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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Freytags, den 18. Februar 1791

PHILOSOPHIE.

RIGA, b. Hartknoch: Critik der reinen Vernunft von
Immanuel Kant, Profeffor in Königsberg und der
königl. Akademie der Wiffenfchaften in Berlin
Mitglied. Zweyte hin und wieder verbefferte Aufla-
ge. 1787. Dritte Auflage. 1790. 884 S. in gr. 8.
XLIV S. Vorrede.

Die

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re wichtigste Folge mit Einem Blicke und in einem überraschenden Lichte übersehen läfst. Wir glauben durch einen Auszug, der den Hauptgedanken des Vf. in möglichfter Kürze, und durch einige der finnreichsten Stellen darftellt, felbft diejenigen Lefer zu verbinden, welche diefe Vorrede mehr als einmal gelefen und durchdacht haben. Hr. K. geht. von der Bemerkung aus, dafs es der philofophirenden Vernunft bisher nur in der Logik, Mathematik und Phyfik gelungen habe, den ficherenGang ie dritte Ausgabe ift ein unveränderter Abdruck einer Wiffenschaft einzufchlagen, der fich nach der Ueder Zweyten, welche in Rückficht auf die Dar- berzeugung des Rec. lediglich durch die unter den KenAtellung mehrere, nicht unbeträchtliche, Verbefferun- nern und Pflegern diefer Wiffenschaften allgemein gen erhalten hat, und deren Anzeige in der A. L. Z. kei- geltenden Grund- Lehr- und Folgefätze derfelben anwegs durch die Schuld der Direction fo lange verfpätet kündiget. Die Logik, bey welcher die Vernunft von alworden ift. Bey diefem in fo vielen Rücksichten Einzi- len Objecten und den Unterschieden unter denselben abgen Werke, das durch fein aufserordentliches Schickfal ftrahiren kann und mufs, um fich nur mit der Form des auch aufserhalb der eigentlichen philofophifchen Lefe- blofsen Denkens zu beschäftigen, hat feit dem Ariftoteles welt nicht weniger Auffehn erregt, als es innerhalb der in Rücklicht auf ihren wefendlichen Inhalt keinen Schritt felben durch feinen grofsen Inhalt Epoche macht; und zurück thun dürfen. Man darf nicht denken, dafs es das wohl kein deutscher Philofoph von Profeffion unge- der Mathematik fo leicht geworden, jenen königlichen lefen laffen dürfte, ohne feinen Anfpruch auf diefen Na- Weg zu treffen, oder vielmehr fich felbft zu bahnen; men in den Augen fowohl der Gegner als der Freunde vielmehr glaube ich, dafs es lange mit ihr vornehmlich der Kantifchen Philofophie, oder welches itzt fchon faft noch unter den Aegyptern beym Herumtappen geblieben eben fo viel heifst, in den Augen unfers philofophifchen ift, und diefe Umänderung einer Revolution zuzufchreiPublicums verdächtig zu machen bey diefem Werke ben fey, welche der glückliche Einfall eines einzigen bedarf es keiner Ankündigung. Die Beurtheilung deffel- Mannes in einem Verfuche zuStand brachte“ ——,,Dem ben ift gegenwärtig eine der erften Angelegenheiten im erften, der den gleichfeitigen Triangel demonhohen Rathe der Selbitdenker. Rec., der feine einzelne ftrirte (er mag nun Thales oder wie man will, geheifsen Stimme unter dem Namen eines ihm fchätzbaren Inftitu- haben) dem gieng ein Licht auf, denn er fand, dafs er tes über die neue Ausgabe zu geben aufgefodert wurde, nicht dem, was er in der Figur fahe, oder auch dem bloglaubte, da in derfelben ein in feinen Hauptmomenten fsen Begriffe derfelben nachfpüren, und gleichfam darfo fehr mifsverftandenes und beftrittenes Syftem mit ver- inn ihre Eigenschaften ablernen; fondern durch das, was beffernder Hand aufgeftellt wird, einerfeits den Sinn fei- er nach Begriffen felbft a priori hineindachte und darftellnes Auftrages zu verfehlen, wenn er fich blofs auf das te (durch Conftruction hervorbringen müsse, und dafs neuhinzugekommene einfchränkte; andererfeits aber die er, um ficher etwas a priori zu wiffen, der Sache nichts Ebre deffelben durch den Wuntch zu erwiedern, dafs beylegen müffe, als was aus dem nothwendig erfolgte, fein Urtheil durch die Zeit reifer werden möchte. Er was er feinem Begriffe gemäfs felbft in fie gelegt hat. ··~~glaubte fich endlich die Erfüllung diefes Wunsches um fo,,Als Galilai feine Kageln die fchiefe Fläche mit einer von eher erlauben zu müffen, je dringender ihm derfelbe ihm felbft gewählten Schwere herabrollen; oder Torridurch die zahlreichen Beyfpiele unreifer Urtheile, wo- celli die Luft ein Gewicht, was er fich zum Voraus dem mit fich fo mancher allzeit fertige Recenfent an dem Mei- einer ihm bekannten Wafferfäule gleich gedacht hatfterstücke des philofophifchen Geiftes verfündigt hat, ans te, tragen liefs; oder in noch späterer Zeit Stahl Metalle Herz gelegt wurde. in Kalk, und diefen wieder in Metalle verwandelte, indem er ihnen etwas entzog und wiedergab: fo giengallen Naturforschern ein Licht auf. Sie begriffen, dafs die Vernunft nur das einfieht, was fie felbft nach ihrem Entwurfe hervorbringt,“ — ,,Die Vernunft mufs mit ihren Principien,nach denen allein übereinkommende Erscheinungen für Gesetze gelten können, in einer Hand, und mit dem Experiment, das fie nach jenen ausdachte, in der andern an die Natur gehen; zwar um von ihr belehrt

In der neuen Vorrede (einer der merkwürdigften kleinen philofophifchen Abhandlungen in Rücklicht auf Einkleidung fowohl als Inhalt, die Rec. je gelefen zu haben fich erinnert,) wird die Umänderung der Denkart, welche durch die Kritik der reinen Vernunft zunächst der Metaphyfik bevorsteht, unter einen äufserft glücklich ge. wählten Gefichtspunct gebracht, aus welchem fich ihr eigentlicher Charakter, ihre nachfte Veranlaffung, und ih A. L. Z. 1791. Erfter Band.

Hhh

zu

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zu werden, aber nicht in der Qualität eines Schülers, der
fich alles vorfägen lafst, was der Lehrer will; fondern
eines Richters, der die Zeugen nöthiget, auf die Fragen
zu antworten, die er ihnen vorlegt, und fo hat fogar die
Phyfikdie fo vertheilhafteRevolution ihrer Denkart ledig-
lich dem Einfalle zu verdanken, demjenigen, was die
Vernunft felbft in die Natur hineinlegt, gemäfs, das in
ihr zu fuchen, nicht ihr anzudichten, was fie von diefer
lernen mufs, und wovon fie für fich felbft nichts wissen
würde. Hiedurch ift Naturwiffenfchaft allererft in den
fichern Gang der Wiffenfchaft gebracht worden, da fie
fo viele Jahrhunderte hindurch nichts weiter als ein blo-
Ises Herumtappen gewefen war." - Durch diefen Aus-
druck wird auch fehr paffend das bisherige Verfahren in
der Metaphyfik ausgedrückt, die, wie nach des Rec. Ue-
berzeugung lediglich aus dem gänzlichen Mangel der un-,
ter den Kennern und Pflegern diefer angeblichen Wiffen-
fchaft allgemein geltenden Grund Lehr- und Fol-
gefätze einleuchtet, den fichern Gang der Wiffenfchaft
noch nicht gefunden hat. ,,Bisher nahm man an,
alle unfere Erkenntnifs müffe fich nach denGegenständen
richten," (wobey man die vorgestellten Dinge die Din-
ge in wie ferne Vorstellungen auf fie bezogen werden -
mit den Dingen an fich den Dingen in wie ferne keine
Vorstellungen auf fie bezogen werdenverwechfelte.)
,,Aber alle Verfuche.über fie etwas a priori auszumachen,
wodurch unfere Erkenntnifs erweitert würde, gingen.
unter diefer Vorausfetzung zu nichte. Man verfuche es
daher einmal." (nach eben derfelben Vorftellungsart,
durch welche die, die Form der Wiffenfchaft herbeyfüh-
renden,Revolutionen in der Mathematik und Phyfik ver-
anlafst wurden)..ob wir nicht in den Aufgaben der Me-
taphyfik beffer damit fortkommen, dafs wir annehmen,
die Gegenstände," (in wie ferne fie vorstellbar find, Vor-
ftellung fich auf fie beziehen läfst,) .,müffen fich nach un-
ferer Erkenntnifs richten, welches fo fchon beffer mit
der verlangten Möglichkeit einer Erkenntnifs derfelben
apriori zufammenftimmt."Es ift hiemit eben fo, als
mit dem ersten Gedanken des Copernikus bewandt,
der, nachdem es mit der Erklärung der Himmelsbewe
gungen nicht gut fort wollte, wenn er annahm, das gan
ze Sternenheer drehe fich um den Zufchauer, verfuchte,
ob es nicht beffer gelingen möchte wenn er den Zufchau-
er fich drehen, und dagegen die Sterne in Ruhe liefse.
„In jenem Verfuche, das bisherige Verfahren der Meta-
phyfik umzuandern, und dadurch, dafs wir nach dem
Beyspiele der Geometer und Naturforfcher eine gänzli-

möchte.wenn

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che Revolution mit derfelben vornehmen, besteht nun das Gefchaft diefer Kritik der veinen Vernunft."

So unübertreflich nun Ir.K.diefes Gefchaft behandelt, und fo vollkommen er daffe in Rücklicht auf die Gründung und Einleitung der nunmehr ganz unvermeidlichen Revolution vollendet hat; fo wenig kann es nach der Ueberzeugung des Rec. bey demjenigen, was davon der Natur der Sache gemäfs in der Kritik der Vernunft gelei ftet werden konnte, bewenden bleiben, wenn die Metaphyfik dadurch wirklich auf den fichern Gang der Wif

fenfchaft gebracht werden foll. Denn ungeachtet diefe Propedeutik der Metaphy fik an den durch fie entdeckten und erschöpften Formen der finnlichen Vorftellungen,

der Begriffe und der Ideen urfprünglich letzte Elemente aufgestellt hat, die in fo ferne allgemein gelten, als fie in der Natur jedes menfchlichen Geiftes vorhanden und gefchäftig find, fo hat fie doch keineswegs noch die eigentliche Wifenfchaft diefer Elemente, oder welches eben fo viel heifst. das System der Elementarphilofophie geliefert; noch keineswegs die Entwicklung und Darftellung jener Formen in folchen Lehr- und Folgefatzen unternommen, die aus allgemeingeltenden und nur in fo ferne ftreng wiffenfchaftlichen, Grundfatzen erwiefen, und in wie ferne fie ein fyftematifches Ganzes ausmachen follen, einem einzigen erften und allgemeingeltenden Grundfatze untergeordnet wären. In wie ferne erst durch die Kritik der Vernunft die Entdeckung folcher allgemeingeltenden Principien moglich werden konnte, in fo ferne konnte fie felbit frey lich nicht von folchen Prin cipien ausgehen. Allein, wenn die nach ihrem Plane aufzuftellende Metaphy fik durch fie vermittelit über kurz oder lang allgemeingeltender Grund- Lehr- und folgefa tze zum Rang einer Wiffenfchaft erhoben werden foll; fo mufs fie felbft vorher dielen Rang erhalten haben; ihreigentliches Fundament mufs gegen die zahllofen Milsverftandniffe, die es bisher von Gegnera und Freunden erfahren hat, gefichert, fejiftehen, und, wodurch diefes Fettftehen allein denkbar ist, auf allgemeingeltende Grundfatze zurückgeführt feyn. Unter dieten mufs Einer der Erfte feyn; nicht der Satz des Widerspruchs (ein blofs logisches Princip, das felbit erft durch Elementarphileiophie gegen das Mifsveritändnifs, dem es bisher allgemein unterworfen war, gefichert werden kann), fondern ein Satz, der, in wie ferne er an der Spitze aller philofophifchen Satze fiehen foll, weder eine Definition feyn, noch in Rücklicht auf feinen Inhalt einer Dennition bedürfen, fondern ein Factum ausdrücken mufs, und zwar dasjenige, woraus fich der ursprüngliche Begriff der Vortellung, und folglich auch die einzig mogliche Definition derfelben ergiebt, nemlich das Bewufstfeyn.

Hr. Kant hat für die Begründung des Systems der kritifchen Philofophie alles gethan, was fich durch die Angabe der nachften Gründe feines Fundamentes thun liefs, die insbefondere in der neuen Ausgabe mehr hlarheit erhalten haben. In der Einleitung, die nunmehr in fichen Abfchnitte zerfallt, ift der Unterschied zwifchen reiner und empirischer Erkenntnifs bestimmter angegeben, die Wirklichkeit gewiffer Erkenntniffe a priori ausführlicher behauptet und erlautert, das Bedürfnifs einer Wif fenfchaft, welche die Möglichkeit, die Principien und den Umfang der Erkenntniffe a priori bestimme, der Unterfchied zwifchen analytiichen und fynthetischen Urtheilen, und das Vorhandenfeyn fynthetischer Urtheile a priori in allen Wiffenfchaften der Vernunft in ein helleres Licht gefetzt, und das ganze Gefchäft der Kritik, wie fchon in den Prolegomenen zu jeder künftigen Metaphyfik gefchehen ift, auf die allgemeine Aufgabe: Wie find Jyn hetische Urtheile a priori möglich? und durch diefelbe auf die befonderen Probleme:,,Wie ist Mathematik, Na turwissenschaft, und endlich Metaphyfik moglich? zurück

geführt.
Da das eigentliche Fundament, worüber das ganze
Lehrgebäude der Kritik aufgeführt ift, in diefer Einlei

tung

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tung vorgetragen wird, und da diefes Fundament, wie In der tranfcendentalen Aefthetik ift in der Erörte Rec. mit allen Freunden der kritischen Philofophie dafür rung der Begriffe von Raum und Zeit derjenige §., in hält, von allen Gegnern derfelben verkannt, und wie er welchem aus der Priorität von Raum und Zeit die Mögmit den letztern überzeugt ist, von ihren öffentlichen lichkeit der Geometrie und Bewegungslehre als fyntheti Vertheidigern nie geprüft worden ist: (Hr. Hofprediger Scher Erkenntnisse a priori gezeigt ift, genauer entwiSchulz ftellt in dem bisher erfchienenen erften Theile fei- ckelt, und unter der Auffchrift tranfcendentale Erörtener Prüfung jenes Fundament ohne neue Begründung, rung von den übrigen, die nunmehr metaphyfifche Ermit eben denfelben Vorausfetzungen und ohne Erörte- örterung überfchrieben find, abgefondert. Auch find die rung und Beweife desjenigen, was dabey als ausgemacht allgemeinen Anmerkungen zur tranfcendentalen Aesthetik angenommen ist, auf,) fo dürften wohl folgende prüfen- durch drey neue vermehrt worden, in welchen 1) die de Winke hier am rechten Orte ftehen. Die Vorausfe- Relativität alles desjenigen, was fich durch innern fotzungen auf welchen das in der Einleitung als ausge- wohl, als aufsern Sinn, vorftellen läfst, 2) der Untermacht aufgeftellte, beruht, find die Begriffe von Erfah- fchied zwifchen Erfcheinung und Schein, 3) die Unrang, und von abfoluter Nothwendigkeit und Allgemein möglichkeit der Idee von der Gottheit als einem Wesen, heit, und zwar nach Rec. völliger Ueberzeugung, die dem die Bedingungen von Raum und Zeit widerfprechen, richtigen Begriffe, deren Richtigkeit aber gleichfalls unter der Vorausfetzung, dafs Raum und Zeit zu den vorausgesetzt ist, und welche felbit wieder nur folche Le- Formen der Dinge an fich gehörten, entwickelt wird. fer vorausfetzt, die diefe Begriffe ohne ein überflüffiges Der Umstand, dafs Raum und Zeit bey jenen ErörMerkmal in diefelben aufzunehmen, oder ein wefentli- terungen, fo wie überhaupr im Verfolge des Werks, faft ches aus denfelben wegzulaffen, oder, welches bey dem immer Vorstellungen a priori heifsen; ungeachtet fie gegenwartigen Zuftande der fpeculativen Philofophie zwar Gegenftände folcher Vorstellungen find, aber nie eben fo viel heifst, diefelben zufalligerweife, genau fo, felbit Vorftellungen feyn können, hat bey den in aller wie Hr. K., zu denken gewohnt find. Gleichwohl hangt bisherigen Philofophie herrschenden verworrenen Bevon diefem einzigen Umitande die ganze Ueberzeugung griffen von Vorstellung und Vorftellung a priori, (woder Lefer, ihr Verstehen oder Mifsveritehen der anti- von der eine in der Kritik ganz unentwickelt geblieben; schen Behauptungen von dem Unterschiede zwifchen Er der andere aber nur für diejenigen durchgängig bestimmt kenntniffen a pofteriori und a priori, und zwifchen den und feitgefetzt ift, die das ganze Werk, und nachdem analytischen und fynthetischen Urtheilen a priori, und von fie daffelbe verstanden haben,) unter andern auch die dem wirklichen Vorhandenfeyn der letztern eben fo als in fo vielen Widerlegungen bekanntgewordene Misdeuvon jenen Behauptungen die Erweislichkeit des Ganzen tung veranlafst, als ob die Kritik unter Vorstellung a priodarauf gegründeten Systems, und der durch daffelbe ri eine folche verflanden wiffen wollte, die der Empi nachmals durchgängig beitimmten Begriffe von Erfah- rifchen vorhergehen müfste. Wie denn auch das Theorung, Nothwendigkeit und Allgemeinheit ab. Wer mit gem: Der Raum ift kein empirifcher Begriff," (kein dem Lockifchen Begriffe von Erfahrung die Kritik ftu- Object cines empirifchen Begriffes,),,folgendermadirt, wird fich von dem einen Fund mentalfatze: dafs fsen bewiefen wird:,,Denn damit gewiffe EmpfindunErfahrung (weder innere noch äufsere) keine eigentli-,,dungen auf etwas aufser mir bezogen werden, (das che Nothwendigkeit begründen könne; fo wenig als ift, auf einen andern Ort des Raums, als in welchem ich derLeibnitzianer, der das Hervorgehen eines jeden vorge- mich bende,),,imgleichen damit ich fie,,(die Empfinftellten Prädicats aus der Voritellung des Subjects zur in- dungen oder die Gegenftande?),,aufser und neben einwern Erfahrung zählt, fich von dem andern Fundamental ander, mithin nicht blofs verfchieden, fondern als in fatze: dafs es fynthetische Urtheile a priori gebe, je über verfchiedenen Orten, vorstellen könne, dazu mufs die zeugen können: fo wie für beide die ganze Widerlegung Vorstellung des Raums fchon zum Grunde liegen." ihrer Begriffe von Erfahrung, und die vortrefliche Be- Allein wenn auch der Sinn diefes in der Elementarlehleuchtung derLockifchen und Leibnitzifchen Lehre vom re fo wichtigen §. von den Lefern (wie wohl von den Ursprung der Vorstellungen ganz verloren ilt, weil alles Wenigften zu erwarten feyn dürfte,) dahin gedeutet diefes in derKritik zuletzt auf Voraussetzungen beruht,die wird, dafs die beftimmte Möglichkeit, den Raum vorzuzwar der ganz Unbefangene zugeben wird, zu denen aber ftellen, imGemüthe derMöglichkeit, Dinge im Raume vorder Anhänger Lockes oder Leibnitzens den Beweis fodern zujtellen, vorhergehen, d. h. hier, zum Grunde liegen müfmufs. So lange alfo jene Vorausfetzungen nicht unab- fe, fo kann doch dieses, (wenn nicht etwa höhere Grünbängig von der Kritik der reinen Vernunft, aus welcher de, als in der Kritik bisher angegeben find, im Wege fie nur durch einen Cirkel erweislich find, erwiefen ftehen.) den Lockianer nicht hindern, die erfte Mögwerden, oder fo lange fich nicht etwa die in der Kritik zu- lichkeit, wie die zweyte, von Eindrücken abzuleiten, erit entdeckten Refultate auf einem anderen Wege wie- die mehr, als Eine Modification haben, von denen die derfinden, der nicht von diefen Vorausfetzung n aus- Eine erit die Andere in der Vorftellung möglich macht, geht, oder welches in beiden Fällen eben daffelbe ift, fo und folglich die eine zur andern schlechterdings nothlange nicht das Syften der kritifchen Philofophie die ihm wendig it; den Leibnitzianer nicht hindern, den Raum noch fehlenden allgemeingeltenden Pramiffen erhalt, 10 lange wird das bisherige Schickfal diefer Philofophie, das aus diefem Mangel schon begreiflich genug wird, fich sher verfchlimmern als verbelfern müffen.

für ein blofses Verhältnifs zu erkennen, das zum Theil in der Art, wie die Dinge an fich unabhängig von unferer Vorstellungsart coexistiren, gegründet ift, und welches daher in keinem andern Sinne zur Vorstellung der Hhh 2

Din

Dinge im Raume vorausgefetzt werden dürfte, als in wieferne in dem Verhältniffe der logische Grund des Verhaltens der Gegenstände gedacht wird. Die in dem folgenden §. behauptete Möglichkeit, die Dinge aus dem Raume, und die Unmöglichkeit, den Raum felbft wegzudenken, kann vom Lockianer, fowohl, als vom Leibnitzianer, zugegeben; aber von beiden daraus erklärt werden, dafs er den Raum zu den allgemeinen Merkmalen der Dinge an fich zählt, woraus es fich ergäbe, dafs der Raum ohne bestimmte Gegenstände, aber wenn er gleichwohl gedacht wird, nie ohne Beziehung auf mögliche Gegenstände gedacht werden könne, Sein nathwendiges Gedachtwerden fey daher eine Folge der vorgeftellten Möglichkeit der Objecte, die fich nie wegdenken laffe. Endlich kann die tranfcendentale Erörterung nur diejenigen befriedigen, die 1) die Priorität der mathematischen Urtheile im Kantifchen Sinne, 2) die fynthetische Natur derfelben zugeben, und folg lich weder den Anhänger Lockes, noch Leibnitzens. Rec. gefteht, dass ihn die Kantifchen Gründe der transcend. Aesthetik, nachdem er fie durch eine oft wiederholte Vergleichung mit den übrigen Theilen des Systems verftanden hat, vollkommen befriediget haben; aber er ift eben so sehr überzeugt, dafs er den Sinn diefer Gründe noch itzt nicht gefasst haben würde, wenn er vorher ein entfchiedener Anhänger Lockes oder Leibnitzens gewesen, und die zu jenen Gründen gehörigen Voraussetzungen nach dem Sinne feines Syftems gedacht hätte..

fer Eigenschaft zur durchgängigen Einheit des Selbstbe-
wufstfeyns erwiefen worden. Diefe Entwickelung hat
unftreitig durch eine grössere Ausführlichkeit in Rück-
ficht auf ihre Hauptmomente, die in befondern f. mit
befondern Ueberschriften aufgeftellt find, beträchtlich
gewonnen. Sollte fich aber aus dem Grundfatze der Ein-
heit der Apperception die Unentbehrlichkeit vorherbe-
ftimmter Verknüpfungsarten der Verstandesbegriffe nicht
eben fowohl, als der finnlichen Anfchauungen, und folg-
lich die Priorität der Formen der Ideen nicht eben fo gut,
als der Categorien erweifen laffen? Freylich ift das Ei-
genthümliche der Categorien bey der Kantischen Dedu-
ction durch ihre Beziehung auf finnliche Anschauung des
innern und aufsern Sinnes, durch diefe auf Erfcheinung,
durch diefe auf Erfahrung, vortrefflich charakterifirt;
aber gewifs auch nur für diejenigen, welche mit dem
Vf., was er bey dem unerörtert zum Grunde gelegten
Begriffe der Erfahrung und bey feiner Erörterung der
finnlichen Vorftellung voraussetzt, gleich denken.
An der Veränderungen, welche bey der N. A. an
der Darstellung der Beweife von den Grundfatzen des rei-
nen Verftandes vorgenommen find, ift uns die glückfi-
che Bemühung, derfelben gröfsere Evidenz zu geben,
vorzüglich aufgefallen. Gleichwohl halten wir auch in
diefer neuen (und jeder andern möglichen Darstellung)
diefe Beweife zwar für nützliche, und wie fie hier ge-
geben find, meisterhafte Erörterungen, aber für keine
eigentlichen Beweife jener Grundfatze, die uns als fol-
che, eines Beweifes, der nicht etwa, aber ganz in an-
derer Rückficht, schon in der tranfc. Aesthetik und in der
Deduction der Categorien gegeben wäre, weder fähig,
noch bedürftig scheinen. Denn ift einmal von Raum
und Zeit erwiefen, dafs fie die Formen der finnlichen.
Anfchauungen, und von den Categorien, dafs fie die For-
men der Verknüpfung derfelben find, durch welche die
empirischen Anschauungen zur Erfahrung erhoben wor-
den; wie denn diefes das Hauptgefchäft der tranfcen
dentalen Aesthetik und der Deduction der Categorien ist,
fo folgt unmittelbar daraus, dafs die Formen der An-
fchauungen durch die Formen der Begriffe bestimmt, oder
die Schemate, nothwendige und allgemeine Merkmale
der Objecte feyn müffen, in wiefern diefelben eine Er
fahrung ausmachen. Die Grundfätze des reinen Ver-
ftandes find auch in der That nichts anders, als Urthei-
le, durch welche die Schemate als Merkmale (Prädica
te) der Objecte der Erfahrung ausgedrückt find. Als Be-
weis hingegen kann die Ableitung diefer Grundfätze aus
der a priori erkennbaren Form der Erfahrung dem Vor-
wurfe eines Cirkels nicht entgehen, indem in jene Form
der Erfahrung, wie fie bey diefem Beweise angenommen
werden müfste, fchon die Form der finnlichen Vorstel-
lung und der Begriffe im Kantischen Sinne hineingelegt
werden müfste. So beginnt auch wirklich der Beweis
von dem Axiome der Anschauung: S. 202. N. A. „Alle
Erfcheinungen enthalten der Form nach eine Anfchau-
ung in Raum und Zeit, welche ihnen insgesamt a prie
ri zum Grunde liegt." etc.

In der transcendentalen Analytik ift der dritte AbSchnitt des Leitfadens der Entdeckung aller reinen Verftandesbegriffe durch merkwürdige Betrachtungen über die Tafel der Categorien, aus denen fich aber hier kein Auszug machen lässt, bereichert worden. Man hat bald unter diefen Betrachtungen, bald aber in der darauffolgenden Deduction der Categorien, den Beweis vermifst:,,Dafs es nur zwölf, und gerade nur die auf ,,geftellten Categorien geben könne." Allein diefer Beweis hätte nach unferm Dafürhalten unmittelbar für die Formen, und folglich für die Tafel, der Urtheile gegeben werden müffen. So lange diefe Formen, ihrer Zahl fowohl, als ihrer Befchaffenheit nach, als ein blofses Factum aufgeftellt find; fo lange ift die Ueberzeugung, dafs die Tafel derfelben erfchöpfend und dabey nicht überzählig fey, unmöglich; eine Ueberzeugung, die zum Zweck der Kritik fchlechterdings unentbehrlich ift, den wefentlichften Punct der tranfcendentalen Analytik betrifft, und folglich nicht etwa erft beym Aufftellen des Syftems der Metaphyfik fich nachholen läfst.

In der Deduction der Categorien ift dasjenige, was in der ersten Auflage über die Eintheilung der Vermögen, welche die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung zunächst enthalten, nämlich Sinn, Einbildungskraft und Apperception gefagt wurde, gröfstentheils, und find die Abhandlungen von der Synthefis der Apprehenfion, der Reproduction in der Einbildungskraft und der Recognition im Begriffe ganz der Kürze aufgeopfert, und die Categorien als Formen der objectiven Verknüpfung finnlicher Anschauungen aus ihrer Unentbehrlichkeit in die

(Der Befchlufs folgt)

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Freytags, den 18. Februar 1791.

PHILOSOPHIE.

RIGA, b. Hartknoch: Kritik der reinen Vernunft, von
Immanuel Kant, etc.

(Befchlufs der im vor. St. abgebrochenen Recenfion.)

Die übrigen merkwürdigeren Veränderungen der fich verbürgt. Durch die Kritik der reinen Vernunft ge

neuen Ausgabe betreffen blofs das erfle Hauptflück des II. B. der tranfc. Dialektik von den Paralogismen der reinen Vernunft, das in Rückfickt der Darstellung durch mehreres Zusammenrücken, kürzeren und bestimmteren Ausdruck der Hauptmomente, und Weglaffung einiger zwar lehrreichen, aber entbehrlichen Entwickelungen, faft ganz umgearbeitet ift.

Durch die tranfcendentale Dialektik ift es unferer Ueberzeugung nach unwiderfprechlich erwiefen, dafs die Uebertragung der Prädicate, wodurch wir unfere Seele als Noumenon denken, auf diese Seele als ein Ding an fich nur durch Paralogismen möglich fey, dafs die Uebertragung der Prädicate, durch welche die Erfcheinungen als eine abfolute Totalität gedacht werden, auf die als ein Ding an fich angenommene Natur Antinomien, oder gerade herausgefagt, unvermeidliche Widerfprü che, erzeugen müffe, dafs die Uebertragung der Prädicate, durch welche das Ideal des allerrealiten Wefens gedacht wird, auf ein Ding an fich nur durch Verwechfelung des Noumenons mit dem Dinge an fich gefchehen könne, und dafs folglich die theoretische Vernunft durch keine Eigenthümlichkeit ihrer Natur berechtiget fey, das Gebiet unferer Erkenntnifs über die Sinnenwelt auszudehnen. Allein wenn es nicht erwiefen ift, dafs durch keine Idee ein Ding an fich als ein folches nicht nur (wie in der Kritik gefchehen ift,) vorgestellt werde, fondern (wie nur aus der Natur der Idee, in wiefern fie blofse Vorstellung ift, fich erweisen läfst,) auch nicht vorgefellt werden könne; dann ift freylich nur die Grundlofigkeit nicht die Unmöglichkeit der Uebertragung der Formen der Ideen auf Dinge an fich, und zwar nur aus den Eigenthümlichkeiten der theoretischen Vernunft als einer folchen dargethan, Es bliebe dann infofern jedermann unbenommen, den Grund zu einer folchen Uebertragung aufserhalb jenen Eigenthümlichkeiten für möglich zu halten, und wohl gar aufzufuchen. Es wür den fich auch bald kritische Philofophen finden, welche jenen Grund in der praktischen Vernunft entdeckt zu haben glauben. Aber die Folge diefes Grundes wird dann bey der vorausgesetzten Nichtunmöglichkeit der Vorftellung des Dinges an fich nicht mehr der Kantifche Verunftglauben, welcher der Gottheit die Merkmale, durch die er fie denkt, nur in Beziehung auf unfere Vernunft A. L. Z. 1791. Erfter Band.

beylegt, fondern eine neue Art von Erkenntnifs feyn, wobey jene Merkmale der Gottheit als Dinge an fich zukämen, und wir werden einen neuen dogmatischen Theis mus mit den Schwierigkeiten des Alten haben. Es würden fich kritische Philofophen finden, die jenen Grund in den Erfcheinungen entdeckt zu haben glauben, deren Wirklichkeit ihnen die Wirklichkeit des Dinges an warnt, würden fie weder die Form der pfychologischen Idee auf das vorstellende endliche Ich, noch die Formen der Kosmologifchen Ideen auf den Inbegriff der Erfchei nungen als Dingen an fich, noch die Form der theologi fchen Idee auf ein von dem endlichen Naturganzen und dem Ich unterfchiedenes Ding an fich, welches Gott hiefse, übertragen; dafür aber die Form der Idee überhaupt, oder die unbedingte Einheit und die drey befondern Formen der Ideen, nämlich des abfoluten Subjects, der abfoluten Urfache und der abfoluten Gemeinschaft für Merkmale des wirklichen Dinges an fich annehmen, das dadurch zur einzigen, unendlichen, allesbefaffenden Subflanz würde; und wir werden einen neuen, und zwar Kantifch-Spinozistischen Atheismus, haben. Es würden fich kritische Philofophen einfinden, welche jenen Grund in der übernatürlichen Offenbarung entdeckt zu haben glauben, und wir werden einen neuen Kantifch-philofophifchen Supernaturalismus haben. Es würden fich endlich kritifche Philofophen finden, die, indem fie die durch praktische Vernunft mögliche objective Realität der Ideen, mit der Uebertragung ihrer Form auf Dinge an fich verwechfeln, und entweder die eine oder die andere für unhaltbar ansehen, eine in jeder Rücksicht abfolute Grundlofigkeit des Gebrauchs der Ideen aufser dem Gebiet der Erfahrung behaupten, und uns einen neuen dogmatisch - kritischen Skepticismus geben dürften; der wenigftens in den Augen des Rec. dadurch nichts vor dem alten voraus hat, dafs er fich nur über das Gebiet der Moral und Religion verbreitet.

So lange es nicht ausgemacht ift, dafs die Form der Vorstellung überhaupt, und folglich auch die Form der Idee (die unbedingte Einheit) dem Dinge an fich nicht ohne Widerspruck beygelegt werden könne, fo lange wird auch derGrund von derForm der Idee in dem durch fie für vorstellbar gehaltenen Dinge an fich aufgefucht und gefunden werden; der Spinozismus wird, wie bisher, unter allen möglichen das confequentefte Syftem feyn, und die Handlung, durch welche unbedingte Einheit in unferm Bewusstfeyn gedacht wird, wird für eine Handlung des Dinges an fich, und zwar der Einzigen unendlichen Subftanz, angefehen werden müffen; die dann als folche allein praktische, in ihren Accidenzen, oder aber den endlichen Wefen, in welchen fie als vor

lii

fellend

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