Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

ge, merkt der Vf. an, werden aber wiffen, dafs nichts 9) LEIPZIG, b. Sommer: Neue empfindfame Reife. In hinfalliger ift,als eine über ein Kernftück gegoffene bley- Yoriks Gefchmack. 1789. 168 S. 8. (10 gr.) erne Figur, wenn fie der Witterung ausgefetzt ift. Die Er- Mit dem zweyten Bande Roderich Randoms befchliefst fahrung hat dies auch in der Folge gezeigt. Noch lehrrei- Herr Mylius feine Ueberfetzung des Smolletischen cher ift die Befchreibung der verunglückten Wafferwer Werks, bey der er alle Schätze feiner Laune und der ke zu Sans Souci. - Folgende fonft genug bekannte komifchen Diction andrer Schriftsteller benutzt hat, um Anecdote erhalt hier ihre eigentliche Stelle. Im Jahr die ganze Wirkung feines Originals in der Ueberfetzung 1755 liefs der König unter andern Gebäuden, die ganze wiederzugeben, die, fobald der Ton deffelben verfehlt Stadt- oder Nicolaikirche, aufser dem Portal an ihrer wurde, auch fo gut als völlig vernichtet war. Auch Vorderseite, annoch mit Arcaden einfaffen. Hiebey kam hier hat er mit Ueberlegung, und gerade am rechten Ordie Bittfchrift der Geiftlichen vor: „,dafs Se. königl. Ma te Provinzialismen, am meisten aus dem niederfachfjest. ihre Kirche nicht noch mehr verdunkeln möchten, fchen angebracht, auch zuweilen zu der Studentenfprada es ihr fchon an Licht fehle," worauf die Antwort er- che feine Zuflucht genommen. Das Werk gehört unftreifolgte: Selig find, die nicht fehen, und doch glauben.tig in die Reihe der Meisterwerke deuticher UeberfeEinige ftrenge Ockonomiften haben es dem König hoch tzungskunt. So viel Gates, als von diefem Roderich angerechnet, dafs er zu Erzeugung der Pyfangfrüchte Random, lafst fich von Koraly und Zamor (Nr. 2.) weder vieles Holz in den Treibhäufern verwendet habe. Wenn in Abficht des Originals noch der Ueberfetzung fagen. man aber hier liefet, der König habe bey den mehrmali- Doch gehören fie wirklich unter die guten ihrer Art, gen heftigen Anfallen von Gicht während der Feldzüge wenn gleich nicht zu den vortrefflichen. von 1756, auf die Empfehlung des Obrist Guichard (nach- kleinen Romans liegt in den Zeiten der Eroberung mals Quintus Icilius) von der verdünnenden Kraft des Mexicos durch die Spanier. Das Feuer in den Charakte-. Py fangfaftes, die Wirkung derfelben schmerzstillend ge- ren von Koraly und Zamor, das Schauerliche fo mancher funden, und darauf ein kleines Pyfanghaus für goo Tha- Scenen, die fürchterlichen Gemalde von der Unmenfchler in damaligem fachf. Gelde anlegen laffen, welche An- lichkeit der Spanier, der Enthufiasmus, mit dem der Vf. lage 1770 mit 5 eben fo grofsen Quartieren vermehrt heroifche Thaten darftellt, geben ihm vieles Intereffe. worden; fo fieht man das Unfchickliche des Vorwurfs. Durch die poetische Profa, der fich fein Stil nur zu oft Der Entwurf zu dem Bau des neuen Schloffes hinter dem nähert, glaubte er wohl dem ganzen mehr FeyerlichPark bey Sans Souci ward bereits 1755 gemacht, gleich keit, mehr epifchen Ton, zu geben. Das Costume benach dem jahrigen Kriege aber mit aufserordentlichem obachtet er nicht immer genau, und einmal (I.S.20.) wird Aufwande ausgeführt. Die Befchreibung davon ge- fogar eine Furie von einem Indianer angerufen. Courhört in den zweyten Band. tenay (Nr 3.) ift eine freye Ueberfetzung eines kleinen Romans von dem bekannten Polygraphen le Noble. Der deutsche Bearbeiter eifert Hn. Mylius mit glücklichem Erfolge nach, und unter folchen Handen werden die fonft veralteten und fehr gedehnten Erzählungen des le Noble, befonders durch ihre gute Erfindung, und anziehende Verwickelung der Begebenheiten immer wieder gefallen.

1) BERLIN, b. Himburg: Roderich Random, ein Seitenstück zum Gilblas, neu überfetzt. Zweyter Band. mit einem Titelkupf. v. Chodowiecki. 618 S. 8

1799.

2) FREYBERG U. ANNABERG, in d. Crazifchen Buchhandl. Koraly und Zamor, oder die berühmten Amerikaner, aus dem Franzöfifchen. Erfter Theil. 116 S. Zweyter Theil. 117 S. 8. 1790.

3) LEIPZIG, b. Kleyb: Courtenay, ein Beytrag zu der geheimen Gefchichte der Königin Elifabeth von England. 1791. 120 S. 8.

4) LEIPZIG, in der Dykifchen Buchhandl.: Der Lord aus dem Stegreif, eine Gefchichte. 1789. 327 S. 8. 5) MEISSEN, b. Erbftein: Karl Rofenheim und Sophie Wagenthal, auch ein Beytrag zur Kenntnifs des menfchlichen Herzens. 1790. 349 S. 8.

6) LEIPZIG, in der Weygandfchen Buchhandl.: Fugendschickfale einer Frau von gutem Ton, der Grafin Sophie von Stackelberg. 1790. 214 S. 8.

7 MANNHEIM, b. Schwan u. Götz: Molly und Urania, mit einem Dialog über die Schöpfung aller Wel ten und aller Geifter, die fie bewohnen und ihre Schönheiten geniessen. Von G. C. Kellner. 1790. 269 S. 8. 8) LEIPZIG; b. Jacobaer: Eduard Rofenheim, oder Schwachheiten unfers Jahrhunderts. 1790. 294 S. 8.

[ocr errors]

Dafs der Lord aus dem Stegreif (N. 4.) eine Ueberfetzung aus dem Englifchen fey, wird zwar, wie doch billig allemal gefchehen follte, auf dem Titel nicht bemerkt; doch wird man bald davon überzeugt, nicht fowohl durch den Stil der Ueberfetzung, welche mehr Ungezwungenheit und Leichtigkeit hat, als man gewöhnlich bey Uebersetzungen englifcher Romane findet, als vielmehr durch die genaue Beobachtung des englifchen Nationalcoftune. Ein junger Menfch, der feine wahre Abkunft nicht kennt, ftudirt, von einer Dame unterstützt, zu Ox- ́ ford Theologie; wird aber durch den Tod feiner Wohlthäterin genöthigt, dem Studiren zu entfagen, und Livréebedienter zu werden. Er verliest fich in die Tochter des Baronet, bey dem er dient, und gewinnt ihre Zuneigung; allein ein eifersüchtiges Kammermädchen verräth ihn, und er mufs entfliehen. EineZigeunerin nimmt fich auf mancherley Art verkleidet, dur h eine Reihe ihn in ihren Schutz, und führt ihn, indem fie ihn und ziemlich unwahrfcheinlicher Abentheuer, und fogar einmal als Walliferinn verkleidet, mit feiner Geliebten unter einerley Dach. Endlich ergiebt fich, dafs die Zigeunerin feine Mutter ift; aus dem ehemaligen Candidaten und nunmehrigen Bedienten, wird plötzlich ein

Lord,

-

Lord, und damit find auch alle Hinderniffe feiner Lie be gehoben. Unter der Menge von Perfonen, die in diefem Roman auftreten, gefallen einige durch die glückliche Kunft, womit der Vf. ihre Charaktere gezeichnet hat. In Kart Rofenheim (Nr. 5) ift Sophie eigent Ich die Hauptperfon, und ftellt eine Fair Penitent vor. So gut auch die Abfichten des Vf. bey der Anlage diefes Romans gewefen feyn mögen, fo fehlen ihm doch die Talente eines unterhaltenden Vortrags. Die Briefe, worinn die ganze Gefchichte eingekleidet ift, find faft alle langweilig und fchleppend. Wenn Rofenheim z. B. jemanden von der Wolluft zurückbringen will, fo hebt er (S. 62) mit einer förmlichen Definition der Wolluft an, und blutgierige Kämpfer fucht er (S. 191) mit folgendem, gewifs fehr witzigen Einfalle, zu bekehren. „Wollen nun aber einmal diefe tapfere Helden mit Blute fpielen, fo wäre mein Rath diefer: fie kauften fich einen Truthahn, hieben ihm mit Rittergeber-. den den Kopf vom Rumpfe, und badeten ihre Hände. in Truthahnsblut, fie hatten dann doch Mittags einen frifchen Braten zu geniefsen." Und die Schreibart in diefer fchimmern bald Rafenwalzerfreuden, bald äonifches Feuer hervor; bald vertrocknet fie bis zu fepa rirten Empfindung n; (S. 65.) bald fieht man einen Liebhaber (S. 164) eine richtige Quantität wegflenzen, wenn ihn Sophiens weiches Händchen drückt. Die Jugendfchickfale der Gräfin von Stackelberg (No. 6.) find nichts anders, als eine freyere Nachbildung eben des franzöfifchen Romans, der unter dem Titel: der Früh ling eines artigen Frauenzimmers, in zwey Theilen 1789 überfetzt herausgekommen, und A. L. Z. Nr. 239 angezeigt ift. Hr. Kellner hat in feiner Molly und Ura nia viel Aufserordentliches und Ungewöhnliches zufammengedrängt, und mehr Bewunderung und Ueberrafchung, als fanftere Leidenfchaft, hervorzubringen gefucht. Man lieft ihn mit Vergnügen, da er mit Kraft und Wärme erzählt. Die Scene hat er zum Theil nach China verlegt, und bey diefer Gelegenheit hat er feine Bekanntschaft mit der Verfaffung und den Sitten des Landes ein wenig zu fehr zur Schau geftellt. Das halb orientalifche Coftume hat ihn vermuthlich veranlafst, feinem Styl zuweilen etwas Ueppigkeit zu erlauben. Der auf dem Titel genannte Dialog ift zwifchen die Novelle eingefchoben, und dadurch mit ihr verflochten, dafs Urania fich von ihrem Liebhaber, einem gelehrten Einsiedler, über aftronomische Gegenstände belehren hist. Für einen Dialog von didaktischem Inhalt ift er gut gefchrieben. Auch der erzählende Vortrag des Vf. hat feine Annehmlichkeiten; nur müfste er, um noch beffer zu werden, freyer von Künfteley und von verfchrankten Inverfionen feyn. In Eduard Rofenheim (No. 8.) hat der Vf. eine Menge von Schwärmereyen unfers Jahrhunderts, die geheimen Gefellschaften, die Geifterbannerey, die Wunderarzneyen, die Thorheiten der Schlafwandler zufammengedrängt, und fie an den Faden eines Romans aufgereihet, wobey denn aber freylich fein Verdienft, als Verdienst des Romandichters betrachtet, fehr unbedeutend ift. Doch gewährt er an, Form und Inhalt eine weit beffere Lecture, als die nene empfindsame Reife in Toriks Gefchmack. (No. 9.) Alas

poor Torik! feufzten wir, da wir fahen, welch ein elender Scribler es hier gewagt hatte, fich für feinen Nachahmer auszugeben. Nach einer ziemlich auffallenden Begebenheit ruft unfer Mann aus: Und Gott weifs, was für Betrachtungen ich anftellte, was für Empfindungen ich hatte! ein ganz eigner Kunftgriff, den Lefer, wel chen der Autor hierüber in völliger Unwissenheit läfst, mit der Allwiffenheit Gottes zu tröften. Von der Leerheit an Gedanken und Empfindungen zeugt das ganze Buch. Statt aller andern Beweife führen wir die Pantomime und Herzensergiefsungen zweier Liebenden an, die der Vf. alfo übersetzt:

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]
[ocr errors]

PARMA, aus der kön. Druckerey: L'Eneide, tradotta in verfi Italiani da Clemente Bondi. Tomo I. 1790., XXIII u. 273 S. in gr. 8. (1 Rthlr. 15 gr.) Um dem Beurtheiler feiner Ueberfetzung eine gewiffe Richtfchnur an die Hand. und feinem Urtheile mehr Beftimmtheit zu geben, erklärt fich Hr. B. in der Vorrede über feine Grundfätze von den nothwendigften Erfoderniffen einer poetischen Ueberfetzung. Der Gedanke, das Bild, oder die Empfindung, welche der Originaldichter ausdrückt, mufs der Ueberfetzer, es fey nun in eben fo viel, oder in mehr oder weniger Zeilen, in feiner Sprache fo wieder zu geben wiffen, dafs er in dem Verftande, in der Phantafie, und in der ganzen Seele des Lefers den nemlichen Eindruck hervorbringe. Da aber diefer Eindruck in der Poefie von gemifchter Art, und aus einer zwiefachen Schönheit, der geistigen des Gedankens, und der materiellen des Ausdrucks, zufammengefetzt ist; fo geht diefe letztere in der Ueberfetzung gänzlich verloren. Die fchwerfte Pflicht des Ueberfetzers besteht alfo eigentlich darin, dafs er diefen Verluft aus dem Vorrath feiner Sprache, fo viel möglich, erfetze. Er fpart fich alfo blofs die Mühe der Erfindung; und es bleibt ihm immer noch das wichtige Gefchäfte übrig, einer fchon erfchaffenen Seele einen neuen Körper, und neue, feiner Natur gemäfse, Organe zu geben. Aus diefem allgemeinen Grundfatze leitet nun der Vf. folgende wefentliche Eigenfchaften einer poetifchen Ueberfetzung her: Sie mufs dem Originaltexte treu bleiben, ohne fich jedoch auf eine kindifche und pedantifche Art auf die gleiche Anzahl der Worte einzufchränken. Nicht genug ferner, dafs der Ueberfetzer für eine Schönheit des Textes eine andere in die Stelle fetze; es mufs auch eine Schönheit von gleicher Art feyn. Die Metaphern, die Figuren, die Eleganz, die Grazie, der Wohlklang felbft, alle diefe müffen eine gewiffe Analogie mit dem Originale behalten; und dem umgekleideten Gedanken mufs immer nach feine Geftalt und Phyfiognomie eigen bleiben. Die

Bb 2

Aehn

Aehnlichkelt darf indefs nicht über die Grenzen hinausgehen, wodurch fich Eine Sprache von der andern unterfcheidet; auch darf fie nicht unverträgliche Vorzüge, welche die eine vor der andern voraus hat, zufammen vermengen. Wider diefen Fehler mufs ein Ueberfetzer defto mehr auf feiner Hut feyn, je leichter man durch langen Umgang mit zwey Sprachen verleitet wird, unvermerkt die Manieren, die Redensarten, die Wortfügung und das Colorit der Einen in die andre hinüber zu tragen. Der Lefer muss, so viel möglich, zweifelhaft bleiben, in welcher von beiden Sprachen das Gedicht zu erft gefchrieben fey.

Der Vf. fieht felbft ein, dafs die Beurtheilung feiner Arbeit, nach diefen, allerdings richtigen Regeln, fehr ftrenge, und nicht immer gleich günftig, für ihn ausfal len werde, Aber er fchmeichelt fich auch nicht, das Ziel völlig erreicht, fondern nur den Weg dahin mehr gebahnt zu haben. Mit Recht entfchlug er fich der Feffeln des Reims, und der dann in feiner Sprache nothwendigen Wahl der Ottava Rima, die ihn, wie er felbft fagt, genöthiget hätte, in einen gleichförmigen und eintönigen Gang von acht Zeilen den Hauptgedanken einzuzwängen. Dann, fagt er, hätte er feinen guten Virgil faft beftändig in das Bette des Prokuftes prefTen müffen, wo er bald. angftlich gefeufzt hätte, bald auch vielleicht einge; schlummert wäre. Seine Abficht war, eine genaue und treue Ueberfetzung zu liefern; eine freye Umfchreibung würde freylich den Reim nicht nur vertragen, fondern auch dadurch an Anmuth gewinnen. Ungeachtet er die Erklärer und Ausleger Virgils fleifsig ftudirt hat, erklärt er doch feine Arbeit faft ganz allein für ein Werk des Gefühls und Gefchmacks. Da, wo er indefs Einen Sinn der Worte den übrigen vorzeg, war es immer willkührliche Wahl, nicht Nachläffigkeit oder Unkunde anderer Deutungen.

Unter der zahlreichen Menge von Ueberfetzungen, welche die Italianer von der Aeneis befitzen, hat

[ocr errors]

die von Annibale Caro bis jetzt noch immer ihr vorzügliches und klaffifches Anfehen behauptet. Hr. Bondi gefteht ihr gleichfalls viel Verdienft zu; er fand aber bey naherer Prüfung, dafs fie doch auch ihre grofsen Mängel habe, von welchen man bisher nur den Mangel an Genauigkeit anerkannte. Unfer Vf. glaubt vielmehr, dafs die meiften Fehler aus der völligften Ungleichheit des Charakters und der Geiftesanlage des überfetzten und überfetzenden Dichters entftanden. Diefe Ungleichheit liegt, wie er umftändlicher zeigt, theils in der Schreibart, theils in dem Maafse des feinen Gefühls, theils in der Reinigkeit des Gefchmacks. Auch nahm fich Caro nicht felten die Freyheit, fein Original ganz anders darzustellen, fremde und niedre Pinfelzüge einzumifchen, und den blofsen abftracten Gedanken in die Stelle eines malerifchen Bildes zu fetzen.

Die gegenwärtige Unternehmung war alfo wohl nicht fo kühn, noch fo überflüffig, als fie vielleicht auf den erften Anblick fcheinen könnte; und man man darf nur einige Stellen derfelben lefen, um fich bald von ihrer vorzüglichen Güte zu überzeugen. Wenigftens ift fie nach unferm Gefühl eine der glücklichften Nachbildungen des wahrlich nicht fo leicht zu copirenden Originals; und es ift in der That zu bewundern, wie meiterhaft der Vf. in den meisten Fallen mit der forgfältigiten Treue die Schönheit, Eindringlichkeit und Har

monie der ganzen Daritellung zu verbinden, gewufst hat; obgleich auch die Vortheile unverkennbar find, welche ihm feine Sprache in dieser Rücksicht darbot,

Diefer erfte Band enthält fechs Bücher oder die erfte Hälfte des Gedichts; und der überaus fchöne und correcte Druck, wodurch, wie bekannt, die königliche Druckerey zu Parma fich fo rühmlich auszeichnet, ift der Eleganz des Textes felbft würdig, und macht die fehr anziehende und befriedigende Lefung deffelben noch angenehmer,

KLEINE SCHRIFTEN.

RECHTSGELAHRTHEIT, Jena, Diss. inaug. de furto fame dominante facto, ad C. C. C. art 166. quam Erud. Difquif. subjecit, Auct. J, Aug. Chriftian. ab Hellfeld. 1789. 40 S. 8.- Das Programm zu diefer Streitfchrift von Hn. Geh. Hofr. Eckardt handelt vom Corpus delicti, befonders bey dem grofsen Diebstahle, und zeigt freylich den fchon längst verfuchten Veteran, da man hingegen in der Streitfchrift felbft erft den jungen, aber fich wohl anlaffenden Mann findet. Mit vieler Belefenheit, mit vielem Fleifse, mit fichtbarer eigner Denkkraft behandelt Hr, v. II. feinen Gegenftand. Allein er hält fich noch zu viel an die Worte bey einer Materie, wo die ausdehnende Auslegung gewifs den Sinn des Gefetzgebers nicht verfehlt. Hungersnoth und effende Dinge fchliefsen freylich trinkbare Dinge, auch Kleider und IIolz (diefen Artikel hat Hr. v. H. gar nicht berührt,) dem ftrengen Sprachgebrauche nach aus, Allein auch mit diefen unläugbaren Bedürfniffen des menfchlichen Le bens kann der Menfch fo gut in die gröfste Noth kommen, als mit efsbaren Dingen. Und wenn er dann auch in diefer Noth kein Gefetz kennt, follte man nicht (da wenigftens weder der Sinn noch die Worte folche Fälle wirklich ausfchliefsen,) nach der

Analogie urtheilen durfen, mit welcher wir uns in fo manchen Fällen behelfen müffen? Ja! wenn wir ein Gefetz hätten wie, nach Hn, Pallas, die mongolifchen Völker:,,Wer einem ,,Durftigen einen Trunk Milch verfagt, foll um ein Schaf ftraf,,bar feyn," möchte unfers Vf. Auslegung hingehen. Da wir aber ein folches Gefetz nicht haben, und da Beyspiele von Lieblofigkeit gegen Leidende fo felten nicht find: fo wollen wir we nigftens den Durftigen nicht ftrafen, der aus Noth heimlich nehmen mufs, was man ihm aus Menfchenliebe nicht verfagen follte,

STAATSWISSENSCHAFTEN. Erlangen, in der Bibelanstalt : Ueber das königlich Preufsifche Religionsedict vom 9 Jul. 1788 verfchiedene Urtheile, mit Anmerkungen von D, Georg Friedrich Seiler. 1790. Ein blofser wiederholter Abdruck der in den Gemeinnützigen Betrachtungen etc. fchon gelieferten Re cenfionen der Schriften für und wider das Religionsedict !

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Freytags, den 28. Januar 1791.

PHILOSOPHIE.

JESA, b. Mauke Beyträge zur Berichtigung bisher
Tiger Misverftandniffe der Philofophon, von Kart
Leonhard Reinhold. Erfter Band, das Fundament
der Elementarphilofophie betreffend, XII. und 456
Seiten in 8. Rthr. 8 gr.)

Die mannichfaltigen Widerfprüche, welche gegen

Kants Kritik der reinen Vernunft von einer fohr grofsen Zahl Philofophen, zum Theil aus einander entgegengefetzten und durchaus nicht zu vereinigenden Gründen erhoben worden; die unzähligen Misverftändniffe, denen diefes Werk ausgefetzt ift, und auf denen jene Einwür gröfstentheils beruhen, haben den Vf. veranlafst, den Mangel allgemeingeltender Principien, aus denen fich alle jene Misverständniffe auflöfen, und die Widerfprüche heben liefsen, in feinen letzten Quel len aufzufuchen. Das Refultat diefer Unterfuchungen ift in feiner Theorie des Vorstellungsvermögens vorgetragen. Es enthalt alfo diefes Werk nicht etwa, fo, wie man aus den Aeufserungen der mehreften von denen glauben follte, welche es mit Beyfall aufgenommen haben, eine allgemein verftändliche Darstellung der Kantifchen Philofophie. Zwar ist es auch in diefer Abficht lehrreich. Es enthalt nicht allein manche lichtvolle Erläuterungen einzelner Puncte der Kantifchen Philofophie, fondern eigenthümliche, vollständigere Darftellungen mancher folcher Puncte, fo, wie man es von dem Vf. der Briefe über die Kantifche Philofophie erwarten konnte; von einem Manne, der nicht blofs ein fremdes Syftem annimmt, und etwa einem Lehrer nachdenket, fondern der vielmehr, indem er fich das Syftem deffelben zu eigen macht, mit der eingefehenen adoptirten Lehre noch die Fülle des Selbstgedachten verbindet. Rec. bemerkt hier nur z. B. die treffliche Ausführung des wahren Inhalts des Satzes vom Widerfpruche S. 490 der Th. des V. V. Allein diefs macht bey weitem den geringften Theil der Theorie des Vorftellungsvermögens aus. Sie enthält vielmehr ein ganz eignes Syftem der Principien, auf denen Kants Philofophie beruhe und zwar Principien, welche Kant nirgends vorgetragen, und welche von deffen philofophifchem Syfteme, fowohl dem Inhalte, als der Methode nach, ganz abweichen, wie fich aus dem Folgenden ergeben wird.

Das jetzt anzuzeigende Werk ift der weitern Ausführung und Rechtfertigung des Eigenthümlichen je ner Theorie gewidmet. Es bezieht fich durchaus auf diefelbe, und eine zufammenhängende und vollständi ge Beurtheilung des neueften Werks ift dem Rec. unA. L. Z, 1791. Erster Band.

möglich, ohne zugleich die Refultate feiner Prüfung des frühern damit zu verbinden, und von derfelben auszugehen. Es wird diefes um fo weniger hier überflüffig scheinen können, da der Rec. der Theorie des Vorftellungsvermögens in diefen Blättern fich auf die Anzeige des Inhalts eingeschränkt, und nicht allein eigener Prüfung und Beurtheilung enthalten, fondern auch noch mit vielen andern, das Werk aus obengedachtem

einfeitigen Gefichtspuncte dargestellt hat.

Auf diefes eigne System wird fich Rec. aber auch einfchränken, als durch deffen Beftätigung oder Widerlegung die Wiffenfchaft felbft vorzüglich gewinnen mufs, und welches unabhängig ift, von allen Nebenbemerkungen und Rücklichten auf andre jetzt herrfchende Arten, die Philofophie zu behandeln, und auf die Gefchichte philofophifcher Begriffe, mit denen beide Werke des Vf. durchwebt find, und welche viel Treffendes und Lehrreiches enthalten, deren Prüfung aber zum Theil wieder andre Unterfuchungen erfodern würde, deren fich Rec. hier zu enthalten denkt.

Er macht

Hr. R. geht überhaupt von dem Grundfatze aus, dafs die Philofophie auf einem einzigen Princip beruhen müsse, aus welchem das ganze Syftem derfelben abgeleitet werden könne. Diefen Grundfatz, welchen er in der Theorie des Vorftellungsvermögens vorausfetzte, erweiset er in den beiden erften Abhandlungen der Beyträge. In der erften über den Begriff der Philofophie zeigt er, dafs es bisher keinen zulänglichen Begriff von der Philofophie überhaupt gebe. fehr treffende Erinnerungen gegen die bekanntesten Erklärungen, welche in der That fammtlich mangelhaft find, und weder die Bestimmtheit gerechter Definitionen, noch die Klarheit guter Befchreibungen haben. Rec. vermifst aber in diefen Erinnerungen gänzlich die Rückficht auf die Unterscheidung der Philofophie von der Mathematik, welche doch in Abficht auf die Definitionen, in denen der Charakter der Allgemeinheit, Nothwendigkeit oder a priori vorkömmt, fehr wichtig ift: und auf manche Erinnerungen des Vf. würden die Vertheidiger jener Erklärungen mit gutem Grunde ant

worten können, dafs eine Definition nicht ein Criterium deffen enthalten müsse, was unter die Definition gehört. Die eigene Definition des Vf. ift diefe: Die Philofophie ift Wiffenfchaft desjenigen, was durch das blofse Vorstellungsvermögen bestimmt ift. Mit diefer Definition ift Rec. für fich zufrieden: (zumal da auch die Mathematik, deren in der Rechtfertigung diefer neuen Erklärung und Vergleichung derfelben mit ältern, kei

ne Erwähnung gefchieht, und welche in der am Ende

hinzugefügten Eintheilung der Philofophie ausdrücklich mit Unrecht aufgeführt wird, (denn statt derfelben hätte Cc

dafelbft

dafelbft nur tranfcendentale Aesthetik genannt werden müffen:) im Grunde durch die Definition ausgefchlof fen ift: denn das Vorftellungsvermögen fafst zwar Vernunft, Verstand und Sinnlichkeit in fich, und die Evidenz der Mathematik ift in der dem Gemüthe a priori beywohnenden Form der Sinnlichkeit gegründet; aber die fpeciellen Lehrfätze der Mathematik find nicht aus der Natur der Sinnlichkeit, auch nicht unmittelbar aus der befondern Form derfelben erweislich, fondern erfodern noch befondere Modificationen jenes Vermögens.) Die Definition ift alfo in dem Syfteme ihres Urhebers brauchbar und gut; allein für eine allgemeingültige Erklärung, dadurch die Einftimmung der philofophifchen Partheyen befördert würde, kann fie wohl nicht gehalten werden. Für alle diejenigen, welche den Unterfchied des Denkens und Empfindens läugnen, oder eines von beiden nur für Modificationen des andern halten, fagt diefe Definition gar nichts. Und auch für andre Philofophen fetzt fie, um das ganz zu leiften, was fich der Vf. von ihr verspricht, wirklich fchon fei ne Beftimmung des Begriffs vom Vorftellungsvermögen voraus. In dem Verftande, in welchem er fie nimmt, ift fie also nur dem wahr und fruclitbar, der schon sein ganzes Syftem angenommen hat. Es beftätigt fich daher auch hier die Bemerkung, welche Kant (in der Methodenlehre I. Hptstücks 1ftem Abfchn., Critik der reinen Vernunft S. 755 ff. der 2ten Aufl.) macht, dafs Definitionen dem philofophifchen Systeme durchaus nicht zum Grunde gelegt werden können, und das Werk eher schliefsen, als anfangen müssen.

H. R. fagt in der erften Abhandlung ausdrücklich, ,,dafs es noch gar keine Philofophie gebe, fo lange es ,,an einem beftimmten Begriffe von der Philofophie feh,,le; denn weil die Philofophie Werk der Vernunft fey, ,,der Gegenstand der Philofophie felbft nur durchs Denken entstehe, fo feyen die wefentliche Form der Philofophie und ein bestimmter Begriff von der Philofophie ganz unzertrennlich mit einander verbunden, ,,und der Mangel diefes letztern fey ein unzweydeutiges Merkmal, dafs es noch an der Sache felbft fehle." Es wird aber erlaubt feyn, hier eine Bemerkung gegen ibn anzuwenden, auf welche er in feiner Theorie des Vorftellungsvermögens fonft fo oft infiftirt, dafs das ganze Vorftellungsvermögen als Gegenstand des Bewufstfeyns, und alfo als Gegenstand der Philofophie etwas Gegebenes ift. So, wie ein Menfch überhaupt nach Gefetzen der Vernunft richtig denken kann, ohne fich diefer Gesetze in ihrer abftracten Geftalt bewusst zu feyn, eben fowohl kann auch der Philofoph eine vollständige Theorie feiner Wiffenfchaft besitzen, ohne eben den ganzen Umfang derfelben in Einem Begriffe anzugeben. In der zweiten Abhandlung: Ueber das Bedürfnifs und die Möglichkeit eines allgemeinen erften Grundfatzes der Philofophie, mit welcher die fünfte, über die Möglichkeit der Philofophie als Arenge Wiffenfchaft, unmit telbar zu verbinden ift, zeigt der Vf. zuerft, dafs die alfo definirte Philofophie nicht nach der Weife der mehreften bisherigen Syfteme von dem Begriffe eines Dinges ausgehen dürfe, weil alles doch nur in fo weit ein Gegenstand der Philofophie fey, als es vorgeftellt wer

de: dafs alle Philofophie alfo von der Vorftellung ausgehen müffe und in diefer (hier fehr gut ausgeführten) Behauptung lafst fich wohl am erften Einftimmung, wenigftens der mehreften einfichtsvollen Philofophen, erwarten. Es ift auffallend, dafs in diefer Behauptung die heftigften Gegner der Kritik der reinen Vern. fich mit derfelben hierüber beynahe übereinstimmend äussern, und diefes giebt wenigftens eine Anzeige, wie beide von einem gemeinfchaftlich anerkannten Satze ausgehen könnten. So findet man z. E. in der Revifion der Philofophie (des Hn. Meiners,) welche eine beträchtliche Zeit früher erfchien, als von der Kantifchen Revifion die Rede war, die lebhafteften Aeufserungen über die elende Reciprocation der Logik und Ontologie, und über die Nothwendigkeit, von der Unterfuchung der Vorftellungen auszugehen. Und auf der andern Seite finden ächte Schüler Leibnitzens in deffen Werken Verans laffung genug, die Ausführung ihrer Metaphyfik von der Unterfuchung des Denkvermögens wenigftens anzufangen; ehe fie zu der denkenden Kraft gehen.

Hr. R. gründet auf diefe Ausführung den Beweis der Nothwendigkeit einer Elementarphilofophie, welche vor der bisher fogenannten Philofophia prima vorausgehen müffe. In fo weit harmonirt er vorkommen mit der Krit. der r. V., in welcher diefe vor aller Philofophie hergehende Elementarlehre der Philofophie wirklich geliefert ift. lich geliefert ift. Hu. Reinhold zu Folge foll diefe Ele mentarlehre aus einem einzigen Princip abgeleitet wer den; und hierin besteht das Eigenthümliche feiner Theorie.AX

Er erklärt fich in der Einleitung der 2ten und in der Sten Abhandl., über den Werth eines allgemein gelten den Princips der menfchlichen Erkenntnifs fehr lebhaft. Seiner Ausführung zufolge, hängt die deutliche Erkenntnifs der Rechte der Menfchheit, mithin die Gefetzgebung und das Wohl der Staaten davon ab. Diefe Aeufserung ift allzufcheinbar, mit dem ganzen Geifte einer zwar gründlichen, aber einfeitigen, Philofophie der Politik, die grofsen Einfluss zu gewinnen scheint, zu sehr verwandt, und überhaupt ihrem Inhalte und ihren Folgen nach, viel zu wichtig, als dafs Rec. fie übergehen dürf te. Es ift der Philofophie nichts nachtheiliger, als wenn ihr Werth in der praktifchen Welt zu hoch angesetzt wird. Behauptungen, gleich der eben erwähnten, erregen, wenn fie nicht bis zur vollkommenften Evidenz erwiefen find, Abneigung und oft Verfpottung, gerade bey denenjenigen, die man von der Unentbehrlichkeit der Theorie zu überzeugen wünschte. Und dies ift unmöglich, denn die Behauptung ift an fich unerweislich und übertrieben. Der Werth fyftematischer Einficht in Wiffenfchaft ift unläugbar; denn durch fie allein, entfteht erft Wiffenfchaft. Auch find einzelne grofse Wahrheiten, welche die Quelle einer Menge von andern enthalten. unläugbar von unfchätzbarem Werthe, felbit zu praktischem Gebrauche. Sie halten darinn auf dem rechten Wege feit, und rufen von den Verirrungen zurück, in welche die unendlich mannichfaltigen und complicir tenAnwendungen verfchiedener und oft entgegengefetzter Grundfatze führen. Allein die eriten Grundfatze, find nie hinlanglich, in der praktifchen Welt einen ficher

Füh

« ZurückWeiter »