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tere Gewalt, als feine Vorgänger. Und diefe Liebe, diefs Vertrauen fchafften ihm Zeit und Umstände, und eben fo fehr fein perfönlicher edelmüthiger Charakter und feine einfichtsvolle reife Klugheit, wovon hier eine Menge redende Beweife angeführt find. Den Adel fuchte er gleich durch Schenkungen, Lehne und Freyheiten zu gewinnen, und eben fo fuchte er den Befchwerden der andern Stände abzuhelfen. Er errichtete die fünf hohen Reichsbeamten und viele andere nöthige Bedienungen. Und nun bot er Dänemark, aber vergeblich, Frieden an. lich, Frieden an. Das 7te Cap. befchäfftigt fich blofs mit dem Kriege mit Dänemark. Bey Widsjö kam der König bey einem unvermutheten Anfall der Dänen in grofse Lebensgefahr, da er mit dem Pferde unter das Eis kam, und nur von P. Baner und einem Reuter gerettet ward, dem er fogleich fein filbernes Gehenk und hernach ein Gut fchenkte. gtes Cap. K. Karl IX. Begräbnifs. Des Königs gute Anftalten im Reich zur Auf helfung der Bergwerke, Sicherheit des Handels und der Münze, Abwendung aller Gewaltthätigkeiten. Entblöfster Zustand des Landes, Anleihen und Verpfändung des Eigenthums der Krone zur Anschaffung der Kriegsnothwendigkeiten. 9tes Cap. Gefandtfchaften an die Hanfeftadte, nach den Niederlanden und Oftfriesland um Hülfe gegen Dänemark; Vertheidigungsanftalten im Lande und Ausrüftung der Flotte, u. f. w.

damalige Lage in Anfehung anderer Europäischen Machte, befonders gegen feine Nachbarn, Rufsland, Polen und Dänemark, meisterhaft gefchildert. Cap. 4. Innerer Zuftand des Reichs. Der Adel klagte über Unficherheit feiner Privilegien, und viele, die aus dem Reiche entwichen waren, machten von Polen und Dänemark aus gefahrliche Anlagen. Die Priefterfchaft, die unter Karl des IX. Vorgängern von den Katholiken, und unter feiner Regierung von den Calviniften beunruhiget worden, war nicht fonderlich zufrieden, und viele darunter waren Anhänger von Dänemark. Die Bürgerschaft klagte über Verletzungen ihrer Handelsfreyheiten von Seiten der Regierung und des Adels, und der Bauer über die Befchwerlichkeiten des Krieges und die harten Auflagen, ja in Dalekarlien und den nordlichen Landfchaften äufserten fich fogar aufrührerische Bewegungen. Selbft die Thronfolge war unficher. G. A. war zwar bey feines Vaters Lebzeiten als Kronprinz erkannt; allein fowohl Herzog Johann, König Sigismunds Halbbruder, als die Reichsftände, konnten doch neue Einwendungen dagegen machen, und Karl IX. hatte daher in feinem Teftament die Stände fowohl, als feine Prinzen felbft, ermahnt, Herzog Johann für Konig zu erkennen, falls er die Regierung annehmen wollte, weil er fowohl älter, als reifer von Verftande wäre, und durch feine Geburt ein näheres Recht zur Krone hätte. G. A. nahm daher auch nicht gleich nach feines Vaters Tode den Namen eines Königs an, fo dafs wirklich Schweden zwey Monathe lang ohne König war. Alle Befehle wurden im Namen der verwittweten Königin, bisweilen doch auc zuglich Guftav Adolphs, ausgefertigt, und in ihren und Herzog Johanns Namen wurde der Reichstag om Ende des Jahres 1611 ausgefchrieben. Zuftand der ch v. Kriegsmacht, die fich mit den ausländifchen Truppen auf 40000 Mann beliefen. Ungeachtet des grofsen Geldmangels forgte die vormundschaftliche Regierung für die Ablohnung der Soldaten, und veranstaltete neue Kriegsveftungen zu Lande und zu Waffer. Sonftige gute Anftalten im Reiche felbft. 5tes Cap. Auf dem Reichstag zu Nicóping legten Herzog Johann und die verwittwete Königin die Regierung nieder, und G. A. trat folche an, gab feine königl. Verficherung von fich, und die Stände bewilligten ihm neue Abgaben. Cap. 6. So traurig auch die Lage des Reichs fowohl wegen des auswärtigen Krieges, als des Geldmangels war, fo trug fie doch mit dazu bey, die Liebe der Unterthanen gegen ihren neuen Regenten zu befördern. Karl IX. hatte fie gelehrt, quam fit intutum proritare Principis iracundiam. Der Senat und Adel machte fich Hoffnung, unter einem fo jungen Könige feine alte Macht wieder zu bekommen, und fie bekam wirklich durch die königl. Verficherung einen neuen Zuwachs. Wenn G. A. beym Antritt feiner Regierung alfo zwar Macht genug hatte, ein grofser König zu werden, fo hatte er doch in mancher Hinficht weniger Macht, als die nächst vorhergehenden Könige. Doch wenn die Macht eines Königs in der unbedingten Unterwürtigkeit der Unterthanen besteht, die fich mehr auf Liebe und Vertrauen, als auf gefchehenes Uebereinkommen gründet, fo hatte G. A. eine uneingefchrank

Zweyter Band. Kap. 10. Fortsetzung des danifchen Krieges. Einfall in Norden. Vorfallenheiten zur See. Kap. 11. Es läfst fich zum Frieden mit Dannemark unter englifcher Vermittlung an. Verübte Gewaltthätigkeit der Soldaten im Lande, undAnftalten zur Ablöhnung der felben, und zur Bezahlung der Kronfchulden. Das Geld war fo rar, dafs der königl. Leibfchneider für eine Foderung von 20 Rthlr. nicht anders als durch Anweifung an einen königl. Einnehmer auf die königl. Gefalle befriediget werden konnte. Dabey fuchte doch G. A. auf mancherley Art dem innern Handel und den Gewerben aufzuhelfen. Noch drohete ein neues Ungewitter aus Polen. Der Krieg in Rufsland dauerte auch fort. Wäre G. A., ehe Karl IX starb, zu de la Gardie nach Rufsland gegangen, er wäre gewif; dort zum Grofsfüriten angenommen worden; allein da er nun König von Schweden ge worden war, fo wurde den Ruffen bange, er möchte Rufsiand als ein Nebenreich vonSchweden anfehen wol len. Und da de la Gardie ihnen rieth, des Königs Bruder, den Prinzen Carl Philipp, eiligft dahin kominen zu laffen; fo ward folches von Zeit zu Zeit aufgefchoben. Daran war theils der danische Krieg, theils die Liebe der Königin, die den Prinzen nicht gerne von fich laffen, und der Gefahr in Rufsland ausfetzen wollte; theils der Neid gegen de la Gardie, am meisten aber G. A. Begierde Schuld, in eigener Perfon nach Rufsland zu gehen, um entweder selbit die Regierung über Nowogrod anzutreten, oder doch aus den in Russland gewonnenen Vortheilen für die Zukunft Nutzen zu ziehen. Der König fchrieb an de la Gardie, dafs er grofses Bedenken trage, feinen Bruder nach Rufstand zu fenden, theils wegen der Weitläuftigkeiten, fo darüber künftig zwischen ihm und feinem Bruder entstehen könnten, theils wegen der Schwierigkeiten eines Uebereinkommens, das vorher

unter

unter ihnen müsste feftgesetzt werden. Das 12te Kap. hat den Reichstag in Stockholm 1612, das Bedenken der Reichsftände und freywillige Beyträge zam Kriege mit Dännemark zum Gegenstand. Auch kommt hier die Heirath Herzog Johanns mit feiner Coufine, König G. A. Schwefter, vor, welche die Geiftiichkeit zum Theil in Bewegung brachte, und endlich der mit Dänemark auf ziemlich harte Bedingungen gefchloffene Friede im Jan. 1613 mit den darüber gepflogenen weitläuftigen Unterhandlungen. 13. Kap. Die auf den Frieden folgende Verlegung und Ablohnung des Kriegsvolks, und deffen Klagen und Gewaltthätigkeiten, die Einlöfung von Elfsborg und die dazu aufzubringende Geldfumme von einer Million Rthlr.. die innerhalb 6 Jahren bezahlt werden mufste, die Mifsbräuche bey dem Steuerwefen und den Freyfuhren, die Verleihung und Verfetzungen fast aller königlichen Gefalle, machte dem Könige viel zu schaffen. Das 14te Kap. entwickelt die preiswürdigen Bemühungen desKönigs nach dem Frieden um die Wiffenfchaften, den Handel, die Oekonomie und die Bergwerke. Die Akademie zu Upfala war ganz in Verfall, und die Lehrer unter einander in Streit gerathen. Meffenius nannte Rudbeck fogar einen Efel. Johann Raumann, der erfte und dann als noch einziger Doctor der Theologie in Schweden, war 1610 von Carl IX zum oberften Lefemeifter und Auffeher der Akademie verordnet; allein man befchuldigte ihn, er fey zu sehr auf der Seite der Meffenier, daher G. A. verordnete, dafs jährlich ein neuer Rector gewahlt werden follte. Dabey gab der König doch der Akademie viele Proben von feiner Freygebigkeit.

Der Hr. Vf. hat diefen beiden Theilen 20 Beylagen beygefügt, z. E. Guft. A. und des Senats Vorstellung an den danifchen Reichsrath1610, verfchiedene Urtheile des Kriegsrechts im Lager zu Rysby 1611, Verzeichnifs deffen, was zum Begrabnifs König Carl IX gebraucht und geliefert worden, Ulfeldt Brief an den dänischen Kanzler Friis und Statthalter Ranzqu vom Kriegsfchiff Argo bey Borkholm, Auszug aus des dänischen Reichsrath, RoJenfparres Kalender, 1612, Schreiben des Königs an Erich Forano, den ihm in Verlehnung gegebenen Bauern kein Unrecht zu thun, und verfchiedene Rechnungen über Einnahme und Ausgabe bey den vornehm ten Bergwerken. Diefe Beylagen find doch gröfstentheils, für die Auslander befonders, nicht wichtig. Auch in der Gefchichte felbft kommt manches dergleichen vor, und daher wäre es faft zu wünschen, dafs Hr. Prof. Moller in Greifswald, ftatt der verfprochenen Ueberfetzung diefes Werks, daffelbe mit Hinweglaffung delfen, was blofs für einen Schweden intereffant feyn kann, zu bearbeiten. Da bekanntlich die Dalinfche Gefchichte des Reichs Schweden gerade mit Carl IX aufhöret, fo könnte vielleicht die Gefchichte Guftav Adolps alsdann, wenn fie vollständig heraus ift, als eine Fortsetzung vom Dalin angefehen werden können, die doch vor der Dalinfchen manche Vorzüge haben würde.

STOCKHOLM, b. Nordström: Almänna Tidningar År gangen 1790. I. II. III. Delen. 1578 S. 8. Ebendafelbit, b. Cronland: Statsskrifter. Forfta Ban dets I. II. III. Afdelning. 1790. 367 S. 8.

Die Almänna Tidningar, welche Hr. Afs. und Bibliothekar Gjorwell herausgiebt, und wovon täglich ein halber Bogen erfcheint, find jetzt blofs politischen Inhalts, und der Recenfionen von Büchern werden darinn immer weniger. Als politisches Blatt betrachtet, unterscheiden fie fich indeffen durch Ausführlichkeit, Inhalt und Vortrag von andern politischen Zeitungen gar fehr zuihe rem Vortheil. Da aber der Begebenheiten, die aufzunehmen waren, und der politischen Verwickelungen immer mehr wurden, fo entfchlofs fich Hr. Gjörwell unter dem Namen Stats - Skrifter die Belege dazu befonders herauszugeben, die alfo fowohl als ein Werk für fich, als auch als Beylagen zu den Almänna Tidningar angefehen werden können. Diese Staatsfchriften, davon 72 Numern einen Band ausmachen, follen nicht allein die gegefchloffenen Allianzen, die Friedensfchlüffe, die Decla rationen der Minifter und Deductionen der Höfe, fondern auch folche historische Abhandlungen und Berichte enthalten, welche der Gefchichte unferer Zeit ein Licht geben, und uns ganze Nationen kennen lehren; fie follen ein historisches Archiv feyn, das fowohl Actenftücke als andre Belege zur Gefchichte unferer Zeit enthalten foll. Unter diefen Artikeln bemerken wir hier blöfs den igten, welcher eine Nachricht von der Revolution in Marocco im J. 1790 enthält. Noch nirgends haben wir eine fo umftändliche und zuverlaffige Nachricht davon gelesen, als hier. Sie ist von einem Augenzeugen im Lande felbft aufgefetzt, und von Tanger dem Hn. Herausgeber zu gefandt worden, und fie verdiente ihrer Merkwürdigkeit wegen, allgemein bekannt zu werden. Da die ipanifche Partey, die beym vorigen Kaifer fo viel galt, dem jetzigen Kaifer, deffen Mutter eine englifche Sklavin oder Renegate war, immer fo fehr entgegen gewefen,und fo viel Theil an den Graufamkeiten feines Vaters gegen ihn gehabt hat, fo lafst fich die jetzige feindfelige Gefin nung deffelben gegen Spanien daraus leicht erklären.

LONDON, b. Kearsly: The third Edition, with confiderable Additions. An authentic Detail of Particu lars relative to the late Duchefs of Kingston, during her connection with the Duke. her Refidence at Dresden, Vienna, St. Petersburgh, Paris and feve ral other Courts of Europe; alfo a faithful Copy of her fingular Will. 1790. 252 Seiten in 8. (1 Rthlr. 2 gr.)

Da diefes Buch, wie die Gefchichte feiner Heldin, bekannt genug ift, fo bleibt nicht viel davon zu fagen übrig. Auffchlüffe über fo manchen dunkeln Umftand, befonders darüber, warum die junge Chudleigh, nach der Aufklärung des Mifsverständniffes zwifchen ihr und Hamilton, nach der Entdeckung, dafs feine Briefe waren unterfchlagen worden, nach der Auflösung zwischen den beiden Verlobten, ihm dennoch aus ihrer geheimen Verbindung mit Hervey einGeheimnifs zu machen fortfährt;

Auffchlüffe folcher Art fucht man auch in diefer dritten Ausgabe vergebens. Statt derielben bekömmt man, aufser der auf dem Titel angezeigten, freylich fehr wichtigen Urkunde von der Seltfamkeit ihrer Denkungsart, und verfchiedenen Anmerkungen, auch noch (S. 237.) Zufätze von einer andern Hand, deren Ton viel zu hef

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tig ift, als dafs man diefe fchwarze Schilderung durchaus für treu annehmen dürfte.

Auf dem Titelkupfer erfcheint die grillenhafte Freundin des Vergnügens, wie einft auf einem Ball, als Iphigenia (S. 47.); in einem Coftume, das wenig zu den Attributen des Altares pafst, an welchem fie als Priesterin zu ftehen scheinen könnte.

FRANKFURT U. LEIPZIG, b. Varrentrapp u. Wenner: Beyträge zur Gefchichte der Baflille etc., aus dem

Franzöfifchen überfetzt, und mit erläuternden Anmerkungen verfehn. 1789. 8. II und III. Stück, Beide 287 S.

Eine Ueberfetzung der Baftille dévoilée. Da das Origi nal in der A. L. Z. No. 179. v. J. bereits um tandlich angezeigt ift, fo merkt Rec. nur bey diefer Ueberfetzung an, dafs fie fliefsend und treu ift, daß aber die erläutern den Anmerkungen höchst unbedeutend find.

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LITERARGESCHICHTE. Modena, b. der typographifchen Gefellschaft: Clementini Vannettii Commentariolum de Janne Baptifta Graferio. Accedunt nonnulla huius carmina. 1790. 87 S. gr. 8. (11 gr.) Der Ritter Vannetti fetzt feinen gelehrten Freunden und Landsleuten ein fchönes Deukmal nach dem andern. 1779 gab er das Leben des Aleffandre, und jetzt die Lebensbefchreibung eines andern gar nicht unmerkwürdigen Mannes heraus, den mehr eine gewiffe zufriedene Behaglichkeit und launige Indolenz, als Mangel der Verdienfte und ausgezeichne ter Talente von ausgebreiteterm Ruhm und höherm Emporkommen entfernt gehalten haben. Wir fanden in diefer Schrift die leichte gefällige Manier, die treffende Charakteristik und die ungezwungenen Reflexionen wieder, deren vereinbarte Wirkung beym Leben des Zorzi uns fchon für diefe Meifterhand einnahm. Mit feltener Kunft versteht der Vf. es, die Lefer für einen Freund zu gewinnen, in deffen Gemälde die Schatten dennoch nicht gefpart find. Graferi ward zu Roveredo 1718 in Dürftigkeit, aber mit grofsen Gaben, gebohren, durch welche er die Firmian, Sperges, Tartarotti, Giufti, Gaspari, Garampi zu Gönnern und Freunden erhielt, und feibft von dem je tzigen Pabft 1782 auf feiner Rückreife aus Deutfchland öffentlich mit grofser Diftinction behandelt, auch fonft von der grofsen Therefia befonderer Gnaden gewürdigt wurde. In der Jugend ftudirte er den Euclides; 1748 ftellte man ihn zu Roveredo als Lehrer der Beredtfamkeit und Dichtkunft an, welche Stelle er vier Jahre bekleidete, und hier unter andern den beredten Mathematiker, Fontana, bilden half, der immer für ihn die grösste Zärtlichkeit und Hochachtung behielt: da cui mi glorio, fchreibt er ihm mit herzlicher Ergiefsung, di aver fucchia

to il primo latte. Freundfchaftliche Veranlaffungen zogen ihn nach Deutschland, wo er 1761 zu Infpruck, an Rofchinanns Stelle, der Therefianifchen Bibliothek, die er in Ordnung brachte und mit Verzeichniffen verfah, vorgefetzt, und zugleich als Profeffor der Moral angestellt wurde. Die Deutschen, quibus, wie V. schreibt, fcientiae fidem, nifi crebris voluminibus, haud ferme facias, wollten Proben feiner Gefchicklichkeit fehen, und diefe legte ihnen G. in zween 1761 und 1775 geschriebenen Abhandlungen vor, de moralis philofophiae ad iurisprudentiam.neceffitate und de hiftoriarum ftudio deque hiftoricorum delectu. Zu Infpruck machte er fich mit der deutfchen Sprache mehr beym Glafe Wein und beym gefelligen Mahl, als durch mühfames Studium, bekannt; doch hat er deutfche Schriften übersetzt, wie z. B. Bohadich über den Bau der Acacie; (Bohedafch nennt ihn V. S. 42 unrichtig;) 'nach 13 Jahren begab er fich feiner Stelle, und lebte auf den Rath der Aerzte mit einem jährlichen Gehalt zu Roveredo in der Stille, wo er 1786 den 16ten Junius ftarb. Eine fchlechte Geftalt, ein heller Geift, und treffender, fchneidender Witz, ohne Galle, eine fchlichte, mit keinem Stolz begleitete Freymüthigkeit und Wahrheitsliebe, machten G. zu einem zweiten Aefop. Seine Gelehrsamkeit war aufserordentlich grofs; fein gewandtes Genie wufste mit ihr alles zu ̧¡machen;

er disputirte mit gleicher Fertigkeit und mit gleichem Erfolg über ein fchweres Thema aus dem canonischen Recht, wie er ein witziges Epigramm, eine fliefsende Elegie oder ein fchäkerhaftes Carmen macaronicum für feine Freunde hingofs. Seine Stärke war in der Beredtfamkeit; aber auch hier war er fich nicht gleich, und diefe Ungleichheit müfste die Wahl unter feinen vielen hinterlaflenen Schriften nicht wenig erfchweren. Souft hatten feine geiftlichen Reden vorzüglich den Beyfall der Menge. In der Dichtkunft war fein Liebling Horaz, deffen männlichen, lehrenden Spott er in einigen Sermonen glücklich nachahmte. In einem Lehrgedicht über die Vortrefflichkeit der Vernunftlehre, das er der grofsen Kaiferin zuschrieb, und deffen Abdruck zu Wien verhindert wurde, hatte er nicht weniger glücklich den Lucrez nachgeahmt. Einen edela Gebrauch machte er von seiner Feder, als er fich eines armen, blinden Vaters annahm, deffen einzigen Sohn man zu einem religiöfen Gelübde verleitet hatte. Diefe Schrift heifst; Della Vocazione e Profeffione Religiofa, d'un figliuolo unico di genitori, poveri. Que ftione Canonica trattata in tre lettere. Lacca, (vielmehr Roveredo,) 1760, in 4. So fuchte er auch dem Wirzburgifchen Pater Gaar, der noch 1749 die Verbrennung einer Unholdin hatte betreiben helfen, die Unfchicklichkeit und Unrechtmäfsigkeit eines folchen Verfahrens in einer eigenen lateinifchen Schrift, ob er gleich felbft Priester war, zu Gemüthe za führen, und 1762 widerfetzte er fich einer Kabale, die mis Begünftigung des Bifchofs von Trento und feines geiftlichen Gerichtshofes unter dem Vorwand der Entheiligung die Kir che zu Roveredo fperren liefs, in welcher das marmorne Denkmal feines Freundes Tartarotti, deffen freye Grundfätze die Vertheidiger des Aberglaubens nicht wohl vertragen konn ten, aufgeftellt worden war. Diefe Schrift, mit der fich G: gerade an die Kaiferin wandte, ift nicht gedruckt; geht aber in häufigen Abschriften in Italien herum. Viele andere Schriften des G., von denen die wenigsten im Druck erschienen, hat V. dem Titel nach aufgeführt. Am wenigften haben es ihm die Italianer vergeben können, dafs er die Schriften des Tartarotti, die ihm diefer nebft einer Summe Geldes zur Bekanntmachung in feinem letzten Willen anvertrauet hatte, und worunter die Materialien zu einem interessanten Werk über das Beurtheilungsvermögen befindlich waren, nicht in Druck hat kommen laffen. Auch das Leben des Tartarotti, das er doch aus feinem ftarken Briefwechsel gefammlet, und nur zu weitläuftig aus gearbeitet hatte, erfuhr diefes Schickfal. Noch bewahrt V. den ganzen Vorrath lateinifcher Briefe, die G. mit ihm ́aus Deutschland gewechfelt, und die wir, da fie zum Theil philo fophifchen Inhalts find, und ausführliche Erläuterungen über fchwere Stellen des Plautus und Terentius enthalten, hier gern beygefügt gefehen hätten. V. ertheilt uns dafür eine Auswahl von des G. lateinifchen Gedichten, die fein Urtheil über die fen feltenen Mann allerdings rechtfertigen. →

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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Sonnabends, den 12. Februar 1791.

GOTTESGELAHRTHEIT.

LEIPZIG, b. Crufius: Gefchichte der Entfiehung, der •Veränderungen und der Bildung unfers proteftantifchen Lehrbegriffs, vom Anfang der Reformation bis zu der Einführung der Concordienformel. Dritten Bandes erfter Th. 1788. S. 406. Zweyter Th. 1789. S. 544.

V

on diefem beträchtlichen Zuwachs einer der fchätzbarsten, und dem deutfchen Fleifs und Scharffinn Ehre machenden pragmatischen Geschichtsbeschreibungen würde Rec. fchon früher eine Anzeige geliefert haben, wenn ihn nicht erft die Erwartung der zweyten Hälfte des dritten Bandes, hernach das forgfame und oft unterbrochene Nachforfchen der vielen neuen und wichtigen Auffchlüsse, die er hier über einen bedeutenden Abschnitt der Reformationsgefchichte erhielt, aufgehalten hatte. Die ganze Frucht diefes Nachforschens besteht nun aber in der befestigten Ueberzeugung von der Unverbefferlichkeit des Werks im Ganzen, in der gründlichern Schätzung des mühvollen Fleifses, der zuverlafsigen Unparteylichkeit und der grofsen Kunft, mit welcher es ausgearbeitet ift, und in der erhöhten Hochachtung und Dankbarkeit gegen den verdienftvollen Verfaffer, Ha. Doctor Planck in Göttingen, als welcher fich nun, unter der Vorrede des ersten Theils, felbft genannt hat, nachdem das Gerücht, wie es bey folchen Meisterstücken plegt, feinen Namen fchon einige Jahre zuvor aus dem Dunkel, worinn fich feine Befcheidenheit verbergen wollte, hervorgezogen hatte.

Es ist die Gefchichte des Zeitraums von dem einen Augsburgifchen Reichstage, auf welchem die Confeflion übergeben, bis zum andern, auf welchem der Religionsfriede gefchtoffen ward, alfo die Gefchichte der Proteftanten in Deutschland von 1530-1555, welche den Inhalt diefes ganzen dritten Bandes ausmacht. Dies Vierteljahrhundert brachte nun zwar bey weitem nicht fo viele und grofse Veränderungen mit fich, als felbft das erfte Decennium der Lutherifchen Revolution, und es kann fcheinen, zumal wenn man auf die allmähliche Bildung des Proteftantifchen Lehrbegriffs fieht, welche doch das Hauptaugenmerk diefer Gefchichtsbefchreibung ift, dafs die in diefem Zeitraum vorgefallenen Begebenheiten von geringerm Belang feyn und kürzer abgefertiget werden dürfen, als die, welche vorhergingen und welche folgten. Denn faft fteht die Hauptfache nach Ablauf diefes Zeitraums noch auf eben dem Punkte, wo fie im Beginnen deffelben ftand, oder die Proteftanten erhalten doch im J.1555 erft, was fie fchon im J. 1530 verlangten, und was ihnen damals Gerechtigkeit und Klug A Low Zoe 1791. Erfter Band.

heit zuerkennen mussten. Dennoch lohnte es fich der Arbeit, die Periode eines dem Anfehn nach trägen Stillftandes, oder doch eines, unter abwechselndem Vorstrében und Rückkehren, unter weiten Umwegen und Krünmungen, merklich langfamern Fortgangs der Sachen, genauer und ausführlicher durchzugehen; und das eben um fo mehr, theils weil gerade jene Stockung in einem fo rasch und unbehindert unternommenen Werke, als die Reformation war, dem Beobachter Aufmerksamkeit ablocken, Befremdung erregen, und zur Nachfrage nach ihren Urfachen Anlass geben mufs, theils aber, weil gerade diefer Abschnitt der Reformationsgefchichte bisher noch am wenigften bearbeitet, oder doch, bis auf unferh Vf. pragmatisch so gut als gar nicht erläutert war. Gewöhnlich fucht man die Urfachen, warum die Ausführung der gewaltfamen Anschläge, die auf dem Reichstage zu Augfpurg 1530 wider die Protestanten gefasst wurden, fich bis 1546 verspätete, in den so oft abgeänderten Verhältniffen des Kaifers gegen Frankreich, den Papft, die Türken, Katholifche und Evangelifche Reichsftände, Aber diefe Urfachen wirkten, wie der Vf. sehr scharffichtig bemerkt, doch nur periodifch; fie hielten in diefen 15 Jahren den Ausbruch des Krieges vielleicht drey bis viermal auf; fie traten in mehrern Zwischenräumen gar nicht ein, wenigstens nicht auf eine folche Art, dafs man ihnen diefe Wirkung allein zufchreiben könnte. Der Vf. hat es also zuerst verfucht, wie fich durch eine folche Verwickelung der Begebenheiten hindurch kommen liefse; und diefer Verfuch ift ihm aufserordentlich glücklich gelungen.

Aus der, durch diefen ganzen Band fortgefetzten, genauern Betrachtung des ganzen Gangs der Begebenheiten, und vornehmlich aller Anschläge und Handlungen Karls V ergiebt fich, dafs der grofse politische Entwurf deffelben fchon im Anfange der deutfchen Religionshandel eben der war, welcher fich erst am Ende des Schmalkaldifchen Krieges offenbarte, und dafs deffen Ausfüh rung nur theils, wegen feiner complicirten Befchaffenheit, Gröfse und Kühnheit, von dem klugen Monarchen nicht befchleunigt werden durfte, theils auch, unter fo mannichfaltigen unvorhergesehenen Hinderniffen, von feiner in mehrere Reichre zertheilten, mit fo vielen und mancherley andern Sorgen befchäftigten Macht und Staatskunft eher nicht glücklich betrieben werden konnte. Das grofse Ziel, worauf alle feine Beftrebungen gerichtet waren, ehe er noch über die Mittel, es zu erreichen, reiflich nachgedacht hatte, war Deutfchlands Unterjochung. (So unwiderstehlich einleuchtend dies derVf. gemacht, und so oft bis zum Ueberfluffe, wie es bey einer felbfterfundenen glücklichen Hypothefe zur Auflösung einer verwirrten Frage leicht gefchehen kann,er es wiederZz

holt

holt und eingefchärft hat, fo könnte doch, zur Unterftützung der Gründe für die innere Wahrscheinlichkeit des Projects, noch der Umftand benützt werden, dafs gerade Karl V der erfte Kaifer war, welcher fich gefallen laffen musste, zur Sicherung der Freyheitsrechte aller Reichsftände durch eine Capitulation gebunden zu werden.) Und zur Vollstreckung diefes Werks mufsten ihm, fchon da er noch unentfchloffen wegen der zu treffenden Maafsregeln war, die Religionsirrungen in Deutschland fehr willkommen feyn; nicht als ob es ihm ein Ernft gewefen wäre, oder als wenn er wenigftens den Entfchlufs feftgehalten hätte, die Proteftanten zu unterdrücken: fondern er wollte fie nur, je nachdem die Umtände fich fügen würden, auf eine oder die andre Weife zu Werkzeugen feiner Abfichten machen. Daher fahe ers auch allezeit gern, dafs die Katholifchen Reichsftände den Eingebungen des Religionseifers folgten, und den Krieg mit den Ketzern anfingen, damit fie fich wechfelfeitig entkräften möchten, er aber zuletzt mit ungefchwächter Macht zwifchen eintreten und alle um fo leichter verfchlingen könnte; und eben die Abneigung und Unfchlüffigkeit der katholifchen Stände, in diefem Stück des Kaifers Willen zu thun, gehört mit zu den Urfachen des langwierigen Auffchubs einer entfcheidenden Unternehmung wider die Proteftanten. Aufserdem aber gehörte auch das in den Plan der Erweiterung der kaiferlichen Gewalt in Deutschland nothwendig, dafs der Papft gedemüthiget und alles für diefe Gewalt nachtheiligen Anfchens beraubt würde. Eben dazu konnte und folite ihm die lutherifche Secte behülflich feyn, alfo auch nicht veriilgt, oder doch nicht eher ganz vertilgt werden, bis fie in dem Operationsplane, den ihre Theologie mit des Kaifers Politik gemeinfchaftlich vor Augen hatte, in der Zerftörung der Papftifchen Macht gute Dienste geleistet hätte. Daher denn jenes fchonende und glimpfliche Verhalten des Kaifers gegen die Proteftanten, felbft alsdenn, wenn gar kein fchein barer Grund der Schonung vorhanden war; daher die Verzögerung der fo oft befchloffenen Anfchläge wider fie; daher die vielen, fchon fo oft fruchtlos abgelaufenen, und doch immer, auch mit Unwillen des Papfts, wieder angefangenen Religionsgefpräche und Friedensunterhandlungen; daher fo viele Kälte und Ungefälligkeit gegen den Papft, fo heftiges Betreiben eines Conciliums, wenn es Zeit zu feyn fchien, und wiederum fo ernstliches Hintertreiben, wenn es ungelegen war; daher der unverwandte Blick auf alle Schritte, welche die Curie, oder ihre Legaten, oder die von Rom infpirirte Synode unternahmen.

Dies ist in der Kürze der Hauptgedanke, welchen der Vf. in diefem Bande bey allen vorkommenden Fällen, wo fich die Entscheidung des Schickfals der Proteftanten zu nähern, oder zu entfernen, wo der Kaifer feine Abfichten zu verrathen oder zu verbergen, zu befolgen oder zu verändern fcheint, mit einer Menfchenkenntnifs, Haltung, Feinheit und Beredfamkeit durchgeführt hat, wel che Bewunderung verdient. Man darf weder behaupten, dafs diefe Aufklärung erzwungen, und der dem Kaifer zugeeignete Plan mit feinem Charakter. oder, we gen ganzlicher Unausführbarkeit, mit feiner Klugheit

unverträglich fey, noch auch, dafs der Vf. zu viel Mühe und Kunft darauf verwandt habe, ein Gewebe von Staatsgeheimniffen und Stratagemen auszufpinnen und aufzu putzen, von welchem, wie es da liegt, auch selbst ein Karl V. ganz gern der Erfinder gewefen feyn möchte; denn war das einmal der Plan des Kaifers, was der Vf. dafür halt, fo erfoderte in feiner ohnehin fo verwickelten Lage, die Voliftreckung deffelben allerdings die abgemeffenften Schritte, die bedachtfamfte Oekonomie, die feinfte Gleifsnerey, und fo mufste auch der Gefchichtfchreiber, welcher den Plan wiederfinden und deffen fucceffiverVollendung nachgehen wollte, mit den fchärfften unverwandten, die verborgenften und kleinften Züge und Merkmale auffpähenden, Blicken und mit einer oft den Anfchein der Spitzfindigkeit annehmenden Auslegungskunft die Sache angreifen. Ein Zweifel fiel uns mehrmals bey dem Studium diefer fonft fo befriedigenden Auflösung des grofsen Räthfels auf: warum doch Karl V nicht lieber mit den Proteftanten Partey machte, wenn ers auf die Zertrümmerung des deutfchen Staatsgebäudes angefehen hatte; fie waren doch mehr als einmal der mächtigere Theil des deutschen Reichs; fie bewarben fich fo eifrig um feine Gunft, und wurden, schon durch den ftarken Schein einer Annaherung zu ihnen, mit übermüthigen Hoffnungen erfüllt; was würden fie nicht für ihn gewagt und gethan haben, wenn er fich wirklich mit ihnen eingelaffen hätte? Mit dem Papfte wäre alsdenn der Kaiser schon fertig, die geiftlichen Staaten wären bald bezwungen, oder ihre Regenten, (wie z. B. ein Kurf. Hermann von Cöln) leicht zu gewinnen gewefen, u. f. w. Wir halten den Zweifel felbft nicht für unauflöslich, und errathen faft, wie der Vf. ihm begegnen würde; doch auch nicht für ganz unerheblich, dafs er nicht verdient hätte, bey guter Gelegenheit beantwortet zu werden.

In den übrigen, speciellern Entwickelungen der Begebenheiten diefes Zeitraums finden wir eben den und noch grössern Aufwand von Fleifs und Geschicklichkeit, alsin den beiden ersten Banden, und es würde uns fchwer fallen zu fagen, um welchen Theil der Gefchichte der Vf. fich am meisten verdient gemacht. in welchem er seine Vorgänger mehr übertroffen, oder welchen er vorzüglich aufgeklärt oder fchön dargestellt habe: fo vortreflich. ist alles. Denen, welche das Buch öfter auffchlagen müffen, oder welche auch ein fie befonders angehendes Stück darinn aufinden und nachlesen wollen, würde gewifs ein Regifter, welches vermuthlich erst am Schlufs des ganzen Werks folgen foll, oder doch eine Inhaltsanzeige bey jedem Theile fehr willkommen feyn.

Faft keine der in diefem Bande vorkommenden Materien wird, ohne genauere Prüfung der Urkunden oder Berichte, ohne nähere Erörterung der Umftande, ohne neues Licht darüber zu verbreiten, abgehandelt. Gelegentlich werden die Erzählungen anderer Gefchichtfchreiber kritífch berichtiget, die Uebereilungen auch der beften, als eines Sarpi, Robertfons, angemerkt und vornemlich die Gefchichtsverfalfchungen und fchiefen Rafonnements des Wiener Historikers dem Lefer vor Augen gelegt. Wer darinn den Vf. einer Parthe, lichkeit befchuldige wollte, würde ihm aufserlt Unrecht thun 3

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