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wider das vorhergehende oxovoulos The adina und wi-
der die Sprache, indem es ex hebr. dann eher heifsen
Allein wer kann in
würde: μαμων της απώλειας etc.
der Auslegung je allgemeine Uebereinstimmung erwar
ten?) Die Schreibart endlich ist fliefsend, populär und
doch nicht ohne Würde. Auch die angehängten Homi-

lien haben unfern ganzen Beyfall. Die biblifchen Abschnitte werden darin populär erklärt, und der Vf. verweilt mit feinen Betrachtungen nur bey folchen Umftänden, die wirklich für praktisches Chriftenthum fruchtbar find,

KLEINE

SCHRIFTEN.

Es

ARZNEYGELAHRTHEIT. Memmingen, b. Seyler: Theophili Ehrhart, M. D. civ. Memming. Phyf. extr. et Med. obftetr. Tractatus de Asphyxia neonatorum. 1789. 50 S. 8. ift nicht zu zweifeln, dafs unter den Kindern, welche als todigeboren in den Sterbeliften aufgeführt werden, viele find, die nur dem Anschein nach todt waren, und durch forgfältige Bemühungen der Welt und dem Staate hätten erhalten werden können, für welche fie durch Vernachläfsigung, und weil man fie für wirklich todt hielt, verloren gehen. Wenn das Concilium zu Langres für alle diejenigen, welche den Kaiferfchnitt bey einer unentbunden geftorbenen Schwangern machen, oder auch nur dazu rathen würden, um das Kind zu retten, die Schätze der geistlichen Macht aufthat, und ihnen vierzigtägigen Ablafs verhiefs, fo follten billig auch die weltlichen Polizeygefetze denjenigen Belohnungen verfprechen, die fich durch Wiederbelebung todtfcheinender neugeborner Kinder um den Staat verdient machen. Hr. E. hat diefen aller Beherzigung werthen Gegenftand gröfstentheils recht gut abgehandelt. Er nimmt zwey Hauptgattungen des Scheintodes bey neugebornen Kindern an: den Scheinted mit Zufallen des Schlagfluffes, und der Erftickung von Anhäufung und Zurückhaltung des Blutes im Gehirn: und den Scheintod von Erfchöpfung der Lebenskräfte durch grofse Ausleerungen und andre fchwachende Urfachen. Die Urfachen des Scheintodes der erften Gattung find: Zufammendrückung der Nabelfchnur, Krümmung oder Einklemmung des in der Geburt vorliegenden oder eingetretenen Halfes, sehr schiefe Lage der Gebärmutter und des Kindskopfes, Queerlage des Kopfes, Eindrückung diefes letztern durch die vorgefchobnen Knochen oder Knochengefchwülfte des Beckens, Verengerung und allzugrofse Tiefe des Beckens, unvorfichtiger Gebrauch der Zange, übermafsige Grófse des Kopfs, allzufchnelle Abbindung der Nabelfchnure, Anhäufung des Schleims im Schlund und der Luftröhre des Kindes, verdorbene Luft. Zu den Urfachen des Scheintodes der zweyten Gattung zählt der Vf. allzuhäufiges Aderlaffen der Mutter während der Schwangerschaft, Blutstürze aus der Gebärmutter, Zerreiffung der Nabelichnure vor der Geburt, heftige Gemüthsbewegungen, Zuckungen, Tod der Mutter vor und in der Geburt, Knoten in der Nabelfchnure, allzufrühzeitige Geburt. Hiernächft werden die Kennzeichen, wodurch fich der fcheinbare von dem wirklichen Tode unterscheidet, und die Mittel, welche die Geburtshilfe und die Arzneykunft hat, um den Scheintod des neugebornen zu verhüten, und die fcheintodten Kinder ins Leben zurückzubringen, (wohin auch das auf die Herzgrube applicirte kalte Tropfbad nach Aeplis Rath geMan wird in diefer Schrift zwar zählt wird,) angeführt. keine neuen Bemerkungen, aber das, bekannte mit vielem Fleifs und Belefenheit gefammelt und deutlich und in guter Ordnung vorgetragen finden, hin und wieder aber der Schreibart mehr grammatische Richtigkeit wünschen.

ERDBESCHREIBUNG. Leipzig, b. Breitkopf: Oryctogra phia Carniolica, oder physikalische Befchreibung des Herzogthums Krain, Iftrien und zum Thell der benachbarten Länder, Vierter Hr. Hacquet Theil. 1789. 4to. 91 S. (mit dem Regifter.) unterzeichnet fich in der Vorrede als Vf. diefes Werks, und befchliefst es mit diefem Theile, welcher das Königreich Croa

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gen.

tien zum Hauptgegenftande hat. So weitläuftig aber dies Land ift,
fo wenig Intereilantes hat es für den Gebirgs- und Steinkundi-
Alle Ebenen und die meiften Anhöhen, die zum Theil den
Fufs der Julifchen Alpen ausmachen, find mit Thon und Lehra
bedeckt, und nur auf Bergen kommt bisweilen Thonfchiefer,
uranfänglicher u. Flötzkalkstein und auch rother Porphyr über die
Oberfläche deffelben. An folchen Orten findet man auch faft
durchgängig Spuren von alten Bergwerken, in deren Halden
und Pingen noch Bleyglanz, Kupferkies und fpätiger Eifenftein
gefunden wird, die in quarzigen Gangen gebrochen haben. Nach
des Hn. Vf. Urtheil find fie nicht fowohl wegen Mangel an Bau-
würdigkeit, als wegen der gefährlichen türkifchen Nachbarschaft
aufläfsig werden, daher fie eines neuen Angriffs nicht unwerth
wären. Eifenminen von aller Art finden fich überall fehr häu
fig. Der Gebirgsfuls mali Kapela bestehet faft ganz aus uran-
fänglichem Kalkstein, der aber dergeftalt ausgewittert ift, dafs
herabgefallene Stücke, in Form der Eiszapfen, häufig umher-
liegen, bey der Auflofung aber einen röthlichen mergelartigen
Lehm zurückgelaffen haben. In der Gegend des Dobrafluffes
herrfchen bisweilen fo fürchterliche Stürme, dafs felbft der Vf.
in Gefahr kam, an den Felfenwänden zerfchmettert zu werden,
Die stärksten Bäume werden ausgeriffen und fortgeweht, und
oft werden fo viel Kalksteine in die Luft gehoben, dafs fie wie
Platzregen wieder niederfallen. Das Gebirg Kufetza - Steina
bestehet ebenfalls aus uranfänglichem Kalkstein, und fteigt in
fenkrechten Abfitzen empor. An feinem Fufse liegt fchieferi
ger Sandstein, und zwifchen beiden fleigen zwey warme Quel
Ten, Topla Fotoki, hervor. S. 40. befchreibt er die Höhle bey
Cornial, die ich im Kalkftein befindet, mit den fchönften und
mannichfaltigten Tropffteinen geziert ist, und für die schönste
im Krainlande gehalten wird. In eben diefer Gegend giebt es
auch bituminofen übelriechenden Kalkitein mit vielen einfchali-
gen Verfteinerungen. Er wird meiftens dergeftalt hart ange
troffen, dafs er am Stahle Funken giebt, dagegen aber mit Sau-
ren nur ganz fchwach aufbraust. Hr. H. ziehet hieraus den
Schlufs, dafs diefer Stein wirklich auf dem Wege fey, aus Kalk-
ftein in Hornftein verwandelt zu werden, ohne zu bedenken,
dafs ihm diefe Härte ursprünglich eigen feyn konnte. In Iftrien
fand er nichts als Flotzkalk mit fehr vielen Versteinerungen,
die er mit vieles Kenntnifs befchreibt. Bey Trevifo waren die-
se Kalkhugel meistens kahl, daher fie von allen Seiten die Wal-
fer verfchlingen. Ueberraschend war dem Hn. Vf. (S. 28.) der
Anblick des Fluffes Szluinchicsza, welcher fich in beträchtlicher
Breite zwifchen fenkrechten Felfenwänden, wohl 60 bis 90 Ful
hoch herabftürzt, und fich mit der Corana vereiniget. Auf den
mitten in diefem Wafferfall hervorfpringenden Felfen fahe er ge
gen 40 kleine türkifche Mühlen, deren Anzahl ehedem hundert
überstiegen. Die meisten waren mit Weiden und anderm Busch-
werk umpflanzt, und das Ganze that eine fo ungemeine Wir-
kung, dafs Hr. H., der auch den Rheinfall kennt, nichts schö-
ners gesehen zu haben verfichert. Aufser mineralogischen
Gegenständen findet man hin und wieder auch Schilderungen
des Volkscharakters, der Sitten und Kleidertracht, wie auch
nicht unwichtige geographifche Berichtigungen. Alle vier Theile
find mit faubern Karten und Kupfern geziert, und der letzte
enthält noch einen Anhang zu Berichtigung und Vervollständi-
gung der vorhergeheuden.

-

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Sonnabends, den 19. März 1791.

SCHOENE KUNSTE

'LEIPZIG, b. Göfchen: Eduard, erfter Theil. 1789. 341 S. 8.

n den erften Bogen geräth man in Verfuchung, an der Sittlichkeit, oder doch an der Nützlichkeit diefes Romans zu zweifeln. Man fieht nemlich bald, dafs fein Endzweck dahin geht, einen jugendlichen Feuer kopf zu charakterifiren, dem die gewöhnliche Welt zu enge ift, weil er fie nur aus Büchern, und insbefondre (S. 157) aus Romanen kennt, und der mit ihr und mit fich felbft misvergnügt wird, weil er von allen Seiten unangenehme Erinnerungen erhält, nicht oben hinaus zu fahren, fondern fein, wie andre, im ordentlichen Gleife zu bleiben. Wenn dann der Vf. anfangs fich zu weilen fo ausdrückt, als wenn er felbft mit Eduards Gefinnungen fympathifirte, wenn er (S. 6.) vom Anschnarchen gemäfteter Müfsiggänger, von der Nothwendig heit, Versorgungen zu erbetteln u. f. w. redet: fo vermuthet man, er wolle denen eine Lobrede halten, die fich in die gewöhnlichen bürgerlichen Verhältniffe zu fügen weigern. Wenn man aber dann bald fieht, dafs er gerade feinen Roman dazu bestimmt, einen Jüngling zu fchildern, den folche Gefinnungen zum Märtyrer machen, junge Leute zu warnen, die durch die Menge ihrer Luftfchloffer die Zeit verfcherzen, in der fie fich zu nützlichen Bürgern bilden könnten, und (S. 215.) das Vorurtheil hegen, es fey nicht rathfam, fich vor dem dreyfsigften Jahr für einen gewiffen Beruf zu fixiren; wenn der Vf. (S. 240) mit fo vieler Wärme den Satz ausführt, dafs das ftete Hinlenken auf die Verhält niffe der Gefellschaft, die uns bey unfrer Geburt zuerft aufnahm, die wahre Erziehung fey; wenn er die Män. gel der fo genannten philantropinifchen Erziehungsmethoden rügt, wenn er (S. 223) die nachtheiligen Folgen der einige Zeit Mode gewefenen Theatermanie befchreibt: fo mufs man fein Buch unter jene nützlichen Werke rechnen, die dadurch doppelt nützen, dafs fie Worte zu rechter Zeit gefagt enthalten. Theils Eduard's Leichtgläubigkeit und Unerfahrenheit, theils die verfchiednen Mifchungen in feinem Charakter, in dem Heftigkeit und Gutmüthigkeit, Enthufiasmus und kaltes Nachdenken, Starrfinn und Biegfamkeit gepaart find, oder doch abwechfeln, theils die Einrichtung durch das Ganze, dafs alle feine Plane fcheitern müffen, find Urfache, dafs lich der Lefer alle Augenblicke in feinen Erwartungen hintergangen findet. Man glaubt, Eduard wird einen Liebeshandel mit feines Freundes Frau unterhalten, und er wird feiner Leidenfchaft Meifter; man glaubt, er fin de eine zärtliche Geliebte, und das Mädchen, das ihn im A. L Z. 1791. Frfler Band.

Grunde gar nicht liebt, fpielt eine, in der That zu weit gehende, Komödie mit ihm, die dem Verblendeten endlich von einem Freunde auf eine fehr übereilte Art endeckt wird; man glaubt, er werde der Betrügerinn eine blutige Rache fchwören, und er ftraft fie mit kalter Verachtung; (dafs das Mädchen, nachdein fie jenes alles gethan, S. 212 im Stande ift, fich in feine Stube einzudringen, und ihm zu Füfsen zu fallen, geht zu weit) man glaubt, er werde durch einen Prinzen, der in der Kindheit sein Freund gewefen, glücklich werden, und er wird mit kalten Gnadenbezeugungen abgefpeift. Dies alles hat der Vf. fo angelegt, um, nach dem Motto des Titel blattes, den Eduard in folche Situationen zu bringen, die Vernunft und Phantafie in ewigem Streit, und eitles Hoffen auf Genufs des Lebens darstellen. So fehr die Melancholie, die dadurch bey ihm genährt werden mufs, verbunden mit feiner lebhaften Phantafie, feinen Briefen und Reden einen Anftrich von Schwärmerey geben: fo gehört doch diefer Roman nicht zu den tragödirenden, oder empfindelnden. Denn der Vf. fällt zu rechter Zeit mit kaltblütigen und heilfamen Betrachtungen ein, die das Feuer des jugendlichen Lefers, das etwa durch Eduards Aeufserungen erhitzt worden, wieder abkühlen könmen. Nur find einige zu lang, holen zu weit aus, (S. 99. gar von dem Augenblick da der Menfch zum erstenmal die Augen öffnet) und dringen fich dem Lefer durch ein O mochten doch (S. 315) zu sehr auf. In verschiednen Selbittäuschungen, womit fich Eduard hintergeht, in folchen Zügen, wie S. 60., wo der Vater feinen Gram verbirgt, in der Schilderung des phlegmatischen Rechnungsraths, in der Antichambrefcene, u. mehrern andern Stellen zeigt fich der Vf. als einen glücklichen Copiften der Natur, fo, dafs man es ihm gern verzeiht, wenn er den Lefer auch mit manchen Personen überhäuft, die zur Haupthandlung nicht viel beytragen.

Nur folche Epifoden, wie S. 275,wo gar eine Skizze einer Nationalepopee vorkömmt, find ganz überflüssig.

Der blühende Stil des Vf. wür

de noch angenehmer feyn, wenn er weniger nach Blumen zu hafchen fchiene.

LEIPZIG, b. Gräff: Leidenschaft und Liebe, ein Trauerfpiel in 5 Aufzügen, von C. A. Vulpius. 1790. 112 S. 8. (6 gr.)

Ein fonderbarer Titel! It denn Liebe nicht auch Leit denfchaft? Zumal eine folche Liebe, wie fie in gegenwärtigem Stücke Francesko für Zoradinen, Zoradine und Brianda für Franzesko, und Saffar für Brianden fühlt? Wenn noch fanfte Zärtlichkeit einer ftürmifchen, wilden Liebesglut entgegen gefetzt worden wäre; fo könnte man glauben, der Dichter habe diefen Unterschied bey der Taufe feines Söhnleins im Sinne gehabt; aber

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fo

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fo? Wiewohl, was macht der Titel viel zum Stück felbft? Doch leider ift es nach Hn. Vulpius gewöhnlicher Art; viel Klingklang, wenig Wahres; überall Beftreben ohne Kraft, genau betrachtet, eitel Schaum; zuweilen eine einzelne, nicht unglückliche Periode unter einem Schwall von Bombaft; nicht felten eine Scene, die ihrer Anlage nach, hätte werden können, aber nicht geworden ist. Franzesko, ein tapfrer, fchwärmerischer portugiefifcher Jüngling, ift ein Gefangner am Hofe des Königs von Camboya, Saffar. Diefer edelmüthige Fürft hat ihn zu feinem Freund gemacht, und er fpinnt ein Liebesverständnifs mit derjenigen Prinzeffin an, die der König lich zur Braut erkohren hat. Er wird er appt, und da eben ein portugiefifcher Gefandte ankömmt, fo überträgt der Monarch diefem die Vollmacht über den Verräther nach portugiefifchen Gefetzen zu richten. Francesco wird herbeygeführt und der Richter ist - fein Vater, der gleichwohl das Todesurtheil über ihn ausfpricht. Eine edle Portugiefinn war mit dem Vater gekommen, um ihren ehemaligen Geliebten die Hand zu reichen; fie findet ihn untreu; der König wird verliebt in fie; fie kann ihren Treulofen retten. Dies ift die Grundlage des Stücks, und es fand fich fürwahr Stof genug zu grofsen Situationen, als dafs der Vf. erft zu folchen Flickgefchöpfen als fein romantischer Rinaldo, fein ge.chwätziger Derwifch, und fein pedantifcher Afchar ift, hätte feine Zuflucht nehmen dürfen. Aber das Ganze ift ein Wirrwar von Abentheuerlichkeiten; und nirgends mislingt es dem Vf. mehr, als wenn er hier und da fich die Miene geben will, philofophiren zu können. Lächerlich if es, wenn er im Vorbericht fagt: Er habe die Sitten der da maligen Zeit geschildert. Sein König von Camboya fpricht gerade wie ein Europäer: feine Portugiefen haben auch nicht das geringste auszeichnende. Es follen Ritter feyn. Man fetze fie ins eilfte oder ins funfzehnte Jahr hundert, nach Liffabon oder Diu; fie paffen gleich gut überall oder nirgends. Eine Befcheidenheit hat uns gleichwohl gefallen. Im zweyten Akt wird der gefang ne Francesco vor feinen Richter geftellt. Indem fich Vater und Sohn erkennt, fällt die Gardine. Dies erinnert an den Timanthes, der das Haupt des Agamem nons verhüllte, weil er fich fühlte, es nicht fchildern zu können. Warum ift Hr. V. nicht öfterer, warum nicht mit ganzen Stücken fo befcheiden, wie mit einzel nen Auftritten?

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BERLIN u. CÜSTRIN, b. Oehmigcke: Gedichte von Karl Gottfried Wilke. 1790.. XVI u. 248 S. 8. (ohne Vorrede.)

Die Gedichte find von verfchiedener Art. Der Vf. hat fich im Liede, in Anakreontifchen Einfällen, in der Ode und Elegie, in der Romanze und Ballade, in der poetischen Befchreibung, in der bürgerlichen kleinen Epopoe, auch in der Fabel und im Sinngedichte verfucht, ohne eben in einer von diefen Arten fonderlich glücklich zu feyn. Die Fabel: das Huhn und der Pfau zeigt weder von Erfindungs-, noch Ausbildungs-Vermögen. Zu witzigen und laung en Stücken hat er nicht genug Gefchmack und Kraft. Eines von den Sinnge dichten mag hier zur Probe dienen? (2

Herr von Witz.

Herr von Witz fucht bey den Damen
Seinen Witz ftets auszukramen,
Und jede ift von feinem Lobe voll!
Zwar fehlt's ihm sehr an Witz; doch weifs er selber wohl
Dafs Herr von Witz, wenn er das witzig feyn vergilst,
Als Herr von Witz doch immer witzig ist. -

Die Romanze Adolph und Röschen wird die deutsche Dichtkunft nicht bereichern; die Ballade Albrecht und Adelheid aber ift durchaus ungefchickt und matt erzählt. Es follte fich doch jeder junge Dichter hüten, feine Uebungen in einer fo gefährlichen Dichtart, wie Romanzen und Balladen find, fogleich vors Publicum zu brin gen, und fich felbft muthwilliger Weife bey den deutfchen Meisterstücken diefer Art in Schatten zu ftellen. Die vorliegende ist noch überdies keiner Vergleichung fähig. Man urtheile aus der nächften beften Stelle,

z. B. S. 116:

Drauf brachten fie ihn in fein Schlofs,
Indels der Seinen Freude,

Die zwar bey feiner Ankunft grofs, (war)
Ward bald zu bitterm Leide,

Aufs fchmerzenvolle Siechbett fank.........
Er, nicht allein durch 'unden krank,
Anch warf des Ritters Glieder

Ein zehrend Fieber nieder.

Das auffteigende Ungewitter hält vielleicht der Vf. für eine schöne poetische Befchreibung; allein uns kommt fie vor wie ein Menfch ohne Kopf und Füfse. Sie hat weder Zweck noch Plan. Daher ärgert fich der Lefer an Ende, dafs er der Leyer des Sängers umfonft zuhörte. Die Feuersbrunft ift etwas leidlicher wegen vie ler kleinen gutgerathenen Züge, die den Lefer, durch die Erinnerung an ähnliche bey folchen Vorfällen, in terefliren. Mehr poetifche Talente zeigt die Masken fchlittenfahrt (fchon aus der N. Lit. u. Völk. K. bekannt) und verräth befonders einige Anlage zur bürgerlichen Epopöe. Aber des Hexameters ift der Vf. noch nicht mächtig, und schadet dem manichfaltigen Wohlklange deffelben fehr, indem er fich durchweg im 1. und 4 Fufse des Trochäus bedient. Die Anakreontifchen Ein fälle haben mit Anakreon nichts als die Versart gemein. Im kleinen Liede und in der niedern Ode fcheint uns Hr. W. noch das beste geliefert zu haben. Das Lied am 6ten April ift ein artiges Stückchen, ob es gleich viele Flecken hat. Der gefrorne Bach und das Lied eines Jä gers könnten es werden, wenn fich der Vf. das Drehen und Wenden nicht verdriefsen liefse... Die Ode an die Gefundheit und der Schleyer find nicht ganz ohne Ver dienst. In den elegifchen Oden: Julianens Tod, eine Freundin bey Julianens Grabe und der Kirchhof-herricht eine fanfte und liebenswürdige Empfindung, auch find Sprache und Versart paffend. Alle Anlage zur Dichtkunft ift alfo Hn. W, nicht abzufprechen; nur fehlt ihm noch zu fehr das Studium der Kritik und der beften "Mufter, und richtige Sprachkenntnifs nicht minder.

Zum

Zum Beweife des letztern fetzen wir einige Beyfpiele her: des Nebels fein Kleid, baldigft, der häufige Gebrauch der Partikel jedoch ftatt aber und indefs, für ftatt vor, eine getollete Krause, ch'r ftatt eh', u. f. w. Ein 10 Seiten langes Subfcribenten - Verzeichnifs dient ihm übrigens, wenn auch nicht als Dichter, zur Ehre. Die Titelvignette von Halle aber würde felbft bey eisem Anfänger im Zeichnen kein grofses Lob erlangen können.

BERLIN, b. Unger: Andreas Hartknopfs Predigerjah re. 1790. 140 S. 8.

Hartknopf, der feit 1786 keinem Lefer von Gefühl und Gefchmack unbekannt feyn kann, wird hier Prediger und Ehemann.,,Hier war es, fagt der Vf, wo der Knäuel feines Lebens fich in labyrinthische Knoten ver,,wickelte, die nur die Schärfe des Schwerdtes wieder ,,löfen konnte, wo feine Kraft, die fonft freyen Spiel,,raum hatte, zum erftenmal in fich gedrängt, allerley „Sprünge und wunderbare Verziehungen in fich felbft ,,machte, weil fie fich felbft nicht kannte. Durch die ,,fe Klemme mufste Hartknopf's Leben felbft noch durchgehen, ehe es ungehemmt in feinem vollen Glanze leuchten, und wohlthätige Klarheit um fich verbreiten „konnte. Der, welcher die Nebel der Täuschung fo oft verfcheucht hatte, mufste noch einmal durch Selbfttäufchung von der edelsten Art geprüft, zu einem höhern Dafeyn vorbereitet, und jeder Keim einer unruhigen Wirkfamkeit in ihm ausgerottet werden." Kauin glaubt der Lefer feine Glückfeligkeit feft gegründet zu fehen, fo hört man S. 155 auf einmal, dafs Hartknopf von feiner Pfarrey abgefetzt, und von feiner Frau gefchieden ift. Das erfte wird ganz kurz daraus erklärt, dafs der Küfter, deffen hämifcher Charakter fich fchon zur Genüge an den Tag gelegt, die Gemeinde angeftiftet hat, ihren Pfarrer bey dem Confiftorium der Ketzerey anzuKlagen; aber die Scheidung von der Frau bleibt noch unerklärt. Doch wir haben noch Hartknopfs vertrauten Briefwechfel zu erwarten, durch den unitreitig über das alles weiterer Auffchlufs gegeben werden wird, Bald hoch einherfliegende Phantafie, bald weisheitsvolle Aphorismen, jetzt Rührung des Herzens, und dann Erfchütterung des Zwerchfells, Naturzüge und Bitzarerien der Laune, Neuheit der Bilder und Kühnheit der Gedanken geben auch diefer Fortsetzung der Hartkno pfifchen Biographie das Gepräge der Originalität.

PRAG, in der von Schönfeld Meifsnerifchen Handl.: Eigenmächtige Reifen in eine andre Welt, vom Verfaffer der Lauretta Pifana, iter Theil mit 1 Kupfer, 8. 194 S. (12 gr.)

Hr. D. Albrecht hat fich durch einige feiner neuften Schriften, vorzüglich durch feinen Ehebruch und Lauret ta Pifana, bey einem grofsen Theil des Publicums (vor züglich desjenigen, das nur zum Zeitvertreib liefst) be liebt gemacht. Er hat auch würklich in ihnen Erfindungsgeift Beobachtungsgabe, und Mannichfaltigkeit gezeigt: Schade nur, dafs die aufserordentliche Leichtigkeit, mit welcher er arbeitet, ihn abhält, feinen Schriften die letzte Feile und Vollendung zu geben. Unter fei

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ne neuesten Arbeiten gehören auch die Biographien der Selbstmörder, in welchen er feinen Vorgänger, Ha, Spiefs, nicht ganz, doch theilweis, erreichte; und eben diefe Biographien find es, die er, hier unter diefem (etwas gefucht klingenden) Titel fortfetzt. Wenn Biogra phien diefer Art nicht blofs auf Erdichtung, fondern auf Wahrheit fich gründen, fo können fie Stoff zur Menfchenkenntnifs liefern, and in fofern wichtiger als zehn Romane feyn. Alle hier in diefen Bändchen befindlichen Erzählungen dürften wohl nicht aus der Wirklich keit genommen feyn aber einige find es wenigftens ; und Rec. glaubt felbft, von zweyen die unglücklichen Helden zu kennen. Es find deren in allen fieben; nemlich 1) Franziska, Kindes- und Selbftmörderin, das erftere durch Abtreibung, das zweyte mittelbar durch jenen erften Schritt. 2) Brunilde von Vineis, Selbstmörderin aus Verzweiflung, aus einem neuern, schon an und vor fich bekannten, kleinen Roman, und daher nicht ganz hieher paffend. 3) Selbstmorder, weil er nicht rechnen konnte; feltfam und doch glaublich! Eine von den beften! 4) William und Walli, spielt gröfstentheils unter Wilden; etwas romantifch, doch nicht ohne Intereffe. 5) Chiuli, Vater und Selbstmörder durch feinen Vater. Eine japanische, fehr unwahrscheinliche Erzählung. 6) Franz, Selbftmörder aus Gewiffensangft; einfach und gut! 7) Einsmann, Selbstmorder aus Furcht einer unexträglichen Arbeii. Eine der beften; foll zuverlässig feyn, und bey der Böhmischen Steuerregulirung fich zugetra gen haben. 8) Feitner, Hausdieb und Selbstmorder, Mäfsig! Originell ift der Einfall des: Wirths S. 192, der fein ganzes Wirthshaus von einem Reifenden bezahlt ha ben wollte, weil deffen Bedienter fich dafelbft die Kehle abgefchnitten hatte.

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BRESLAU U. BRIEG, b. Gutfch: Ptolomäus, ein Trauerfpiel in 8 Aufzügen, und die Schulwittwe, ein Schaufpiel in 5 Aufzügen, herausgegeben und mit einer Vorrede begleitet von Schummel. 1790. 8. 264 S. (14 gr.)

Beide hier angegebne Schauspiele find von einem jungen Mann zum Beften der Schleifchen Schulwittwenkaffe bestimmt worden; und Hr. Schummel bittet jeden billigen Kunstrichter, diefen wohlthätigen Zweck wenig ftens hiftorisch zu berühren. Wir wollen nicht nur diefes thun, fondern auch ein andres Urtheil des Herausgebers:,,dafs man in dem ersten Stück die unverkennbar gute Anlage eines jungen Mannes zum theatralifchen Dichter finden würde" willig unterschreiben; nicht etwa, weil Hr. S. uns darum bittet, fondern weil unfer eignes Gefühl uns dazu beftimant. Der Dialog des Vf. ift leicht und doch kräftig, die Sprache feiner Helden edel, und verfchiedne Scenen gehen ans Herz. Freylich haben wir auf der andern Seite auch manches zu erin nern. Das Schickfal des jungen Ptolemäus, (fo follte der Name heissen) der bey foviel Edelmuth so oft in Feffeln und wieder loskömmt; wozu ? hinten zu erstochen zu werden; die abfcheuliche Ermor dung feiner jungern Brüder, verbunden mit dem voll ftändigften Triumph eines unglaublich schwarzen Böfewichts wichts ein Tolches Sujet ift eigentlich kein glücklich Tttt 2

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um endlich doch von

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tritt des 1ften Acts thut? Wie fchwankend ift der Charakter des Grafen? Wie alltäglich die letzte Erken nungs-Scene zwifchen Vater und Sohn? - Kurz, hier ficht man, dafs der Vf. arbeitete, weil er darum gebeten ward; und weil er ein moralifches Stück liefern follte. Beides Umstände die dem Gelingen einer dramatifchen Arbeit keinen grofsen Vorfchub thun! Daher gleicht auch das Ganze einem Schlegelifchen oder Gelfertifchen Uebungsftück. Doch laffen fich hie und da einzelne Blicke eines guten Kopfes, uud überall die Spu ren eines edeldenkenden Herzens bemerken.

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KLEINE SCHRIFTEN.

fter, von J. H. Lorenz, Prediger in Biesdorf. 16 S. 8. 1790. Der Vf. will, nach kluger Aerzte Weife, nur wenig auf einmal geben, macht uns aber für die Folge auf ein mehreres Hoffnung. Der Recepte find diesmal drey. Das erfte: Der Schulmeister hat in der Schule Langeweile. Das 2te. Die Kinder haben in der Schule Langeweile. Das 3te. Man muss die Kinder be. fchäftigen. Hier der Anfang des erften Recepts.,,Unfre Seele ist ein beständig thätiger Geift, und will immer etwas zu thun haben. Wenn ihr alfo Gegenstände fehlen, womit fie fich befchäftigen könnte, fo entstehet Langeweile. Dies erfahren fehr ,,oft die Lehrer in kleinen Schulen bey ihrem Unterichte. Wena ,,fie die Kinder lefen laffen, haben fie kein Buch in den Händen, we

diefe Recepte nützen könnten, diefe Sprache verftehen, die dem Rec. gefucht und precios zu feyn fcheint? Es fcheint ihm auch ein ganzer Bogen zu viel zu feyn, um den Rath zu geben, dala man die Kinder in der Schule beschäftigen mufs. ̧

RECHTSGELAHATHIT. München: Ueber anmafsliche Be Areitung der Reichsvicariatsrechte. 1790. 35 S. 4. Diefe kleine Schrift von nicht geringem Werth ift nach zuverlälligen Nachrichten aus der gelehrten Feder des Hn. von Tröltsch, Vicariatsaffeffors in München, eines in Reichsfachen fehr bewanderten Mannes. Den Anlafs hiezu follen die Schwierigkeiten gegeben haben, die dem Rheinfchen Vicariat von Kurmainz hauptfächlich in 3 Puncten erregt worden find: nemlich 1) die Widerfprüche von Kurmainz gegen die von Pfalzbayern als Reichsvicar verfug te Abordnung eines Wahlcommiffars zu den fich währendem Zwifchenreiche ergebenen Bifchofswahlen zu Freifingen und Regensburgs 2) der Kurmainzifche Widerspruch gegen die von dem Rheinischen Vicariat gefchehene Verleihung der erledigten,,rinn fie nachlefen könnten etc." Sollten die Schulmeifter, denen Mufflifchen Reichslehen Eckenheit, und 3) die verschiedene Hinderniffe gegen die Verabfolglaffung der Wahlcapitulations mäfsig requirirten reichshofräthlichen Acten aus der Reichskanz ley. Die hier beygebrachten wichtigen Gründe dürften bey dem hohen Kurhofe von Mainz faft die Ueberzeugung bewirket haben, dafs deffen Einfprüche nicht wohl ohne wefentliche Kränkung der Vicariatsbefugnifle durchzufeizen feyn; wenigftens blieb die von dem Rheinischen Vicariat eben fo herzhaft unternommene Befchickung eines Commiffars zu der Eichstättischen Bifchofswahl fernerhin ungeftort. Der befte Rechtsgrund, womit der Hr. Vf. S. 16. diefes Befchickungsrecht vertheidigt, bestehet darinn, dafs es kein kaiferliches Refervatrecht, und alfo dem Reichsvicar ex provifione imperii unireitig gebühre. Bey dem zweyten Kurmainzifchen Wiederfpruch in Betreff der Vergebung des Reichslehen Eckenheit fetzt Ir. v. T. feine ganze Stärke darauf, dafs es eines der kleinen Reichslehen fey, mithin das vicariatifche Verleihungsrecht auch nicht mit Grund konnte angefochten werden. Die Präjudicialfälle, welche der Hr. Vf. aus den Vikariatsacten vom Jahr 1612. S. 2. 6. angeführt hat, find in allem Betracht Probehaltend. Ueber den Punct der Actenauslieferung an das Reichsvikariat ift zwar das Intereffe der Parteyen, die hierunter zu leiden hatten, augenfcheinlich benachtheiliget worden; allein der Hr. Vf. geftehet felbft ein, dass gewiffe Formalitäten bey der Requifition der Acten nicht beobachtet worden; durch dergleichen Verfehen geräth nun bey unfe rer deutschen Verfaffung oft der Fortgang der wichtigsten Gefchäfte in Stockung; diefe läfst fich nun weder durch Streitfchrif ten, noch durch die allzubuchstäbliche Vertheidigung der Gefetze, am beften hingegen durch eine feine und geläuterte Poli tik hemmen, wobey freylich ein gefcl.meidiger Hofmann, insge mein fchneller und glücklicher als ein ganzes Rechtsgelehrten Collegium durchgreifen kann.

PÄDAGOGIK. Berlin, b. Unger: Einige Recepte wider Lang geweile in kleinen Schulen. Ein Neujahsgefchenk für Schulmei

ERBAUUNGSSHRIFTEN., Breslan, b. Löwe: Tod und Begräbnis des Johannes verglichen mit dem unfrigen, Am Gedächtnistage der Enthauptung Johannis gepredigt, und zum Beften der Stiftung des Breslauifchen Prediger-Wittwenhaufes dem Druck übergeben, von Hermes jun. Probit etc, 16 S. 8. 1790.

Breslau, gedruckt mit Kreuzers Schriften: Zur Beruhigung bey einer nicht ganz fröhlichen Erndt-Feier. Als zweyter Ver fuch zum Behuf des Prediger-Wittwenhaufes zu Breslau, mitge theilt von Hermes jun. 16 S. 8. 1790.

Hamburg, (wird zum Besten der Armen verkauft.) Ueber wahre, chriftliche Mildthatigkeit, als eine Ausfaat auf die Ewig keit; in Beziehung auf das Armenwefen der Stadt Harburg, Ei ne Predigt am funfzehnten Trinitatisfonntage, 1790. von Kart Auguft Moriz Schlegel, Archidiaconus in Harburg. 32 S. 8. 1790.

Wenn Gelegenheitsfchriften, welche die Beförderung irgend eines wohlthätigen Inftituts zur Abficht haben, fchon defswegen eine befondere Empfehlung verdienen, fo find vorzüglich diefen 3 Predigten recht viele Lefer zu winfchen, weil die Geger.ftan. de der Liebe, womit fie fich befchäftigen, gewifs die gemeinnü tzigften find. Diefe Predigten kaufen, ift alfo ein Beytrag zur Erreichung edler Abfichten; und fie gelefen zu haben, wird, wie wir im voraus überzeugt fiud, niemanden gereuen. No. 1. u. 2. find in der bekannten Hermefifchen, und No. 3. ilt in einer recht guten, dem Kopfe und Herzen des Vf. Ebre machenden Manier,

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