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L. Z. General-Lieutenant Monhaupt ist auch Schriftsteller; seine Werke über Artillerie werden von den Keunern des Faches geschätzt. I. S. 297. Ludwig Leopold Robert. Wie kommt dieser neuchateller Künstler zu der Ehre in einem Nekrolog der Deutschen einen ausführlichen Artikel zu erhalten? Ueber den unglücklichen jungen Mann, der bekanntlich in Venedig seinem Leben gewaltsam ein Ende machte, sind eine Menge Aufsätze und Schriften erschienen. Die beste bleibt unstreitig: Notice sur la vie et les ouvrages de Léopold Robert par E. J. Delécluse. Paris. 1838. gr. 8. mit vier Kupferstichen. Sie ist in Deutschland noch selten, und konnte im Jahre 1837 dem Herausgeber des Nekrologs noch nicht bekannt seyn. - I. S. 330. Chr. G. Graf von Bernstorff. Bei diesem aus der Preussischen Staats-Zeitung entlehnten Artikel vermissen wir die Berücksichtigung eines über diesen wahrhaft edlen Mann in dem ersten Band,, der Denkwürdigkeiten von K. A. Varnhagen von Ense" abgedruckten sehr schätzbaren Aufsatzes. II. S. 1108. Hans von Reinhard. Ueber diesen berühmten schweizerischen Staatsmann ist letzthin von seinem Amts-Nachfolger Hn. Conrad Muralt eine äusserst werthvolle eigene Schrift erschie

nen.

دو

-

Sie führt den Titel: Ilans von Reinhard, Bürgermeister des cidgenössischen Standes Zürich und Landamann der Schweiz. Beitrag zur Geschichte der Schweiz während der letzten vier Jahrzehnte; bearbeitet nach Reinhards nachgelassenen Denkschriften, Tagebüchern und Briefwechsel." Zürich 1839. gr. 8. nebst einem lithographirten Portrait. II. S. 1113. Johann Albrecht Rengger. Die ihm zugeschriebenen Physiologischen Untersuchungen über die thierische Haushaltung der Insecten. Tübingen 1817" sind nicht von ihm, sondern von seinem gleichnamigen Neffen und Pflegesohne, von welchem er auch ein naturhistorisches Werk über Brasilien herausgegeben hat. Wer aber die hohen Verdienste des Onkels als Staatsmann würdigen will, darf die hier nicht benutzten,,Historischen Denkwürdigkeiten von H. Zschokke" nicht übersehen. Auch ist es zu bedauern dass dem Herausgeber des Nekrologs die vortreffliche:,,Notice nécrologique d'Albert Rengger, citoyen des Cantons d'Argovie et de Vaud, ministre de l'intérieur de la République helvétique" nicht zu Gebote gestanden hat, die der inmittelst auch verstorbene berühmte FrédéricCésar de la Harpe in die Verhandlungen der schweizerischen gemeinnützigen Gesellschaft. Zürich 1836. S.203-236. hat einrücken lassen. II. S. 1237. Der preuss. Kapitain a. D. P. L. J. von Nieaud - Tiregale hiess Ricaud de Tiregale. Sein Vater ist durch ein

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grosses Werk über russische Denkmünzen bekannt.-
II. S. 1250. Der Vicepräsident des k. k. österreichi-
schen Hofkriegsrathes Freyherr Radossewich von Ra-
dos führte den Vornamen: Demeter. II. S. 1271.
Der Freyherr von Lattermann hiess mit Vornamen
Christoph. Er war k. k. österr. wirklicher Geheimer
Rath und als Feldzeugmeister lange Jahre Capitain-
lieutenant der k. k. ersten Arrieren - Leibgarde.
II. S. 1154. Der k. Pr. Oberforstmeister Grotrian zu
Marienwerder ist derselbe, von dem Band II. S. 861.
unter No. 251. eine Biographie geliefert wird.
Band II. S. 1172. Der Pastor Markus Lutz zu Kau-
felfingen gehörte zu den fruchtbarsten Schriftstellern
in der Schweiz. Ausser den genannten Werken rührt
noch eine Menge in Zeitschriften zerstreuter Aufsätze
über vaterländische Gegenstände von ihm her. Seine
in Beziehung auf die Specialkunde der Schweiz un-
schätzbare Bibliothek ist jetzt in der Stadt Basel auf-
gestellt. II. S. 1291. Rösa, wo der Graf zu Solms
starb, liegt nicht im Anhaltinischen, sondern im Regie-
rungs-Bezirke Merseburg.
rungs-Bezirke Merseburg. In den oben erwähnten
Verhandlungen der schweizerischen gemeinnützigen
Gesellschaft wird auch noch zweyer verdienstvol-
len Eidgenossen umständlich gedacht, die, ob sie
gleich im Jahre 1835 starben, im Nekrolog nicht ge-
nannt werden; cs sind dies der Pfarrer Aloys Oder-
mutt von Stanz und der Aidemajor Müller aus Flur-
lingen Kanton Zürich. Jahrgang XIV. Theil L

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S. 273. J. J. Freiherr von Uckermann. Es hätte wohl verdient erwähnt zu werden, dass er seine Liebe zu den Wissenschaften auch noch besonders durch die letztwillige Schenkung seines sehr beträchtlichen litterarischen Apparats an die Universität zu Leipzig bethätigt hat. Namentlich ist die Universitätsbibliothek dadurch ansehnlich bereichert worden. I. S. 446. Karl Müller von Friedberg. Hier hätten wir um so mehr eine genauere Angabe seiner Schriften erwartet, als mehrere derselben in Beziehung auf schweizerische Zustände einen bleibenden Werth behalten. II. S. 559. Carl Aug. Const. Lautenschläger. Rec. besitzt mehrere Kupferstiche dieses jungen Künstlers, die er unbedingt höher stellt als das hier angeführte Blättchen. Es sind zwar nur Nachbildungen, doch verrathen sie glückliche Anlagen für das Fach. II. S. 618. Der Königl. Sächsische Conferenz-Minister von Nostiz und Jänckendorf, fast noch bekannter unter dem als Schriftsteller angenommenen Namen: Arthur vom Nordstern, besass zwar auch diesen letzten Orden, doch war er nicht Komthur des St. Johanniter-Ordens, obgleich seit 1787 auf die Commende Lagow expectivirt. Auch war

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II.

er Senior des hohen Domstifts zu Merseburg. Sein tice sur Frédéric Ancillon Ministre des affaires étranältester Sohn ist der gegenwärtige Königl. Sächs. Mi- gères de Prusse par A. J. C. Saint-Prosper, auteur de nister des Innern. II. S. 961. Der Hofrath H. A. l'Observateur au XIX. siècle und 2. Minister Ancillon Schrader in Göttingen war nicht allein, wie hier ge- als Philosoph in H. Maltens Bibliothek der neuesten sagt wird, Director des ökonomischen Gartens son- Weltkunde. Aarau 1834. IX. S. 125-137. II. dern Vorstand des botanischen Gartens, der dortigen S. 658. Daniel Bodmer war nicht 1770, sondern 1769 Universität. - II. S. 987. Dem Director der Ritter- geboren. Er war Mitglied des grössern Stadtraths akademie zu Brandenburg H. W. Schulze, verdankt zu Zürich und hinterliess zwey Söhne und eine Tochman eine gedruckte Beschreibung der dortigen ter. II. 1200. Der luzerner Altschultheiss Xaver Domkirche und ihrer Denkmale. II. S. 1000. Schwyzer von Buonas war 1774 geboren. II. 1204.Die Palast- und Sternkreuzordensdame Gräfin Cor- Heffta. Der Ort und das Amt heisst Helfta. dula Podoczka, geborne Kamorofska hiess Poto- S. 1243. Der Schöff Joh. Wilh. Metzler lebte in Frankcka und war eine geborne Gräfin Konwrowska. furt am Main und nicht, wie hier gesagt wird, in FrankII. S. 1006. Der k. k. Feldzeugmeister Baron von furt an der Oder. II. Der preuss. General-Major hiess Strauch war k. k. wirklicher Geheimerrath, dann Hof- Stich von Goltzheim und nicht Starh von G.- II. 1246. kriegsrath, Ritter des Ordens der eisernen Krone er- Der berühmte Geheimerath von Rode in Dessau erhielt ster Klasse u. s. w. Er hiess mit Vornamen Gottfried. noch einige Zeit vor seinem im 86. Jahre seines AlII. S. 1012. Der k. Preuss. General-Major Johann Ge- ters erfolgten Tode den preussischen St. Johanniterorg Emanuel von Brause war am 14. December 1774 Orden. Sein Vorname war August. II. 1271. Der geboren. Am 10. April 1838, also gerade zwei Jahre Magister J. G. Mehnert in Leipzig hat Beyträge zu nach seinem Tode, ward das ihm auf dem Garnison- mehreren Zeitschriften geliefert, namentlich zum LeipKirchhofe zu Berlin errichtete Denkmal feierlich ent- ziger Tageblatt. Er war ein Mann von der vielseitighüllt. Unten am Fussgéstell liest man die Worte: sten litterarischen Bildung und hat eine beträchtliche ,,Dem liebenden Führer und Freunde treue Dank- Bibliothek hinterlassen, deren Verzeichniss in drey barkeit Bänden erschienen ist. Wilhelm, Prinz von Preussen." Ein GitII. 1274. Ueber den um ter von Gusseisen umgiebt das Ganze. An dessen vor- das Finanzwesen der Republik Bern hochverdienten dern Seite stehet in einem Lorbeerkranze: Seinem Alt-Seckelmeister von Jenner, der mit Vornamen Ferdas Kadetten-Corps." unvergesslichen Führer dinand Beat Ludwig hiess, findet man einige Notizen II. S. 1018. Joseph Businger führte den Titel eines in dem Schweizer Geschichtforscher Band IX. S. Canonicus, von Grossglogau in Preussisch-Schlesien. CCCXL. Nota 83. Die eine Verweisung in der Früher war er Pfarrer in Stonitz und gehörte seit 1805 Biographie des Geh. Kirchenraths Schott S. 1150 ist unter die,,unyerpfründeten" Geistlichen der Stadt Luzu tilgen, denn von dem Consistorialrath Ilgen ist da zern. Von seinen Schriften wird hier nicht eine einnicht die Rede, sondern von dem Domherrn Illgen in zige genannt. — II. S. 1030. Das ehemalige k. fran- Leipzig, der sich noch einer kräftigen Gesundheit erzösische Infanterie-Regiment, bei welchem Chr. G. freut und eine Aufnahme in dem Nekrolog seiner rühmBruch, Feldprediger war, hiess nicht Royal - deux- lich anzuerkennenden Wirksamkeit gewiss nicht vorPorts sondern Royal Deux - Ponts. II. S. 1046. ziehen wird. Hier wird der Tod des ersten Begründers des Brockhausenschen Conversations-Lexikons Dr. Hein angegeben. Das Werk ist aber eine der wichtigsten Erscheinungen in der deutschen Literatur und es hätte daher wohl der Begründer desselben cine biographische Notiz verdient. II. S. 1260. Der zu Zeitz verstorbene Dr. Ferdinand Braun war Schriftsteller. S. 1276. Dass der hier aufgeführte W. E. von Posern KlosterArzt des Stifts Marienstern gewesen sey, ist wohl eine unrichtige Angabe. Klosterarzt wird wohl Kloster-Voigt heissen sollen. — Jahrgang XV. Theil I. S. 442. Jean Pierre (nicht Pièrré) Frédéric Ancillon. Als Quelle hätte noch benutzt werden können: 1. No

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BRAUNSCHWEIG, b. Meyer sen.: Lebensbilder aus

Frankreich, den Rheinländern und der Schweiz von J. Fenimore Cooper. Frei nach dem Englischen von Dr. F. Steger. Erster Theil. 1837. IV und 268 S. Zweiter Theil. 1837. 285 S. 8. (2 Rthlr.) ,, Lebensbilder". - ist ein Ausdruck, den wir für eben so gesucht als unverständlich halten müssen; jedenfalls würde das Wort,, Reisenotizen" dem Inhalt des Buches weit mehr entsprechen. Der Vf. schrieb sie während er die auf dem Titel genannten Länder bereisete; wozu er nur drei Monate verwendete. Bekanntlich hat er sich fast acht Jahre in Europa auf

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gehalten und die Briefe, welche diese beiden Bände füllen, erst nach seiner Rückkehr in Amerika veröffentlicht. Ueber seine Befähigung als Schriftsteller herrscht wohl nur eine Stimme. Er ist ein unterrichteter Mann, der die Gabe besitzt, gut zu beobachten und das Beobachtete auf eine auziehende Weise zu schildern. In dieser letzten Hinsicht tritt auch im vorliegenden Werke der Dichter bisweilen hervor, wie z. B. bei der Beschreibung eines nächtlichen Abentcuers in einem Wirthshause am Rhein, was früher ein Kloster war. Auch seine Unparteilichkeit und seine Wahrheitsliebe hat er schon in andern Schriften bekundet; dennoch möchten wir fragen: ob er ganz befähigt war europäische Zustände richtig aufzufassen und zu beurtheilen? Man könnte daran zweifeln; weil der Maassstab, den er an die curopäischen Menschen und an die Erscheinungen in der europäischen Welt anlegt, immer nur ein nordamerikanischer bleibt. Nun aber sind europäische und nordamerikanische Zustände so durchaus von einander verschieden, dass eine Vergleichung unzulässig ist. Nichts desto weniger wird man die Bemerkungen des Vfs. mit Interesse lesen; denn er beschreibt nicht blos, sondern er urtheilt auch. Ohnehin unterscheidet er sich schon dadurch von seinen Landsleuten, dass er ausdrücklich darauf verzichtet, zu den Reisenden gerechnet zu werden, die nur von Spinnmaschinen, Runkelrüben und Eisenbahnen etwas wissen wollen. Diese entschiedene Abneigung gegen alle sogenannte Nutzanwendungen lässt ihn bei dem Schlosse zu Ecouen, woselbst bekanntlich der letzte Condé eines unglücklichen Todes starb, ausrufen: ich sehe nicht gern, wenn man solche historische Gebäude in Manufacturen verwandelt, und bin nicht Utilitarier" genug, um die Meinung zu hegen, dass die Poesie des Lebens ohne nützlichen und practischen Einfluss ist". Aehnliche aristokratische oder wie man heute zu Tage zu sagen pflegt, conservative Acusserungen kommen an mehreren Stellen im Buche vor; namentlich bei der ausführlichen Beschreibung des Schlosses zu Blonay in der Waadt; wobei es als ein ganz besonderes Verdienst hervorgehoben wird, dass es seit siebenhundert Jahren von derselben Familie bewohnt ist, nämlich von dem noch blühenden Geschlecht derer von Blonay. Viel trägt es gewiss dazu bei, den Werth dieser seiner Schrift zu erhöhen, dass er sich gerade zu der Zeit in Paris aufhielt, wo die Cholera die Stadt verödete und die unmittelbaren Folgen der Julirevolution, der neue Hof von Louis-Philippe u. s. w. Stoff zu mannigfaltigen Schil

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derungen darbot. Das freundschaftliche Verhältniss, in welchem er zu Lafayette stand, gab ihm Gelegenheit nicht nur mit den bedeutendsten Männern des neuen Frankreichs persönliche Bekanntschaft zu machen, sondern auch eine Menge Anecdoten beibringen zu können. Es fehit ebenfalls nicht an interessanten allgemeinen Bemerkungen, wie z. B. über den Einfluss der Wechselheirathen auf Entartung der europäischen Fürstenhäuser u. d. m. Der schwächste Theil sind die politischen Ansichten des Vfs. Da erscheint er nur als Amerikaner; da passt Nichts auf die einmal gegebenen europäischen Zustände, abgesehen davon, dass nicht eine einzige seiner Vorhersagungen eingetroffen ist. Warum sollen z. B. kleine Staten, oder wie Hr. Cooper sie witzig nennt, Taschenausgaben von Königreichen und Sedezfürstenthümer, ein Unglück seyn? An sich waltet kein Grund dafür ob; denn in der Natur lebt die Mücke neben dem Elephanten, und warum sollte man nicht in Gersau, in St. Marino, in Monaco und in Hechingen eben so glücklich seyn können als in der übrigen Schweiz, in Italien, in Frankreich und in Deutschland? Ergötzt hat uns das Urtheil des Vfs. über Schiller und Goethe II. 33. Schiller ist ihm der Deutsche Genius des Zeitalters. Von Goethe sagt er, er habe einen erkünstelten Ruf um sich verbreitet, der eben so sehr durch Geschwätz und Theetrinken, als durch seinen höhern Genius, entstanden sey, und er habe das Glück, eine gemachte Celebrität zu besitzen, während Schillers Ruf lediglich aus seinen Vorzügen entstanden sey. Ich will mein Leben dafür einsetzen, fährt er fort, dass Schiller am längsten leben, dass sein Nachruhm am hellsten strahlen wird. Die Schulen, ein gewisser vorherrschender Geschmack und die Laune der Mode, kann Goethes zu jeder Zeit zu dutzenden machen, aber Gott allein schuf solche Männer, wie Schiller". - Neuchatel hat sich nicht, wie II. 76. behauptet wird, in Folge der neuen Veränderungen, von der schweizerischen Eidgenossenschaft getrennt, sondern bildet nach wie vor den einundzwanzigsten Kanton. Auch ist es nicht wahr, dass die Behörden. dieses States die in Bern versuchte Gegenrevolution. herbeigeführt haben. Niemand wird es dem Vf. verdenken jede Gelegenheit zu ergreifen um die schiefen Urtheile über Nordamerika zu verbessern, da man, nach seiner Behauptung, in Europa sein Vaterland kaum kennt. Diese Berichtigungen kommen aber so häufig vor, dass die sogenannten Lebensbilder auch fuglich den Titel führen könnten: Beiträge zur richtigen Würdigung der vereinigten Staaten von Nordamerika.

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ERGÄNZUNGSBLÄTTER

ZUR

ALLGEMEINEN LITERATUR-ZEITUNG

Junius 1840.

VERMISCHTE SCHRIFTEN. QUEDLINBURG U. LEIPZIG, b. Ernst: Hesperien. Ein Cicerone für Italien, vornehmlich für Rom und Neapel. Von Frz. Wilh. Richter, Professor und Director des Gymnasiums in Quedlinburg. 1838. VI u. 496 S. 8. (1 Rthlr. 16 gGr.)

Abermals ein Wegweiser durch Italien? Ja wohl,

und schon ist er nicht mehr der neueste! Diese Literatur ist, wie es scheint, unerschöpflich; jeder Reisende, welcher das Land jenseits der Alpen besucht, scheint es für eine Gewissenssache zu halten, der Welt möglich schnell zu verkündigen, dass und wie er das grosse Werk vollendet habe, und gar Mancher mag wohl seinen Weg schon mit der Absicht antreten, demnächst der Welt jene hochwichtige Nachricht mitzutheilen. Die meisten freilich bleiben auf der grossen Landstrasse, wo man eines Wegweisers nicht leicht bedarf; wagen sie sich aber seitwärts in eine von Touristen nicht besuchte Gegend, oder halten sie es der Vollständigkeit wegen für erforderlich, auch das nichtbesuchte Sicilien in den Bereich ihrer Wegweiserei zu ziehen, so bekommt man oft Dinge zu lesen, dass man glauben möchte, es sey vom Innern von Afrika die Rede. So reich aber auch oft

diese Bücher an interessanten und uninteressanten Anekdoten, an erlebten und eingebildeten Abenteuern sind, so haben sie doch fast alle das mit einander gemein, dass der Reisende in ihnen gewöhnlich das nicht findet, was er eben braucht; wofür ihn poetische Schilderungen und Ausrufungen oder Beschreibungen des entdeckten Schmutzes nicht völlig schadlos halten. Ein tüchtiger Wegweiser, der das Praktische hauptsächlich im Auge behält, fehlt uns noch.

Hr. Richter beginnt mit einer Einleitung; im ersten Abschnitte gibt er eine,, Allgemeine Charakteristik des italienischen Landes (einigemal,,Land der Hesperiden" genannt) in Rücksicht auf Reisegenuss." Wir finden darin ganz oberflächlich und flüchtig gehaltene Bemerkungen über Annehmlichkeiten und

SO

Unannehmlichkeiten des Landes, die zwar durchaus keine Charakteristik Italiens, wohl aber unter andern die Warnung geben, dass man sich beim Baden im Meere,, vor dem unförmlichen Klumpen von Folpo (?) (Sepia) hüten solle, der sich ansaugen und im langen Todeskuss den Badenden unwiderstehlich hinabziehen könne"; ferner wie man sich gegen den Haifisch zu verhalten habe. Wie man es aber zu machen habe, um,, möglicherweise erst Wochen lang fortwährend durch Gegenden zu reisen, wie man sie zu Hause dutzendweise viel bequemer und wohlfeiler haben kann" (S. 8), ist Ref. nicht ganz begreiflich.Eben so oberflächlich und zum Theile schief ist die Schilderung des italienischen Volkes; nirgends macht sich ein tieferes Eindringen bemerklich, und Anekdötchen wie das mit den Ferkeln in Terni (S. 12) sind schwerlich geeignet, uns ein schärferes Bild des italienischen Charakters zu gewähren. Wenn Hr. R. sich herablassen will, auch einmal in einer deutschen Stadt die Ferkel mit seinem tælatæ zu locken, wird er sich im Geiste leicht nach Terni zurückversetzt finden. Eben so unrichtig ist die Bemerkung über das Schwätzen der Italiener im Theater; hätte Hr. R. sich genauer nach der Ursache umgesehen, so würde er leicht gefunden haben, dass sie nicht,,schwatzen, weil das ihnen Bedürfniss ist, wie das Athemholen". sondern weil sie das Stück schon zwanzigmal gehört haben. Ganz übertrieben ist aber,,jene durchgreifende, sich allen nordischen Reisenden augenblicklich kund gebende Unordnung und Liederlichkeit im ganzen Kultus des Lebens." Freilich macht der Nordländer, der den grössten Theil seines Lebens im Zimmer zuzubringen genöthigt ist, ganz andere Anforderungen an Wohnlichkeit als der glücklicher gestellte Italiener; wer aber möchte diesem darum Liederlichkeit im ganzen Kultus des Lebens zum Vorwurf machen? Der Schmutz der Italiener ist beinah sprichwörtlich geworden und darf in keiner Reisebeschreibung fehlen; auch hier ist davon zur Genüge erzählt; Ref. vermuthet aus mehrern Gründen,

dass

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mit Maccaroni im Betrage von zwei Gran geschenkt hat. S. 396). Palestrina ist ein,, unglückseliger Lumpenort, dem man es nicht ansieht, dass er über den Trümmern eines Glückstempels gebaut ist" S. 343. Das erstaunlich schmutzige und armselige Tivoli hat unter seinen 5500 Einwohnern, schlecht gerechnet (ja wohl, sehr schlecht!) 5000 Bettler." S. 336. Noch schlimmer steht es mit dem reichen Velletri; diese alte, schmutzige, nie bedeutend gewesene Volskerstadt mit 12000 Einwohnern, unter denen nicht viel weniger als 12000 Bettler seyn mögen" erregt die Verwunderung des Hn. R.,,, wie dieser Lumpenort einst Aufenthalt mehrerer Kaiser und Stammort der Octavier seyn konnte." (!) S. 352. Nicht auffallen wird es demnach, wenn auf derselben Seite Ariccia ein,,lumpiger Ort", Genzano,,bettelhaft" genannt wird, und wenn er S. 433 in Pozzuoli nur ein ", armseliges Bettelnest voll Lumpen und Schmutz" fand. Dergleichen Charakteristiken sind wahrlich nicht geeignet, das Buch zu empfehlen.

Hr. R. seine Reise schon vor vielen Jahren gemacht
haben müsse, sonst wären ihm manche Angaben un-
begreiflich. Dass man im Süden den Begriff der
Schicklichkeit und Sauberkeit nicht so streng auf-
fasst als im Norden, mag im allgemeinen wahr seyn;
allein Ref. kann allen deneu, welche das herrliche
Land, Sicilien nicht ausgeschlossen, bereisen wol-
len, die beruhigende Versicherung geben, dass man
dort bei einiger Auswahl in Bezug auf die Nacht-
quartiere, (wer mit dem Vetturin reist, wird nicht
leicht zu klagen haben) eben so sauber und anstän-
dig wohnen kann, wie in Deutschland; Kneipen aber
sind überall Kneipen. Wenn aber Hr. R. erzählt:
,, auf den Strassen fänden sich häufig besondere Stel-
len mit der Inschrift immondezzajo, állein dieses sey
ein wahrer Pleouasmus, indem in der Regel die ganzen
Strassen immondezzaji seyen, die gewöhnlich nur
durch die zufällige Privatindustrie der Düngersammler
gereinigt würden"; so weiss, Ref. nicht, welche
Strassen, welche Städte Hr. R. im Sinne gehabt ha-
ben müsse; fast scheint es Rom. Ist diese Vermu- Eine andere widerwärtige Erscheinung sind die
thung richtig, so darf Hr. R. jetzt getrost die Welt- oft ärgerlichen Bemerkungen und Witze gegen die
stadt besuchen und er wird sie (jene immondezzaj Römische zum Theil auch im allgemeinen gegen die
zeitweis abgerechnet, von welchen jedoch der Keh- Christliche Kirche. Nur mit Unwillen wird man z. B.
richt täglich weggeführt wird) mindestens eben so S. 31 bei dem Wunder, der fliessend werdenden
sorgfältig gekehrt finden wie Quedlinburg. Allzu Milch der Madonna" den parenthetisch beigefügten
empfindsame Seelen werden aber aller Orten Anstoss Witz,, also echte Liebfrauenmilch" lesen, oder gar
finden, und so kann Ref. eben keinen hohen Werth S. 143 die Stelle:,, Bei einer angemessenen Quantität
darauf legen, wenn es S. 20 heisst:,,Mir am em- antiquarischer Begeisterung vergisst man alle hier (in
pörendsten ist diese Sittenfreiheit in den Trümmern. Torricelli am Trasimen) ansässige Liederlichkeit und
des alten forum in Rom gewesen, wo ich mehr als Unsauberkeit und delektirt sich vorläufig an einigen
einmal bei meinen antiquarischen Untersuchungen, Gerichten trasimenischer Fische, die man hier fast un-
Betrachtungen oder Phantasieen durch lumpige Qui- gefordert zur Abendmahlzeit sub utraque forma,
riten, die noch obenein dabei im offenstehenden Hem- nämlich gekocht und gebraten erhält." (!) Sollte es
de öfters Insectenkunde trieben, auf die angedeutete wohl nach dem Geschmacke Vieler seyn, wenn wir
Weise um die erhabensten Genüsse betrogen worden bei Gelegenheit der Santa Casa in Loretto S. 169 le-
bin." Eben dahin rechnet auch Ref. die Stelle S. 142,
Man muss gestehen, dass diese wirthschaft-
wo es heisst: Kaum hat man das Grenzgebiet des liche Einrichtung sehr einfach war und muss jeden-
heil. Stuhles betreten, so werden einem fast überall falls annehmen, dass die heil. Jungfrau mit ihrem
von belagerndem und bestürmendem Lumpengesindel Bräutigam durchaus à la garçon gelebt habe." Die
alle Genüsse zunicht gebettelt." Die unverschämten letzte Wendung muss Hr. R. für sehr witzig gehal-
Leute! Es geschieht ihnen recht, dass sie lumpige ten haben, wenigstens äussert er sich S. 304 bei
Quiriten und Lumpengesindel genannt werden. Diese Veranlassung der Partikel des heil. Kreuzes in Santa
Ausdrücke liebt übrigens Hr. R.; so werden S. 175 Croce di Gerusalemme in Rom:
Croce di Gerusalemme in Rom:,, vom heil. Kreuze,
die heutigen Römer,, moderne Lumpenquiriten", die von welchem in der Christenheit herum so viel Split-
Bewohner des Monte Caprino S. 184,, bettelhaftestes ter aufbewahrt werden, dass mancher Garçon daran
Lumpengesindel" genannt. S. 188,,umlagert ein ent- so ziemlich seinen Holzbedarf für einen ganzen Win-
artet Geschlecht zerlumpter Bettler winselnd den ed- ter haben würde." Das sind burschikose Einfälle, die
len Barbaren" (d. h. unter andern auch den Hn. Rich- der Vf. unbedenklich hätte streichen sollen. Sollte
ter, der einst in Neapel einen Lazzarone einen Teller Jemand Lust an dergleichen haben, so mag er S. 253.

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