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welche den Dienst für die nächsten 24 Stunden, abwechselnd von vier zu vier Stunden, zu übernehmen hätten.“

„Kundmachung. Nachstehende Eingabe wird mit dem Beifügen zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß deren Inhalt vom Reichstage zur wohlgefälligen Kenntniß genommen wurde.“

Vom konstituirenden Reichstage.

Smolka, erster Vicepräsident.
Carl Wiser, Schriftführer."

,,,,Hohe Reichsversammlung! Der erste allgemeine Wiener Arbeiter-Verein, der für die Aufrechthaltung sowohl der Freiheit, als auch der geseßlichen Ordnung glüht, und einem anarchischen Zustande durchaus nicht das Wort reden wird, sieht sich verpflichtet, einer hohen Reichsversammlung den Dank im Namen der ganzen Arbeiterklasse Wien's dafür auszudrücken, daß eine hohe Reichsversammlung das Staatsruder in den jeßigen Tagen der Gefahr mit einer solchen Kraft in die Hände genommen, und unsere verwirrten Angelegenheiten zu einem, gewiß jeden Theil des Volkes befriedigenden Ende zuzuführen gedenkt, welches ihr auch jedenfalls gelingen muß, wenn sie vom Volke in ihren Beschlüssen unterstügt wird. Der Arbeiter-Verein, welcher nur in dem kräftigsten Zusammenwirken die Freiheit des ganzen Volkes gewahrt sehen kann, und der auch in diesen Tagen bewiesen hat, daß es den Arbeitern nicht um Raub und Plünderung zu thun sey, stellt sich ganz zur Verfügung einer hohen Reichsversammlung, mit dem Bedeuten, ihre Beschlüsse, welche gewiß nur zum Wohle des Gesammtvolles dienen werden, mit dem Leben gegen alle Angriffe, von welcher Seite fie immer kommen mögen, zu vertheidigen, um auch auf diese Art nach seinen Kräften zum Wohle des Staates beitragen zu können.

Der Vorstand des ersten Wiener Arbeiter-Vereines.

Anton Schmit, Sebastian Tack, Comitee-Mitglieder."""

Nachmittags erschien bei dem ersten Vicepräsidenten des Reichstages eine vom mährisch - schlesischen Landes - Gubernium beglaubigte Deputation aus der Nationalgarde, dem Studenten-Corps und dem Sicherheits-Ausschusse der Stadt Brünn, um sich über die Vorfälle am 6. und 7. verläßliche Nachrichten zur Beruhigung der bestürzten Gemüther zu erbitten, mit der Versicherung, daß sie den Beschlüssen des Reichstages stets nachkommen wolle.

Die verlangten Auskünfte wurden ertheilt.

In der Nachmittags - Sigung des Reichstages berichtete der Abgeordnete Prato, Namens der permanenten Commission für die Sicherheit der Stadt Wien, über eine vom Ministerium mitgetheilte Adresse der Stadt Preßburg in Felge einer Zuschrift des Feldmarschall-Lieutenants Ban Jellačić an sie mit

der Drohung des Bombardements, falls die abgebrochene Donaubrücke nicht bis 8. October 1818 Mittags wieder hergestellt werde.

Die in Herzogenburg erlassene, und an den Minister Kraus hieher gesandte Proklamation Sr. Majestät des Kaisers lautet:

An die Völker Meiner deutsch-erbländischen Provinzen! Gleichzeitig mit Meiner Abreise von Schönbrunn habe ich ein Manifest zur Contrasignirung und Beröffentlichung nach Wien geschickt, in welchem Ich Meine höchste Entrüstung und Betrübniß über die traurigen, und grauenvollen Ereignisse aussprach, welche durch die kleine aber ungemein thätige Partei neuerlich dort Statt fanden, ungeachtet Ich Mich entschlossen hatte, ohne andere Garantie, als die Liebe der Einwohner dahin zurückzukehren.“

,,Zugleich habe Ich in selben den vorzugsweisen Zweck Meiner Reise erklärt, nämlich einen für den Augenblick geeigneten Standpunkt in der Monarchie zu gewinnen, von welchem aus Ich die constitutionelle Freiheit zu einem wirklichen und dauernden Gemeingute für Alle gleich wohlthätig wirkend begründen könne, ohne die Vortheile, welche bereits Meine Sanktion erhalten haben, irgend zu schmälern. Da durch die dortigen Wirren das Manifest vielleicht nicht an seine Bestimmung fam, und somit auch nicht zur allgemeinen Kenntniß gelangen konnte, wollte ich dieses denen Provinzen, insbesondere den Gegenden, welche ich durchziehe, zur Beruhigung bekannt geben."

Herzogenburg, den 8. October 1848.

Ferdinand m. p."

Aus dem Gemeinderathe 5 Uhr Abends. Es wurde auf Antrag Wesselys eine Ergebenheits-Adresse an den Reichstag beschlossen, der Entwurf derselben nach Hütters Antrag einer Commission überlassen, sogleich verfaßt und genehmigt,

Bericht der Commissionen über das zerstreute Grenadier-Bataillon, so wie über die schwache Beseßung der Pulverthürme.

Brodhubers Antrag: Stenographen zur Aufnahme der Gemeinderaths, Verhandlungen aufzunehmen, so wie jener, ein eigenes Blatt für dieselben zu gründen, wurde verworfen.

Wesselys Antrag: Entweder einen geeigneten Komunal- oder sonstigen Beamten zur genauern Aufnahme der Verhandlungen anzustellen, wurde ange

nommen.

Ueber Antrag Gassenbauers wurde beschlossen, keinen Unterschied in der Veröffentlichung der Protokolle zu machen. Ist nicht in Erfüllung gegangen.

Maurers Antrag: Die von der Plenarversammlung genehmigten Protokolle sogleich im ämtlichen Theile der Wiener Zeitung zu veröffentlichen, wurde mit dem Zusage angenommen, daß dieselben vorher noch einem aus fünf Mitgiedern bestehenden und in vier Wochen stets neu zu wählenden Redactions-Bureau zur

Durchsicht vorgelegt werden sollen. Für dasselbe wurden erwählt die Herren Kaltenbäck, Kaiser, Wessely, Stubenrauch, Stifft *).

Pranters Antrag: Die Geschäftsleute in der Stadt zur Eröffnung ihrer Gewölbe aufzufordern und die Barrikaden zur bessern Passage umzugestalten, wurde in seinem ersten Theile als unnöthig erkannt; hinsichtlich der Barrikaden wurde jedoch beschlossen, die Vermittlung des Studenten Comitees hiezu dankbar anzunehmen und dem Unterkammeramte die Beseitigung der Barrikaden aufzutragen.

Dem Studenten-Comitee wurde der Dank der Versammlung für die Erklärung seiner Mitwirkung durch eine Adresse ausgedrückt.

Wessely zog seinen Antrag zu einer Vertrauens-Adresse an das Nationalgarde-Obercommando als überflüssig zurück.

Auf eine Mittheilung des Studenten-Comitees, daß die Grenadiere des Bataillons Richter obdachlos und ohne Verpflegung seyen, wurde beschlossen, dem Studenten-Comitee die Summe von 400 fl. anzuweisen, ohne einen bestimm ten Verpflegungsbetrag pr. Mann zu bestimmen; jedoch die Bedingung damit verbunden, daß nur die nothwendigsten Lebensmittel angeschafft werden sollen. Zugleich wurde von einem ungenannt seyn wollenden Mitgliede der Betrag von 20 fl. C. M. für die Grenadiere dem Präsidenten übergeben.

Der Antrag, dem Reichstage die Bitte vorzulegen, daß er die beabsichtigte Amnestie schleunigst erwirken möge, wurde nicht angenommen, weil der Reichstag selbst schon das Nöthige veranlaßt hat. Schuhmann stellte folgende Anträge:

a) Diejenigen, welche ohne der Nationalgarde anzugehören, sich aus dem Zeughaus bewaffnet haben, in ihren Bezirken den Nationalgarde-Compagnien zur Mitwirkung für das allgemeine Wohl und zum Schuße der Personen und des Eigenthums anzureihen,

b) die Erlassung eines Verbotes gegen Waffen-Auflauf;

c) die Erneuerung des Verbotes, innerhalb der Linien Wiens auf den Straßen zu schießen; zog sie aber unter der Bedingung bis morgen zurück, daß der über diese Angelegenheit am 8. d. gefaßte Beschluß des Reichstages bis dahin publizirt seyn müßte.

Gaffenbauers Antrag, dem Reichstage ein Programm zu einem feierlichen Leichenbegängnisse aller am 6. d. Gefallenen der Nationalgarde, des Volkes und Militärs vorzulegen und auch die Gründe, warum gerade der Gemeinderath der Stadt Wien eine so große Aussöhnungsfeier wünsche, zu unterbreiten, wurde einstimmig angenommen.

Nach den heftigen Aufregungen des vorgestrigen und auch des gestrigen Tages verging der heutige auffallend ruhig. Man sah am gestrigen und auch am *) Schade, daß die Protokolle des Gemeinderathes nicht complet veröffentlicht und nicht complet vorhanden sind !

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heutigen Tage zahlreiche Waffenträger aus den unteren Classen, und Bauern mit ihrer Beute aus der Stadt durch die Vorstädte eilen, was die Bedächtigen und Gemäßigten mit Besorgniß und Angst für die nahe Zukunft erfüllte. Ueberaus zahlreiche Spaziergänger und Neugierige durchströmten am heutigen Sonntage die Gassen, die der Schauplag des Kampfes gewesen, den Stephansplag, den Graben, die Bognergasse, den Plaß am Hof, die Freiung und sämmtliche Umgebungen des Zeughauses, um die Spuren des Geschüßes, der durch KartätschenKugeln hervorgebrachten Zerstörungen zu beschauen. In Folge des vorangegangenen Reichstags-Befehles blieb wohl die nächste Umgebung des k. Zeughauses geschlossen, aber die anbefohlene Schließung des Zeughauses selbst blieb der Protection und der einzeln spekulirenden Nationalgarde Mitglieder wegen unausführbar. Aengstliche Personen verließen massenweise die Stadt und begaben sich in die nächsten Umgebungen, von denen besonders einige mit Flüchtlingen überfüllt waren. Das auf der Türkenschanze liegende Militär verlangte, dem Vernehmen nach, Nationalgarde-Eskorte, um sicher in die Vorstadt rücken zu können. Die Garden des Michelbairischen Grundes, verstärkt durch gestern bewaffnetes Voll, esfortirten einzelne Soldaten, und das seit drei Tagen ohne Löhnung und Ration gebliebene Militär wurde aus eigenen Mitteln vom besagten Vorstadtgrunde versorgt. Besonders lobenswerth war die in dieser Vorstadt bewerkstelligte Entwaffnung unmündiger Jungen und verdächtigen Gefindels. Ein beiläufig fünfzehn- bis sechzehnjähriger Tambour der Garde verwundete daselbst aus Muthwillen einen Soldaten tödtlich. Bauern strömten den ganzen Tag vom Lande herein, um Waffen zu holen. Ihrem Verlangen konnte nur ungenügend willfahrt werden. Es verbreitete sich das Gerücht, Jellačić sey in magyarische Gefangenschaft gerathen ohne Zweifel von Magyaren erdacht und verbreitet.

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Um einen Beweis zu liefern, von welcher Bangigkeit die Wiener beherrscht waren, beweist nachstehendes Faktum. Nur einmal im Laufe des Tages wurde ein Theil durch einen eben so falschen als panischen Schrecken allarmirt. Mehrere Individuen, die sich gestern zum ersten Male bewaffnet hatten, versuchten ihre Gewehre im Stadtgraben nächst dem Stubenthore. Da rief plöglich eine Stimme mitten aus der am Universitäts-Plaße zahlreich versammelten Menge: Man beschießt die Stadtmit Kanonen! Wie Spreu zerstob die Menge, drängte sich mit demselben Angstrufe gegen den Stephansplag, wo leider im Gedränge mehrere bedauerliche Unglücksfälle vorfielen.

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Abends wollte eine Abtheilung der akademischen Legion nach Schwechat marschiren, — so berichtete der „Freimüthige" - um das dort angeblich auf den lebergang zur Wiener Nationalgarde harrende Regiment Heß as uolen; es wollte jedoch, sagte der Freimüthige" weiter, Bielen erscheinen, als 'fiele man in einen Hinterhalt und der Abmarsch unterblieb. Ebenso soll:n sich die

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Soldaten geweigert haben, nach Wien zu marschiren, weil sie ebenfalls fürchteten, auf Feinde zu stoßen. - Solche erbärmliche, aus der Luft gegriffene Nachrichten von Uebergang der Truppen brachten die Schandblätter Mahler's u. A. in Unzahl!

Anmerkung. As Nachtrag zur Seite 131 Zeile 20 kömmt noch zu bemerken, daß der Techniker Rauch, welcher gleich beim Eindringen in das Kriegs-Gebäude mit zwei Nationalgarden als Parlamentär zum Kriegsminister Grafen Latour hinauf gehen wollte, vom Adjutanten desselben, Hauptmann Niewiadomsti, im 2. Stockwerte angehalten wurde.

Dieser Technifer, der, wenn auch vom Kampfe erhigt, für die Rettung des Kriegsministers die beste Absicht hegte, schloß mit Hauptmann Niewiadomsti eine Uebers einkunft ab, nach welcher das Kriegsgebäude von einem Bataillon der Stadtgarden oder der Legion besezt, gleichzeitig aber der noch in diesem Gebäude befindlichen Grenadiers Divisions-Abtheilung der freie Abzug gestattet werden sollte.

Der Kriegsminister bestätigte im Beiseyn des Majors Boxberg diese Konvention, deren Ausführung aber durch die tobende Menge vereitelt wurde.

Vergebens beschwor Niewiadomski und Rauch, mit weißen Tüchern schwenkend, im Hofe des Gebäudes das wüthende Bolk, allein nach Proklamirung dieser Konvention wurden sie beide als Verräther umringt, herumgezogen, am Leben bedroht, und nur das Erscheinen der Reichstags-Deputirten rettete Niewiadomski, den die Deputirten dem Volke als Latours Adjutanten bezeichneten. Leider blieb Rauch in den Händen des Volkes. Im Laufe dieser Ereignisse wurde Major Gustav Sch i ndler, vom Ingenieur-Corps, durch einen Hieb niedergestreckt.

Erst nachdem diese Konvention nicht in Erfüllung gebracht werden konnte, geschah die Abdankung Latours, wie Seite 132 beschrieben. Als Latour über die Stiege gegen den Hof geführt wurde, rief ihm ein Arbeiter zu: „Du zitterst!" worauf Latour mit Kaltblütigkeit antwortete; Ich bin vor Kugeln gestanden, ich fürchte auch den Dolch nicht, ich habe ein gutes Gewissen, und bin in Gottes Hand."

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Wir verdanken diese Berichtigung dem Hauptmann Niewiadomski selbst, welcher sich als Zeuge bei der Ermordung Latours in Untersuchung befunden hat, aber gänzlich freigesprochen wurde, und uns überhaupt die freundliche Mittheilung machte, daß die Darstellung der Ermordung Latours vollkommen der Wahrheit getreu ist.

9. October.

Nationalgarde Oberoffiziere dürfen nicht abdanken.

tausches im kaif. Beughause.

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Der Ban Jellačič rückt gegen Wien mit einer

Auersperg weigert sich die Garnison in die Kasernen einrücken zu
Deputationen von Graz und Prag.

Statut über die Dienst- und

Disciplinar - Verhältnisse.

An die Commando der Bezirke Leopoldstadt, Landstrasse, Wieden und Mariahilf:,,In diesen bedrängten Zeiten können die angezeigten Abdankungen von

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