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Verhältniss des Johanneischen zu dem, was Jesus wirklich gesagt hat, keinesweges leicht zu beantworten. Doch scheint der Vf. diese Schwierigkeiten grösser gedacht, und von dem Bearbeiter einer solchen Darstellung mehr gefordert zu haben, als man billigerweise verlangen kann. Denn in der von Origenes gethanen und vom Vf. seinem Werke vorge→ setzten Aeusscrung spricht sich nicht anderes aus, als die Anforderung des Eindringens in Jesu Geist. Und wenn Schleiermacher,,, ein Origenes der neueren

Die mit vielem Beifall aufgenommene Bearbeitung Zeit", sagt:,, es wird auch gewiss Niemand 'jemals

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des paulinischen Lehrbegriffs von Usteri hat das Verdienstliche, welches solche Monographien in Betreff der Auffassung des Charakteristischen neutestamentlicher Schriftsteller, so wie von Seiten des Studiums der biblischen Theologie, und sind sie mit freiem sind sie mit freiem wissenschaftlichen Geiste abgefasst auch in Bezug auf Resultate für eine reinere Dogmatik haben können, sattsam dargethan. Was die johanneischen Schriften betrifft, so fehlte es zwar nicht an mehreren Einzelschriften über dieselben, aber theils waren sie wcgen ihrer Kürze zu ungenügend, theils beschränkten sie sich absichtlich nur auf einen Punkt, namentlich auf die Christologie dieses Apostels, theils fehlte es ihnen, wie der Schrift von Seyfarth, an einer wahren organischen Verbindung des Stoffs, so dass eine Darstellung des johanneischen Lehrbegriffs im Ganzen und in geeigneter Form bisher immer noch wünschenswerth blieb. Diesem Bedürfniss sucht Hr. Dr. Frommunn in vorliegender Schrift abzuhelfen, und zwar so, dass er die Schwierigkeiten einer solchen Darstellung sich keineswegs verhehlt, und dass er es mit Lösung seiner Aufgabe genau und gewissenhaft genommen hat.

In der That ist der Zwiespalt der Ansichten über das Verständniss des Joh. sehr gross, seine geistige Eigenthümlichkeit, sowie der Umstand, dass Joh. zwar von einer didan Jesu, wenigstens in seinem Evangelium, redet, aber diese nicht auseinandersetzt, von hoher Wichtigkeit, die Frage nach den Quellen dessen, was vorliegt und nach dem

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den Sinn des Joh. ganz erschöpfen, Keiner sich rühmen können, was er darüber sagt, sey vollkommen richtig, sondern immer wird der menschliche Verstand zurückbleiben hinter demjenigen, was niedergelegt ist", gilt nicht dasselbe auch von andern Theilen des N. T.? Wenn aber der Vf. selbst sich äussert (S. X.), dass die Erfüllung dieser Forderung nur das Eigenthum weniger, von Gott besonders begünstigter Naturen ist", in der That, so dürfte wohl Jeder von einem Versuche der Art abstehen, und sich ernstlich prüfen müssen, ob er dann zu jenen gehöre. Und liegen nicht auch in den zum Theil vom Vf. benutzten Schriften Vorarbeiten und Winke genug? Rec. lebt der Ueberzeugung, dass, hätte man nicht so viele Spitzfindigkeiten walten lassen, sondern den Joh. von einem rein menschlichen Standpunkte aus aufgefasst, der Schwierigkeiten seiner Auslegung weniger seyn würden. Aber so hat man ihn, der doch wahrhaftig für das Verständniss geschrieben haben muss, mit einer Menge Aussenwerk umgeben, z. B. über seinen Begriff vom Sohue Gottes, das wie Unkraut fort gewuchert, so dass auch der Unbefangene befangen geworden ist, und so ist die Entkleidung des Joh. von allen obstrusen Dogmen alter und neuer Zeit eine Hauptbedingung zu seinem Verständniss geworden. Im tiefen Gefühl der Schwierigkeiten seines Unternehmens will der Vf. seine Darstellung nur als einen Versuch betrachtet wissen,,, der nicht den Anspruch erhebt, die Aufgabe, die es hier gilt, vollständig

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gelöst zu haben, sondern eine kräftige befriedigendere Lösung nur vorbereiten will", als einen Versuch, zu dessen Prüfung und Würdigung er auffordert.

Blicken wir zuvörderst auf die von dem Vf. befolgten Grundsätze, so galt es ihm als das Erste und Nächste,,, das christliche Glaubensbewusstseyn des Apostels so vollständig als möglich zu klarer Anschauung zu bringen." Er stellt den sehr richtigen Satz auf, dass ein jeder Schriftsteller am besten nur aus sich selbst zu erklären ist, wesswegen er sich bemüht hat, sich in seinen Schriftsteller recht hinein zu den ken und zu fühlen, oder, wie er es ausdrückt:,, sich Sinn und Herz für die Tiefen der Gottheit, die Joh. aus seinem reichen Gemüth geoffenbart hat, zu öffnen." Dessen ungeachtet glaubt er,,, dass die johanneische Lehre an sich gar nicht richtig verstanden werden kann, ohne eine deutliche Einsicht in deren Verhältniss zur Lehre des N. T. überhaupt" (S. XIV, vgl. S. 85.), worin ihm Rec. desswegen nicht beistimmen kann, weil Joh. oft ganz eigenthümlich und eben wie der Vf. oben bemerkt aus sich selbst zu erklären ist. Von jenem Gedanken ausgehend, hat nun der Vf. eine comparative Darstellung mit der anderweitigen Lehre des N. T. zu einer zweiten Aufgabe sich gestellt. Allein gerade diese comparative Darstellung hätte der Vf. wenn nicht ganz übergehen, so doch viel kürzer geben sollen, besonders in Betreff des Paulus, in Bezug auf welchen er sich ohnedies ziemlich genau an Usteri angeschlossen hat; in der Ausdehnung gegeben, wie es vom Vf. geschehen ist, hat er den Zusammenhang und die Uebersichtlichkeit wesentlich gestört und das Buch auf eine Weise vergrössert, dass jeder Leser eine eiserne Geduld haben muss, sich durch diese vielfachen Ansichten hindurch zu winden, und mit einer Art von Unbehagen erfüllt wird.

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Und was ist am Ende damit gewonnen, wenn man die Abweichungen nur historisch angiebt, ohne ihre grössere oder geringere Reinheit und Anwendbarkeit und die verschiedne Annäherung der Schriften des N. T. an den echt christlichen Geist zu wägen? Gerade diese comparative Darstellung in der Breite, die sich der Vf. als zweite Aufgabe stellte, ist ein Grund mit gewesen, warum es nach unserm Urtheil dem Vf. nicht gelungen ist, seiner ersten Aufgabe zu genügen, nämlich von der Lehre des Apostels ein klares Bild zu entwerfen. Um hier unser Urtheil zuerst im Allgemeinen auszusprechen, so wäre wohl zu wünschen, dass er besonders in der exegetischen Entwicklung mehr Selbstständigkeit und Entschiedenheit bewiesen hätte, dass er mehr der echt wissenschaft

lichen historisch - grammatischen Interpretation gefolgt wäre und nicht mit grösserem Gewicht einem Olshausen und Consorten, den Vertretern einer Auslegung, die sich immer mit einer vorgeblichen Tiefe breit macht, im Grunde aber seicht und nichtig ist, sich zugewandt hätte. Wozu z. B. S. 640. der Herzensseufzer: "Als ob der Fleischgewordene Logos und die scriptores graeci überall nach einem und demselben Maasse zu messen wären, und als ob es keine hermeneutica sacra gäbe!," die doch längst in ihrer Gehaltlosigkeit gewürdigt ist. Seine Auslegung ist ein "bundscheckiges Allerlei und leidet an vielen Unrichtigkeiten, was wir unten weiter angeben werden. Der Vf. hat in weitläufigen Noten nicht nur die verschiedenen Erklärungen, sondern auch die Gründe für und wider eine Erklärung angeführt, was zwar von des Vfs. Belesenheit und Fleiss zeugt, aber in einem Werke nicht zu empfehlen ist, das nur Resultate der Exegese geben soll, und für Leser bestimmt ist, die ja wohl einen Commentar zur Hand haben. Zwar ist es zu rühmen, dass der Vf. es verschmäht hat, den Reichthum johanneischer Aeusserungen aus den Schätzen der alexandrinischen, oder persischen, oder sonst noch andern Religionslehren zu erborgen; allein es ist ihm durchaus nicht gelungen, sich als Historiker, wofür er gehalten seyn will, zu behaupten, sich bei seiner schwankenden Haltung von mancher verkehrten Richtung unsrer Tage frei zu halten. Der Vf. schreibt im exegetisch-dogmatischem Interesse; und so hat er den Joh. gar Vieles sagen lassen, woran dieser gewiss nicht gedacht hat. Wozu unter andern auch die schielenden Bemerkungen gegen den Rationalismus, welche hier und da vorkommen? Da doch jede Arbeit dieser Art nur in so fern wissenschaftlichen Werth haben kann, als sie von rationalen Principien getragen wird. Das Werk wollte,, auch Studirendeu eine Anleitung zum weiteren Erforschen der biblischchristlichen Lehre geben", eine Absicht, die sehr lobenswerth ist; indessen sollte bei Werken dieser Art nie vergessen werden, dass es Pflicht sei, auch den praktischen Theologen Genuss und Gewinn zu verschaffen. So speculativ auch Joh. von gewisser Seite seyn mag, so praktisch muss er sich doch von der andern nehmen lassen, wenn man nicht sagen will, er hätte seine Bestimmung als Apostel verfehlt. Dem Vf. lag diese Seite so nahe, da er die Predigten von Rickli, Schleiermachers Homilien oft anführt und benutzt. Aber seine

Auffassung ist in dieser Beziehung völlig ungeniessbar.

Was die Form des Ausdrucks im Allgemeinen betrifft, so ist sie zwar rein und richtig, aber sie lei

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det an vielen Wiederholungen und Tautologien, an einer ermüdenden Breite, welche den raschen Gang der wissenschaftlichen Untersuchung ganz ungemein hindert. Der Vf. hätte gewisse Ruhepunkte machen sollen, um dem Leser die grosse Mühe zu ersparen, sich durch ein wahres Labyrinth einer Schrift von 700 Seiten hindurch zu arbeiten. Auch muss der ungleiche Styl in das Auge fallen, indem namentlich die Einleitung besser abgefasst ist, als man bei den späteren Theilen findet.

Da aber bei einer solchen Arbeit der Plan, den der Vf. befolgt, eine der Hauptsachen ist, worin die organische Verbindung des Ganzen sich zeigt und die Combinationsgabe eines Autors sich beurkundet, so ist es nöthig, den vom Vf. genommenen Gang der Untersuchung kurz darzulegen. In einer Einleitung S. 1-85 theilt der Vf. Allerlei mit über die Person, den Charakter, die Schriften des Johannes. Dass er hier den Evangelisten auch als Psycholog beleuchtet, danken wir ihm; allein gerade bei Joh. scheint uns dieser Blick erst als Ergebniss aus seinen Schriften selbst gewonnen werden zu müssen. Eben so ist die Untersuchung über die Quellen seiner Lehre nöthig und gut, besonders S. 52 die Frage: ob die johanneische speculative Art der Mittheilung die ursprüngliche sey, oder die concrete, populäre der Synoptiker; nicht minder der Unterschied des Johannes und der Synoptiker. Mit Recht erwähnt der Vf. S. 59 einige Aussprüche der Synoptiker, welche denen des Johannes ähnlich sind; nur hätte er diess weiter ausführen sollen. Das Ganze zerfällt dann in zwei grosse Haupttheile: 1) die vorchristliche Zeit, oder vom Logos vor seiner Menschwerdung (S. 86345); 2) das Christenthum, oder der Fleisch gewordene Logos (S. 346-701). Der erste Haupttheil handelt in drei Abschnitten von Gott theils in seinem Unterschiede vom Logos, theils in seinem Verhältniss zu demselben, sodann von dem Verhältniss Gottes zur Creatur oder von der Offenbarung seiner Liebe durch den präcxistentialen Logos, nach Wesen und Zweck (Gemeinschaft der Menschen mit Gott). Die Gemeinschaft wird vermittelt durch die Liebe in der Geburt aus Gott, die Geburt aus Gott vermittelt durch Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Frucht der Geburt aus Gott ist das ewige Leben in der Erkenntniss und dem Schauen Gottes. Als Uebergang zum zweiten Theile ist ein dritter Abschnitt von der Sünde aufgenommen nach ihrem Wesen und Grunde (Liebe zur Welt). Der Teufel Princip der Sünde. Der zweite Haupttheil verbreitet sich in zwei Abschnitten über die Offenbarung der Liebe Gottes in Jesu Christo (Jesus

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der eingeborne Sohn und der Christ Verhältniss des лvεvua zum Logos-Jesus der Heiland der Welt. (Werk Christi I) in seiner zeitlichen Erscheinung; 1) Thun Christi, a) Lehre, b) seine Vorbildlichkeit; 2) Leiden Christi; II) in seiner Erhöhung beim Vater 1) gegenwärtig, a) durch Mittheilung des Geistes, b) durch Fürbitte bei Gott; 2) einst, bei seiner Wiederkunft) und über die Aneignung des dargebotenen Heils von Seiten der Menschen, (durch den durch die Liebe thätigen Glauben gelangt der Mensch zur Kindschaft mit Gott, in welcher er das Leben hat. Geburt aus Gott nach ihrem Princip, dem der Liebe; nach ihrer Form, der Wahrheit und Gerechtigkeit; nach ihrer Frucht, der Kindschaft Gottes (zu Gott und dem ewigen Leben), und über den Zustand der Menschheit, in sofern sie von dem Segen der Erlösung sich selber ausgeschlossen hat (Gericht in den Tagen seines Fleisches, in dem Zustande seiner Erhöhung und in seiner Parusie). Diese Eintheilung stützt sich auf den Prolog des Evangeliums, so dass V. 1-5 auf den Logos vor seiner Fleischwerdung bezogen wird, V. 9 ff. (nach Lücke, de Wette und Bleek) auf seine irdische Erscheinung. Im Allgemeinen scheint dieser Gang der Untersuchung durch eine gewisse Einfachheit sich zu empfehlen, auch ist das Streben des Vf. nach einer Art von Symmetrie der Theile erkennbar; allein bei näherer Prüfung ergiebt er sich doch als ein unzweckmässiger und unbequemer. Denn was zuerst die Einleitung betrifft, so ist zwar nicht zu tadeln, dass der Vf. über die von ihm behandelten Gegenstände Etwas beibrachte (namentlich die Untersuchung über die Reden Jesu bei Johannes); allein Vieles durfte nur in Andeutungen und Resultaten der Einleitung in das N. T. gegeben' werden, und wenn in einem solchen Werke so Vieles aufgenommen werden sollte, was gegen Strauss sich sagen lässt (der Vf. bedauert, die Schrift von Weisse nicht haben vergleichen zu können), bis zu welchem Volumen sollte dann die Einleitung anwachsen! Was den ganzen ersten Haupttheil betrifft, so fällt auf, dass er genau und logisch genommen gar nicht in den Bereich dieser Bearbeitung passte, sondern dass das Meiste und Beste überhaupt in die Lehre vom Logos gebracht werden musste. Denn der Apostel bewegt sich in seinen Schriften auf dem christlichen Standpunkte, es gilt einen christlichen Lehrbegriff, und daher konnten die von ihm citirten Schriftstellen nicht hier benutzt werden, wenn nicht ein gewaltiges Hysteronproteron entstehen sollte. Einen Wink dazu konnte ihm schon die Kürze, mit welcher der Apostel die Präexistenz des Logos im Prolog nur andeutet, geben, und der Umstand, dass der Apostel im

ganzen Evangelium in dieser Form nicht wieder darauf zurückkommt. Und doch hat der Vf. diesem Gedanken gegen 260 Seiten geopfert, also im Grunde, um damit die ersten 5 Verse des Prologs zu erklären! Wie gut wäre es gewesen, den johanneischen Gottesgedanken in seiner Reinheit an die Spitze zu stellen. Dazu kommt, dass der Vf. bei dieser Anlage im zweiten Haupttheile in allerhand beschwerliche Wiederholungen verfiel, ein Umstand, der das rasche Streben nach dem Ziel gar sehr gelähmt und gehindert hat. Besseres lässt sich im Allgemeinen von dem zweiten Haupttheile sagen, wiewohl auch hier die Logik Manches einzuwenden haben dürfte, z. B. dass V. 1 Jesus als der Fleisch gewordene Logos im Verhältniss zur Welt der Christ, V. 2 Jesus als der Christ der Heiland der Welt getrennt wird. Eben so sollte das S. 386-396 Gesagte als Nachweisung dem ersten Theile sich anschliessen und das S. 459 über die Himmelfahrt Erwähnte zu den früheren historischen Daten gezogen soyn. Den Prolog aber dem ganzen Werke zu Grunde zu legen, ist unpassend, theils wegen der so divergirenden Meinungen über denselben, theils weil er nur einen Theil, nämlich die Messianität, angelit. Für den ersten Fall reichten die ersten Bemerkungen des Vfs. kaum hin; besser war es, aus anderweiten Stellen den Prolog zu beleuchten.

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gehen. Was wäre interessanter gewesen, als ein Bild Jesu nach allen seinen Zügen, wie sie im Joh. sich finden, zu entwerfen? Ueber manche wichtige Punkte will es, ungeachtet aller Anstrengung, nicht gelingen, aus des Vfs. Darstellung ein umfassendes Bild zu gewinnen, z. B. über den so reinen, hohen Gottesgedanken; und da der Vf. S. 33 den christologischen Zweck des Evangeliums anerkennt, so war die christologische Ansicht des Joh. ein Punkt, der in Gedrängtheit zusammengefasst werden konnte; alleint die Materialien liegen sehr zerstreut, und ungeachtet des Wortreichthums und der Breite der Darstellung gewinnt man kein Gesammtbild vom Messias, wie Joh. ihn darstellt.

So viel im Allgemeinen. Es bleibt uns noch übrig, auf Einzelnes aufmerksam zu machen, wobei wir aber bemerken, dass wir uns der Kürze wegen nur auf Johannes einschränken, und das was z. B. in Betreff des Paulus u. s. w. zu bemerken wäre, gänzlich übergehen.

In exegetischer Hinsicht ist der Vf. hier und da zu loben, z. B. dass er Joh. 12, 32 die Deutung von dem Tode Jesu in Schutz nimmt; die richtigere Auffassung der Swn alúvios gegen Käuffer S. 639, die Erklärung von Joh. 5, 21 gegen Schleiermacher, von 1 Joh. 2, 7. S. 162., über Joh. 12, 34. S. 396, über 1 Joh. 3, 18. S. 60. Allein 1 Joh. 2, 29 hätte er sich nicht sogleich dafür entscheiden sollen, avtov auf Christus zu beziehen. Die Formel διδόναι εἰς τὰς zeipas kommt bei Joh. nicht in einer Bedeutung vor. Joh. 1, 11 das jüdische Volk in dem S. 166 angenommenen Sinne Eigenthum des Logos zu nennen, ist gegen den universellen Geist des Joh. S. 348 giebt er zwar Lücke Recht, dass dwxe Joh. 3, 16 nicht ein Dahingeben in den Tod bedeuten könne; allein er windet sich so lange umher, bis diese Bedeutung doch wieder die vorzüglichste Idee darin wird, anstatt zu bemerken, dass der Accent nicht auf didóval, sondern auf ò viùs o povoy. liegt. S. 350 möchte er υἱὸς μονογ. 1, 14 in toxv. mit Tholuck lieber von der zeitlichen Gegenwart des Logos verstehen, um die Entäusserung des Unendlichen im Endlichen und das Einwohnen des Göttlichen in dem Irdischen und Zeitlichen" auszudrücken, da gerade die von ihm citirten Stellen beweisen, dass oxyvovv dann von jedem Menschen gesagt werden kann. S. 375 giebt er dem Worte dozń Joh. 2, 11 eine verkleinernde Nebenbedeutung im Gegensatz der später die Aufmerksamkeit mehr in Anspruch nehmenden Wunderthätigkeit. (Der Beschluss folgt.)

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Manches hat der Vf. aufgenommen, was in ciner solchen Bearbeitung als leerer Ballast betrachtet wird. So die Auseinandersetzungen S. 6 über Joh. 1, 3740, S. 12 über Mark. 10, 35 ff. Wozu die Mitheilung der mannichfachen Sagen? wozu S. 92 die Erörterung über den Artikel, die oben drein an Unrichtigkeiten leidet? wozu S. 270 die etymologische Behandlung des vuós? S. 384 die ausgesponnene Beschreibung des äusseren Lebens Jesu? S. 99 f. über Anthropomorphismus? Die umfassenden Noten über Erklärung einzelner Stellen sind schon oben erwähnt. Alles dies muss die Entwicklung aufhalten und den Leser zerstreuen. Manches Nöthige ist dagegen über gangen worden. Wie so viele Andere, spricht auch der Vf. oft von einem speculativen Geiste des Joh., von der Erhabenheit, Tiefe und dem Reichthum scines christlichen Geistes, oft von seiner innigen (?) Mystik. Dies gewinnt den Anschein einer leeren Phraseologie, und man erfährt eigentlich nicht, worin denn nun diese Merkmale sich finden. Sehr wichtig war z. B. S. 387 ff. auch die Untersuchung, wie weit bei Joh. die Grenzen des Bildlichen und Eigentlichen

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ERGÄNZUNGSBLÄTTER

ZUR

ALLGEMEINEN LITERATUR - ZEITUNG

BIBLISCHE LITERATUR.

April 1840.

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(Beschluss von Nr. 31.)

Die Abhängigkeit des Sohnes vom Vater bei Joh.

nimmt der Vf. allerdings auch an; allein bei allen Stellen der Art flieht er, z. B. S. 392, zu dem alten abgenutzten Fündlein, dass solche Ausdrücke auf die menschlich-zeitliche Erscheinung des Gottessohnes sich bezögen (!). S.396 soll vids avg. (ohne Artikel) Joh. 5, 27 den Erlöser nach seinem Charakter als den menschlich erschienenen Gottessohn, nicht als menschliches Individuum, Gott gegenüber bezeichnen (!). S. 246 hätte der Vf. Joh. 7, 16, bei dem Bekanntseyn des Willens Gottes durch das ursprüngliche Licht im Geiste (im Gewissen) bleiben sollen, ohne die alttestamentliche Offenbarung damit zu verbinden, weil Jesus dann nichts Neues gebracht haben würde. Auch unterscheidet Jesus diesen Gotteswillen nicht von seiner diduyn, sondern zeigt gerade die Uebereinstimmung beider. S. 556 soll wunderlich genug aus Joh. 1, 47. 7, 52 bewiesen werden, dass 14, 1 das zweite notevεte nicht Imperativ, sondern Indicativ sey. Was der Vf. S. 605 für seine Erklärung von 1 Joh. 2, 7 beibringt, ist nicht genügend; man muss bedenken, dass Joh. mit V. 7 vorbereitet, was folgt, so dass die Liebe allerdings als Hauptgedanke sich hervorhebt. S. 664 will er Joh. 12, 31 zu ¿xβληθήσ. suppliren ἐκ τοῦ κόσμου; allein es ist eine allgemeine Formel. S. 674 Anm. nimmt er 1 Joh. 5, 16 Tis als Subject. von dwoɛ an; besser nach Lücke 9ɛós. Den Prolog legt der Vf. seiner Ausführung zu Grunde; dann muss auch alles im Evangelio sich nachweisen lassen; allein wo fände sich die physische Schöpfung, die Offenbarung des Logos in der Natur? Geht man nach einigen gar zu hyperbolischen, tiefklingenden Phrasen des Vfs., dann weiss man in der

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That nicht, ob dann Gott bei der Weltschöpfung so S. 155 ist über di ov eigentlich noch nöthig war. eine Spitzfindigkeit mit der andern gestützt. Joh. 1, 9 soll die wirkliche geistige Erscheinung des Logos beschrieben seyn, V. 14 die genauere Beschreibung der Art seiner Erscheinung angeben, zaí ist ihm und zwar" in Bezug auf V. 9 u. 10. Allein dadurch wird die Progression des Ganzen gar sehr unterbrochen, und die „Art der Beschreibung" V. 14 wäre ein wenig zu kurz; Jɛós 1, 1 ist ihm Prädicat, weil der Artikel fehle (!). Ueber diese Art Beweise ist die Grammatik unserer Tage ja wohl hinweg. Gestattete es der Raum, dann liesse sich das Register irriger Erklärungen leicht noch vermehren.

Noch beleuchten wir einige Gedanken des Vfs. Sogleich S. VI muss es auffallen, dass er sagt,,Joh. schien von Gott dazu bestimmt, auf dem Grunde, welchen Paulus in der Gemeinde gelegt hatte, weiter zu bauen, dessen Wirksamkeit fortzusetzen." In der Schilderung der Zeit S. 1-4 vermissen wir Wahrheit und Kraft; die Frommen sind beinahe wie die Pietisten unserer Tage geschildert. Eben so ist Joh. zu passiv dargestellt von Seiten des Aneignens des Geistes Jesu; die Hauptschule war für Joh. die spätere Entwicklung des Evangeliums. S. 65 giebt er ihm wieder eine Freiheit, die jede Grenze übersteigt. S. 33 ff. fiudet er das Didaktische bei Joh. immer an das Historische geknüpft; ist dies auch Joh. 2, 1 ff. 4, 46 ff. der Fall? S. 86 hätte er absolute und relative Eigenschaften Gottes sondern sollen. Er sieht im Leben und Licht die Geistigkeit Gottes (Leben Erhabenheit über die Schranken der Zeit, Licht über die des Raumes) (?). Merkwürdig ist S. 105 die Aeusserung, das Christenthum suche den Pantheismus zu vermeiden und den reinen Theismus zu bewahren durch die Lehre vom Logos; in der Welt sicht er den zweiten Factor der Gottheit, und im Logos hat sich Gott oft selbst geliebt. Auch ist es keineswegs „ein Widerspruch," Gott als ein persön

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