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ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Mittwochs, den 8. Jun. 1791.

ERBAUUNGSSCHRIFTEN.

LIMGO, in der Meyerfchen Buchhandl. Predigten über die wichtigsten und eigenthümlichften Lehren des Christenthums von J. L.Ewald, Generalfup. u. Pred. zu Delmold. Drittes Heft, mit dem Umfchlagstitel: Predigten über die verfchiedenen Gefinnungen gegen Jefus. 144. S. 8. 1788. Viertes Heft, oder: Predigten über die Natur und den Werth des Glaubens. 126. S. 8. 1788.

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rn. E. Art zu denken und zu predigen, ift fchon aus feinen vorigen Schriften bekannt. Wir dürfen alfo nur bemerken, dafs fie fich in diefen Predigten völlig -gleich geblieben ist. Man findet da viele. wahre und richtige Gedanken, gründlich auseinandergefetzt, prak tifch angewandt und dringend ans Herz gelegt; aber auch manche überfpannte Ideen, fchwankende Sätze, dreifte unerwiefene und unerweisliche Behauptungen, mit unter wirklich fchwärmerische Meynungen, und überall ein gewiffes Hafchen nach dem, was fonderbar und auf fallend ift. Kurz, den Schüler und Nachahmer Lavaters, (den Niemand nachahmen follte,) kann man hier nicht verkennen. Schon die Ueberfchriften der Predigten find zum Theil fonderbar genug. III, H. 1. Pr. Maria von Bethanien, Ergufs der feinften jungfräulichften Liebe." Da wird denn auch hier und dort wirklich fo -geredet, als wenn eine eigentlich jungfräuliche Liebe gemeynt wäre. Maria heifst das Mädchen, das liebevolle -Mädchen, ein edles gefühlvolles Wefen! S. 12. fagt der Vf.:,,Ihr kennt die Maria fchon, wie fanft, wie befchei den, wie jungfräulich, wie fein und tief fühlend, fie war. Wie mufs ihr das Herz geklopft haben gegen das -Ende der Mahlzeit, wo die Zeit bald kam, ihn auszuführen, ihren Herzensplan." Sollte das nicht eine ähnliche Wirkung thun, wie ehemals das myftifche Gefchwätz von Jefu als dem fchönften Bräutigam, und von der jungfräulichen Liebe der gläubigen Seele, feiner lieben Braut, zu ihm? Ueberhaupt wird in diefer Predigt über die Liebe gegen Jefum mit wirklicher Empfindeley gefprochen, fo fchöne und treffende Anmerckungen auch fonft über die fchöne Gefchichte gemacht werden. 2 Pr. Petrus Ebbe und Flut in der Liebe zu Jefus. Was mögen manche Zuhörer dabey gedacht haben, die nicht einmal Ebbe und Flut kennen? In der Predigt felbft heifst es!, Lafst uns die ich möchte fagen -die Fieber-perioden der Liebe Petrus zu Jefus betrachten." gens ift das Verhalten des Apoftels gegen Jefum sehr rich tig beurtheilt und in der Anwendung vortrefflich genutzt worden, 3 Pr. Johannes, oder Traulichkeit und Liebe folgfamkeit gegen Jefus. Warum nicht lieber Vertrauen A. L Z. 1791. Zweyter Band.

Uebri

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und liebevoller Gehorfam? Aber der Vf. wollte gerade von einer gewiffen Vertraulichkeit mit Jefu reden, worin nicht alle Menfchen stehen, und bey welcher man fo etwas befonders von ihm erwarten kann, S. 53. 54. Die kennen wir nun freilich nicht, und laffen es daher bey dem herzlichen Vertrauen zu ihm. Die folgenden Predigten in diefem Hefte handeln von der Gleichgültigkeit gegen Jefus, dem Aergerniffe an ihm, dem Haffe gegen ihn, (der denn doch in unfern Zeiten wohl nicht mehr Statt findet, es müfste denn feyn, dass man mit dem Vf. (S. 126.) die eingebildeten Verfolgungen derer, die den Wunderglauben an Jefum empfehlen, als einen Beweis jenes Haffes anfehen wollte) endlich vom Wankelmuthe gegen J.- Im IV. H. wird zuerft von der Natur und der Vernunftmässigkeit des Glaubens, dann von feiner natürlichen und moralifchen Kraft, wie der Vf. fich ausdrückt, und zuletzt von den Beförderungsmitteln deffelben gehandelt. Glaube ift dem Vf. nach Hebr. II, 1. eine Ueberzeugung von dem, was man nicht fieht, ein Fürwahrhalten deffen, was Gott in der Bibel gefagt, und die gewiffe Erwartung deffen, was er versprochen hat. Da hier der hiftorifche Glaube von dem Vertrauen zu 'Gott und dieses wieder von dem Glauben an eine Offenbahrung und an Jefum und feine Lehre befonders nicht unterfchieden worden, fo laufen diese verschiedenen Bedeutungen in der ganzen Abhandlung oft untereinander, woraus denn die gewöhnliche Verwirrung der Dinge auch hier entstanden ift. Vorzüglich aber wird der Lefer und Zuhörer gleich anfangs dadurch irre geleitet, dafs die Beyspiele zur Erläuterung der Natur des Glaubens aus Wundergefchichten hergenommen werden. Das hatte Paulus in feinen Wunderzeiten Urfache zu thum, Hr. E. in unfern Zeiten nicht. Aber fo bereitete er am besten auf die 3te Pr. von der unbegränzten Kraft des Glaubens Hier ift der Vf. ganz in feinem Elemente. „Der Glaube macht den Menfchen zum Herren der Natur, offnet ihm die Schatzkammer des Allmächtigen, ist mit unbegreiflicher Kraft und Herrschaft über die Natur - nicht blofs verbunden gewefen, fondern noch verbunden.“ Wenn man nach den Beweifen diefes letztern Punkts fragt, fo fehlet es daran freylich. Aber das kommt nur daher, weil es an wahren kindlichen Glauben fehlt. S. 56. Sonft könntest du noch Berge verfetzen, und machen, dafs der Löwe kein Löwe und der Tiger kein Tiger ift. S. 57. Damit aber auch Niemand auf den freylich etwas bedenklichen Einfall komme, einmal an fich felbft zu verfuchen, ob das wahr und gegründet fey, was hier von der Kraft des Glaubens gerühmt wird, fo verwahrt fich Hr. E. dagegen mit der Warnung, doch ja Gott. nicht zu verfuchen und auf die Probe zu ftellen. S. 62. Aber, möchte man denken, fo will ich um folchea Nun

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vor.

Gas

Glauben beten, denn ich möchte doch gar zu gern wif-
fen, ob er fo kräftig fey oder nicht. Nein, auch das
niche; Du mufst hier gar nicht probiren wollen. Wenn
aber dringende Noth eintritt, wenn dir Brod für dei
nen Leib oder für dein Herz fehlt, und du kannft es
dir gar nicht verfchaffen; fo bete und du bekömmft Brod
für Leib und Seele." S. 63. Verhunger kann alfo doch
fchlechterdings kein Gläubiger!!
dafs ein Mann, wie Hr. E., fo Etwas fagen und schrei
Sollte man denken,
hen könnte? Wie gerne hört man ihn dagegen im Fol
genden vom Einfluffe des Glaubens auf Tugend und gute
Werke, mit der ihm eigenen Wärme reden! Und wie
viel lieber noch würde man ihn hören, wenn er nicht
fo oft mit Worten fpielete, nach Antithefen hafchete und
die Reinigkeit der Sprache vernachläfigte! Refpeckt,
Moment des Lebens, Harmonie der Evangeliiten, find
fehr vermeidliche fremde Ausdrücke; Entartung ft. Aus-
artung, wohl machen um fich her ft. wohl thun, ist un-
gebräuchlich; Einem vor die Stirn flofsen, und, das
Wahrheitsgefühl bäumt fich wieder auf, ift nicht edel

genug.

fent le bien pour être heureux: no le font-ils point? l malheur eft inévitable; mais le retour vers le bien eft auffi retour vers le bonheur. Laiffez-là les facrifices,

veur,

mais Dien n'eft point irrité et ne fauroit l'être; venez a nous dit le Sauveur du monde; la colère demande du fang, moi, vous qui êtes tourmentes par le fentiment de vos pe ches, je vous foulagerai. Vous faut-il plus que mes promeffes pour raffarer vos confciences allarmées? mon corps Jans nulle tache pour la rémiffion de vos peches." a ete romps, mon fang a été verfé et offert à Dies Eben fo richtig, und weit ausführlicher wird dies gefagt in der 3ten Predigt des zweyten Bandes: La mort de Jefus Chrift, über Joh. 1, 19. Vorzüzüch la vocation du Chretien, über Philip. 3, 13. 14 (Wie haben Rec. auch folgende Predigten gefallen: Le but de wahr ist z. B., was S. 118. gefagt wird: nous croyons ce que croyoit St. Paul, au même juge, au même far à la même rétribution; mais nous ne croyons pas croyoit point etc) Le caractère de St. Paul über 1 Kor. comme lui, nous croyons une foule de chofes qu'il ne 13. 1-3. L'obligation de fupporter les peines de fa vo cation, über Joh. 18, 11. Le combat de la foi, über 1 Tim. 6, 12. Le repas, über Luc. 14, 12-14. Die Bemerkung, womit diefe Predigt anfängt, ift fehr rich tig. Es ift, fagt der Vf. eine beynahe vergebliche Sache, Frommigkeit predigt. Sie finden diefe Grundfatze in ih wenn man den Chriften nur allgemeine Grundfatze der rem Gewiffen, und es giebt wenige Menfchen, welchic ftimmen fie darinnen überein, dafs fie wahr find, dafs es fie nicht in ihrer Jugend eingeprägt worden wären; auch Pflicht ift, fie zu befolgen. Sagt ihnen alfo, dafs man Gott fürchten, Allmofen geben, jede Art der Unmälsig keit vermeiden müffe; werdet ihr ihnen da etwas fagen, was fie nicht fchon wülsten, was fie nicht felbft fagten, was fie nicht im Ernite glaubten auszuüben? Was foll welche Anwendung fie in ihrem täglichen Leben von die man ihnen denn all predigen? Man foll fie belehren, fen allgemeinen Grundfätzen zu machen haben, die lie anerkennen, wofür fie Achrung haben, die fie zu betol gen glauben. Der Unterricht mufs jedesmahl ihrer be fonderen Lage und Denkungsart anpaffen, mufs gegen ihre Vorurtheile und Selbfträufchungen gerichtet feyn Der Vf. erinnert hierauf, dafs Jefus auch in die fem Stück das vollkommenfte Mafter für Lehrer ift, und und geht dann zu dem Hauptsatz über, weichen er abhandeln wie, lehr wäre zu wünfchen, dafs fie von allen Predigera befolgt wurde. Hiezu wird aber freylich ein hoher Cirat ben fich Gott zu allen Zeiten als einen ftrengen Herrn von Menfchenkenatnifs, and eigene Erfahrung im Chriand Richter vorgeftellt, haben ihre Strafwürdigkeit ge. fühlt, und find auf Mittel bedacht gewefen. feinen Zorn fehlt, die fich dem wichtigen Gefchä.te unterziehen, ftenthum erfodert, woran es, leider, fo fehr vielen zu befanftigen. Sie fuchten ihn durch Opfer, fo gar durch Menfchenopfer zu verföhnen, und fanden in allen die Texte mat dieien Anftalten dennoch keine wahre Beruhigung. Das gut gewahit find, z. B. gleich die erite Predigt (Tome 1.) dere zu belehren. Das einzige,' was Rec. an diefen Pre Evangelium allein lehrt das rechte Mittel der Beruhigung Le defir de s'entretenir avec Dieu, über Hob 16, 21. für Menschen, die ihre Strafwürdigkeit fühlen. Jefus welches um to mehr befremdet, da es dem Vr, an ri avec Dieu; ce funt celles d'un père avec ses enfans. Chrift (heift es S.. 89.) nous fait connoitre nos relations gen exegetischen Einfichten nicht fehlte. Diefen Fehler, L'homme eft foible, il eft pecheur; mais Dieu est bon et mifericordieux; ce qu'il veut, c'est que les enfans faf

BERLIN, bey de la Garde: Sermons fur divers Textes de L'écriture fainte. Par M. Reclam, Pateur de l'Eglife françoife de Berlin. Tome Premier. 318 S. Tome Second, 299. S 1790. 8. (2 Rthl.) Diefe Predigten find nach dem Tod ihres Vf. herausgekommen; aber aus der Zueignungsfchrift ift zu fchliefsen, dafs er fie felbft zum Druck beftimmt hatte. Sie waren auch des Drucks wiirdig. Ueberall wird das ChriSie ftenthum von der vernunftmäfsigften und liebenswürdigften Seite vorgestellt. Der Vf. predigt ächt chriftliche Tugend, die fich über die blofs philofophifche weit erhebt, und zeigt durchgängig viele Kenntnifs des menschlichen Herzens. So wird z. B. in der sten Predigt des erften Bandes über Joh. I, 8. das Thema: L'accord de la foi avec la raison fehr gründlich abgehandelt, und auf eine einleuchtende Art bewiefen, dafs die Religion Jefu für Verftand und Herz gleich befriedigend ift, dafs fie uns nichts lehrt, was die Vernunft nicht billigen müfste, was fie nicht gewünscht hätte, zu erkennen; dafs fie uns nichts vorfchreibt, was nicht des Menfchen würdig, in der Ausübung möglich, und der menfchlichen Glückfc ligkeit angemeffen wäre. Hier wird unter andern die Lehre von der Verföhnung der Menfchen durch Chriftum fchriftmäfsig, und doch auch zugleich von der vernunftmäfsigsten Seite vorgestellt, wie fie, nach des Rec. Einficht, fters, vorgestellt werden follte. Die Menfchen ha

etc.

und einige etwas zu kündliche Wendungen abgerechn find diefe Predigten fehr gut und empfehlenswun Sollte indeffen jemand den Einfall haben, fie in die deut

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sche Sprache zu überfetzen, fo müfste er beider Sprachen
in einem hohen Grad mächtig feyn. In einer fchlechten
Uebersetzung würden fie fehr viel verlieren.

GÖTTINGEN b. Dieterich: Chriftliches Gefangbuch her-
ausgegeben von D. Sohann Benjaminn Koppe, K.
Churf. Confiftorialrath und erften, Hofprediger zu
Hannover. 1789. 232 S. 8. (3 gr.).

Liedern diefer Sammlung edel und würdig; nur in man chen noch zu hoch geftimmet, und den Fähigkeiten der Landleute und niederern Volksklaffen, auf welche der feel. K. auch Rücksicht genommen zu haben verfichert, nicht angemessen.

LEIPZIG b. Sommer: Religionsvorträge und homiletiSche Fragmente. Von A. Friedrich Marx, des Predigtamis Kandidaten und Privatlehrer in Leipzig. 1790. S. 354. 8.

wenn

Der Vf. war anfangs, wie er im Vorberichte fagt, nur gewillet, eine kleine Anzahl von Jugendgefängen für die ihm anvertraute Seminarienfchule in H. zu fammeln. Die In den homiletifchen Fragmenten ift Hr. M. allerdings Sammlung wurde aber von felbft fo ftark, dafs er fie auf dem rechten Wege, und die Refultate, welche er run zu einem Andachtsbuche für chriftliche Familien be- giebt, fcheinen Rec. völlig wahr. Nur fehlt es bisweis ftimmte. Nach diefem Zwecke mufs denn der Werth len den Begriffen, welche hier aufgeftellt werden, an derfelben beurtheilet werden. Es ift darin mehr für die Beftimmtheir und Genauigkeit und den Gründen, deren Privatandacht, als für den Gebrauch beym öffentlichen er fich zum Beweife feiner Sätze bedient, an der gehöriGottesdienfte geforget. Doch fcheint der VI. zugleich gen Haltung. Bey einem grössern Werk über diete Madie Abficht, wenigftens den Wunsch gehabt zu haben, terie wird er alfo nicht blofs tiefer in die Sache felbft eindiefs Gefangbuch mit der Zeit in der Hannöverifchen dringen, fondern auch manches, was er zwar itzt mit Schlofskirche einzuführen. Sonft fehen wir nicht ein, Recht bejahet, aus ganz andern Gefichtspunkten anfehen, wie er darauf gekommen feyn folite, in ein häusliches müffen, wenn er diejenigen, welche anderer Meynung Erbauungsbuch z. B. die Gefänge bey einer öffendlichen find, davon überzeugen will. Hieher rechnen wir z. E. Taufhandlung Num. 189. 190. aufzunehmen. Oder woll- den Beweis, dafs der Prediger ein Reduer feyn mülle. te er vielleicht das hannöverifche Publicum auf die Ein- Die Religionsvorträge des Vf. haben uns, im Ganzen geführung eines neuen Landesgefangbuchs vorbereiten? nommen, fehr gefallen, und machen den würdigen Schü Dann it feine Abficht noch wichtiger. Denn es wäre ler Döderleins kennbar: inzwifchen haben fie noch man doch wohl einmahl Zeit, dafs man im Hannöverifchen che Fehler, die wir ihm, weil er Belehrung fucht und Für wünscht, nahmhaft machen wollen. Wir vermiffen in auch anfienge, etwas Vernünftigeres zu fingen. → die befonderen Lagen und Umitande des menfchlichen feiner Art zu difponiren die ftrenge Ordnung, vorzüglich Lebeus findet man übrigens in diefer Sammlung hinrei- in den Unterabtheilungen, die wenigftens immer, chende und sehr gute Lieder, auch manche, die in un man fie auch den Zuhörern nicht fkeletmässig vorlegen fern eingeführten neuen Gefangbüchern nicht ftehen. will, zum Grunde liegen, die Verständlichkeit befördern Hierdurch erfüllet fie alfo ihre eigentliche Beftimmung. und das Behalten erleichtern mufs. In den Predigten Aufserdem find allgemeine Loblieder, allgemeine Bittlie- für die höhern Claffen ift die Sprache nicht felten zu ge der, und Gefänge zum Bekenntniffe der vornehmften fucht und zu gekünftelt, die Conftruction unnatürlich Grundfätze und zur Acufserung der vorzüglichsten Ge- und ein gewiffer Hang zum Auffallenden, und Sonderbafiuuungen eines Chriften hinzugefügt. Nicht wenige Ge- ren in der Schreibart fichtbar. Manches ift weiter ausfänge übertreffen die, welche man unter derfelben Ru- gemahit, als es bey aller Pflicht, praktifch zu predigen, briken in andern neuen Gefangbüchern antrifft, weit; ausgemahlt werden darf, wenn nicht fremde oder unz. E. das Gebet des Herrn Num. 14. Die Gefänge am fchickliche Nebenideen in der Seele des Zuhörers entfteReformationsfefte N. 214. 215. Auch hat es uns fehr hen follen. Ein Beyfpiel davon findet man gleich in der gefallen, dafs der Vf. in der Rubrik von der Befferung erften Predigt, deren Eingang noch überdiefs eine zu roder Menfchen nur einige Lieder von der eigentlichen manmäfsige Schilderung enthält. Seinen AnfangsgebeBekehrung voranfchickt, und dann mehrere von der be- ten mufs der Vf. mehr Rundung und Fülle zu gehen fu ftändigen allen Chriften nöthigen. Befferung nachfolgen chen; er mufs gewiffe Lieblingsausdrücke und Wendun läfst. Indess hätten auch die erftern durch eine befon- gen, die er viel zu oft gebraucht, z. B. ihm ward, wel dere Ueberfchrift unterfchieden werden follten, um zu ches beynabe auf jeder Seite wiederkömmt, durchaus verhüten, dafs fie nicht Jeder gebrauche, weil es doch vermeiden, und fich vor kleinen Nachläfigkeiten hüten vergleichungsweife nur wenige Chriften giebt, die einer Er fchreibt: if's, wirken's, über's, u. f. w. In Roma wirklichen Bekehrung bedürfen, und es überdas einen nen und ähnlichen Schriften mag diefs hingehen; aber fchädlichen Einfluss auf das Gemüth hat, wenn man Gott es ift gegen die Würde der Kanzelfprache und fchwächr alle Monate oder gar alle Woche einmahl gelobet, man fő fehr es Kleinigkeit zu feyn fcheint und gewiffermaalst wolle fich bekehren, und dann wieder nach einem Monate auch ift, den guten Eindruck des Ganzen. oder nach einer Woche fo betet und finget, als habe Predigten für Landgemeinden wüfsten wir, diefen letz man fich noch nicht bekehret. Bellerung für Alle; Be ten Fehler ausgenommen, nichts zu erinnern. Sie find kehrung nur für den Lafterhaften, und auch für diefen populär im wahren Sinne des Worts, ganz anwendbar nur, Einmahl in feinem Leben, wenn er nicht wieder zu- und zeichnen fich durch gefällige Natürlichkeit und ei rückfällt. Das ift vernunftmafsig und fchrifunafsig, und dringende Herzlichkeit fehr zu ihrem Vortheile aus. Auf hiernach müllen die Lieder über die Befferung der Men diefer Bahn vorzüglich wünschten wir, dafs der Vf. forp fchen abgefafst feyn.. Uebrigens ift der Ton in den gionge; denn hier hat er feine Stärke. Nnn 2

In de

ZÜLLE

ZÜLLICHAU U. FREYSTADT, b. Frommanns Erben: Predigten bey verschiedenen Veranioffungen. Von Iofas Friedrich Chriftian Löffler, Oberkonfiftorialrath und Generalfuperintendent des Herzogthums Gotha. 1791. S. 453. 8. (Auch unter dem Titel; Predigten) zweyter Brnd.

Diefe Predigten haben mit denen des erften Bandes, woruber Rec. in diefen Blättern fein Urtheil gefallt hat, gleichen Werth und verdienen gleiche Aufmerkfamkeit. Einige derfelben, die zwölfte, dreyzehnte und vierzehn. te waren fchon einzeln gedruckt und find auch schon von uns angezeigt worden; wir wollen alfo die übrigen ihrem Inhalte nach angeben. 1.) Fürchtet Gott, und haltet feine Gebote! Abfchiedspredigt von den Königl. Gens d'armes in Berlin, über Pred. Salom. XII, 13. II.) Was giebt einem chriftlichen Lehrer die Hoffnung, dafs er fein Amt mit Erfolg und Freude führen werde? Ueber 2 Cor. VII, 16. Antrittspredigt. III.) Von dem Zweck und der rechten Befchaffenheit öffentlicher Religionsvorträge, Ueber 1 Cor. XIV, 3. 4 Einführungspredigt. IV.) Gort giebt oft den traurigften Begebenheiten die glücklichfte Wendung, und läfst nichts Gutes unbelohnt. Am Himmelfahrtstage 1785. Zur Tröftung und Unterstützung der durch das Waffer Verunglückten. V.) Wie billig es ift, das Andenken guter Menfchen zu ehren. Ueber Sprüche Salom, X, 7. Zum Gedächtnifs des Herzogs Leopold von Braunfch. VI.) Der gute chriftliche Bürger. Ueber Matth. XXII, 1522. VII.) Gedächtnifspredigt auf Friedrich den zweyten, König von Preuffen. Ueber i Chron. XVIII, 8. VIII.) Redlichkeit der Gefinnung und ein unfchuldiger Wandel, der befte Ruhm eines chriftlichen Lehrers. Gedächtnifspredigt über 2 Cor. I, 12. IX.) Von der Dank. barkeit gegen Gott bey Errettung aus Gefahren. Am zweyten Gedächtnifstage des Herzogs Leopold. Ueber

Pf. L, 14. X.) Wie man auffallende und fchreckhafte Begebenheiten zu betrachten und mit den Eigenschaften Gottes zu vereinigen hat? - Nebft einer Anwendung auf Neu- Ruppin. XI.) Von der Bekehrung. XV.) Dals ein gutes Herz mehr werth fey, als Aufklärung des Ver. ftandes. (Ob wohl der Ausdruck: gutes Herz, nicht zu unbeftimmt ift?). XVI.). Von der Art, wie uns der hei lige Geift zu Theil werden kann, Eine vorzüglich fchöne Predigt, die fich durch ihre reine und gefunde Dogmatik fehr empfielt. Der Geift Gottes, fagt der Vf., ift, an fich betrachtet, nicht verfchieden von Gott felbft, fo wenig als der Geift des Menfchen von dem Menschen verfchieden ist, oder verschieden gedacht werden kann. Geift Gottes bedeutet ferner eine Kraft und Wirkung Gottes, befonders feine erfchaffende und belebende. Nächstdem und hier bezeichnet diefer Ausdruck gewiffe Wirkungen, welche Gott in dem Menfchen oder im Gei fte deffelben auf diefe oder jene Art hervorbringt, und bedeutet gewille Erkenntniffe und Einfichten, und gewille gute Gefinnungen, welche durch Gottes Hülfe in dem Menfchen erzeugt werden. Diefer Geift im Menschen, welcher der Geift Gottes genannt wird, ift einerley mit dem Sinne für Wahrheit und für Tugend, alfo ift der Geift Gottés im Menfchen nichts anders, als der Geist der Erkenntnifs und Tugend. Unmittelbar erlangt niemand diefen Geift. Der ihn zu befitzen wünscht, mufs fich vor der Wichtigkeit und Schätzbarkeit der Sache felbst über zeugen, und nach den gehörigen Mitteln dazu umfehen. XVII.) Dafs Gott Urheber der Erndte ift. Ueber Apoft. Gefch. XIV, 17. XVIII.). Ob die vorigen Zeiten beffer waren, als die gegenwärtigen? Neujahrspredigten über Pred. Salom. VII, 11. XIX.) Dafs man wegen Verfchie. denheit der Religion niemanden gering achten, oder hárt behandeln dürfe.

PÄDAGOGIK.

KLEINE SCHRIFTEN.

Hamm, gedruckt bey G. I. Grote. Ucber einige Fehler auf Gymnajien. Eine Abhandlung, wodurch zu den alle Gönner und Freunde diefes Inftituts ein Schulprüfungen ladet loh. Fr. Schindler, Rekt. d. Gymn. 1791 Endlich follte man doch die widrige, undeutsche Wortfolge auf den Schulprogrammen abfchaffen. Grade wie wenn man schriebe: Charaktere, worinn die Sitten feiner Zeitgenossen fchildert Theophraft, welches Buch ins Deutsche überfetzt hat I. F. S. Die einigen von den vielen Fehlern auf Gymnafien find übrigens mit aller Herzlichkeit aus einander gefetzt; fie find aber ziemlich die gemeinsten und auffallendften und da fie fich zum Theil in Hamm nicht finden follen, fo fehen wir nicht, warum der Vf. nicht lieber die minder bemerkten Seiten diefes reichhaltigen Thema berührte. dem angehängten Lectionsverzeichnifs wunderten wir uns über den Unterricht im doppelten Buchhalten, und die ein Jahr dauernde Gefchichte der Graffchaft Marck, nebft der Clevifchen und Brandenburgifchen. Bey diefem genauen Detail vaterländifcher Hiftorie auf Schulen fcheint man es nachdrücklich auf Bildung ächter Patrioten anzulegen; mur ift zu wünschen, dafs gegen die Raubgrafen des lieben Vaterlandes, Solon, Perikles und ähnliche brave Männer nicht zu kurz kommen mögen.

In

vorgelegt, vor Gròfsmann. 1791. 8. Hr. Grefsmann hatte vor zwey Jahren die deutfchen Schaubühnen aufgefodert, dafs lie feinen Vorfchie, Ledingen zu Wolfenbüttel ein Denkmal zu errichten, dadurch begünftigen möchten, dafs fie die Einnahme einer Vorftellung zur Beftreitung der Koften aufopferten.

Und was foll das

Er hat unter jenem Titel die ihm zugefendeten Antworten abdrucken laffen. Ob die Ver faller die öffentliche Ausftellung folcher Privat-Briefe, die Hrn. Grofsmann keinesweges zum Druck überfender find, billigen können, ob nicht manchen die angehängten Noten unangenelim feyn müffen, mögen wir nicht entfcheiden. Publikum von diefer vaterländifchen Gefchichte denken? vielleich dafs ein Mann, der einen patriotischen Vorschlag that, auch Pa triot genug feyn follte, wenigftens das Detail feiner fehlgefchlag nen Bemühungen zu verfchweigen, damit es nicht fcheine, als habe er fich auf Koften des Publikums ein Denkmal druckes

laffen.

Berlin, b. Unger. Taschenbuch für Aufklärer und Nichtaufkl rer auf das Jahr 1791. Die in diefem Talchenbuche enthaltenes

vorläufig erregen könnte.

fertafeln; hingeworfne Einfälle, bey denen man keine Gründlich keit fuchen kann, und oft den Witz vermifst. Wenigftens i es unbegreiflich, wie man eine folche Erwartung über den Tex Die Kupfer find theils von Chodow ecky, theils von Meil: von beyden Meiftern find einige vortreiche VERMISCHTE SCHR. Hannover b. Pockwitz. Leffings Denkmal, darunter. Ohne Nahmen des Künftlers hat fich hier ein fehr un eine vaterländische Gefchichte; dem deutschen Publikum zur Urkunde Ständiges Kupfer, der fich kombafirende Origines, eingefchiches

ALLGEMEINE

LITERATUR-ZEITUNG

Donnerstags, den 9 Junius, 1791.

PHILOSOPHIE.

LEIPZIG, 6. Crufius: Ernft Platners neue Anthropologie für Aerzte und Weltweife. Mit befonderer Rückficht auf Phyfiologie, Pathologie, Moralphilofophie und Aesthetik. Erfter Band. 1790. 664 S. 8. (1 Rthlr. 20 gr.)

Die

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ie Anthropologie, nach dem Begriffe des Vf., als Unterfuchung des Verhältniffes der menfchlichen See Je und des menfchlichen Körpers zu einander, ift für die Wiffenfchaft des Arztes eben fo wichtig, als für die Wiffenfchaft des Pfychologen. Sie begränzt und verbindet beide, und fodert von ihrem glücklichen Bearbeiter die felrene Vereinigung der Talente fowohl als der Kenntniffe, die allen beiden eigenthümlich find. Schon diefer Umftand macht es begreiflich, dafs nicht nur überhaupt neue und lehrreiche Verfuche diefer Art unter die Seltenheiten gehören, fondern dafs auch insbefondene feit Hn. Platners Anthropologie, deren erfter Theil im J. 1772 erfchien, in Deutschland wenigftens kein merklicher Fortschritt diefer Wiffenschaft bemerkt worden ist; dass man diefen erften Verfuch weder merklich verbeffert, noch ergänzt, fondern ftatt deffen ihn hier mit unbedeutenden Eigenheiten wiederholt, dort über diefes Buch, als begreife es die ganze Wiffenfchaft, ohne Ergänzung des fehlenden anthropologischen Unterricht auf Akademien ertheilt; und dafs man endlich auch von den unvermeidlichen Mängeln und zweckwidrigen Anwendungen der vorhandenen Verfuche Anlafs genommen hat, diefe Art von Unterfuchungen felbft als unnütz und zwecklos zu verfchreyen, und dem Forschungsgeifte der Aerzte und Pfychologen eine andre, nicht gemeinfchaftliche, Richtung zu gehen. Durch diefes alles hat fich Hr, D. Planer von feiner rühmlicht betretenen Laufbahn nicht abbringen laffen; er hat fich vielmehr entfchloffen, diefes Werk herauszugeben, worinn er die reifern Früchte feiner vieljährigen fortgesetzten Unterfuchungen mittheilt. Mit Recht will er daffelbe für keine blofs veränderte und erweiterte Ausgabe feiner ältern Anthropologie, fondern für ein davon ganz unterschiedenes, ganz unabhängiges Werk an gefehen wiffen, welches mit jenem nichts gemein hat, als den Vf., und nichts ähnliches, als den Titel.

In diefem wichtigen und reichhaltigen Werke ift al lerdings eine folche Fülle von eignen und fremden merk würdigen Beobachtungen und Betrachtungen niedergelegt, dafs die künftigen Bearbeiter der Anthropologie nun mit reichem Stoffe verforgt find, diefe Wiffenschaft zu erweitern und zu berichtigen. Je langsamer aber, je prüfender und unfectirifcher das Buch ftudirt wird, um fo grösser und wohlthätiger wird seine Wirkung für die A. L. Z. 1791. Zweyter Band.

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Menfchenlebre feyn. Die Menge von Hypothefen, die zum Theil als ausgemachte Wahrheiten darinn vorgestellt werden, macht diefe Behutfamheit des Lefers doppelt nöthig, und in diefer Hinficht will Rec., der den Werth des Buches gewifs nicht verkennt, auch auf diese Puncte vorzüglich aufmerksam machen.

Noch kein Buch eines deutschen Philofophen hat das Ganze der anthropol. Wissenschaft fo weit und vollständig umfafst, als das gegenwärtige, nach dem ausführlich vorgelegten Entwurfe, der dem Anfang nach hier auch ausgeführt wird. Das erste Buch trägt die Grundlehren der Anthropologie vor, und handelt von dem menfchlichen Körper, der menschlichen Seele, und von ihrem Verhältniffe zu einander überhaupt. Das zweyte von den Wirkungen der menschlichen Seele, nach ihren Hauptvermögen. Das dritte foll von den entstandenen Fertig keiten der menfchlichen Natur; das vierte von einigen zufälligen Beftimmungen diefer Natur, von den Temperamenten, Gefchlechtern und Lebensaltern handeln, und das fünfte wird noch einige befonders merkwürdige Eigenfchaften, Vollkommenheiten und Unvollkommenheiten des Menfchen in Abficht auf feine verschiedenen Kräfte und Vermögen erklären. Der vorliegende erfte Band fafst das erfte, und den gröfsten Theil des zweyten Buches in fich, und ift fo lehrreich und gründlich ausgearbeitet, dafs wir nichts fo fehr, als die Fortsetzung und Vollendung wünschen. Sogleich die erfte Unterfuchung über die verfchiedenen Theile des menfchlichen Körpers und ihre Naturbeftimmung verräth den Mann, der einem Gegenstande, wäre er auch noch fo oft schon abgehandelt worden, dennoch durch eigne Gefichtspuncte und originelle Behandlungsart den Reiz der Neuheit zu ertheilen weifs. Um der Phyfiologie ein neues Licht aufzu ftecken, kommt es doch nicht blofs auf neue Wahrnehmungen und Verfuche, fondern auch grofsentheils auf eine zweckmäfsigere Zusammenstellung und philofophifchere Anordnung der bereits gemachten Entdeckungen an. - Die beiden Haupttheile des menfchlichen Körpers find der Nervengeift und die thierische Maffe. dem erftern spricht Hr. Pl. wie von einer Sache, die durch unmittelbare Wahrnehmung (§. 1. Man bemerkt u. f. w.) fchon erkannt wäre. Wenn aber gleich die Hypothefe gar sehr viel für fich hat, und eine Menge von Erscheinungen auf ein folches Princip hindeuten, fo kann er doch nicht eben fo, wie die thierische Maffe, d. i. die nahmhaften, fichtbaren, feften und flüffigen Theile des Körpers, als ein Gegenstand der unmittelbaren Erfahrung angeführt werden. Die thierische Maffe besteht aus feften und flüffigen Theilen. Die flüffigen oder die Säfte find theils allgemeine, nemlich Blut, Serum und Lymphe; theils befondere. Die Lymphe wird nach den Goo

Von

neuern

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