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und ewige Seligkeit zu spenden vermag, und deshalb stimme ich dafür, König, daß wir die Heiligthümer und Altäre, welche wir ohne nüßliche Frucht geweiht haben, schnell der Verwünschung und dem Feuer übergeben."

Kurz also, der König gab öffentlich dem seligen Paulinus, dem Verkünder des Evangeliums, seinen Beifall, er schwor den Gözendienst ab und bekannte den Glauben Christi. Und da er den erwähnten Priester seiner Heiligthümer frug, wer zuerst die Altäre und Haine der Gößen mit der Umfriedung, die sie umgab, entweihen solle, antwortete dieser: „Ich. Denn wer mag besser zu einem Beispiel für Alle niederreißen, was ich in thörichtem Sinn verehrt habe, als ich selbst, auf Grund der Weisheit, die mir von dem wahren Gott geschenkt ist." Und sogleich verachtete er den leeren Aberglauben, forderte vom König Waffen und einen Hengst, auf dem er die Gözen niederwerfe. Denn dem Opferpriester war nicht erlaubt, weder Waffen zu tragen, noch auf anderem Roß als auf einer Stute zu reiten. Mit dem Schwert umgürtet, nahm er die Lanze in die Hand, bestieg den Hengst des Königs und ritt zu den Götzen. Dies schaute das Volk und hielt ihn für wahnsinnig. Er aber zögerte nicht, als er zum Heiligthum kam, dasselbe zu entweihen, und schleuderte die Lanze hinein, die er hielt. Und sehr erfreut über die Erkenntniß des wahren Gottesglaubens, befahl er den Genossen, das Heiligthum mit allen seinen Umfriedungen zu zerstören und anzuzünden. Es wird aber die Stelle, welche einst den Götzen heilig war, nicht weit von York gegen Often gezeigt, jenseit des Flusses Derwent, und sie heißt jetzt Godmunddingaham (Godmundham), wo der Priester auf Eingebung des wahren Gottes die von ihm selbst geweihten Altäre entheiligte und zerstörte.

Also nahm König Edwin mit allen Edlen seines Stammes und sehr vielem Volk den Glauben an und das Bad der heiligen Wiedergeburt im elften Jahre seines Königthums, im sechshundert und sieben und zwanzigsten Jahre des Herrn,

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von Ankunft der Angeln in Britannien aber etwa im einhundert und achtzigsten. Getauft wurde er zu York am heiligen Ostertage den 12. April, in der Kirche St. Peter's des Apostels, die er ebendaselbst aus Holz mit beschleunigter Arbeit erbauen ließ, während er Katechumene war und für die Taufe unterrichtet wurde. In dieser Zeit aber soll, soweit die Herrschaft des Königs Edwin reichte, großer Frieden in Britannien gewesen sein, so daß man bis heute im Sprichwort sagt, wenn eine Frau mit ihrem neugeborenen Kinde durch die ganze Insel von Meer zu Meer hätte wandern wollen, so hätte sie dies ruhig gekonnt und Niemand sie geschädigt. Derselbe König sorgte sehr für den Nugen seines Volkes: wo er einen lautern Quell an der Landstraße fand, da ließ er zur Erfrischung der Wanderer Pfähle errichten und eherne Kannen anhängen, und Niemand wagte sie außer zum Gebrauch zu berühren, aus starker Furcht oder Liebe. Groß war sein Ansehen im Lande; nicht nur in der Schlacht wurden Fahnen vor ihm getragen, sondern auch, wenn er im Frieden durch Städte, Dörfer oder sein Land mit dem Gefolge zog, ging immer ein Bannerträger vor ihm; auch wenn er irgendwo durch die Straßen schritt, wurde die Art von Feldzeichen vor ihm her getragen, welche die Römer Tufa, die Angeln aber Tuuf*) nennen.“ So weit die Erzählung des Beda.

Als Beda dies schrieb, waren 50 Jahre seit König Edwin's Bekehrung vergangen; manche Stelle seines Berichtes zeigt, daß die Sage bereits ihren bunten Schleier über die Thatsachen gelegt hatte; und doch wissen wir weder in den übrigen Büchern des frommen Mannes, noch in irgend einer andern

*) Die Tufa, schon von Vegetius unter den römischen Feldzeichen erwähnt, scheint aus Federn bestanden zu haben; wenigstens ist aus einer Urkunde König Richard's II ersichtlich, daß sie damals der flügelartige Federschmud war, der noch jetzt mit seinem heraldischen Zierat einen. Theil des Wappenhelms bildet.

Aufzeichnung christlicher Priester aus den Jahrhunderten der Bekehrung einen Bericht über die Annahme des Christenthums diesem an die Seite zu stellen. Denn die Unsicherheit der Weisen über ihren heimischen Glauben, und die Politik der Könige werden daraus sehr verständlich, und nicht weniger die kluge Arbeit der Bekehrer.

5.

Aus Stadt und Land.

Zur Zeit der Merovinger.

Seit dem Ende der Wanderzeit saßen die Germanen in allen Provinzen des westlichen Römerreichs unter Königen. In Deutschland war der Osten bis zur Elbe und Saale von Slaven überzogen und einzelne Haufen derselben hatten sich in thüringischen und hessischen Dörfern bis hinauf zum Main festgesetzt. Den Norden des deutschen Bodens hielten Friesen und Sachsen; der Süden vom Harz bis zu den Alpen: das Land der Thüringer, Alemannen, Burgunder und Baiern war im Besitz oder im Kampf mit den Franken.

Es begann eine Zeit verhältnißmäßiger Ruhe, überall waren die Völker genöthigt, sich in neuen Lagen einzurichten, auf der Ackerscholle, in den Mauern römischer Städte und um die Friedhöfe neugebauter Kirchen. Wie sie hier die Bildung fremdländischer Leute aufnahmen, wie sie handelten und ihren Acker bauten, wird im Folgenden gemustert. Denn was auf diesen Gebieten des Lebens aus dem Alterthum erhalten blieb und damals neu geschaffen wurde, das dauerte länger und formte mehr an Charakter und Leben des Volkes, als die Missethaten seiner Fürsten und die politischen Schicksale der neuen Reiche. Vom Westen und Süden, über Rhein und Donau zog von jezt ab unablässig nach Deutschland, was der Händler in seinen Ballen führte, was der pilgernde

Mönch in seinen Büchern besaß, was der Hausmaier des Frankenkönigs verordnete zum Schmuck seiner Landgüter an Maas und Mosel.

Die ungeheure Menge des bildenden Stoffes, welche in das Leben der Germanen eindrang, füllte dasselbe mit so starken Gegensätzen, wie niemals andere Nationen auf einmal zu verarbeiten gehabt. Heidnischer Glaube und Christenthum, römisches Städteleben und deutsche Bauernwirthschaft, Handelsverkehr des Mittelmeeres und gänzlicher Mangel an deutschem Capital, römische Geschichtschreibung und deutsche Sage stehen neben einander. Schwer wird den Völkern, sich in diesen Contrasten zurecht zu finden, edle Stämme gehen daran zu Grunde, aber auf der Versöhnung, welche die Ueberlebenden fanden, ruht unsere gesammte Bildung. Billig stehen für uns Deutsche obenan die Zustände, welche sich unter der Herrschaft der Merovinger im Frankenreich entwickelten.

Viele große Römerstädte waren zerstört, das kaiserliche Trier, das goldene Mainz, Worms, Speier, Straßburg lagen in Trümmern, sie waren von fränkischen und alemannischen Bauern besett, auf altem Mosaikboden schritt der Haushahn und im Triclinium stand die Häcksellade. Auch südlich von der Donau waren Regensburg und Augsburg schwerlich Bes= seres als ein Haufe von Dorfhäusern und zerschlagenen Römerbauten in halbzerstörter Stadtmauer. Andere Städte bestanden als feste Kastelle, in denen zeitweise ein Merovinger seine Königsburg einrichtete, wie zu Köln und Koblenz, oder wo ein fränkischer Graf hauste; dann standen die Hütten der deutschen Ansiedler außerhalb den Mauern der Festung. In Gallien aber, in Spanien und Italien blieben die Städte Herren der Landschaft, und vorzugsweise in ihnen vollzog sich die erste Verbindung deutschen und römischen Lebens. Nicht alle Städte waren in der traurigen Lage Roms, wo die Marmorbilder alter Prachtbauten verwundert herabschauten auf die menschenIcere Steinöde, und wo die wenigen Einwohner Säulenhallen

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