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ALLGEMEINE

MEDICIN.

LITERATUR ZEITUNG

Mai 1840.

BERLIN, b. Förstner: Handbuch für die Erkenntniss und Heilung der Kinderkrankheiten Nach dem Englischen des Richard T. Evanson und Henry Maunsell, frei und mit steter Berücksichtigung der neuesten Erfahrungen deutscher und französischer Aerzte bearbeitet. Von Ludw. Fränkel, Dr. d. Medicin etc. 1838. 716 S. 8. (2 Rthl. 8gGr.) Das vorliegende Werk, herausgegeben von zwei

Männern, die in Folge einer vieljährigen Thätigkeit an einem grossen und ausschliesslich den Kinderkrankheiten gewidmeten Hospitale günstige Gelegenheit zu reichen Erfahrungen fanden, ist bald nach seinem Erscheinen in Dublin von den meisten Journalen Englands in Ilinsicht seines Werthes und seiner Brauchbarkeit nicht minder gerühmt worden, als es sich auch in Deutschland Beifall erworben hat. Wenn nun auch die deutsche Literatur nicht wie die englische über Mangel an guten, werthvollen und gediegenen Lehrbüchern über Kinderkrankheiten zu klagen hat, und somit das Bedürfniss nach Producten des Auslandes, die weder an Werth noch Brauchbarkeit über jenen stehn, nicht fühlt, so müssen wir doch dem Uebersetzer des englischen Werkes um so mehr unsern Dank sagen, als er durch seine Bearbeitung und Zusätze dem Original offenbar einen höhern Werth gegeben hat, ohne es willkürlich verändert oder beliebige das Original verstellende Bemerkungen eingeschaltet zu haben. Der Vf. hat nämlich nicht nur wortgetreu übersetzt, sondern auch hinter jeder von den Vfn. gegebenen Abhandlung eine zweite, durch kleinere Schrift bezeichnete folgen lassen, und hier die Ansichten und Erfahrungen anderer Aerzte über den betreffenden Gegenstand mitgetheilt.

Das ganze Werk zerfällt in acht Kapitel. Das erste Kapitel, von Evanson bearbeitet, handelt von den Eigenthümlichkeiten der kindlichen Organisation und Konstitution. Nach vorausgeschickten kurzen allgemeinen Betrachtungen folgt eine genaue Beschreibung der Verhältnisse der Organe der Digestion, der Respiration, der Circulation, des Cerebro-Spinal

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Systems, und der Organe der Ortsbewegung. Eine ausführliche Betrachtung und Darstellung des vorschreitenden Wachsthums im kindlichen Alter beschliesst dieses Kapitel. Im zweiten Kapitel lehrt Maunsell die diätetische Behandlung und physische Erziehung der Kinder. Hier wie im ersten Kapitel

wird die Kindheit in zwei Perioden abgetheilt, nämlich von der Geburt bis zum 12ten Monat, und vom Ende des ersten Jahres bis zum 8ten Jahre, von wo an das Kind nun Knabe oder Mädchen genannt werden soll. Dass eine Abtheilung der Kindheit in diese Perioden nicht ausreicht, zeigt schon das zweite Zahnen, das um das 7te Jahr beginnt und erst nach 5-6 Jahren vollendet wird. Indem nun die Vff. davon handeln, gehn sie über die Zeit der Kinderkrankheiten hinaus. Auch ist die erste Periode, wie Evanson angiebt, mit dem 12ten Monat beschlossen, weil um den 10ten oder 12ten Monat die Zähne hervorbrechen, während S.35 Maunsell bemerkt, dass die Zähne um den 6. oder 7. Monat hervorbrechen. Zunächst giebt der Verf. die diätetische Behandlung gleich nach der. Geburt an, spricht dann über die Nahrung und Arzney unmittelbar nach der Geburt, berührt die Ernährung in der ersten Lebensperiode, führt die Zeichen einer guten Amme auf, handelt von dem Entwöhnen und der Ernährung in der zweiten Periode, und berücksichtigt als wichtige Punkte die Reinlichkeit, Kleidung, den Schlaf, die Bewegung, Arzney, das Licht und die Luft. Wenn wir den Inhalt dieses Kapitels mit dem zusammenstellen und vergleichen, was darüber von Meissner, Jörg, Henke u. s. w. gelehrt wird, so müssen wir das unparteiische Urtheil aussprechen, dass wir weder etwas Neues noch etwas Besseres finden, dass vielmehr manche Punkte fehlen und andere viel zu kurz berührt sind. Dagegen hat der Uebers. Manches weiter verfolgt, Anderes rectificirt, und manche Lücke vortrefflich ausgefüllt. Das dritte von Evanson behandelte Kapitel enthält allgemeine Betrachtungen über die Natur der Kinderkrankheiten, und trägt die Aetiologie, Diagnose und Prognose vor. Auch diesem Kapitel fehlt die Bestimmtheit, das tiefe Eindringen und die systematische Ordnung der vorgetra

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genen Materien. Die von dem Uebers. der Aetiologie und Diagnose beigegebenen Zusätze sind daher ganz an ihrer Stelle, und verdienen besonders hervorgehoben zu werden. Den allgemeinen Theil beschliesst das vierte von Evanson bearbeitete Kapitel, in welchem die Therapie der Krankheiten des kindlichen Alters vorgetragen wird. Wenn sich auch hier die reiche Erfahrung des Vfs. kund giebt, so sind doch mehrere Mittel nur oberflächlich berührt, zu allgemein angegeben und die Indicationen nicht gehörig herausgestellt. So z. B. das Quecksilber, wobei nicht richtig behauptet wird, dass das Calomel bei Kindern keine Salivation bewirke, die reizenden Mittel, die Expectorantia, bei welchen mehrere, z. B. der Salmiak, der Goldschwefel u. s. w. übersehn sind. Die Zusätze des Uebers. sind daher ganz zweckmässig, und wir heben die heraus, die bei dem Quecksilber, bei den beruhigenden Mitteln, bei den reizenden Mitteln, den Blutentleerungen, den kühlenden Mitteln und bei den Abführmitteln eingeschaltet sind.

Die nun folgende specielle Pathologie und Therapie der Krankheiten des kindlichen Alters wird in 8 Kapiteln abgehandelt. Im ersten Kapitel trägt Maunsell die Zufälle und Krankheiten während der Geburtsperiode oder kurz nach derselben vor. Der Scheintod ist kurz abgehandelt, und es sind weder die verschiedenen Formen deutlich genug geschieden, noch ist die Behandlung nach den verschiedenen Arten zweckmässig angegeben. Ueberhaupt müssen wir hier tadelnd bemerken, dass der Vf. mehrere Zustände gar und ganz übersehn hat, wie z. B. die Kopfgeschwulst, die Fröschleingeschwulst, die pathologischen Zustände des Nabels, das schmerzhafte Herabsteigen des Hoden nach der Geburt u. s. w. Andere krankhafte Erscheinungen sind wieder zu kurz behandelt, wie die Hasenscharte, die Kopfblutgeschwulst, die blaue Krankheit, die Verhärtung des Zellgewebes und die Augenentzündung der Neugebornen. Der Uebers. hat an den fehlenden Zuständen ersetzt die Fröschleingeschwulst, die Urodialysis nach Schönlein, den Pemphigus neonatorum, und die zu kurz vorgetragenen Gegenstände weiter verfolgt. Dies gilt besonders von der Kopfblutgeschwulst, der blauen Krankheit, dem Kinnbackenkrampf, der Verhärtung des Zellgewebes, von der Gelbsucht und der Augenentzündung der Neugebornen. Im zweiten Kapitel lehrt Evanson die Dentition mit Genauigkeit und Sachkenntniss. Derselbe beschreibt auch im dritten Kapitel nach einigen vorausgeschickten allgemeinen Betrachtungen die Krankheiten der Verdauungsorgane. Zunächst ent

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wirft der Vf. cine Skizze derjenigen Störungen, welchen Mund und Rachen bei Kindern afficirt werden können. An der Spitze steht die Stomatitis, welcher sich die ulceröse Stomatitis anschliesst, die der Verf. als das zweite Stadium der ersten bezeichnet. Dann folgt die aphthöse Ulzeration, Magnet, der Soor, die diphtheritis, der Wasserkrebs. Nachdem die objectiven Erscheinungen angegeben sind, lässt der Vf. die allgemeinen konstitutionellen Symptome folgen, und giebt dann eine einfache Behandlungsweise an. Auch diesem Kapitel hat der Uebers. zweckmässige Zusätze besonders über den von dem Vf. nur beiläufig berührten Wasserkrebs hinzugefügt. Umfassend sind die Krankheiten des Magens und Darmkanals abgehandelt, so wie auch den entzündlichen Affectionen der Verdauungsorgane eine besondere Aufmerksamkeit ge- 1 schenkt ist. Ein leichter Ueberblick zeigt aber auch, dass der Uebers, manche Ergänzungen zur Vervollkommnung beigefügt hat. Die Krankheit des Mesenteriums (Tabes mesenterica) theilt der Vf. in 3 Stadien ab, deren Symptome er nach einem allgemeinen Ueberblick einer nähern Würdigung unterwirft, und dabei der Ansicht der meisten Aerzte beitritt, dass das einzige unzweideutige Zeichen das Durchfühlen der angeschwollnen Gekrösdrüsen durch die Bauchdecken ist. Die Behandlung ist einfach. Der Uebers. hat nach Guersent eine Darstellung der anatomischen Merkmale hinzugefügt. Die Wurmkrankheit ist kurz aber bestimmt vorgetragen, so wie auch die Beschreibung und die angegebene Behandlung des remittirenden Fiebers einen Beweis liefert, dass der Verf. mit kurzen Zügen zu treffen versteht, und nicht in Aufzählung von zahllosen Mitteln sich gefällt. vierten Kapitel trägt Maunsell die Krankheiten der Athmungsorgane vor. Fast zu kurz spricht der Verf. über den Katarrh, über die Pneumonie und Pleuritis. Umständlicher wird der Croup und der Keichhusten abgehandelt. Der Uebers. hat einen Auszug aus Puchelt's Schrift (de carditide etc.), dann Bemerkungen zu der Lehre vom Croup, einige Mittheilungen über das Asthma thymicum nach Lachmann, und zahlreiche ergänzende Bemerkungen in Betreff der Therapie des Keichhustens hinzugefügt. Auch von dem nun folgenden fünften Kapitel, in welchem die acuten Exantheme enthalten sind, ist Maunsell der Vf. So bezeichnend der Vf. diese Exantheme beschrieben hat, so fällt es doch sehr bald auf, dass in den bessern deutschen Lehrbüchern über Kinderkrankheiten cine grössere Genauigkeit, bestimmtere Unterscheidung der Modificationen und eine umsichtigere Angabe der dia

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Im

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Es

gnostischen Merkmale zu finden ist. Der Uebers. hat besonders bei den Masern und dem Scharlach reiche Zusätze gegeben, und die Rötheln und modificirten Pocken, die im Texte nicht besonders abgehandelt sind, hinzugefügt. Der Vaccination ist von Maunsell das sechste Kapitel gewidmet, und der Gegenstand mit wissenschaftlicher Kritik umfassend bearbeitet. Derselbe Vf. trägt auch im siebenten Kapitel die konstitutionellen Krankheiten vor, nämlich die Skrofeln, Rhachitis, die Syphilis der Neugebornen, die Purpura und den Pemphigus gangraenosus. lag nicht im Plan des Verf. über die Skrofeln eine erschöpfende Abhandlung zu geben. Der gegebene kurze Umriss der Krankheit ist auch genügend. Nach der Ansicht des Vf. gründet sich die skrofulöse Diathese auf eine Verminderung der rothen Flüssigkeiten und Gewebe. Daher gründet sich sowohl die prophylaktische als die kurative Behandlung auf jene Prinzipien. Der Text füllt zwölf Seiten, die Zusätze des Ucbers. gegen 37 Seiten, indem er die Theorieen Hufeland's und Kortum's über das Wesen der Skrofulosis verfolgt, die Ursachen der Krankheit angiebt und besonders die Mittel aufführt, die in nicht geringer Zahl vorhanden sind. Auch hat der Ucbers. hier der Tineu und der Crusta lactea, deren an keinem Ort gedacht ist, einen Platz angewiesen. Zweckmässiger hätte dies im ersten Kapitel geschehn sollen. Auch die Rhachitis hat der Vf. mit kurzen Zügen geschildert, und der Uebers. einige Bemerkungen über den Leichenbefund und die verschiedenen Krümmungen, über die nächste Ursache und über die Behandlung hinzugesetzt. Bei der Syphilis nimmt der Verf. richtig eine dreifache Weise der Ansteckung an, nämlich im Uterus, durch die Brustwarzen, und während des Geburtsactes. Im ersten Fall sollen die Kinder gewöhnlich vor der Zeit und todt geboren werden. Die Behandlung ist einfach, und zieht der Vf. die unmittelbare Behandlung des Kindes jener durch die Amme vor. Er giebt 1-2 Gr. Hydrargyr. c. creta, 2-3 Mal täglich, 6 Wochen bis 3 Monate. Endlich trägt Evanson im letzten Kapitel die Krankheiten des Gehirns vor. Zu den functionellen Störungen zählt hier der Verf. eine krankhafte Reizung, Congestion, Convulsionen, bydrocephalusartiges Leiden, deren Symptome und Behandlung er angiebt. Länger verweilt er bei den entzündlichen Affectionen. Hier wird der Hydrocephalus acutus und chronicus, die Arachnitis beschrie

Es werden die Symptome, die Diagnose, die Prognose und die Behandlung kurz aber gründlich angegeben. Die von dem Vf. hier angereihten Zusätze

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über Meningitis tuberculosa, Arachnitis spinalis and Veitstanz, welchen der Verf. nicht abgehandelt hat, sind ganz an ihrer Stelle. Ein alphabetisches Register findet man am Ende.

Wir können nicht umhin, unsere Anzeige damit zu beschliessen, dass dieses Lehrbuch hinsichtlich des Textes in wissenschaftlicher und practischer Hinsicht keins der bessern Lehrbücher unserer deutschen Verfasser übertrifft, und dass der Uebers. dem Original durch viele sehr vorzügliche Zusätze einen höhern Werth ertheilt hat, obwohl an manchen Stellen die Zusätze wiederholen, was im Text schon angeführt ist. Auch zweifelt Rec. daran, dass den Vffn. deutscher Lehrbücher damit gedient ist, wenn aus ihren Werken Auszüge gemacht werden. - Sömmerring sollte nicht an zwei Stellen, (S. 584 u. 596) im Text und in den Zusätzen falsch geschrieben seyn.

Hohl.

KONSTANZ, (in Comm. b. Huber und Comp. in St. Gallen und Bern): Dr. Joh. Nep. Sauter, Grossh. Bad. Med. Rath u. s. w. Die Behandlung der Hundswuth in polizeilicher, prophylactischer und therapeutischer Hinsicht. 1838. XII u. 179 S. 8. (1 Rthlr. 3 gGr.)

Der verehrte Vf. der vorliegenden Abhandlung vom reinsten Eifer für die Wichtigkeit des Gegenstandes beseelt und durch mehr als funfzigjährige Erfahrung dazu berechtigt, theilt uns ohne auf theoretische Streitigkeiten einzugehen das Resultat eigner Beobachtungen mit.

Die Schrift zerfällt in eine Einleitung §. 1-4 und in vier Abtheilungen, von denen die erste S. 13 bis 42 Krankengeschichten enthält; in der zweiten Abtheilung ist von der Behandlung der Hundswuth in polizeilicher Hinsicht S. 6-28, in der dritten von der prophylactischen Behandlung der Menschen, die mit Wuthgift inficirt wurden, S. 2936, in der vierten, S. 37-46, von der therapeutischen Behandlung der beim Menschen ausgebrochenen Wuthkrankheit, die Rede.

In der Einleitung setzt der Vf. die Gründe auseinander, die ihn bestimmen ein bestimmtes Hundswuth - Contagium, welches in seinen Wirkungen seit Jahrtausenden vorhanden ist und nur durch Ansteckung sich fortpflanzt, anzunehmen.

Von den in der ersten Abtheilung erzählten Krankengeschichten sind die vier ersten, namentlich in Bezug auf die Anwendung der Belladonna, interes

sant.

In der zweiten Abtheilung verbreitet sich der Vf. über die Wachsamkeit, die über Hunde überhaupt anzustellen ist, über die Maassregeln gegen kranke Hunde im allgemeinen und über die gegen wüthig scheinende und wirklich wüthige Hunde und andere Thiere insbesondere; endlich spricht er sich über die Maassregeln aus, die zu ergreifen sind, wenn Menschen von verdächtigen Thieren gebissen worden sind. Es ist diess der umfangsreichste Abschnitt des ganzen Buchs, er enthält viel Gutes und Wahres; schwerlich werden aber die vom Vf. vorgeschlagenen Einrichtungen wegen der bedeutenden Kosten, mit denen sie verknüpft sind, je zur Ausführung kommen.

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Nachdem der Vf. im dritten Abschnitt die verschiedenen prophylactischen Methoden aufgezählt und kritisch beleuchtet, namentlich die Anwendung innerer Mittel allein durchaus verworfen hat, theilt er uns die von ihm mit vielem Glück angewendete Behandlungsweise mit. Er lässt nämlich eine halbe Drachme kali causticum siccum (alcali causticum, hydras kalicus) in zwei Unzen destillirtem Wasser auflösen und damit alle 5 — 6 Minuten die Bisswunde auswaschen, in der Zwischenzeit aber mit jener Solution befeuchtete Leinwand- Bäuschchen auflegen und diese Behandlung acht und vierzig Stunden lang fortsetzen. Schon geheilte Bisswunden scarificirt er so tief, als dieselben anfänglich gewesen seyn mögen, dann behandelt er sie auf obige Art. Das kali causticum siccum muss wo möglich frisch bereitet und von Kohlensäure ganz frei seyn.

(Der Beschluss folgt.)

RECHTSWISSENSCHAFT.

LEIPZIG, b. Barth: Lehrbuch der Institutionen des römischen Rechts von Dr. Th. Marezoll u. s. w.

(Beschluss von Nr. 82.)

In §. 149 ist Rec. aufgefallen, dass die Pacta nuptialia weit von den Sponsalien, nach der dos und propter nuptias donatio gerade vor der Auflösung der Ehe stehen, und dass bei ihnen nur gelegentlich von den paraphernalia die Rede ist. Da, wenn dergleichen abgeschlossen werden, dies weit vor oder bei Eingegehung der Ehe zu geschehen pflegt, so scheint S. 144 der angemessene Platz gewesen zu seyn. Darin ist auch in der That schon (S. 271) von den pactis dotalibus die Rede. Es wäre daher S. 149 besser

allein zu den paraphernalia und receptitia bona benutzt worden.

In einigem Missverhältniss zu andern ähnlichen Punkten möchte §. 168 stehen, welcher von der im ncueren Recht ganz antiquirten tutela mulierum handelt, und dazu drittehalb Seiten consumirt. Allerdings ist man dadurch in Stand gesetzt, bei den Vorträgen ganz auf das Lehrbuch zu verweisen; allein das ist doch wohl nicht Zweck und nicht beabsichtigt gewesen? - Aehnlich ist es mit S. 209, welcher vom Caducum auch so ausführlich handelt; allein dieses steht mit so vielen gültig gebliebenen Rechtssätzen in Verbindung, und solche sind in dieser Constellation. zu verstehen, so dass allerdings eine ausführlichere Darstellung unentbehrlich ist.

Es kann seyn, dass manche sich nicht mit der Stellung des zweiten und dritten Capitels im Erbrecht einverstanden erklären werden, d. h. damit, das Intestaterbrecht nach der Delation der Erbschaft aus einem Testament darzustellen. Allerdings kann das Umgekehrte das Natürlichere scheinen; indessen ist die Intestaterbfolge doch nur ein negativer Begriff, den zu verstehen das Positive nicht unberührt bleiben kann. Das hat auch wohl bei der Anordnung dieser Lehren im justinianischen Institutionensystem geleitet. Dagegen hält Rec., sobald ein einleitender Uebergangsparagraph eingeschoben wird, nicht nur die umgekehrte Ordnung für ganz gleich an Werth, sondern auch bei der gewählten einen solchen für unentbehrlich. In einem Grade mangelhaft, wie Rec. kaum etwas vorgekommen ist, ist aber das Register! Es ist beinahe ganz unbrauchbar. Vergebens, um nur einige wenige der wichtigsten Worte zu nennen, sucht man: Eltern (oder Parens, oder Ascendenten), Kinder (oder Descend.) oder fil. fam. oder paterfam., Cession, Bedingung (oder conditio), Mancipation. So enthält Buchstabe K einen Artikel, Buchstabe M sieben. B (bekanntlich einer der reichhaltigsten) sechs, die darunter befindlichen beneficium und bonorum, possessio in ihren verschiedenen Verbindungen und specielleren Arten nicht gerechnet. Der Anfänger wird dies um so mehr vermissen, als er über die so häufig früher vorkommenden Ausdrücke und Begriffe als da, wo sie im System erläutert werden, sich dadurch ausser Stande befindet Auskunft aus dem Buche selbst zu holen, die doch darin vorhanden ist. Giessen.

Sintenis.

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ALLGEMEINE

MEDICIN.

LITERATUR - ZEITUNG

Mai 1840.

KONSTANZ, (in Comm. b. Huber und Comp. in St. Gallen und Bern): Dr. Joh. Nep. Sauter, Grossh. Bad. Med. Rath u. s. w. Die Behandlung der Hundswuth in polizeilicher, prophylactischer und therapeutischer Hinsicht u. s. w.

(Beschluss von Nr. 83.)

Bei der therapeutischen Behandlung der bei Men

schen ausgebrochenen Wuthkrankheit kömmt es vorzüglich darauf an, die Vorboten und den ersten Wuthanfall selbst kräftig zu bekämpfen; geht dieser Zeitpunkt unbenutzt vorüber, so wird der Kranke höchst selten gerettet (S. 131). Die Behandlung des Kranken soll möglichst schonend seyn (S. 132), nie dürfen deshalb Wuthkranke gefesselt werden, sie gehorchen auf ernsten Zuspruch und die Beisslust derselben gehört nach dem Vf. zu den Mährchen (S. 171). Im Verlaufe der Wuthkrankheit tritt ein Tertiantypus deutlich hervor und der Tod erfolgt bei unzweckmässiger Behandlung gewöhnlich im dritten Anfalle.Die Behandlungsweise des Vfs. besteht darin, dass er, so wie sich die ersten Zeichen des cintrctenden Anfalls bemerken lassen, dem Kranken acht Gran Belladonna - Wurzel reichen und darauf etwa eintretenden Schweiss und Schlaf gehörig abwarten lässt. Tritt nach acht und vierzig Stunden der zweite Anfall cin, so erhält der Kranke zehn Gran Belladonna-Wurzel, sollte sich dann noch ein dritter Anfall zeigen, der jedoch gewöhnlich nicht so heftig ist, so wird die Dosis abermals um zwei Gran gesteigert (S. 150). Kritisch sind eintretender Schlaf und Schweiss. Vor dem Zwischengebrauch anderer Arzneimittel warnt der Vf. ernstlich, weil er der Natur den Kampf mit dem einfachen Arzneimittel überlassen sehn will.

Fassen wir das Ganze zusammen, so ist die vorliegende Abhandlung ein dankenswerther Beitrag zur Lehre von der Wuthkrankheit. Ref. würde sich nicht scheuen in vorkommenden Fällen die Belladonna in so grossen Gaben, wie sie der Vf. empfiehlt, zu verordnen, da bei allen specifischen Mitteln die Stär

ke der Gabe der Stärke der Affection entsprechen muss, die sie überwinden soll. Druck und Papier sind gut.

Dr. Karl Schwabe.

LEIPZIG, b. Staritz: Collectanea quaedam de Phthisi pulmonum tuberculosa scripsit et in Univers. lit. Lipsiensi grat. med. ord. auct. pro loco in codem ordine rite obtinendo d. XVIII Mens. Juni MDCCCXXXIX publice defendet Dr. Fridericus Petrus Ludovicus Cerutti, path. et therap. spec. Prof. p. o. design. 32 S. 4 maj. c. trib. tab. lithograph. (2 Rthlr.)

Der um die pathologische Anatomie bereits mehrfach verdiente Vf. benutzte die sich ihm beim Antritt der ordentlichen Professur der speciellen Pathologie und Therapie darbietende Gelegenheit, die Resultate einer auf vielfache eigne Untersuchungen gestützten Kritik der Lehre von der Entstehung und Natur der Lungentuberkeln dem grössern Publikum mitzutheilen. In der ersten Sektion giebt er einen kurzen geschichtlichen Ueberblick der bisherigen Leistungen, wobei er mit Hippocrates beginnt, dessen Bekanntschaft mit den Lungentuberkeln er durch Beibringung einiger Stellen nachweist. Eine der wichtigsten Stellen Tegi vovov lib. I. Vol. II. p. 189 k. scheint dem Vf. jedoch entgangen zu seyn. Hipp. spricht hier von der Entstehung der Tuberkeln, welche er von ghéɣua oder yohn herleitet und sagt, dass wenn das quua sich plötzlich erweiche und platze, sein Inhalt nach oben geführt und ausgeleert werde, so falle die Tuberkelhöhle zusammen, vertrockne und der Kranke genese vollständig (xai xoihin, iv tù nuov, nosnéσn Tε xui

vanouvy, vyens yiveτai navrel@s). Trockne aber die Höhle nicht aus, secernire sie fort so gehe der Kranke unter den Erscheinungen des Darmflusses zu Grunde (διαφθείρεται δὲ ὑπὸ γαστρὸς ῥυείσης ). Aus den Stel len der Alten schliesst der Vf. beiläufig dass sie nothwendig Leichen und namentlich auch von Phthisikern secirt haben müssen; wenn er aber für die Sektionen bei den Alten auch die Stelle aus Plinius hist. nat. XI. 20,, Aegyptii existimant, quibus mos

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