mit erhabenen 1) Gefühlen blicken wir auf die jüngstvergangenen Tage zurück; was in Prag und Berlin nicht gelingen konnte, das hat Wien (?) erfochten. *) Wir haben die Vorfälle des 6. und 7. October ausführlich berichtet *) und wollen vorläufig noch einige Episoden beifügen. Eine rührende, wahrhaft erhebende Scene erlebten wir bei llebergabe des Zeughauses. Die Soldaten, welche auf das Volk und die Garde gefeuert hatten, zählten mehre Verwundete, um die sich Niemand (?) kümmerte; man ließ sie, die fürchterlich Leidenden, unbeachtet liegen. Endlich gewahrte sie ein Student, er richtete einige feurige Worte an seine Kameraden und die Nationalgarde, und sogleich ergriffen sie die Tragbahren, legten die Verwundeten darauf und trugen fie fort. Als sie mit ihrer Bürde zum Thore hinauskamen, stußte das Volk einen Augenblick, doch sogleich machten Nationalgarden und Legionäre aus freiem Antriebe Spalier, schulterten und pråsentirten. Ein nicht enden wollender Jubelruf durchtönte die Luft, und allen Umstehenden traten Thränen der Rührung in die Augen. So behandeln siegende Demokraten ihre Feinde! *)"

,,Gestern, Montag, hörte man, wie Bewohner der Vorstadt Wieden verfichern, im Schwarzenberg-Garten bis zum Belvedere hinauf ein lang anhaltendes Vivat- und Bravorufen von Seiten des dort liegenden Militärs. Die Ursache kennen wir nicht, vermuthlich ist die Mannschaft von den Offizieren haranguirt oder ihnen die Nähe Jella či č's kund gegeben worden). In welch' pitoyablem Zustande sich Je ll a čič (?) sammt seiner Armee befindet, hat man ihnen nicht gees soll ein hiesiger Bürger seyn, sagt. Tags zuvor wußte sich ein Mann, verkleidet in den Schwarzenberg-Garten Eintritt zu verschaffen. Wir wissen nicht,

Bemerkungen. 1) Schöne Erhabenheit das! *) Gemordet.

----

3) Sollte gelogen" heißen. )!!? — Das abziehende Militär hat seine Verwundeten mitgenommen, und die Nationalgarden haben sie geleitet. Verwundet wurden 22, und 2 Grenadiere waren todt. *) Es war der Ban selbst da gewesen.

ob seine Aussage glaubwürdig ist, theilen daher bloß die Nachricht mit, daß er die Zahl der Kanonen auf 38 angibt. Die Mannschaft soll viel Wein bekommen, Einige waren in so rosenfarbenem Humor, daß sie ihm für ein Päckchen Zündhölzchen ihr Gewehr anboten!! -"

„Unter den aus dem k. k. Zeughause genommenen neuen Gewehren sind die meisten auf Zünder eingerichtet, aber man hat keine Zünder. Es sollen heute Nachmittag so viele vertheilt werden, als man in der Eile anfertigen konnte. Vermuthlich werden im Zeughause in dem unter die Schottenbastei führenden unterirdischen Gängen Zünder gefunden werden."

„Zum Schlusse noch ein Wort des Dankes an die Bürger-Artillerie; wenn fich in diesen Tagen der Gefahr unsere ganze Volkswehr auszeichnete, so that dieß besonders die Bürger-Artillerie in vollem Maße — sie stand 48 Stunden, ohne abgelöst zu werden, bei den Kanonen. Das thaten die,,von einer Partei unterjochten Bürger" für ihre ,,Unterjocher." *)

Das Nationalgarde-Ober-Commando erließ folgenden Tagsbefehl :

"Der Verwaltungsrath hat Betreffs der Modalitäten der Beerdigung der am 6. und 7. d. M. Gefallenen folgende Beschlüsse gefaßt:

1. Die im allgemeinen Krankenhause befindlichen Leichen der am 6. und 7. d. M. Gefallenen, welche von ihren Angehörigen nicht zur besonderen Bestat= tung abgeholt worden sind, sollen heute Nachmittag um 2 Uhr im Stillen zur Erde bestattet werden.

2. Es möge durch ein Plakat bekannt gegeben werden, daß später bei geeigneter Zeit eine Leichenfeier abgehalten werden solle, da deren Abhaltung gegenwärtig nicht angemessen erscheint.

3. Von jedem Bezirke und von jedem Corps soll ein Zug von 6 Rotten vollkommen bewaffnet den Zug begleiten.

4. Die Abfeuerung von Salven hat bei der Bestattung zu unterbleiben. 5. Die geistliche Begleitung hat aus einem sogenannten ganzen Conduct der katholischen Geistlichkeit, nebst einem protestantischen Prediger helvetischer und augsburgischer Confession, und einem israelitischen Geistlichen zu bestehen. 6. Eine Musikbande begleitet den Zug.

Diese Beschlüsse werden den Commandos bekannt gegeben.
Wien, am 10. October 1848.

Braun, m. p., prov. Ober-Commandant."

,,An die Bevölkerung Wiens! Nach einem von dem Comitee des hohen Reichstages zur Erhaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit genehmigten Beschlusse des Verwaltungsrathes der gesammten Nationalgarde soll die Beerdigung der in den Spitälern liegenden Leichen der am 6. und 7. October Gefallenen

[ocr errors]

*) Freimüthige Nr. 159. Der Verfasser verwahrt sich gegen legtern Passus; denn von Unterjochung kam nirgends eine Spur vor. Dr.

« ZurückWeiter »