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der altern und neuern Gefchichte, und der Alterthümer,
fo wie der Literatur diefer Länder überhaupt, fehr fchätz
baren Werkes, ift fchon Nr. 242. d. A.L. Z. von einem
andern Rec. beurtheilet, und der Inhalt kurz angezeiget
worden. Dem Rec. diefer Ueberfetzung fei nur noch
ein kleiner Nachtrag einiger Bemerkungen erlaubt.-Be-
lehrend und unterhaltend ift die Vergleichung der Nach
richten unfers Vf., mit den Briefen feines Freundes, Herrn
Bartels, über Kalabrien und Sicilien. Gedrängter, aber
dabey auch reichhaltig, ift der erftere, in einigen Ma-
terien; der letzt ere, in andern, ausführlicher und un-
terhaltender. Mit den Werken der alten Gefchicht-
fchreiber, Geographen und Dichter in der Hand, wan-
delt jener, unter des alten Siciliens einfamen Ruinen
umber, vergleicht mit philofophifchen Forschungsgeift
den jetzigen Zustand des Landes, mit dem ehemaligen,
und beurtheilt beide mit treffendem Blick. Diefer
führt uns, ohne jedoch diefe Gegenftände zu vernachläfsi-
gen, auch zu andern nicht minder intereffanten, unferm
Vf. aber nicht fo nahe liegenden Gegenstanden: zu Men-
fchen, ihren Sitten, häuslichen, gefelligen, und politi-
fchen Leben, und in die reitzenden Gegenden des Lan-
des. Beide Vf. beftätigen, oder erläutern, oder ergän-
zen fich wechfelfeitig und felbft da, wo ihre Meynun-
gen von einander abweichen, ift die Bemerkung der Ver-
Ichiedenheit ihres Urtheils, über gleichzeitig beobach-
tete Gegenstände, fehr intereffant. Im Ganzen hat Hr.
M. nur für den eigentlichen Gelehrten und deffen Genufs
geforgt, und, wie es fcheint, mit wenigen Ausnahmen
gefliffentlich alles hinweggelaffen, oder doch nur ganz
Kurz, und im Vorbeygehen berührt, was das Intereffe
der Lecture feines Werkes, auch für Nichtgelehrte, mehr
hätte heben können. Mehrere aus alten Schriftftellern,
and befonders aus griechifchen und lateinifchen Dich
tern angeführte Stellen, welche beftimmte hiftorifche
oder geographifche Beziehungen haben, hätten von dem
Vf., allenfalls in den Noten, überfetzt, und fo allgemein
geniefsbarer gemacht werden können. Sogar in dem Vor-
trag überhaupt, der an mehreren Stellen vernachläfsi-
get, einförmig und trocken ift, finden wir diefe Bemer-
kung bestätiget. Eine rühmliche Befcheidenheit, eine
Eigenfchaft, die bey den meisten neuen Reifebefchrei-
bern leider immer feltner, und deswegen auch immer
fchätzbarer und bemerkenswürdiger wird, zeigt der Vf.
überall in feinem Urtheil, bey, aller Beftimmtheit und
Richtigkeit deffelben. Doch folke eben diefe Befchei-
denheit, bey dem Fond eines fo felbftständigen Urtheils-
vermögens, nicht in Furchtfainkeit und Beruhigung bey
fremder Entfcheidung ausarten; wie das z. B. S. 420 bey
des Vf. Nachricht von dem berühmten Torfo im Mufeo
Biscarf zu Catanien, der Fall ift; den er, nach unfrer
Meynung, mit Unrecht, für einen Bacchus hält, und fich
dabey, ohne eigne Gründe anzuführen, auf Riedefel, und
auf das mündliche Zeugnifs des Prof. Abilgaard in Ko-
penhagen beruft, der aber diefes Stück nur aus Zeich
nungen (vielleicht fehr unvollkommnen) kennt. Aus
einigen in Rom gefehenen kleinen Copien in Gips, aus
Herrn Bartels ausführlichen Befchreibung, und aus meh-
rern mündlichen Nachrichten von Künftlern, die über
diefes Stück freylich fehr verfchiedner Meynung waren,

-

fcheint dem Rec. diefer Sturz, die Behandlung des Marmors, die Stellung, und der ganze Charakter, der Idee eines Bacchus fchlechterdings zu widersprechen. Viel eher würde er geneigt feyn, ihn für einen Hercules zu halten, der, unter die Götter aufgenommen, feine Thaten, die ihm diefen Rang erwarben, überdenkt. Diefer Erklärung scheinen die noch übrigen Theile der Statue nicht entgegen zu feyn, und, bey der, von Hn. Bartels übrigens fcharffinnig genug vertheidigten Meynung, es fey der Sturz eines Jupiters, ift der gänzliche Mangel der Spur eines Bartes, ein wichtiger Anftofs, den Hr. B. felbft anerkennt, und nicht heben kann. Durch Vollftändigkeit und vertraute Bekanntfchaft mit den Alten, zeichnen fich befonders die Bemerkungen über Syrakus und deffen umliegende Gegenden und Alterthümer, fo wie durch Vollständigkeit und Neuheit, die Nachrichten von dem heutigen Zustand der Literatur, der Kirchenverfaffung, und der Reformen in denfelben, und den Univerfitäten in Italien, aus. Was der Vf. in einem eignen, und fehr gut geordneten Abfchnitt (S. 95 u. ff.) über die Neapolitanifche Juftizverfaffung, und der bekannten fchlechten Juftizpflege, fagt, ift bemerkungswürdig, und fehr wahr. Aber der, in der Note S. 117, angeführte Beweis der letztern, ift der fonft bewiefenen gefunden Urtheilskraft des Vf. nicht angemeffen, und blofs von einer Furcht erzeugt, die ihm in den fchauervollen unterirdifchen Gewölben der Katakomben, anwandelte, oder eingejagt wurde, und die ihn an einer nähern Unterfuchung der Sache felbft hinderte: denn anders läfst fich die feltfamfte Ideenverbindung des Vf., einen ihm aufgeftofsnen,,unausflehlichen Geruch," für den Leichengeruch ermordeter Franzofen (die damals aus Neapel verfchwunden waren) zu halten, fchwerlich erklären. Das von dem Krater des Aetna gelieferte Kupfer foll, wie uns Augenzeugen verfichern, der Natur höchft getreu feyn, Die Ueberfetzung ist, einige, nicht bedeutende, von dem Vf. felbft veranlafste Verände rungen ausgenommen, der dänischen Urfchrift getreu, aber nicht, wie diefe, in zwey Theilen, fondern nur in einem Bande, erfchienen. Die oben bemerkten Fehler des Vortrages find auch in der Ueberfetzung fichtbar, und hätten zum Theil mehr, als es gefchehen ift, von einem guten Ueberfetzer, vermieden werden können.

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man einige Millionen Menfchen annehmen, die zu diefer fchweren Arbeit verurtheilt einen grofsen Theil ihres Lebens, in unterirdifcher Finfternifs zubringen müffen. Devonshire. Bley- und Silberminen dafelbft. Etwas von der Gefchichte der Entstehung, und Verbesferung der treflichen englischen Heerstrafsen, von den Zeiten der Römer, bis auf die unfrigen. In DorfetS. finden fich wohlerhaltne Ueberbleibfel eines römifchen Lagers, u. a. römische Alterthümer. Von den romantischen Küften von Hampshire, fetzte der Vf. nach der fchönen Infel Wight über, die durch viele andre Befchreibungen ausführlicher bekannt ift. Unter den Nachrichten von der eben genannten Provinz, find die, von den in neuern Zeiten in England ausgegrabenen künftlichen Kanälen die merkwürdigften, und befonders ift es die Beschreibung des, zur Verbindung des öftlichen und weftlichen Oceans, durch die Flüsse Trent und Merfey, feit 1766 angelegten Kanals. Er ist 93 englische Meilen lang, 29 Fufs breit und 4 Fufs tief, und hat 200 Brücken, 75 Schleufen, 3 grofse und viele kleine aufgemauerte Wafferleitungen. Die gröfsten Hinderniffe wurden von dem unternehmenden Brindley, der deu Kanal anlegte, überwunden. Fünf Berge, die feinem Lauf entgegenstanden, wurden durchgegraben: der gröfste diefer Durchgänge, ist unter dem Berge, HareCaftle-Hill genannt, 2880 Yards lang, 9 Fufs weit und 12 Fufs hoch. In der Mitte des Berges, mufsten 500 Yards der Länge, durch harte Felfen gefprengt werden. Bey Bafington in Hamp-S. ift, vor einigen Jahren, ein neuer Kanal angefangen worden, der in den Flufs Wye in Surrey führen, und diefen mit der Temfe verbinden foll. Ein Unternehmen, das, für die Zukunft, einer viel grössern Ausdehnung fähig ift, und wohl gar eine wichtige Verbindung des Briftoller- und des englischen Kanals, veranlaffen könnte. Aber der Vf. felbft giebt diefen Gedanken für eine blofse Speculation aus.

thum des Landes, "und über Induftrie feiner Bewoh alles diefes wechfelt in diefem Werke mit einander ab, und macht die Lectüre deffelben, wenn gleich nicht immer durch den Werth der Neuheit anziehend, doch, im Ganzen lehrreich und sehr unterhaltend. Einer gewiffen Klaffe von Lefern zu Gute, find, bey fchicklichen Gelegenheiten gut gewählte, und befonders auf Naturfchönheiten fich beziehende Stellen aus englischen Dichtern eingefchaltet. Auch hat der Vf. vermuthlich, eben diefen Lefern zu gefallen, fich zuweilen dichterische Digreffionen und Declamationen erlaubt, welche, wie wohl felten vorwie wohl felten vorkommende, Fehler der Schreibart gegen den übrigens ruhigen, einfachen und den bemerkten Gegenftänden angemelinen Vortrag, fonderbar abftechen. Bey der Anzeige der einzelnen von dem Vf. bereiften Proyinzen Englands will Rec. fogleich einige der merkwürdigften Nachrichten kurz berühren. London. Eine allgemeine Ueberficht der Hauptstadt, befonders in Rücklicht ihrer, feit der Regierung der Königin Elifabetb, erhaltenen Erweiterungen und Verbefferungen, und Nachrichten von den derfelben nahe liegenden Gegenden von Middlesex, Effex und Kent. - Buckingham-Shire. Gefchmackvolle Nachrichten von Stowe und Blenheim, den Sitzen des Grafen Temple und des Her zogs von Marlborough, wo fich die Natur mit der Kunft, der feinfte Gefchmack mit der höchsten Pracht vereint hat, um, was fchön und grofs ift, darzustellen. Hier, fo wie bey ähnlichen Gelegenheiten, liefert der Vf. auch Verzeichniffe von Gemälde Sammlungen, die fich in den Pallaften befinden. Worcester S. In Hereford und Monmouth Shire, wählte der Vf. die trefliche malerifche Reife Gilpin's zum Führer, und berichtiget ei nige Stellen derfelben. Bey der dem Herzoge von Beaufort gehörigen Tintern-Abtey, und den dortigen Ei fenhütten, findet man gute Nachrichten von den englifchen Eifenminen überhaupt, und den Proceduren in den Eifenwerken, Bey einem Dorf Taynton in Glouce-Aerfhive ward 1700 eine Goldmine entdeckt, deren Ausbeute aber fo beträchtlich nicht war, dafs es der Arbeit verlohnt hätte. Somerfets S. Ueber die Bäder zu Bath, ihre Eigenfchaften,, und Wirkungen. Von den Metall und befonders von den Kupfer- Manufacturen diefer Provinz und ihrer Gefchichte. Ein Deutfcher, Namens Demetrius, errichtete, von der K. Elifabeth 1650 berufen, die erfte grofse Kupfer Manufactur in Surray, Okey-Höhle, und die merkwürdigen Naturheinungen in derfelben, die den in der Baumannshöle auf dem Harz ahnlich find. Der Vf. nennt die Gegenden von Polgouth und St. Auftle in Cornwall, wegen ihrer reichen Bergwerke, das Peru von GrofsBrittanien, und theilt manche lefenswerthe Bemerkung über die dortigen Zinn- und Kupferminen, über die Verarbeitung des ausgebeuteten Erzes, deffen Vorzüge u dgl. mit. Es arbeiten in diefen Bergwerken täglich 40.000 Menfchen, und in den fämmtlichen Kupfer-, Bleyund Kohlenminen Englands, wenigftens eben fovicl. Rechnet man nun die weit gröfsre Anzahl von Bergwerken, in Schweden, Deutschland, Ungarn, der Schweiz, und in Amerika, mit jenen zusammen; fo kann

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NÜRNBERG. b. Grattenauer: Geographie der Griechen und Römer. Zweyter Theil, erftes Heft. Das transalpinische Gallien, bearbeitet von M. Konrad Mannert, Lehrer am Gymnafium zu Nürnberg. 1789. 240 S. 8. (16 gr.)

Da die alte Geographie neuerlich fo viele Bearbeiter gefunden hat, fo wagen wir einen Vorschlag zu thun, deffen Ausführung, Ordnung und Licht in diefes fehr verwickelte Studium bringen würde. Für einen jeden griechischen und römifchen Schriftsteller, der entweder ein geographifches Werk gefchrieben oder beyläufig in feinen Erzählungen die Lage vieler Länder, Oerter u- f. bestimmt hat, follten befondere Karten gezeichnet und herausgegeben werden, die man auch ohne die Bücher kaufen, und miteinander vergleichen könnte. So follte man Landkarten von Gallien nach dem Julius Cafar, Strabo und Ptolemäus haben, worauf nur folche geographifche Namen yorkämen, welche von den gedachten Schriftftellern angeführt werden, und worauf die Grenzen und Lagen nach der Vorftellung, die fich die Schriftfteller davon gemacht haben, gezeichnet wären. Die Anficht diefer Karten würde auf einen Blick zeigen, wie viel dem Autor von dem Lande bekannt gewefen Q999.2

wäre,

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wäre, worinn feine Angaben von den späteren unterfchieden wären, und wie die geographische Kenntnifs allmällig erweitert, aber doch noch hinter der der Neuern zurückgeblieben wäre. Zu allem diefen gebraucht man in Büchern viel Worte, die doch nie den tiefen und bleibenden Eindruck machen, den die anschauliche Darstellung auf Karten bewirken mufs. Sollte Hr. Mannert den Gedanken des Rec. beypflichten, fo würde er freylich der Mann feyn, unter deffen Aufficht dergleichen Karten am beften herausgegeben werden könnten, und in Nürnberg würde er auch die dazu erfoderlichen Künftler und Verleger am leichteften antreffen. Doch wir haben von dem vorliegenden Hefte zu referiren. Wie das Land den Römern, hauptfächlich durch Jul. Cafar, der hierin weit zuverläffiger ift als Strabo, bekannt geworden ist, und nach welchen Grundfatzen Ptolem. die Nachrichten feiner Vorgänger bey feiner Beschreibung gebrauchte, wird gezeigt. Vor den Römern bewohnten das jetzige Frankreich, die Niederlande, den weftlichen Strich von Deutschland am Rhein, und den gröfsten Theil von Helvetien, die Aquitaner, Ligyer oder Ligurer, Belgen und Celten oder Gallier, von welchen allen gehandelt wird. Darauf wird gezeigt, wie die Römer nach Gallien gekommen find, und das Land als Provinz eingetheilt haben. Der Vf. kehrt alsdann zu den Celten zurück, und befchreibt ihren Charakter gröfstentheils nach Cafar. Die Ordnung der Materien. in diefer Einleitung will uns nicht fonderlich gefallen. Da die Abficht ift, Gallien in den blühenden Zeiten des römischenReiches zu befchreiben ; fo wird mit der I.Provincia Romana oder Narbonenfi der Anfang gemacht. Von den Völkern vor den Zeiten der Römer, von den Producten der Provinz u. f. Darauf Befchreibung der Küfte an der Weftfeite des Rhodanus, alsdann Städte im innern Lande an derfelben Seite, der neue Name wird dem al

ten beygefügt. Die Flüffe und Berge kommen unter den Städten nach der Ordnung ihrer Lage vor. Der Rhodanus mit feinen Nebenflüffen fehr umftändlich. Darauf 1) die Külte von diefem Flufs bis an die Oftgrenze der Provinz. Die Geschichte der Stadt Maffilia fehr ausführ lich. 2) Das innere Land auf der Oftfeite des Rhodanus. Endlich Infeln, die zu diefer Provinz gehören,- und folglich auf dem mittelländifchen Meere find. Die ange führte Ordnung wird auch bey den übrigen Provinzen beobachtet. II. Aquitania, als Sitz eines ausgebreiteten Völkerstammes, und als eine der 4 Hauptprovinzen Gal. liens verfchieden. Ptol., hat die Küfte ziemlich gut be fchrieben; weil er aber den Lauf des Liger Fl. von Often nach Weften zu fchmal anfetzt, vieles unrichtig angege ben. III. Provincia Lugdunenfis war den Römern, die von dem westlichen Gallien und vorzüglich dem heuti gen Bretagne nicht viel wufsten, fehr unbekannt. Die Itineraria geben hier den meisten Auffchlufs. IV. Belgica. Bey den Mündungen des Rheins, wird Melas Befchreibung zum Grunde gelegt, und darnach die übrigen erläutert. Dafs die Helvetier im Darmstädtischen ihren Sitz hatten, wird bezweifelt. Der Vf. handelt von ihrem Lande nach Jul. Cafar, und commentirt die in den Itinerar. vorkommende Strafsen. Itinerar. vorkommende Strafsen. Er fchreitet darauf zu Germania dieffeit des Rheins, welches von den Römern noch zu Belgica gezogen wurde, und betrachtet erft Germania inferior (fecunda), dann fuperior. Auch hier folgt der Vf. mehr dem, was ihm die Lefung der alten Schriftsteller darbot, als den bisherigen geogra phifchen Handbüchern. Um das Werk nicht zu weitläuftig zu machen, und das Ende deffelben auf zu lange Zeit hinaus zu fetzen, hat der Vf. weniger von der Gefchichte der Länder beygebracht, als er im erften Theil gethan hat.

KLEINE SCHRIFTEN.

Sey

LITERÄR GESchichte. Pirmasens, b. Seelig; bold, Correctiones et fupplementa Bibliothecae Latinae FabricioErneftianae, 1790 23 S. 4. Enthält wie fchon der Titel befagt, Nachträge und Verbefferungen über die 3 Bande der Fabriciusfchen Bibliotheca Latina nach der Erneftifchen Ausgabe, die deren immer noch fo viele nöthig hat. Vielleicht wird bey dem Supplementband, der zu diefem nützlichen Werke verfprochen worden, Gebrauch davon gemacht. Nicht alle find von gleicher Erheblichkeit. Ein Brollinger hat doch wirklich zu Bafel gedruckt, wir haben felbft mehrere Stücke von ihm, fo dafs Hr. S. Ernefti mit Unrecht tadelt, der Bryllinger fchrieb. Er nennt fich bald Bryling, bald Bryllinger. Von der vorgeblichen Ausgabe des Lucanys, Argentorati 1470, 8. durch Joan Kuolouch,

die Hr. S. S. 6 namhaft macht, konnte wohl der Vf. der Epifto la ad Heynium, feinem Plan gemäfs, der nur die Ausgaben des XV Jahrhund. umfafst, noch nichts fagen.

Durchaus kana

diefe Ausgabe nicht von MCCCCLXX feyn; fondern fie ift von MCCCCCXX, denn was wohl der Sache auf einmal den Ausfchlag giebt, eben diefer Knolouch oder Knoblouch hat um 1517 die Strafsburger Ausgabe des Gellius in Folio gedruckt. Sonft ift jene Strafsburger Ausgabe des Lucanus ganz ohne kri tifchen Werth, und folgt, wo fie nicht von einem ungebilde. ten Corrector verunftaltet ift, meift der Aldina. Auch die zwo te Ausgabe, die Hr. J. S. 11, 12 befchreibt, ift nichts weiter als die Juntina 3. 1. e. a., wie Rec. aus genauer Vergleichung zuverlässig weils.

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ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Donnerstags, den 17. März 1791.

SCHÖNE KÜNSTE,

LEIPZIG, b. Gräff: Gedichte von Selmar. Erfter Band,
410 S, Zweyter Band. 474 S. 8. 1789. (2 Rthl, 6 gr.)

enn es gegründet ift, was man uns verfichern will, dafs der Vf. diefer Gedichte ein junger Schwede fey, (welches auch verschiedene Stellen derfelben zu bestätigen fcheinen); fo find fie in diefer Rücklicht allerdings eine merkwürdige Erfcheinung, und der Vf. ift vielleicht der erfte, der die fchwere deutsche Sprache fich fo zu eigen gemacht hat, dafs er zwey starke Bände voll Verse darinn fchreiben kön nen, ohne auch nur durch die mindefte Kleinigkeit den Ausländer zu verrathen. Er hat fich in mehreren Gattungen verfucht, doch zur Zeit noch in keiner mit ent fchiedenem Glück. Das Mechanische der Poefie hat er fehr in feiner Gewalt, feine Verfe fliefsen fanft und leicht, er ist in unfern befter. Dichtern fehr belefen; allein in dem grofsen, weiten Garten, den er hier dem Publico aufichliefst, blühen wenig Blumen, die der Boden durch eigne Kraft hervorgetrieben. Den gröfsten Theil von beiden Bänden nehmen fünf Bücher vermifchter Gedichte, Oden, Lieder, Elegien, ein; ernsthaft ift von allen der Inhalt, und der Ton feyerlich. Die meisten Stücke könnten um die Hälfte kürzer feyn; die wenigften haben einen feften, keins einen hervor ftechenden Plan. Durchgehends herricht in Stoff' und Behandlung eine folche Einförmigkeit, dafs es faft unmöglich ist, in der Erinnerung ein Stück von dem andern zu unterscheiden. Ueberhaupt ift die Phantafie des Dichters fehr befchränkt; fie dreht fich in einem engen Kreis von Bildern umber, und wenn man alle Blüthen, Blumen, Rofen, Veilchen, Kränze, Haine, Quellen, alle Morgen und Abendrothen aus beiden Bän den hinwegnehmen wollte; fo würde es fehr öde darinn ausfehen. In die doppelt und dreyfach zufammengefetzten Wörter hat fich der Vf. fehr verliebt; allein diefes Mittel, den poetifchen Ausdruck über die gemeine Sprache zu erheben, mufs mit grofser Mälsi gung gebraucht werden, wenn es ihn nicht froftig und fteif machen foll. Und nun gar Compofitionen, wie diefe: unumkörperte Seelen, fanfthewellte Fluthen, Weruthsbitterkeit, Ozeanfchrecken, hellerbefchattete Lorbergänge, ehrfurchtsgraue Tempelgipfel, Zukunftspro phezeihungston, wolkenhinan firebende Ehrbegier, und hundert ähnliche! Die Uebergänge find meist gezwungen und dunkel. So heifst es in einem Gedicht an Klopstock;

Oft zwar ruht' ich im Hain Deiner Begeisterung, Und mit bebender Hand rührt' ich das Saitenspiel, A. L. Z. 1791. Erfter Band.

Doch die Töne verhallten

Allzuferne von Deinem Ohr.

Tief im dümmernden Thal hänget die Mufe drum
An die Weiden den Kranz frommer Geständniße
Ihres Dankes, und weiher,

Deine Schülerinn, fich dem Ruhm.

-

Wie hängt dies zufammen, und was foll man fich unter einem Kranz frommer Geftändniffe, der fich an Weiden hängen läfst, denken? Wie kann man von der Zärtlichkeit fagen, dafs fie das Herz durchpfliige? Was versteht der Vf. unter den Blumen der holden Veisheit, mit denen die Leyer umfchlungen ift, die ihm die hohe Begeisterung des Tugendgefühls reicht? Lauter fchwankende, in die Luft gemalte Bilder, die bey näherer Anficht wie die Farben des Regenbogens verfchwinden. Wie wohl thäten, vorzüglich junge, Dichter, wenn fie mit jedem zum Druck beftimmten Gedichte zuvor den Verfuch machten, es von Wort zu Wort in fchlichte Profa aufzulöfen. Vielleicht würden fie dann zu ihrem Erftaunen finden, dafs mancher sehr volltönende Vers nur lieblicher Nonfens, und manches fchimmernde Bild ein täufchendes Irrlicht fey. - Die Epifteln unterscheiden fich faft-blofs durch das Metrum von den vermifchten Gedichten. Der Ausdruck ist hier weniger gefucht, aber auch defto profaifcher. Ueberhaupt follten angehende Dichter fich an diefe Gattung fo leicht nicht wagen. Sie erfodert gerade das am meiften, was fie am wenigften haben, und haben können, einen reifen Verftand, viel Erfahrung und Kenntnifs der Welt und des menfchlichen Herzens. Was läfst fich aifo von ihnen (denn die Pope find felten) anders erwarten, als gereimte Trivialitäten, und, wenn es gut geht, glückliche Reminifcenzen?

Philofophifche Ideen mit den Reizen der Poelie zu paaren, and abftracte Wahrheiten durch Bilder zu ver finnlichen, ift felbft für den geübten Dichter von bewährtem Talent eine der fchwerften Aufgaben; kein Wunder alfo, wenn der Vf. in feinen fogenannten phi lofophifchen Rhapfodieen, mehr als fonft wo, den Anfanger zeigt. Z. B. S. 371. II. Th.

Wie der Hauch die leichten Lüfte theilet,
Und mit Tönen, die die Laute fchallt,
Zu der Echo fernen Klüften eilet,
Die fie dann vervielfacht wiederhallt
Alfo fchwimmt in immer weitern Kreifen
Späte Wirkung um die Urfach her,
Und aus edlem Thatenfchweifs der Weifen
Quillt der Enkelwelt ein Seegensmeer,

Von den Sinngedichten (und auch deren find nicht we niger, als drey Bücher) fagt der Vf, zwar felbft, fie wären Rrrr

zu

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Die liebkofenden find um vieles beffer: z. B.

Selig, wer dem Gefang, vön deinen Lippen, o Schöne,
Mit dem feinen Gefühl froher Bewunderung horcht,
Dreymal feliger, wenn einft unter dem Kuffe der Liebe
Diefes zärtlichen Munds zaubernde Suada verftummt.

Die Abficht diefer ftrengen, aber nicht ungerechten Kritik, ist keinesweges, den Vf. niederzufchlagen, øder von der betretenen Bahn zu verscheuchen. Viel leicht kann er mit der Zeit noch sehr gute Gedichte von bleibendem Werthe liefern; nur mufs er feine Ideen erft reifen laffen, eh er an die Arbeit geht, und nicht jeden fläichtigen Gedanken gleich ausführen, gefchweige drucken laffen. Geläufigkeit des poetifchen Ausdrucks, und wohlklingende Verfification, find allerdings fehr fchätzbare Dinge; allein wenn fie die einzigen, oder doch die Haupttugenden eines Dichters ausmachen, fo mufs er fich mit dem Lobe begnügen, das jener Spöt ter in der italienifchen Komödie einem folchen Verfe künftler giebt:

Tu fais des méchans vers admirablement bien! BRESLAU, b. Korn: Marc Aurel. Erfter Theil. 260 S. Zweyter Theil 436 S. gr. 8. (2 Rthl. 16 gr.) Der Vf., Hr. Doctor Fefsler, wie man aus der Zufchrift des ersten Theils fieht, will durch die Darftellung der Grundfätze und Handlungen Marc Aurels, nicht in einer Biographie, fondern in einem hiftorifchen Roman des Mufters der Fürften, der nur für die Tugend und für das Glück der Menfchen lebte, die Gröfse und Glückfeligkeit zeigen, zu welcher eine über Vorurtheile erhabene Vernunft, und die auf menfchliche Natur gegründete Tugend den Menfchen erhebt. Marc Aurels Gefchichte ift hier bis zu Kayfer Antonius, feines Vorgängers Tod, fortgeführt.

Bey einem hiftorifchen Roman kann man entweder die Abficht haben, ein Ideal, z. B. eines guten Regenten, aufzustellen, und dazu einen Mann aus der Ge

fchichte wählen, der demfelben einigermassen entspricht, und der fich alfo mit nicht allzugrofser Unwahrschein lichkeit idealifiren läfst; oder man kann die Abficht haben, den wirklichen Charakter eines merkwürdigen Man nes getreu darzustellen, und nur die Lücken auszufüllen, welche die Gefchichte in der Ausbildung und Aeufserung deffelben läfst. In die erfte Klaffe fcheint dem Rec. Xenophons Cyropädie zu gehören, und in die zweyte gehört augenfcheinlich unfer Marc Aurel. Wir tragen kein Bedenken, die hiftorischen Romane von der zweyten Klaffe, denen von der erften vorzuziehen. Die Entwickelung des Charakters eines wirklichen Men

fchen, mit feiner Mischung von Gröfse und Schwäche, ift nicht nur weit fchwerer, fondern auch weit-lehr reicher, und fogar weit anziehender, als die Entwer fung eines Ideals. Der Vf. konnte die getreue Darstellung feines Helden um fo eher zu feiner Abficht wäh len, da derfelbe ohnehin an das Idealifche gränzt. Ein hiftorischer Roman von diefer Klaffe kann wieder auf zweyerley Art ausgeführt werden: er kann den Stoff ganz aus der Gefchichte nehmen, und nur die wahren Begebenheiten nach der Imagination motiviren und detailliren, etwa fo, wie Wieland es in dem apologe tifchen Auffatz für die übelberüchtigte Julia gethan hat, und dann kommt der Roman der wahren Geschichte am nächsten, und kann, wenn der Vf. hinlängliche Kenntnifs der Gefchichte und des meníchlichen Herzens befitzt, die Stelle einer hiftorifchen Unterfuchung ver treten, und falsche Urtheile über hiftorische Facta und Perfonen berichtigen: er kann fich aber auch weiter von den Gränzen der hiftorifchen Wahrheit entfernen, und ganze Begebenheiten ohne allen hiftorifchen Stoff erfinden. Freylich verliert er dadurch an Glaubwürdig keit und an Brauchbarkeit für den Gefchichtsforscher, aber er gewinnt in der Entwickelung, Rundung und Darstellung des Charakters, und in der Unterhaltung für den Lefer, die befonders dann fehr erhöht wird, wenn der Lefer wahrnimmt, dafs felbft die erdichteten Begebenheiten nicht ganz aus der Luft gegriffen find, fondern flüchtige Winke der Gefchichtschreiber zum Grunde haben. Hr. F. hat fich diefer poetischen Frey heit bedient, und meiftens fehr glücklich. Die Jugendgefchichtchen von Marc Aurel find zur Gefchichte der Bildung feines Characters fehr zweckmässig, und bey andern erdichteten Begebenheiten find einzelne Winke der Alten mit fo vieler Einficht und Feinheit benutzt, dass wir wünschten, er hätte in den Anmerkungen öf ter darauf hingewiefen. Marc Aurels Betragen gegen Moderatus, den Geliebten feiner Gemahlin, z. B., ift ganz dem gemäfs, was Julius Capitolinus von ihm fagt: Crimini ei datum eft, quod adulteros uxoris promo verit ad varios honores. Eben fo ift es, wenn wir uns nicht ganz irren, bey feiner Neigung zur Domitilla darauf angelegt, in der Folge die Nachricht eben diefes Capitolinus: Concubinam fibi adfcivit, auszuführen. Eben fo glücklich find die Gauckeleyen der damaligen Theofophen, die der Vf. nicht alberner und nicht schlauer malt, als die Alten fie uns befchreiben, in Aurels Erziehungsgefchichte eingewebt, und fie haben über das durch ihre nur zu grofse Aehnlichkeit mit der Gefchichte unferer Tage, ein ganz befonderes Intereffe, das der Vf. durch einige feine Zuge fehr gefchickt verstärkt. So werden wenige Lefer den Ausdruck Olympuswächter ohne Lächeln (1. B. S. 167) lefen können, wenn fie anders nicht felbft auf einem ähnlichen Poften stehen.

-

Unter den Erforderniffen der historischen Romane von der zweyten Klaffe ift der unnachläfligfte, die hifto rifche Treue in den Charakteren der Hauptperfon, und der wichtigsten unter den hiftorischen Nebenperfonen. Der Vf. hat uns in diefem Punkte befriedigt. Der Cha rakter Marc Aurels ift, wie uns dünkt, richtig gefaist, und nicht zu fehr, wenigftens nicht bis zum Unwahr

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