Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

GESCHICHTE.

Dienstags, den 4. April 1791.

GOTHA, b. Ettinger: Des Freyherrn von Sainte-Croix Verfuch über die alten Myfterien, aus dem Franzöfifchen überfetzt und mit einigen Anmerkungen begleitet, von Carl Gotthold Lenz, Doctor der Philo fophie. 1790. 339 S. 8.

Das

as Original erschien bereits 1784, und fchon vor feiner Erfcheinung wurde die Erwartung des deutschen Publicums auf daffelbe rege gemacht. Schon vor derfelben kündigte Hr. Unger eine Ueberfetzung an, die, wie man aus der Vorrede des gegenwärtigen Ueberfetzers fieht, Hr. Prof. Wolf in Halle übernommen hatte. Kaum war das Werk des Hn. von Sainte-Croix in Deutschland zu haben, fo kündigte auch Hr. Conrector Vogel in Nürn berg eine Ueberfetzung davon an, die er aber an Hn. Prof. Wolf wieder abtrat. Und von diefem Werke, von dem man in dem erften Jahre zwey Ueberfetzungen ankündig "te, haben wir nun an die fechs Jahre auf eine warten müffen, die nun endlich Hr: Lenz mit Hn. Prof. Wolfs Genehmigung liefert. Hr. V. hatte eigene Unterfuchungen dabey liefern wollen, und Hr. Prof. W. hatte (Vorr. S. 10.) mehr eine Umarbeitung als eine Uebersetzung zu gehen gedacht, und alfo hätte man bey feiner Ueberfetzung ficher auf eigene Unterfuchungen rechnen dürfen. Beides wäre nicht überflüffig gewefen. Eine Umarbeitung wäre bey manchen Stellen willkommen, bey denen man die franzöfifche Anmuth der Darstellung fehr vermifst, die der Ueb. (Vorr. S. g.) an dem Vf. im Ganzen nicht mit Unrecht -rühmt. Man fieht es nemlich dem Werke des Hn. von Sainte-Croix oft deutlich genug an, dafs die Menge Stof fes, den er aus den Alten zufammengetragen hat, ihn bey der Bearbeitung deffelben in Verlegenheit fetzte, und er fcheint bisweilen mit einiger Ungeduld geeilt zu haben, feiner los zu werden, ohne fich um die natürlichste Anordnung deffelben Mühe zu geben. Daher wird der Zufam menhang feiner Ideen oft dunkel. Er wirft Ideen hin, als ob fie aus dem Vorhergehenden flöffen, mit dem fie doch bisweilen nicht einmal harmoniren, und erläutert und beftätigt fie erft im Folgenden. Da es nun bey der Ueberfetzung eines Werkes von diefer Art nicht fowohl, wie bey klaffifchen Schriftstellern, um den Vortrag des Vf., als um den Gang und die Refultate feiner Unterfuchungen zu thun ift: fo durfte der Ueberfetzer kein Bedenken tragen, durch kleine Veränderungen des erften die letztere klarer und einleuchtender zu machen. Noch mehr Verdienft konnte fich der Ueb. um fein Original durch berichtigende Anmerkungen und eigene Unterfuchungen erwerben. Hr. v. S.C. legt zu vielen Werth auf das Zufammentra-. gen der Stellen aus den Alten. Er prüft nicht leicht die A. L. Z. 1791. Zweyter Bund.

[ocr errors]

Glaubwürdigkeit eines Zeugen, nimmt nicht leicht Rückficht auf fein Alter. Er will keine Stelle vergebens aufgefucht haben, wenn er auch keinen rechten Gebrauch von ihr machen kann; er fetzt fie wenigftens hin, und über läfst fie ihrem Schickfal. So giebt er z. E. S. 85. der Ueb. die Zeitbeftimmung des Urfprungs der Eleufinifchen Myfterien nach dem Epiphanius an, und geht doch nicht nur von ihr ab, fondern würdigt fie nicht einmal einer eigent lichen Widerlegung. Er findet in manchen Stellen etwas, das nicht darinn liegt, z. E. S. 207. im Themiftius, und S. 208. im Seneca. Wenn ein paar Nachrichten fich zu wi derfprechen fcheinen, fucht er fie zu vereinigen; so gut fichs in der Gefchwindigkeit thun läfst, wenig bekümmert, ob durch diefe Vereinigung auch alle Schwierigkeiten wirklich gehoben find; man fehe z. E., was er S. 93. über die verfchiedenen Mufaus fagt. So bemerkt er auch nicht, dafs er fich widerfpricht, da er die Lehre des Deismus den Mysterien abfpricht, weil diefe die Volksreligion aufgehoben haben würde, und doch eine geheime phyfiologifche und philofophifche. Lehre annimmt, durch welche die Volksreligion eben fo gut aufgehoben wurde, nicht zu gedenken, dafs er felbft (S. 39.) eine andre Lehre angegeben hatte. Er bemerkt nicht, dafs er den Autoritäten, nach welchen gelehrt worden wäre, die Götter feyen vergötterte Menfchen, weit fehwächere entgegenfetzt, ohne angeben zu können, warum diefe beweifender feyn follten, als jene: und den fimpelften Ausweg, der alle Widerfprüche vereinigt, und alle Schwierigkeiten hebt, findet er nicht. Bey vielen feiner Behauptungen und Meynungen wären genauere Unterfuchungen des Ueberfetzers gewifs fehr verdienftlich, z. E. bey dem, was er von der Religion der Aegyptier fagt, bey feiner Hypothefe, nach der er den Streit der Götter mit den Titanen, und ihre Streitigkeiten unter einander, durch Streitigkeiten und Kriege ihrer Priefter und Anhanger erklärt, und bey vielen andern. Kürzere Erinnerungen liefsen fich eben so oft nützlich anbringen; z. E. in der Beftimmung deffen, was jeden Tag bey der Initiation zu Eleufis vorgieng, fagt er felbft S. 195., dafs die Eingeweihten den Weg von Eléufis nach Athen und wieder zurück nicht in Einem Tage machen konnten, und doch find fie, nach ihm, den fünften Tag noch zu Nacht in Eleufis, halten da den Fackeltanz, und bringen doch fchon den fechften Tag den Jacchus von Athen nach Eleufis. Bey den Epidaurien merkt er nicht an, dafs fie nach dem Philoftratus, auf den er fich beruft, zu Athen gefeyert wurden, und übergeht alfo abermals die Schwierigkeit, wie die Initiirten gleich den folgenden Tag die gymnifchen Spiele zu Eleufis feyern konnten.

[ocr errors]

Da indeffen eine Ueberfetzung, welche alles das leiftete, was man von ihr wünschen möchte, wenigftens

D

eben

27

[ocr errors]
[ocr errors]

28

eben fo viele Zeit und Mühe koften würde, als ein eige- mufste fie führen. Faire cuire les viandes des fanes Werk über die nehmlichen Gegenstände, und da fer- crifices au foleil, heifst nach dem Zufammenhang und ner das Werk des Hn. von S. Cr., der hier gerügtenUnvoll der zum Grunde liegenden Stelle Plutarchs nicht:,,das kommenheiten ungeachtet, immer fchon des Fleifses we-,,Opferfleifch der Sonne gekocht darbringen," (S. 249.) gen, mit dem alles gefammelt ift, was uns die Alten von fondern das Opferfleifch an der Sonne kochen. Offenden Mysterien, und nicht von den Eleufinifchen allein, hare Folge der Eilfertigkeit ift es, dafs manchmal einige fondern auch von den andern weit minder bekannten hin- Worte ausgelassen find, z. E. S. 37. Le feul de ce gen terlaffen haben, ein Hauptwerk über diefe dunkle Materie re, S. 118. et contrarier, pour ainfi dire, les dispofitions bleibt fo hat schon der Ueberfetzer auf den Dank des deut- de fon coeur, welche Worte allein begreiflich machen, fchen Publicums Anfpruch, der uns diefes Werk rein, un- wie der Vf. in der Baube den Typhon finden konnte. verändert und unverbeffert liefert; zumal da schon hie- Von diefer Eilfertigkeit kommt S. 29 der hafsliche Schreizu mehr gelehrte Kenntniffe erfodert werden, als man befehler:,,die Infel Creta war die Wiege des Cronos," bey Ueberfetzungsfabricanten fuchen darf. Der gegenwär- ftatt des Jupiters, und ein Paar nachgefchriebene Drucktige Ueberfetzer aber hat nicht nur das, fondern fehr fehler, S. 213 Galiea für Galen, und S. 326 Claudius für viel von dem geleiftet, was man von den angekündigten Clodius. Dafs an diefer Eilfertigkeit die Eilfertigkeit Uebersetzern fich verfprochen hatte. Umarbeitungen hat des Verlegers Schuld fey, läfst fich aus den vielen Drucker fich nirgends erlaubt, wie er doch S. 91. vielleicht ge- fehlern vermuthen, die diefe Ueberfetzung, fo fchön than, und die Note**) fich erfpart haben würde, wenn übrigens ihr äufseres Gewand ift, verunftalten, und von Ihm die fehlerhafte Manier feines Vf. geläutiger gewefen denen viele den Sinn gänzlich entstellen, z. E. S. 2493) wäre. Dagegen hat er einige entbehrliche Stellen weg-,,im Hymnus des Lafuvon (f. Lafus von) Hermione auf gelaffen, z. E. die verunglückte Hypothese über die Frey- „die Ceres und (f. in) Hermione etc. Athen. 10. 21. S. 45 maurerey (S. 509-512. des Originals). Auch die Eclair (f. 455.) S. 157. Ariftoteles für Ariflocles, S. 197. Horus ciffemens von S. 513-584. hat er unübersetzt gelaffen, für Heros, S. 222 Pataecis f. Pataecion, u. dgl. m. weil fie (Vorr. S. 12.),,zur Sache wenig gehörten, und grofsen Theils aus Villoifons Feder gefloffen zu feyn fchieManches von diefen Eclairciffemens konnte aller dings wegbleiben, manches hingegen entbehrt der Alterthumsforfcher gewifs ungern, z. E. die Abhandlung über die Hekate, und manches hatte wenigftens in die Aumer 'kungen aufgenommen werden follen, z. E. No. 1. in Lettre à M. de Bréquigny, p. 79. Was von Villoifon dar inn ift, konnte dennoch weggelaffen werden. In den Anmerkungen hat der Ueberfetzer immer deutsche Schrift fteller, befonders die Comment. Gotting. zweckmässig angeführt, oft feinen Vf. fehr gut zurecht gewiefen, z. E. S 92*) S. 141. 1) 3) S. 193); auch einige beträchtliche Zufätze angebracht, z. E. S. 220*), S. 257*), S. 281*); und fich mit einem Worte als einen Gelehrten gezeigt, der mit den erfoderlichen Sachkenntniffen verfehen, an diefe Arbeit gieng.

nen.

66

66

Noch verdient angemerkt zu werden, dafs Hr. von Villoifon, der die Ausgabe des Originals beforgte, fich die Freyheit genommen hat, grofse und kleine Einschieb, fel von fich unter die Arbeit des Hn. von S. Cr. zu mengen. Hr v. S. C. hatte die Weglaffung diefer Eintchiebin der Ueberfetzung ausdrücklich verlangt, und dem angekündigten Ueberfetzer Vogel ein Verzeichnifs derfelben zugefchickt. Hr. Lenz hat fie alle getreulich weggelaf fen, und offenbar Recht daran gethan. Indeffen wünschten wir doch, dafs er manches, befonders die lange Abhandlung de triplici Theologia Myfteriisque veterum (S. 221-338) in einem Anhange geliefert hätte: denn so unkrich fie auch it, fo wenig Villoifon feinen Hauptfatz darinn erwiefen hat, dafs die geheime Lehre der My: fterien und die efoterifche Lehre des Pythagoras und Orpheus faft einerley, nämlich Pantheismus, gewefen fey, dafs man zweitens darinn vorgestellt habe, wie Wohlthäter der Menschheit göttliche Ehre erhalten hatte, dafs man alles diefes fo abgebildet habe, dafs es gefchienen, man behielte die Volksreligion bey, u. f. w.; fo ift doch fo viele Gelehrfamkeit, fo manches Wahre von den Myfterien, fo manches Brauchbare von andern Sachen, das freylich gar nicht dahin gehörte, in derfeben enthalten, dafs wir fie nicht gern veriniffen. Eben das gilt auch von andern Stellen, die Villoifon eingeschaltet hat. LONDON, ohne Angabe eines Verlegers, und vermuth lich nach Lettern, auch eingemischten deutschen, zu schliefsen, in Deutschland, (in Dr-n bey W-) ift mit der Jahrzahl 1789 in 8. auf 17 Bogen erschie nen: Res fuo aevo geftas memoriae tradidit Carol Guft. Schulz ab Afcherade, Reg. Soc. Litt. Holm.

Sehr natürlich dringt fich hierbey die Frage auf, warum ein Mann, der fo viel gethan hat, nicht noch mehr that, warum die Berichtigungen und Zusatze, die an manchen Stellen fo glücklich angebracht find, bey andern, die ihrer nicht weniger bedurften, fehlen. Wir thun dem Hn. Ueberf. gewifs nicht Unrecht, wenn wir uns das durch die zu grofse Eile erklären, mit der er arbeitete. Von diefer zeugen mehrere Ueberfetzungsfehler, die fich bey der Güte des Ganzen nicht anders, als durch zu grofse Eilfertigkeit, erklären laffen. Nur einige zur Probe: L'Amazone Myrina etablit les myfteres dans la Samothrace, appellée l'Isle facrée, ift S. 43 überfetzt: ,,welche (Myrina) die Myfterien in Samothracien ftifte,,te, und die geheiligte Ifis genannt wurde," (S. 66,) heifst es.,,Allegorische Fabeln vom Jafion, deren Kenntnifs nicht zu unserm Zwecke gehört ;" im Franzöfifchen: der Darstellung und Anordnung verbunden; Richtigkeit dont la connoiffance n'eft point etrangere à mon Wohlüberlegte Auswahl der Sachen, mit vieler Kunft Jujet. Il étoit charge de la conduite des Myftes des Urtheils, Innigkeit des Gefühls und Unpartheylichheifst ift: keit und Wahrhaftigkeit charakterifiren diefes Gefchichtsdie Aufficht über das Betragen der Myften, fondern er Den lateinischen Stil hat der Vf,, felbft mit Bey

[ocr errors]

Sine ira et ftudio. Mit einem Titelk. (18 gr.)

behal

Für einen zweiten Theil wäre allo-noch Stoff genug übrig, zu welchem der Vf. Hoffnung macht.

Der Anfang einer deutschen Uebersetzung ist schon erschienen unter folgendem Titel:

KÖNIGSBERG, bey Nicolovius: Gefchichte unferer Zeiten. Aus dem Lateinischen des Baron Schulz von Afcherade überfetzt, von D. Theodor Schmalz, Pro: feffor der Rechte zu Königsberg. Erfter Theil. 1790. 12 Bog. in 8. (12 gr.)

Sie ist nicht ohne Fleifs gemacht, und wenn man fie dennoch fehr oft fteif, gezwungen und ungelenkig finden wird, fo liegt die Schuld theils an dem Origi nal felbft, theils an dem Zwange, den fich der Ucberfetzer aufgelegt hat, fich allzupeinlich an die Wendungen der Urfchrift zu halten. Zur Probe geben wir die oben mitgetheilte Stelle des Originals auch mit Hn. S. Ueberfetzung, S. 17:

behaltung mancher Redensarten, meist nach Tacitus und Salluftius gebildet; aber freylich bey weitem nicht fo rein, fo forgfältig gewählt, fo vollendet. Manches, als z. B. vanefcerat, afferreretur, tantum abeft, quin ut — occafio vindicando (ft. vindicandi, weil kein Hauptwort folgt,) u. dgl. m.. mögen Druckfehler feyn; allein die fo häufige Verwechfelung der richtigen Temporum und Modorum, die gar zu vielen Ellipfen, welche kaum ein Pareus dulden würde, wie denn in der Regel magis ausgelaffen wird, wenn quam darauf folgt; die nicht immer Wohlklangs halber unternommene und nicht zu rechtfertigende Verwerfung der Worte; die Unfchicklichkeit fo mancher ungleichen Metaphern neben einander iu Einem Satze werden denjenigen, welche fich auf Eleganz und Richtigkeit des lateinifchen Ausdrucks verstehen, immer fehr widrig und auffallend feyn. Die Nomina propria find um des lateinischen Wohlklangs willen bis zur Unverständlichkeit latinifirt, Alberti villa, Suvinnia, Georgia, Lycaonia find Halberstadt, Schweidnitz, Göttingen, Wolfenbüttel. Gegen die historische Wahrheit find der Verstofse wenige; Urtheile aber, welche zuweilen nach Tacitus Manier, zuweilen als eigene kurze Herzensergiefsungen, eingemischt find, bleiben billig frey. Einige empfehlen fich fehr dadurch, dafs fie fo ungezwungen fich darbieten, und fo treffend find, z. B. S 34:,,vix re,,ligiofa diffidia flagraffe umquam deprehendes, nifi fub imbecilli imperio." Aber die Stelle über die Hinrichtung des Adm. Bings könnte misgedeutet werden: Utantur exemplo, quibus fingulos cives, licet infontes, propter rempublicam nesari vifum eft, quippe poft fupplicium ducis profperiorem fortem habuere Angli. Nach einer kurzen, feinen Schilderung Europens, gleich nach dem Aachnifchen Frieden, beginnt die Gefchichte felbft mit der fchönen Erzählung vom Erdbeben zu Liffabon, beschreibt fodann die merkwürdigften Ereigniffe der Zeiten des fiebenjährigen Krieges, und fchliefst mit einer kurzen Betrachtung der feitdem herrschenden Sitten, vorzüglich in Deutschland. Es fcheint das Werk schon vor einigen Jahren gefchrieben zu feyn, nach dem zu urtheilen, was von Nordamerika angegeben ift: es fey zweifelhaft, ob es mit Afien unmittelbar zufammenhänge oder nicht; doch Rodney heifst auch: Sacrum venturis fatis nomen. Auszüge können wir eben fo wenig liefern, als Kriti ken über einzelne Stellen. Wir begnügen uns alfo, Eine Stelle auszuheben, worinn der Vf. den Inhalt feines Werks S. 17 felbst ankündigt:

„Tradenda fcriptori occurrunt varia inter fortunae ludibria, collata faepius arma, magnarum urbium excidia, irrita foedera, ruptaque, clades ingentes feditionesque, anceps praeliorum fors, atroci bello impofitu pax, velut in ludicro certamine nullius incrementi infignis, clari pro patria ducum obitus, occifi ficaria vel fraude petiti reges, in conjiliis fagacitas et conftantia, probatis et gerendae reipublicae gnaris potiora fubinde scorta, ferbata fides legumque maieftas, pacis per otium coacta in praedam, validioresque inter (vix auditum arte facinus) difcerpta regna, modeftia apud paucos morumque fanctitas, fuperbia apud plerosque, et avaritia, difciplinae amor atque artium, crebra incendia, terrae motus, faeviens mare, dira vaftitas, placidum coelum, aequa iura pacisque bona, perennem quae docent jicut coeli fiderumque, fecundarum fic mixta ferie vicem adverfarum que, nec disparia fata manere futuram prolem. Inde confilium nobis eft, cita narratione quam prolixa, abfolvere cafus eventusque rerum, qui plerumque fortuiti funt,!!

[ocr errors]

[ocr errors]

,,Schildern muss ich in diefem mannichfaltigen Spiel des Glücks, manchen Kampf, Zerstörung mächtiger Städte, vergebliche oder zerriffene Bündniffe, grofse Niederlagen und Aufruhre, das wankende Glück der Schlachten und nach dem fchrecklichen Kriege einen Frieden, wie nach fcherzenden Spielen, wo keiner etwas verliert, itzt Feldherren, die da edel für das Vaterland fielen, dann Meuchelmorde an Königen oder boshafte Nachftellungen, itzt Weisheit und Standhaftigkeit in Rathfchlüffen, dann die Uebermacht der Maitreffen fur (Sprach fehler! uber wäre beffer) geprüften Staatsmännern, itzt die Erhaltung des Anfehens der Gesetze. (Die Worte: pacis per otium coacta in praedam fehlen in der Uebersetzung, und find, wenn man fie zu maieftas zieht, unverständlich; gehören aber zum folgenden regna,) dann eine faft beyspiel lofe Unternehmung, Königreiche zwifchen den Machtigern zu theilen, wenig Edelmuth und Tugend, viele Tyranney und Habfucht, doch auch Liebe zu Wiffenfchaften und Künften, endlich bald Erdbeben, Stürme des Meeres, fürchterliche Verwüftung, dann wieder einen lächelnden Himmel, Freyheit und wohlthätigen Frieden. So lerne die Nachwelt, dafs fo, wie am Himmel und dem Geftirne, fo in Glück und Unglück, eine ewig wechselnde Foige sey, und dafs auch fie keine andere (n) Schickfale erwarten dürfe. So durcheile denn nur meine Erzählung die Begebenheiten felbft, welche meift blofs der Zufall regiert."

Was wir unterstrichen haben, ift theils Verfuch des Ueber-
fetzers, fein Original lesbar zu machen, theils fehler-
haft. In der Vorrede äufsert der Hr. Prof. S. die Mey-
nung, dass wir noch gar keinen historischen Ausdruck
hätten. - Das mag er mit Archenholz, Plank, Mül-
ler, Spittler, Schliefen, Möfer, Schiller ausmachen, von
denen jeder feine Manier hat, und doch wohl zugleich
deutsch ift! Uebertreife Er Sie! desto bener!
LEIPZIG, in der Weygandfchen Buchh.: Gefchichte der
neuesten Weltbegebenheiten im Grossen. Siebzehnter
und letzter Band. 1790. 546 S. 8.
Der Vorwurf, den einige Recenfenten den letztern Ban-
den diefes Buchs gemacht haben, dafs fie ihrem Titel im-
mer weniger entsprachen, wird hier in dem Vorbericht als
gegründet erkannt. Die Urfache, warum fast nur engli-
fche Angelegenheiten darinn vorkamen, war diefe, weil
man von dem ältern Annual Regifler abging, und dafür
dem New-Annual - Register folgte, welches freylich früher
herauskommt, aber die auswärtigen Begebenheiten sehr
vernachläffiget. Mit gegenwärtigem Bande foll nun diefes
Werk gefchloffen feyn, und dafür in der Michaelismeffe
1791 der Anfang eines andern, unter dem Titel: Neue
D 2

Gefchich

31

Gefchichte der Weltbegebenheiten im Grofsen, erfcheinen, welches als eine Fortfetzung des alten oder als ein befonderes Werk kann betrachtet werden. Die Grundlage dabey foll das ältere bey Dodsley herauskommende AnnualRegifter bleiben; aber dabey foll auf die merkwürdigften Vorfälle in der politischen Geschichte anderer Reiche Diefer letzte Band mehr Rückficht genommen werden. enthält die Gefchichte des J. 1787 in VIII Kapiteln. I. Englifche Angelegenheiten in Oftindien. II, III, IV. Parlementsfachen. Hier machen die Unterfuchungen über den Händelstractat mit Frankreich, die Streitigkeiten über die vorgefchlagene Aufhebung der den proteftantifchen Diffenters nachtheiligen Gefetze, und über die ökonomischen Umstände des Prinzen von Wallis wichtige und intereffante Stücke aus.) V, VI. Criminalklage gegen Haflings. VII, VIII. Unruhen in den vereinigten Niederlanden. (Diefe werden bis zu ihrer Endigung, durch Preussens Dazwifchenkunft, erzählt, natürlich zum Vortheil des Statthalters, aber vernünftiger und mit weit mehr Anftand, als man in dem gröfsten Theile deffen findet, was in Deutschland'darüber geschrieben wurde.) In dem neuen Werke werden hoffentlich auch folche Dinge wegbleiben, die für Auslänohne Intereffe, und kaum für englische Zeitungen paffend find; wie Behauptungen oder Beltreitungen eines Vorfchlags ohne alle Bewährung der Gründe. Dergleichen kommt hier, um aus mehrern Beyspielen nur eins zu wählen, S. 305. vor. - ,,Herr Powys unterstützte die ,,Motion; Lord Mulgrave hingegen, Hr. Grenville, Hr. ,,Arden, Hr. Nichols, Hr. Vanfittart, Hr. Dempfter und der Major Scott widerfetzten fich ihr." So etwas gehört in keine Gefchichte der Weltbegebenheiten.

der

ganz

[ocr errors]

griechifchen und lateinifchen Kirchenväter und andre berühmte römischkatholischen Schriftsteller; oder über die Chriftenverfolgungen in den erften fieben Jahrhunderten; oder über die allmählige Ausbreitung des chriftlichen Glaubens, wo deffen infigne augmentum ornamentumque durch den Uebertritt einiger proteftantifchen Fürften zum Katholicismus im 18ten Jahrhundert, nicht vergeffen ist; oder über die von Zeit zu Zeit Mode gewordenen Kirchengebräuche; oder über die römifchen Colonieen in und aufser Italien, (die in ein folches Buch wohl nicht gehörten); oder, er mag die Reihen aller Kaifer, Könige, Kurfürften und der vornehmften Herzoge und Landgrafen, auch der Republiken, übersehen, oder die Zeit, wann diefer oder jener regierte oder vegetirte, fchnell wiffen wollen; fo auch in Rückficht der wichtigsten deutschen Reichstage, und der vorzüglichften Handlungen des nun über 120 Jahre for dauernden Reichstages; ferner, der vornehmiten Friedensfchlüffe feit 1600, und der merkwür digten Schlachten feit derfelben Zeit. Unter diefer wird am Ende des mörderischen Kampfes Gibraltars cum agge ribus volantibus erwähnt, und dabey noch ausdrücklich in einer Parenthese gesetzt: fliegenden (1) Batterien. Doch es fey fern von uns, deswegen und wegen einiger andern Kleinigkeiten, auch wegen der eben nicht lieblichen lateinifchen Schreibart, das Büchlein, das ohnehin unter den Proteftanten fehr unbekannt zu feyn fcheint, herabzuwürdigen: es bleibt vielmehr bey der Charakteristik, womit wir begonnen haben!

WIEN, b. Zierch: Adjumentum memoriae manuale chronologico-genealogico - hiftoricum, a P. Maximiliano Hell, S. J. Anno 1750 concinnatum, deinde ad annum 1773 continuatum, et novis ab eodem auctore capitibus auctum, nunc autem usque ad annum 1788 a Philologo quodam protractum. Editio fexta. 1789. 15 Bogen in 16. (10gr.) Ein wirklich artiges und brauchbares Tafchenbüchlein, das nicht allein dem hiftorifchen Laven, fondern auch dem Hiftoriker von Profeffion bey manchen Gelegenheiten, in Sachen des Gedächtniffes, nützliche Dienste leisten kann; er mag nun in der allgemeinen Chronologie fich nicht fogleich auf diefen oder jenen Umftand befinnen können denn voran ftehen Prima chronologiae elementa - oder er mag in Anfehung der Regierungsfolge der römifchen Fürftbischöfe und der allgemeinen Kirchenverfammlungen anftofsen, oder gefchwind überfehen wollen, was für Patriarchate, Erzbissthümer und Bifsthümer in allen Theilen der Chriftenheit, felbft in partibus haereticorum existiren; oder es mag ihn die fit venia verbo! · Laune anwandeln, die Ketzereyen und Spaltungen von Chtifti Geburt bis jetzt, nach dem Sinne der römischwo wir denn katholischen Kirche, zu überschauen, aber freylich über die errores nefandos Martini Luthevi, Saxonis Apoftatae, a Leone X damnatos mitleidig lächeln; oder er mag Betrachtungen anftellen wollen, über die von Jahrhundert zu Jahrhundert entstandenen Mönchs- und Nonnenorden; oder über die von jeher geftifteten, untergegangenen und noch blühenden Ritterorden, die nach den Staaten geordnet find; oder über dies

[ocr errors]

BERLIN, b. Maurer: Gefchichte der Königin Elifabeth von England, von Madem. von Keralio. Aus dem Franz. 2ter Band. 1790. I Alph. 1 B. Da der Inhalt diefer vorzüglichen Lebensbefehreibung hinlänglich bekannt ist, fo brauchen wir hier nur zu fa gen, dafs diefer Theil die Folge und den Schluís von Hein richs VIII. Regierung, Eduards Regierung, die Schickfale der unglücklichen Johanne Gray, der katholischen Marienregierung, und erft von S. 320 der Königin Elifabeth Regierung enthält. Sie ist hier bis auf das J. 1561 fortgefetzt. Die Ueberfetzung ist gut, und scheint getreu zu feyn. Nur felten ftöfst man auf Gallicismen, öfterer auf kleine Nachläffigkeiten. Ein Beyfpiel von der erfteren steht S. 7:,,Er wollte auf ein Schulgebäude ein Capital von 50,000 Thalern Renten anweifen," u. f. w. Ein Capital worauf anweifen, heifst erftlich im Deutschen: eine Kaffe oder ein Einkommen anweifen, aus wel chem das Capital gehoben werden kann. Hier foll aber der Schule ein Capital zu ihrer Erhaltung angewiefen wer den. Zweitens fagt man nicht im Deutfchen: ein Capi tal von 50,000 Th: Renten, fondern ein Capital, das von 50,000 Th. Zinfen giebt. Der Ueberf. hat keinen von den kleinen Irrthümern der Mad, von Keralio verbeffert, gleichen doch besonders da, wo fie von deutschen Angelegenheiten redet, verfchiedene anzutreffen find. Das konnte man auch nicht gerade von ihm verlangen; wenn er aber S. 35 über diejenigen Ueberfetzer, die es zu leiften im Stande find, zu fpotten fcheint, fo ift diefes unverzeihlich. Noch müffen wir ihn auf den falfchen Gebrauch ei niger Pluralen aufmerkfam machen. Man fagt nicht Pla ne, noch weniger (S. 482) die Eigenthümer, als einen Plural von dem Worte Eigenthum.

[ocr errors]

der

34

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Mittwochs, den 5. April 1791.

ERDBESCHREIBUNG.

LEIPZIG, b. Göfchen: Sammlung merkuürdiger Reisen in das Innere von Afrika. Gelammlet und herausgegeben von Ernst Wilhelm Cuhn, Landgr. Heff. Rath a. Bibliothekar. I Th. 392 S. II Th. 444 S. gr. 8. 1790.

Der

er Zweck des Herausgebers war nicht, eine vollstän dige Gefchichte von allem, was wir über Afrika wiffen, fyftematisch geordnet, zu liefern, indem es ihm an Materialien zu einer folchen Darstellung fehlte; fondern er hatte die Abficht, durch Mittheilung einiger älteren und neueren Reifebefchreibungen, hauptfachlich folcher, die das Innere von Afrika, demnächst aber auch feine Küftenländer betreffen, ein Werk zur Belehrung und Unterhaltung zu fchreiben. Der erste Theil enthält 1) die Reife des Miffionars Zuchelli nach Congo und einigen angrenzenden Gegenden des niedern Aethiopien, wovon bereits 1715 und 1727 deutsche Uebersetzungen erfchienen find, die aber mit der jetzigen die Vergleichung nicht aushalten; 2) die Befchreibung von Nigritien, die ein ehemaliges Mitglied des Raths von Senegal vor ein paar Jahren franzöfifch herausgab: 3) die Reife nach dem Ländchen Bambuk am Senegal, ebenfalls aus dem franzöfifchen, wovon in Sprengels und Forster's Beyträgen zur Völker- und Länderkunde eine andere Ueberfetzung vorkommt; 4) das Schreiben eines holländ. Officiers aus dem Fort della Mina, über die Sitten und Gebräuche der Einwohner jener Küfte; 5) ein Auszug aus Poirets Reife durch Numidien, wovon die ausführliche deutsche Ueberfetzung zu Strasburg in der akademifchen Buchhandlung erschienen ift. Im zweyten Theil finden wir 1) einen Auszug aus le Vaillants Reise vom Vorgebirge der guten Hoffnung in das Kaffernland; 2) eine Ueberfetzung der Proceedings of the Affociation for discovering the interior parts of Africa (Unternehmungen der in London geftifteten Gefellschaft zur Entdeckung des innern Afrika) nebft der dazu gehörigen vom Major Rennel entworfenen Karte; 3) einen angefangenen Auszug aus den lehrreichen Reifen des Sir James Bruce durch Abyffinien, den Hr. C. wahrscheinlich hier nicht fortfetzen wird, da er, wie es verlauten will, an dem von Rinteln her angekündigten Auszuge diefes Werks Antheil nimmt, und nun auch noch ein zweyter Auszug, neben der vollständigen Volkmannifchen Ueberfetzung, in dem Voffifchen Magazin der Reifen zu Berlin erfcheinen foll. Vom le Vaillant exiftirt ebenfalls eine ausführliche Ueberfetzung (Frankfurt, bey Fleischer) und ein Auszug im Voffifchen Magazin, und die Proceedings werden ebenfalls fowohl in diefem Magazin als in Sprengels und ForA. L. Z. 1791. Zweyter Band.

fters Beyträgen überfetzt. Die hier gelieferten Ueberfedie Urfchriften gehalten, find von allem, was fie zu Kunfttzungen find fliefsend und getreu. Die Auszüge, gegen werken ftempeln konnte, entledigt worden, und haben, zumal, was den le Vaillant betrifft, eine Harte und Trockenheit behalten, welche recht anfchaulich den Unterfchied des deutschen Compilators vom französischen Selbsteines folchen Werkes bringt, welcher doch unftreitig dadenker zu erkennen giebt, und uns um den gröfsten Werth rinn besteht, dafs der Vf. uns durch Mittheilung feiner eigenen jedesmaligen Stimmung den Gefichtspunkt genauer bezeichnet, aus welchen er die Gegenstände betrachtete. mithin den Lefer in den Stand fetzt, fich alles wahrer zu verfinnlichen, als wenn man ihm die dürren Refultate hinftellt, die er auf Treu und Glauben nehmen mufs. Hr. C. fcheint hierin anders zu denken, denn er rechnet es dem Jahrhundert, feiner Philofophie, feinem Stolz ?) und feiner Ehre (?) zum Verdienste an, dafs es ihm gelungen ift, Unwiffenheit und Schöngeifterey zu vertreiben! Was das erste betrift, fo dürfte nicht nur noch vieles daran fehlen, dafs das Jahrhundert diefes unbedingte Lob verdiente, fondern am Ende find wir vielleicht nur in einigen Stücken klüger, in andern wieder unwiffender, als unfere Vorfahren; und in Anfehung der Schöngeifterey, wenn hierunter, wie die Bearbeitung diefer Auszüge vermuthen läfst, auch die äfthetische Vollkommenheit wiffenfchaftlicher Werke mit verdammt werden foll, könzifche: Omne tulit punctum, etc. erinnern. nen wir nicht oft und nachdrücklich genug an das hora

LONDON, b. Jarris: Tour of the Isle of Wight. The
Drawings taken and engraved in Aquatinta by F.
Haffel. In two Volumes. 1790. I Th. 224 S. II
Th. 248 S. 8. (11 Rthlr. 20 gr.)

begünftigten, Infel Wight, und von Hamp- und Wilt-
Die malerischen Schönheiten der, von der Natur fo
Shire, find die Hauptgegenstände diefes fchönen Werkes
ler.
von einem talentvollen u. unternehmenden jungen Künit-
ter gutgewählter Ausfichten.
Es enthält dreyfsig in Aquatinta gearbeitete Blät-
angenehme Manier ift, wie Rec. fchon bey der Anzeige
Diefe fanfte und fo fehr
des treflichen kleinen Werks über die Gegenden des Fluf-
fes Wye von Gilpin (f. No. 58. der diesjährigen A. L. Z.)
bemerkt hat, bey der Bearbeitung der Kupferplatte, und
beym Auftragen und der Lavirung der Farben, nicht ganz
in der Gewalt des arbeitenden Künstlers. Die kleinften be
gangenen Fehler find nicht wieder zu verbeffern, und wer-
den im Abdruck der Platte auffallend fichtbar: deswegen
fie viel Aufmerkfamkeit, und die gewandte Hand eines
guten Coloriften fodert. Auffallender noch, als in der
ebengenannten Gilpinfchen Werk, ward uns diefe Bemer-

E

kung

« ZurückWeiter »