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STUTTGART, b. Hallberger: C. C. Hennell's Untersuchung über den Ursprung des Christenthums. Aus dem Englischen. Eingeführt von Dr. Dav. Fr. Strauss. 1840. 24 B. gr. 8. (2 Rthlr. 12gGr.) Eine britische Mission unter neuer Flagge. Man

vermuthet schon aus dem Titel, dass das Buch in einiger Verwandtschaft mit der Strauss'schen Kritik stehen werde, und man täuscht sich darin nicht. Unerwartet wird es aber seyn, dass der Vf. ungefähr auf dieselben Resultate wie dieses kam, ohne

von dem Strauss'schen Unternehmen Kenntniss zu haben. Das Letztere ist gewiss; auch wenn es nicht in der Vorrede des Herausgebers dieser Uebersetzung versichert wäre, man würde es schon an dem Gange der Untersuchung und der Darstellungsweise des Vfs. sehen. Dieser Umstand macht pun eben das Buch, auch wenn es gar Nichts Neues für uns enthalten sollte, zu einer Merkwürdigkeit. Mit Roch

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bemerkt Hr. Strauss (S. VI), dass zu gewissen Zeiten gewisse Ansichten gleichsam in der Atmosphäre liegen und ohne bemerkbare Vermittlung an den entlegensten Orten zum Vorschein kommen. Die Schrift von Hennell ist ein um so sprechenderes Beispiel, als der Vf. gar kein Theolog, ja nicht einmal Gelehrter von Profession, sondern Kaufmann" ist. Strauss bedarf der Appellation an die Masse der Gebildeten nicht mehr, da jetzt mitten aus ihr heraus, uud zwar unabhängig und gründlich sich die gleiche Stimme hören lässt. Wohl aber ist es, wie der Vorredner witzig andeutet, eine Beschämung für unsere deutsche theologische Cultur, dass sie dem Laien, dem Ausländer, dem englischen Geschäftsmanne den Vortritt überlässt, um in ihrer wichtigsten Angelegenheit einen entscheidenden Spruch zu thun. Denn die Uncultur hat sich lange genug dagegen vernehmen lassen.

Ehe wir jedoch untersuchen, was an dem Buche Gründliches und Vernünftiges ist, müssen wir dem Leser mittheilen, wie Strauss die Persönlichkeit des Vfs. schildert.,,Hr. Hennell ist Chef eines bedeu

tenden Handlungshauses in London, und steht im vorderen Mannesalter. Von dem Bedürfniss getrieben, die ihm anerzogenen religiösen Vorstellungen selbstständig zu prüfen, und doch durch seine Berufsarbeiten gehindert, diese Prüfung gründlich und

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zusammenhängend vorzunehmen, fasste er vor mehreren Jahren den Entschluss, sich auf zwei Jahre von der Leitung seines Geschäftes zurückzuziehen. Während dieser Zeit las. er die Bibel, den Josephus, theilweise auch Philo und die Kirchenväter der ersten Jahrhunderte, benutzte zugleich, was englische und andere Theologen zur Kritik und Auslegung besonders des N. Test. geleistet hatten. Die Arbeiten der Deutschen waren ihm nur soweit zugänglich; als sie entweder lateinisch geschrieben, oder ins Englische übersetzt waren; namentlich ist er mit demjenigen, was nach Schleiermacher's Schrift über den Lucas von Deutschen in der Kritik der Evangelien geleistet worden, nicht, mit dem Früheren nur sehr unvollständig bekannt." Dass er sonst ein,, ehrenwerther und liebenswürdiger" Mann sey, werden wir auf Dieses hin schon auch glauben, und aus dem Buche selber uns davon überzeugen. Zu der Uebersetzung seines Werkes, welche unter Strauss's Aufsicht gemacht wurde, hat der Vf. einige handschriftliche Zusätze geliefert. Sie ist also gewissermassen unter seiner Mitwirkung entstanden.

Was zunächst die äussere Einrichtung des Buches betrifft, so ist diese auf Popularität berechnet, ohne dass dadurch der Gründlichkeit ein Abbruch geschähe. Namentlich ist es für die Popularität dieser Schrift kein geringer Vortheil, dass in den zwei ersten Kapiteln eine historische Skizze der Begebenheiten in Judäa von der babylonischen Gefangenschaft bis zum Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. gegeben ist. In ihrer klaren, fliessenden Darstellung der Geschichte Jesu mit ihren Vorgängen und Folgen setzt sie auch den Laien in den Stand, über den Grad von Wahrscheinlichkeit zu urtheilen, welcher den Ansichten des Vfs. zukommt. Uebrigens auch den Gelehrten vom Fache gegenüber ist eine solche vorangehende Ausbreitung der Resultate in historischer

Form eine passende Vermittlung. In der Erörterung áller Einzelheiten im Zusammenhange werden manche untergeordnete Fragen zum Voraus beantwortet, welche die kritische Untersuchung bei Seite liegen lässt, die sich aber doch oft von einem beschränkteren Standpunkt aus als Einwürfe gegen allgemeine Resultate erheben, wie wir dieses namentlich in den Gegenschriften des Strauss'schen Werkes zu bemerken gehabt haben.

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Weniger genügend dürften Capp. III-VI erscheinen, welche von der Abfassungszeit und Glaubwürdigkeit der 4 Evangelien handeln. Hier hatte freilich der Vf. im Vergleich mit den Fortschritten der deutschen Kritik nur geringe Vorarbeit, Einheimisches eigentlich blos, was ihm Priestley und Belshum an die Hand gaben. Es gebührt ihm hier das Verdienst, das, was diese versuchsweise angefangen hatten, consequent durchgeführt zu haben. Ueber die Echtheit des vierten Evangeliums schwankt er; dessen ungeachtet räumt er ihm nicht mehr Glaubwürdigkeit ein, als einem der synoptischen: was die Reden betrifft, stützt er sich besonders auf Matthäus, was die (nicht wunderbare) Geschichte, noch mehr auf Marcus. In Beziehung auf das Altersverhältniss folgt er der Ueberlieferung, und ich glaube mit Recht, wenn man unter dem ursprünglichen Matthäus die von Papias erwähnten 2óya versteht.

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Sehr befriedigend sind Cap. VII' über Auferstehung und Himmelfahrt Christi, Capp. VIII-IX über die Wunder im N. Test. und Cap. XVI.,, Character, Plan und Lehre Jesu"; am wenigsten die ,, Vergleichung der Lehre Jesu mit den jüdischen Schriften" (Cap. XVII), ein Auszug aus Schöttgen. Dagegen scheinen die 3 Capp. über die Weissagungen (XII- XIV) für den populären Zweck erschöpfend.

Der Vf. stellt sich nun zunächst auf den empirischen Boden der an sich glaubwürdigen und durch sichere Zeugnisse beglaubigten Geschichte. In der Erklärung der historisch - ermittelten Thatsachen verfährt er hauptsächlich psychologisch. Was nicht durch übereinstimmende und zuverlässige Zeugnisse bewiesen ist und dem Naturzusammenhange widerspricht, das verweist er in das Gebiet der Selbsttäuschung oder der frommen Fiction. Sein Standpunkt ist also der eines unbefangenen Rationalismus, der alle unnatürlichen und gezwungenen Erklärungsmittel verwirft. Freilich giebt es im Umkreise dieser rationellen Betrachtungsweise wieder einen zweifachen Stand

punkt von wesentlichem Unterschied. Das Object des Vfs. ist der Ursprung des Christenthums, und es fragt sich, ob derselbe als absoluter Anfang, oder als relativer bestimmt wird: als absoluter, indem Christus als der sich bewusste Schöpfer dieses Christenthums; als relativer, indem er nur als Träger einer zum Bewusstseyn erwachten Zeitidee be trachtet wird. Hier ist ein Kampf um das Individuelle oder das All. gemeine, wie die Frage bei uns gefasst wird, die Person oder die Idee: und bis jetzt sind die Gegensätze noch nicht überwunden. Dem Engländer erscheint die Sache concreter: er greift in den historischen Zusammenhang hinein, um den Faden der Lösung zu finden. Hier ist es der Gegensatz der nationalen Bestimmtheit und einer ursprünglichen (originellen) Individualität. Will man nun einmal erklären, und zwar Alles erklären, so wird, weil bei der letzteren wenig oder nur schwer zu erklären ist, diese der ersteren untergeordnet und verliert bei dieser Unterordnung unter das Nationelle nicht blos an Selbstständigkeit, sondern, wie es hier der Fall ist, auch an Reinheit und Würde. Ein an sich ideales Object wird zum Gegenstand weltmännischer Betrachtung und fällt unter den Calcul der Wahrscheinlichkeit. Wer jedoch dem VT. daraus einen Vorwurf machen will, der muss sein ganzes Unternehmen von vorn herein verwerfen, und aller historischen Kritik absagen. Gicbt man aber diese zu, so darf man sich auch nicht durch missfällige Resultate verletzt fühlen. Da der Vf. von der historischen Basis der jüdischen Nationalität ausgeht, und mithin auch die Erhebung des Einzelnen über dieselbe doch wieder durch sie bestimmt seyn lässt, so kann es nicht befremden, Wen seiner auch der Charakter dieses hoch über Zeit stehenden Einzelnen dennoch die Spuren derselben an sich trägt. So, wenn nach der Darstellung des Vfs. Züge von Schwärmerei in dem Charakter. Jesu vorkommen, ist es nicht seine Absicht, ihn so darzustellen (im Gegentheil, er hegt eine tiefe Verehrung gegen seine Person); vielmehr ist es ein nothwendiges Ergebniss aus seiner Anschauung der Zeit, in welcher Jesus wirkte, und solche Züge fallen ebendamit der Zeit anheim, während die Persön- . lichkeit sich durch den Erfolg von ihnen löst. Ob aber nun gerade diese Darstellung die richtige und vollkommene sey, und ob es nicht möglich wäre, ohne Voraussetzung des Wunders die Originalität Jesu doch in ihrer ganzen Reinheit darzustellen, so dass er vermöge einer ausserordentlichen religiösen Begabung als absoluter Anfang des christlichen Lebens

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erschiene, das ist eine andere Frage, und kann hier nicht weiter untersucht werden. Der Dogmatik wird dieser Begriff unentbehrlich seyn. Der Vf. hat indess einen Versuch auf diesem Felde gewagt, dem wissenschaftlicher Ernst und Consequenz nicht abzusprechen ist, und den auch unsere deutsche theologische Wissenschaft als dankenswerth wird anerkennen müssen, wenn sie auch in manchen Punkten ihm nicht Recht geben kann, wo den Vf. sein,, britischer Pragmatismus", wie Strauss ihn nennt, zu Erklärungen und angenommenen Vermittlungen verleitet, die auf dem Standpunkt der deutschen theologischen Forschung nicht mehr genügen.

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Das wird nun freilich gleich zu Anfang in der Frage über das Verhältniss Jesu zum Täufer der Fall seyn. Nachdem der Vf. (S. 10-21) die von den Essenern und Therapeuten handelnden Stellen des Philo und Josephus ausführlich mitgetheilt, fährt er

23) so fort: In einer Stelle des Propheten Malcachi war geweissagt, dass Elias als Vorläufer der wunderbaren Hülfe des Gottes Israel erscheinen werde. Ein Schwärmer aus der essenischen Secte, Namens Johannes, nahm die Kleidung und Lebensweise des erwarteten Propheten an (2 Reg. 1, 8), trat in der Wüste nahe am Jordan auf, taufte das Volk, und rief es zur Busse, denn das Himmelreich sey nahe herbeigekommen (Matth. 3, 2 u. d. P.). Er verband mit seiner Weissagung Ermahnungen zur Tugend, im Geiste der essenischen Schule, scheint übrigens das Volk nicht zur Empörung gereizt zu haben [diess sagt der Vf. mit Rücksicht auf Judas den Galiläer, den er vorher geschildert]; denn Josephus spricht von ihm mit Achtung als einem Lehrer der Tugend." [Hier folgt in der Anm. die Stelle aus Josephus Antiq. XVIII, 5.], Indessen veranlasste das Auftreten eines Schwärmers, der in der Wüste das langerwartete Königreich predigte, grosse Aufregung durch ganz Judäa. Das Volk strömte herbei, um ihn zu hören, und durch Annahme der Taufe ihm das herkömmliche Zeichen der Anhänglichkeit zu geben. Unter ihnen war ein Galiläer, Namens Jesus, der Sohn Josephs, eines Zimmermann's von Nazareth." Ein von dem Bewusstseyn seiner Kraft durchdrungener Geist, dessen Energie durch eine Färbung von Enthusiasmus sich noch steigerte, musste sich nothwendig irgendwie bemerklich machen. Das Bedürfniss der Thätigkeit in einer ihrer vorherrschenden Geistesrichtung entsprechenden Sphäre ist für gewisse Menschen eine weit stärkere Triebfeder, als die kalte Berechnung möglicher Fol

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gen; und Jesus entschied sich dahin, dem Moses nachzuahmen und die Propheten zu erfüllen, indem er den Charakter des Messias oder des Prophetenkönigs von Israel annahm. Er theilte den vielen jüdischen Patrioten seiner Zeit gemeinsamen Enthusiasmus, die Erwartung der nahen wunderbaren Verherrlichung Israels, und das Bewusstseyn seiner eigenen geistigen Erhabenheit über seine Umgebung bestimmte ihn, sich der für einen glühenden Israeliten nicht unnatürlichen Idee hinzugeben, dass er wohl selbst der dem Moses gleiche Prophet und Fürst sey, der den wieder aufgerichteten Thron Davids einnehmen werde."

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Man sieht, wie nahe dieser Erklärungsweise die Gefahr, liegt, Jesum mit einem politischen Schwärmer zu verwechseln, sobald das ideale Princip in seinem Charakter aufgegeben wird. Der Vf. findet daher auch nöthig, wiederholt zu erklären, dass der Gedanke an eine bewaffnete Empörung fern von Jesus blieb. Er adoptirte die freisinnige Religionsansicht des Judas (Galilaeus), enthielt sich aber des. offenbar fruchtlosen Versuchs eines bewaffneten Widerstandes gegen die Römer, und gab der Aufregung seiner Landsleute eine andere Richtung." Auch bei dieser Ansicht ist jedoch die Zurückführung auf den Essäismus nicht nur unnöthig, sondern wirklich un-. statthaft. Offenbar zeigt sich der Vf. darin noch zu abhängig von den englischen Deisten, welche die Hypothese von dem essenischen Ursprung des Christenthums aufgebracht haben. Dass Johannes ein Essener war, ist wahrscheinlich, wiewohl Josephus darüber keine Andeutung giebt; ihn geradezu einen Schwärmer zu nennen, ist wenigstens hart. dann ging Jesus nach seiner Stellung zum Täufer und nach dem ganzen Plan seines Werkes, wie ihn der Vf. darstellt, nicht von den Essäern aus. Die essenische Lehre von der ", unbedingten Unterwerfung unter die Beschlüsse der Vorsehung" (d. h. doch unter die äusseren Schicksale), welche nach dem Vf. (S. 34) Jesum in der Katastrophe seines Lebens leitete, musste noch vielmehr vor seinem öffentlichen Auftreten die Wirkung bei ihm haben, ihn von jedem ausserordentlichen Schritte zurückzuhalten. Allein er stellt sich gerade dieser beschränkten und in Unthätigkeit zurückgezogenen Secte gegenüber mit ciner von Grund aus universellen Richtung. Zwar beruft sich der Vf. (S. 45) dafür, dass die meisten Jünger Jesu auch Essäer waren, auf vier Punkte: erstens, sie waren weder Pharisäer noch Sadducäer; zweitens, die Essener waren vorherrschend aus den

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niederen Ständen; drittens, die christliche Gesellschaft in der Apostelgeschichte gleicht denen der Essener; viertens, der Name der Essener kommt im neuen Testament nie vor u. s. w. Allein das Erste ist Voraussetzung, und der Vf. sagt selbst (S. 46), dass die Auferstehungslehre die pharisäische Partei im Volke herbeiziehen musste. Das Zweite schliesst die Entstehung einer unabhängigen Gemeinde neben den Essenern nicht aus. Ueber den dritten und vierten Punkt haben wir uns früher in diesen Blättern erklärt. Am meisten Nachdruck wird gewöhnlich auf die Gütergemeinschaft gelegt; man vergisst aber dabei, dass diese eine nothwendige Folge der Kleinheit der Gemeinde und ihrer Stellung zur äusseren Welt war, und mit der Ausbreitung des Christenthums von selbst aufhörte. Sie beweist also das, was sie beweisen soll, eben so wenig als die Ehelosigkeit, welche Sitte schon von den ersten Jüngern nicht beobachtet wurde. Wenn der Vf. sich an den Satz hält: so lange andere zureichende Ursachen sich denken las sen, sey der Kritiker nicht gebunden, etwas Ausserordentliches anzunehmen, so sollte er von seinen Erklärungsgründen nicht blos das Wunderbare, sondern Alles das ausschliessen, was die Geschichte nicht unzweideutig an die Hand giobt. Für die Anregung Jesu zu Demjenigen, was der Vf. zunächst ihn thun lässt, war aber sein Studium der Propheten, die Vorgänge seiner Zeit und sein eigener Geist hinreichend, und wir bedürfen des Essäismus nicht. Die grössten Geister sind nicht aus solchen Pflanzschulen hervorgegangen, und die Cedern wachsen nicht in Beeten.

Sind wir bis dahin mit dem Vf. nicht einverstanden, so folgen wir ihm um so lieber in der weiteren Entwickelung der Wirksamkeit Jesu, wo sich oft überraschende Ansichten darbieten. Bei seiner historisch - psychologischen Methode lässt sich der Vf. auf allgemeine Betrachtungen über die Natur und die Möglichkeit des Wunders nirgends ein. Seine Kritik, der Wunderberichte ist die vergleichende. Uebrigens umfasst sie auch die Wunder der Apostelgeschichte und prüft die dürftigen Anspielungen auf Wunder in den paulinischen Briefen. lungswunder legt der Vf. schauung zu Gruùde:

Der Erklärung der HeiDer Erklärung der Heifolgende historische An

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"In einem Volk, das wenige naturwissenschaftliche Kenntnisse besitzt, findet nicht selten die Ansicht Eingang, dass geistige Ueberlegenheit mit einem gewissen Grade von Macht über die leblose Welt gepaart sey; und die Menge, welche Jesum hörte, bildete sich ein, dass die Natur so gut, als sie, seine Auctorität anerkennen müsse. Auch war es bei dem damaligen Stande der Wissenschaft nicht unnatürlich, dass Jesus selbst diese Vorstellung theilte." (Josephus versichert von sich, dass er vermöge seiner priesterlichen Abkunft gewisse übernatürliche Gaben besitze, Bell. Ind. III, 8.) ", Demgemass, wenn die Menge ihn bestürmte, ihre Krankheiten zu heilen, fügte er sich ihrem Ungestüm so weit, dass er das Wort, das sie verlangten aussprach": (,, und er heilete sie alle", schliesst gewöhnlich Matth. ohne den Erfolg ernstlich zu berücksichtigen). In vielen dieser Fälle reichte die vertrauensvolle Erwartung, dass es wirksam seyn werde, hin, éinen sichtbaren Erfolg zu erzielen; und es scheint, dass Christus im Allgemeinen sich hütete, den Versuch zu wagen, wenn ihm nicht von Seiten der Hülfe suchenden Person dieses Vertrauen entgegenkam.

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Hiermit stimmt vollkommen überein, dass nach Matth. Jesus keine Gelegenheit sucht, ein Wunder zu thun; dass er 9, 28. 17, 20 den Glauben zur Bedingung, des Wunderthuns macht, dass er zweimal (12, 39. 16, 4.) die Zeichenforderung von sich abweist, und sich den Pharisäern gegenüber nie auf seine früheren Wunder beruft; dass alle Geheilten sich sogleich wieder aus dem Gesichtskreise verlieren, und ausser 21, 14 alle Heilungen in Galilaa geschehen; auch was Marc. 6, 5 gesagt wird: "Er konnte daselbst kein Wunder thun und wunderte sich ob ihrem Unglauben." Aber es folgt gerade daraus nicht, dass Jesus angefangen,,,die Idee ernstlicher zu nähren, dass er die übernatürliche Macht, welche man ihm zuschrieb, wirklich besitze, und daraus geschlossen habe, dass das Hass das Vertrauen auf dieselbe und ihre unerschrockene Anwendung ihm jedes Wunder möglich Gwerde"; wenn auch Reden, wie die vom Berge-versetzenden Glauben, ganz historisch sind. Schluss wäre doch gar zu abenteuerlich.

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(Die Fortsetzung folgt.)

1. Jener

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