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ALLGEMEINE LITERATUR

LITERATUR ZEITUNG

Sonnabends, den 25. Jun. 1791

ERDBESCHREIBUNG.

AMSTERDAM, b. Schouten: Naamregister v. alle de H. Leden der Regeering v. d. V. Provincien met derz. Gedeputeerden in de Gen. Collegien. Alsmede de H. Leden d. Regeering v. d. L. Drenthe en de Steden v. d. Generalitet. 1789.

Diefe

iefes aus einzelnen, nur durch den Buchbinder und das Titelblatt verbundenen Heften beftehende Werk ift nur das, aber auch das ganz, was der Titel verfpricht, und fo für jeden, der Verzeichniffe der Art zu nutzen gelernt hat, von wirklich grofsem Werthe. Wem es darum zu thun ift, fich recht anfchauend von der Nothwendigkeit des unfeligen Schneckenganges der öffentlichen Geschäfte in den vereinigten Provinzen zu überzeugen; wen Männer wohl mit einem halben Dutzend zum Theil recht heterogener Bedienungen interefliren; wer ein, bey recht häufigem Wechsel, fehr anfehnliches Regierungsperfonal, befonders in einigen holländifchen Hauptftädten, und eine faft unübersehbare Schaar von Einfammlern der öffentlichen Einkünfte zu würdigen verfteht; wer einen recht aufklärenden Blick in das Labyrinth der holländifchen Finanzen werfen, und wer die Möglichkeit einfehen will, wie hundert Plane, Veränderungen und Verbefferungen in Holland nicht zu Stande kommen können, die ohne Schwierigkeiten in fo vielen andern Ländern durchgefetzt wurden, dem vorzüglich wird das Werk des mühfamft gefammelten Stoffes genug darbiethen, fo ganz und gar auch alle historische Notizen ihm fehlen. Die Univerfität zu Harderwyk hat der Curatoren fechs, die zur Hälfte von der Stadt und zur Hälfte vom Adel erwählt werden, und felbft Gymnafien, wie z. B. dás Amfterdammer, zählen ähnliche Schaaren; was bedarf es hier mehr, als die Zählung und Kunde der Wahlherren und des verfchiedensten Standes der Herren Curatoren, um fich's zu erklären, wie die holländifchen Schüler noch fo fehr weit hinter den Deutschen zurück feyn können? Was bedarf es oft nur mehr, als der Summe der Köpfe, die regieren, oder als der Anfchauung der Hand, die das Ruder führt, um Licht und Auffchlufs zu bekommen?

HAAG, b. Goffe: Almanac de la Cour. Pour l'année. 1790. 192 S.

Seit einigen Jahren ist diefem Almanach allmählich eine folche Vollständigkeit und gute Einrichtung gegeben worden, dafs man fchwerlich noch jetzt irgend etwas ganz vermifst, was man in Werken der Art suchen darf. Auch ift hier wieder ein Verzeichnifs von der Marine, von der Zahl der Schiffe, der Kanonen, und von A. L. Z. 1791. Zweyter Band.

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den erften Seeofficieren mitgetheilt, ein Verzeichniss, deffen Vorgänger unfere Statistiker immer mit nicht geringem Refpect aufnahmen, und aus dem Rec. hier nur einige Angaben herfetzen will. nige Angaben herfetzen will. Nach demfelben beftand am Ende des vorigen Jahrs die Flotte aus 121 Schiffen; das gabe, wenn man ein wenig Rücksicht auf die Kanonen nimmt, ein Verhältnifs zu der jetzigen englifchen Flotte etwa wie 1 zu 4. Unter diefen Schiffen waren 9 von 74, 29 von 64, 2 von 56, 8 von 54, eben fo viele von 46, 15 von 36, 16 von 24, I von 18, 13 von 16, 10 von 12, I von 10, I von 8, und g von 6 Kanonen, zusam men alfo 4732 Kanonen. Wie ftark die Zahl der Matrofen fey, davon kein Wort; es gab der Admirale 2, der Viceadmirale 8, der Cont. Admirale 10, und der Capitains 89; das ift alles, was von der Mannschaft hier angegeben ift. Von den übrigen Verzeichniffen bemerkt Rec. hier nichts, theils weil fie in einem folchen Almanach weit nicht fo vollständig feyn können, als man fie in andern Werken trifft, theils weil mehrere derfelben zu local find oder bekannte Sachen enthalten,

AMSTERDAM: Naamregifter v. d. refp. Regeeringen d. Steeden in d. Vergadering v. H. E. G. M. geen Selfie hebbende; als mede v. d. Collegien d. Bailieuw etc. mitsgaders v. d. Heeren, Ballieuwen etc. v. omtrent 500 Dorpen en andere Heerlykheden in d. P. v. Holland en Weftv. 36te Druck. 1790. 368 S. kl. 8. Diefes, in Deutschland noch fehr unbekannte, und mit fichtbarem Fleifs und grofsen Kostenaufwand verfertigte Werk ift für den Geographen und Staatsforscher ficher nicht unwichtig. Auch die unbedeutendsten Dörfer und Herrlichkeiten sind nicht blofs angegeben, fondern auch häufig die Entfernung des einen Dorfes von dem andern und von der Stadt berechnet, zu der es gehört; und der Staatsforfcher erhält hier von der innern Verfaffung und den gegenfeitigen Verhältniffen ungemein vieler Ŏerter wenigstens einen Schattenrifs, der bey dem grofsen Mangel befriedigenderer Nachrichten immer schätzbar ift,

Nur unter 15 Städten ftehen alle die angeführten 500 Dörfer und die Zahl der Städte, die nicht Sitz und Stimme in der Staatenverfammlung haben, beläuft sich bis auf zwanzig, unter welchen Gravenhagen, Leerdam und Vlaardingen die Erften find. Schade, dafs durchaus auch nicht ein Wink gegeben worden ift, der tiefer fchauen liefse, als ein blofses Verzeichnifs hier fehen läfst; die wenigen Bemerkungen, die man trifft, find bey weitem nicht befriedigend genug, und fehlen auch gerade da, wo man Auffchlüffe ar fehnlichften wünscht.

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Alle bey den, auf dem Titel erwähnten, Collegien angeftellte Beamte find hier nach der natürlichften Ord. nung aufgeführt bis auf den untersten herab, und fogar ift die Wohnung eines jeden angegeben. Das Verzeichnifs der Räthe und Diener des Erbftatthalters war Rec. am willkommensten; (kaum dürfte man irgendwo ein vollftändigeres treffen), und die angehangte Pofttabelle ift für den Reifenden und Statiftiker gleich wichtig. Von Amfterdam nach dem Haag gehen täglich zwey Poften hin und zurück, vom 15 Febr. bis 14 Novemb., die übrige Zeit aber nur eine.

GRAVENHAGE, b. Thierry: Naamregifter d. H. Militaire Officieren der Cavall. Infantery etc. in dienst der Ver. Provincen. 1790. 260 S. kl. g.

Aus dem Munde der gröfsten Kenner weifs es Rec., dafs dies Verzeichnifs fo vollständig und genau, ift, wie nur Verzeichniffe der Art seyn können. Auch nach Jahr und Tag ist das Alter der Würde durchaus bey allen Officieren angegeben. Nur wäre zu wünschen, dafs nicht einzig die Zahl der Staabsofficiere bis zum Hauptmann herab, fondern auch die Zahl aller bey jedem Corps und bey jedem Regiment angegeben, und dafs wenigftens eine Ordnung beliebt worden wäre, bey der man mit einem Blick die Repartition der Regimenter übersehen könnte; am allerwenigften aber follte man die Angabe der Be zahlsherren des gefammten Schweizercorps vermiffen. rechnen folgende allgemeine Angaben herausgebracht, die er aus mehr als einem Grunde der Mittheilung werth

hält.

Rec. hat nach dem mühsamsten Aufzählen und Be

Die holländische Armee, ohne die Auxiliartruppen, besteht 1) aus der fchweren Cavallerie. Diefe ift 1 Efc Gard. d. Corps, 3 Efc. Gard. Holl. und 7 Reg. ftark, von welchen 2 jedes 2 Efc. 4 Comp. und jedes der übrigen fünf, 4 Efc. 8 C. zählt; 2) aus der leichten Cavall. oder den Dragonern, ftark 3 Reg. zu 4 Efc. 8 C.; 3) aus der Infanterie. Sie besteht aus der holl. Fufsgarde von 2 Bat. 14 Comp., aus der Friesl. und Gröning. Garde, jede von i Comp. und aus 23 Regim. zu 2 R. 14 C.; 4) aus 2 Reg. Mariniers zu 2 B. 14 C.; 5) aus 7 Reg. zu 2 B. 14 C. deutfcher Infant.; 6) aus einem walichen Inf. Reg. von 3 B. 21 Comp.; 7) aus 6 Reg. Schweizer zu 2 B. 12 C.; 8) aus 4 Comp. Mineurs und Sapeurs, und 9) aus 1 Reg: Artille riften von 4 Bat.. jedes von 5 Comp.

Die Auxiliartruppen im Solde der Republik beftehen 1) aus 1 Reg. Dragonern von 4 C.. 1 Comp. Jäger, 2 C Artill., 1 B. 4 C. Dragoner und aus 2 Reg. oder 20 Comp. Musquet. fämmtlich Braunfchweig. Truppen; 2) aus 1 B. 4. C. Grenad.. 1 B. 5 C. Musq., 1 B. 2 C. Jäger und aus 1 C. Artill. fämmtlich anfpachische Truppen; und 3) aus 1 B. 4 C. Gren. und 2 B. 8 C. Musq. meklenburgischer Truppen.

Nun folgen die Officiere der Corps leichter Truppen, die im befondern Dienft der Provinz Holland, Weftfries land und Utrecht stehen; jene halt 8 Com. Hufaren und 3 Comp. Jäger, und Utrecht ein Corps Hufaren, das mit einem Officier, einem Lieutenant, fertig wird. Von den noch angehängten Listen ist das Verzeichnis der Garni fonen der verschiedenen Regenten das Brauchbarte.

VERMISCHTE SCHRIFTEN.

WARRINGTON, b. Eyres, und LONDON, b. Cadell: Me moirs of the literary and philofophical Society of Man chefter. Vol. III. 648 S. und 5 Kupfertafela. 1730 in 8.

Wenn man die Gefchichte der Akademien und der ge lehrten Gefellfchatten aufmerkfam ftudirt, fo wird fich die Bemerkung von felbft darbieten, dafs die Anzahl der diefe Gesellschaften zu dem Fortgange der Wiffenschaften felben in eben dem Verhältniffe zugenommen hat, als unnöthiger geworden find. Sie wurden geftiftet, um einzelne, zerstreute Beobachtungen und Bemerkungen zu fammeln, und gleichfam in einen Archive für die Nach welt aufzubewahren. Zu diefem Zwecke wurde die Gefellschaft der Naturae curioforum, die ältefte von allen, geftiftet, auf welche bald nachher die Parifer Akademie genwärtigen Jahrhunder's ift die Zahl der gelehrten Ge und die Londner Societät folgten. Seit der Mitte des g elifchaften aufserordentlich angewachfen, und statt dals anfänglich nur thatige Mitglieder aufgenommen wurden, te, nimmt man jetzo jeden auf, der, ohne wirkliches Ver von deren Arbeiten man fich Nutzen verfprechen konn felben zu haben wünscht. Daher giebt es heut zu Tage dienft zu befitzen, dennoch wenigitens den Schein def fo viele Gelehrte, welche Mitglieder von beynahe all n europaifchen Akademien find, ohne durch irgendei wichtige Entdeckung fich diefer Ehre würdig gemacht zu haben. Für die Wiffenfchaften haben die Privatge Repartirt find diefe Truppen auf folgende Art. Von ften privilegirten Societäten. So enthalten z. B. die fellschaften mehr gethan, als die von Königen oder Für der fchweren Cavall. hat Holland aufser der Garde d. C. ten der Privatfocietat zu Manchester, deren dritten Band und Gard. Holl. 28 Comp., Vriesland deren 4, und eben wir jetzo anzeigen wollen, weit wichtigere Auffare als fo viele Geldern. Utrecht, Obery ffel und Gröningen. Die die Acten der Königlichen Societät zu London. Die gefammte leichte Cavall, hat Holland allein. Von der In- Band enthalt folgende Abhandlungen: 1) Unterfuchtung fanterie mufs Holland 154 Comp., Vriesl. 57, Gröningen über die Grundfatze und die Grenzen der öffentlichen 14 unterhalten. Die Mariners find halb auf Holland und balb auf Seeland vertheilt, auf jede Provinz 14 Comp. Von der de tichen Infaut. kommen 70 Comp. auf Holland, 14 Unecht, und eben fo viele auf Vriesland. Die 24 Comp. walfche Infas terie hat abermals Holland allein und

43. Geldern, Seeland und Utrecht jede 28, und Oberyffel gaben, von Dr. Thomas Percival. Abgaben fodert die Re

gierung von den Mugliedern des Staates, um um jedem In dividuum denjenigen Schutz gewähren zu können. der Staatsbürger felbft fich nicht würde ohne den ftand der negierung verfchaffen können. Soll die is ge gerecht seyn, fo mufs diefelbe zum Beften des Staates von den Artilleriften halt Holland 7 Coup., Vriesland 6, angewandt, unparteyifch gehoben, und nicht allzus Seeland 3, Stadt und Land 2, Drenthe 1 und Oberyffel 1. oder drückend werden. Zufolge diefer Grundfatz be

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weift der Vf., dafs die Auflage, welche der Minifter auf die Baumwollenmanufakturen in England legen wollte, ungerecht und drückend-fey. 2) Ueber Volkstäuschun gen, und vorzüglich über die medicinifche Lehre von den Befeffenen. Von Dr. Johann Ferriar. Ein äufserft inter

effanter Auffatz. In jedem Zeitalter haben feine Betrüger das Volk zu täuschen versucht, und auch zu unferer Zeit fucht man auf die Einbildungskraft des Volkes zu wirken, und fich der Leichtgläubigkeit desselben zu eigenem Vortheil zu bedienen. Daher die vielen mystischen Secten, und die Lehre von dem thierifchen MagnetisMit Erstaunen lieft man folgende Stelle: Am 13 „Junius des J. 1788. wurde Georg Lukins von Yatton in ,,Sommersetshire, in der Hauptkirche zu Bristol, von fie,,ben Geiftlichen der engländifchen Kirche, durch den ,,Exorcismus, von fieben Teufeln befreyt, welche ihn ,,fchon feit 18 Jahren befeffen hatten." Nachher erfuhr man, dass Lukins nicht befeffen, aber beftändig betrunken gewesen war. 3) Ein Brief über die anziehende und die zurückflofsende Kraft, von Hn. Bennet. Der Vf. erklärt die Erscheinung, deren Franklin zuerst erwähnte, dafs nemlich das Oel, welches in einem Gefasse über dem Waffer schwimmt, bey schneller Bewegung des Gefafses ruhig bleibt, während das Waffer fich bewegt. 4) Verfuch über die dramatischen Schriften des Massinger, von Dr. Johann Ferriar. Der Vf. fucht zu beweisen, dass Maffinger an dramatischen Verdienft in fehr vielen Stellen dem Shakespear nicht nachstehe, vorzüglich im Trauerfpiele. 5) Bemerkungen über die Sterbeliften der Städte Manchefter und Salford, von Thomas Henry. Zufolge der hier angestellten Berechnung enthalt die Stadt Manchefter 55.364 Einwohner. 6) Vermuthungen über die Urfache, warum einige erwarmte Körper nach dem Erkal ten schwerer werden, von Thomas Henry dem Jüngern. Ein erwärmter Körper verdünnt die ihn umgebende Luft; dadurch wird diefe fpecififch leichter. Wenn der Verfuch mit Metallen angeftellt wird, fo hat auch das Verkalchen einigen Einfluss auf ihre zunehmende Schwere. 7) Bemerkungen über das Schwimmen der Korkkügelchen auf dem Waffer, von Hn. Banks. Das anfcheinende Anziehen und Zurückstofsen leichter Körper, welche auf der Oberfläche des Waffers fchwimmen, hängt nicht von einer in diesen Körpern vorhandenen Kraft ab, fondern von der Gravitation des Waffers. (Diefs hatte Gravefande fchon lange behauptet.) 8) Krankengeschichte eines Mannes, welcher in einem hohen Alter noch kurzfichtig wurde, von Thomas Henry Der Kranke plegte bey einem fchwachen Lichte öfters kleinen Druck zu lefen. 9) Ueber den Fortgang der Bevölkerung, des Ackerbaues, der Sitten und der Regierungsform in Pensylvania, von Dr. Benjamin Rufh. Ein merkwürdiger Auffatz. Der Vf. befchreibt ausführlich, auf welche Weife das Land in Nordamerika urbar gemacht und angebaut wird. Der Philofoph erblickt hier den Menfchen von einer Seite, von welcher man ihn in Europa niemals fieht. Der erfte, welcher fich in einem Walde in Amerika niederläfst. ift ein Mann, der Schulden halber die angebaute Gegend hat fliehen müffen. Er haut im Walde einige Bäume nieder, und baut fich im April eine schlechte Hütte, kaum grofs genug für ihn und feine Familie. Das Licht kommt zur

Thüre hinein, zuweilen durch ein kleines Fenfterloch, vor welches er ein Stück in Fett getränktes Papier klebt. Neben feiner Hütte baut er eine kleinere, für eine Kuh und ein Paar Pferde. Dann haut er um feine Hütte einige Bäume um, und faet Korn. Im folgenden October ärndtet er ein. Die Aehren werden geröftet, und dienen ihm und den feinigen zur Speise. Uebrigens erhält er fich von der Jagd und vom Fifchfange. Er geht mit den Wilden täglich um, und nimmt daher auch bald die Sitten derfelben an. Wenn feine Kleider zerriffen find, fo geht er nackt. In zwey oder drey Jahren ift er ganz verwildert. So wie die Bevölkerung zunimmt, und culti virte Menschen fich um ihn her niederlaffen und anbauen, verlässt er wieder feine Hütte, zieht fich tiefer in den Wald zurück, und fängt von Neuem an zu bauen: denn die Gesellschaft der cultivirten Menfchen ist ihm nunmehr. unausstehlich geworden, Dadurch fallt feine Hütte in die Hande des zweyten Anbauers, der fchon mehr cultivirt ift, als der erfte. 10) Medicinische Verfuche über die Kräfte und Wirkungen der Arzneymittel, voa Thomas Percival. Ein ganz theoretischer Auffatz. Ein ganz theoretifcher Auffatz. 11) Bemerkungen über das Lebensprincipium, von Johann Ferriar. Eine merkwürdige Abhandlung, welche aber jedoch wenig Neues enthalt. 12) Ob die Wissenschaften vor den Künften, oder die Künfte vor den Wiffenfchaften den Vorzug verdienen? von Wilhelm Roscor. Der Mann, welcher nicht im Stande ift über das Reich der Wiffenfchaften einen allgemeinen Blick zu werfen, und jede Art von Kenntnifs im Zufammenhange mit den übrigen zu betrachten. fallt leicht in den Fehler, die Wiffenfchaft, welcher er fich gewidmet hat, für die erfte und wichtigfte unter allen zu halten, d. h..er wird ein Pedant. Diefer Gedanke liegt der Abhandlung zum Grunde, und ist gut ausgeführt. 13) Ueber die Kretinen in Wallis, von Sir Richard Clayton. Nichts als das allgemein Bekannte. 14) Befchreibung des Auges des Seekalbes, von Hn. Hey. Der optifche Nerve war nicht in der Axe des Auges, fondern auf der einen Seite defelben, wie bey den übrigen Thieren. Die Pupille fand der Vf. aufserordentlich klein, nicht gröfser als ein Nadelftich. Ihre Figur war die eines gleich feitigen Triangels. 15) Bemerkungen über die Kenntnifs, welche die Alten von der Elektricitat hatten, von Wilhelm Falconer. Die Alten kannten viele elektrische Erscheinungen. z. B. das Licht an den Spitzen der Speere, das heilige Licht, oder Castor und Pollux, den elektrischen Schlag des Zitteraals und andere ähnliche Erfcheinungen. Der Vf. glaubt, Numa Pompilius habe die Kunst verstanden, durch einen elek, trischen Conductor den Blitz vom Himmel auf die Erde zu ziehen, und Tullus Hoftilius fey vom Blitze todt gefchlagen worden, während er in feinem Pallaste, ohne hinlängliche Kenntnifs, den Verfuch habe wiederholen wollen. wollen. 16) Verfuch über einige fogenannte Ueberbleibfel aus den Zeiten der Druiden nahe bey Hallifax in Torkshire, von Thomas Barrett. 17) Befchreibung eines alten Denkmals zu Hulne Abby' in Northumberland, von Johann Ferriar. 18) Ueber die Natur und den Nutzen der Beredfamkeit, von Richard Sharp. Neues hat Rec. in diefem Auffatze nichts gefunden. 19) Einige Eigenschaften dergeo. metrischen Reihen, nebft der Auflösung einer bisher noch nicht aufgelöften Aufgabe, von Johann Rotherham. Die Eeee 2

Auf

Aufgabe ift folgende. Wenn die Summe und die Summe der Quadrate einer geometrischen Reihe gegeben ift, die Reihe felbft zu beftimmen. Der Vf. giebt folgende Regel zur Auflöfung: Theile die Summe der Quadrate durch die Summe der Reihe. Addire den Quotienten zu der Summe der Reihe, und ziehe ihn von derfelben ab. Dividire die gröfsere diefer beiden Zahlen durch die kleinere. Der Quotient ift der Unterschied, und das, was übrig bleibt, die doppelte Summe des ersten Gliedes der Reihe. 20) Ueber die gefärbten Kreise um die Sonne und den Mond, von Jakob Wood. 21) Bemerkungen über das Färben der Wolle, der Seide und der Baumwolle, von Thomas Henry. Eine lefenswerthe Abhandlung. 22) Remerkungen über die Gefchichte der Phyfiognomik, von Thomas Cooper. Der Vf. giebt eine Gefchichte der Phyfiognomik, von Sokrates bis auf Lavater. 23) Beschreibung eines Heiligenfcheins, von Johann Haygarth. Der Vf. fah bey Untergang der Sonne einen Heiligenfchein um den Schatten feines eigenen Hauptes, (dies ift mit einem Auffatz im d. Merkur 1783. zu vergleichen.) 24) Verfuche über das Schmelzen der Platina, von Thomas Willis. Ein einzigesmal gelang es dem Vf., die Platina zu fchmelzen. Erlöfte fie in Salzfaure auf, fchlug fie daraus durch Salmiak nieder, schüttelte den Niederschlag mit Hirschhorn falz, und versuchte fie mit Kohlen zu schmelzen. Nach einer starken Hitze, welche er zwey Stunden lang unterhielt, bekam er die Platina in kleinen Kügelchen. Diefe Kügelchen geftofsen, und mit Borax und Kohlen vermifcht, schmolzen nach zwey Stunden, in einem heftigen Feuer, zu einem Metallklumpen, der 160 Gran wog, und 23. 4. fpecififche Schwere hatte. 25) Sätze über die Gründe einer Regierungsform, von Thomas Cooper. 26) Bemerkungen über die Mahlerey der Alten, von Thomas Cooper. 27) Nachricht von einer Mine, in welcher fich luftgefauerte Schwererde findet, von Jakob Watt dem Jüngern. Luftgefäuerte Schwererde findet fich in einer Grube zu Anglezark bey Chorley in Lancashire. 28) Im Anhange kommen ei28) Im Anhange kommen einige Zufätze des Hn. Dr. Percival zu feiner Abhandlung

über die Auflagen vor. Diefe Zufätze betreffen gröfstentheils den politischen Zuftand von Grofsbrittanien. LONDON, b. Dodsley: Transactions of the Society in Atituted at London for the Encouragement of Arts, Manufacture and Commerce, with the Premiums of fered in the year 1790. Vol. VIII. S. 416 in 8. 1790. Den grofsten Theil diefes Bandes nimint die Befchreibung der ausgetheilten Preife und das Verzeichnifs neuer Preisaufgaben ein. Was font noch allgemein Interef fantes hier vorkommt, ist folgendes. Der Lerchbaum (Pi nus Larix Linn.) verträgt die naffe Witterung nicht. Von den vielen Lerchbäumen, welche der Bifchof von Landaff auf feinen Gütern angepflanzt hatte, verloren die mei ften den Giptel während dem naffen Sommer des Jahrs 1789. Ueber das Kraufeln der Kartoffeln, von Hn. Hollins, Diefe Krankheit der Kartoffeln hat 3 Stadia. 1) Das halbe Kräufeln; 2) das vollkommene Kräufeln; 3) Die Faul nifs. Die halbgekräufelten Pflanzen haben lange Blätter, die nur an den Enden kraus find. Wenn der Sommer nicht zu trocken ift, fo bringen fie gute Kartoffeln; fonft aber werden fie klein und wäffericht. Um diefer Krankheit vorzubeugen, müffen die Kartoffeln nicht immer aus der Wurzel, fondern von Zeit zu Zeit aus dem Saamen gezogen werden. Rhabarber wird jetzo in England fchon in beträchtlicher Menge gezogen. Einige Wurzeln, die fünf Jahr alt waren, haben 70 Pfund gewogen. Der Zimmtbaum gedeiht in Jamaica fehr gut. Die erften Pflan zen fand man am Bord eines franzöfifchen Schiffes, wel ches Admiral Rodney im J. 1782. eroberte. Es war der Ceylonfche Zimmtbaum von der beften Art. Diefe Pflanzen wurden nach Jamaika gebracht, und dort gezogen. Ihre Rinde giebt an Güte der beften oftindifchen nichts nach. Der Zimmtbaum wird 20 bis 30 Fufs hoch, und läfst fich, durch Ableger, ftark vermehren. In wenigen Jahren wird auf Jamaika fo viel Zimmt wachfen, als sothig ift, um ganz Grossbritannien damit zu verforgen. Dem holländifchen Gewürzhandel wird dadurch ein beträchtlicher Abbruch geschehen.

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KLEINE SCHRIFTEN.

RECHTSGELAHRTHEIT. Schwerin u. Wismar, b. Bödner: Untersuchung zweyer verwandter Rechtsfragen: « Ob ein in ge wiffer Sache eingefetzter Erbe neben einem ohne gleiche Befchrünkung eingefetzten als Legatarius anzusehen fey? 2) Was Rechtens fey in dem Falle, da ein Erblaffer jemand im Geniesbrauch zum Erben einfetzt, zugleich aber anordnet, dafs nach deffen Tode ein andrer fein (des Teftirers) Erbe feyn folle! vom Poftdirector Hennemann in Schwerin. 1790. 48 S. 8. Die erfte Frage wird egen Leyfern veraeint, und ftatt deffen vom Vf. behauptet, dafs, nach dem Sinne des Juftinianifchen Gefetzes, derjenige, der nur in Abficht einer gewiffen Sache zum Erben eingesetzt worden, inch alsdann, wenn der Teftator einen andern, ohne Beyfügung aiger Bestimmung gleichfalls zum Erben eingefetzt habe, den noch nicht als Legatarius, fondern als n wahrer Eibe anzusehen fey. Die zweyte Frage wird nach vorausgefchickter Prüfung einiger andern Meynungen dahin entfchieden, dafs beide als wahre Erben anzufehen feyn, jedoch dafs der in den Geniesbrauch ein gefetate Erbe als ein beschränkter, und der ihm auf Todesfall sub

ftituirter Erbe als ein bedingter Erbe. Die Ausführung zeugt vou Fleifs, von gründlicher Kenntnifs des römifchen Civilrechts, und von ausgebreiteter Belefenheit in den Commentatoren deffelben. Der Vortrag ift ordentlich, und, einige Sprachfehler und Laturis men, von denen schon der ganze Titel Beyspiel ift, abgerechnet, lesbar, wie es bey einem fo unfruchtbaren Gegenstande irgend möglich it. Wann werden endlich unfre Civiliften anfangen, in einer auch dem Nichtjuriften verständlichen Sprache fich aus zudrücken, oder doch wenigftens aufhören, faliches Deuce ge wifle Sache) und im (in'den) Geniesbrauch zu sprechen? Unmitche Schreiben, und von der Einfetzung in gewiffer Sache (in eine ge wird jeder deutche Reichsbürger von dem Druck der römien geifleeren, und blofs zu unfeeligem Wortftreit führenden Seinen ftecherey, der fich in dem Gegenstand diefer Schrift in feinem vollen Glanze zeigt, allgemein frey werden? wann deutsche Tur ften und ihre Minifter dem weifen und grofsen Beyfpiel folgen mit welchem Friedrich und Carmer ihnen vorgegangen ift, und dessen Nachbildung in den meisten Fällen fo leicht wird?

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Montags, den 27. Junius 1791.

PHILOSOPHIE.

LEIPZIG, b. Göfchen: Briefe über die Kantifche Philofo phie, von Carl Leonhard Reinhold. Erfter Band. 1790. 371 S. gr. 8..

Bey

ben, es mufs fo gar die Möglichkeit einer wiffenschaftlichen zuverlässigen Gefchmackslehre von einem grofsen Theil der Philofophen felbft wie bisher geläugnet werden, oder die Erfchütterung, welche beym itzigen Fortfchritte philofophischer Untersuchungen auch das Gebäude der Aeftherik in jedem denkenden Kopfe erfährt, mufs die Entdeckung und Anerkennung der Wiffenschaft befchleunigen, aus welcher fich die oberste Grundregel des Gefchmacks mit allgemeiner Evidenz ausheben lafst. Aehnliche Bewandnifs hat es mit der Moral und den andern oben angezeigten Wiffenfchaften. Im dritten Briefe zeigt der Vf., wie fchwankend bisher fogar alle aus der Metaphyfik entlehnte Beweise für das Dafeyn Gottes gewefen, und wie mifslich es alfo auch vollends um das ganze Gebäude der fogenannten natürlichen Theologie ausfehe, und folgert daraus die Nothwendigkeit, zu einem haltbarern Gebäude den Grund zu legen. Vor allen Dingen müffe man eine felt ftehende Antwort auf die Fragen ausfindig machen: Was ist überhaupt er-. kennbar? Was ist unter Erkenntnifsvermögen zu verstehen? Und worinn besteht das eigenthümliche Geschäfte der Vernunft beym Erkennen überhaupt? Es gehört nur wenige Bekanntschaft mit der Gefchichte der Philofophie dazu, um fich fogleich zu erinnern, dass man bisher noch nie gewohnt war, diefe nach dem Urtheile des gemeinen Menfchenverstandes fo evident nothwendigen Fundamen-› talfragen vorher in Richtigkeit zu bringen. Die Urfache. von diefer befremdenden Erfcheinung erklärt der Vf. ganz befriedigend, indem er bemerkt, alle wefentlichere Schickfale, die unfere fpeculative Vernunft bis itzt erFuhr, haben vorhergehen müssen, ehe man nur daran denken konnte, jene Probleme in ihrem eigenthümlichen Sinn, und fo wie derfelbe durch die Abficht ihrer Auflöfung beftimmt wird, auch nur vorzulegen, gefchweige dann aufzulöfen. Alle diejenigen Philofophen, welche die Erkenntnifsgründe für die Grundwahrheiten der Religion und Moralität, fo wie die erften Grundfätze des Naturrechtes bereits gefunden zu haben glaubten, konnten fich wohl nie im Ernfte einfallen laffen, fich felbft zu fragen, ob und wie es der Vernunft auch möglich wäre, allgemein gültige Erkenntnifsgründe und Grundfätze aufzustellen, da fie ihre Vernunft im wirklichen Befitze folcher Erkenntnifsgründe und Grundfitze glaubten. Der kritische Zweifel veranlasste erft jene Probleme und löfte fie auf, da hingegen die bisherige Skepfis auf die Frage: was ift erkennbar? keine andere Antwort hatte, als: Nichts! oder aufs höchfte: ich weiss es nicht! Diefs führt auf die Kantifche Philofophie, und es wird ihr unter den verdienteften Lobfprüchen die Ehre, dafs fie alle Data zur Auflösung jener Probleme herbeygefchafft habe, von einem Manne zuerkannt, welcher die Kritik der reinen Ffff

ey der neuen Durchficht diefer durch Inhalt und Vortrag gleich vortrefflichen Briefe, die bekanntlich zuerst im deutfchen Merkur erfchienen, hat der Vf. durch eingefchaltete Erörterungen verfchiedene ihm bekannt gewordene Mifsverftändniffe aufzulöfen und durch verdoppelte Sorgfalt für Klarheit und Präcifion des Ausdrucks den künftigen vorzubeugen gefucht. Der Vf. entwirft von der itzigen Lage der Wiffenfchaften und von den lebhaften Bestrebungen des menfchlichen Geiftes in unfern Tagen ein meifterhaftes Gemälde. So viel Vergnügen diefs von einer Seite dem Zuschauer gewähret, fo nieder fchlagend ift es von einer andern, wenn wir in allen Fächern menfchlicher Kenntniffe schiefen Richtungen, fchwankenden und morfchen Fundamenten, und unbefriedigenden Er örterungen der allerwichtigsten philofophifchen Probleme begegnen. Aber eben darinn, dafs diefs letztere nicht Fehler find, die unfer Zeitalter zuerst begieng, fondern Fehler, welche es entdeckte, und von welchen los zu werden, es alle feine Kräfte un verdroffen in Bewegung fetzt, eben darinn findet der fcharffinnige Vf. einen Grund, die Zeichen unferer Zeit für heilfame Erfchüt terungen zu halten, welche nichts geringeres, als eine allgemeine Reformation der Philofophie ankündigen. Diefs macht den Inhalt des erften und zweyten Briefs aus (S. 1-39.) Der Moralift, der Aesthetiker, der Lehrer des Naturrechts und der natürlichen Theologie werden gewiss hier auf viele Ideen, von der Unzulänglichkeit der Grundprincipien, auf die in ihren Wiffenfchaften gebaut wurde, ftofsen müffen, auf Ideen, welche fich ihnen felbft oft nur gar zu unwiderstehlich aufdrangen, und an welchen liftig vorbeyzufchlüpfen, oder fie mit rednerischen Blumen zu beftreuen, dem redlichen Manne beym öffentlichen Lehrvortrage fchwer fällt. Rec. gefteht, dass ihm bey eigener innerer Ueberzeugung von der Mangelhaftigkeit eines jeden, bisher angenommenen, höchften Grundfatzes der Aesthetik, fo oft er auf diefen Punkt zu sprechen kam, kein anderes Hülfsmittel übrig blieb, als Autoritäten über Autoritäten zu interponiren, und fich dann bey der Anwendung mit feinen Gewährsmännern zu wenden und zu drehen. Es mufs alfo der Mangel einer allgemein geltenden erften Grundregel des Gefchmacks entweder ewig fortdauren, und die Aesthetik bey allen ihren reichhaltigen Materialien ein blofses Aggregat gröfstentheils unzufammenhängender, schwankender, halbwahrer Bemerkungen bleiA. L. Z. 1791. Zweyter Band.

Ver

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