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mer fehr. glücklich. Dafs fich über die Richtigkeit des Titels ftreiten liefse, der Aufklärungen verspricht, da das Werk nichts als kurze Nachrichten von dem Leben und Schriften der meisten römischen geogr. Schriftsteller liefert, ift freylich wahr; aber weil es als Vorlesung in der Akademie diente, und vermuthlich zum Druck für das Publikum nicht beftimmt war: fo kann man es unmöglich mit jedem Wort nach der Strenge nehmen. Eben die fer Beweggrund dient auch mit vielem Schein zur Recht fertigung einiger Nachläffigkeiten, die nicht felten unter manchem Guten hervorblicken. Rec. hält es für feine Schuldigkeit, einige der erstern anzuführen, macht aber deswegen den Vorzug vieler anderer zum Theil interef fanter Nachrichten gar nicht ftreitig. - Ob man, wie der IIr. Vf. S. 3. fagen könne,,die Erdkunde erfinden" mufs Rec. bezweifeln, und noch mehr, ob man diefe Phrafis auf die Römer anwenden dürfe. Wenn der Hr. v. D. die Bekanntschaft der Römer mit entfernten Ländern fchon in frühern Zeiten anschaulich darstellen will, fo hat er hiezu S. 4. die Einnahme von Rom durch die Semnonifchen Gallier vielleicht zu einem nicht ganz glücklichen Beyspiele gewählt. S. 5, erzählt der Hr. Kammerh.:,,man hält den Mela für einen Spanier, aus dem Namen, welcher Spanisch klingt;" ift nicht übel gefagt, zumal wenn man die Stelle im Zufammenhange lieft: follte es aber nicht beffer gewefen feyn, das eigne Zeugnifs des Pomp. Mela, dafs er aus Hifpanien gebürtig fe, (L. II, c. 6.) anzufetzen? Das Werkchen des Vibius Sequefter ift nicht in Gronovii variis geographicis abgedruckt, wie der Hr. Vf. verfichert, wohl aber ein ausführlicher Commentar über daffelbe. Dafs nach S. 1o. das Werk des ältern Plinius ein Excerptenbuch ist, welches er nicht allenthalben felbft gemacht, fondern durch Amanuenfes hat zufammfchreiben laffen, war für Rec. eine Neuigkeit, der bisher im ganzen Werk einerley Stil zu finden glaubte, ob es gleich aus unzahlich viel andern concentrirt ist. Ueber die Itineraria fagt der Hr. v. D. nach Weffeling viel Gures, und über die fogenannte Peutingerifche Karte äufsert er am Enge der Abhandlung eine Meynung, die Rec. vollkommen unterschreibt. Es ,,ift mir nicht glaubhaft, dafs diefe Karte crft im 13ten Saeculo verfertigt feyn follte, wie Hr. Hofrath Gatterer ,,in feiner Geographie behauptet." Die Sache läfst fich hier nicht auseinander fetzen, aber Rec. glaubt über zeugt zu feyn, dafs Hr. Hofrath fatter die Zeit der Verfertigung diefer Karte und die Zeit der Abfchrift von dem Exemplar, das wir noch haben, miteinander vermengt. Alle inneren Zeugniffe fetzen die Verfertigung der Karte faft unwiderfprechlich in das Ende des 4ten oder den Anfang des 5ten Jahrhunderts; die Abschrift hingegen, welche fich von derfelben zu Wien befindet, mag gar wohl im 13ten Jahrhundert von einem ältern Exemplar genommen worden feyn.

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Hr. Prof. Frank ftellt über die Stelle des Tacitus K. XIX plus ibi boni mores valent quam alibi bonae leges etc. Betrachtungen an, und erläutert fie durch eine Parallele zwifchen den Römern und Deutfchen in Anfehung der Tugend der Keufchheit. Der Gegenstand ift durch diefe Parallele, wie man wohl fchliefsen wird, nicht erfchöpft; auch hat fonft die ganze Abhandlung nichts vorzügliches.

FRANKFURT am Mayn: Philolaus oder über den Unterricht, die Religion und die Sitten des Volks. Nebft einigen Vorlefungen, von Joh. Adam Chriftian Thon, Predigern in Oppershaufen bey Langenfalz etc. 1790. 192 S. 8.

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Der Vf. will bemerkt haben, dafs man bey der zahlrei chen Menge von Schriften für Prediger, woran wir nur feit zehn Jahren fo reich geworden find, immer diefe Fragen überfehen hat:,,Welche Religionslehren kann das Volk eigentlich faffen? Welche müffen ihm nothwendig vorgetragen werden? Welche laffen fich auch dem Ein faltigen deutlich, plan und intereffant vorstellen?" Diefe Fragen fcheint Hr. T. beantworten zu wollen; bekennet zwar, dafs ihm fein Verfuch nicht fo gelungen fey, wie er fich Plan und Idee davon entworfen hatte, legt ihn aber doch dem Publikum nach mehr als drey Jahren dar; und hofft, dafs ihn mancher Volkslehrer, vielleicht auchi mancher rechtschaffene Candidat und Schullehrer verstel hen und lieben werde. Wir wollen Hn. T. diefes Glück gerne gönnen. Aber, die Wahrheit zu geftelien, wir zweifeln fast, dafs er vielen Dank mit feiner Arbeit verdienen werde. Denn von den Fragen, die er hätte beantworten follen, hat er auch nicht eine einzige beantwortet. Spalding u. a. die über diefe Materie fo viel Nützliches gefagt haben, fcheinen ihm nicht einmal bekannt zu feyn; und wenn man das ganze Büchlein durchgelefen hat, fo weifs man beynahe nicht, was denn eigentlich der Mann hat fagen wollen. Philolaus wird als Mutter eines guten Volkslehrers aufgeftellt, und der Mann fand bey einer Unterredung mit feinen Eingepfarrten, dafs fie noch nicht bis auf hundert zählen konnten. Wię erzdumm müffen nicht diefe Eingepfarrte gewefen feyn, da fich doch Philolaus fo viele Jahre lang Mühe gegeben hatte, fie zu vernünftigen Menfchen zu machen! Erhalt es für ein grofses Hindernifs der Religion und der Sitt lichkeit, (S. 88.) dafs die Evangelifchen Prediger zu ihren Weibern und Haushaltungen fo ganz wie Betrunkene zum Strollager hinfinken. Irre ich mich nicht, (fetzt er Hinzu,) fo liegt hierinn eine noch unentdeckte Rolle der fo allgemein beklagten Verachtung des geistlichen Standes. Sennebald hatte in feinem Leben keine Bibel gefehen, und konnte kein Wort deutsch lefen, und war dennoch ein fehr guter rechtfchaffener Mann. (S. 134. ff.) Und gleich darauf wird bewiefen, dafs ein dürftiger Unterricht die Quelle eines dürftigen Chriftenthums fey. Ueberhaupt kommt der Vf. von einem auf das andre, ohne dafs man einfehen kann, wie feine Gedanken zufammenhängen; der vielen Unbeftimmtheiten in Begriffen, und drollichten Wendungen in den Gefprachen, welche den gröfsten Theil diefer Abhandlung ausmachen, nicht zu ge denken.

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ward er durch Neum. Leben an das liebliche Concert der fchon vorhandnen Gefchichtsbüchern bearbeitet. Unferm Alten erinn rt; darum schienen ihm dessen hinterlassene Benden nach aber find es buchstäbliche VerdeutichunHandfchriften, die er fehr reich an Bemerkungen, Em- gen ohne Wahl und vielen innern Werth grösstentheils pfindungen, Launen, Vorfatzen fand, die Auffchrift zu der franzöfifchen Romanen-Bibliothek genommen zu verdienen: Laute aus dem Leben eines Edeln. Man wä- unwahr, um für hiftorifch, zu langweilig, um für unterhal re nun, vermöge der Auffchrift, berechtigt, schöne Cha- tend gelten zu können. Gleich die erite Gefchichte rakterzüge aus dem Leben eines Weifen zu erwarten ; cer fo berühmten Ines de Caitro ift hier äufserit fchlepaber Hr. S täuscht uns hier gar fehr, indem er uns von pend und unwahrscheinlich erzählt. Welcher Einfall ift feinem Freunde nichts fagt, und nichts liefert, als eini- z. B., wenn S. 14. der Prinz, der feine Liebe zur Ines verge Anekdoten, Gedanken, durchaus von gemeinem Schla- fchweigen will, in einer Grotte des Schlofsgartens einge, fromme Empfindungen, Predigtconcepte, die fich fchlaft, eine aufgefchriebne Liebeserklärung in Händen ein junger Geitlicher wohl fammeln und aufzeichnen hält, folche fich, ohne dafs er aufwacht, von einer Ne. kann, die aber weder intereffant noch gemeinnützig ge- benbuhlerin der Ines wegnehmen lafst; und fie dann in nug find, um dem Publikum bekannt gemacht zu werden. einer Viertelitunde in den Händen seiner Gemahlin wieEr ordnete diefe Auffatze des jungen Mannes in folgende derindet. Erfindungen und Verwebungen diefer Art fiufonderbare Rubriken: 1) Funken feines philosophischen den fich in groiser Menge! wahre und wirkende SituatioSinnes, 2) Ideen zur Vernunftmoral, 3) ywJI TEXUTOV nen werden hingegen überhäuft. Ines erweichte in de 4) Journal de mon ame, 5) ein Paar Beweise feines Gefchichte felbft den König, der ihren Tod fchon befchlof Beobachtungsgeiftes, 6) Proben des praktischen Schrift- fen hatte, durch den Anblick ihrer Kinder auf eine Weile. betrachtens, 7) ridicula und ein Paar mirabilia, g) Num- Diefe wohl zehnmal mehr, als jene Mährchen der Bearmern oder Mancherley, wies mir begegnete, 9) Proben beitung würdige Scene fehlt S. 67. ganz, Mängel die. feiner Dichtergabe, a) reifere Stücke b) angefangene Stü- fer Art liegen freylich fchon im Original; aber eritens cke, c) unausgearbeitete Erzählungen, d) Phantafien zur warum wählt man fo elende Originale? Und dann zweypoetischen Ausarbeitung beftimmt, 10) Fragmente aus tens ift die Ueberfetzung im Sul nicht beffer, als die Erfeinen Briefen an Freunde. Zum Schluffe eine Probe fei- findung der Urfchrift. Man nehme zum Beweis Perioden ner Art, mit Kindern auf dem Lande umzugehen. Wir diefer Art. (S. 11.) „Da Stolz und Rachfucht Eleirens fürchten, dafs Hr. S., indem er bemüht ift, feinen Freun- herrschendste Leidenschaften waren, fo mufste fie fich den Ruf zu verfchaffen, die Achtung, die er bey einem ,,fchrecklich getauscht finden, als fie fahe, dafs die PrinTheile des Publikums geniefst, fchwächen müffe. Es zelfin von Kaitilien ihr vorgezogen wurde, zu einer Zeit, ift doch wahrhaft zu wenig Achtung für das Publikum,,,da fie fich fchon in den füfsen Traum eingewiegt hatte, wenn man demfelben Auflätze, die, wie Hr. S. gefteht, dafs fie die Gemahlin des Don Pedro werden würde, und nicht für daffelbe geschrieben wurden, die nichts Vollen-, dafs Conftanze folche Reize befafs die ihr nicht die gedetes, nur Spuren des Geiftes (dies ift doch fehr wenig),,ringfte Hoffnung mehr dazu übrig liefsen."- Uebrienthalten, unter einem vielverfprechenden Titel auftifchet.

BERLIN U. LEIPZIG, (Altenburg, b. Richter:) Spanifche und Franzöfifche Liebfchaften. 1fter Band. 1790. 310 S. 8. (18 gr.)

Der Vorerrinnerung nach find diese hiftorischen Auffatheils aus dem franzöfifchen überfetzt; theils nach

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gens find im gegenwärtigen Bande fechs folche Gefchichten enthalten. Die ste ift Don Garzias und, Leonora di Prado betitelt. Warum dies. begreifen wir nicht; denn es ist die zuerst in der Bibliotheque de romans 1781. erschienene und auch in einer einzelnen deutschen Ueberfetzung gedruckte Novelle von Konig Philipp I. und Johannen von Kastilien. Glaub e der Herausgeber vielleicht, dafs man feine Quelle nicht errathen würde, wenn er nur ein paar Namen ändre?

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VERMISCHTE SCHRIFTEN. Halle u, Leipzig, b. Dreyfsig: Handwerksbarbarey, oder Gefchichte meiner Lehrjahre. Ein Beytrag zur Erziehungsmethode deutscher Handwerker. 1790. 78 S. 8. Nicht Roman, fondern wahre Gefchichte eines Mannes, der als Lehrling, Gefell und Meister die ganze Laufbahn der Handwerkserziehung durchgieng, und erft alsdenn in den Gelehrtenftand übertrat. Diefe Blätter enthalten blofs die Gefchichte des Lehrlings, und in derfelben einen lefenswürdigen Beytrag zur Gefchichte der Drangfale und der Thorheiten, unter deren Druck diefer Stand in der itzigen bürgerlichen Verfaffung liegt. Die Authenticität der Erzählung bewährt fich auf allen Blättern durch das wahrhafte nnd warme Colorit, und durch fo manche individuellen Züge, die, nur der Mann von eigner Erfahrung so erzählen kann.

Aber die Gefchichte felbft ift zu voll von schwarzen Farben, um als unpartheyifches Gemählde der Handwerks-Lehrjanre gelten zu können. Des Vf. Schickfal war Handwerksbarbarey, weil fein Lehrherr ein Unmenfch war; aber aufserft ungerecht handelt der Vf., diefes als den allgemeinen Geift deutfcher Handwerker und ihres Betragens gegen ihre Lehrlinge anzunehmen. Bey dem allen ift das Buch reich an praktischen Fingerzeigen iiber fo manches Mangelhafte und Verkehrte in der Bildung der Handwerks-Lehrlinge und verdient in diefer Rückficht die Aufmerksamkeit aller derjeni gen, die zur Abftellung von Handwerks-Unfug und zu einer ver befferten Erziehung angehender Handwerker mitwirken hönnen

und wollen.

ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG LITERATUR-ZEITUNG

Donnerstags, den 13. April 179 i.

GOTTESGELAHRTHEIT.

über den höchften Lebenstroft, über chriftliche Lebensweisheit und Vertrauen auf Gott. Zwo Anmerkungen des

- ERLANGEN, b. Palm: Liturgische Blätter. Von Wil- Hn. D. verdienen hier ausgehoben, und von denen, welhelm Friedrich Hufnagel. 1790. 180 S. 8.

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che fie angehen, vorzüglich beherzigt zu werden. Die eine enthält den Vorfchlag, dafs man bey der Ordination auf die befondern merkwürdigen Lebensumstände deffen, der ordinirt wird, Rückficht nehmen, und ihrer erwähnen foll. Die andere ift gegen das Abfingen der Einfetzungsworte gerichtet, und entkräftet auch den letzten Grund dafür, deffen fich die fteifen Anhänger ans Alte zu bedienen pflegen. Sie berufen fich nemlich darauf, dafs das Abfingen einen grössern finnlichen Eindruck auf die meisten Menschen mache, als das blofse Lefen: aber mit Recht wendet der Hr. D. ein, dafs die Sinne nie auf Kosten der Wahrheit, welcher Art fie auch ift, beschäftiget und unterhalten werden follten; und dies findet gewifs in dem gegenwärtigen Falle ftatt; denn man fingt da vor dem Altare, dafs Jefus und was Jefus bey Tifche Sprach. Nur wenig ist uns aufgefallen, worinn wir nicht mit dem Hn. Vf. zusammenstimmen können: dies, dafs der Ordinandus itzt noch bekennen foll, nach Gottes Wort, das unfre fymbolischen Bücher enthalten, zu lehren; wir glauben, dafs Gottes Wort am vollständigsten und reinften in der Bibel enthalten fey: und das Trauungsformular für Verirrte, welche fich der Sünde der Unkeufchheit fchuldig gemacht haben. Sehr gut und nützlich ist allerdings das, was ihnen hier gefagt wird; aber ob man es ihnen nicht zu einer anderen Zeit und vorher fagen follte, ob ihnen, die gewifs fchon genug dafür gelitten haben, und wahrscheinlich noch leiden werden, gerade die Augenblicke der Verbindung und Einsegnung fo fehr verbittert, ob die traurigen, niederfchlagenden Empfindungen der Schaam und Reue eben itzt in ihnen erneuert und erregt werden follten, das ist eine andere Frage, die fchon an fich Ueberlegung verdient, und die man unmöglich bejahen kann, wenn man vorausfetzt, dafs diefe feyerliche Handlung nicht ohne alle Zeugen verrichtet wird. -So rein und edel fonft die Sprache des Hn. Vf. ift, fo fcheint fie uns doch bisweilen etwas zu gezwungen und zu gekünftelt zu feyn.

war bürgt der berühmte Name eines Verfaffers nicht immer für die Güte feiner neuern Schriften, befonders wenn er viel schreibt; aber diefe liturgifchen Blätter entsprechen wirklich der Erwartung, welche Hufna gels Name erregt und erregen mufs: denn wer der Religion und Aufklärung fchon fo viele gute Dienfte geleiftet hat, der kann, wenn er für die Liturgie arbeitet, nichts fchlechtes liefern, da diefe mit jenen fo genau und an fo mannichfaltigen Fäden zufammenhängt. Nur diefe wenigen Blätter dürften in manchem Lande an die Stelle der uralten, geiftlofen Agende treten, und die Gleichgültigkeit in der Religion würde fichtbar abnehmen, die Aufgeklärten im Volke würden fich öfter in den chriftlichen Verfammlungen einfinden, und der gemeine Mann würde fie mit mehr Vortheil für Verstand und Herz verlafTen, da es doch wohl ausgemacht ift, dafs weder andächtiges Seufzen noch heftige Strafpredigten, fondern nur eine vernünftige, zweckmäfsigere Einrichtung der öffentlichen Religionsübungen diefem immer mehr überhand nehmenden Uebel, der Kälte bey der Gottesverehrung, oder der Verachtung alles deffen, was fich auf Religion bezieht, entgegen arbeiten könne. Die Taufhandlung z. B., welche ohnedies fchon dadurch fo viel von ihrer Feyerlichkeit verloren hat, dafs fie nicht in Gegenwart der ganzen Gemeinde gehalten wird, kann unmöglich den gehörigen Eindruck auf die wenigen Anwefenden machen, wenn fie da noch immer hören, dafs Pharao mit Rofs und Wagen im rothen Meer erfoffen feyn, und dafs er den alten Adam, der im Kinde ftecke, abbilde; fo wie auch das gewöhnliche fächfifche Trauungsformular, deffen man fich noch häufig bedient, zu manchen Spöttereyen Anlafs gegeben hat, und noch giebt. Hr. Hufnagel hat, wie mehrere vor ihm, den Sinn und Zweck diefer Feyerlichkeiten fo vor Augen gelegt, dafs fie Aufmerkfamkeit, Theilnehmung und Andacht erregen müffen, weil fie auf diefe Weife nicht als blofse Ceremonie, fondern von ihrer praktischen Seite, nach ihrem Einfluffe aufs Leben erfcheinen. Man findet hier zwey Ordinationsformulare und ein Formular zur Abendmahlshandlung bey der Ordination, ein Gebet bey einer Taufe, und zwey Taufformulare, eins zur allgemeinen Beichte, eins für die öffentliche, und eins zur Privatcommunion, eine Confirmationshandlung,,,ob und ein Trauungsformular für befondere Fälle, ein öf fentliches Kirchengebet vor und nach der Predigt, eins am Neujahrstage und eins am Bufs- und Bettage. Angehängt find Ideen für Betende, über die Ewigkeit Gottes. A. L. Z. 1791. Zweyter Band.

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KÖNIGSBERG, in der Hartungschen Buchh.: Ueber die
Liturgifche(n) Formulare; befonders der lutherifchen
Gemeinden in Preussen, von Ludwig Ernst Borowski,
Prediger zu Königsberg. 1790. 52 S. 4.

Der Hr Vf. erinnert zuerit an einige wichtige Fragen, überhaupt für chriftliche Gemeinden Liturgie, liturgifche Vorfchriften und Formulare durchaus nöthig feyn. ob folche, und feit wenn fie da find, ob diefe dafeyenden umgeändert und von allen Orten beybehalten werden müffen, ob man folche umändern und ver

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beffern könne, wie diefes zweckmäfsig zu bewirken
fey, ob auch schon Verfuche darin angeftellt worden,
und wie diefe ausgefallen?",,findet es dann mit Recht
auffallend, dafs diefe Fragen den langen Zeitraum zwey-
er Jahrhunderte hindurch, die feit unfers Luthers lob-
würdigen Bemühungen um alles, was Religion und Chri-
ftenthum heifst, dahin floffen, nicht fo oft und mit vieler
Wärme in Anregung gebracht worden find, als in den
zwey letzt verlebten Jahrzehenden gefchehen ift, und
meynt, dafs diefe paar Bogen nur eine getreue Darstel-
lung deffen enthalten follen, was in Beziehung auf die
obigen Fragen neuerlicht gefagt ift. Aber wir müssen
bekennen, dafs diefe wenigen Blätter nicht blofs eine ge-
treue Darstellung deffen, was fchon gefagt ift, fondern
auch viel eigene gute Gedanken des Hn. Vf. über diefen
Gegenftand enthalten, die gewifs bey jedem vernünftigen
und der Sache kundigen Lefer Beyfall finden werden. Un-
fer Schriftsteller gehört zur Klaffe der wirklich aufgeklär
ten, d. h., zur Klaffe derer, die nicht blofs mit hellern Ein-
fichten und mit dem Befitze der Wahrheit pralen, fondern
wirklich Wahrheit darlegen, die felbft nachgedacht und
geprüft haben, und Gründlichkeit mit Befcheidenheit, Lie-
be zum Gemeinnützigen mit der Liebe zu den Menschen
und zum Frieden verbinden. Eine in unfern Tagen wahr-
lich feltne und immer feltner werdende Eigenfchaft, da
itzt des Witzelns und Spottens fo viel ist, da ein gewiffer
Geift der Bitterkeit fo manchen, der über die Religion
oder die mit ihr verwandten Gebräuche fchreibt, die Fe-
der führt, da felbft Leute. die in grofsen Aemtern ftehen,
die fich zu Lehrern der Fürften und zu Rathgebern der
Landescollegien aufwerfen, die andern ein Beyspiel der
Liebe und Verträglichkeit geben follten, nur mit pöbelhaf-
ten Schimpfwörtern um fich werfen, und alle diejenigen,
welche nicht ihrer Meynung find, zu Deiften, Atheisten,
Naturaliften und Religionsmäklern machen! Nicht fo
unfer Vf. Er entwickelt den Begriff der Liturgie mit ru-
higer Unparteylichkeit; giebt uns einen gedrängten Aus
zug aus der Gefchichte derfelben von den eriten Zeiten
des Chriftenthums an, bis auf die unfrigen, die nicht blofs
von Belefenheit, fondern auch von gefunder Urtheilskraft
zeugt; rühmt den Eifer, womit Luther und feine Gehül-
fen an der Verbefferung der Liturgie arbeiteten, und die
guten Vorfätze, welche fie noch auszuführen dachten, aber
damals, theils ihrer vielen Gefchäfte, theils anderer Hin-
derniffe wegen, nicht fogleich ausführen konnten; be-
klagt den Mangel diefes Eifers an Luthers Nachfolgern,
die fo wenig von dem Sinne und Geifte diefes Mannes
befcelt waren, und nur darauf ausgiengen, das vorgefun-

dene zu verclaufeln, und ein neues Pabftthum zu errich-
ten; und belegt dies alles mit Beyspielen, wider welche
fich fchwerlich etwas einwenden läfst. Dann folgt ein
genaues, ziemlich vollitändiges Verzeichniss von dem, was
in neuern Zeiten, wo die Sache auf einmal und fo allge-
mein wieder zur Sprache kam, in gröfsern und kleinern
Schriften für die Liturgie gethan und gewonnen worden,
und wie weit man darinn gekommen ist. Darauf legt er
Teinen Amtsbrüdern, die von Buchhandlungen und Biblio-
theken zu weit entfernt find, einige neue liturgische For-
mulare zur Probe vor, die aber, wir geftehen es, nicht al-
le unfern Beyfall haben, weil wir wirklich noch beffere

befitzen. Den Befchlufs macht die Gefchichte der liturgifchen Veränderungen in Preufsen, welche auch für den Ausländer lehrreich werden kann, weil keine andere Gefchichte fo viel zur Kenntnifs des menfchlichen Verftandes und Herzens und ihrer Verirrungen beyträgt, als die Gefchichte der Kirche, man mag fie im Ganzen, oder in ihren einzelnen, noch fo kleinen Abschnitten ftudiren. LEIPZIG, b. Hilfcher: Handbuch für angehende Prediger und Candidaten des Predigtamts, befonders im Kurfachfifchen, in welchem von der Vorbereitung und dem Beruff (fe) zum öffentlichen Lehramte, von der Verwaltung deffelben, wie auch von den Freyheiten und Einkünfte eines Predigers Nachricht ertheilt wird. Herausgegeben von M. J. C. Zieger, Paft. in Burgkemnitz. 1790: 432 S, 8.

Die Wirkung, welche diefes Buch auf uns gethan hat, war in der That fonderbar; denn wir erinnern uns kaum, dafs uns eine noch fo komifche Schrift fo viel Spafs gemacht hätte, als das Durchlefen diefes Handbuchs. Der Vf. mag ein herzensguter Mann feyn, und es ganz ehrlich meynen: aber als Schriftsteller kommt er wenigftens hun dert Jahre zu spät.

Er verfichert uns, dafs er wirklich orthodox fey,und dafs chenvatern ehemals, da er in Leipzig ftudirte,auf der Rathser die in feinem Buche angeführten Stellen aus den Kirbibliothek felbft gelefen habe. Er giebt eine genaue Be fchreibung davon, wie es mit den kurfürftl. Stipendien in Sachfen, mit dem Examine und der Chria gehalten werde. Er behauptet, dafs man, um von allen Zweifeln über die fymbolifchen Bücher völlig befreyt zu bleiben, blofs ein Collegium darüber hören dürfe, welches für ihn, auch in Abficht des darauf zu leiftenden Eides, alle Schwie rigkeiten gehoben habe. Ein Informator, entdeckt er, mütle fich hübfch reimlich halten, und jeder Hofmeister in Kurfachfen müffe fein den kleinen Katechismus Lutheri bey feinem Religionsunterricht zum Grunde legen. Ganz klassisch ift unfer Mann, wenn er den Candidaten des Predigtamts Bücher zu ihrer Lecture vorfchlägt, und ihnen hinterdrein die Regel einfchärft, geborgte Bücher wohl in Acht zu nehmen, und zu rechter Zeit wieder zurückzugeben. Auch ift ihm etwas von Spaldings Nutzbarkeit des Predigtamts zu Ohren gekommen; aber es veriteht fich von felbft, dafs er mit den Meynungen und der Methode zu predigen, welche dafelbft in Schutz ge nommen oder empfohlen werden, ganz und gar nicht zufrieden ist. Der eigentliche Inhalt diefes Handbuchs ift ein Auszug aus der kurfächfifchen Kirchenord

nung.

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das eben katechifiren, wenn man durch Fragen verfucht, ob die Kinder den im Lehrbuche enthaltenen Unterricht verstehen, und von ihren Antworten Veranlaffung nimmt," ihre Begriffe zu berichtigen und ihre Kenntniffe zu erweitern. Thut man das nicht, fo predigt man, und der Predigten find ohnehin fchon genug, oder beffer zu fagen, zu viel. Dafs ein Prediger (Br. 134) den Spruch: I Theff. 4, 6. zu einem Argument wider die betrüglichen Käufer ́ und Verkäufer gemacht hatte, wird mit Recht getadelt, denn davon fcheint diefe Stelle nicht zu reden. Aber von dem unnatürlichen Lafter der Knabenfchänderey scheint diefe Stelle eben fo wenig zu handeln. Warum follte fie nicht von dem Lafter des Ehebruchs verftanden werden können? Uebertrieben ist es, wenn der Vf. (Br. 135) fchreibt:,,Ich kann auf alle Gebetbücher, fie mögen noch fo gut feyn, nicht viel halten." Die Gefchichte der Menfchen, (fagt er) ihre Umstände, ihre Vorstellungsart, ihre Empfindung u. f. w., ift zu vielfaltig, als dafs irgend ein Gebetsverfaller gerade das niederfchreiben könnte, was mit dem jedesmaligen Gefühl und Verlangen einer einzelnen Seele ganz übereinkäme. Aber ift es nicht genug, wenn die Gebets formel grofsentheils und in der Hauptfache mit dem Gefühl und dem Verlangen des Betenden übereinkömmt? Dafs man doch fo gerne alles übertreibt! Man fage nur dem gemeinen Mann, alle Gebetbücher wären ganz unnütz: fo wird er, da er nicht aus dem Herzen beten kann, das Gebet ganz verachten. Man warne ihn vor dem gedankenlofen, mechanifchen Herlefen gedruckter Gebete; man gebe ihm hinlängliche Anweifung, wie er Gebetsformeln zu feiner Erweckung und zum eigenen Nachdenken nutzen foll. Aber man gebe ihm nię Anlafs, Hülfsmittel, die ihm unentbehrlich find, für entbehrlich zu halten. Was (Br. 148) über die Beichtrede an Prediger gefagt wird, ift fehr gut, fo, wie das Mufter Br. 149. Die Briefe über Landwirthschaft und Dienstboten, (Br. 162. 163,) vom Feld- und Wiesenban, von Viehzucht, Schafzucht, u. dgl. (Br. 164-168.) enthalten ungemein viel Gutes, was von angehenden Predigern beherzigt zu werden verdient. Auch hat das, was (Br. 169) von der Zerfchlagung der Pfarrgüter gefagt wird, des Rec. ganzen Beyfall. Sie ist gewifs Ruin für die Pfarren. Die Hauptfätze über die Sonntagsevangelien (Br. 171—177) hätten wegbleiben können. Hier gilt mit mehrerm Recht, was der Vf. oben von den Gebetbüchern gefagt hatte. Rec. der auch ein Prediger ift, wufste z. B. nicht, was er aus dem Hauptfatz (S. 351) machen follte: Die Schönfte und glücklichfte Nacht auf Erden. 1) Es ift die Nacht, darin innen Jefus gebohren ist. 2) Erbauliche Betrachtungen darüber. Die Nacht ift geheiligt. Die Nacht ist nicht fürch terlich. Mit unter kommen zwar auch gute Sachen vor; aber man hat ja ohnehin ilülfsmittel genug in diefem Stück. Nützlicher ift die Sammlung von Texten zu Leichenreden. So ift auch über den Ehezwift, über Actenfammlung u. dgl. viel Gutes gefagt; nur möchten die Vorfchriften des Hn. Vf. nicht durchgehends anwendbar feyn. So dürfen z. B. die Landprediger in manchen Gegenden keine Protokolle führen, fondern fie müffen in Ehefachen fogleich Bericht an ihre Superintendenten erstatten, die denn alles dasjenige zu beforgen und an ihr Confiftorium zu berichten haben, was der Pfarrer nach der Vorschrift.des

getäuscht worden. Durch zweckmäfsige Kürze, gute natürliche Ordnung, Leichtigkeit und Fafslichkeit des Vortrags zeichnet es fich faft vor allen übrigen auf eine fehr vortheilhafte Weife aus, Die Fragmethode hat der Hr. Vf. mit Recht nicht gewählt, fondern alles in kurzen Abfatzen mit untergefetzten, kleiner gedruckten, Beweisftelftellen vorgetragen. Mehrentheils find nur wenige kurze und fafsliche Beweisftellen -ausgefucht, deren Wahl vorzüglicher ist, als bey andern. Nur bey einigen fcheinen fie uns nicht recht paffend. So wird die Erhaltung Gottes S: 31 aus Pf. 119, 90. 91. die Regierung S. 32. aus Dan. 4, 32. Jef. 10. 32. dafs uns Gott Gebote gegeben, aus Sir. 15, 14. 15. 17. bewiefen. Ueberhaupt hat wohl Hr. Z. zu viele Beweisftellen aus dein A. Teft. und den apokryphifchen Büchern genommen, da oft fafslichere im N. Telt. wären zu finden gewefen. Man bemerkt überall eine fehr aufgeklärte Denkungsart, fo wie die dogmatifchen Lehren ohne alle für gemeine Chriften unnothige Beftimmungen mit vieler Feinheit vorgetragen find, z. B. die Lehre vom Ebenbilde Gottes, dem moralischen Verderben und der Erlöfung Chrifti. Defto mehr wunderte es uns. dafs Hr. Z. noch S. 41 die Schutzgeister annimant, und diefe aus Matth., 18, 10. beweifen will. Die Definitionen find kurz und fafslich, und nur einige nicht ganz vollständig, z. E. vom Geitt S. 20, und von dem Gehorfam gegen Gott S. 76. Die den Schriftstellen in Parenthefen beygefügten kurzen Erklärungen zeugen von guter exegetischer Kenntnifs. Zuletzt ift der Katechismus Luthers vermuthlich zur Vermeidung det Aergerniffes ab'gedruckt worden; wobey es aber doch gut gewefen wäre, wenn Hr. Z. etwas zur Erklärung beygefügt hätte. Dafs übrigens diefe Ausgabe eine ganz umgearbeitete fey, ift aus der Vergleichung mit der erften fehr fichtbar.LEIPZIG, b. Barth: Briefe zur Bildung des Landpredigers. Dritter Band. 1790. Cog S. 8. (1 Rthlr. 4 gr.) Diefs ift die Fortsetzung, und (wie aus der Vorrede zu fchliefsen ift) der Befchlufs eines für angehende Prediger und für Candidaten, die fich zum geiftlichen Amte vorbereiten wollen, fehr brauchbaren Werks. Da es zu weitläuftig feyn würde, den Inhalt aller in diefem Band enthaltenen Briefe anzuführen, fo begnügen wir uns, nur eines und das andere auszuzeichnen, und unfere Gedanken darüber zu eröffnen. Den Anfang macht: (Br. 124. 125.) Klagschreiben eines verfolgten Predigers, nebft einer Antwort und Troftfchreiben darauf. Der verfolgte Prediger klagt unter andern, fein Superintendent habe an feiner Katechifation folgende Ausitellung gemacht:,,Sie haben ganz allein geredet, und ihre Kinder find ftumin gewefen. Ein guter Katechet mufs die Jugend dahin zu bringen fuchen, dafs fie reden und antworten kann." Hierinnen wird wohl jeder, der fich richtige Begriffe vom Katechifiren macht, dem Superintendenten Recht geben. Der Prediger hingegen findet diefen Tadel ungegründet, und der Vf. giebt ihm Beyfall. Er beruft fich unter andern auf Hn. Gedike, welcher die Fragmethode beym Unterricht überhaupt verwerfe. Hier ift wohl ein Misverstand. Un fchicklich ist es allerdings, wenn Lehrbücher in Frage und Antwort abgefafst find; aber ein Lehrbuch mufs doch beym Unterrichte zum Grunde gelegt werden, und nun heifst

M 2

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Vf.

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