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Glückseligkeit zerstöret, ihnen durch feine Anklage von Brod und Ruhe geholfen, und fie wirklich in die gefängliche Haft gebracht hätte, womit er ihnen an meh rern Stellen droht? Und wie, wenn nun auch der weit gröfsre Theil vernünftiger und einfichtsvoller Gelehrten Recht hätte, die gegen Hn. v. Z. und die mit ihm find, behaupten, dafs diefe Männer nicht allein diefe Befchimpfungen und Anklagen nicht verdienen, fon dern dafs wir ihnen vielmehr allerdings einen beträchtlichen Theil der Fortschritte unfrer Kenntniffe zufchrei ben miiffen, und dafs fie fich gerade durch dasjenige um die Welt verdient gemacht haben, wodurch Hr. v. Z. ihnen den Untergang zuzubereiten fucht, wenn alsdenn in einem anderweitigen Anfall hypochondrifcher Abwefenheit, worinn diefes wüthende Capitel gewils gefchrieben ist, des Hn. Ritters Gewiffen eben fo heftig aufwachte, und ihm nun die Folgen feines Autorhaffes, den er mit dem Mantel der Religion ganz vergeblich zuzudecken fucht, in ihrer ganzen Stärke vor Augen ftellte? In diefen traurigen Augenblicken würde er vielleicht fich an die vernünftigen grofsen Männer erinnern, deren er Th. 3. S. 280 erwähnt, und die ihm eben fo rechtfchaffen, als freundschaftlich rie then, diefen ganzen Abschnitt wegzulaffen. Sie waren wahre Freunde feiner Ehre, welche er durch diefes Kapitel fehr aufs Spiel gefetzt hat. Denn er mag es fich nicht verheelen, dafs in einem aufgeklärten Zeitalter, hämische Verfolgung der anders denkenden, fich niemals Hochachtung erworben hat. In gelehrten Unfuchungen ist es nur erlaubt, mit Gründen der Vernunft zu ftreiten, und weder Scheltwörter, noch fifcalifche Anklagen von Unglauben, und Abfichten, Empörun. gen anzurichten, entfcheiden etwas. Noch ift es eine allgemeine Eigenfehaft, die durch diefes ganze Buch herricht, dafs Hr. v. Z. in dem Augenblicke, wo er mit allen deutschen Gelehrten zankt, die Schweizer and einige göttingische Profefforen ausgenommen, allen grofsen Herren tiefe Bücklinge macht, und den Rauch dampf der Schmeicheleyen in dicken Wolken vor ih nen auffteigen läfst.

HANNOVER, b. Helwing: Vertheidigung Friedrichs des Grofsen, gegen Mirabeau; nebft einigen Anmer kungen über andere Gegenstände, von dem Ritter von Zimmermann. gr. 8. 4 Bogen.

Die Geringfügigkeit diefer Schrift, hat vermuthlich veranlasst, dass man fie in der A. L. Z. bisher nicht angezeigt hat. Der bekannte Brief des Gr. v. Mira beau an den jetzt regierenden König von Preufsen, enthielt unter einigem Gutem, fo vieles Fehlerhafte; er verrieth einen fo völligen Mangel an Kenntnifs der preafsifchen Staatsverfaffung und der Gründe des Verfahrens des grofsen verstorbenen Regenten, dafs feine Widerlegung ganz unnöthig, oder wenigftens ungemein leicht war. Hr. v. Z. vertheidigt die Einrichtung des Königs zur Ergänzung feiner Armee durch fremde Werbung, das Verbot, adliche Güter an bür gerliche zu verfsern, die Aufnahme der Lotterien und Lottos in feinen Staaten, die dem Hn. Ritter keine fo fchädliche Sache zu feyn dünken, giebt der allge

meinen Toleranz, und dem dadurch ungekttet gewor
denen Berlin einen Seitenhleb, zeigt, dafs Mirabeau
die Sperrung des Landes gegen die Einfuhr von frêm-
den Manufacturen irrig für Monopolien erkläre, und
dafs die preufsifche Staatsökonomie, in Abficht der Ver-
waltung der Domainen, fehr vortheilhaft (ey, und er-
zählt auch hier das lächerliche Benehmen der Franzo-
fen, die der König zur Verwaltung feiner Finanzen in
feine Staaten rief.
feine Staaten rief. Hr. y. Z. fagt: Man wiffe es mic
höchfter Wahrscheinlichkeit, dafs M. der Vf. der fran-
zöfifchen Noten zu den geheimen Briefen über Preufsens
Staatsverfaffung fey; in der Folge nimint er es als aus-
gemacht an, und vertheidigt alle darinn angegriffene
Hauptperfonen, durch entgegefetzte Lobeserhebungen
und durch Schelten auf die Aufklärer. Er befchuldigt
M. der Rache, weil er den fchönen Augen zweyer Fräu
lein, (die ihm für die Galanterie, dafs er fie nament-
lich in ihres Vaters Streitigkeiten mifcht. fchwerlich
werden verbunden feyn) nicht habe gefallen können,
und unterlässt nicht, fein liebes Ich auch hier dem Le-
fer vorzuführen, indem er erzählt, dafs eine von die
fen Fräulein ihn verfichert, fie fey nicht reich genug,
alle Tage in die Komödie zu gehen. Es gehört zum
Vertheidigen vornehmer Leute viele Feinheit und Vors
ficht, wenn man nicht den Verdacht der Schmeicheley
erregen will.
erregen will. Gegen Mirabeau's Brief und die gedach
ten Noten, (die aber Mirabeau bekanntlich geradezu
abgeläugnet hat,) hätte es aber wahrlich keiner Ver-
theidigung bedurft.

LONDON: Zimmermann der I. und Friedrich II., von
Joh. Heiur. Friedr. Quittenbaum, Bildfchnitzer in
Hannover, in ritterlicher Affenz eines Leipziger
Magifiers, 1790. 8. 14 Bogen..

Hr. Ritter Zimmermann hat lo wenig Zurückhaltung feiner böfen Laune in feinen letzten Schriften bewiefen, und an der andern Seite denjenigen, die Luft ha ben, fich zu rächen, fo viele Blöfse aller Art gegeben, dafs es kein Wunder ift, wenn ihm Zurechtweisungen in vielerley Geftalt und in fehr verfchiedenem Tone gegeben werden. Die vorliegende Schrift ift eine fortgefetzte Perfiflage, und man muss dem Vf. derfelben die Gerechtigkeit wiederfahren laffen, dafs er die Laune, die zu folchen Schriften nöthig ift, niemals verliert, felbft einen leifen Anftrich davon behält, wenn er ernsthaft redet, welches er ftets mit grofsen Blicken von Verftand, Einficht und richtiger Beurtheilung thut. Am wenigften gefällt uns die Hauptidee, nach welcher einem Bildschnitzer, unter dem Vorwande, dafs er zu den Portraiten, die Hr. Zimmermann von fich felbft und von dem Könige gemalt hat, Rahmen machen wolle, der ganze Spott in den Mund gelegt wird. Das, was der Vf. fagt, ift mit diefer Hauptidee fo felten zu fammenhängend, dafs es jeder andern hätte angepafst werden können; auch kömmt er nur hin und wieder darauf zurück. Der Leipziger Magifter macht, ge, gen Herrn Zimmermanns Lob ernsthafte Einwurte, die Herr Quittenbaum durch neue Beweife der Zimmermannichen Groise, aus feinen Fragmenten genommen, widerlegt. Eines Auszugs ift übrigens ein Buch, diefer Art nicht fänig,

Uuu 2

Von

Von derberm Gehalt ift folgende Schrift:

Mit dem Hn. (ron) Zimmermann, Ritter des Wladimir. Ordens von der dritten Klaffe, Königl. Leibarzt u f. w. (der ganze lange Titel ift hergesetzt) deutsch gefprochen, von D. Carl Friedr. Bahrdt, auf keiner der deutfchen Univerfitäten weder ordentl. noch aufserordentl. Profeffor, keines Hofes Rath, keines Ordens Ritter, weder von der erften, noch dritten Klaffe, keiner Academie der Wiffenfchaften, wie auch keiner gelehrten und ungelehrten Societat Mitgliede, etc. 1790. 8vo. 8 Bogen.

Wer Vergnügen an Gemälden, die Küchenfcenen vorstellen, findet, dem giebt diefe Schrift Befriedigung. Die Mufen des Hn. Ritters v. Zimmermann, und des Hn. D. Bahrdts, find fo thracifch, dafs der gefittete Mann vor ihnen erfchrickt. Freylich kann man nicht fagen, dafs Hr. B. die äufserft grobe und unanftändige Sprache, die in feiner Schrift herrfcht, allein redete, oder zuerst angeftimmt hätte; er hat vielmehr in derfelben ein Verzeichniss von den pöbelhafteften Schimpfwörtern und niedrigften und fchmuzigften Ausdrücken, die vielleicht jemals aus der Feder eines Leibarztes, Hofraths und Ritters gefloffen find, aus den Zimmermannfchen Fragmenten abdrucken laffen. Aber deswegen ift Hr. B. nicht minder zu tadeln, dafs er in eben der Sprache redet, und daWahrheit und Recht an den mehr. ften Orten auf feiner Seite ift, und was die Sache felbft betrifft, der Hr. v. Z. hier fo fcharf gefafst ift, wie irgend fonft wo; fo ift es zu bedauren, dafs er feinen Gegnern eine folche Gelegenheit giebt, aller Widerlegung dadurch auszuweichen, dafs fie feine Schrift geradezu für unwürdig erklären, dafs ein feiner Mann davon Notiz nähme. Auch hatte er es defto weniger nöthig, da er an andern Orten beweift, wie ihm bald die muthwilligfte, bald die feinfte Satire zu Gebote fteht, und er alles gewonnen haben würde, wenn er fich ihrer allein bedient hätte. Ausfälle auf die Religionsfyfteme ift man in allen Bahrdtifchen Schriften Ichon gewohnt; aber auch diefe gehen hier weiter, als jemals. Schwerlich findet man auch ein deutsches Buch, mit den Namen des Vf., worinn, wie hier S. 63, der Ausdruck: die armen Tröpfe, die Apoftel, fteht.

Unter dem Druckort HOHENZOLLERN: Briefe eines alten preufsifchen Officiers, verfchiedene Charakterzüge Friedrich des Einzigen betreffend; mit Rück ficht auf das Zimmermannfche Werk über eben die fen Gegenstand. 1790. 8. 9 Bogen.

Der Vf. diefer Schrift ift gut unterrichtet, aber fein Buch gewährt einen fonderbaren Contraft. Er fängt mit einer ftarken Declamation über die Schande an, die es uns Deutschen bringe, dass wir uns von dem Hn. V. Guibert hätten zuvorkommen laffen, dem grofsen Könige eine Lobrede zu halten, und alsdann lässt er eine Reihe von Anekdoten folgen, von denen eine den Charakter des Königs, als Menfch, immer in ein noch fchwärzeres Licht fetzt, als die andre. Wenn alfo einmal ein deutscher Lobredner des Königs auftreten will, fo mufs er fich von diefer Einleitung nicht verführen

laffen, Materialien dazu in einem Buche zu fuchen, das Erzählungen enthält, von denen der Vf. felbft fagt: wenn Guibert diefen Zug gewafst hätte, würde ihm nicht die Feder mehrere Male aus der Hand gefallen feyn! Rec. will aber damit gar nicht fagen, dafs der Vf. dem Könige Unrecht thue, oder zu hart von ihm urtheile. Denn ungeachtet er ihn, als König, beynahe uneingefchränkt bewundert, fo hat er ihn doch nie für einen guten Menfchen gehalten, da ihm viele von dem in diefem Buche erzählten harten, einzelne Menfchen und ganze Familien unglücklich machenden Handlun gen, fchon bekannt waren. Ein fo glücklicher Regent, mit fo vieler aus Gefühl feines über andre Menfchen hervorragenden Werths und langem Kriegsleben entstan denen Geneigtheit zur Defpotie, gewöhnte fich begreiflicher Weife fehr leicht, den Menschen blofs als ein Werkzeug anzusehen, durch welches er feiner Hände Werk zu Stande bringen könnte, und das er wegwarf, wenn er einen Fehler daran zu bemerken glaubte, da fich fo viele darboten, die er anftatt deffelben ergreifen konnte. Unterdeffen glauben wir doch auch, dafs viele von den Handlungen, die der Vf. hier als Beyfpiele der Undankbarkeit und Graufamkeit (es ift fein Ausdruck) des Königs anführt, und unter denen verfchiedene find, die das Gefühl jedes freyen und guten Menfchen empören, eine andre Geftalt gewinnen, ja gar als blosse Handlungen der Gerechtigkeit erfcheinen würden, wenn es ein Tribunal der Menichlichkeit gäbe, vor das man auch diesen grofsen König hätte fodern können, um dle Rechtfertigung feiner That zu vernehmen, Befonders muss man dabey nicht vergeffen, dafs er öfters von einer Kleinigkeit Gelegenheit nahm, jemanden mit einer harten Strafe zu belegen, die er wegen einer an dern wichtigen Vergehung verdient hatte, welche aber dem Könige die Klugheit damals nicht zuzulaffen schien. Diefes war nun zwar nicht nach den Vorschriften des ftrengen Rechts verfahren, aber man kann es doch auch, nicht mit dem Namen der Graufamkeit belegen. Auch der bittre Spott, mit welchem der König fo manchen. rechtschaffenen Mann kränkte, wird hier mit Recht gerügt. Es ist bekannt, dafs der König es nicht übel nahm, wenn man fich vertheidigte. Als er fich einsmals ausgedruckten Adler in feinem Wappen beklagte, fo gegen den Bifchof von Ermeland über einen schlecht wohl ganz deutlich, Sire! dafs es ein Raubvogel feyn antwortete diefer witzige Prälat: Man fieht es gleichfoll. Sehr merkwürdig ift auch die Erzählung, wie der König den ruffischen General Tfchernifchew bewog, bey ihm ftehen zu bleiben, als diefer nach Peters III. Tode fchon den Befehl zum Rückmarfch empfangen hatte. Diefes Buch, welches zu denjenigen gehört, die man aus dem vielen Gefchreibe über den grofsen König ausheben mufs, befchäftigt fich, aufser einigen kleinen Seitenblicken, nur auf den letzten Blättern mit dem Hn. v. Zimmermann. Wenn wir auch darinn nicht mit ihm übereinstimmen, dafs die Fragmente überall nichts in der Lebensgefchichte des Königs aufklären; fo ift doch fein übriger Tadel des Fehlerhaften und Ungefitteten deffelben, sehr gegründet,

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ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Montags, den 28. Februar 1791.

GESCHICHTE.

FRANKFURT U. LEIPZIG: Schreiben an den Hn. Rit-
ter von Zimmermann in Hannover, über das 31fte
Capitel feiner Fragmente über Friedrich den Grofsen,
1790. 8. 5 Bogen,,

Diefe

iefe Schrift ift eben fo heftig und wenig fchonend, als die Bahrdtische. Ihr Vf. erklärt fich aber gleich anfangs, dafs Hr. 1. Z., den er als Schriftsteller Bets gefchätzt hätte, ihm, als Mensch, fogleich beym er Iten Anblick Mifsfallen erregt habe, welches natürlicher Weile zugenommen haben mufs, da Hr. 1. Z. in Pyr mont, wo die Bekanntschaft gemacht wurde, fich, diefem Buche nach, um keinen der gegenwärtigen Gejehrten bekümmerte, fondern fich blofs an furftliche Perfonen und den Adel fchlofs. Man mufs also wohl vieles, was der Vf. von dem Charakter des fin. Ritters fagt, auf diefen Widerwillen abrechnen. Indeffen ift doch die Beschreibung, welche er von dem Stufengange der Zimmermannfchen Seelenkrankheit, dem Stolze, macht, augenfcheinlich richtig. Schon nach der letzten Ausgabe des Werks über die Einfamkeit, fagt er, flohen in Hannover alle gute Menschen den Hn. v. Z., und verachteten ihn. Als Catharina II. fei. ner Eitelkeit kleine Opfer brachte, verlor er alle Befinnungskraft, und vergals felbft Zimmermann über den beräucherten Ritter. Vielleicht hätte ihn indeffen eine etwas heroifche Cur gerettet, wenn Friedrich der Einzige ihm nicht den letzten Stofs gegeben hätte. Er geht darauf die Curgefchichte diefes grofsen Königs durch, und macht befonders dem Hrn. Ritter den un beantwortlichen Vorwurf, der auch der ftärkte in der Bahrdtfchen Schrift ift, dafs er unterlaffen habe, das jenige von dem Könige mit Ernft und Würde zu verlangen, was das Leben deffelben vielleicht noch auf einige Zeit hätte friften können, eine ftrenge Diät. Beide fagen mit Recht: Zimmermann, nicht des Königs Unterthan, nicht befoldeter Arzt, fondern ein freyer Mann, konnte und mufste hier frey reden. Aber er fürchtete fich, alsdenn wie die andern Aerzte verabschiedet zu werden, und opferte feine Pflicht und feine wahre Ehre, der eingebildeten auf, ein paar Tage länger vor dem Stule des Königs ftehen zu dürfen. Die Art, wie der Vf, dem Hn. v. Z. fein ungefittetes ungewiffennafres Verfahren gegen feine Gegner verweilst, it gründlich, und ohne Nachahmung der baurifchen Grobheit, wodurch fich diefe Schrift fehr von der Bahrdtfchen unterfcheidet, ob er gleich mit vieler Schärfe zu Werke geht.

A. L. Z. 1791. Erfter Band.

BRESLAU, b. Korn: D. Balth. Ludw. Tralles aufrichtige Erzahlung feiner mit Friedrich dem Grofsen, mit Maria Theresia, und der Herzogin von Sachfen Gotha, Louife Dorothee, gehaltenen Unterredungen 1789. 8. 10 Bogen.

Die Freundlichkeit der Grofsen hat eine Zauber kraft, der wenige Menfchen widerstehen können, und befonders wenn nicht blofs Hoheit des Standes unfre Ehrfurcht für fie erregt. Der gefchickte und verehrungswürdige Greis, der uns feine Gespräche mit den auf dem Titel genannten vornehmen Perfonen hier erzählt, ift dabey von eben diefen Empfindungen durch drungen. Wenn man auch zugiebt, dafs das Bey (piel ihn aufgemuntert hat, diefe Bogen drucken zu laffen; fo wäre es doch unrecht, ihm deswegen eine lächerliche Nachahmungsfucht aufzubürden. Eben fo mufs man es mit feinen Jahren und mit der Betrachtung ent fchuldigen, dafs dem Erzähler einer ihn felbft angehenden Begebenheit Umstände wichtig find, die dem Zuhörer Kleinigkeiten zu feyn dunken, wenn Hr. T. eine grofse Umftändlichkeit beobachtet, Die Unterredung mit dem Könige von Preufsen gefchah an dem Bette des Prinzen Ferdinands, des Königs Bruder, gieng blofs auf die Cur der Krankheit, die ein gefährliches Entzündungsheber war, und dauerte eine Stunde. Der König zeigte von diefer Zeit an viel Zutrauen gegen Hn. T. Die Kayferin Königin sprach er im Lager zwifchen Kuttenberg und Coliin 1750 zum erftenmale, und das zweycemal zwanzig Jahre hernach in Wien. Ungeachtet es beidemale Hofaudienzen waren; fo fiehet man doch aus der Länge der Unterredungen, und dem. Tone, der darinne herrfcht, dafs der treuherzige deutfche Mann der Kayferin gefallen hat. Als er das erftemal vor fie gelaffen wurde, hätte er ihre Hand, die fie ihm darreichte, küffen follen, ohne fie zu berühren. ,, Aber, fagt er, ich nahm diefe fchöne, weiffe und weiche Hand in meine beide, und küfste fie mit vieler Inbrunft vielemal. “ An den fächfifch gothaifchen Hof wurde er 1767 gerufen, um die gottesfurchtige and einfichtsvolle Fürftin, Louife Dorothee, an einer Lungenkrankheit zu curiren, die fchon fo weit eingeriffen war, dafs keine Mittel mehr anfchlagen wollten. Hr. T. erhielt nach ihrem Tode, der bald, und bey feinem Daleyn erfolgte, einen Ruf an den dortigen Hof unter vortheilhaften Bedingungen, den er ausfchlug, hauptfächlich aus der Urfache, weil man von ihm verlangte, dafs er den Ronneburgifchen Gefund brunnen durch eine Lobfchrift in die Höhe bringen follte, den er doch aus eigner Erfahrung für blofs eifenhaltig erkannte. Da Hr. T. manche Begebenheit

Xxx

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Leines

feines Lebens in die Erzählung eingemifcht hat; fo wird fie denen willkommen feyn, die Lebensbefchreibungen berühmter Aerzte fammeln.

SCHÖNE KÜNSTE.

LEIPZIG, b. Beer: Chriflian Auguft Clodius neue vermifchte Schriften. Nach des Vf. Tode herausgegeben von Julie Clodius, geb. Stölzel. 5ter Theil 1 Alph. 6ter Theil 22 Bogen. 8. 1787. (Der ste und 6te Theil 1 Rthlr. 20 gr.)

Gedichte und profaifche Auffätze wechseln mit einander ab; des Vf. Manier in beiden, ift den Lefern feiner Schriften fchon aus den vorhergehenden Theilen. bekannt. In keiner ift er zwar ein Schriftsteller vom erften Range, aber man liefet doch das mehrste mit Vergnügen. Wir wollen das Vorzüglichfte diefer beiden Theile dem Inhalte nach anzeigen, und dann und wann ein kurzes Urtheil hinzufügen; die mehresten kleineren Auffätze aber müffen wir ganz übergehen. Den Anfang des 5ten macht ein Gedicht an den vorigen König v. Preufen. Das Wort Monarch, dem der König felbft nicht hold war, kömmt fehr oft darinn vor. Wir haben keine fehr hervorstechende Stelle darinn bemerkt. Urtheil über Montaigne. In diefem Auffatze verfällt der Vf. in einen Fehler, der bey ihm nur zu häufig vorkömmt: das Gewöhnliche durch gefuchten Ausdruck und Schimmer von Belefenheit aufzuftutzen. Der Vf. vertheidigt Montaigne, dafs er fo viel von fich felbft fprach, und hält dies jedem Schriftsteller für erlaubt. Dawider haben wir nichts. Auf das wie, oder die Art, dünkt uns, kömmt alles an. Montaigne und der Ritter Zimmermann fprechen beide in ihren Schriften von fich; aber wie verfchieden, obgleich beide Philofophen find! Brantome erzählt auch oft, was er mit den Grofsen diefer Welt gefprochen hat, und fie an ihn gefchrieben haben. Aber man liefet das mit ganz andern Gefühl. Es ift eine groise Kunft, ohne Egoismas zu fprechen! An Fräulein Minna. Im Gefchmack der Gellertfchen Briefe, doch haben die Schmeicheleyen nicht ganz Gellerts Feinheit. Ueber den edlen Stolz. Gut, nur nicht tief genug gedacht. Hedlinger. Ein lefenswürdiger Auflatz über diefen berühmten Medailleur, der aber gröistentheils aus den Oeuvres du Cheral. Hedlinger etc., die auch in einer Note angeführt find, genommen zu feyn scheint. Uebersetzung des Briefes von Bonfadio an Grimaldi. Ueber Melanchtons Leben von Camerarius, nebft einer kleinen Erzählung in Verfen, die uns gefallen hat. Der nordifche Adler, eine heroische Allegorie (auf die bekannte Regierungsveränderung in Schweden) dem König Gustav dein Dritten gewidmet, (dem der Vf. öfter Weihrauch freut.) Die Verfification des Vf. ift faft immer harmonisch, defto unverzeihlicher ift eine Zeile, wie die folgende, zumal von einem Prof. der Dichtkunft:

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Er fieht mit edlem Grimm zu'n Füssen. Und es war doch fo natürlich (und richtiger) zu fetzen: Er fieht mit edlem Grimme zu den Tüfsen. Poétifch- kritische Erklärung der dritten Theokritischen idylle.. Die Manier des Vf. ift aus feiner Abhandlung

über den Geift des Theokrit, in dem 4ten Stücke feiner Verfuche aus der Liter. und Moral, bekannt. Dies ift eine Fortsetzung davon. Ueber den Geift des Theo krits und der Idylle. Diefen Auffatz fcheint der Vf. Arethufa's (Hr. Graf v. Finkenftein) nicht gekannt zu haben. Um den Lefern, die mit des Vf. Mufe nicht bekannt feyn möchten, eine Probe von feiner Art zu erzählen, und feiner Verfification zu geben, fetzen wir folgende Erzählung zur Probe her:

Ein Heer der Guelfen warf Bombarden ohne Zahl,
Schnell wie der Blitz, und wirkfam, wie fein Strahl
Auf ftolze Tempel, und auf marmorne Palläfte
Der alten königlichen Veste.

,, Um Gottes willen, rief der tapfre General,
Der Dohm ift fchon im Brand, der Flammen Flut ftrömt
heller,

Eins rettet, das Archiv; wo ift der Archivar? "
Der Archivar? der Archivar?

Wo foll er feyn? da, wo er immer war.
,,Und wo?" Er fitzt
,,Was thut er da? "

,,Wo fitzt er denn? Im Keller.
Er löscht. ,,Wie kann das möglich
feyn?
wein.

Was löscht er?" Seinen Durft.,,Womit?" Mit Cypern

Schade, dafs die letzte Frage dem Einfalle vieles von feinem vorigen Werthe benimmt; denn läfst fich es denken, dafs der General noch neugierig feyn konnte, zu wiffen, womit der Archivar feinen Durft löschte? Aber folche kleine Flecken hat faft jedes poëtifche Ge mälde von des Vf. Hand. Ueber Fraquar's Epitaph auf Wateau. In den Dialogen, worinn Gellert die Hauptperfon ift, läfst der Vf. den natürlichen Gellert, mitunter, in gefuchten Phrafen reden. G. hätte z. B. gewils nicht gefagt: Lefen Sie mir Ihren Schattenrifs vor! Eine Ueberfetzang in Profe, von einer Ode" des Horaz, läfst fich wohl mit einem Schattenriffe vergleichen; aber nun im gefellschaftlichen Gespräche zu fagen: Lefen Sie mir Ihren Schattenrifs vor! Man hört dann nicht Gellert, fondern den Schriftfteller Clodius.Ismael, ein Dialog, der uns um des edlen Charakters des alten Juden willen fehr wohl gefallen hat. über die wahre Polymathie etc., gut (wenn gleich nicht tief) gedacht und gefagt; fie hat einen jungen Rechtsgelehrten aus Danzig, Hn. Martens, zum Verfaffer.Von S. 237 an, bis S. 276, folgen Theaterreden, die noch nicht den leichten, gefälligen Ton haben, als nachher die Herren Gotter, Michaelis, Engel etc. diefer Dichtart gaben. Manche find in ziemlich fchwerfälligen Alexandrinern abgefafst. Wir übergehen die literarifchen Briefe an Thunmann und einige andere profaifche und poetische Auffätze, die alle gelefen zu werden verdienen, ob man gleich von keinem fagen kann, dafs er in feiner Art vortreflich fey.

Ideen

Das Titelblatt des fechsten Theils hat das Bildnifs des jetztregierendes Herzogs von Würtemberg, en Me daillon, zur Verzierung. Deffen jetziger Gemahlin ift er von der Wittwe des Vf. zugeeignet worden. Der Vf. felbft war willens gewefen, ihn dem Herzoge zu widmen. Auf die kurze Vorrede der Frau Herausgebe rin, folgen einige Nachrichten von dem verftorbenen

Ver

len andern Namen im Hamberger und Meufel folget, in der That nicht gross ist.

In diefem Bande werden die Briefe an Thunmann fortgefetzt. Sie betreffen zum Theil die Wichtigkeit der Wortforschung. Der 7te Brief hätte füglich weg. bleiben können. S. 407 wird eine anziehende Anekdote von Benferade und Scarron erzählt, von der Rec. fich nicht erinnert, fie fchon fonft wo gelefen zu haben. Der junge Löwe, eine Allegorie in fliefsenden Versen; in der wir ungern S. 420 geruft, ftatt gerufen, bemerkt haben. Beyspiele der Griechen, zur Erläuterung der Ideen, die der Vf. im Odeum über den Dialogen geäufsert hatte; auch hat er den Dialog zwifchen Eteokles und Polynices, aus den Phöniffen des Euripides, überfetzt. Ideen über die weibliche Erziehung, in Briefen an Clementine K. (Sehr gute moralische Lehren, ohne aber tief in den Gegenstand einzudringen.) Es folgt nun das Vorspiel zu Cronegks Codrus, der Patriot, das fchon zu lange bekannt ist, als dafs es hier noch eines Urtheils darüber bedürfte. Fragmente einiger Vorlefungen: Ueber die Verfchwendung der Zeit; über die Spielfucht; über die Wolluft; über Verfchwendung des Vermögens; von der Gleichgültigkeit gegen die Religion; über den Stolz auf Geburt.

Vielleicht fällt einem oder dem andern Lefer wieder ein, dafs er diefen oder jenen Auffatz schon im Odeum gelefen hat. Rec. hielt es aber für billig, das Publicum bey diefer Gelegenheit an jene Monatschrift zu erinnern, deren Herausgeber doch immer unter die guten, wenn gleich nicht claffifchen Schriftsteller unfers Vaterlandes gehört, und deffen Andenken erhalten zu werden verdient.

Verfaffer, woraus wir die Hauptumftände ausziehen wollen. C. A. Clodius war 1738 zu Annaberg geboren, und ein Sohn des dafigen Rectors, der aber zwey Jahre nach diefes Sohnes Geburt als Rector nach Zwickau verfetzt wurde. Hier blieb unfer Clodius bis 1756, wo er die Academie zu Leipzig bezog, und anfangs Theologie ftudierte. Nach zwey Jahren fiel er über den Tod feiner Mutter in eine Krankheit, gieng nach Zwickau zurück, und errichtete hier mit dem Dichter Kleift, der dort im Winterquartiere ftand, die erfte Bekanntschaft, und Kleift gewann ihn fo lieb, dafs er ihn immer um fich hatte. Er gieng nach Leipzig zurück, widmete fich unter Gellert vorzüglich den fchönen Wiffenfchaften, ward 1759 Magifter, hielt Vorlesungen, ward im 22ften Jahre aufserordentlicher Profeffor, übernahm die Aufficht über einige Studierende aus adlichen Häufern, und gab 1767 die Verfuche über die Literatur und Moral heraus. Um diefe Zeit schrieb er feinen Medon für das Theater. (Rec. erinnert fich, der ersten Vorstellung diefes Schauspiels aus dem Manufcript, beygewohnt zu haben. Die Kochifche Gefellfehaft, damals die befte in Deutschland, that ihr Möglichftes, das Stück zu heben. Aber es gefiel dennoch nur wenig, und wird, unfers Wiffens, gar nicht mehr aufgeführt; vielleicht, weil man ihm mehr die Studierftube, als die wirkliche Welt anmerkt.) Das Vorspiel: der Patriot, machte auf der Leipziger Bühne mehr Glück, als Miedon, weil ein Localintereffe dazu kam. Cl. felbft war ein grofser Patriot, und daher Demopater und Augufta, nebft einigen Cantaten bey der Huldigung und der Anwefenheit der Landesherrichaft in Leipzig, feine Lieblingslieder. (Rec. lässt diefen Grund bey dem fel. C. gelten, weifs aber von einem andern Dichter, der feine Singftücke, ob fie gleich feine fchwächften Arbeiten find, allen feinen poetifchen Werken vorzog, einen andern Grund anzugeben, dafs fie nämlich feiner Eitelkeit am mehreften gefchmeichelt hatten, wenn lie Der erste Band enthält folgende Stücke: 1) Gerin feiner Gegenwart vor einer glänzenden Verfammlung trude und Rheinhold, ein dramatisches Gedicht in vier aufgeführt und gelobt waren.) Im J. 1764 ward Ci. Acten. 2) Die Fürftendiener, oder die Verftellungsordentl. Profeffor der Philofophie, 1771 Collegiat des kunft, ein ftädtisches Sittengemälde in drey Acten. grofsen Furftencollegiums. Nach feiner Verheirathung 3) Der Hofrath zahlt die Schulden, ein Familiengemälde (1771) errichtete er in feinem Haufe eine Penfionsan- in drey Acten. Der zweyte Band: 1) Mafaniello, ein ftalt, an der nach und nach 70 Jünglinge Antheil ge- Gefchichtstrauerfpiel in fünf Acten. 2) Verbrechen nommen haben. 1778 ward er Profeffor der Logik, aus Infamie, eine theatralifche Menfchenfchilderung 1782 Rector der Universität, und bald darauf erhielt für Richter und Pfichologen, in drey Acten. 3) Der er die erledigte Profeffur der Dichtkunft. Jetzt war er Geifterfeher, ein dramatifches Fragment in drey Acten. endlich in der rechten Stelle, und er würde fein Le- Keines diefer Schaufpiele zeichnet fich durch eine inben mit Zufriedenheit genoffen haben, wenn nicht ein tereffante Begebenheit, oder merkwürdige Charaktere, kränklicher Körper die Heiterkeit feines Geiftes oft ge oder guten Dialog aus. S. 12 fagt Gertrude, die Frau trübt hätte. Das ift to oft der Fall bey Gelehrten, die des heinhold, Ritters vom erfen Range, indem fie in jungern Jahren, aus Noth, ihre Kräfte zu fehr an-, im Walde, unter Donnern und Blitzen, ihren Gemahl, ftrengen müffen! Als Fortfetzung feiner vier Bände fich nicht von ihr zu entfernen, bewegen will:,, Sieh vermifchter Schriften, fieng er 1784 eine Monatsichrift, Rheinhold! die Eiche dort bin ich, in der Liebe für unter dem Namen Odeum an. Aber fchon in den nem-,, Dich, Mann, bin ich fie, der Boden bift Du, die Wur lichen Jahre, am 30, November, ftarb er im 47ften, zeln mein Herz, trennst Du Dich, fo finkt Deine Gertru Jahre feines Lebens. Er hat einen Sohn nachgelaffen. Auf die Biographie des Vf. folgt ein Verzeichnis feiner Schriften, das für die Reihe von Jahren, die der fel. C. fich den Wiffenfchaften gewidmet hat, und in Vergleichung mit der Zahl von Schriften, die fo vie

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PRAG, gedruckt mit Prufifchen Schriften: Gottfried
Immanuel Wenzels dramatische Werke. 1788. Erfter
Band. S. 447. Zweyter Band. S. 378.

,, de, fällt darnieder. Aber fo, wie die gefunde Eiche da

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hin wär, trennte fich der fie haltende Boden aus feinen

,, Fugen; so wärs mit mir, verliefse Rheinhold mich --,, räche, nicht Rheinhold mich " (ihn mit Innbrunnft kuffend, und schnell abgehend) u, dgl. m. Thut man Xxx 2

Un

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