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ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

U

Donnerstags, den 2. Jun. 1791.

ERDBESCHREIBUNG.

EDINBURGH U. LONDON, b. G. G. J. und J. Robinson, Travels to difcover the fource of the Nile, in the Tears 1768. 1769. 1770. 1771. 1772. and 1773. in Five Volumes, by James Bruce of Kinnaird, Efq. F. R. S. Vol. II. 718. S. Vol. III. 759. S. Vol. IV. 694. S. 4. nfere Anzeige des I. Theils von diesem viel umfaffen den Werk (A. L. Z. 1791. nro. 2. 3. 4.) führte uns mit unferm Reifenden bis an die Gränzen Abeffyniens, Seinen eigenen Schickfalen in diesem Lande fchickt er eine Gefchichte deffelben, oder vielmehr eine Gefchichte feiSchon im 6 Kap. des II. Buchs beginnt diefe mit der Königin von Saba, Salomo's Zeitgenoffin und Freundin. Br. führt fie durch den ganzen zweyten Band bis 1769. zu dem Zeitpunkt feiner Ankunft in Abeffynien fort. Unfehlbar fragen unfere Lefer hier zuerst nach den Quellen all diefer Erzählungen und unterfcheiden mit uns die Glaubwürdigkeit der Brucefchen Gefchichtquellen und der von Br. uns vorgelegten Gefchichtauszüge bey diefer Frage von felbft. Aber leider! läfst uns Br. über feine Quellen fo gut als gänzlich ununterrichtet und noch weniger können wir feine Auszüge prüfen. Er beruft fich zwar gar häufig auf feine Abellynifchen Urkunden, auf ein Buch von Axum, Vol. I. S. 482. (worauf fich auch Pater Tellez berief, Ludolph Hift. Aeth. L. II. c. 2. nr. 2.) auf Annalen von Abeffynien S. 475. auf mehrere Abeffyn. Gefchichtfchreiber u. dgl. Ja er läfst fich Vol. II. S. 15. fogar auf kleine Unterfchiede in Zahlen ein und behauptet, dem Text gefolgt zu feyn. Unter K. Bacuffa (S. 596.) wird bemerkt: der Abeffyuifche König habe immer einen Of ficier um fich, welcher auch fein Sigill crage. Diefer müffe alle gute und fchlechte Thaten des Königs, aber ohne Beurtheilung, aufzeichnen. Bald nach des Königs Tode werden diese Anzeichnungen einer Rathsverfammlung vorgelegr, welche davon und dazu fetze, was ihr nöthig fcheine. Im III. Bande S. 472. wird eines folchen königl. Geschicht fchreibers, den Br. antraf, gedacht und S. 468. fogar angezeigt, dafs der königl. Rath ihm angegeben habe, wie er eine gewiffe Rebellion in feine Gefchichte eintragen folle. Bofes Omen für die Unpartheylichkeit derfelben! Bey all diefem Schein von Genauigkeit fehlt aber bey Br. zum Unglück die Hauptfache, eine Befchreibung jener von ihm gebrauchten Gefchichtquellen, theils nach ihrem in Abeffynien angenommenen Werth, theils nach der eigenen Prüfung unferes Referenten, welcher immer wenigftens mit weniger Vorurtheil und einer gebildeteren Urtheils kraft, als die Abeffynier, darüber Unterfuchung hätte anftellen können, wenn wir uns gleich gar wohl befcheiden, dals wir einem Schottischen Esquire, der zumal von fei A. L. Z. 1791. Zweyter Band.

nen Schlachten und Strapazen in jenen fernen Landen foviel zu erzählen hat, die Sedulität eines kritischen Unterfuchers nie zumuthen dürfen. Wie alt find jene Königsannalen, die von gleichzeitigen Hiftoriographen aufgezeichnet wur den? Und wo fängt die Zeit der Sagen an? Dafs die Anna liften in weit ältere Zeiten hinauf fteigen, als fie erlebt haben, ift unter allen Völkern analoge Erfahrung. Defte mehr muss, wer die Quellen nutzt, diese Unterscheidungen genau beftimmen! Vergleichen wir Ludolphs aus den Nachrichten der Portugesen bef. der Miffionen gezogene Hiftoria Aethiop. (Frankf, 1681. Fol.) und deffelben Commentar, fo fieht man, dafs entweder die Miffionare meift eben die Quellen, welche Br. nutzte, vor fich gehabt haben müffen, oder dafs etwa Br. aus Ludolph und den Miffionsnachrichten manches in feine Gefchichte unmittelbar aufgenommen habe. Kurz, Br. läfst uns bey den meisten Theilen feiner Gefchichte über feine Gewährsmänner völlig im Dunkeln. Von des V. eigener Genauigkeit in den Auszügen wollten wir, wäre nur das Ganze mehr documentirt, gerne, in Ermanglung eines Gegenbeweifes, gerade foviel gute Meynung haben, als er felbft, wenn wir die Menge feiner fonftigen Zérftreuungen, feiner fo weitläuftig erzählten Abhaltungen und fein vermuthliches Maafs Abeflyn.Sprachkenntnifs billig in Anfchlag bringen, uns etwa mit Wahrfcheinlichkeit zumuthen könnte. Ueberfetzung find die Auszüge nie. Doch werden an einigen Stellen z. B. bey ei ner tapfern That eines Robel unter K. Serze Denghel (S.232.) und bey der Proclamation des Socinios zur Wiederaufhe bung des Römifchen Religionszwangs (S. 392.) eigene Worte der Annalen, auch S 292. über das Dorf Zinzenam eigene Worte des Gefchichtschreibers, aus welchem die Nachricht genommen fey, angegeben. Aber der Gefchiehtfchreiber bleibt ungenannt. Hie und da beruft fich Br. auf mündlich erhaltene Erzählungen. Aber auch dies, ob er das Mündliche immer von den schriftlichen Nachrichten abgefondert habe, ift ungewifs. Möchte doch, da” selbst dieJes Blatt in Edinburg gelesen werden wird, hierdurch oder auf eine andere Weile der V., welcher durch eine so mühfame Gefchichterzählung fich auch auf den Ruhm eines biftorifchen Entdeckers foviele Anfprüche erwerben wollte, Veranlaffung nehmen, fürs erfte durch genaue Notizen von feinen hiftorischen Quellen und dann von feiner Fähigkeit und Art, diefelbe zu benutzen, fich jene ihm alsdann erft mit Recht gebührende Namensunfterblichkeit felbft zu verfichern. Denn für den Beurtheiler ift in der That die einzige hieher gehörige Nachricht, welche wir Vol. IV. S. 108. endlich finden, gar zu unzulänglich. Sie fagt nicht mehr, als dals,,im Dec. vor feiner Abreife aus Abelfynien ein Expreffer von Shoa das gewünschte Buch gebracht habe, welches die Lebensgefchichte der ersten Könige, die zu Shoa gelebt, enthielt. Eine fchöne niedliche Handschrift auf

Hh

Perga

Pergament in grofs Quart, in der reinen alten Geezfprache".
Der Vf. (Br. nennt ihn nicht einmal) fey mit der Gefchich-
te, die er befchreibt, (oder wie fich Br. unbeftimmter aus-
drackt: nearly contemporary with the annals, which he
writes) faft gleichzeitig gewefen. Und auch diefe we-
nig hinreichenden Data zur Erörterung der erften noth-
wendigften Frage über das Ganze foll der Lefer erft mit
Mühe aus allen 4. Quartanten auffammeln! Für die Befrie-
digung fpäterer Zeitalter, welchen doch gewifs der Vf.
feinen Ruhm gerne fo fehr wie möglich gefichert zu hinter
Paffen wünscht, ift aufser einer beftimmteren Anzeige von
feinen Quellen überhaupt etwa noch ein Vorfchlag übrig.
Die vielenExcerpte und Anzeichnungen aus fchriftlichen und
mündlichen Quellen, welche er mit fich gebracht haben
mufs, und die nach Vollendung der Gefchichterzählung
für ihn felbft keinen privativen Reiz haben können, wür
den, wenn fie zur Unterfuchung der Gelehrten auf einer
öffentlichen Bibliothek niedergelegt würden, dem Ganzen
wenigstens denjenigen Grad von Glaubwürdigkeit geben,
welchen es ohne mögliche Einficht in die Originalien je
bey uns erhalten kann, und wenn es zum bleibenden
Ruhm des Vf. von ächtem Nutzen feyn foll, zu erhalten
fich bemühen mufs.

nichts mehr unter fich, felbft ihre Ueberfetzung des A. T. ift in der Geezfprache (d. i. in der äthiopifchen oder gelehrten, weil diefe unter ihnen längst nur aus Büchern gelernt wird. Ludolph Hift. äthiop. L. I. c. 14.) und ge wifs eine Tochter der Alexandrin. Verfion. Denn die Probe, welche uns Br. auf einer Kupferplatte beym 1. Theil von der Uebersetzung des Hohenlieds in der Geezspra che mittheilt, ift gerade die, welche in der Englifchen Polyglotte als äthiopische Ueberfetzung abgedruckt ift. Höchft. abrfcheinlich wird auch die Ueberfetzung des ganzen Alt. Teft. in der Geezfprache, welche er mitge bracht hat (B. II. K. 6.) von eben diefer Art feyn. Aber es ift in den älteren Gefchichtfagen auch in Gebräuchen, Namen u. f. f. foviel jüdisches, felbft da doch die meisten Abeffynier von Alexandrien her längst das Chriftenthum augenommen haben, dafs das frühere mächtige Dafeyn der Juden in dem ganzen dortigen Länderumfang nie, nur aber ihr Urfprung für uns problematisch feyn kann: ob nemlich nicht grofsentheils die jetzigen Juden in Abeffynier von denen, welche in und nach den Babylonifchen Einfal len fich in Egypten festgesetzt haben, entstanden feyn möch ten? wenn gleich in älteren Zeiten auch aus Arabien und Idumaa Juden über die Meerenge gegangen und das Anfelbft in den fpäteren Einweihungen der Könige noch denken an Salomo und das Königreich Zion, welches fortdauert, (B. II. unter Konig Sócinios ums J. 1605.) mit gebracht haben könnten. Doch war auch unter den Mac cabäern (fiehe ihre Münzen) immer vom Königreich Sion die Rede. Durch einen folchen Uebergang der Abeflyn. Juden - Verpflanzung durch Egypten liefse fich auch die Ab leitung ihrer Kirchenverfion aus der griechifchegypti fchen am leichteften erklären, da, wie Br. richtig be merkt, die Falafcha, welche Juden geblieben find, doch wohl nicht erft von den Chriften, da diefe nach Abellynien kamen, die Bücher des A. Teft. angenommen haben werden. Und doch haben felbft diefe Falafcha, nicht die Chriften allein, die bekannten Griech. Apocrypha, und fogar das mit Fabeln von den Enim, und Anakim und Egregoven angefüllte Buch Enoch, über deffen Alter fich bey genauerer Unterfuchung diefer Angaben auch wohl auch das A. Teft, erft nach Frumentius, d. i. nach Eineinige weitere Spuren fich entdecken möchten. Das führung des Chriftenthums, ins Abeffynifche überfetzt fey, it unerweislich. tzung des Hohenlieds in dortigen Dialekten, welche Br. Unterfey, ift unerweislich. Die übrige fechsfache Ueberfe mitgebracht und beym erften Theil eine Probe daraus von den 6. erften Verfen mitgetheilt hat, kann zu all die. fen Unterfuchungen nicht gebraucht werden: denn er Br. felbft liefs fie durch einige Priefter verfertigen, und fie dient uns, die Verfchiedenheit der Abeflyn. Sprachen zu beobachten.

Dafs die bekannte Königin von Saba, (Nr. Reg. 10.) jenen Namen als Konigin von Abeffynien von der Meerküfte „Azab, welcher Süden bedeute getragen habe, glaubt Br. ohne Beweis. Ludolphs Commentar. in Hift. ath. L. II. c. 3. hat bereits entfchieden gezeigt, dafs w und Aethiopien gemeinfchaftliche Namen von Ländern diffeits und jenfeits des Idumäifchen Meeres waren. Siehe fchon Odyll. a. v. 23. 24. Kein Wunder, dafs alfo auf beiden Seiten des Idumäifchen Meeres die Königin von Saba als einheimisch betrachtet wird. Schon die ältefte hebräifche Geographie, Gen. X. fetzt nicht nur in Arabien unter den loktaniden v. 1o. fondern auch v. 7. unter den Cufchiden ein in Africa, vergl. Pf. 72, 10. Nur mufs man die Sabaifche Königin nicht zunächft, noch weniger ausfchlieffend, nach Africa setzen. Dass ein vom Konig Salomo mit jener Königin erzeugter Sohn, Menilek, der Stammvater fick and bald das Judentum felbft in Aberfynien eingeführt aller Abeffynifchen Könige geworden fey, viele Juden mit habe u. dgl. m., mag immer in Abeffynien ein politifcher Glaubensartickel und alfo auch hier der Anfang Abelly aifcher Annalenauszüge feyn. Gegen Br. fällt der Unterfchied der Orthographie in N2 und von felbft auf. to ist auch nicht South, Süden fondern Nordoft.— Auch ein unabhängiger in diefen Gegenden noch übriger Juden kanımı, die Falafcha, (vergl. Ludolph Hift. äthiop. L. L. C. 14. 1. 10. 46.) führet ihrer Fürften Gefchlechtregifter. auf Salomo zurück und proteft:rt deswegen feyerlich gegen die Erklärung, dafs,,das Scepter vom Stamm Juda entwandt fey. Beginnt gleich die Abeffynifche Ge fchichte erft mit dem König Bazen, Augufts Zeitgenoffen, oder noch eigentlicher, mit der Einfuhrung des Chriften thums in A. ums 1. C. 333. etwas mehr licht zu werden, fo ist doch klar, dafs lange vorher Juden in diefen Ge

Diels ift nach

Juden waren es, die unter einer Königin Saat un gef. im J. Chr. 1000. die Succeffion der Abeffyn. Nach kommenfchaft Salomo's unterbrachen. Br. der wahre Uebergang der Gefchichte zur Zaga fchen Familie (Ludolph L. II. £. 5.). Bis dahin, und noch weiter bis lconambac a. 1268. hat auch Br. pur genden fehr zahlreich und mächtig gewefen Teyn müffen. Fragmente eiper Gefchichte. So umständlich er aber auch nun, da er mit diefer Epoche feinen zweyten Band gefangen hat, fich über die meisten Regierungen u

fre jetzigen. Refte haben zwar von der hebräifchen Sprache und allen Denkmählern des hebräischen Alterthums

breitet

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breitet, fo ift doch die ganze Abeffyn. Gefchichte nach feinen Auszügen nicht etwa eine Befchreibuug, aus welcher man die bürgerliche und die politifche innere Verfaffung jenes Landes nach ihrer allmäligen Ausbildung und das Verdienft der Könige um diefelbe kennen lernen könnte. Wir finden von den Regenten nichts als Kriegsthaten, unter den minderjährigen Regierungen welche der Eigennutz des Adels, und der Königin als Zwifchenregentin fo fehr als möglich zu vervielfältigen fucht; unaufhörliche innere Unruhen, unter den erwachfenen Regenten kriegerifche Unternehmungen gegen aufsen oder gegen Rebellen. Der erfte Gegenstand aufserer Kriege waren die Mahomedanifchen Provinzen am Arab. Meer bufen, befonders Adel, ein von Arabern befetztes Königreich, welchem nach dem J. 1508. die Türken eine Zeitlang zu Hülfe kamen. Wenige Jahre früher beginnt die erfte Bekanntfchaft der Portugiefen mit diefen Gegen. den und Br. erlaubt fich über die Verfuche diefer Nation, das Vorgehürg der guten Hoffnung zu umschiffen, eine unerwartet lange Digreffion. Nach dem J. 1563. zeigt fich ein neuer, Feind, die Galla, ein äufserft wildes tapferes in der Sprache von den Abeff. ganz verfchiedenes und zahlreiches Nomadenvolk, das fich rings um Abefly. nien, von Often durch Süden gegen Weften, erftreckt. Ein Stamm von ihnen, die Djawir, richtete Abeffyniens alten Feind, das Reich Adel, völlig zu Grund. Aber fie felbft wurden defto furchtbarer für daffelbe. Die füdlichen find meilt Mahomedaner, die weftlichen, gegen welche Br. felbft noch mit zu Felde zog, meift Heiden. Unter mehreren fonderbaren Gewohnheiten von ihnen führt Br. S. 225, auch diefe an: dafs, wenn der altere Bruder ftirbt und eine noch zum Kinderzeugen fähige Wittwe hinterlässt, der jüngfte unter den Brüdern diefe zu heurathen verbunden fey, aber fo, dafs die daher entftehende Kinder immer für des älteften Bruders Kinder geachtet werden, deffen Vermögen auch der jüngste Bruder nicht mit der Wittwe erhält. Alvarez hat diefe Sitte mit Unrecht den Abeffyuiern überhaupt zugefchrieben (Ludolph Hift. L. III. c. 1. nro. 63.). Der Vergleichung wegen mit einer bekannten Vormofaifchen und Mofaifchen hebr. Sitte wünschten wir, dafs Br. bemerkt hätte, ob diefs etwa nur unter den Mahomedanifchen Galla oder allgemein? auch ob es dann noch ftatt finde, wenn gleich der verftorbene Bruder Kinder hinterlaffen hat. Der Erftgebohrne ift bey ihnen einziger Erbe. Kleinere Nationen gegen welche die Abeffynier häufig kriegen, fiad die Schangalla, die Araber in Sennaar u. dgl. m,

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Von dem Eintritt der Portugiefen in Ab. an, (nach 1508.) wird die Gefchichte neben den Kriegen noch mit den verfchiedenen Kämpfen der alexandrinifchchriftlichen und römifchchriftlichen Mönchsparthie von Zeit zu Zeit ausgefüllt. Unter König Socinios, welchen Ludolph deutlicher Sufarus nennt, (1605-1632) kämpft der Abellynifche Patriarch das erftemal mit dem Baun gegen die Vertheidiger zweyer Naturen in Chrifto, und durch Meu chelmörder gegen diefen dem Römifchen allzu geneigten Regenten. Bald ward der theologische Doginarismus auch hier halb Urfache halb Vorwand, von Rebellionen und bürgerl. Kriegen. Auch in Verfolgung der Juden

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aufser

blieb fich (S. 288.) der Geift der römischen Parthie gleich. Bis unter K. Socinios war in Ab. durchaus Nun der Sonnabend auch der Chriften Wochenfeier. ward diefs vom Thron aus verboten und durch bürgerl. harte Strafen abgeftellt. Ludolph (Hift. L. III. c. 1. nr. 52. ff.) glaubt, diefe Feier des Sonnabends fey nach den alten Sitten des Chriftenthums (Vergl. Conftit, apoft. L. VIII. 33. VI. 24) mit der Sonntagsfeier verbunden ge wefen und alfo mehr chrift!. als jüdischen Ursprungs. Br. Faft giebt von der alten Sonntagsfeier keine Anzeige. das ganze Leben des genannten Königs, welcher fich allein völlig dem Römifchen Stuhl unterwarf, war eine Kette von Aufruhr gegen ihn. Diefs liefs ihn unerschüttert. Da aber die römische Hierarchie fich auch darinn unter diefem dazu gar nicht vorbereiteten Himmelsftrich ähnlich bleiben wollte, dafs der unbefonnene Patriarch Mendez den König, der in Ab. das Haupt der Kirche geblieben ift, an diefem feinem Vorrechte antaftete, fo gab diefer plötzlich der alten Kirche ihre Rechte wieder und überliefs voll Klugheit und Refignation feinem Sohn, Facilidas, freywillig die Krone und die Vollmacht, dem Röm. Patriarchen mit all feinem Unfug so schnell über die Gränzen zu fchaffen, dafs mit einer einzigen Regierung die ganze Anmafslichkeit ein Ende hatte, Bis jetzt noch durfte, ohne Lebensgefahr kein Antijacobitifcher Geiftli cher nach Ab. feit jener Zeit eindrängen. Dafür find aber die Abeffyn. Abuna's, Abba's und Mönche, der gröfseren Unterwürfigkeit gegen den König, nicht im mindeften beffere Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft. An Unwiffenheit und mönchifchem Starrfinn, auch an Ausfchweifungen, die fie mit dem Mantel der Kirche zu decken fuchen, geben fie vielmehr den fchlimmften in unferm Himmelsrich nichts nach. Auch neue Ketze reyen zu erfinden, ift man felbft in Ab. nicht zu einfältig. Die ganze Mönchenfchaar nehmlich ift S. 589. in Eufta thianer und in Mönche von Debra Libanos (Vergl. Lu dolph Hift. L. III. c. 3. nr. 27 fqq.) getheilt, und der wichtige Unterfchied, über welchen fie einander tödtlich haf fen, ift diefs Symbolum der letztern:,,Dafs Chriftus fey ein Gott, vom Vater allein, vereint mit einem vollkom men menfchlichen dem Unfrigen confubftantialen Körper und durch diefe Vereinigung Meffias geworden" welchem entgegengefetzt die Euftathianer fo fymbolifiren:,,Ein durch vollkommener Gott und vollkommener Menfch, die Vereinigung ein Chriftus, deffen Körper aus einer koftbaren Subitanz, Bahery, befteht, dem Unfrigen nicht confubftantial und nicht von feiner Mutter ift. Gerade indem diefe beiden Abeffyn. Mönchspartheien im Anfang des jetzigen Jahrhunderts über diefen Formeln gegen einander in Ab. wüteten, bereiteten Francifkaner Mönche bey einer auf franzöfifche Koften nach Abel. bestimmten Gefandfchaft, einem Herrn du Roule und feinem Gefolge durch die Hande des Königs von Sennaar meuchelmörde rifch den Tod, weil diefe Unternehmung nicht ihnen, fondern den Jefuiten, anvertraut werden war. unglückliche Parallelismus!

Welcher

Br. beleuchtet diese Schändlichkeiten sehr treffend,

Auch zur Beurtheilung der älteren Miffionsnachrichten über Ab. gieht er vielen Stoff. Er fpricht fehr für Pon cets Glaubwürdigkeit, fchildert Maillet (S. 486.) fo, dafs Wh 2

man

nan den Befchreibung von Egypten behutsam zu gebrauchen neue Urfachen findet. Ueberhaupt ift dieser Ueberhaupt ift diefer ganze Gefchichtband, ungeachtet er oft, befonders bey Kriegsbegebenheiten, in ein für uns fehr trockenes Detail fich einlafst, durch viele Beyträge zur Geographie, Völkergeschichte und Sittenkunde äufserft merkwürdig Auch erfcheinen in der That mehrere Ab. Könige und Fürften als Minner von fo vielen Verftand und Muth, dafs man die Nachläfsigkeit der Annalen in Anführung ihrer Ge fetze, Staatsanftalten und bürgerlicher Verordnungen als einen würklichen Verluft für die fchönere Seite in der Gefchichte der Menschheit bedauren mufs. Als ein Land, auf welches die cultivicterea Weltgegenden fo wenigen Einfluss hatten, giebt Abeffynien eine ganz eigene Auflö fung der Frage: Wie fich halbifolirte Völker durch fich felbft entwickeln? Judenthum und Christenthum brachten fo frühe fchon Schriftkunft und Religionsbücher dahin, and doch bleiben bis jetzo alle Willenfchaften und Künfte, alle theoretische Verfeinerung des Gefchmacks und Verftands den Abeffyniern fremd. Der Geift der Abey nier erhielt nur in fehr entfernten Perioden nach ziemliChen Zwischenzeiten irgend von einer cultivirteren Gegend her einen Stofs, Aber die Kraft deffelben findet zu viel entgegenwürkende Trägheit. Schon länger als ein Jahrtaufend ftehen fie immer faft auf der nehmlichen

Stufe. Da ihre Religionsbücher ihnen fogleich in ihrer
eigenen Sprache gegeben wurden, fo ward bey ihnen
das Griechifche des neuen Teftaments und das griechifche
und lateinifche der Bibelüberfetzungen nicht der wohlthati-
ge Canal, durch welchen die Aufklärung der Alten in Schrift
werken der Kunft und des Verstands mitten in die Barbarey
der mittleren chrifti. Jahrhunderte mächtig herüberfliefsen
konnte. So unterlag bey ihnen das Chriftenthum unter
dem Pöbelfinn feiner noch lange nicht einmal zu Menfchen
umgebildeten Bekenner, da es für uns durch Erhaltung
der alten Sprachen und durch fo vielen lange zwar blofs
aus theolog. Rücklicht darauf verwendeten, doch aber
endlich noch aufser diefen Gränzen mehr als innerhalb
derfelben würkfamen Fleifs die unentbehrliche Brücke
aus der neuern Welt in die ältere worden ist. So kam
es, Dank fey der Vorfehung! dafs die Erfindungen und
Fortfchritte der Alten unfern Geift feiner Reife um Jahr
taufende näher rücken und nun in Bezug auf das Chri
ftenthum felbft foiche Wirkungen hervorbringen konnten,
deren Vortreflichkeit wir, wenn wir blofs in die Abeffyn.
Gefchichte, nicht einmal in die Gefchichte unfers Chri-
ftenthums felbft, einen Blick werfen wollten, dem Chri
ftenthum unmittelbar und zunächst zuzulchreiben aufhö
ren müfsten.
(Die Fortsetzung folgt.)

KLEINE SCHRIFTEN.

DEKONOMIE. Stutgart, Mezler. Oekonomische Beyträge und Bemerkungen zur Landwirthschaft auf das Jahr 1790. 4. 7 Bogen (4 Gr.). Soll die Landwirthschaft durch einzelne Beyträge und Bemerkungen erwas gewinnen; fo müffen die Vorfälle nicht allein, ohne eingemifchte Geringfügigkeiten, deutlich erzählet, fondern auch hierauf nach richtigen phyfikalifchen, oder chemifchen Grundfatzen geprüft und beurtheilet, in den Anweisungen zu wirthschaftlichen Nutzungen entweder neue Hülfsmittel zu deren Erleichterung, oder Vergrösserung, oder noch gar nicht, oder zu wenig bekannte dahin gehörige Arten angegeben, und nur aus folchen ein- und befonders ausländifchen Schriften, wovon die mehrften Landwirthe felten Kenntnifte erlangen, Auszüge wichtiger Belehrungen mitgetheilt, auch alle diefe Bruchftücke nicht durch einander geworfen, fondern wenigftens nach den Haupttheilen der Landwirthschaft geordnet werden. Mit dem letztern Erforderniffe ftimmet des Hn. Vf. Abtheilung in 4 Rubriken : Gefundheit der Menschen und des Viches, Viehzucht, Pflanzenbau und vermifchte Anmerkungen nur wenig, mit den Erstern aber gar nicht überein. Was (S. 1-6) von den durch die Tollkirsche Catropa Belladonna L.) bewirkten Wunderkuren mit allerley unbedeutenden Nebenumftänden, dann von Beyspielen ihrer Schädlichkeit, und nun wieder von ihren heilfamen Gebrauche in allerley Krankheiten erzählt wird, kann dem denkenden und vorfichtigen Landwirthe nichts nützen, wohl aber dem gemeinen. leichtgläubigen Landwirthe Schaden. Jener bedarf der Warnung des Hu. Vf. nicht, dafs man die Belladonna nie ohne Rath und Anleitung eines Arztes gebrauchen müffe; diefer aber wird da durch nicht abgehalten, mit einem Arzeneymittel, welches Vanderkräfte in unheilbar gefchienenen Uebein bewiefen haben foll, auf Gefahr des Lebens und der Gefundheit Verfuche zu machen. Immer beffer, wenn dem Letztern davon nichts bekannt gemacht wird. Eben fo gewifs ift es, dafs beiden an folchen Belehrungen, welche theils in vielen alten und neuen Haushaltsbüchern befindlich, und den mehrften von ihnen schon längst bekannt and, thei's den verfprochenen Natzen zie hinlänglich und zuverlässig

leiften, nichts gelegen ift. Zur erften Klaffe gehören z. B. (S. 13) Der Gebrauch des Spiefsglafes gegen die Finnen der Schweine (S. 14. 15), die Benennung der der Bienenzucht zutraglichen Planzen (S. 19), die Mäftung der Puter mit welchen Nüssen, die Maftung der Ganfe mit Mohren, Kartoffeln und Gerftenfchro te, (S. 19-21) die Nachrichten vom Mergel, (S. 25) von dem Vorzuge der frühen vor den fpäten Erbfen, (S. 26) vom Nutzen der Walze und Egge, (S. 28-34) vom Flachs- und Hanfbaue. Als Ausnahmen hievon find jedoch die Beschreibung der Angorischen, oder Englifchen Kaninchenzucht (S. 15-19) und die Anweifung zur Benutzung der Syrifchen Seidenpflanze (S. 34-38) imgleichen zur Verfertigung guter Talgliche (S. 48.) zu betrachten: da die Kenntniffe hievon noch nicht fo allgemein und vollständig find, als fie es verdienen. Beyspiele aus der letzten Klaffe find: (S. 25) die empfohlne Methode den Rubiamen (Rebs) abzumähen, fo bald die unterften Schoten des Hauptengeis zu blühen anfangen, folglich alsdann, wenn der gröfste Theil des Samens noch unreif ift: weil dadurch an der Brauchbarkeit des Samens viermal mehr verloren, als an der Brauchbarkeit des Strohes gewonnen wird; ferner die (S. 44. 46. 47) zur Vertil. gung der Raupen, imgleichen der weisen und fchwarzen Korawürmer angepriesenen Mittel, welche fchon längft alle verfuch und unzulänglich befunden find, und wobey gerade von der wirkfamften Hülfe gegen die Kornwürmer, nemlich von der richtung der Kornböden nach der Dinglingerfchen Methode, keine Erwähnung gefchehen ift. Endlich kann auch der Rec. we der die Menge von Auszügen aus fo bekannten Schriften, als das Leipziger Intelligenzblatt, das Hannoversche Magazin, das Wit tenbergifche Wochenblatt, die Bernifche ökonomische Same lung etc. find, für nöthig, noch es für ordnungsmäfsig erkennen, dafs der Unterricht vom Anbaue des Futterdreips und vom Eir fammlen des Kleefamens, welche unter die Rubrik Dom P baue gehörten, zuletat den vermischten Anmerkungen angehen. get-find.

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ERDBESCHREIBUNG.

EDINBURGH U. LONDON, b. G. G. J. und J. Robinson, Travels to discover the fource of the Nile, etc. Dritter Band.

(Fortsetzung der im vorigen Stücke abgebrochenen Recenfion.)

Un

nter der vorletzten Regierung, ehe Br. in Ab. ankam, unter König Joas (1753-1769.) hatten die bisherigen Hauptfeinde der Abeffynier, die Galla, als Verwandte der Mutter des Königs, Zutritt am Hofe- und bald die höchsten Bedienungen des Reichs, in die Hände bekonmen. Der König war von einer Leibwache und andern zahlreichen Corps von Galla umringt Die Gährung der Abeffynier dagegen gab einem Statthalter der mächtigen Provinz Tigré, Suhul Michael, Gelegenheit, die erste Stelle des Reichs unter dem Titel Ras, (Chef) zu erhalten und bald alle Macht in fich zu vereinigen. Sein Kopf mit einer Phyfiognomie fo regelmässig und vielversprechend, wie man fie kaum bey einem Abellynier erwarten würde, macht die Vignette zum II. Band. Er war als Feldherr und Oberrichter, da Br. ankam, felbft dem König furchtbar. Br. verband ihn fich durch Empfehlungen und cinige glückliche Curen in feiner Familie und nur durch feinen Schutz erreichte unfer Reifender in Ab. Sicherheit, Gunft des Königs, felbft eine Hofbedienung und kleine Statthalterschaft über Ras el Feel (Fil) und über Geesh, (Gifch) das ift gerade über die Gegend der fo mühfam von ihm gefuchten Nilquellen, erhielt hinreichende Unterstützung, bis zu diefen durchdringen zu können, den zufälligen, aber für Br. gewifs nicht geringen Vortheil, dafs (S. 20) der Dialekt von Tigré, mit welchem Br. aus Europäischen Hülfsmitteln am leichteften bekannt feyn konnte, mit dem mächtigen Michael fich auch aufser Tigré wieder ausgebreitet hatte - aber auch einen Antheil an mehreren Feldzügen, von welchen er nun wieder feinen Lefern einen gar reichen Antheil gegeben hat. Doch die allzu vielen Umftändlichkeiten, welche die Perfon des Erzählers treffen, mögen für manehen Lefer den Reitz einer romantifchen Einkleidung haben. Oft geben Sie dann auch für den Unterfucher vom Umgang, von der Denkart und von einzelnen Gewohnheiten jener Menfchenart, ein lebhafteres Gemälde. als eine blofse Wortbefchreibung. Nur hier mag diefs alles unberührt bleiben. Die Hauptpunkte, welche unfere Aufmerksamkeit verdienen, find folgende:

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Von Mafuah aus wurde Br. als Arzt in Abeffynien

angekündigt. Das II. Kap. giebt von einigen Hauptkrankheiten diefer Gegenden Nachricht; von einem fchnell verzehrenden Fieber, Nedad, gegen welches fogleich China und von aufsen kalte Wafferumfchläge gebraucht A. L. Z. 1791. Zweyter Band.

werden, vom Auffchwellen der Drüfen, von Hautkrankheiten, welche hier fehr häufig find und zum Theil durch einen zwifchen die Haut fich ziehenden Wurm, Farenteit oder Pharaos Wurm genannt, entstehen, und - (S. 40.) von der Elephantiafis, welche mit dem Ausfatz von Pala. find nicht mehr, als mit der Wafferfucht oder dem Podagra übereinkomme. Br. gebrauchte die cicuta nach Dr. Störck's in Wien Vorfchrift dagegen umfonft. Ob die Vorficht, welche auch Michaelis in den Arab. Fragen Qu. 36. S. 99. 100. aus Aerzten bemerkt hat, gebraucht wurde, ift nicht bemerkt. Unter den Mitteln, die Gefundheit hier zu erhalten, find fchwarzer Pfeffer und reines oder in falzfreiem Sande geläutertes Quellwaffer. Gerüchte von Reis, und das kalte Baden die vorzüglichfte.

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fuah aus über das Gebürge Taranta, welehes Br. in der Vom 15. Nov. an reifste Br. von Arkeeko bey MaHöhe mit dem St. Bernard auf den Alpen vergleicht, dann über die fefte Stadt Dixan, nach Adowa, die jetzige Refidenz von Tigré. Die Abeffynifchen Berge fand er nicht fo aufserordentlich hoch, als die Miffionarien fie befchrieben, aber wegen ihrer Menge und Geftalt fonderbar, Einige find (S. 125.) wie Pyramiden, andere wie Obelisramiden." Die einzige Farbe, welche die Ab. zu ken und Prismen, einige wie auf die Spitze geftellte Py126. Schade, dafs Br. über diefe, da das Wort mit deta bereiten wiffen, die gelbe, ift aus des Planze Suf. S. noch nicht genug erörterten Aehnlichkeit hat, nicht S. 129 in Siré, finden fich in einem Viereck 40. Obenähere Nachricht giebt. - Unter den Ruinen von Axum lisken, jede aus Einem Granit, zum Theil noch stehend, Thüre mit einem Schlofs, von der Ast, wie Schloffer ohne Hieroglyphen. Unten haben fie die Form einer nicht in Abeffynien fondern in Aegypten und Palästina gewöhnlich find. Br. glaubt fehr wahrscheinlich, dafs der Nähe fand er 133. Piedeftale von Säulen. welches er Axum überhaupt nicht von Abeffyniern gebaut fey. In für ein Monument des Syrius (latrator Anubis) hält. Bey einer Kirche fand fich die ficherfte Spur ehemaligen Egypt. Befitzes, eine Infchrift: Πτολεμαίο Ευεργετε βασιλεως, die fchon Poncet fah, aber unrichtig Bafilius darauf las. Hier nimmt Br. zugleich Veranlaffung S. 133-140. Hieron. Lobo in feiner Befchreibung von diefer Gegend als äufserft unglaubwürdig durch mehrere Beyspiele zu charakterifiren.

Endlich erreichte Br. über Siré, die Provinz Samen, und den Berg Lamalmon die jetzige Abeff. Hauptstadt Gondar. Im X. Kap. giebt er die geograph. Abtheiluis gen des ganzen Landes mit ftatiftifchen Bemerkungen. Vergleicht man diefe mit Ludolphs Hi. L. I. c. 3. und

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