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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Sonnabends, den 22. Januar 1791.

ARZNETGELAHRTHEIT.

GÖTTINGEN, b. Dieterich: Jo. Frid. Blumenbachii, Prof. Med. ordin. M. Brittann. R. a Confil, Aul. etc., Deras collectionis fuae craniorum diverfarum gen tium illuftrata. 1790. 30 S.

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er Vf. fährt mit unermüdetem Fleifse fort, den intereffanten Gegenstand feiner Inaugural-Schrift de generis humani varietate nativa zu erforschen, und liefert hier als einen wichtigen Beytrag zur Aufklärung deffelben, die Befchreibung von zehn Menfchenfchädeln aus verfchiedenen Nationen, die er durch eingeftreuete Betherkungen noch unterhaltender und lehrreicher macht. Es war bey der Benutzung diefer Stücke freylich durchaus nöthig, fich hinlänglich zu verfichern, aus welcher Nation jedes derfelben wäre, und daher ift in Rücklicht deffen der Vf. fehr genau und vorfichtig zu Werke gegangen, fo, dafs er nur diejenigen Schädel feiner SammJung als Probeftücke der Bildung des Schädels gewiffer Nationen aufftellt, von deren Aechtheit theils die Nachrichten in den Briefen derer, welche fie ihm überfandten, theils bey den Schädeln befindliche Nebenfachen zeugen. Auch war es nöthig, bey jedem Schädel zu unterfuchen, ob er wirklich charakterififch fey, und nicht etwa, kränklicher Bildung oder individuelier Verfchiedenheit wegen, von der gemeinen Bildung der Schädel feiner Nation abweiche; und daher mehrere Schädel aus einer Nation mit einander, oder wo es an hinlänglicher Anzahl fehlt, mit glaubwürdigen Abbil dungen, und Nachrichten; zu vergleichen.der Daubenton's linea occipitalis, noch Camper's linea facialis, noch Dürer's drey lincae faciales, frontalis, nafalis und maxillaris, find zur Bestimmung der Abweichungen unter den Bildungen der Schädel hinreichend, obwohl die lezteren doch viel brauchbarer zu diefem Zwecke, als die beiden erfteren find. Der Vf. hat daher bey feinen Eintheilungen und Befchreibungen nicht auf einzelne, willkührlich gewählte Charaktere, fondern auf das Ganze, doch vorzüglich auf das os frontis und die offa maxillaria Rücklicht genommen, weil fich nach der Bildung diefer Knochen auch die übrigen, und fo die Bildung des ganzen Schädels verhält Die zehn beschriebenen und abgebildeten Schädel find nach der Ordnung der Varietäten des Menschenge fchlechts geordnet, welche der Vf. in feiner obengenannten Schrift und in feinem Handbuche der Naturgefchichte angenommen hat. Aus der erflen Varietät. 1. Von einer ägyptifchen Mumie. Der Schädel ift fchmal, wie von beiden Seiten zufammengedrückt, am meisten gegen den Scheitel zu. Die Stirne ift klein und gewölbt; A. L. Z. 1791. Erster Band.

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das übrige Geficht von der Glabella bis zum Kinne ift lang gezogen. Die Arcus fupraciliares ragen fehr her vor. Die Augenhöhlen find weit, und, weil das Siebbein schmal ist, nicht weit von einander entfernt. Dię Foffa malaris neben dem Foramine infraorbitali ift tief Die untere Kinnbacke ift grofs und ftark. Die Zähne find fehr grofs, und die Kronen der Schneidezähne find dick. Das leztere Merkmal zeichnet die Mumienschädel vorzüglich aus. Das Hinterhaupt ragt weit hinten hinaus. Der Gang der futurae fagittalis ift auffen gefurcht. Die Wurzeln der Zähne, vorzüglich der obern Hundszähne, find sehr lang. 2. Von einem Türken. Die Hirnfchaale ift faft kuglicht. Das Hinterhaupt ragt äufferft wenig nach hinten hinaus, fo, dafs das grofse Hinterhauptsloch faft am hintern Ende der Balis cranii liegt. Die Stirn ift breit. Die Glabella hervorragend. Die Foffae malares flach vertieft. Die Theile des Gefichts find in gefallendem Verhältniffe. Eine Protuberantia oc◄ cipitalis externa ift faft gar nicht da. Die Condyli occipitales find grofs, und fehr gebogen. Die Oeffnung der Nafe ift eng und unten in Form eines Halbzirkels ab. gerundet. Die Pars alveolaris der obern Kinnbacke ift fehr kurz. 3. Von einem Afiaten, und, wie der Ueberfender für wahrscheinlich hält, von einem Tatar. Die Geftalt diefes Schädels ift fehr fonderbar. Der Scheitel ift fehr erhoben, zufammengedrückt, kahnförmig (carinatus). Die Sutura fagittalis ift fchon verfchwunden, und doch wahrscheinlich nicht vor Alter, da die übri gen noch vollkommen find, die Kronen der Backzähne noch vollkommen und unverfehrt, nicht abgefchliffen, die Weisheitszähne kaum hervorgebrochen find. Das

Hinterhaupt ift abhängig und lang gezogen. 4. Von einem Kofuken. Die Geftalt diefes Schädels hat viel Widriges. Die Augenhüblen find fehr tief und breit, aber fehr niedrig. Die Nafenöffnung ist weit. Die drcus fupraciliares ftofsen faft ohne Glavella zufammen, und ragen fehr hervor. Die Linea femicircularis der Schläfe geht, wo fie vom Proceffu malari des Stirnknochens in die Höhe fteigt, gleichfam in einen fpitzigen Hügel über. Die Winkel der untern Kinnbacke find faft monftrös rückwärts gezogen, und an der Anlage der Maffeterum fetis uneben. Das Hinterhauptsloch ift enger. Das Hinterhauptsbein ift an den Protuberantiis aufferordentlich dick. Die Subftanz der Hirnfchaalenknochen ift fo dicht, dafs einige stellen, an denen die zufälli ger Weife find abgerieben worden, wie polirter Marmor glänzen. Daher ist auch der ganze Schädel fehr fchwer. Auch die übrigen Theile des Gerippes (welches der Vf, belitzt) kommen mit dem Schädel überein. Die Röhrenknochen find auferordentlich dick und fchwer. Das Bruftbein ift faft vier Zolle breit. Aus der zweyten

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Varie

Varietät. 5. Von einem Kalmucken. Das Geficht ift platt, der Scheitel niedergedruckt, und die Scheitelknochen ragen zu beiden Seiten hervor. Die Nafenknochen find äufferft klein, und gehen falt fenkrecht herab. Arcus fupraciliares find faft gar nicht da, und die Nafenwurzel ift fo wenig eingedruckt, dafs der Bogen des Stirnknochens durch die flache Glabella zu der Nafe, mit kaum merklicher Biegung übergeht. Die Nafen öffnung ist fehr klein. Die Fovea malaris ift äuffert flach. Das Hinterhauptsloch ift eng. Die Condyli deffelben find platt. Die Proceffus mafioidei find fehr klein.Aus der dritten Varietät. 6. 7. 8. Von Mohren. Diefe drey Schädel find doch merklich von einander unter fchieden. Die untere Kinnbacke ragt viel mehr im zweiten, als im dritten vor. Die Nafenöffnung ist bey dem dritten fehr weit; bey den andern beiden viel enger. Der untere Abschnitt des Umfangs der Nafenöffnung hat im zweiten einen fcharfen Rand, in den andern beiden einen abgerundeten. Die Nafenwurzel ift im erften ein gedruckt, und hat eine tiefe Queerfurche; weniger ift dies im zweiten; am wenigften im dritten. Der Rücken der Nafe ift im zweiten winklicht; weniger im ersten; gewölbt im dritten. Die Lamina horizontalis des Gaumenknochens ift im dritten am breitften; fchmäler im zweiten; im dritten (im erften) fo fchmal, dafs der Vf. fie in keinem Europäer fchmäler gefehen hat. Beide Augenhöhlenfpalten find im dritten fehr weit, im zweiten fehr enge. Der hintere Theil der Hirnfchaale ragt zugefpizt im zweiten hervor, im dritten ift er abgerundet und faft kuglicht. Der zweite ist viel dicker und fchwerer, als die andern beiden. - Aus der vierten Varietät. 9. Von einem Nord-Amerikaner. Der Scheitel ift niedergedrückt, breit, an den Seiten hervorragend, fo, dafs beide Plana femicircularia aufwärts divergiren. Die Nafenhöhle ift fehr weit, und die Conchac mediae find gleichfam in Blafen ausgehöhlt. Die Schneidezähne find fehr kurz, aber fehr fcharf. Die Stirnnath ift noch da. Die Hirnfchaalknochen find fehr dünn, und der ganze Schädel ift fehr leicht. 10. Von einem Karai Die Stirn ift zurückgedrückt. Die Augenhöhlen find sehr weit, gleichfam aufwärts gewandt, indem die Lamina orbitalis des Stirnknochens fehr abhängig ift. Daher ist der Abfland des Thränenknochens vom Sulco fupraorbitali fehr grofs. Die Scheitelknochen ragen weit feitwärts hervor. Die Nafenknochen find fehr lang. Die Krone der Schneidezähne hat die Gestalt eines Cylinders, der von der hintern Seite fchief abgekürzt (truncatus) ift, und eine länglichte Furche hat. Die Verfchiedenheiten der Stirn und des Scheitels find wahrscheinlich Folgen der Preffungen, welche diefe Menfchen an den Köpfen ihrer Kinder machen.

ben aus der Infel St. Vincent.

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finden, welche 1. fich lange unverdorben erhalten, und mehr Zeit zu ihrer Verfertigung erfodern, als das fclinelle Bedürfnits des Kranken gewöhnlich zuläfst; 2. folche, deren nothwendig künftliche Bereitungsart nicht jedem Arzte, der nicht Chemift von Profeffion ift, bey unmit telbarer Abfaffung des Receptes richtig und umftändlich genug beyfallen möchte; 3. folche, die lange Zeit in ausgebreitetem Rufe geftanden, und dadurch ein gewiffes Anfehen erhalten haben, fo, dafs man fie mit allen ihren Mängeln doch kennen muis, wenn man fich ihrer auch nicht bedienet; 4. dann und wann, jedoch nur felten, auch folche, welche mit allgemeinen Heilanzeigen in einem leichten und fimpeln Verhältnife fte hen; fie können dem Gedächtniffe des befchäftigten Arztes, wenn er variiren will, auf eine unfchuldige Art zu Hülfe kommen. Leztere Rubrik aber follte mit. aufserft karger Hand ausgefüllet werden, weil sie nur der untergeordnete Zweck einer Pharmacopöe seyn darf.. Ueberhaupt aber mufs jede einzelne Formel in ihrer Zufammenfetzung auf ächte Grundfätze der Scheidekunft gegründet feyn, wenigftens müffen die Ingre dienzen einander nicht chemifch widerfprechen, oder die Verfertigung wohl gar unausführbar feyn; 2. müs fen keine notorisch unniitze, und als lächerlich verru fene Dinge zur Mifchung kommen; 3) muss der Zweck der Formel aus jedem Ingredienz fowohl, als aus der Art der Mifchung hervorleuchten; 4) mufs man den kürzesten Weg wählen, den die Vollkommenheit der Arzney nur erlaubt, und 5) erft nach Befriedigung diefer Erfordernille mufs Rücklicht auf Anfehn, Geruch und Gefchmack genommen werden. Dies vorausgefezt, wird fich die Arbeit des Herrn Saunders leicht würdigen laffen. Es ist nicht zu läugnen, dafs er eine ziem. liche Zahl allgemeiner Formeln aufgeftellt hat, die nicht. in allen Pharmacopöen, fo fehr ihre innere Güte fie auch. dazu berechtigte, angetroffen werden. Von dieser Art find die tinct.coerul; das oxymel colch.; das vinum emet. mit tart. emet. bereitet; das enema antifpasmod.; die aqua picea; das decoctum adftringens u. m. a.; fo wie fich z. B. der linctus emoll., die pilulae rhabarbarinae u. a. m. durch ihre Simplicität empfehlen. Auch die Salben find gröfstentheils zweckmäfsig. Diefes aber, nebit der ungemeinen Correction des Drucks, dürfte auch leicht alles feyn, was wir an dem Büchlein zu rühmen hätten. Ohne uns über die Abficht feines Buchs auch nur durch ein Paar Worte zu belehren, fezt der. Vf. fogleich 237 Recepte unter alphabetisch geordneten Titeln der Arzneyform von acetum bis unguentum. hin. Dann folgt erft noch ein Appendix von 159 an dern, eben fo geordnet von A bis U. Zulezt ein Ver zeichnis der Gaben einiger einfachen Arzneyen, welches alle Fehler gewöhnlicher Gabenliften hat. Es ift in kleine, mittlere und aufserordentliche Dofen rubricirt. Ohne klinische detaillirte Beftimmungen und Einfchränkungen laffen fich folche Angaben durchaus nicht brauchen; erftere finden aber in der Pharmacopoe keinen Platz, folglich find leztere wenigftens zwecklos, oft verführerilch. Was denken fich die geübten Lefer bey Ol. cinnam, dof. media gutt. X. Tartar. emet. dof min. gr. Tamarindus, dof. extraord. j? Doch wir

gehen

gehen zum Texte über. Ein grofser Theil der Formeln pallet nur auf fo fpecielle, folglich fo feltne Fälle in der Praxis, dais fie durchaus keinen Platz in einer Pharmacopoe zum allgemeinen Gebrauche erhalten können. Minfufum lenitivum, emulfio oleofa, hauftus u. pulvis reticus, pilulae gummofae laxantes, pulvis febrifugus antimonialis, mixtura balfamica, und fo viele andere mehr. Wie viel unkräftige und verrufene Species finden fich nicht hier noch in einer anfehnlichen Menge Formeln? Wozu ein aethiops antimonialis? Was foll der Bolus fedativus (aus fal. fedat. Homb. 38. conferv. aur. 3) für beruhigende Kräfte äufsern? Was wollen wir mit einem decoctum butuae (rad. pareir. brav. 3. coque in aqu. font.) anfangen? Wozu neben der terra jap. noch fanguis draconis im elect. adftringens? Wie hulfreich mag wohl die expreffio millepedavum feyn? Welchen Nachdruck giebt denn im bolus cardiac., im infufum alexit., im pulvis alexit. u. f. w. die rad. contragerva? oder der Zinober im pulvis temperans? Wie unentbehrlich doch die Zittwerwurzel im infuf. amar. fimpl., im elect. ftomach. u. f. w. ift! An andern Unfchicklichkeiten fehlts denn auch nicht. So kömmt in ein Klyftier (in das enema ex amylo) Zimmttinktur mit tellt der gelatina ex amylo! Wer wird gepülverte Rinden in abgezogenem Pomeranzenwaffer (S. 117.) kochen laffen? Eben fo gut liefsen fich mit Zinmtöle Schuhe fchmieren. Was foll man vollends zu einer als Canon aufgeftellten Pharmacopoe fagen, die in chemicis hinkt, oft in der gewöhnlichen Kochkunft? Da foll Mell. 6 mit Salmar. 3j zu einem feften Stuhlzäpfchen gekocht werden!- Wie fchlecht pafst fich in (imagenftärkende) Pillen der Vitriolweinstein? Bleibt wohl eine Spur von Kalkwaller in der aqua exficcans übrig, da extract. faturni dazu kömint? Wir erwähnen nichts von der eckelhaften Dinte, wo Chinawein mit Eifenfeile (S. 124) infundirt wird. Die fechs Drachmen Vitriolweinstein (S.116) löfen fich in vier Unzen Meliffenwaffer kaum zum dritten Theile auf, und thäten fie es, (wer weifs, durch welche verborgne Kunft) welche herrliche Potio laxans foll daraus entstehen? durch Gefchmack oder durch Würkung empfehlbar? Entsteht wohl ein Liniment (5.52) aus der vereinbaren Mifchung des Bergos mit Weingeift? Kann denn in aller Welt aus einer Zufammenfetzung von 36 Gran Honig und 24 Tropfen Terbenchingeift ein Biffen werden? oder aus der Mifchung (S. 27. Nr. 81) eine Emulfion? Läfst denn die Mifchung (S. 24) aus Spiritus volat. aromat. mit Vitriolgeift gefättigt, nicht Glaubers geheimen Salmiak niederfallen? oder kann fie ein Elixir acido volatile ge nannt werden? Man denke, ein Laxiertrank (S. 39) aus Ebfamfalz, Baumöl und einem geistigen Fluidum! list fich etwas heterogeneres denken? Doch, wir haben, fo viel wir auch noch rügen könnten, fchon zu viel von diefem Buche gefagt!

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SALZBURG, b. Düyle: Medizinisch chirurgische Zei tung, herausgegeben von D. J. J. Hartenkeil und D. F. X. Mezler. Erter Band. 1790. 464 S. gr. 8. Die Vf. haben die Abficht, den Aerzten und Wundazten ein en Esprit des Journeaux vorzulegen, der alles

Wefentliche und Intereffante aus den medicinifchen fowohl, als chirurgifchen Schriften, Briefen erfahrner Aerzte und Wundärzte, und den in- und ausländifchen Zeitfchriften enthalten foll. Es läfst fich aus diefem erften Bande noch nicht vollkommen beurtheilen, in wie fern fie diefen Zweck erreichen, und ob fie alfo im Stande feyn werden, etwas Vollständiges zu liefern: fo viel ift gewifs, dafs es ihnen an Fleifs und an guten Willen nicht fehlt, und dafs fie in diefem erften Bande fchon viel geleistet haben. Viele Schriften des Auslandes, befonders Zeitschriften, find ausführlich angezeigt. Manche Recenfionen, z. B. von Baldingers Journal, find faft zu ausführlich gerathen.

STENDAL, b. Franze und Grofse: Regimen fanitatis Salerni, five fcholae Salernitanae de confervanda bona valetudine praecepta; edidit, ftudii medici Salernitani hiftoria praemiffa J. C. G. Ackermann, (Profeffor zu Altdorf) 1790. 178 S. 8.

Die refpectable Schule zu Salerno, die Mutter der neuen abendländifchen Medicin, und ihre Diätvorschrif ten, das erfte literarische Denkmahl ihres Wiedererwachens in unferm Welttheil, verdienten es unstreitig, von einem Manne bearbeitet zu werden, der als einer unferer besten Literatoren bekannt ist, und in dem fich Sachkenntnifs, Kritik, Belefenheit und unermüdlicher Fleifs vereinigen, um über die dunkelsten Gegenstände Licht zu verbreiten, und das Alte uns wieder neu und intereffant zu machen. Jedem, dem Gefchichte feiner Kunft nicht gleichgültig ift, (und welchem wahren Arzt könnte fie das wohl feyn?) wird diefer schöne Beytrag dazu höchft willkommen feyn; er wird Hn A. für die gewifs nicht geringe Mühe danken, mit der die Spuren der falernifchen Arzneykunde bis in die dunkelsten Zeiten hinauf verfolgt, und bey diefer Gelegenheit fo vieles Neue und Nützliche über den Zustand der Wif fenfchaften in Italien, Mönchsgelehrfamkeit, Zubereitung der damaligen Arzneyen, leoninifche Versårt u. fw. beygebracht hat. Wenigftens hoffen wir doch, dafs jeder Doctor promotus begierig (eyn wird, den Ort näher kennen zu lernen, wo die erften Doctores creirt wurden, und wo hippokratische Medicin weit eher getrieben und gelehrt wurde, als die arabifche durch die Saracenen eingeführt ward.

MÜNSTER, b. Perrenon: Defcriptio pleuritidis peri pneumoniae, pleuropneumoniae et anginae earumque curatio, propofita a F. Saalmann, M. D. 1789. S. 106. in 4. (12 gr.)

Ebendaf. Defcriptio rheumatismi acuti, et dilucidatio 102 aphorismorum Hippocratis ad rheumatismum tum acutum tum chronicum etc. data a F. Saalmann, M. D. 1789. 180 S. in 4. (18 gr.)

Auch in diefen beiden Schriften des biedern, und in der Gegend feines Aufenthalts auch gefchätzten al

Praktikers, findet man den Verehrer Hippocrats und den Zögling Brendels wieder. Die Pathologie und Therapie der abgehandelten Krankheiten möchte wohl einige Jahrzehende zu alt feyn. Das Verdienft des Vf. Besteht vorzüglich in dem femiotischen Theil, er

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hebt Hippocrats, Brendels u. a. Sätze über diefe Krankheiten aus, verbindet fie mit feinen Erfahrungen, und bringt hie und da gute Erläuterungen bey.

GESCHICHTE.

LISSABON, in der Druckerey der Königl. Akademie der Wiffenfchaften: Vida do Infante Dom Duarte, pelo Mefire André de Rezende, mandada publicar pela Academia Real das Sciencias. 1789. 63 S. S. Eine intereffante Schrift, durch deren Herausgabe die Akademie der Wiffenfchaften zu Liffabon fich kein geringes Verdienst um ihre vaterländifche Literatur er worben hat. Möchte fie doch fortfahren, mehrere dergleichen noch im Staube der Klofterbibliotheken verfteckt liegender Handfchriften klaffifcher Schriftfteller der Portugiefen hervorzuziehen, und durch den Druck im Umlauf zu bringen. Ein Unternehmen, das ihrem glänzenden Wahlfpruch: refituet omnia, ganz entsprechen würde. Der für fein Vaterland zu früh geftorbene Prinz Eduard, Bruder Königs Johanns III. und des bekannten Cardinals Heinrich, würde fchon als Stammvater des jeztregierenden Haufes Braganza Aufmerksamkeit verdienen, wenn auch fein liebers würdiger Charakter und feine Verdienfte um die Ausbreitung der Wiffenfchaften in Portugall, fein Andenken nicht empfehlungswürdig machten. Der gleich zeitige Oforio erwähnet feiner mit den ehrenvollften Ausdrücken. De Reb. Eman. S. 233 (nach der Ausgabe Cölln 1574, 8.) heifst es: Odoardus natura mitis et clemens extitit, muficis et venationibus deditus, univerfis propter benignitatem et humanitatem carus atque perjucundus: qui fi non immatura morte fublatus fuiffet,

multas utilitates infita probitate et induftria commibus rebus afferre potuiffet. Ein Urtheil, deffen Richtigkeit die vor uns liegende Schrift eines Zeitgenoffen und literärifchen Gefellfchafters des Prinzen verbürgt. Niemand wird diefe ganz im Geift der Alten gefchriebene Biographie unbefriedigt aus den Händen legen. Sie ist reich an charakteriftifchen Zügen des Nationalgeiftes der Portugiefen in den blühenditen Zeiten ihres Staats. Auch die Schreibart verräth fogleich das goldene Zeitalter der portugiefifchen Literatur, wo die Ayres Barbofu, die Oforio, die Achilles Efaço die Alten lafen und zu ihren Mustern wählten. Es ist nur zu bedauern, dafs man beym Abdruck fo wenig Sorgfalt auf die Rich tigkeit des Textes gewandt hat. Er wimmelt von Feh lern, die das Verftändnifs erfchweren, nicht felten unmöglich machen. Auch grobe hiftorische Irrthümer kommen mitunter vor, z. B. S. 61, wo die bekannte Maria de Auftria Ifabella genannt wird. Diefe und andere Urrichtigkeiten haben einen portugiefifchen Akademiker veranlasst, die Aechtheit diefer Schrift in Zweifel zu ziehen, und fie dem berühmten Vf. der Antiquitatum Lufitanarum abzusprechen. Sie beweifen aber weiter nichts, als dafs man eine höchft fehlerhafte Handschrift höchft forglos copirt habe, ein Verfahren, das fich eine Akademie der Wiffenschaften nicht hätte zu Schulden kommen laffen follen. Dafs niemand an ders, als Refende, der Vf. feyn könne, fällt in die âugen, fobald man die hiftorifchen Nachrichten von dein Leben diefes Gelehrten, die der 2te Theil der Hifpania illuftrata, die Bibliotheca hifpana des N. Antonio, und die Bibliotheca Lufitana des Barbofa Machado liefert, mit mehreren zerstreuten Winken unferer Schrift vergleicht.

KLEINE SCHRIFTEN.

GESCHICHTE. Altona, b. Hammerich: Kleine Chronicke der Könige von Dänemark. Eine Handfchrift des fechszehnten Jahrhunderts, mit hiftorifch etymologifchen Anmerkungen und einer Vorrede begleitet. 1790. 72 S. in 8. Der Codex foll auf dem Schloffe Gottorp gefunden, demnächst in die Hände verfchiedener Privatperfonen, und zulezt eines itzt fchon verftorbenen Gelehrten gekommen feyn, der die Reimkronik herausgeben wollte. Eine mit der eigensinnigften Genauigkeit genommene Abschrift, kam durch Erbfall in die Hände des Herausgebers, der ihr izt feinen Fleifs widmete. Eigentlich enthält der Codex die Bildniffe der dänifchen Könige, und der unter dem Königstitel von ältern Gefchichtsfchreibern zum Theil mit aufgeführten dänischen Helden und Magnaten, von Dan I. bis Chriftian IV., in feinen ausgemalten Zeichnungen, begleitet von holperichten Reimverfen, welche einige der merkwürdigften Vorfalle der Könige enthalten. Auf dem Vorblatte der Handfchrift war angemerkt: dafs Anna Krabbe, Erichs Krabbe dritte Tochter, Jakob Björns, Herrn von Steenholt, Ehegattin, die Bildniffe der Könige entworfen habe. Damit ftimmt eine Nachricht in Jóchers Gel. Lexicon überein, die eben diefe Anna Krabbe für die Verfertigerin von Bildniffen der Könige und einer Reimkronik erklärt. Auch wird diefes aus einigen Stellen beyin Albert Thura (idea hift. litt. Dan, und Gynecaeo Dan.)

glaublich. Wenn aber, wie Rec. fich befinnt, in Worne Lexicon over Danske lärde Mänd gelefen zu haben, Erich Krabbe fchon 1533, und hernach in wiederholten Ausgaben: Den Danske Rümkronike u. f. f. herausgegeben hat, fo könnte viel leicht Erich Krabbe's Tochter, Anna, die Arbeit ihres Vaters nur ins Deutsche überfezt und vermehrt haben. Die Sprache und Reimart eben fowohl, als der Innhalt, fcheinen dem Herausgeber anzudeuten, dafs fie kurz vor Anfang der Regierung Chriftians IV. verfaffet fey, folglich in den Ausgang des 16ten oder Anfang des 17ten gehöre. Aber der hiftorische Werth ift gering. Arm an Nachrichten, zumahl an Nachrichten von un. bekanntern Begebenheiten; in der ältern Regierungsfolge, der, feitdem Torfaeus in der ältern dänifchen Gefchichte Epoche machte, von Kennern längst verworfenen Ordnung des Saxo Grammaticus noch völlig treu; was kann eine folche Chronik, und zumahl, wenn es auf altere Begebenheiten ankommt, eine Chronik aus dem 16ten Jahrhundert helfen? Indeffen find die Berichtigungen und hiftorifch etymologifchen Anmerkungen des Herausgebers ein Verdienft, das mancher Lefer dankbar erkennen wird, dem theils die Sachen, theils die Bedeutungen veralteter Wörter und ungewöhnlicher Wendungen unbekanut

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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Montags, den 24. Januar 179 1.

PHILOLOGIF.

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fen. Der befondern Abficht hingegen wäre es gemässer gewesen, vom 14ten Jahrhundert hinauf zu fteigen, und LEIPZIG, b. Crufius: Praktische Anweisung zur Kennt in beiden Hauptmundarten Urkunden, Stücke aus Chroifs der Hauptveränderungen und Mundarten der niken und Romanen, Gedichte u. f. w. aufzunehmen, wodeutschen Sprache von den alteflen Zeiten bis ins vier zu die Sammlungen von Schilter, Leibniz, Bodmer, Mülzehnte Jahrhundert, in einer Folge von Probeftüler u. a. Stoff genug darbieten. So würde die Mannichcken aus dem Gothifchen, Altfränkifchen oder Oberdeutfchen, Niederdeutfchen und Angelfachfifchen mit fpracherläuternden Ueberfetzungen und Anmerkungen. 1789. 200 S. gr. 8. (16 gr.) igentlich erhält man unter diefem etwas hoch lauten den Titel eine neue Ausgabe von Eckards Catechefis thentisca, die aber fo gut behandelt ist, dass man ihn doch keiner Falichheit befchuldigen kann. Die Vorrede erkläret folches umftandlich, und zeiget die gute Abficht zur Befriedigung. Der Herausgeber wollte nemlich für unbegüterte Gelehrte, Schulleute und junge Studirende die Kenntnifs der alten deutfchen Sprache erleichtern,damit deito mehr Denkmaler derfelben aus Bücherfammfangen und Archiven zum Nutzen der Gefchichte, Rechtsgelehrfamkeit und neuern Sprachkunde hervorgezogen werden konnten. Dazu hielt er eine Sammlung kleiner Stücke mit umitändlichen Erläuterungen am dienlichften, and fo weit hat er gewifs vollkommen Recht. Dafs aber feine Auswahl gerade auf jene Folge von Catechismen gefallen ift, mufs wohl eine befondere Vorliebe oder Einfchrankung zum Grunde haben, und fchwerlich möchte die Aufmunterung des Hn. Bibliothekar Langer zu Wolfenbüttel wegen angeblicher Seltenheit der Eckardfchen Ausgabe Beyfall verdienen. Die Einförmigkeit des ganz theologifchen Inhalts kann unmöglich das Anziehende haben, welches bey der Anleitung zu einem an fich fo trockenen Studium nöthig ift. Auch ift es wider die gue Methode, dafs die Stücke weder nach Ordnung der Zeit auf einander folgen, noch dabey auf Leichtigkeit, Schwere und nahere Verwandfchaft gefehen worden. Das er fte ist der Weifsenburger Catechismus aus dem 9ten Jahrhundert; dann folgen, wie beym Eckard, andere aus dem gten und gten; ferner das fachfifche Glaubensbekenntnifs aus dem 12ten, das alemannifche aus dem 13ten, darauf wieder oberdeutsche Stücke aus dem gten und gten, und zaletzt endlich die angelfachfifchen Gebote, Vaterunfer und Glaube. Von dem jetzigen Herausgeber find noch ein fachfifches Gelübde an Wodan und Odos Unterwerfung an Carl den Grofsen, beide aus dem Hamburgifchen Magazin; zuletzt aber ein gothifches Stück aus Ulfilas Luc. II, I-20. hinzugefetzt. Nach diefer Ausdehnung auf die fo ganz abweichenden germanifchen Mundarten hätten billig auch einige Proben der alten nordifchen Sagen und Gedichte Platz finden müfA. L. Z. 1791. Erster Band.

faltigkeit auch den kälteren Liebhaber stärker gereizt, und er würde bey den häufigern Ueberbleibfeln der spätern Zeiten feine Bemühung eher nützlich gefunden haben. Indeffen wird auch die jetzige Sammlung, fo wie fie der Herausgeber einmal gut befunden hat, immer dienlich feyn können, den Endzweck zu erreichen. Denn die Bearbeitung ist sehr gut ausgefallen, und zeuget von rühmlichem Fleifs in Sprachforschung und Lehrart. Jedes Stück ist mit einer Einleitung verfehen, dann die fchweren erft ganz wörtlich und etymologisch, zugleich aber freyer nach dem Verftande,in die jetzigeSpra che überfetzt, darauf folgen einzelne Anmerkungen, und den Befchlufs macht ein Regifter der erklärten Wörter. Eckard wird in Abficht feiner Kritik undErklärung mehrmals ergänzet und zurecht gewiefen. So ift z. B. in dem Verzeichnifs der Todfünden bey Emulationes anthruoft (Entrüstung) und irae, nidha (Neid) durch Verfetzung der Wörter die Ordnung glücklich hergeftellet, und die Lefeart Diffenfiones fliis, durch das englifche to flit zanken gegen E's Verbefferung in fliis vertheidiget. In der Entfagung vom Teufel wird E's gekünftet tes thuma erende (lucorum cultus) in thunar ende Donner und Wodan verandert, und fo leichter erklärt. Die Anmerkungen enthalten gröfstentheils nur kurze Erläuterungen der fchweren Wörter für Anfänger, einige aber gleichen fast kleinen Abhandlungen zur Einleitung in die deutfche und allgemeine Wortforfchung. Dahin gehöret z. B. die Vergleichung der Wörter für Vater und Mutter in allen Sprachen, die aber aus dem Gloffarium der Kaiferin von Rufsland fehr hätte vermehrt werden können. Eben fo ift bey Gelegenheit der Ableitung und Verwandfchaft der Wörter Himmel von hohl, hoch, heim, fo mit dann und mit auch von mit ohne, Mann und Menfch wefen und feyn viel gutes über die Bildung aus Grundlau ten und Endfylben im Allgemeinen gefagt. Unange nehm aber find von einem font lo vorzüglichen Sprachkundigen einzelne Fehler wie S. IV. genüzt werden, S. 49., wo das Tuch dran ilt, S. 104. theils ohne Nachfatz, 5.119. darum dafs, und die gezierte neueRechtfchreibung grofe Gelerte, ungefer, Stükk, one, Ueberfezzung.

FRANKFURT a. M., in der Hermann. Buchh.: Sammi lung der neuesten Uebersetzungen der griechischen pris faifchen Schriftfeller, unter der Auflicht des Hn Prof. Seybold. Siebenten Theils eriter Band. ; U auch

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