Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]
[ocr errors]

655

die Caffandra für das gelehrte Studium des Alterthums, befonders der alten Mythen, eine vortreffli che und an Ausbeute reiche Fundgrube; nur möchten wir den Werth derfelber, blofs auf den daraus zu er Kenue den Geil des Alexandrinifchen Zeitalters und der gelehrten Sprache, und auf die font unbekannten mythifchen Nachrichten befchränken, die Lycophron, aus ältern Dichtern, vorzüglich aus den Cyclikern entlehnte, fo wie er, nach der mehrmaligen Verlich rung feines geftrengen Commentators, Tzetza, viele Redensarten dem Aefchylus, Euripides und Hipponax Jamben abgeborgt hat.

Wir fchliefsen mit einigen Bemerkungen über ein

zelne Stellen. Attica wird V. 111f. AT diuóg Dou

erous genannt, Canter und Reichard verftehen unter dem Erdenfohn den Erichthonius, der aus der Er

de erzeugt fey und Schlangenfufse gehabt habe. Aber

warum dachte man nicht vielmehr an Cecrops, von dem Attica gewöhnlich benennt wird, und deffen, gewöhn fiches Praedicat di puns ganz mit dem Lycophronischen liques Pos übereinstimmt. Man vergleiche Apollodors, Worte 3, 14, i von ihm: Κέκροψ αυτόχθων, νυμφυές έχων σῶμα ἀνδρὸς καὶ δράκοντος

,

τῆς Ἀττικῆς ἐξασίλευσε πρῶτος.

klärt werden.

V 154f. wird von der Ceres, welche Pelops Schulter verzehrte, gelagt: cagna Misrúnar Tú CEUGE Táp, fie zerflückt die fleischigten Theile und begräbt fie in ihrem Magen, wie die letzten Worte er. 'ETUμEEUGEV will Hr. R. zu Gunften des Metrum lefen, welches uns unnöthig fcheint, da die letzte Sylbe in TUMEUGE wegen des daraut folgenden harten Confonans lang gebraucht werden kann. Siehe Clark ad II, 4, 51. Dafür hätte eine alte Lesart Die für T&D angemerkt zu werden verdient. Vgl. Sylburg ad Etymol. M. h. v. Schneider bemerkt AnaLect. P. 748f, dafsdiefe Lesart auch Meletius de nat. hominis vor Augen gehabt zu haben fcheine. Ift dies die ächte, wie, fie denn allerdings gelehrter ift, fo wäre das Wort wohl nicht vom Bauch der Ceres, fondern von einem wirklichen Grabhügel zu verstehen, und daeos wäre der gelehrtere Ausdruck für das gemeine Tos, tumulus. Wir fügen diefer gleich eine andre Stelle von dem Agamemnonischen Grabe V. 335. bey, vor welchem Priamus umgebracht worden. Da Priamus vor dem Altar des Zeus Herkeios fiel, Jupiter aber unter dem Namen Agamemnon irgendwo verehrt worden feyn foll, (Vgl. über V. 1123), fo verftehen die Ausleger hier unter Tuus Ayaμeuvovos tumulus S. ava Agamemnonis, diefen Altar des Jupiter felbft. Wir geben zu bedenken, ob es nicht noch ge lehrter, folglich Lycophrons würdiger wäre, wenn man Agamemnon hier im eigentlichen Sinn nähme, 10 dafs der Vergleichungspunkt blos darin läge, dafs Priamus vor feinem Hausaltar, folglich in feinem eig

[ocr errors]

(

nen Pailäft, wie Agamemnon, alfo gleichfam vor dem Agamemnonischen Heerd oder Altar, umgekommen. V. 21618 Caffandra fieht die Griechen über das Meer herüber kommen. Ich fehe, ruft fie aus, Σπείραν ὁλκαίων κακῶν, Σύρουσαν άλμη καπιῤῥοίζουσαν πάτρη Δεινὰς ἀπειλας καὶ πυριφλέκτους βλάβης. Exige überfetzt Canter durch catena. Catenam dicit claffem Graecorum per mare adventantém. Allein die ganze Schilderung zeigt, dafs er die Flotte mit groffen Schlangen vergleicht, die sich in grofsen, furchtbaren Windungen über das Meer herüber wälzen und Troja mit Tod und Verderben bedrohen. Vielleicht dachte er an die beyden grofsen Schlangen, die von

Tenedos ans Geftade von Troja kamen. Zweiga ill

Spira, orbis, volumen.

V. 549 tadelt der Herausgeber die Auslegung des Worts an bey den alten und neuen Lexicographers Beweis aus zwey Stellen des Lycophron, dafs es re werb oder Gewinn durch Lift oder Verfchlagenheit bedeu Quelle felbft zurück gegangen, wo axDen immer von Gewinn durch Verkauf des entwendeten Guts gebraucht Vf.

die es für inventio fchlechthin nehmen, und führt den Er

te. Wir wüinfchten, er wäre zu der homerischen

wird. Was der vt fiber die beiden Stellen in Lyco

[ocr errors]

phron fagt, wollen wir näher beleuchten. V. 1394. fey es gebraucht de modis vitae fuftentandae, ad quos reperiendos magna follertia ingenii requiritur, ut varietas exfiflat. Die letzten Worte verstehen wir nicht. Die Stelle handelt von der Maeftra, Erifichthons Toch ter, welche durch den Gewinn (ax), den fie daraus zog, dafs fie fich in alle Thiergeftalten wandelte und auf diefe Art mehrmals von ihrem Vater verhandelt werden konnte, Erifichthons unerfättliche Efsluft befriedigte. Hier wird alfo x ganz im Homerischen Sinn genommen. Allein in der andern Stelle V. 549 meint Hr. R., and muffe offenbar raptus heilsen, und fucht diefe mit jener Bedeutung zu vereinigen. Wir glauben dagegen, dafs die erftere Bedeutung auch in diefer Stelle, und zwar beffer, als die von Canter in der Ueberfetzung ausgedrückte und von R. gebil ligte, Statt finde. Leucipps Töchter waren Aphareus Söhnen versprochen. Die Dioscuren aber raubten fie für fich, ohne dem Vater dafür Gefchenke darzubringen. Darüber entstand zwifchen Aphareus Söhnen und den Dioscuren ein Streit. Die Aphariden fuchten die Hochzeit und den Raub (yaμous agπayaç тe von den Mädchen abzuwenden ἀλφῆς τῆς ἀεδνώτου δικήν, Bezog fich hier any auch auf den Raub, fo war der felbe Gedanke zweymal hinter einander wiederhohlt. Da nun überdies nirgends Raub, wohl aber den durch Raub gemachten Gewinn andeutet, fo ist es viel natürlicher fo zu verftehen: fie kämpften mit den Dioscuren wegen des Gewinns, den diefe, ohne dvov zu bezahlen, gemacht hatten. Der Befitz der Mädgen wird als ein Gewinn, áp, angefehen.

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Montags, den 14. März 1791.

VERMISCHTE SCHRIFTEN. EDINBURGH, b. Dickfon, u. LONDON, b. Cadell: Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol. I. P. I. Hiftory of the Society. 100 S. P. II. Papers read before the Society. 1) of the Phyfical Clafs. 336 S. 2) of the literary Clafs, 209 S. 4. 1788. m. K. (8 Rthir. g gr.)

geftalt in eine Vorlage übergehen liefs, in welche er gepülvertes rohes Spiefsglas gefchüttet hatte. Die erhaltne Auflöfung hatte alle Eigenschaften der Spicfsglasbutter, und das daraus gefällte Algarothspulver war zur Zubereitung des Brechweinfteins nach der Vorfchrift des Edinburger Apothekerbuchs fehr gut zu gebrauchen. (M. f. N. Engl. Dispenfatorium 3 Th. S. 226. 229.) Roebuck vom Reifen des Korns. Nach feinen Verfuchen wurde daffelbe durch die Kälte (im October) nicht gehindert.

Edinburg hat fchon in der erften Hälfte des gegen- Lord Dundonald von der Reinigung des Kochfalzes. Sie

gelingt nach feinen Verfuchen am beften und leichteften, wenn man das zu reinigende Kochfalz in ein kegelförmi

nen Loche verfehenes Gefäfs thut, und darauf eine fiedendheifse gefättigte Kochfalzauflöfung giefst. Diefe nimmt aus dem Kochfalz, worauf fie gegolfen wird, das falz- und virriolfäurehaltige Bitterfalz in fich, und tröpfelt mit demfelben vermifcht unten ab. Anderfons Vorfchläge zur Anwendung des gegofsnen Eifens zu verfchiednen Abfichten. Mühlfteine aus kleinen Stücken von Ziegeln, welche man durell gefchmolznes Eifen zufammenkittet: Quadern aus gegoffenem Eifen ftatt gehauener Steine zum Brückenbau und andern Gebäuden, wo man grofse und dauerhafte Schwibbögen anbringen mufs etc. Rec. weifs, dafs man vor nicht gar langer Zeit in Cornwallis wirklich eine folche Brücke angelegt hat. A. Duncan fand die Vitriolfäure mit Kraufemünzwaffer bey einem hartnäckigen Schlucken fehr heilfam. Blane Befchreibung eines Orkans auf der Infel Barbados 1780. Mehr als 3000 Menfchen verloren dabey das Leben; er hatte aber auch doch die gute Wirkung, dass der Hafen der Infel dadurch beffer und tiefer, und die Luft gefunder wurde; wie denn auch verfchiedne Krankheiten, vornemlich Bauchflüffe, Pleurefien und Lungenfuchten dadurch geheilt wurden. W. Smellie über den Inftinct. Der hier gegebne kurze Auszug erregt Verlangen nach dem gröfsern Werke über diefen Gegenstand, welches der Vf. verfprochen hat. Auf diefe kurzen Anzeigen folgen die Lebensbefchreibungen einiger verftorbnen Mitglieder der Gefellschaft: des D. Lothian, des Sir Georg Clerk-Maxwell Bt. und des D. M. Stewart. Den Befchlufs der Gefchichte macht auf 14 Seiten das Verzeichnifs aller Mitglieder der Gesellschaft,

wärtigen Jahrhunderts gelehrte Gefellschaften gehabt. 1731 wurde die dafige medicinische Gesellschaft geftiftet, welcher wir die bekannten medicinifchen Ver-ges an feiner unterwärts gekehrtenSpitze mit einem kleifuche zu danken haben. Aus ihr entstand 1739 nach einem von Maclaurin, Profeffor der Mathematik, entworfnen Plane die philofophifche Gefellfchaft, deren Arbeiten durch die Rebellion im J. 1745, und nachher durch den Tod ihres Stifters unterbrochen, und erft 1732 wieder angefangen wurden. Sie hat ihre Abhandlungen feit 1756 unter dem Titel: Effays and Obfervations, phyfical and literary herausgegeben, Sie schien nachher einige Zeit lang einzufchlafen, kehrte aber durch den Eifer ihres Präfidenten, des berühmten H. Home, Lord Kaimes aufgemuntert, feit 1777 mit erneuerter Thätigkeit zu ihren Befchäftigungen zurück. 1782wurde bey einer Zufammenkunft der Edinburgifchen Profefforen auf Antrag des D. Robertfon, Präfidenten der Univerfität, befchloffen, den König um Genehmigung zur Stiftung eines neuen Inftituts unter dem Titel der königlichen Edinburgfchen Societät zu bitten. Der König gewährte diefes Gefuch in einer Stiftungsurkunde vom 29. März 1783. Die Gefellschaft hat fich in zwey Claffen, eine phyfifche und eine literarifche, getheilt, von welchen jede vier Präfidenten und zwey Secretarien hat, und ihre Zufammenkünfte befonders halt, Die allgemeinen Gefchafte der Gefellfchaft aber werden von einem Präfidenten (dem Herzog von Buccleugh, welcher auch allein die dem erften Band der Gefellfchaftsfchriften vorgefetz te Dedication an den König unterschrieben hat), zweyVicepräsidenten, zwölf Beylitzern, einem Generalfecretair, und einem Schatzmeister dirigirt, Die Mitglieder find theils hrittifche refidirende oder nicht refidirende, theils fremde ordentliche oder Ehrenmitglieder. Nebft diefen Nachrichten enthält die Gefchichte der Societät, welche den erften Theil des gegenwärtigen Bandes ausmacht, einen kurzen Auszug aus den Vorlefungen der Mitglie der, befonders aus denjenigen, welche in dem zweyten Theil nicht mit abgedruckt find. Aus diefen wollen wir einige ausheben: J. Ruffel bereitete eine gute falzfaure Spiefsglasauflöfung, indem er die über Braunftein deftillirte, und hiedurch dephlogiftifirte Salzfäure inDampfA. L. Z. 1791. Erster Band.

Der erfte unter den vollständig abgedruckten Auffätzen der phyfikalifchen Claffe ift eine Abhandlung von D. J. Walker über die Bewegung des Saffes in den Baumen. Er wählte zu feinen Verfuchen Bäume, welche im Frühjahr thränen, und fand, dafs derSaft zuerst nächst der Wurzel ausfliefst, nach und nach aber erft höher hinauf, und endlich bis zu den Spitzen der Zweige fteigt. je nachdem die Witterung im Frühjahr kalt oder warm

[ocr errors]

ift;

8:1བ ལ 1 གཞ སའ

ift; dafs er nie abwärts fteigt, dafs er weder in der Rinde noch im Marke, sondern nur im Holze und zwischen diefem und der Rinde, und in jungen Zweigen am leichteften und freyeften fich bewegt; dafs eben deswegen die Endknospen an den Spitzen der Zweige zuerft fich entwickeln; dafs die Wärme zwar eine viel vermögende, aber doch nicht einzige, Urfache des Steigens des Saftes ift, fondern dass auch andre grofsentheils unbekannte Urfachen mitwirken; dafs das Mark nicht, wie Linné glaubte, von der Rinde, fondern von dem Holze, genährt wird. Dem allen ungeachtet leugnet der Vf. die Exiftenz eines Kreislaufs in den Pflanzen nicht gänzlich, fondern nur mit Einfchränkung auf den Zeitraum zwifchen dem erften Thränen der Bäume und der Entwicklung des Laubes, und vermuthet nach einigen Versuchen, dafs fpäterhin, wenn der Baum nun ganz belaubt ift, der Saft einen ganz andern Weg nehme, und nach andern Gefetzen bewegt werde. 2) James Huttons Theorie des Regens. 3) . Playfair von den Urfachen, welche auf die Genauigkeit barometrischer Meffungen Einflufs haben. 4) W. Greenfield von der Anwendung negativer Gröfsen bey der Auflösung verfchiedner Probleme durch algebraifche Gleichungen.. 5) P. Witfons Verfuche und Beobachtungen über den hohen Grad von Kälte, welcher mit der Niederfchlagung des Rauchfrofts aus heitrer Luft verbunden ist. Ohne fehr umständliche und für die Grenzen einer Recenfion allzuweitläuftige Auszüge würde es uns nicht möglich feyn, unfern Lefern die Refultate diefer vier Abhandlungen mitzutheilen. 6) J. Grieve von der Bereitung eines Getränks, welches die Tatarn Koumifs nennen, und deffen medicinifchem Nutzen. Die Tatarn bedienen fich zur Bereitung diefes Getränks der frifchen Stutenmilch, welche fie mit einem fechften Theil Waffer verdünnen. Um diefelbe in Gährung zu bringen, fetzen fie einen achten Theil ganz durchgefäuerte Kuhmilch, oder wenn fie fchon Koumifs bereitet haben, ein wenig von diefem zu. Das Gefäfs wird fodann mit einem dicken Tuche bedeckt, und an einen mäfsig warmen Ort gesetzt. Binnen dieferZeit wird die Milch fauer, und es fammelt fich oben auf eine dicke Materie. Man rührt nunmehr mit einem Stöfsel alles durch einander, wie wenn man Butter machen wollte, bis das Dicke recht genau mit der dünnen Flüffigkeit vermifcht ift. Man läfst fie wieder 24 Stunden ruhig ftehen, und wiederholt das Rühren oder Schlagen, bis eine ganz gleichförmige Flüffigkeit daraus wird; und fo ift denn der Koumifs fertig, welcher einen aus füfs und fauer gemifchten Gefchmack haben mufs. Man hebt ihn in ledernen Schläuchen auf, and fchüttelt ihu jedesmal um, wenn davon getrunken werden foll. Wenn er wohlverwahrt an einem kalten Orte fteht, fo hält er fich wohl ein Vierteljahr und drüber. In einigen Gegenden verfährt man bey der Bereitung etwas anders, und braucht zum Gährungsmittel Laab von Lämmermagen oder Sauerteig von Roggen mehl. Man kann auch aus Kuhmilch Koumifs bereiten, wie Oferetskowsky bewiefen hat. Diefes Getränk ift leicht verdaulich, und doch sehr nahrhaft. Darum werden die Bafchkiren, welche zu Ende des Winters fehr mager find, im Sommer fett und ftark, wenn fie wieder Koumifs trinken können, D. G. fchreibt ihm auch faul

[ocr errors]

nifswidrige, herzftärkende und tonifche Kräfte zu. Er heilte in Rufsland eine venerifche Auszehrung, eine fchwere Nervenkrankheit, eine anfangende Lungenfucht, und eine durch langwierige Eiterung entstandne Auszehrung lediglich dadurch, dass er die Patienten geraume Zeit blofs von Koumifs leben liefs. Er glaubt, dafs eben diefe Heilmethode auch in verschiedenen andern Krankheiten nützlich feyn würde. 7) Th. Elliot Verbefferung der Methode, die beobachtete Entfernung des Monds von der Sonne oder von einem Fixftern zu rectificiren. 8) Th. Fleming Nachricht von einer merkwürdigen Aufwallung des Waffers im Loch Tay, einem Landfee bey dem Dorf Kenmore in Schottland. Man bemerkte diefe ungewöhnliche Bewegung, welche einer Ebbe und Fluth glich, und in entgegengesetzten Richtungen erfolgte. fechs Tage nach einander, befonders aber am ersten Tage bey ganz heiterer Witterung und vollkommner Windstille. 9) Zehnjährige Witterungsbeobachtungen zu Branxholm angestellt, und von dem Herzog von Buccleugh mitgetheilt. 10). Hutton Theorie der Erde. Sie ist im Ganzen nicht neu, aber mit Scharffinn aufgeführt. Manche Lücken und übereilte Schlüffe hat fie mit allen andern bis jetzt erfundnen Geogenien gemein. Der Vf. fucht, zum Theil mit neuen oder doch neu geordneten Gründen zu beweifen, dafs alles fefte Land und alle Infeln auf der Oberfläche unfrer Erde aus dem Ocean emporgeftiegen find, dafs die innere Hitze der Erde fowohl das fefte Land in die Höhe gehoben, als auch den Maffen, welche die Erdrinde ausmachen, ihre Dichtheit gegeben hat, dafs aber das Alter unfrer gegenwärtigen Erdoberfläche eben fo wenig als ihre künftige Dauer bis zu einer abermaligen Revolution nach fichern Datis bestimmt werden kann. 11) J. Robifon auf Beobachtungen gegründete Beftimmung der Laufbahn und Bewegung des Uranus. 12) Witterungsbeobachtungen von Macgowan.

Die Auffätze der literarischen Claffe find schon unter folgendem Titel ins Deutsche übersetzt:

GÖTTINGEN, b. Vandenhoek u. Ruprecht: Philofoph. u. hiftor. Abhandlungen der königl. Gesellschaft der Wiffenfchaften zu Edinburgh. Aus dem Englischen überfetzt. Mit Anmerkun en und Zufätzen herausgegeben von Johann Gottlieb Bulle, Prof. der Philofophie zu Göttingen. 1789. 240 S. gr. 8. Diefem Unternehmen, die philofophifchen und hiftofchen Abhandlungen der Edinburger Societät von der physikalischen zu trennen, ift befferer Fortgang zu wünfchen, als das ähnliche Unternehmen gehabt hat, eine Ueberfetzung der hiftoire de l'Académie des Infcriptions fo zu liefern, dafs die Abhandlungen in verfchiedne Claffen gebracht würden, wovon wir die zwey einzigen Bände, die 1781 und 1782 davon erschienen find, mit wahrem Schmerzen vor uns liegen fehen. Vielleicht hat indeffen das gegenwärtige Unternehmen mehr Glück; zumal da die Abhandlungen felbft, theils durch ihre Gegenftände, theils durch die Art des Vortrags, nicht blofs für Kenner, fondern auch für Liebhaber, viel Anziehendes haben.

Die erfte Abhandlung, welche mit ungemeinem Scharffinn und Gelehrfamkeit abgefafst, und vielleicht

die,

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small]

die wichtigfte in der gegenwärtigen Sammlung ist, ift Allan Maconnochie's, Advoc. und Prof. des Staatsrecht zu Edinb.. Verfuch über den Ursprung und die Bildung der Europäifchen Regierungsformen. (S. 1-122.) Die Abhandlung hat zwey Abtheilungen, und jede AbtheiJung zwey Abschnitte. Die erfte begreift die Periode von der Eroberung des abendländifchen Reichs, und handelt im erften Abschnitt von der Regierungsform der deutschen Nationen in ihren ursprünglichen Wohnfitzen. Die benachbarten Stämme der alten Deutschen hatten immer einen gemeinfchaftlichen feften Platz (pagus), wo fie ihr Eigenthum in Sicherheit bringen, und fich zu Berathfchlagungen verfammeln konnten. Die Stänime, die zu einem folchen Pagus gehörten, wählten fich ein Oberhaupt auf Lebenslang, und nach demfelben gewöhnlich einen aus feiner Familie. Die Häupter der einzelnen Stämme waren feine Rathgeber. Bey bevorstehendem Kriege wählten fich mehrere pagi ein gemeinfchaftliches Oberhaupt. Die verbundenen Pagi ftellen dann Contingente, und das Land erhält alfo kriegerische Abtheilungen. Das Oberhaupt konnte, wenn das Bündnifs lang dauerte, endlich Oberhaupt (König) auf Lebenslang werden. Die principes pagorum waren ihm, was die Häupter der Stämme dem Haupte jedes Pagi waren, Rathgeber. Nicht nur mehrere Pagi, fondern auch mehrere Nationen konnten fich auf folche Weise verbinden; die Sueven thaten das wirklich. Bey Verfammlungen erfchienen die fämmtlichen Krieger; ihr Oberhaupt und feine Rath geber in der Mitte. Diefe deliberirten, die Krieger ent fchieden durch Zeichen des Beyfalls oder des Widerfpruchs. In diefen Verfammlungen wurde auch über Capitalverbrechen gerichtet, an welche fich einzelne Perfonen aus Furcht vor der Rache, nicht leicht wagen durften. In gerichtlichen Sachen hatten die Oberhäupter (Könige) nicht die Fällung, fondern nur den Ausspruch und die Ausführung des Urtheils. In politischen Angele genheiten hatten fie das Recht, die jährlichen Wohnplätze der Stämme anzuordnen. Im Kriege hatten fie die Leitung der Operationen. Die Entscheidung des Kriegs oder Friedens hieng von dem Volke ab. Einzelne Perfonen waren indeffen fehr unabhängig. Sie konnten ohne die Einwilligung des ganzen Stamms oder Volks kleine Kriege anfangen, und übten alfo, als fie einmal Eigenthum hatten, eine Art von Souverainität in ihren Befitzungen aus. Das Eigenthum wurde dann auch angewandt, fich Anhanger zu verfchaffen. So erwarben fich die Oberhäupter ihre Comites. (Diefe Comites vergleicht der Vf. nicht glücklich mit den Celeres und iTraiç der römifchen und fpartanifchen Könige. Diefe Könige zogen diefelben nicht durch Freyheit an fich, fondern der Römifche legte fich Celeres aus Autorität bey, der Spartanifche, der nicht einmal freygebig feyn konnte, bekam die iTEC von dem Staat.) Im 2. Abschnitt wird die Behau ptung, dafs die lehenmafsige Subordination und der erbliche Adel fchon in den Wäldern Deutschlands zu Haufe gewefen, dafs alfo die Europäischen Regierungsverfaffungen ursprünglich ariftokratisch ewefen feyn, fehr scharffinnig widerlegt. Die Deutschen erkannten keine höhere Claffe von Menfchen, als die mit ihnen verwandten Häupter ihrer Gefchlechter. Die Verdienfte und Vorzü

ge der Ahnen warfen aber freylich ohne Zweifel einen Glanz auf ihre Nachkommenschaft. Auch mögen häufig den Söhnen die Würden ihrer Väter ertheilt worden feyn: und die Comites der Könige erhielten grofse Vorrechte, Beleidigungen gegen fie wurden fchärfer beftraft, als Beleidigungen gegen andre. Mit der Zeit mafstep fich dann bey unculti virten Völkern die Gefchlechter, die ihre Genealogien erhalten hatten, einen Grad von Superioritat an; in reichern Ländern verfchafft der Reichthum den Gefchlechtern Vorzüge. Bey der Unvollkom menheit der Gefetze führten fie in die Verfaffung eine of fenbare Tendenz zur Bildung des Patricierstandes ein, ohne dafs jedoch eine abfolute Trennung der Stände noch Statt gefunden hätte. - Der 4te Abfcanitt der 2ten Abtheilung handelt von den Gesetzgebungen der deutschen Nationen in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Niederlaffung in den römischen Provinzen. Bey den Eroberungen derfelben mufste fich der Anführer grofsen Einflus erwerben, fein Amt mufste fich verlängern, mufste kōniglich werden. Die verbündeten Stämme blieben jedoch ihren alten Einrichtungen treu. Das eroberte Land wurde alfo, wie das alte, in pagos, Hunderte und Zehnte vertheilt. So werden auch die alten militärifchen Volksverfammlungen noch gehalten: und da Uebung in den Waffen zur Behauptung der Eroberungen nöthig war, fo bekam der König das Recht, des Jahres einmal die Nation zu einer Generalmusterung zufammen zaberufen. Hier fcheint der König mit den fläuptern derStamme Berathichlagungen gehalten zu haben. Was fie befchloffen, billigte das Volk wohl meiftens, mag es aber auch bisweilen verworfen haben. Die Gewalt des Königs wurde unterstützt und vergröfsert, í) durch feineComites, 2) durch die Begriffe der überwundnen Romer von der königlichen Macht, Begriffe, die fich in den Formen der öffentlichen Geschäfte, die meistens von ihnen géführt wurden, äufserten; 3) dadurch, dafs dem König nach Austheilung des eroberten Landes grofse Stücke dåvon übrig blieben, wodurch er der reichfte Eigenthümer wurde, fein Gefolge gröfser machen, und reichlich belohnen konnte. Auch die untergeordneten Häupter hekamen fo viel Eigenthum, dafs fie durch Verfchenkungen ihr Gefolge vergröfsern konnten, wobey die natürliche Bedingung auf der einen Seite Schutz, auf der andern Dienstleistung im Kriege war; gefetzlichesAnfchen aber hatte diefe Verbindung wohl noch nicht. Das Gefolge (die Beneficiarii) erhielt alfo befondere Verbindlichkeiten gegen das Oberhaupt, mufste es auch zuiden Verfammlungen begleiten, ohne darum in den Rath des Königs und der Oberhäupter gezogen zu werden. Die Verfallung der eroberten römischen Städte bewirkte wohl keine wesentliche Neuerung in der deutschen Verfaffung, da fie felbft viel ähnliches mit diefer hatte; eine gröfsere Aenderung wurde durch die Bekehrung zum Chriftenthum verurfacht. Seit derfelben verrichteten die Bifchofe und Aebte die religiöfen Gebrauche bey den Verfammlungen, die fonft die Oberhäupter verrichtet hatten, nahmen dadurch Theil an ihrem Range, und erhielten durch die Ueberlegenheit ihrer Einfichten, durch die geheilig. te Würde, durch ihren Einfluss auf das Volk, Antheil an den Berathschlagungen, und präfidirten bey den elben 0 000 2

ne

.

neben der weltlichen Obrigkeit. Die niedere Geiftlichkeit gehörte unter die übrigen freyen Männer; wurde aber allmählig von Kriegsdienften befreyt und ausgefchloffen. Diefe Behauptungen werden durch die fpätern Nachrichten von den Reichstagen verfchiedener Nationen bestätigt, uud daraus gefchloffen, dafs die europäischen Reichstage urfprünglich Nationalverfammlungen der Krieger, und die Provinziallandtage VerfammJungen der Krieger jedes Districts waren. Im 2ten Abschnitt unterfucht der Vf. 1) wer die rathschlagenden Mitglieder bey den europäischen Reichstagen, und befonders bey den Angelfächfifchen Landtagen, gewefen feyen. Diefe letzten heifsen bisweilen Wittenagemot von Wites (Weife.) Es ift alfo die Frage, wer diefe lites gewefen feyen, und der Vf. beweilt gegen Hume, dafs es nicht begüterte Landeigenthümer, fondern die weltlicheu und geiftlichen Obrigkeiten waren; 2) unterfucht er, ob die Städte in den frühern Zeitaltern bey den Reichstagen repräfentirt wurden, (ein Haus der Gemeinen machten.) Er widerfpricht diefem, weil das Haus der Gemeinen in England nur nach und nach zu feiner politischen Wichtigkeit gelangte, und also kein mit dem Urfprung der Conftitution gleichzeitiger Körper ift. Im Allgemeinen beweift er, dafs die Städte ehemals genau auf diefelbe Art regiert wurden, und diefelben politifchen Einrichtungen hatten. wie das Land, und alfo auf dem Landtage nicht mehr Einfluss haben konnten, als diefes. Wie die Stadte, ungeachtet der Verachtung, in der fie bey dem kriegerifchen Theile der Nation ftunden, nach und nach in England zu dem Befitz der Repräfentation, und überall zu ihren grofsen Vorrechten gelangten, erklärt er fo: die Städte erlangten ihre Stärke in den Zeiten der Unruhe durch Privataffoerationen ihrer Bürger. Der erste Embryo folcher Verbrüderungen find die Gilden, Verbindungen zu einem Commercialzweck. Diefe brachten die übrigen Bürger auf die Idee, ähnliche Affociationen zu formiren. Auch die Städte felbft formirton Affociationen unter einander zu gegenfeitiger Sicherheit. Bald wurden fie machtig und furchtbar. Die Könige (und Fürften) mufsten daher oft mit ihnen unterhandeln, mufsten ihnen für ihre Hülfe Privilegien und Vorrechte geben, und fo bildeten, allmählich die Städte einen Körper, der als ein dritter, unedler Stand an den Reichstagen Antheil nahm, Die Beweife aller diefer Behauptungen müssen wir hier natürlich unberührt laffen.

Wenn diefe Abhandlung, die noch fortgefetzt wird, an Wichtigkeit die übrigen übertrifft, fo wird fie dagegen an Scharffinn, Gefchmack und vortrefflicher Dartellung von der folgenden übertroffen; über die Talen te und den Charakter des Gefchichtfchreibers, mit Anwendung auf die Schriften des Tacitus, von John Hill, Prof. der fch. Wiffenfch. zu Edinburg. S. 123-194. Tacitus hat an diefem einen Beurtheiler gefunden, der feiner würdig ist, und Hill zeigt durch feine edle, klare und doch gedrängte und gedankenreiche Schreibart,

[ocr errors]

und durch die überraschende Wahrheit und Tiefe feiner Reflexionen, dafs er nicht nur der Mann ist, der über Tacitus urtheilen kann, fondern auch, wenn er wollte, mit ihm wetteifern könnte. Die erfte allgemei ne Hälfte ift zu reichhaltig, um einen Auszug zu geftatten. Die Hauptfache ift die Beftimmung der Eigenfchaften, die bey dem Gefchichtfchreiber vorzüglich herrfchend feyn müffen: Gefühl, Einbildungskraft, Urtheil. (Urtheilskraft.) Auch von dem Theile der zwoten Hälf te, welcher in Beyfpielen zeigt, in welchem feltenen Grade Tacitus diefe Eigenfchaften befass, können wir, um nicht allzuweitläuftig zu werden, keinen Auszug geben; wir fchränken uns alfo auf den Theil diefer Halfte ein, welcher von den Fehlern des Tacitus handelt, die theils Andere an ihm zu finden geglaubt haben, theils fein einfichtsvoller und uneingenommener Verehrer felbft an ihm findet. Der erfte ift fein zu rauher Stil. Gebildet hat er ihn wohl nicht nach Salluft; wiewohl er diefem den Gebrauch mancher Worte und manche Conftruction abgeborgt haben mag, fondern nach Thucydides. Von den Befchuldigungen der Prahlerey, der übertriebenen Energie im Stil und der Ungleichheit und Widersprü che in den Charakteren wird er freygefprochen, und von der letzten gründlich erinnert, dafs fie nichts, als eine getreue Schilderung ungleicher und widerfprechender Charaktere fey. Auch die Angabe mehrerer Beftimmungsgründe zu einer Handlung wird vertheidigt. Dagegen wird zugegeben, dafs man in manchen Stellen Spielende Künfteleyen und eine kleinliche Eleganz finde. Auch die Einbildungskraft des Tacitus tritt bisweilen über die Schranken, z. E. in der Anmerkung, dafs die Röthe in Domitians Geficht dazu gedient habe, die Zeichen von Schaam zu unterdrücken. Ferner wird erinnert, dafs Tacitus häufig Ausdrücke habe, die entweder ihm eigen find, oder doch keine ftrenge klaffifche Autorität für fich haben, und dafs er auch folche, die in den beften Klaffikern vorkommen, in einem ihm eigenen Sinn gebrauche. gebrauche. Auch die Partikeln: alias, an, et, penes gebraucht er unregelmäfsig. (Die Bemerkungen des Vf. über diefe find fehr fcharffinnig, und erregen grofse Erwartungen von einem eigenen Werke über die lateinifchen Partikeln, das er verfpricht; bisweilen find fie aber doch zu fpitzfindig, befonders bey alias und an. Er merkt z. E. an, alias beziehe fich eigentlich auf die Zeit, dann aber auch, wiewohl fchon mit fchwacherer Autorität, auf den Ort; Tacitus aber beziehet es fogar auf die Urfache. Zum Beweis wird folgende Stelle angeführt; Non alias magis indoluiffe Caefarem ferunt, quam quod defertor et praedo hoftium more ageret; alias fey hier offenbar fo viel, als ob aliam magis, quam hanc caufam; allein es heifst wohl nichts an ders, als zu keiner andern Zeit, Tacitus hat nur mit feiner gewöhnlichen Kürze, quam quod gefetzt, wo ein anderer Schriftsteller quam tunc, eo quod, gesetzt ha ben würde.)

(Der Befchiufs folgt,)

« ZurückWeiter »