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ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Freytags, den 25. Februar 1791.

GOTTESGELAHRTHEIT.

AUGSBURG, b. Riegers Söhnen: I. Beda Mayrs, Vertheidigung der natürlichen, chriftlichen und katkohifchen Religion, etc.

(Befchluss der im vor. St. abgebrochenen Recenfion.)

Von

on der Zahl der Sacramente: er glaubt den Streit dadurch beyzulegen, dafs man nur zwey unmittelbar von Chrifto eingesetzte annehme, die andern fünf blos kirchliche heilse. Nach Rec. Meynung kann der Proteftant das immer gelten laffen, wenn nur auch die Wirkungsart diefer kirchlichen Gebräuche vernünftig erklärt wird. Es ift aber fehr zu zweifeln, dafs der Proteftant, mit Hn. M. Erklärung S. 381 zufrieden feyn werde: Wenn wir fagen, die Sacramente wirken die Gnade ex opere operato, fo heifst das fo viel, fie hätten an fich fchon eine eigene Kraft, die Gnade mitzutheilen, die nicht erft durch den Glauben, und die Vorbereitung desjenigen, der die Sacramente ausfpendet, oder deffen, der fie empfängt, wirkfam gemacht werden müfste." In Dancers Moral werden hievon weit richtigere Beftimmungen gegeben. Mit der Transfubftantiation kann Hr. M. nichtrecht fortkommen. Auch die fubtile Erklärung Stattlers hebt die Unbequemlichkeiten nicht; löfet die Frage nicht: wozu denn die Entfernung der Brodtfubftanz, und das Einwirken Jefu auf unfre Sinne? Der Zweck des h. Abendmahls ift doch nur die Heiligung unfrer Seele diefe Wirkung bleibt diefelbige, ob noch Brodt zugegen ift, oder nicht. Könnte man nun niclit, nach Hr. I. Grundfätzen, fagen: die Lehre von der Transfubftantiation gehört zur Heilsordnung nicht: die Kirche konnte fich dabey, ihrer Unfehlbarkeit unbefchadet, irren? Könnte man dies nicht eher fagen, als was H.M. von dem Abendmahl unter zwey Gestalten fchreibt, es fey kein Irrthum im Glauben, wenn die Kirche das Abendmahl nicht mehr fo feyert, wie es Chriftus gefeyert hat? Das Mefsopfer foll nur in dem weitläuftigen Sinne des Worts gelten, nach welchem Opfer die Beftimmung einer Sache zu einem Gottgefälligen Gebrauche ist. Von der Beichte wird ausführlicher gehandelt, und der Glau bensfatz dahin befchränkt: Jefus will nur durch die Priefter die Sünden vergeben; er machte dabey dem Sünder das Bekenntnifs feiner Sünden zur Bedingung; bestimmte aber nicht, ob dies ein allgemeines oder befonders feyn follte. Dies that die Kirche. Die Beicht ift eine nützliche und vernunftmässige Anftalt, welcher fich die Proteftanten auch unterwerfen müffen. Von der Genugthu ung haben andre Katholiken auch fchon befsre Begriffe aufgeftellt. Das Fegefeuer, das Gebet für die Verflorbe A. L Z. 1791. Erfler Band.

nen, gründen fich nicht auf eine unmittelbare Offenbarung. Die Verehrung der Heiligen, der Bilder und Reliquien ift nicht wider die Religion, wird aber auch nicht für eine nothwendige Uebung gehalten. Der Ablafs ist blofse Nachlaffung der Kirchenftrafe. Der Primat und die Hierarchie follen zu der urfprünglichen Form reducirt werden. Den ehelofen Stand der Geiftlichen, die lateinifche Liturgie, das Abftinenzgebot, u. d. g. will der Hr.. Vf. abgefchafft wiffen. Wenn H. M. auch feine Hauptabficht, die Kirchenvereinigung, nicht erreichen wird; fo kann er doch den gewifs nicht unbeträchtlichen Nutzen ftiften, dafs durch ihn manche heilsame Reforme in der Katholifchen Dogmatik veranlasst wird,

DÜSSELDORF, b. Dänzer: Nahum neu übersetzt mit erklärenden Anmerkungen von Heinrich Adolph Grimm, Doctor und Prof. der Theologie zu Duisburg. 1790, 8. 140 S.

Eine vorangefetzte Einleitung handelt I. Von dem Zeitalter des Nahums und feinem Vaterlande, II. von dem Inhalt und der Erklärung feiner Weiffagung. Der Vf. ift geneigt, den Propheten in das Zeitalter von Manaffe, und zwar gegen das Ende feiner Regierung oder bald nachher, zu verfetzen, und das Dorf Elkofch, in der Nähe von Moful, für den Ort zu halten, von dem Nahum den Beynahmen pn erhalten habe. (Der Umftand, dafs der Vortheil von Ninive's Untergang nur auf Juda berechnet, I. 12. II. 1. und dafs Ifraël nur Einmal, ohne ein merkliches Intereffe, wie im Vorübergehen, genannt wird, ift der Meynung nicht vortheilhaft, dafs der Prophet zu einem der zehen Stämme in der affyrischen Gefangenfchaft gehört habe: der frohe Aufruf zu Anfange des 2 Cap. macht es vielmehr höchstwahrscheinlich, dafs er ein Bewohner des Landes Juda gewefen feyn müffe.) Gegen Kalinsky's bekannte Hypothefe, dafs das 1 und 2 Capitel von dem Untergang des affyri fchen Reichs unter dem Sardanapal durch Arbaces, das 3 aber von der fpätern Eroberung und Zerstörung der Stadt Ninive durch Kyaxares rede, werden erhebliche Einwendungen gemacht; mit Recht wird die Meynung derer vorgezogen, welche das Ganze als eine Weiffagung von der zwoten Eroberung durch Kyaxares erklä ren. Die Ueberfetzung ist nicht in jenen poetischen Ton geftimmt, dafs fie durch rafchen, kraftvollen Ausdruck, durch freye ungewöhnliche Wortstellungen, oder auch nur durch ein Metrum, was weder grofse Mühe noch. Kunft erfodert haben würde, ihren Werth erhalten foll: Einige werden fie daher kalt und unpoetisch finden, dafür werden Andre fie für natürlich und ungekünftelt balten. Die Anmerkungen find gleichförmig, nicht mit überflüssiger Gelehrsamkeit überladen, aber meist befrie

Sss

digend;

digend; auf die alten Ueberfetzungen ift fleifsig Rückficht genommen. Neue und eigenthümliche Erklärun gen meynt Rec. nicht gefunden zu haben, aber nach fei ner Einficht hat der Hr. Vf. aus dem vorhandenen Vorrath meiftens das Befte glücklich ausgehoben. Wir fühWir führen noch einige einzelne Stellen an.

·I. 6. Seine Hitze schmilzt alles wie Feuer, er zertrümmert die Felfen. Nach Dathe, ftatt. Aber wird fich diefes auch für die andre Stelle 2 Chron. XXXIV. 21 fchicken? Warum follte es nicht heifsen können: Wird fein Zorn, als Feuer, ausgefchüttet; fo werden - Felfen von ihm zerfprengt?—I. g. Aber feine Gegner vertilgt er durch eine daher firömende Fluth. P. Wenn ja nope nicht Statt haben foll; fo würde Rec. lieber mit dem folgenden in Verbindung fetzen. -1.10. Gänzlich werden fie ausgerottet werden. Nach der angeblichen Lesart der LXX. □'? 0710. Nur fchickt fich nicht zu 10, auch steht χερσο a fonft nicht für n. I. 12. Wären fie, die Affyrier, auch ungetheilt und mächtig, gewifs werden fie doch ausgerottet, geu ifs werden fie vertilgt. Mit einer ftar ken Aenderung der Lesart. 1 Bambhu CN 12. II. 2. Es ziehet der Verwüfter herauf, am dich zu belagern. Sehr richtig wird es als Anrede an Ninive genommen. Nur würde Rec. heber überfetzen: Befetze, bewache deine Werke! - II. 7. Die l'offerthore werden geöfnet. Dies feyen die Thore, die aus der Stadt nach dem Tigris giengen, und etwa von' den Feinden zuerft eingenommen werden feyen. Man follte denken, der hebräifche Ausdruck, ma nyw

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, bedeute eher: Schleufen der Ströme öfneten fich, d. i. Ströme traten aus, überfchwemmten die Gegend. Sollte nun nicht der Sinn diefer feyn: Um die Stadt lagerte fich ein Heer, als wären Ströme ausgetreten? Die Vergleichung eines Heers mit einer Fluth ift doch im Hebräifehen fo ganz gewöhnlich.

OXFORD, a. d. Clarendonfchen Preffe, b. Prince u.Cooke und LONDON b. Elmsly: The Proverbs of Salomon tranflated from the Hebrew by Bernard Hodgfon L. L. D. Principal of Hertford College 1788. 18

Bogen ohne Seitenzahl. 4.

Seitdem die Kemigottifche Bibel herausgekommen ift, hát man mehr, wie fonft, in England auf die Verbefferung der kirchlichen Ueberfetzung gedrungen, und Lowth, Blayney, Newcome u. a. haben jenes Hülfsmittel zu diefem Endzweck angewandt. Hr. H. tritt in ihre Fufstapfen, gieb: eine neue Ueberfetzung, wobey auf die alte beftändig Rücklicht genommen und diefe mit dem hebräischen Original mehr übereinstimmend gemacht ift, und füget überdem noch Anmerkungen hinzu, worinn er die alte Uebersetzung mit der neuern vergleicht, und die Gründe für die von ihm getroffenen Veranderungen anführt. Durch gründliche und tiefe Sprachgelehrfamkeit, und neue Erklärungen zeichnen fich diefe nicht aus. Die Kritiken über die alte Ueberfetzung können indeffen den Reviforen derfelben, wenn je das Parlament es für nöthig tinden follte, die kirchliche Ueberfetzung revidiren zulaffen, fehr nutzbar werden, foliten auch die Revifo

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-

ren Bedenken tragen, der neuen Erklärung allenthalben beyzutreten. Wir wollen aus ein paar Proben die Art, wie der Vf. bey der Exegefe zu verfahren pflegt, dem Lefer anschaulich machen. 5, 14 foll, wegen 10. 20, einen nichtswürdigen Menschen, Delinquenten bedeuten v. 16 wird fragweife genommen 6,2 wird die Lesart flatt angenommen. Bis dafs du deinen Freund befreyeft, erlaube deinen Augen keinen Schlaf. Hier hätte doch wohl das Zeitwort in Hiphil ftehen müffenv. 5 79 wird aus — anteriore pede illaqueata fuit präda erläutert-7.22 vermuthet der Vf., dafs, wenn würklich die alte Lesart gewefen wäre, fie von Kenn. in einem der 694 für ihn collationirten Codd. gefunden feyn müfste. Kaum hätten wir gedacht, dafs noch folche hoheFoderung an diefeCodd. gemacht würde. Wä

re der Vf. mit der ihm ausländifchen Literatur beffer be

-

kannt, fo würde er den innern Gehalt diefer Codd. 'und ihrer Lesarten beffer zu würdigen wiffen -8,265 follen Mond, Sonne, Planeten, der Himmel, kurz alles, was die Erde umgiebt, feyn. Die alte Ueberfetzung hat richtiger the fields und am Rande open places, offene Weider plätze. Dathe terram eiusque circuitus will uns auch nicht gefallen. Man vergleiche nur Pf. 144, 13.

LEIPZIG, b. Crufius: Unterhaltungen mit Gott in den
Abendflunden auf jeden Tag des Jahres, von M,
Johann Chriflian Forfier, der hohen Stiftskirche zu
Naumburg Domprediger und Schulintpector. Erfter
Theil 376 S. in gr. 8. 1790. (18 gr.)

Auf jeden Tag vom ersten Jenner bis zum letzten Junius eine Betrachtung von 2 Seiten, die mit einem Liedervers anfängt und befchliefst auf eben die Art, wie des fel. Sturms Unterhaltungen mit Gott in den Morgenstunden; lehrreich und erbaulich.

Ebendafelbft: Gefchichte der jüdischen und chriftlichen Religion für den erften Unterricht, von Heinrich Philip Conrad Henke. Zweyte verbefferte und ver mehrte Auflage. 1789. 150 S. in 8.

Schon die erfte Ausgabe diefer fehr wohlgerathenen Religionsgefchichte erhielt allen verdienten Beyfall. Jetzt hat der Vf. manchen erheblichen Thatfachen, die ent weder zu kurz abgefertigt, oder ganz übergangen waren, ihren verdienten Platz eingeraumt; die Schreibart verbeffert, und den Gang der Erzählung, die Anordnung und den Zufammenhang der Sachen, bemerklicher zu machen gefucht. Was uns noch zu wünschen übrig bleibt, ift, dafs S. 72 fg. einige Winke gegeben worden wären, ob Jefus mehr als der Sohn einer frommen Jungfrau aus Davids Gefchlechte, ein Mann von aufserordentlichen. Geiftesgaben und Kräften, ein Bevollmächtigter Gottes, und höchft verdienftvoller Lehrer gewefen fey; dafs wenigftens, da im Anfange der chriftlichen Religionsgefchichte von feiner göttlichen Würde nichts gefagt wor den ift, vermuthlich weil es der Vf. für den erften Unterricht nicht nöthig hielt, auch in der Folge die Arianifchen und andern darüber entstandenen Streitigkeiten, die nun im Grunde unverständlich find, weggelaffen waren; endlich auch einige Stellen der Erzahlung verbef

fert

fert würden.

bey ganz andern Gelegenheiten, auf ganz andre Umftände, Perfonen und Sachen, als wovon fie im A. T. handeln, angewendet werden; fo werden wir doch die Anwendung immer ganz paffend finden, wenn wir fie blofs als Anwendung, um Aufmerksamkeit zu erwecken, nur nicht als Anführung einer eigentlichen Weissagung betrachten, grade wie wir die Stellen der Bibel jetzt oft in Predigten behandeln. (Allein wie man mit diefen Grundfätzen bey folchen Stellen durchkommen foll, in welchen, befonders Paulus, abfichtlich darauf ausgeht, gewiffe Stellen des A. T. ausdrücklich von Christo zu interpretiren, fehen wir nicht gleich ein. Hier fcheint es uns wahrscheinlicher, dafs Paulus wirklich nach dem damaligen Geifte der Interpretation folche Stellen von Chrifto verftand; und folche Erklärungen thaten zur Ueberzeugung des Juden-Chriften Wunder.) Hierauf folgt nun die Erklärung der Citate des A. T. felbst, wobey der Vf. neuere Interpreten init kluger Auswahl benutzt, viele eigne und fcharffinnige Bemerkungen beygebracht, kurz feinen Gegenstand fo behandelt hat, dass man überall die Spuren eines langen und tiefen Nachdenkens findet. Nur eine Bemerkung erlauben wir uns noch über die Einrichtung des Ganzen. Unfrer Meynung nach wäre der Vf. ungleich ficherern Schrittes fortgegangen, und hätte über die ganze Materie von Citaten des A. T. im N. viel mehr Licht verbreitet, wenn er vorläufig, etwan in einzelnen Abhandlungen, folgende Fragen: was für Grundfatzen der Jude bey, Erklärung des A. T. gefolgt fey? ob er den Allegationsformelir immer denfelben oder einen verfchiednen Sinn unterlegte? ob er gewiffe Lieblingsfchriften des A. T. oder auch einen gewiffen Lieblingstext hatte, aus welchem er citirt? u. f. w. gefliffentlich unterfucht, und bey diefer Unterfuchung die Allegate beym Jofephus und Philo benutzt; dann die Citate felbft, nicht fo wohl der Reihe nach, wie fie beym Schriftsteller folgen, erklärt, fondern vorher in gewiffen Klaffen, entweder den Sachen nach oder endlich dem Texte nach, aus welchem fie bergenommen find, getheilet, und dann die Refultate der obigen Unterfuchungen auf ihre Erklärung angewendet hatte. Vielleicht läfst fich von diefen Vorschlage, wenn ihm anders der würdige Vf. nicht überhaupt ver werflich findet, noch in der Folge Gebrauch machen.

So lässt fich S. 97 nicht im genauen Verftande fagen, dafs Conftantind. Gr. gar keine Gewalt wider die Heiden gebraucht habe: denn mit welchen andern Namen kann man es belegen, dafs er ihre Tempel ganz zerftören oder halb abtragen, ihre Götzenbilder verbrennen, oder öffentlich befchimpfen liefs, ihren Priestern den angewiefenen Unterhalt nahm ? u. d. g. m. S. 114 werden zwifchen den Jahren 720 u. 750. Carlmann und Pipin Fränkische Könige genannt, welches damals noch keiner von beyden war. Dafs nach S. 115 auch Thüringen ein Sitz Slavifcher Nationen gewefen feyn follte, ift unerweislich. Auch wird S. 116 fg. von dem Pabfte fo gefprochen, als wenn er gleich mit und feit der Schenkung Pipins aufgehört hätte, ein Unterthan der Fürften zu feyn. ALTONA, b. Hammerich: Theologische Beyträge. Erftes Stück. Von D. J. C. R. Eckermann, ordentl. Prof. d. Theol. zu Kiel. 1790. 220 S. 8. Der Vf. beginnt feine Beyträge mit einer Erklärung der merkwürdigten Stellen der drey erften Evangeliften, worinn das A. T. angeführt oder erkläret wird. Die nächsten Stücke follen in gleicher Hinficht die vorigen Schriften des N. T. erlautern. Dann will der Vf. das Verhältnifs der biblifchen Bücher und ihres Inhalts zu der daraus zu fchöpfenden chriftlichen Religionslehre, und dann den biblifchen Grund der Religionslehren felbft unterfuchen. Sein Hauptzweck ift, fo viel möglich zur Unterfcheidung der Lehre von der Lehr form beyzutragen; eine Unterfcheidung, die eben fo nothwendig als in mancher Hinficht fchwierig ift. Bey dielem wichtigen und intereffanten Entwurfe, wünschten wir, dafs der Vf. nicht blofs auf die Citata des A. T. im N., fondern auf Lehrmethode Chrifti und der Apoftel überhaupt Rücklicht nehmen möchte. Nach des Vf. Ueberzeugung enthält das A. T. keine eigentlichen Weifsagungen von unferm Erlöfer J. C., keine eigentlich auf ihn fich beziehenden Befchreibungen feiner Perfon und Beftimmung, feines Lebens, Leidens und Todes, feiner Auferstehung und Erhöhung, etc. Alle Befchreibungen des Meffias und der Meffianifchen Zeit, welche die Propheten gegeben haben, find Befchreibungen eines irdifchen Königs aus Davids Familie, und eines irdifchen Reichs. Der Beweis für die Meffias- Würde Jefu beruhet vielmehr auf Jefu eigner Verficherung, dais er derjenige fey, auf den durch Meffianifchen ErWartungen und Hoffnungen im T., ja durch die ganze Mofaifche und ältere Israelitiche Religionsverfaffung, vorbereitet worden, und dafs keine andre ErfülJung der Meffianifchen Verheifsungen zu erwarten fey. Wenn Jefus fagt: ich bin der Melhas, fo it dies der Form nach eine locale und antithetische Redensart, die der irrigen Erwartung der Juden, von einem irdifchen Regenten, entgegengefetzt ward; für uns aber will fie nur folgendes fagen: die ganze ältere Israelitische Reli gionsverfaffung kann als eine Vorbereitung auf die Einführung der chriftlichen Religion in die Welt, in welche jene fich auflöfen follte, angefehen werden. Keine Stelle des A. T. wird im N. anders erklärt, als fie im A. T. felbft erklärt werden mufs. Wenn gleich die Stellen des A. T. zur Erbauung der Juden-Chriften oder zum Theile

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MÜNSTER, b. Theiffing: Introductio in XIV Paulinas epiftolas et VII Catholicas, quam in ufum auditorum fuorum fcribebat P. Innocentius Gocken, Franciscanus S. O. SS. theolog. Lector, in Univers. Monafterienfi Prof. P. et O. Appendix Pofitionum ex XIV. Paulinis et VII. Catholicis epiftolis ex-. cerptarum et fufius deductarum. 1789. 477 S. 8. In diefer Einleitung in die Paulinifche und katholifche Briefe werden, wie man fich leicht vorstellen kann, die Fragen von der Götlichkeit, von dem Vf., dem Zwecke und Inhalt diefer Briefe, von den Gemeinen, an die gerichtet, und dem Orte, wo fie gefchrieben wurden, erörtert. Der Hr. Vf. hielt fich durchgängig an Calmets Vorreden, und nützte nur mit grofser Schüchternheit Michaelis Einleitung; fo entfchuldigte er fich S. 219. dafs er nach demfelben die Frage, wo der erfte Brief

Sss 2

des

511

des Petrus gefchrieben worden fey, entschieden habe.
Semler, Koppe, Storr u. a. fcheinen ihm ganz unbe-
kannt zu feyn, woraus man fich denn hier manche Lü-
cke, und dort manche unverhältnifsmafsige Weitschwei-
figkeit erklären kann. So wird z. B. in der Einleitung
zu dem Briefe an die Ephefer die Frage, ob derfelbe
an diese Gemeine insbeföndre, oder als ein Circular-
fchreiben an alle Kleinafiacifchen Christengemeinen ge-
richtet worden fey, nicht berührt; aber dafür eine gro-
fse Stelle aus Jofephs zweyten Buche vom jüdischen
Kriege abgefchrieben, worinn die Lebensart und Grund-
fatze der Effaner gefchildert werden. Wenn Hr. G. die
Aechtheit des Veries: 1 Joh.5.7. vertheidigt, weil (S.290)
die Synode zu Trient erklärt hat, alle Schriftbücher
feyn cum omnibus fuis partibus für göttlich zu halten;
fo nimmt er diefe Erklärung ftrenger als andre Katho-
liken, die dem Ausdruck cum omnibns fuis partibus nur
von gröfsern, zur Zeit der Synode ftreitigen, Bibel-
theilen verstehen. In noch gröfsere Schwierigkeiten
fieht er fich verwickelt, wenn er die Göttlichkeit des
Briefs des Judas wider Michaelis vertheidigt, in wel-
chem die Hurereyen der Engel mit Menfchen und der
Streit des Erzengels Michaels um den Leib des Mofes
aus apokryphifchen Büchern angeführt werden, und ge-
zwungen, darauf zu antworten, dafs Judas diefe Facta,
als hiftorisch wahre, aus unächten Büchern habe ent-
nehmen können, ohne das Anfehen derfelben zu beitä-
tigen. In dem Anhange darf man auch nicht erwar-
ten, dafs die fchwerften Stellen diefer Briefe befon-
ders erklärt werden. Man findet da viele unwichtige
und polemifche Sätze. So fucht Hr. G. aus 1 Cor. 3,
14, das Fegfeuer, aus Jac. 5, 14. das Sacrament der
letzten Oclung zu beweifen. Die Schreibart ist durch-
aus klar; nur ift fie hie und da mit unlateinifchen Aus.
drücken verunreinigt, z. B. traveftire, immanuare,
characterizare, certitudinaliter, famofus fcripturista
u. d. gl.

NATURGESCHICHTE.

LEIPZIG, b. Crufius: Delectus opufculorum ad fcientiam
naturalem Spectantium. Edidit Chriftianus Frider.
Ludwig D. Hiftoriae naturalis in univerf litt. Lipf.
Profeffor. Volumen Primum. 1790. 560 S. 8 mit 7
Kupfertafeln.

Die Reichhaltigkeit diefer Sammlung führte Rec. in
Verfuchung, ihre einzelnen Stücke fo bestimmt anzuzei-
gen, als es ihr Werth verdient; er fand aber bald, dafs,
wenn er den Verfassern nur etwas Gerechtigkeit wieder-
fahren laffen wollte, es auf keine andre Art, als auf Un-
kosten der Anzeigen neuerer Schriften hätte geschehen
können. Wir begnügen uns alfo, dem Herausgeber für
fein verdienftliches Unternehmen unfern Dank zu sagen,
den ihm auch bey allen Naturforfchern der anerkannte
Werth der hier vorkommenden Verfasser, oder doch der
inehreften, und ihrer Abhandlungen verbürgen wird,
In diefem ersten Bande befinden fich folgende: 1) Car.
Jof. Oehme de Serie corporum naturalium continua. 2) A.
G. Käftner et Jo. Chr. Polyc. Erxleben diiudicatio Syfte-
matum animalium mammalium, 3) Gottl. Conr. Chr.
Storr et Fr. Wolfer prodromus methodi mammalium. 4)
Bl. Merrem de animalibus fcythicis apud Plinium. 5) Jo.
Ernft Hebenstreit de infectorum natalibus. 6) A. Brouffo
net variae pofitiones circa refpirationem. 7) Jo. Dan.
Titius de paro minimo Polonorum Remiz, Bononienfium
pendulino. 8) Ge. Rud. Bohmer de plantis in cultorum
memoriam nominatis. 9) Jo. Frid. Gmelin irritabilitas
vegetabilium in fingulis plantarum partibus explorata.
10) Jo. Phil. Wolff de filicum feminibus. 11) C. a Linne
et Olof Schwarz methodus mufcorum illuftrata. 12)
Ludwig de fexu mufcorum detecto. 13) R. Behrens de
Dracone arbore Clufii. 14) Car. Gottfr. Hayen et Neftor
Kwiatkowsky de ranunculis pruflicis. 15) Jo. Car. Geh-
ler de characteribus foflilium externis. 16) Idem, de fof-
filium phyfiognomia. 17) A. G. Werneri Syftema regni
mineralis anni 1788.

KLEINE SCHRIFTEN.

GOTTESCELAHRTHEIT. Züllichau, b. Frommanns Erben: If ein allgemeiner Landes-Katechismus nöthig? und wie musste er befchaffen feyn? 1790. 92 S. 8. Die erfte Frage würde der Vf. verneinen, fo bald die Prediger alle fo wären, wie fie feyn follten. (Aber doch entftünde Bedenklichkeit aus der zu häufigen Abwechfelung der Syfteme; und dann müfsten nicht blos die Prediger, fondern auch die Schullehrer, befonders die Schulmeister auf dem Lande alle weit gefchicktere Leute feyn, wenn ein allgemeiner Katechismus entbehrlich werden follte.) Da inzwifchen von der einen Seite, die Prediger theils zu gelehrt, theils zu einfältig, theils zu neuerungsfüchtig, theils zu fteiforthodox u. f. w, von der andern Seite auch die bisherigen Katechismen dem heutigen Zeitalter und feinen Bedürfniffen nicht einmahl den Behauptungen der Bibel felbft, angemeffen find, fo hält der Vf. mit Recht einen verbefferten Landes-Katechismus für nöthig. Hierauf macht er fich den Entwurf: ob der Staat ein Recht habe, ein gewifles Lehrbuch zur allgemeinen Richtfchnur vorzufchreiben? ob dies nicht Eingriff in, die Gewiffensrechte wäre? Seine Antwort ist folgende:,,wie kann das heissen: über die Gewiffen ,,befehlen, wenn der Staat Veranstaltungen trifft, dass die Ueber,,zeugung erleichtert, richtig geleitet, und durch fie das Gewif „fensgefühl gehörig geweckt und geordnet, dafs Erleuchtung des .,Verftandes befördert, und durch fie das Herz zum Guteswollen ,,und Gutesthun erwärmt werde. Und wenn dazu nun nichts ,,mehr beyträgt, als zweckmässiger Unterricht der Jugend, wenn ,,die bis jetzt vorhandenen eingeführten Lehrbücher nichts taugen, und die mehrsten Lehrer nicht Kraft oder Willen haben,

,,befsre zu entwerfen; foll dann der Staat nicht dafür forgen, dafs
,,folche Lehrbücher eingeführt werden, die diefem Zwecke ent-
,,fprechen?" Hiermit bahnt fich der Vf. den Uebergang zur Be-
antwortung der zweyten Frage: wie ein allgemeiner Landes-Ka-
techismus befchaffen feyn müffe? Er nimmt dabey auf Sacken,
Sprache und Ordnung Rücklicht. Die Sachen, muffen aus der
Bibel gefchöpft, und zuweiftellen lauter authentifche, deut-
liche und unzweydeutige Stellen hauptfachlich aus dem N. T. und
vorzüglich aus Jefu eignen Reden entlehnt werden, die allenfalls
undeutlich überfetzten aber doch wichtigen Stellen müften gleich
deutlicher ausgedrückt, oder durch Einfchiebfel erklärt, Stellen aber,
die fich auf die damaligen Chriften beziehen und ohne gelehrte Vor-
kenntniffe unverständlich bleiben, lieber ausgelaffen werden.
Sodann, verlangt der Vf. mit Recht, follten diefe Stellen erft deut-
lich erklärt, und erft dann die Lehrfätze daraus hergeleitet werden,
nicht in umgekehrter Ordnung, wie in den gewöhnlichen Lehr-
büchern. In Rücklicht auf Einkleidung diefer Sachen kommen
die Foderungen des Vf. auf folgende hinaus: die Sätze richtig
zu bestimmen, keinen fchon an fich undenkbaren Satz aufzuneh
men, gründlich zu beweifen, jeden auch nur fcheinbaren Wider-
fpruch forgfältig zu verhüten, und jeder Lehre gleich den prakti
fchen Nutzen beyzufügen. Alles dies wird durch treffende Beyspiele
erläutert. Zuletzt fchlägt der Vf. eine fehr natürliche Ordnung vor,
in welcher die Lehren fie abhandeln liefsen. Ueber manches, or
züglich über die erfte Frage, liefse fich noch einiges erinnern,

allein das würde ans hier zu weit führen.

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Sonnabends, den 26. Februar 1791.

GESCHICHTE.

VENEDIG, b. Pitteri und Sanfoni: Storia ragionata dei Turchi, e degl' Imperatori di Coftantinopoli, di Germania e di Ruffia, e d'altre Potenze Criftiane; dell' Abbate Francefco Becattini, Academico Apatifta. T. I, 295 S.; T. II, 327 S.; T. III, 347 S.; T.IV. 297 S.; T. V, 275 S.; T. VI, (mit Einfchlufs eines Regifters über das ganze Werk,) 280 S. 1788 und 1789. in 8. (2 Rthlr. 14 gr.)

W

er fich ein ernsthaftes Gefchäfft daraus macht, das weite Gebiet der Geschichte mit Nachdenken über Beftimmung und Glück des menfchlichen Gefchlechts zu durchwandern, für den liegt gewifs ein vorzügliches Intereffe in den Schickfalen des Otmannifchen Reichs. Denke man fich, wie man will, der Menfchheit langfames Fortfchreiten zum entfernten Ziele ihrer möglichen Vollkommenheit, fo berührt man auch hier einen Punct, wo die Bewegung völlig zu ftocken fcheint. Natürlich mufs eine folche Erfcheinung die Aufmerkfamkeit des Beobachters feithalten, der weiter, als über den nächften Gegenftand von ihm, und weiter, als über den gegenwärtigen Moment zu fehen gewohnt ift. Wichtig mufs es ihm feyn, fich zu überzeugen, dafs auch hier eben fo wenig gänzliche Stockung feyn könne, als irgendwo im ganzen grofsen All der Natur; wichtig mufs es ihm feyn, die Möglichkeiten oder Wahrscheinlichkeiten, wie die fcheinbare Stockung etwa gehoben werden könnte, aufzufuchen, zu prüfen, zu vergleichen; wichtig mufs es ihm endlich auch feyn, wo möglich etwas von den Folgen zu ahnden, die, wenn fie nun auf irgend eine Art gehoben wäre, für die Welt zu erwarten feyn dürf ten. Kömmt ihm nun auf dem Wege feiner Unterfuchungen der Vf. cines Werks von einigem Umfang entgegen, in welchem er wegen einer anlockenden Storia ragionata einen gleichdenkenden Gefährten zu finden glauben kann, fo reicht er ihm die Hand, wie einem Führer auf einer Wanderung, wo fo mancher Nebenpfad vom Wege abgeht. Aber unangenehm ift auch dann die Täufchung, wenn er feinen Gefährten anders denkend findet, wenn er, nach genauer Bekanntschaft nit ihm. eben fo, wie vorher, fich felbft überlaffen bleibt. Mit ähnlichen Empfindungen möchte wohl man cher Lefer, dem Unterfuchungen jener Art für Geift und Herz wichtig geworden find, diefe Storia ragionata wieder aus der Hand legen. Man fchalte nur aus der Vorrede,,delle guerre" auf dem Titel ein, fo weifs man ihren Umfang, ihren Zweck und den Geift des Werks. Aus der Gefchichte der ältern Kriege der Otmannen mit den erften europäischen Mächten die Urfachen ihres geA. L. Z. 1791. Erfter Band.

genwärtigen Kriegs mit den beiden Kaiferhöfen zu ent wickeln, darauf hat Hr. B. feinen Gefichtskreis befchränkt. Ueber wiffenfchaftliche und fittliche Aufklärung der Otmanlys; über den Einflufs diefer Stockung geiftiger Kraft, nicht nur auf ihre Nachbaren und Ueberwundenen, fondern auch auf das Ganze der Welt; über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, von diesem Standorte aus betrachtet; darüber findet man hier nichts, oder höchftens einzelne Betrachtungen hier und da zer-. ftreut; daher auch kein Schwung, der den Geift über die alltägliche, kleinliche Vorstellung vom Gange der Dinge mit fich emporhübe!

Indeffen, wenn man höhere Foderungen und Erwartungen fallen läfst, wenn man nicht mehr verlangt, als Hr. B. zu geben für gut befunden hat, fo lafst es fich fchwerlich ableugnen, dafs er nicht ein gutes, von mehr als einer Seite lehrreiches Buch geliefert habe. Vorzüglich intereffant wird es freylich dem Kenner oder Liebhaber der Kriegswiffenfchaft feyn, der im Stande ift, die ältern Operationen grofser Feldherren, wie fie hier umftändlich dargestellt find, mit den neuesten Operationen, die zum Theil ihren Schauplatz mit jenen gemein haben, zu vergleichen; aber auch andere Lefer finden dasjenige, was ihnen verfprochen worden ist, nicht ohne Befriedigung für fie geleiftet; gewifs, kein leichtes Tagewerk eines modifchen Stopplers!

Man fieht, dass Hr. B. mit feinen Gewährsmännern bekannt ist, und mit Verftand weifs er fie zu feiner Abficht zu benutzen; fchade nur, dafs er fie nach gallifcher Sitte, in der Vorrede blofs flüchtig nennt, aber nicht, wo es feyn follte, in jedem erheblichen Falle aufruft! Uebrigens hat man gar nicht Urfache, mit seiner Kritik unzufrieden zu feyn. Sie verwirft manche Bilderfalsanekdote, wie z. B. die von Bajazeth im Keficht, von welcher er vielmehr (I, 56) juft das Entgegengefetzte aus beffern Quellen verfichert, Schonung nehmlich, und fogar ehrenvolle Behandlung des Ge fangenen im Unglück. Eben fo nimmt fie, beynahe unerwartet, manchen wichtigen Mann, den man in einem gehäffigen Lichte zu fehen gewohnt ist, nicht ohne Wärme in Schutz, wie z. B. (I, 168) den Eroberer von Konftantinopel. Ueberhaupt ift Hr. B. nichts weniger, als Sklav von Vorurtheilen, politischer und religiöfer Art. In Fällen, wo Verfchiedenheit der Meynungen fo fehr leicht zu leidenfchaftlichen Urtheilen verftinumt, fpricht er mit Mäfsigung und Ruhe. Ift die Rede von gewiffen Verhältniffen, deren genaue Beftimmung von jeher dem Menfchen fo wichtig, aber auch so schwer war und bleibt, so erwärmt er fich für die Sache wohlverftandener Freyheit gegen alle Unterdrückung. Nicht felten erlaubt er fich, voll diefes warmen Eifers für

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