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905

Numero 39.

306

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

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Montags, den 7 Februar 1791.

ARZNETGELAHRTHEIT.

BERLIN, b. Himburg: Archiv für die allgemeine Heilkunde. Herausgegeben von Auguft Friedrich Hecker, Dr. und Prof. der Arzneywiffenschaft zu Erfurt. Erfter Band. 494 S. 8. (1 Rthlr. 8 gr.) egenwärtiges Werk, um deffen Unterstützung durch paffende Beyträge der Vf. die Gelehrten bittet, foll 1) ungedruckte Auffatze und Abhandlungen, 2) Ueberfetzungen und Auszüge aus den Werken unferer Vorfahren, 3) Recenfionen und 4) Briefe, Nachrichten, Ankündigungen u. dgl. enthalten. Wider diefen Plan haben wie nur diefes zu erinnern, dafs nicht felten die Rubriken N. 2, 3, 4. das Buch ohne Noth vergrössern werden und dafs es überhaupt beffer feyn würde, wenn der Vf. die Bände feines Archivs fparfamer, in diefen aber nur eigene Abhandlungen liefern möchte. Befonders Befonders wünschen wir, dafs die Ueberfetzungen künftig entweder ganz wegbleiben, oder nur fparfam eingerückt werden mögen. Es wird keinem Arzte angenehm feyn, lateinifche Schriften, die jeder gelefen haben muss, in diesem Archiv deutsch zu lefen, gefetzt dafs auch die Ueberfetzungen fehlerfreyer feyn follten, als fie Rec. in diefem ersten Band gefunden hat. Wenn wir auch dem Vf. gern zugeftehen, dafs z. B. Stahl und Friedrich Hoffmann grofse Verdienfte um die allgemeine Heilungswiffenfchaft haben, die man in den neuern Zeiten verkannt hat; fo wird doch dadurch eine Ueberfetzung der Schriftten diefer Aerzte, die zu dieser Wiffenschaft gehören, nicht gerechtfertigt. Eher würde es ein Gegenstand einer eigenen Abhandlung des Vf. feyn, zu zeigen, was die allgemeine Heilungswiffenfchaft war, da diefe grofsen Männer fie zu bearbeiten anfingen, und wie weit fie fortgerückt war, da fie diefelbe zu bearbeiten aufhörten.

Die eigenen Abhandlungen des Vf. gehen bis S. 76, nehmen alfo einen kleinen Theil des weiten Raums ein. Erft handelt der Vf. von den Gränzen der allgemeinen Heilungswiffenfchaft. Es ift fchon aus feinem Handbuch bekannt, dafs er diefe weiter ausdehnt, als vorher gefchehen war, und dafs er die allgemeinen Heilungsgrundfatze der Entbindungskunft und Wundarzney, die weit bequemer mit diefen Wiffenfchaften vorgetragen werden, mit in denGränzen der Therapeutik begriffen wiffen will. Seine Definition der allg. Heilungswillenfchaft ift daher auch folgende: Sie ist der Innbegriff aller allgemeinen Regeln aus dem ganzen Umfange menfchlicher Kenntniffe, die bey der Kur aller, oder doch sehr vieler unter einander über einfimmender widernatürlicher Zustande, es mögen diefe un zu der innern oder zu der eigentlichen Therapie, oder tur Wundarz Weykunft, oder zur Geburtshilfe gerechnet werA. L. Z. 1791. Erster Band,

den, zu befolgen find. Wir haben faft fo viele Definitionen der Therapeutik, als Handbücher über diefe Wiffenfchaft, wovon eine ihr diefe, die andere jene Ausdehnung giebt. Wenn wir annehmen, dass keine Krankheit ohne widernatürliche Veränderung im Körper exiftirt und die Therapeutik keine andern Veranderungen heben lehrt, als folche, durch welche Krankheiten existiren, fo möchte des Vf. Erklärung einer andern nachstehen, die Rec. feinen Schülern zu geben gewohnt ift: Die Therapeutik, lehrt was bey Heilung aller Krankeiten im Allgemeinen zu beobachten ist und wie die Veränderungen zu heilen find, durch welche Krankheiten existiren. Daher hat auch der Vf. recht fehr gut erwiefen, dass es nothwendig fey, in der Therapeutik die pathologifchen Grundfätze, infofern fie zur Kenntnifs dieler Veränderungen nothwendig find, mit vorzutragen. Merkwürdiger Einfluss der Krätze auf die Blattern, vom Herausg. Er fucht durch theoretische Gründe zu erweifen, dafs es nachtheilig feyn kann, wenn fich das Pockengift zu der Krätzmaterie gefellet, welche entweder von der Oberfläche reforbiret worden ist, oder die Safte überhaupt verdorben hat. Zwey Fälle von bösartigen und tödtlichen Pocken, welche, bey einer der gutartigften Seuchen, zwey Kinder aus einer Familie befielen, die die Krätze hatten, follen diefes bestätigen: die Frage aber ift nicht beantwortet, ob nicht etwa andere befondere Veranlaffungen bey diefer Baurenfamilie beygetragen haben, die faulichten Pocken zu bewirken ? Verfuche, die eigentliche Wirkungsart folcher Mittel zu beftimmen, die oft als specififche angefehen werden, vom Herausg. Specififche Mittel find nach dem Vf. folche, in welchen die Vernunft a priori keine Kräfte einen gewiffen bestimmten widernatürlichen Zustand des Körpers zu beftreiten entdecken kann (werden aber wohl diefe Kräfte in andern Heilmitteln, die nicht fpecififch find, a priori entdeckt? Entdecken wir in der Jalappe die purgirenden Wirkungen a priori?) und die fich blofs in vielen Fällen (bey beltimmten Krankheiten und in bestimmten Fällen diefer Krankheiten) nützlich erwiefen haben. Der Vf. will verfuchen, die Heilkräfte diefer Mittel theoretisch zu erklären und giebt als Probe die Erklärung der wider die Luftfeuche gerühmten Mittel, verfpricht auch in der Folge mehrere folche Erklärungen zu liefern, unter denen wir auf die Erklärung der Wirkungsart der Mittel wider die Wafferfcheu von dem Bifs wüthender Hunde am begierigften find. Die Erklärung der Wirkungsart des Quecksilbers bey der Luftfeuche ift kürzlich folgende: Das Gift der Luftfeuche hat seinen Sitz in dem lymphatifchen Syftem. Es kann nicht anders aus demfelben gebracht werden, als durch eine Reizung, durch welche die Thätigkeit des lymphatifchen Systems zur UeberwinQq

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dung der Krankheit erhöhet wird, und diese Reizung bewirkt das Queckfilber. Auch den Speichelflufs erklärt er blofs durch diefe Reizung, durch welche er auch die Wirkung der meisten andern Mittel erklärt, die man wider die Luftfeuche empfohlen hat.

Nun folgen die Uebersetzungen und Auszüge aus den Werken unserer Vorfahren, über welche wir oben unfer Urtheil im Allgemeinen 'fallten: 1) A. Corn. Celfus Grundfätze aus der allg. Heilkunde, aus deffen 8 Büchern von der Medicin ausgezogen, geordnet und neu berfetzt. Wir haben nur die Einleitung genau mit dem Text verglichen und diefe Vergleichung hat uns von der Arbeit des Vf. nich: den beften Begriff gegeben. Eine Ueberfetzung muss die Ideen ihres Originals genau ausdrücken; fie mufs nur das fagen, was der Vf. fagen wollte der Uebersetzer muss mit seinem Verfaffer, mit feinen Lehren, mit dem Geifte und den Lehren feines Zeitalters und feiner Vorgänger bekannt feyn. Aus folgenden Proben wird man beurtheilen können, ob diese Erfoderniffe bey Hn. H. anzutreffen find. S. 80. Aeskulap gab der Kunft (Scientia) etwas mehr Anfehen, paulo fubtilius excoluit. Rerum naturae cognitio S. 3. nach Kraufens Ausg. ift bey dem Vf. nichts weiter, als Naturkunde, da es doch offenbar, wie alle Stellen in der Vorrede lehren, hier die Kenntnifs der innern Verrichtungen des Körpers, und überhaupt dasjenige bedeutet, wodurch fich die medici rationales von den Empirikern unterfchieden. Ueberhaupt hat der Vf. die Nachrichten des Celfus von den Lehrfätzen der medicorum rationalium fehr fehlerhaft übersetzt. Abditae caufae heifsen bey ihm die entfernten Urfachen, da fie doch bey diefen Aerzten gerade das Gegentheil, nemlich die nächften waren, welches er fchon daraus hätte sehen können, dafs Celfus die caufas abditas et morbos continentes zufammenftellt, wenn er es aus der gleich S. 4. folgenden Erklärung des Celfus nicht gesehen hatte. Eben fo unbestimmt find die Ausdrücke des Vf. bey Erzahlung der Lehrfatze der Empiriker und bey Beurtheilung der Lehrfätze beider Secten, fo dafs wir überzeugt find, es werde keinem Lefer gelingen, fich aus diefer Ueberfetzung einen deutlichen und bestimmten Begriff von den Lehrfätzen machen zu können, deren Geschichte Celfus in der Vorrede vorträgt. Nur noch etliche Proben wollen wir anführen, zur Beftätigung unfers dem Anfchein nach harten Urtheils. S. 91. läfst Hr. H. den Celfus fagen: So kann z. B. die Gebärmutter ihre Stelle verlaffen, fo lange der Mensch lebt. Sobald das Zwerchfell durchschnitten fey, müffe der Mensch terben, und doch müsse dieses gefchehen, wenn der morderische Arzt alle innern Theile betrachten will. Celfus ftellt die Gründe dar, welche die Empiriker der von einigen Dogmatikern vorgeschlagenenOeffnung lebendiger Menfchen entgegenftellten und fahrt nun S. 11 fort: Nam uterum quidem, qui minus ad rem pertineat, fpirante homine poffe diduci: fimulatque vero ferrum ad praecordia acceffit et disciffum transverfum feptum eft, hominem protinus animam amittere: ita demum mortui praecordia et vifcus omne in confpectam latrocinantis medici dari. Wie gar keinen Sinn diefe Stelle nach Hn. H. Ueberfetzung gebe, fehen nun die Lefer, fo wie dafs hier uterus etwas ganz anders, als die Gebärmutter heifsen müffe,

welches auch der Vf. fchon in jedem Wörterbuch gefunden haben würde. S. 93 wird gefagt, dafs der edlen Frau, von welcher Celfus S. 13 redet, ein Stück vertrocknetes Fleisch aus den Schaamtheilen hervorgetreten fey, (carne prolapfa et arente.) S. 95 Lehren von verborgenen Dingen, conjecturae rerum latentium. Ebendaf. dafs die Anftellung der Verfuche nur wenig Vortheile gewähre, parum artis effe in obfervatione experimentorum. Wir übergehen fehr viele andere Stellen, die wir bey der Vergleichung bemerkt haben und wünschen nur noch, dafs der Vf. feine Behauptung S. 98 in der Note: dafs die Dogmatiker und Empiriker der allgemeinen Heilkunde von jeher zum gröfstenNachtheil gewefen find, in einer eigenen Abhandluug historifch erweifen möge. Nun folgt eine wörtliche Ueberfetzung der Werlhofifchen treflichen Schrift: de doctrina methodicorum, aus den Werken diefes grofsen Arztes, die in den Händen aller gebildeten Aerzte find und hier theils unnöthig die Bogen füllt, theils wegen der aufserordentlich vielen Fehler in Rechtschreibung der Nahmen nicht verftanden werden kann, wenn man das Original nicht bey der Hand hat. Endlich folgt Sanctorius de flatica medicina, mit Anmerkungen des Vf. Von S. 297 an ftehen Recenfionen und unter dem Artikel: Briefe, Nachrichten, u. dgl. finden fich Auszüge aus Briefen, den neueften Zuftand der medicinifchen Literatur in Italien betreffend.

LEIPZIG, b. Crufius: Medicinifche Skizzen von D. Johann Carl Heinrich Ackermann, ausübendem Arzt in Zeiz. Erftes Heft. 1790. 81 S. 8. (4 gr.) Von dem Plan, den der Vf. befolgen und was für Materien er behandeln will, giebt er keine Nachricht. Der Inhalt diefes erften Heftes fcheint anzuzeigen, dass er fich vorzüglich mit der fpeculativen Heilkunde befchäftigen werde, und es läfst fich hoffen, dafs er künftig in diefem Fache vielleicht manches Gute leisten werde. Es enthält folgende Abhandlungen: I) Ueber die Späte Entwickelung einiger Krankheiten. Man hat bisher angenommen, dafs, wenn eine Anlage zu einer Krankheit in dem Körper vorhanden fey, diefe nicht eher in eine wirkliche Krankheit übergehen könne, als bis eine gelegentliche Urfache, und zwar eine folche, die die Anlage in Wirksamkeit zu fetzen fähig fey, dazu komme. Diefe Theorie, die aber der Vf. nicht fo darftellt, wie fie dargestellt werden mufs, mifsfallt ihm, weil oft keine Krankheit entstehe, wenn auch beide Arten von Urfachen zusammen kommen. Er glaubt die Urfachen, warum bey vorhandener Difpofition die Krankheit oft fehr fpät entwickelt werde, ganz anderswo zu finden, als woman fie bisher gefucht hat, nemlich in der Heiterkeit der Seele, in der langfamen Entwickelung der Seelenkräfte, in der Trägheit und zu grofsen Thätigkeit der Lebenskraft, in dem zu gefchwinden und zu langfamen Wachsthum des Körpers, in der Sympathie, im Uebermaafs der Säfte, in der Bewegung derfelben und in der zu geringen Menge der Krankheitsmaterie. Im Grunde giebt alfo der Vf. einen Theil der Urfachen an, welche machen, dafs bey vorhandenen gewiffen An+ lagen und gelegentlichen Urfachen, von denen die Er

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fahrung gelehrt hat, dafs fie in Verbindung mit der erftern Krankheit erregen, dennoch die Krankheit nicht ausbricht, welches aber bey gewiffen Veränderungen im Körper, beym Zahnen, der Mannbarkeit, dem Wochenbett u. f. w. leichter gefchehen kann. Seine Erklärungen find nicht immer richtig. Rec. kann z. B. nicht auf des Vf. Wort glauben, dafs die nächste Urfache einer Krankheit fchon lange in dem Körper feyn kann, ehe die Krankheit felbft entsteht. Auch drückt er fich nicht felten fehr unbeftimmt aus. Was find z. B. die unvollkommenen Krifen, die eine geraume Zeit in dem Körper verfteckt bleiben können? Auch die Thatfachen, die er anführt, follte er beffer bewiefen haben. Weil vor der Entwickelung der Hämorrhoiden insgemein ein Rheumatismus erfcheint, fo foll die Anlage zu denfelben zuerst ihren Sitz in dem lymphatischen System haben. Solche Sätze, deren mehrere vorkommen, dürfen nicht fo hingeworfen, fie müffen erwiefen werden. II) Verfuch einer Theorie von Ausartung verfchiedener Krankheitsstoffe. Der Vf. nimmt an, dafs die Krankheitsftoffe, für fich betrachtet, ausarten könne, dafs die Pockenmaterie in die rachitische und scrofulöse Materie, die Maferamaterie in diefe und in Flechten ausarten könne: er nimmt Ausartungen des venerifchen Giftes an, aber freylich ohne zu beweifen, dafs diefe Ausartungen wirklich exiftiren. (Die Würmer, von denen Hr. Wichmann die Krätze abgeleitet hat, kennen wir nicht, wohl aber die Milben. III) Gedanken von der Nothwendigkeit und dem Nutzen geheimer Gefellschaften unter den Aerzten. Sie follen befonders dazu dienen, dass, wenn ein Kranker feinen Arzt aufgiebt und einen andern wählt, erfterer durch die Gesetze derGefellfchaft verbindlich gemacht werden foll, letzterm von den Umständen der Krankheit und den gebrauchten Mitteln genauen Bericht zu geben. IV) Ueber den aufserlichen Gebrauch abführender Arzneymittel. Wenn die heftigen Purganzen fo zuverlaflig wirkten, als fie nicht wirken, wenn man fie nicht wirken, wenn man fie einreibt, fo würden fie in dem Darmcanal doch nicht ohne Nachtheil wirken, welchem eben der Vf. durch feinen unanwendbaren Vorschlag begegnen will. V) Von dem Nutzen der Leibesverftopfung. Kein Menfch hat noch gelaugnet, dafs gewiffe Ausleerungen durch flüssige Stühle vermindert werden. Ein Beweis von dem Hang des Vf. zu Paradoxien fey noch folgender: Weil verftopfter Leib falfche Wehen verurfachen kann, die oft in wahre übergehen, und weil die Leibesverftopfung zuweilen einen Abortus bewirket hat, foll harter Unrath in dem obern Theil des Grimmdarms dié Geburt befördern!

NÜRNBERG, b. Weigel u. Schneider: Henrici Palma tü Leveling, Ser. Elect. Bav. Pal. confiliarii aul., in univ. Anglipolitana anat. chir. et inftitutionum med. P. P. etc. Obfervationes anatomicae rariores, iconibus aeri invifis illuftratae. Fasciculus primus 1787. 4 162 S. nebft fünf Kupfertafeln, (1 Rthlr.) Der bekannte Hr. Vf., war von feinem Landesher ten, dem Kurfürften von Pfalz-Bayern, zum Jubelfeft der Heidelberger Univerfität als Deputirter der hohen Schule Ingolitadt abgefchickt worden, und liefert hier

diefen Band merkwürdiger anatomischer Beobachtungen, als einen Beytrag zu denen Feyerlichkeiten jenes Jubelfeftes, bey dem er Gaft und Zeuge war. Derfelbe begreift drey Abhandlungen. Die erfte enthält Beobachtungen des Vf. über die Klappe des Euftach und über das eyrunde Loch in der Scheidewand der Vorkammern des Herzens. In den Kupfertafeln, welche diefe erste Abhandlung erläutern, find die kleinen sehnichten Faden (fraemula), welche fich an der innern Seite der Euftachifchen Klappe anfetzen und fie unterstützen, wenn fie ausgespannt wird, fehr gut ausgedrückt, und man fieht hier auch den befondern Fall einer allein mit vielen runden Löchern durchbohrten Eustachifchen Klappe, welche Klappe fonft netzförmig zu erfcheinen pflegt, wenn fie von der Gewalt des Blutes durchlöchert wird. Die zweyte Abhandlung befchreibt einige feltene Fälle von zweygehörnten Gebärmüttern: von denen einer noch dadurch merkwürdiger ward, dafs fich oben die Mutterscheide in einen blinden Sack endigte, oline dafs die Spur eines Muttermundes und deffen offenen Canals da war. Eine diefer Beobachtungen machte der Vf. beym Zergliedern des Körpers einer Magd von ungefahr 20 Jahren. Ihre Gebärinutter ift auf der dritten Tafel fo gezeichnet, dafs die Scheidewand ihrer beiden Hölen nicht allein deutlich ins Auge fällt, fondern dass man es auch bemerkt, wie fich die aufgefchnittene linke Hole, gegen die Muttertrompete zugefpitzt, endiget. Das Jungfernhäutchen war zwar zerriffen, doch bildete es noch in der Nähe der Mutterfcheide einen runden häutigen Ring. Der Gebärmuttergrund war, wie gewöhnlich, in der Mitte etwas eingebogen, und im Mutterhalfe ward die Anlage zu einem Fleischgewächfe bemerkt. Eine andere zweygehornte Gebärmutter fand der Vf in dem Körper einer alten Frau, welche unverheyrathet ftarb. In der Abbildung diefer Gebärmutter ficht man den noch feltenern Bau, dafs die Mutterscheide fich in ein stumpfes rundes Ende oben verliert, an welchem in der Gegend des Mutterhalfes fich ein Hügel aufwirft, der nur durch ein äufserft feines Loch durchbohret wird, welches fich blofs in der Substanz der Gebärmutter fortfetzt. Um diefes noch deutlicher zu zeigen, ift in der kleinen Oeffnung jenes Hügels eine Borfte hineingebracht, welche man in der Subftanz der Gebermutter herauskommen fieht. Oben im Mutterhalfe fieht man die kleine zirkelrunde Oefnung der gemeinschaftlichen Höle der Gebarmutter, welche Oefnung hier den innern Muttermund darftellt. Die gemeinfchaftliche Höle diefer Gebarmutter gleicht einem runden Sacke, in den fich die Hölen beider Hörner endigen, und an der aufgefchnittenen Hole des rechten Hornes fieht man es deutlich, wie fie fich, gegen die Muttertrompete hin, allmählich veren gert, und gegen die gemeinfchaftliche Höle allmählich erweitert. Die Eyerftöcke waren bey diefem Falle aufserordentlich klein, und die ganze Gebärmutter zwar, wie gewöhnlich, in der Mitte etwas eingedrückt, übrigens aber unförmlich geftaltet. Die dritte Abhandlung diefer Sammlung betrifft die Brüche und Spalten der Knochen des Schädels, und hat einen Anhang von einigen vom Hn. Vf. beobachteten feltenen Bildungen einzelner Knochen. Der Körper jener Magd gab auch zur Ab

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handlung von den Brüchen und Spalten der Schädelknochen Gelegenheit, denn diefe Magd war durch eiren Sturz auf den Kopf plötzlich getödtet worden. Man fand bey ihr Verletzungen der Kopf-Knochen, über welche noch bisweilen Zweifel erregt werden; z. B. Spalten, welche fich äftig theilten, und von der Gegend, wo die aufsere Gewalt auf den Schädel wirkte, entfernt, grösser wurden als fie es unmittelbar am Orte der Verletzung waren; Ferner viele Gegenspalten (Contrafiffurae) am Schädelgruude, und zerriffene Blutbehälter, ohne dafs im Gehirn feblft Verletzungen der Substanz anzutreffen waren. Die befchriebenen und abgebildeten feltenen Beobachtungen vom abweichenden Knochenbau, find folgende: Ein Atlas, deffen Queerfortfatze fehr kurz find; es erheben fich aber von diefen Fortsätzen ungewöhnliche Knorpel-Anfatze, welche nach oben gekrümmet werden. An dem Knochenhügel, der am vordern Bogen des Atlas, deffen Körper bildet, befindet fich eine gröfsere ungewöhnliche Erhabenheit nach oben, und eine kleinere nach unten. Das Hinterhauptsbein eben die fes Kopfes, welches an eigenen kleinen überknorpelten Seitenflächen die Knorpel-Anfatze der Queerfortfatze des Atlas aufnimmt. (Ein achtes Halswirbelbein; beffer, vielleicht ein ungewöhnliches Rückenwirbelbein genannt, weil zwey kleine überflüssige Rippen mit diefem Wirbelbein vereinigt waren. Von diefen Rippen, welche weit kleiner find als die fonftigen erften Rippen, über welchen fie lagen, war die der linken Seite doch etwas grösser und dicker, als die der rechten Seite. Zuletzt eine vierte und fünfte wahre Rippe der linken Seite, welche an ihrem Halfe eine Erhöhung haben, durch die fie fich mit einander verbinden, und vermöge eines läng

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KLEINE

lichten zwischen diefe Erhöhungen gefchobenen Knochens ein Gelenk unterhalten.

WIEN, b. Wappler: Dr. 9. F. Blumenbachs-An fangsgründe der Phyfiologie. Aus dem Lateini fchen überfetzt und mit Zufatzea vermehrt von J. Eyerel. Mit Kupfern. 1789. 418 S. gr. 8. 1 Rthlr. 12 gr.)

Die Vorzüge der Urfchrift (A. L. Z. 1789. No., 75) find bekannt; die Verdeutfchung ift treu und gut; die Prüfung, ob Ueberfetzungen in Deutschland felbfi herausgekommener lateinifcher Schriften nöthig und ob fie nicht eine gewiffe Anologie mit den Nachdrücken haben? überfehen wir hier. Rec. würde freylich eine folche Schrift bey Lebzeiten des Verfaffers nie ohne deffelben Erlaubnifs für den Druck überfetzen, und der Verleger follte eine folche Ueberfetzung wohl auch nie ohne Beyftimmung des Verleger des Originals drucken; Hr. E. glaubt indeffen gewifs durch diefe Ueberfetzung Gutes zu ftiften, und er wirds auch, denn es giebt viele Mediko - Chirurgen, die des Lateinischen unkundig find; ihm konnte es nie an Gegenständen zu literarifchen Arbeiten fehlen; diefe Ueberfetzung ift alfo ficherlich kein Kind der Autorfucht oder des Erwerbtriebs. Die Zufätze find Auszüge zum §. 193, aus Sommerings Anmerkungen zu Monro über die Structur und Verrich tungen des Nervenfyftems; zu §. 207, aus Scarpa annot. lib. I. de nervor. gangl.; zu §. 362, aus Spallanzani Verfuchen über das Verdauungsgefchaft; zu §. 391, aus Richteri diff. experimenta et cogitata circa bilis naturam. Erlang, 1788. und zu §. 490 aus Link commentatio de analyfi urinae et origine caluli. Goett. 1789.

SCHRIFTEN.;

GESCHICHTE. Potsdam, b. Horvath: Anecdotes de la vie de Frédéric II, roi de Prufsse. 1790. 75 S. 8. Eine gute, franzöfifche Ueberfetzung, von verfchiedenen, den grofsen Konig betreffenden Anekdoten, wo jedoch zuweilen die Wahl forgfal tiger hätte feyn können.

Frankfurt u. Leipzig: Jofephs des zweyten Schattenrifs gezeichnet von einem Ausländer. 1790. 48 S. 8. Zu Jofephs, des fo oft Verkannten Lobe, von einem Vf., der es wohl gefühlt haben mag, dafs er der Gröfse feines Gegenstandes nicht gewachfen war, und durch Ausrufungen und Schwulft, das zu übertünchen fucht.

SCHÖNE KÜNSTE. Mitan: No ta Semneeka kas par MuiSchneeka pahrwehrfts tuppis (der in einen Edelmann verwandelte Bauer.) Das erfte lettische Schaufpiel. Die Fabel ift ursprünglich aus Shakespears, Irrungen, das Zwifchenfpiel vom Keffelflicker Sley etwas verändert, Die Ausführung ift felten wohlgerathen, der Dialog fehr fchleppend, und die Sprache nicht ohne Germanismen. Das fchlimmfte ift aber, dafs die Lefung oder Aufführung deffelben bey dem Bauren gar nichts gutes wirken kann. Die Vorftellung des Betrunkenen foll doch Wiederwillen gegen dies after erregen; – aber diefer gute Effect wird dadurch ganz aufgehoben, dafs der Trunkenbold am Ende eine Belohnung dafür erhielt, dafs man ihn zum besten hatte. Schade dafs dem V alle dramaturgifche Kenntnifs fehlt;

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und alfo das Ganze den einzigen Vorzug hat, das erste in feiner Art zu feyn.

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ERBAUUNGSSCHRIFTEN. Worms, mit Kranzbühlerischen Schriften: Das) durch Gottes Troft verminderte Herzbeben beym Tod des Fürften Gottes des Jofeph des Zweyten etc. 24 S. 4. Dies ift die feltfame Ueberfchrift einer Frühpredigt, welche der Stadtpfarrer Hr. Ch. D. Eberwein zu И orms über Pfalm 75, 4. in der dafigen alten Kirche am 28 März v. J. gehalten hat. Weil Hr. E., der Sprecher des Todes, wie er fich S. 7. felbft nennt, den Einwohnern Deutfchlands die Bilder des Zitterns und Herzbebens anficht: so zeigt er im erften Theile diefer jammerlichen Rede, wie der Tod des Fürften Gottes zum Herzbeben geeignet fey. Da lieft man nun unter andern folgende wunderliche Ausdrücke:,,in Jofeph find alle Nerven der Herrlichkeit vereinigt; Worms fah jeden Brief von feiner Krankheit als einen Beweis an, dafs der Rock Jofephs blutig fey; es ftreckte Gott Lenden der Kirchen und Hausgebere dar; die Obrigkeit befiehlt uns mit Ihro heute zu feufzen und zu wimmern; Jofephs Tod mufs uns ein Herz geben, das winfeln und girren mufs, fo lange es winfeln und girren kann; die Halbfchiede der Tage Jofephs brachte die Grossen darzu, dafs fie fich gleichfam vor der Miene fchämten, dem grofsen Kaifer eine Stütze feiner fchwer belafte en Leiden anzurathen etc." Im zweyten Theile wird bewiefen, wie der Troft Gottes daffelbige Herzbeben zu vermindern gekommen fey. Und diefe Rede ift nach der Anzeige auf dem Titel gedruckt auf Verlangen mehrerer Gönner und Freunde!!!

ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Dienstags, den 8. Februar 1791,

MATHEMATIK.

BERLIN, b. Unger: Geometrie für Soldaten, und die es nicht find. Von G. F. v. Tempelhof, königl. Pr, Oberft - Lieutenant. 380 S. in 8. mit 30 kleinen Kupfertafeln,

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r. v. T. handelt hier die ebene Geometrie ab, und wendet fie auf die Taktik und auf das Feldmeffen an. Ein 2ter Theil wird noch folgen, und die Stereome trie und Trigonometrie mit Anwendungen auf die Artillerie und Ingenieurwiffenfchaften enthalten. Obgleich ein Werk, wie diefes, nichts Neues vorbringen kann; fo zeichnet fich doch das gegenwärtige auf eine vortheilhafte Art vor ähnlichen durch einen freyen und angenehmen Vortrag, durch eine zweckmässigere Wahl der hieher gehörigen Wahrheiten, und durch einfachere Anwendungen derfelben, aus. Hr. v. T. hat die wichtigften Wahrheiten der Taktik, aus den erften und bekann teften Sätzen der Geometrie auf eine ungemein verständliche und angenehme Art entwickelt, und das Ganze fo geordnet, dafs nicht leicht dem vorbereiteten Lefer etwas unverständlich bleiben wird, Eine grofse Hülfe der Ueberficht ift dem Werke dadurch gegeben, dafs es in Stunden abgetheilt ist. Dadurch bekömmt der Lefer gewiffe Ruhepuncte, von denen er das vorhergehende überfehen, und nun mit neuen Kräften wieder anfangen kann. In den erften Stunden, von der Gleichheit der Linien, Winkel und Flächen, werden keine andere Kenntniffe der Arithmetik gefodert, als in jeder Schule gelehrt werden. Bey den Verhältniffen der Linien und Flächen find aber einige Lehren von den Proportionen unentbehrlich, und deswegen find diefe und ihre Anwendungen hier eingefchaltet. Dabey find jedoch auch die 4 Rechnungsarten in ganzen und gebrochenen Zahlen vorausgefetzt, und nur das Uebrige der Arithmetik und Buchftabenrechnung ist beygebracht. Uns gefällt diese MeUns gefällt diefe Methode nicht, wiewohl ie auch ihre Vortheile hat. Eine kurze Vorbereitung oder Einleitung, welche die Arithmetik im Zufammenhange, etwa fo, wie in Bezout Cours de Mathematique im erften Theil abgehandelt, ware doch, deucht uns, zweckmäfsiger für dies Werk gewefen, wenn man nicht diefe Kenntniffe voraussetzen wollte. Alsdenn hätte leicht das übrige beygebracht werden können, und der Schüler hätte einen Leitfaden gehabt, der ihm immer noch nützlich gewefen wäre. In jedem Fall ift Hr. 3. T. in den Einschaltungen, welche die Arithmetik und Buchstabenrechnung betreffen, zu kurz gewefen. Von den Decimalen ist nur die Bezeichnung angegeben. Freylich folgt das übrige von felbft, wenn man richtige Begriffe von dem Zahlenfyftem und den 4 Rechnungsarten A. L. Z. 1791. Erster Band.

hat. Solche Kenntnisse können hier aber nicht voransgefetzt werden. Die Proportionen find viel weitläuftiger abgehandelt, als die Anwendung hier erfodert. Ueberhaupt werden diefe Stunden dem Anfänger, der nicht zu abftracten Begriffen vorzüglich Anlage hat, ohne weitere Vorbereitung fchwer werden. Schon die hier gegebene Erklärung von den Verhältniffen ift nicht fo leicht, wie die gewöhnliche, zu faffen. Von der andern Seite scheint Hr, v. T.bey der Anwendung der Proportionen nicht weit genug gegangen zu feyn. Freylich reduciren fich die gewöhnlichen Fälle, die den Soldaten vorkommen, auf die einfache grade Regel Detri; indefs ift dies doch nicht immer der Fall, und daher müffen einigen in diefem Stande die verwickeltern Fälle bekannt feyn, oder fie müffen doch wenigstens darüber sich aus ihren Handbüchern Raths erholen können. Raths erholen können. Auf die Feldmefskunft fcheint Hr. v. T. überhaupt weniger Aufmerkfamkeit verwendet zu haben. Wollte man z. B. nach Hn. v. T. einen Flufs, eine Wiefe, Gehölz, oder jede andere Figur meffen: fo würde man aufserordentlich viel Zeit darauf verwenden müffen. In folchen Fällen darf man nicht in jedem Punct von A, B, u. C. Fig. 224, Winkel nehmen; fondern man mufs wenigftens einen Punct,als hierB.oder auch 2 Puncte vorbeygehen. Wenn man aus A nach allen diefen Puncten vifirt hat: fo ergiebt sich die Figur von selbst, wenn die Linien von einem Puncte zum andern gemeffen werden. Nichts hält mehr auf, als der öftere Gebrauch der Inftrumente, und nichts verurfacht mehr Fehler. Recht fehr hätten wir gewünscht, dafs Hr. v. T. einen Begriff von militarifchen Aufnahmen gegeben hätte. Dies war, deucht uns, erfoderlicher, als die Auflöfung der verfchiedenen Aufgaben, die Entfernung unzugänglicher Objecte, ohne Inftumente, zu finden. Die hier gegebe ne Menfel ift wohl die vollkommenfte, der Soldat aber kann mit einer einfachen fertig werden. Eine fo fehr zufammengefetzte, wie die hier befchriebene, nimmt bey dem Gebrauch zu viel Zeit weg. Die Wafferblase kann bey der Menfel überall im Landmeffen entbehrt werden. Zu den Aufnahmen mit Inftrumenten fehlen die beiden wichtigsten Aufgaben: 1) aus 2 aufgetragenen Puncten, und 2) aus der Entfernung eines Objects, den Punct auf dem Papiere zu beftimmen, indem man auf dem Felde ift. Hr. v. T. hatte bey diefem Buche feine Aufmerk. famkeit auf die Entwickelung der geometrischen Sätze und ihre Anwendung auf die Taktik gerichtet, und hierinn hat er alle feine Vorgänger weit hinter fich zurückgelaffen. Das übrige gehörte nicht fo fehr hier zur Sache.

FRANKFURT U. MAYNZ, b. Varrentrapp und Wenner: Anleitung zur Forftarithmetik für junge Jager auf

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