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magyarischer Emissäre, und des demokratischen Clubbs, der Widerseßlichkeit der Grenadiere, der Undisciplin der Garden und verblendeten studierenden Jugend! Zwei Kanonen auf denen verwundete Studenten lagen, wurden von Nationalgarden umgeben, im Triumph durch die Leopoldstadt in die Stadt gefahren, und die Grenadiere zogen mit den Legionären und Nationalgarden, den Generals-Hut Bredy's auf der Spiße eines Bajonettes vor sich tragend, ebenfalls in die Stadt zurück. Aus gewissen Häusern wurden Tücher geschwenkt, un so die Gräuel als Glorie betrachtet.

Von Kugeln durchbohrt fielen General-Major Hugo von Bred y todt, und Oberst-Lieutenant Klein tödtlich verwundet, als Opfer ihrer Pflicht und Treue!

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Wahr ist es, ein Schwanken in den Dispositionen des Generals Bredy, der sich zu einem ernsthaften Einschreiten zu rechter Zeit nicht entschließen konnte, und sich und den Truppen den Schwarm des Volkes so auf den Leib kommen ließ, daß es sich in die Abtheilungen eindrängte, und ihre freie Bewegung hinderte, muß mit als eine der Hauptursachen der Nachtheile betrachtet werden, welche das Militär an diesem Tage der bewaffneten Uebermacht der Garden gegenüber erlitt und es endlich zum Rückzuge auf das Glacis der Stadt nöthigte, bei welcher Gelegenheit in der Augarten- und Taborstraße aus vielen Fenstern auf die Truppen geschossen worden seyn soll.

In Folge der Vorgänge in der Leopoldstadt, am Tabor und beim Bahnhofe wurden nach und nach alle Truppen der Garnison theils nach Schönbrunn, theils in genannte Vorstadt gesendet, und zum Schuße der inneren Stadt, als Hilfe der gutgesinnten Stadtgarden blieben bloß ein Bataillon Nassau und drei Compagnien Pioniere zurück.

Als die vom Ober-Commando abgeschickten Plazoffiziere: von Eyselsberg, Player, von Fischer und von Hohenblum gegen den Prater kamen, hörten sie schon schießen, und es kamen Bewaffnete und Unbewaffnete auf der Flucht entgegen. Sie seßten ihren Weg fort, in der Hoffnung noch wirken zu können, und giengen durch den Bahnhof auf der Fahrstraße vorwärts.

Etwa 300 Schritte auf derselben entfernten sich Hohenblum und Fischer, Player und Eyselsberg beredeten die Bewaffneten, sich in die Stadt zurückzuziehen und ruhig zu verhalten, was ihnen großentheils gelang, und so erreichten sie den Spiß. Das Feuer war so ziemlich eingestellt, nur beim Universum hörte man einzelne Wechselschüsse. Player und von Eyselsb erg suchten auch dort Ferneres zu behindern, und die Bewaffneten zum Nachhausegehen zu bewegen, während sie anderseits den Verwundeten beider Parteien die nöthige Hülfe angedeihen zu lassen versprachen. Da die Sendung der beiden Plazoffiziere ihren Zweck nicht erreichte, so bemühten sie sich Wagen und Tragen aufzutreiben. Außer der Taborlinie stieß

Plazoffizier Player auf einen Haufen großentheils bewaffneter Menschen, welche zwölf Mann vom Regiment Nassau, welche sich um ihren blessirten Hauptmann schaarten, zu entwaffnen und auch vielleicht zu tödten im Begriffe standen. Player drang in die Leute, diese zwölf Mann unversehrt abziehen zu lassen, und als dieß geschah, ließ er den Hauptmann in einem Fiaker in die Stadt, wohin er verlangte, unter Vedeckung führen. Besonders hervorheben muß Player die liebe volle und menschenfreundliche Bereitwilligkeit des Herrn Specker, Inhaber der großen Maschinen-Fabrik außer der Taborlinie; denn als Player zu ihm kam, und ihn um Wagen für die Blessirten bath, stellte er ihm alle seine Pferde, Wagen und auch eine für seinen Bedarf neu angeschaffte Krankentrage zu Geboth, trug seinen Leuten auf, dem genannten Plaßoffiziere in Allem beizustehen, was fie auch mit der größten Bereitwilligkeit thaten. Dann zeigte er dem Plazoffiziere die in seinem Hause befindlichen blessirten Militärs und Nichtmilitärs, für die er so zu sagen väterlich sorgte. Der Plazoffizier Player und v. Eyfelsberg sorgten dafür, daß die Blessirten in Spitälern untergebracht wurden, und erfüllten da durch eine menschenfreundliche Pflicht.

Als der Plazoffizier Dunder beim Ober-Commando ankam, und über die Vorgänge an der Taborbrücke Bericht erstattete, wurde in Folge desselben in der Stadt Allarm zu schlagen, und die in solchen Fällen schon bezeichneten Thore, Thürme und andere Punkte von den betreffenden Garde- Abtheilungen zu bes sezen befohlen.

Das unbewaffnete Volk eilte in die Stadt und stürzte schreiend durch die Straßen. Die Sturmglocken ertönten von allen Thürmen. Auf der Universität sammelten sich Massen von Nationalgarden. Man führte verwundete Nationalgarden und Studenten durch die Straßen.

12 Uhr Mittag. Nationalgarden und Legionäre, welche die Affaire an den Brücken gehabt, marschirten in die Stadt. In ihrer Mitte befanden sich Einzelne von den deutschen Grenadieren Richter und die zwei eroberten Kanonen. Sie wurden mit ungeheurem Jubel von der Bevölkerung begrüßt. Die Thore wurden geschlossen, die Stadtmauer von der Garde beseßt, nnd sämmtliche aus dem bürgerlichen Zeughause geholten Kanonen aufgepflanzt. Das rückkehrende Bataillon Nassau wollte in die Stadt rücken, machte aber nach kurzem Parlamentiren rechtsum.

Blutige Katastrophe am Karmeliter-Plag.

Nach der blutigen Affaire am Tabor kam, während dem als Verwundete und Todte zu den barmherzigen Brüdern überbracht wurden, ein Detaschement Wrbna-Chevaurlegers, welche vom Tabor kamen, in die Stadt reiten wollten, da aber die Thore bereits geschlossen waren, umkehrten und gegen den Tabor ritten, zum Karmeliterplag, woselbst sie von Einzelnen der hier aufgestellten

Garden mit dem Bedeuten aufgehalten wurden, sie könnten nicht durchkommen. Der sie kommandirende Offizier, Oberlieutenant Abel, schwenkte gegen den Tabor mit der Absicht sich durchzuhauen, weil man ihn hinderte, und da fielen mehrere Schüsse von den zwischen dem National-Gasthofe und dem Hirschenhause aufgestellten Garden auf ihn, und mehrere von jenen, die am Karmeliter-Plaße aufgestellt waren. Ein Chevaurleger schoß seinen Karabiner gleichzeitig ab. Abel wurde schwer verwundet, fiel vom Pferde, und in dem Momente stürzte noch ein Garde auf ihn, um ihm, wie er sagte, mit dem Kolben den Garaus zu machen. Der hier mit einer Compagnie Bürger anwesende Commandant des BürgerRegiments Schaumburg wurde über diese schaudervolle Absicht so entrüstet, daß er den Säbel zog, und dem Unmenschen einen Hieb über die Achsel verseßte, und dadurch von einer niederträchtigen Handlung abhielt selbst aber in die größte Gefahr gerieth. Die übrigen Chevauxlegers ritten davon, es wurde ihnen nachgeschossen. Einzelne Garden einer bekannten Compagnie haben sich bei dieser Katastrophe auf eine traurige Weise hervorgethan.

Außer Abel sind noch 6 Mann gefallen. Bei der Bären-Apotheke wurde auf den Rest der Chevaurlegers abermals von den dort vom Tabor anrückenden Garden geschossen.

Die Bataillone der Leopoldstädter Nationalgarde waren anfänglich in der Praterstraße vor der Johannes-Kirche aufgestellt. Die gute Gesinnung dieses Bezirkes, mit Ausnahme einer Compagnie, und einzelner Umstürzlinge wie es leider! überall räudige Schafe gibt, mißbilligte den Widerstand der undisciplinirten Grenadiere und Garden der südlichen Gründe. Di: Leopoldstädter Garden zogen sich gleich nach der Affaire am Tabor, nachdem Einzelne zum Tabor zogen, andere den charakterfesten Commandanten Eßlein vom 2. Bataillon insultirten, zum Bezirks-Commando zurück, und es wurden den leßten Compagnien von den übelgesinnten Umstürzlingen sogar eine Kazenmusik und Steinwürfe nachgesendet *).

Die ungsückselige Affaire am Karmeliter - Plaß ging keineswegs von den Bataillonen, vielmehr von Einzelnen einer übelgesinnten Compagnie aus, und alle Bessergesinnten mußten das Ereigniß tief beklagen.

*) Die Umsturzpartei und das rebellirende Proletar'at hatte seit dem 23. August besonders auf die 12. und 13. Compagnie einen tödtlichen Haß geworfen, der sich auch in den Kämpfen im Laufe des Obtobers eclatant bemerkbar machte. Am 23. August hatten 45 Garden der 12. und 30 Garden der 13. Compagnie vereinigt, gegen 1500 rebel= lirende Arbeiter am Stern vor dem Prater gesprengt, und sich als beherzte Männer, als Freunde geseßlicher Ordnung, und als Feince der Anarchie und der von der Gemeinde bezahlten, rebellirenden, schlechten und faulen Subjekte bewiesen.

Dieß war genug, um in den Augen der Umstürzlinge und anarchischen Republikaner für eben so schlecht zu erscheinen, und von denseiben nicht nur gesteinigt, sondern auch wo möglich gemeuchelt zu werden.

Dr,

Gleich nach erfolgtem Feuern am Tabor erschien nachstehende Prokla mation:

,,An die Bevölkerung Wiens! Bei dem für heute früh angeordneten Abmarsche eines Theils der hiesigen Garnison haben sich bei einem Theile dieser Truppen meuterische Bewegungen gegen diesen Befehl gezeigt, welche von einem Theile der Nationalgarde untermischt mit einem Pöbelhaufen noch unterstüßt wurden. Ohne daß bis zu diesem Augenblick auch die erste Veranlassung bekannt ist, wurde von den Waffen Gebrauch gemacht..

Um dem Conflicte zwischen den Truppen Einhalt zu thun, wurden sogleich die geeignetsten Maßregeln getroffen. Und es ergeht zugleich an alle ordnungsliebenden Bewohner Wiens, an alle Corps der Nationalgarde die Aufforderung, diese Maßregeln welche nur die Verhinderungen jedes weiteren Confliktes, die Aufrechthaltung der Ordnung und Sicherheit bezwecken, auf das kräftigste zu unterstügen.

Zugleich werden alle friedliebenden Bewohner Wiens ermahnt, sich soviel als möglich von allen Aufläufen auf offener Strasse zurückzuhalten, um nicht unnöthiger Weise die Aufregung zu vermehren. Wien, am 6. Oktober 1848. Der Ministerrath."

Diese Proklamation blieb ohne Wirkung, da das betreffende Ereigniß nur zu bald durch ein anderes überstürzt wurde.

Kurz nach dem furchtbaren Auftritte am Tabor, eilte der Nationalgarde Artillerie- Commandant S. Spißhitl in Civilkleidern ins bürgerliche Zeug haus, daselbst sammelten sich zahlreiche Volkshaufen, und gleich darauf kamen Ober-Commando-Befehle an den genannten Commandanten der NationalgardeArtillerie zur Verabfolgung von Geschüßen an mehre Nationalgarde-Abtheilungen, welche dieselben auf die Basteien oberhalb der Thore aufzupflanzen hatten. Hauptmann Klinkosch von Bürger-Grenadieren, erhielt den Befehl vom OberCommandanten Streffleur, zwei Kanonen aus dem bürgl. Zeughause zu requiriren und auf die Rothenthurm-Bastei bringen zu lassen, welcher Auftrag aber nicht sogleich erfüllt werden konnte, weil keine hinreichende Bedienungsmannschaft vorhanden war. Bald darauf muste aber Spizhitel ohne OberCommando-Befehl Kanonen aus dem bürgerlichen Zeughause entführen lassen, da fie das Volk mit Ungestüm verlangte, und Spißhitl's Gegenvorstellungen, mit der Drohung ihn zu erschießen, beantwortete. Diese mit größter Brutalität zum wiederholtenmale ausgestoßenen Drohungen und die Bemerkung, daß derselbe in Civilkleidern auftrat, bewog ihn nach Hause zu gehen, und seine Umiform anzuziehen, worauf sich derselbe auf die Basteien begab, um nachzusehen, ob die Geschüße aufgeführt wurden. Solche sind, und zwar auf Befehl des ins bürgerl. Zeughaus gekommenen Commandanten der akademischen Legion Aigner,

ohne angemessener Bedienungsmannschaft richtig aus dem bürgl. Zeughause abgeführt und auf der Bastei aufgepflanzt worden.

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Einlaß des Militärs in die Stadt.

Dem bestehenden Ober- Commando Befehl gemäß war das Schottenthor vom ersten Stadt- Bezirke Schottenviertel bei Allarmirungen besezt zu halten, was noch dießmal pünklich geschah. Mittags beseßte die 2te Compagnie dieses Bezirkes jenes Thor. Aber als eine starke Abtheilung Pioniere, es dürften 3 Compagnien gewesen seyn, um halb 12 Uhr Mittags, durch dasselbe in die Stadt marschirten, wurde denselben der Einmarsch nicht verwehrt, nachdem sich der commandirende Hauptmann derselben mit einem schriftlichen Befehl des Kriegsministers Grafen Latour ausgewiesen hatte. Nachdem das Militär einmarschirt war, kamen gegen 6 Compagnien Nationalgarden aus den Vorstädten zum Schottenthor gezogen, beseßten die Bastei, und auf Ansuchen des Wachcommandanten am Schottenthor, gab dieses Vorstadt-Bataillon eine halbe Compagnie als Verstärkung an die Thorwache ab. Die neu angekommenen Garden beschuldigten jedoch die Stadtgarden des Verrathes und Einverständnisses mit dem Militär, weil sie die Pioniere hereinmarschiren ließen; in Folge dessen es zu gefahrdrohenden Disputen und Thätlichkeiten kam, die damit endeten, daß die Stadtgarden um Blutvergießen zn vermeiden, von der Uebermacht gedrängt, abzogen, und jene Vorstadtgarden die Schottenthorwache beseßten und allein besezt behielten. Ein Theil der Schottner zog über die Mölkerbastei, der andere warf sich unter Anführung des Lieutenants Fichtner in die Nationalbank zur Verstärkung der dort befindlichen Wache.

Blutiger Kampf der Stadt- und Vorstadtgarden

vor und in dem Stephansdome.

Die Aufregung der Bevölkerung war furchtbar, Blut floß in Strömen, und es war keineswegs an der Zeit von geschriebenen Waffen des Ministeriums einen Erfolg zu erwarten. Das in der Stadt befindliche Militär wurde concentrirt. In der Stadt und den Vorstädten, die an die Leopoldstadt gränzen, wogten große Volksmassen auf den Straßen. Vom Ober-Commando wurde befohlen, den Stephansthurm mit Garden beseßen zu lassen, um daß nicht Sturm geläutet werden könne. In Folge der vom Plazoffizier Dunder, von den Taborbrücken zum Ober-Commando gebrachten Nachrichten, wurde derselbe vom FeldmarschallLieutenant Br. Bechtold abermals beauftragt zu inspiciren, ob der Stephansthurm besezt sey, und was am Rothenthurmthore vorgehe. Als derselbe in die Nähe des Stephansthurms kam, woselbst Garden des Kärnthner-Viertels den Thurm bereits besegt hielten, erdröhnte die gewaltige Sturmglocke troß des Be=

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