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zuzustellen, und thn am Verbefferungen und Zufätze zu jedem Kapitel zu bitten. Es ift doch jämmerlich, wenn gute Köpfe aus einem folchen elenden Buch fich bilden follen. Mittelmätsige verdirbt es vollends; es macht zum Denken ftumpf, und gebietet fast durchgehends bloss Glauben, in einer Wiffenfchaft, wo auf Treue und Glauben ohne Beweis gar nichts ankommen folke.

NATURGESCHICHTE.

MARBURG, in der neuen akad. Buchh.: Mineralogifche Beschreibung der Oranien Naffauifchen Lande, nebft einer Gefchichte des Siegenfchen Hütten und Hammerwefens, von Johann Philipp Becher, Fürftl, Oran. Naffauifchen Bergfekretair und Ehrenmitglied der Gesellsch, naturf. Freunde in Berlin. Mit 4 Kupfertafeln. 1789. 608 S. gr. 8. (2 Rthlr. 12 gr.) Das ganze fehr lefenswürdige Werk zerfallt in fechs Hauptabtheilungen. Die erfte enthält eine Beschreibung der Bergwerke der Vogtey Ems, ihrer warmen Bäder und andern Mineralwäffer, und ihres Grubenbaues in der Gemeinschaft Naffau und Obernhoff. Der Bergbau um Ems gehört zu den älteften in Naffau. Schon 1158 ertheilte Kaifer Friedrich I. dem Erzbischof von Trier das Recht, um Ems auf Silber zu bauen; und allen Umftanden nach muss der Bergbau dafelbft in ältern Zeiten fehr ergiebig gewefen feyn, wovon die vielen Halden, die man in der Gegend findet, zum Beweis dieuen. Mitternächtlicher Seite der Lahn, des betrachtlichsten Fluffes im Naffauifchen, liegen die warmen Quellen und Bäder der Vogtey Ems, die nebft den übrigen Mineralquellen aus Schiefer und Grauwacke, woraus fowohl die unge benden Felfen, als das Bett der Lahn besteht, entfpringen. Durch die Vermehrungen von zwölf neuen Badern im J. 1778 besitzt das Naffauifche Badehaus jetzt 40 warme Bäder, die nach der verbefferten Einrichtung nun täglich zweymal angelaffen und gebraucht werden konnen. Aufser diefen finden fich fünf fehr gute warme Trinkbrunnen und eine kalte Quelle, die dem Selterwaffer, fowohl an Gefchmack, als innerm Gehalt ähnlich ift. Diefe fämmtlichen Quellen wurden vom geh. Rath Cartheufer 1781 befchrieben, aus deffen Abhandlung der Vf. auch hier einen Auszug geliefert hat. Eine andere natürliche Merkwürdigkeit um Ems machen die Löcher und Höhlen der dortigen Leie aus, die fich ungefähr 200 Fufs hoch vom Thal, und zwar eben da befinden, wo das Geftein eine Ablöfung, Kluft oder Schlechte hat; fie befinden fich gleichfalls auf der mitternächtlichen Seite der Lahn, und müffen als eine Wirkung der Zeit betrachtet werden. Die Bergwerke um Naffau liegen mitternächtlicher und mittägiger Seite der Lahn. Die erstern waren bey des Vf. Unterfuchung aufser Betrieb, und von den letztern, die fich bey den Dörfern Dienenthal, Salzbach und an der Koppelhecke befinden, war nur das beym letztern im Gange. Man bauet dafelbft einen Stolln, und durch diefen einen Gang, der auf acht Uhr ftreicht. da die Gefteinlager auf vier Uhr kommen. Die Breite der Gänge fteigt hier von einigen Zollen bis auf zwey Fufs, und ihre Maffe befteht aus Bley erzen und grobblätterigten Kalk fpat; hier bricht Grauwake zwischen Schiefer, zuweilen einige Zoll mächtig, Zwischen Nassau und Obernhof

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findet fich itzt nur noch ein einziger Schieferbruch, deffen Lagen zwifchen 5 und 6 Uhr ftreichen, und mit 40 Graden gegen Mittag fallen. In der Nähe von Obernhof wird das Silber-, Bley- und Kupferbergwerk von dem Grunde eingefchloffen, welchen die Weinächer Bach durchfliefst, wodurch auch die nöthigen Hütten und Puchwerke getrieben werden. Die Gebirgsarten find dort immer diefelben, die Gänge führen Bley und Kupfererze, wovon letztere taubenhälfig und knofpigt, erftere aber klarfpeifigt find, und 60 bis 65 Pfund Bley nebft 3 Loth Silber im Centner enthalten. Die Gangart ift dafelbft gewöhnlich Quarz; oftmals findet fich aber auch Schiefer und Grauwacke eingemifcht; wovon die letztere Pechblende enthält. Die dafelbit brechende Grauwacke unterfcheidet fich durch ihre regelmässigen Lagen. zwifchen dem Schiefer von der, welche auf dem Harze bricht, merklich. In der zwoten Abtheilung, die in drey Abfchnitte zerfällt, befchreibt der Vf. die Fürftenthümer Diez und Hadamar. Die Graffchaft Holzapfel trennt die Gemeinfchaft Naffau und das Dorf Obernhof vom Fürftenthum Diez. Ein beträchtliches Silberbergwerk in der Nahe von Holzapfel ist alles Merkwürdige, was man auf diefem Wege antrifft. Auf dem Wege von Holzapfel nach Obernhof bemerkt man die kegelförmigen Bafaltfelfen, worauf das Refidenzfchlofs Schaumburg ruhet; aufser dem Schiefer findet fich dafelbft keine andere Steinart, bis man an das Dorf Altdiez kommt, wo man auf einen braunrothen Porphyr trifft, in welchem Hr. B. den Feldspath fchon in Verwitterung fand. Hier erheben fich die Aldinger Berge als hohe Kalksteinfelfen, und der Porphyr, dem der Kalkstein, Schiefer und die Grauwacke zur Gefellschaft dienen, ziehet fich diesfeits der Lahn über Heiftenbach und Gückingen fort, und fein Fufs wird von den Kalksteinlagen der Staffeletberge bekleidet. Auf dem Wege von Gückingen nach dem Petersberge finden fich grofse Stücke Buddingstein, und bey dem Dorfe Efchingen entspringt ein Sauerbrunnen, in deffen Gegend man auf Serpentinftein ftöfst, welcher wahrfcheinlich dem Brunnen fein Bitterfalz ertheilt. Der Gu ckenberg, öftlicher Seite der Lahn, fo wie auch der Geifenberg, beftchen gleichfalls aus Porphyr, der mit kleinen Körnern von rothen thonigten Eisenstein gemengt ift, und deffen Felfen fich zu einer Höhe von 90-100 Fufs erheben. Von Mittag in Mitternacht (2ter Abschnitt) fliefst die Bach oder Aaar, die fich bey Diez mit der Lahn vereinigt; ihre fie einfaffenden hohen Berge enthalten Eifenftein, der auf den dortigen Hüttenwerken zu gute gemacht wird. Hier befchreibt der Vf. mehrere Eifenbergwerke, als die im Birlenbacher Walde, am Freyendiezer Walde, am Hahnftätter u. a. m. Der dritte Abfchnitt enthält eine Fortfetzung der im erften abgebrochenen Befchreibung der Kalksteinbrüche, zwifchen Diez und Limburg, die fogenannten Schafsköpfe, welche fich bey Limburg aus dem Kalkstein erheben, find Bafalt. Bey Niederhadamar trifft man auf einen braunrothen Marmor und viele Bafaltgefchiebe, welche durch die Elb vom hohen Westerwalde heruntergefpült werden. In der dritten Abtheilung wird der Welterwald felbft mit feinen mineralogifchen Merkwürdigkeiten beschrieben. Man bezeichnet durch diefen Ausdruck diejenigen Gebirge, die gegen Mittag an die Hadamarfchen Berge ftolsen; hierGggg 2

unter

unter zeichnet fich der Rölsberg vorzüglich aus, er hat eine kegelförmige Geftalt, und besteht aus einem tufartigen Gestein, in welchem Quarz, Bafalt und bimfteinartige Subftanzen eingebacken find, und deffen Rinde fehr oft Schörl und Hornblende zu erkennen giebt. Zeolith findet fich nebft fechsfeitigen fäulenförmigen Hornblendekriftallen und einer braunrothen Lava im fogenannten Goldberg bey Oberroth. Der wefterwälder Bafalt kommt dem fächfifchen von Stolpen fehr nahe. Ohnweit Stockhaufen und Hoen bricht der Bafalt unter einem halben Fufs leimichter Erde, auch findet fich nicht fern davon der Salzburger Kopf, ein vulkauifcher Kegel, von deffen ehemaligen Ausflufs der Vf. die Lava zum Theil ableitet, mit welcher die Gegend bedeckt ist. Sie enthält in ihren Oeffnungen nicht felten Zeolith eingefchlof fen. Der Hauptbafaltbruch liegt bey Westerburg unter dem gräflichen Schlofs in der fogenannten Steinkaute; hier brechen Bafakfäulen von 10 bis 12 Fufs Länge und 8 Zoll Durchmefler. Im zweyten Abschnitt diefer Abtheilung lieft man eine intereffance Befchreibung des Holzflözes zu Stockhaufen und Hoen und feiner Gewinnungsart; und im dritten Abschnitt unterfucht der Vf. die Revolutionen, welche der Wefterwald wahrfcheinlicherweife in verfchiedenen Perioden erlitten hat; hier ftöfst man auf manche fehr anziehende Bemerkung. Die Fürftenthümer Dillenburg und Siegen, deren mineralogifche Gefchichte und Befchreibung der Gegenstand der ganzen vierten Abtheilung ausmacht, find reicher an unterirdifchen Schätzen, als Diez und Hadamar. Die dortigen Berge haben mehrentheils ein Anfteigen von 10 bis 20, zuweilen auch 30 Grad. Die gröfste Höhe des Fürftenthums Dillenburg ift die Efcheburg beym Dorfe Weifenbach, die von der Fläche der Bach an 950 Parifer Fufs beträgt. Die Rücken und Gehänge der dortigen Gebirge bedecken Waldungen von Eichen, Buchen und Tannen; die Berge gehören faft fämmtlich zu den aufgefetzten; man fieht in ihnen in kurzen Diftanzen mehrere Lagen verfchiedener Gefteine und Bergarten abwechfeln. Die übrigen dortigen Merkwürdigkeiten find die Schieferbrüche bey Sinn; der Grünftein (Sienit?) am Beilstein; der fechsfeitige, faulenförmige Hornftein; die Chamiten im Schiefer am geistlichen Berge bey Herborn; der Walker und Pfeifenthon bey Breiticheid; die Höhlen in den dortigen Kalkfelfen; der Thonfchiefer bey Ober- und Niederdreffendorf, und der Marmor bey Langennaubach. Die Bergwerke, welche jetzt im Betrieb find, find die alte Hoffnung, Stangenwage, Bergmannsglück und die Grube Gnade Gottes; aufser diefen, welche Kupferwerke find, gehören hieher auch noch die in der dortigen Gegend befindlichen Eifenbergwerke u. f. w. Mehr dürfen wir nicht ausziehen, um die Aufmerksamkeit der Mineralogen für das Ganze rege zu machen.

STRASBURG, in der akademifchen Buchhandl.: Phyfikalische Abhandlung über den Trapp. Aus dem

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Franzöfifchen des Herrn Fanjas de St. Fond. 1789. 117 S. in g.

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Nachdem auf den erften Blättern eine kurze Gefchichte des Trapp vorausgefchickt worden, erklärt der Hr. Vf. S. 5., dafs er diefes Foffil für nichts weniger als ein vulkanisches halte, fo fehr er übrigens überzeugt ift, dafs der ihm oft fo ähnliche Bafalt kein anderes feyn könne. Ob er es gleich unter vielen und verfchiedenen Benennungen antraf: fo behielt er doch die fchwedische, Trapp als einmal angenommen, bey. Aber felbft in Schweden, wo man ihn dem Glafe zufetzt, um ihm eine schöne dunkle Farbe zu geben, nennt man ihn noch Trappskoil und Tegelskoil, in Norwegen Blabeft, in Deutschland Schwarzstein, (auch Wacke) in Derbyshire Chanell, weil er wie ein Kanal durch die Gebirge ftreicht. Toadstone, (Krötenstein) weil ihm innliegende Kaltfpathkügelchen Aehnlichkeit mit der knotigen Haut einer Kröte geben. ferner Cat dirt, black clay, in Schottland bisweilen Whinstone, und in Frankreich Variolit, Variolites du Drac. Im zweiten Kapitel handelt er von den Lagerstätten verschiedener Trapparten. In Schweden z. B. findet man ihn nicht nur in Gängen von verfchiedener Mächtigkeit und Tonnlage, fondern auch in uranfänglichen und Flötzge birgen als Gebirgsart. In Schottland bey dem Dorfe Tirlefton bricht er in fehr unregelmässigen Schichten von fo verfchiedener Härte, dafs manche in diefer Rücklicht dem Bafalte nähern; manche aber auch kaum den gemeinen Thon übertreffen. Im letztern Falle findet man nicht felten Glimmerblättchen in ihn eingeftreuet. In ehen diefer Gegend findet er fich auch als Gangart im Porphyr. Eine kleine Infel des Fluffes Wyhe beftund ganz aus Trapp, ja er zeigte fich faulenförmig und in fchaligen Kugeln, und hatte mehr Eigenschaften mit dem Bafalte gemein; dennoch aber fand der Hr. Vf. noch wichtige Unterfchiede zwifchen beiden, und wiederholt die Verficherung, dafs weder hier, noch in der ganzen Gegend, jemals ein Vulkan gebrannt habe. Bey Caftelton hatte man einen Bleygang im Kalkstein entdeckt. Als man bergmannifche Arbeit darauf trieb, traf man auf ein Trapplager, durch welches er ungehindert fortfetzte. Diefer Trapp wurde auf der Halde fehr mürbe, und veränderte seine Farbe, fo feft er in der Grube felbft war. hiemit darzuthun, dafs er fahig fey, Erze zu führen, und dafs er keine vulkanische Gebirgsart fey. In der Folge giebt er noch Nachricht von franzöfifchen Trapp

arten und von den Resultaten chemifcher Unterfuchungen, die von Zeit zu Zeit mit Trapp und Bafalt angestellt worden find. Hierauf folgt ein Verzeichnifs von 37 Abänderungen des Trapp, wo es zuweilen doch fcheint, als ob der Begriff von diesem Worte etwas zu weit ausgedehnt, und einige Gebirgsarten damit belegt wür den, die eher auf den Namen Porphyr Anfpruch machen könnten.

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Mittwochs, den 29. Junius, 1791.

PHILOSOPHIE.

Der Erfahrungsfeelenlehre fehlte es immer an frucht

des gröfsten Edelmuths und des Antriebes aus Pflicht auf; vielleicht ift diefer Irrthum eine Folge einer andern TÜBINGEN, b. Heerbrand: Erläuterungen wichtiger Ge- falfchen Behauptung, die S. 103. vorkömmt, wo es heifst: genstände aus der philofophifchen und chriftlichen Sit-,,Vorausgesetzt, dafs ihre Handlungen wirklich aus Pflicht tenlehre, von Jakob Friedrich Abel, Profeffor der fliefsen, fo mögen fie, (wer wird diefes läugnen?) ThoPhilofophie an der hohen Karlsfchule zu Stuttgard. ren, und jene Handlungen dem Inhalte nach verwerflich 1790. 244 S. 8. (18 gr.) feyn, dennoch find fie gut und edel, weil der Grund, aus dem fie handeln, gut ift." Völlig irrig! Die Schuld kann zwar verkleinert werden, wenn ein Mensch aus Irrthum eine Handlung begeht, welche die Vernunft für fchlecht erkennen muss, ja es giebt vielleicht Fälle, wo gar keine Zurechnung ftatt findet, aber wie kann eine folche Handlung pofitiven moralischen Werth erhalten? Wenn die Handlung des Brutus nach dem Urtheile einer aufgeklärten moralifchen Vernunft unrecht war, (wie fie es denn ganz gewifs ift,) fo mochte er aus Verblendung fie immerhin für recht halten; die Handlung erhielt dadurch keinen Werth. keinen Werth. Es ift aber völlig unmöglich, dafs ein Menfch, der wirklich aus Pflicht handelt, wie ein Thor handle, oder dafs feine Handlung verwerflich fey. Ift das letztere, fo fchien es ihm nur Pflicht zu feyn, und der Schein wurde durch die Sinnlichkeit gewirkt; es war mithin kein moralischer Grund, keine Pflicht da, welche die Handlung erzeugte. Da der Vf. fonft durchgän gig richtige moralifche Grundfätze äufsert, fo wird er gewifs diefes Verfehen bald felbft bemerken. Uebrigens wäre wohl zu wünschen, dass Hr. A. auf seinen Periodenbau aufmerksamer würde, um die ermüdenden Zwifchenfätze zu vermeiden, welche feinen Stil fo fchleppend und langweilig machen. Denn obgleich diefe Schrift davon weit weniger enthält, als die Pfychologie, fo finden fich doch Fehler diefer Art in grofser Menge darinn; z. B. S. 24,,,der blofse Gedanke - herausgedrängt werden." S. 37, 38.,,Je weniger - fchiebt." S. 41.,,diefer Rückfall -ift." S. 45.,,diefe Abficht davon" 82. 97. 179. u. f. w.

baren Beobachtungen eben fo fehr, als an richtigen Erklärungen, und es mufs uns daher jeder Beytrag und jeder Verfuch willkommen feyn, der etwas zur Erweiterung oder Beftätigung der bisherigen Entdeckungen beytragen kann. Der Vf. gegenwärtiger Schrift hat der Pfychologie fchon mehrere nützliche Beyträge geliefert, und hat in dem gegenwärtigen die Abficht, die Wichtigkeit des Studiums der Seelenlehre für junge Geistliche infonderheit einleuchtend zu machen, und gleichfam im Beyspiele darzuthun, wie man die Grundfätze derfelben auf Vorfalle, welche den Predigern fehr oft vorkommen, anwenden müffe. Zu diefem Zwecke liefert Hr. A. vier Abhandlungen, nemlich 1) über den Kampf der Leiden fchaften und der Pflicht; 2) Folgen einer übertriebenen Gewiffensängstlichkeit; 3) Rückfall des Tugendhaften ins Laiter; 4) Verfälschung der Begriffe von Religion und Tugend durch den Einfluss der Leidenschaften. Hier auf folgen einige Erzählungen, die als Belege der in den Abhandlungen vorkommenden Grundfätze dienen follen, und daher beffer zuerft gelefen werden können. Hr. A. geht in feinen Abhandlungen den rechten Weg, indem er, gerade wie es fich für eine Naturlehre fchickt, Erfcheinungen aus Erfcheinungen zu erklären fucht, und nirgends metaphyfifche Erklärungen in eine empirifche Wiffenfchaft mifcht, und wir finden diefe Grenze in keiner der bisherigen Schriften des Vf. fo gut beobachtet, als in der vor uns liegenden. Die Theorien felbft, welche der Vf. vorträgt, bedürfen keiner Anzeige, indem er diefelbe in feinem Lehrbuche der Pfychologie vorgetragen hat, und die Anwendungen davon auf die befonderen Falle des gemeinen Lebens müffen diejenigen, für welche die Schrift beftimmt ift, felbft nachlefen, weil dergleichen Betrachtungen keinen Auszug verftatten. Die Erklärungen find freylich oft fchwankend. In der erften Abhandl. ift weder die wichtige Proportion zwifchen Leidenfchaft und Pflicht gehörig bestimmt, noch find die Mittel angegeben, wodurch diese Proportion hervorzubringen ist. Hie und da find dem Vf. zu viele gemeine und alltägliche Bemerkungen entwischt, wie S. 146 ff. 179. das Beyfpiel des Brutus, der den Cafar er mordet, ift unglücklich gewählt. Der Vf. ftellt nemlich diefe Handlung des Brutus durchgängig als ein Mufter A. L. Z. Zweyter Band.

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HANNOVER, b. Ritfcher: Weltklugheit und Lebensgenuss; oder praktische Beyträge zur Philofophie des Lebens, herausgegeben von Friedrich Burchard Beneken. Drittes Bändchen. 1790. 432 S. 8. Vornemlich folchen Lefern, die mit den verschiedenen Schriften fchon vertraut find, aus denen hier einzelne zur Kenntnifs, Beurtheilung und Leitung des menfchlichen Herzens und Lebens gehörige Stellen ausgewählt, gefammelt, und nach Verwandtschaft des Inhalts geordnet find, macht es ein nützliches Vergnügen, die ähnlichen oder auch unähnlichen Gedanken praktischer Menschenkenner von verschiedenen Naturen und Denkarten über einen und denfelben Gegenftand mit einem Blicke überfchauen, fich den Zufammenhang von Räfonnement ᎻᏂᏂᏂ

oder

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oder Gefchichte, woraus jede Stelle genommen ift, wie der vergegenwärtigen, und alles unter fich felbft vergleichen zu können. Aber auch andere, die weniger gelefen haben, schöpfen doch aus folchen Auszügen Vergnügen und Belehrung, zumal da die mehrften Stücke aus etwas mehr als aus abgeriffenen Sentenzen bestehen. Die beiden Hauptthemata in diefem Bändchen find 'elt, WeltKlugheit und Liebe. Die Hauptquellen find Addifon,la Bruyere, Cheflerfield, St. Evremond, Fielding, v. Knigge, Mercier, Rouffeau, Shakespeare, Sterne, Wieland und Zimmermann, überhaupt aus einigen und fiebenzig Schriftsteller.

SCHÖNE KÜNSTE.

bält fich noch mancher andre Umftand ganz anders, als ihn Dr. J. annahm. Ift es z. B. wahr, dafs fehr wenige Verle des Dichters feinen Zuhörern unverständlich wa ren, und dafs er fich damals gelaufiger Ausdrücke be-. diente, welches wohl keinen Zweifel leidet; fo kann es nicht zugleich wahr feyn, dafs feine Lefer fowohl durch todte als fremde Sprachen, fowohl durch veraltete als neugemachte Ausdrücke in Verlegenheit gefetzt werden. Als Pope fich der Durchficht des fhakfpearifchen Textes unterzog, fah er jede Anomalie des Ausdrucks, jede zu feiner Zeit unverständliche Redensart für falfche. verderbte Lefeart an, und änderte und befferte nach Gefal len daran. Weder er, noch feine nächsten Nachfolger, giengen in die frühere Gefchichte der englifchen Spra che zurück, und fahen daher jede willkührliche Umänderung des Textes für Verbefferung an. Wahrend der letzten dreyfsig Jahren verfuhr man zweckmäfsiger, und ging mehr auf Wiederherstellung der richtigen Lefeart aus. Auf der andern Seite aber fah man nicht genug die Mü he ein, welche es foderte und koftete, die vielen klei nen Anfpielungen des Dichters aufzufpüren, die obfole te Phrafeologie aus ähnlichen Stellen gleichzeitiger Seri benten zu erläutern, und durch treue Vergleichung der Originalausgaben einen ächten Text herauszubringen. Bisher hat man auch den wahren und verbaltnifsmåfsigen Werth der verfchiedenen altern Abdrücke fhaksp. Schaufpiele nicht genau genug gewürdigt. Um dies zu thun, lafst fich Hr. M. in feiner Vorrede in eine umftandliche, mit Beyspielen begleitete, Erörterung ein. Fanf zehn Schaufpiele waren, vor Erfcheinung der erften Folioausgabe der Sammlung, einzeln in Quart abgedruckt. Die Schaufpieler, welche nach Sh's Tode 1623 jene Sammlung beforgten, gaben in ihrer Vorrede diefe Abdrücke für mangelhaft und verftümmelt aus; das ist aber nicht bey al len der Fall: vielmehr find dreyzehn darunter felt der Folioausgabe vorzuziehen, die nach den Abdrücken mit Veränderungen, nicht aber nach einer Handfchrift, be forgt wurde. Hr. M. fah alfo vorzüglich auf den erften Abdruck der gedachten Stücke, und verglich nur die mit einander, die in dem nemlichen Jahr erschienen waren. Bey den übrigen Schauspielen war denn freylich die er fte Folioausgabe das einzige authentische Hülfsmittel. Wie unrichtig und ohne Werth die nachfolgenden in eben dielem Formate find, zeigt er durch mehrere Proben. Indeis tand er es doch nicht rath fam, den Abdruck feiner Ausgabe unmittelbar von den Originaleditionen nehmen zu laffen, noch die Anmerkungen, wie ihm einige rie then, als Anhäng beyzufügen. Hingegen fetzte ihn ei ne vorlaufige genaue Collation in den Stand, jede Abanderung und Neu rung in den Lefearten zu bemerken, de ren er nicht wenige entdeckte, und einen, fo viel mög lich, achten Text zu lief ru.

LONDON, b. Rivington u. a. m. : The Plays and Poems of William Shakspeare, in Ten Volumes; collated verbatim with the most authentick copies, and revifed with the Corrections and Illustrations of Various Commentatores By Edmond Malone. Vol. I. P. I. 414 S. P. 331 u. 316 S. Vol. II. 539 S. Vol. III. 636 S. Vol. IV. 570 S. Vol. V. 604 S. Vol. VI. 624 S. Vol. VII. 600 S. Vol. VIII. 782 S. Vol. IX. 684 S. Vol. X 692 S. 8. 1790. (3 L. 17 Sh.) Schon feit mehrern Jahren ward diele neue kritische Ausgabe der Werke Shakspeare's mit Sehnfucht erwartet; und man hatte um fo mehr Uriache, fich von ihr alle Befriedigung zu verfprechen, weil ihr Herausgeber, Hr. Malone, fich fchon vor zehn Jahren, durch feine beiden Supplementbände zu der vorletzten Ausgabe von Johnfon und Steevens, als einen fehr forgfaltigen Foricher, Kunftrichter und Kenner aller zur Erläuterung des gro fsen Dichters dienlichen Hülfsmittel, überaus rühmlich gezeigt hatte. In der Ausgabe von Dr. Johnfon, noch mehr aber in den drey nach einander erfchienenenen Ausgaben von Johnson und Steevens war fchon der anfehnliche kritische Apparat zur Erklärung der Shakfpearifchen Schaufpiele, wozu mehr als funtzig Ausleger beygetragen haben, gröfstentheils benutzt worden. Auch die ungewiffen fieben Schaufpiele und die vermifchten Gedichte batte Hr. Malone felbft in den gedachten beiden Supplementbanden mit einem reichhaltigen Commentar be. gleitet. Jetzt aber liefert er eine Ausgabe cum notis variorum, und mit einem beträchtlichen Zufatz eigner Anmerkungen, welche alle die vorhergehenden an Vollitandigkeit fehr übertrifft, und dabey alle ihre eigenthümlichen Vorzüge in fich vereint. Befonders aber unteriche det fie fich durch die auf möglichte Richti keit des Textcs angewandte Sorgfalt. Acht Jahre hindurch gab er fich in diefer Abficht unablaflige Mühe. Man hat bisher die Schwierigk iten, welche fich einem Herausgeber der fhakspearifchen Werke in den Weg legen. theils zu hoch, theils aber auch zu niedrig angefchlagen. Dr. Johnfon fetzte in dem Entwurf feiner Ausgabe die dabey zu wähEben fo viel Fleifs wandte er auch auf die Erläute lende Verfahrungsart fehr gut aus einander, und doch iah rung dunkler und ich wi riger Stellen. Die Noten einer er jene Schwierigkeiten nicht ganz aus dem rechten Ge- Vorgänger und feine ehemaligen eignen Anmerkungen Ihm fchienen Sh's Schau piele nachlaf- prüfte er gleich ftrenge, und fuchie dabey alles Polemi fichtspuncte an. figer und unrichtiger gleich Anfangs abgedruckt zu feyn, fche, fo viel möglich, zu vermeiden. Sehr wohl that is die ahnlichen Arbeiten feiner Zeitgenoffen; allein in er, fogl ich die richtige Erklärung mitzutheilen, ohne den dramatischen Stücken von Marlowe, Marston, Fletcher, vorher eine Reihe von misslungenen Versuchen anzu:ühMassenger u. a. war dies der nemliche Fall. Und fo verren; denn dadurch gewann er Platz für eigne Zularze on

Erkla

Erklärungen. Die von den vorigen Herausgebern angezogenen Stellen aus andern Schriften verglich Hr. M. allemal, wenn er ihrer habhaft werden konnte, mit den Büchern felbft. Von feinem ganzen Verfahren bey diefer Ausgabe mufs man übrigens das weitere in der Vorrede nachlefen, in welcher unter andern auch die sehr wahre Anmerkung gemacht wird dafs Sh. ein grofser Verbefferer und Verfeinerer der englifchen Sprache gewefen fey. Seine zufammengesetzten Beywörter, feine kühnen Metaphern, die Energie feiner Ausdrücke, die Harmonie feiner Verfe, find lauter Umftände, wodurch die Sprache diefes Dichters eins feiner vorzüglichern Verdienfte wird. Noch rühmt Hr. M. am Schlufs diefer Vorrede die Willfährigkeit verfchiedner feiner Landsleute die ihn bey feiner Unternehmung mit mehrerley Hülfsmitteln unterftützten.

Im erften Theil des ersten Bandes find lauter Prolegomena enthalten, die zum Theil auch schon in den beiden letztern Auflagen von Johnson und Steevens und in den Supplementen des Hn. M. felbft. befindlich waren. Den Anfang macht Dr. Johnfon's Vorrede zu feiner Edition, die fchon der Schreibart wegen, noch mehr aber wegen einer Menge treffender und fcharffinniger Bemerkungen, diefen vorzüglichen Rang verdiente. Auch Pope's Vorrede ift wieder abgedruckt; die von Theobald, Hammer und Warburton aber find weggelaffen, weil fie dem Herausgeber kein neues Licht auf den Dichter und feine Werke zu werfen fchienen. Shakspeare's Leben von Rowe hat hier eine Menge von Zufätzen und Berichtigungen erhalten; auch find die Nachrichten von des Dichters Familie und deren Unftänden fehr erweitert und berichtigt worden, wozu mehrere Urkunden nachgefehen und benutzt find. Sh's Teftament hat Hr. M. gleichfalls mit Noten begleitet, und noch einen Pfandcontract, wovon das Siegel in Kupfer geftochen, beygefügt ist. Auf der Pergament ftreife, womit dies Siegel durch den Pfandbrief gezogen. ift, fteht des Dichters eigne Unterfchrift, die einen neuen und entscheidenden Beweis giebt, dafs er feinen Namen Shakspeare gefchrieben habe.

Die meisten Erweiterungen und Zufätze haben des Herausgebers Unterfuchungen über die Oekonomie und die Gebräuche der ältern englischen Schaubühne erhalten., Fortgesetzte Nachforschungen über diefen Gegenftand ha ben ihm eine Menge von neuen Materialien verfchafft; und fo liefert er jetzt zu Anfange des zweyten Theils des erften Bandes eine umständliche hiftorifche Nachricht von dem Urfprunge und Fortgange der englifchen Schaubühne (von S. 1284.) Er nahm dabey vorzüglich auf ShakSpear Rückficht, und es trägt fehr viel zur Feltfetzung des rechten Gefichtspunctes bey, aus welchen man die dramatischen Arbeiten diefes Dichters anzusehen hat, wenn man hier mit dem ganzen Zuftande des englifchen Theaters, fowohl vor den Zeiten diefes Dichters, als während feiner Theilnahme an demfelben, und in der Folgezeit, näher bekannt wird. Von der neuern Periode kam hier natürlicherweile nur das in Betrachtung, was auf die Vorstellungen der Shakspearifchen Schaufpiele Beziehung hat. Deito reichhalti er aber find die Nachrichten von den beiden frühera Zeiträumen. Ueber den Urfprung und die frühefte Geitalt der englischen Schaubühne hat

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Hr. M. die fehr genauen und unterhaltenden Nachrichten benutzt, welche der fel. Warton in seiner, nun leider! unterbrochnen treflichen Gefchichte der englischen Poefie darüber geliefert hat. Bisher kennt man, aufser den Myfterien, Moralitäten, Zwischenspielen und Uebersetzungen, nur 38 englische Schaufpiele, die vor Sh's Zeiten im Druck erfchienen find. Die erften Spuren dortiger Theaterstücke findet man fchon zu Anfange des zwölften Jahrhunderts; und fo ginge der Urfprung der englischen Bühne früher hinauf, als der italienischen und franzöfifchen. Auch hier machte man mit biblifchen und religiöfen Subjecten den Anfang, und vermuthlich war 'das Mirakelspiel von der heil. Katharine, welches Geoffroy, ein gelehrter Normann, nachinaliger Abt zu St. Alban's, verfertigte, und welches im J. 1110 aufgeführt wurde, das erfte englische Schaufpiel diefer Art. In der Folge wurden die dramatifchen Vorstellungen in den Schulen und auf Universitäten gewöhnlich. Aus dem vierzehnten Jahrhundert ift unter den Harleyfchen Handfchriften eine merkwürdige Sammlung: The Chefter Myfteries, die einen Monch zu Chelter, Ralph Higden, zum Verfaffer hatten. Die fogenannten Moralities fcheinen in England erst uin die Mitte des funfzehnten Jahrhunderts aufgekommen zu feyn. Sie dauerten noch bis ins fiebzehnte, und lange fort, nachdem regelmäfsigere Schauspiele eingeführt waren. Zur Entstehung derfelben und ihrer fchnellen Verbreitung trug gewifs die eben gedachte Gewohnheit, auf Schulen und Akademien Schaufpiele aufzuführen, fehr viel bey, da man hier Gelegenheit hatte, mit dem Drama des Alterthums bekannt zu werden. Auch waren die vornehmften englifchen Schaufpieldichter vor Sh Gelehr-Zu dem, was Hr. M. fchon in feinem erften Verfuche über die ganze Oekonomie der ältern englischen Bühne, und das ganze damalige Theaterwefen gefammelt hatte, wovon man das Wefentlichtte in Fschenburʼgs Schrift über Shakf. Abfchn. V. ausgezogen findet, werden hier anfehnliche Zufätze geliefert, unter denen man eine Menge merkwürdiger Umitande und kleiner unterhaltender Anekdoten antrifft. Unter andern wird S. 111 ff. von dem Charakter des Clown oder Rüpels mancherley angeführt, der in verfchiednen faakfp. Stücken, wie damals faft in allen, die Rolle einer luftigen Perfon hat. Er war ungefähr das, was die exodiarii bey den Schaufpielen der Alten waren. Von S. 158. an werden die Schauspieler, welche die fhakfp. Stücke zuerft, und mit und unter ihm felbft, aufführten, biographifch durchgegangen, und hier fteht, wie billig, Sh. zuerit, ob er gleich nicht der gröfste und berühmtefte Schauspieler diefer Gefellschaft war. Bey diefer Gelegenheit holt Hr. M. noch manches nach, was die Lebensumstände feines Dichters betrifft. nemlich werden hier die handfchriftlichen Anekdoten über ihn, welche fich unter Aubrey's Papieren in Ashinolifchen Museum zu Oxford finden, mitgetheilt und geprüft, Der damalige berühmtefte Schauspieler, befonders in tragifchen Rollen, war Burbadge, auf den S. 187. die glückliche und aufserft kurze Grabfchrift: Exit Burbadge, erwähnt wird. Auch Lowin war einer der Hauptacteurs ; fein Bildnifs ift zu S. 205. beygefügt; und in einer Note zu S. 188. kündigt Hr. M. eine Folge folcher Bildniffe, von Harding geltochen, an, die zu diefer Ausgabe paffen werHhhh 2

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