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klar herausstellt. Durch solche unbestimmte Ausdrücke, wie sie der Vf. braucht, um die Immanenz des menschlichen Geistes in Gott als Resultat der zeitlichen Entwickelung zu bezeichnen: dass sich das Einheitsleben der Offenbarungsphären der Idee in der göttlichen Substanz concentrire, wird das wie der Immanenz der Welt in Gott nicht bestimmt, sondern umgangen. Gerade um das Wie der absoluten Centration in Gott" handelt es sich. Und wo das ganze System nicht die Möglichkeit zeigt, dass die Welt wahrhaft in Gott erhalten und vermittelt, sondern sogar von einer Religion des absoluten Geistes die Rede ist, können solche Ausdrücke nur den Schein der Wahrheit geben und nur verwirren, statt aufzuklären.

'Hat der Vf. denn nicht eingesehen, dass er nach seinen Ansichten von der Religion der Religionsphilosophie eine ganz andere Stelle in dem Systeme der Philosophie hätte geben müssen, als er ihr gegeben hat? Wenn die Religion das Centrum und die Grundlage aller geistigen Erscheinungen, Welt- und Lebenssphären ist, wie der Vf. annimmt, und sich das religiöse Princip jeder Zeit einen, seinem Inhalt gemässen, künstlerischen Ausdruck erzeugt, die Kunst aber nur den tiefsten Schatz des religiösen Geisteslebens zur Anschauung bringt S. 439, so sollte man doch wol glauben, dass diese naturgemässe, objective Ordnung der Dinge auch in einem Systeme der objectiven Erkenntniss ideell wiedererzeugt, der Grund mithin dem Begründeten, die Ursache der Wirkung vorangehen müsste. Und steht nicht auch die Religion zu den übrigen Entwickelungssphären in demselben Verhältniss, wie zur Kunst? Es zeigt sich aber in dieser, vom Vf. nach dem Vorgange Hegel's und Anderer festgehaltenen, Entwickelung kein blos formeller Fehler, sondern es zeigt sich hierin das ganze dem System zu Grunde liegende Princip. Dieses nun weiter zu entwickeln, müssen wir uns hier versagen.

Es finden sich in der Schrift über alle Zweige des Wissens tiefe, geistvolle und von eben so grosser Gemüthstiefe, als Geistesenergie zeugende Ideen, denen nur eine bessere Darstellung zu wünschen wäre. Dem Rec. ist fast noch keine Schrift vorgekommen, in welcher sich eine solche, man kann es nicht anders ausdrücken, barbarische Darstellung findet. Nur mit der grössten Mühe und Ueberwindung muss man sich hindurch arbeiten, um hinter den Kern der Schrift zu kommen. Dieses ist bei

dem so beachtungswerthen Gehalte der Schrift um so mehr zu bedauern.

Der ganze Periodenbau und die grammatische Construction sind undeutsch und suchen an Schwerfälligkeit ihres Gleichen. Wie war es möglich, Sätze niederzuschreiben, wie sie S. 372. 445 f. 468. 472 f. u. a. O. vorkommen! Dass eine solche Darstellung im Widerspruche mit des Vfs. eigenen Foderung an die Philosophie in ihrer gegenwärtigen Bedeutung steht, hat er selbst in seiner Vorrede ausgesprochen. Desto mehr muss es befremden, dass er nichts dazu beigetragen hat, dass jene S. XXXII. ausgesprochene Hoffnung in Erfüllung geht. Sengler.

MAGDEBURG, b. Heinrichshofen: Kritik des Idealismus und Materialien zur Grundlage des apodiktischen Realrationalismus von F. Dorguth. 1837. 278 S. 8. (1 Rthlr. 8 gGr.)

Das hier Dargebotene,, wird Mancher bei dem ersten Anblick Kraut und Rüben nennen"; so sagt der Vf. selbst S. 4 und wir wagen nicht ihm zu widersprechen, da in einer abspringenden Art von Vielem die Rede ist und das Ganze sich nicht gut gliedert. Nachdem der Vf. mit dem einfachen Idealismus fertig war, galt es dem dialektischen Idealrealismus Hegel's, zu welchem jetzt der apodiktische Realrationalismus eine Parallele bilden soll. Protestirt wird gegen allen Vorwurf des bisherigen sogenannten Materialismus, mit welchem jedoch die Lehre viel Aehnlichkeit zu haben scheint. Denn es wird gefragt in einer Physiologie des Denkens nach den Formen der Gehirnthätigkeit Thätigkeit, und das Resultat ist: „, dass man unter und den Erscheinungen im Gehirne als Folge jener Gedanken nur den schlechthinigen Begriff verstehen könne, d. h. seine blosse faktische Existenz ex duplidächtnisses beruht in der Receptivität der Duplicität citate cerebri." (S. 12) Das besondre Talent des Gedes Gehirns, die Maschinerie im Gehirne besteht darin, dass die Duplicität, auf Anlass des dritten Theils des Gehirns, das Bild fortwährend, also auch im Bewusstseyn, erhält, im Bewusstseyn, erhält, da, wenn dasselbe verschwände, das Analysiren und Synthesiren ein Ende hätte.

دو

Ferner nun: Sprache ist nur für Erscheinung möglich, eine andre aber, Geistersprache für IdeenHirngespinste, Erscheinungen in der rein fakultativen Phantasie — kann nicht gegeben werden, es giebt keine Begriffe a priori, alle Metaphysik ist daher Dichtung, weil wir ultra physin hinaus Nichts wissen. Idee ist ihrer Objektivität nach eine Geburt der

Phantasie, in abstracto das Prinzip und in Concreto der Gipfel des scientifischen Luxus unsrer Zeit. Der erste Grad des Selbstbewusstseyns findet sich schon in einigen Pflanzen, der 2te Grad im Polypen, der 3te im Thierreich und der 4te und höchste im Menschthier. Etwas Unerklärliches ist das Selbstbewusstseyn allerdings nach seiner Möglichkeit in der Physik, dies liegt aber nur in der faktischen Unergründlichkeit der von der Materie unzertrennlichen Kraft. Da in der Natur Alles Körper ist, und körperlich, indem wir von Geistern keine Spur haben, diese also ein Hirngespinst sind, so sind auch alle Kunsttalente Sache des Körpers. Alle mundanen Begriffe über Fortdauer der Seele sind absurd, und dienen der Poesie u. s. w. zum Objekte des Witzes und der Satire. Der Mensch ist auch ein Thier. Was diesem Ein für allemal Instinktanlage giebt, das giebt dem Menschen faktisch zunächst die Gewohnheit des Besitzes von Normen; ihm plötzlich andre obtrudiren, heisst ihn unglücklich machen, jene sind ihm schlechthin recht, sein jus, nur was besteht, ist recht, d. h. ursprünglich. Es ist vergeblich, dass der Mensch, dieses phantastische zweifüssige Säugethier sich von jeher den Kopf über sich selbst zerbricht und am Ende auf seinen angeblich religiösen denkgläubigen Lorbeeren einschläft. Die Begriffe vom Geiste sind so verschieden, als es der Gebrauchzweck mit sich bringt; sie sind daher sämmtlich Phantasiestücke. Da nach Göschel Seele und Leib nur Eins sind, so wird unpassend auch gesagt, dass das Denken die Seele selbst sey; sondern dann müsste auch der Leib, überhaupt aber jenes ganze Eins, das Denken seyn, was aber wiederum in der Allgemeinheit falsch wäre, sondern nur gefolgert werden kann, dass überhaupt Materie denke. Auf die Erklärung des Lebens der Materie kommt es nicht an, sondern es genügt die Erfahrung, dass wir leben, und die Nichterfahrung von einer lebenden und denkenden nicht körperlichen Substanz in uns, wonach also schon der blosse Denkglaube auf die Denkkraft der Materie schliesst." Denkgewohnheitlich kann der Vf. nicht anders erwarten, als dass der Idealist seine formal abstrakte, anatomisch aber problematische Theorie des Gehirns eine echt materialistische hölzerne nennt, indessen ergiebt Realkritik der Logik, dass alle Begriffform nur die objective Form selber ist, welche das Gehirn nur appercipirt. (S. 176) Der Mensch ist ein Thier, auch die übrigen Thiere haben, der Vollkommenheit ihrer Organisation angemessen, Talente wie der Mensch, insbesondere Selbstbewusstseyn, und als

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nur

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Folge dessen, eigne Bestimmung der Willkühr. Nehmen wir nur den Hund, den Affen, und den Elephanten. Mit Unrecht nennen wir hier Alles Instinkt. Der Geist, abgeleitet von der Idee eines Absoluten, realisirt und personificirt in Gott, ist ein Hirngespinnst aus religiösem Missverständniss, so wie der positive Begriff von jenem absoluten Geiste selbst ein Hirngespinnst ist, wovon die Vernunft Nichts finden und aus blossem Glauben an die faktische Offenbarung gegen alle Erfahrung Nichts annehmen kann. Man kann höchstens finden, dass man einst der Kürze halber, sich des Ausdrucks,, Geist" bediente, um das Unbekannte, nicht Empirische, der Kraft, ihrer Wesenheit nach, .anzudeuten. Immer kommt es daher nur auf den Begriff der,, Kraft" an, und man muss hier bei der Physik bleiben, da wir, als continuelles Stück derselben, selbst Etwas Andres gar nicht kennen. Im Allgemeinen ist nur die Physik Object, heisst es auch richtig,, Weltweisheit", nicht,, überirdische Weisheit", daher Metaphysik ein Unsinn ist. Wie ist Leben möglich? was ist Leben wesentlich? Das erspähen wir nicht, aber dennoch ist es. Es lebt aber auch Alles, Nichts ist todt und isolirt, der Wachsthum der Pflanze, des Steines u. s. w. ist Lebensthätigkeit, wie das Denken, aber ausserhalb des Pantheismus suchen wir hier keinen Geist, sondern nur Lebenskraft, von der Materic unzertrennbar u. s. w."

darum

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Ausserdem finden sich im Buch manche einzelne Excurse, z. B. über Fichte's Meinung, dass die Weiber keinen eigentlichen Geschlechtstrieb haben, nur Liebe, was der Vf. läugnet; über das Ehe- und Elternrecht, wobei die moralische Freiheit, als verschieden von der subjektiv teleologischen Willkühr ein,, Hirngespinnst" genannt wird u. s. w.,'Der Mensch weiss nur, was er erfahren hat; alles Erfahren ist aber nur sinnliche Wahrnehmung, ausser ihr weiss der Mensch nichts; er kann also auch das eigne Denken nur aus sinnlicher Wahrnehmung wissen. Das Denken ist sinnlichen Herganges in der Maschine des Gehirns, und nur sie selbst kann diesen wahrnehmen, da ausser ihr selbst nichts in ihr ist, vielmehr auch nur sie selbst als sinnlich, d. h. hier als körperliche Substanz im Stande ist, das Gleichartige wahrzunehmen (S. 276). Aus dem Mitgetheilten, möge der Leser beurtheilen, ob dies System, welches der Vf.,,unumstösslich hält", Materialismus sey, oder nicht, und ob mit ihm,, eine ganz neue Periode des philosophischen Denkens anhebe, und die Idealphilosophie dem Parnass anheim falle (S. 21)."

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ALLGEMEINE LITERATUR

LITERATUR ZEITUNG

Junius 1840.

Schriften zur Secularfeier

der Erfindung der Buchdruckerkunst.

Erster Artikel.

Platz anzuweisen in dem grossen Haufen, der sich zusammendrängt. Zwar läge es nahe, alles dasjenige,

Die festlichen Tage, welche das vierhundertjährige was sich auf den ersten Blick als Produkt buchhänd

Bestehen der Buchdruckerkunst feiern, stehen bevor; von allen Seiten her drängen sich die Nachrichten von grossartigen Vorbereitungen, welche zur würdigen Begehung des Festes getroffen werden; nicht deutsche Städte allein wollen das Erinnerungsfest an die deutsche Erfindung begehen. Es gilt ja der Königin der Erfindunderen Einfluss auf die Menschheit nicht zu begen, rechnen ist; durch die, wie man in gewissem Sinne behaupten kann, die Menschheit erst mündig geworden ist. Da die christliche Kirche am vier und zwanzigsten Junius den Vorläufer des Lichts, den Johannes, feiert, so musste dieser Tag, hätte ihn auch nicht der Vorgang der Wittenberger Buchdrucker im Jahre 1540 und die Nachfolge zweier Jahrhunderte geweiht, als der passendste Festtag erscheinen. Es müsste aber ein Fest für alle Stände sein und sich nicht beschränken auf die Theilnahme der eigentlichen Kunstgenossen und derer, die die Erzeugnisse jener Kunst verbreiten; es dürfte sich nicht beschränken auf die Gelehrten, denen allerdings erst durch Gutenberg's Erfindung die Werke ausgezeichneter Geister leichter und schneller zugänglich geworden sind; es verlangt auch die Theilnahme der Jugend und überhaupt des ganzen Volks, dem erst durch diese Erfindung insbesondere die heiligen Schriften in die Hand gegeben werden konnten. Von diesem Gedanken ist man auch an vielen Orten bei der Anordnung der Feierlichkeiten ausgegangen; in demselben Sinne hat sich namentlich die Litteratur und litterarische Betriebsamkeit des Gegenstandes bemächtigt, der jetzt viele so lebhaft in Anspruch nimmt. Die Zahl der auf das Fest und auf die Veranlassung desselben sich beziehenden Schriften ist sehr gross, eine Unternehmung überbietet die andere, einer will es dem andern zuvorthun. Daher ist es Pflicht unser A. L.Z. die hieher gehörigen Erscheinungen zu sammeln, zu ordnen und jeder einzelnen ihren

lerischer Industrie, die blos auf den Geldbeutel der Menge speculirt und kein höheres wissenschaftliches Interesse beachtet, auszuscheiden und sich auf die Schriften zu beschränken, welche mit Gründlichkeit und tiefem Ernste Neues zu Tage fördern, die Wissenschaft selbst bereichern und dadurch einen bleibenden Werth erhalten. Diesen gebührt allerdings der erste Platz; aber es würde unbillig seyn, jene grössere Menge ephemerer Produkte unberücksichtigt zu lassen, deren eigenthümliches Verdienst allein darin besteht, dass sie auch in weiteren Kreisen Aufklärung und Belehrung über die Entstehung der Kunst und ihre Fortbildung in dem Laufe von vier Jahrhunderten zu verbreiten beabsichtigen; unbillig, nicht der grossen Aufopferungen und rühmlichen Anstrengungen zu gedenken, mit denen einzelne Schriften und gerade diejenigen, über deren Werth kein Zweifel obwaltet, in glänzender Ausstattung der Kunst zur Ehre gereichen, deren Erfindung dieses Fest gewidmet ist. Viele der hier zu vereinigenden Schriften sind erst angekündigt; ihrer Besprechung sollen die folgenden Artikel gewidmet seyn; so viel aber lässt sich aus dem bereits vorliegenden Material mit Bestimmtheit erkennen, dass eine Vertheilung in drei Klassen zweckmässig seyn wird, von denen die erste die eigentlich wissenschaftlichen Werke umfassen soll, welche der Geschichte der Buchdruckerkunst im Allgemeinen sowohl als der einzelner Länder und Städte gewidmet sind; die zweite die mehr populären Schriften begreift bis zu denen herunter, welche als Volksbücher im eigentlichen Sinne des Wortes sich ankündigen; die dritte Abtheilung endlich auf alles sich bezieht, was zur Verherrlichung der Kunst und des Festes bestimmt ist, wohin die verschiedenen dichterischen Producte,, die Album's, welche von Leipzig, Braunschweig, Weimar, Mainz, Frankfurt und andern Orten her versprochen sind, die illustrirten oder

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Pracht - Ausgaben einzelner Werke und anderes der Art gezogen werden soll.

Es stand zu erwarten, dass der Patriotismus der Gelehrten, welche mit Vorliebe historische oder gar speciell bibliographische Untersuchungen anstellen, sich hauptsächlich den Forschungen über die Geschichte der Typographie einzelner Länder und Städte zuwenden und durch solche monographische Arbeiten das lebendige Interesse, welches sie an dem Feste nehmen, bethätigen würde. Wie bei der dritten Secularfeier im J. 1740 die Oberlausitzische Typographie an Ch. Knauth, die einiger Ober- Sächsischen Städte, z. B. Altenburg, Freiburg, Zwickau und anderer an G. C. Kreysig, die Polens und Litthauens an J. D. Hoffmann, die von Leipzig an J. H. Leich, von Dresden an C. A. Freyberg und Ch. Schöttgen, von Lübeck an J. H. r. Seelen, von Halle an Kirchner, von Torgau an M. H. Reinhard ihre Historiographen gefunden hatte, so werden jetzt Lappenberg für Hamburg, C. L. Grotefend für die Hannoverschen und Braunschweigischen Lande, Reuss für Franken, Hassler für Ulm Alles zusammenstellen, was über den Antheil jener Länder und Städte an der Buchdruckerkunst sich ermitteln lässt und schätzbareBausteine liefern zu dem grossen Werke, an das sich bis jetzt noch Niemand gewagt hat, zu einer vollständigen Geschichte jener Kunst. Erfindungsgeschichten fehlen uns nicht, der Fleiss patriotischer Mainzer hat auf diesem Felde mit fast zu grossem Eifer gearbeitet; Falkenstein's umfassende Jubelschrift, deren Vollendung in diesen Tagen mit Bestimmtheit zu erwarten ist, wird diesem fühlbaren Mangel hoffentlich abhelfen. Folgen wir in der Beurtheilung der bereits erschienenen Schriften chronologischer Ordnung, so ist zu erwähnen:

1) SCHWERIN, in Commiss. der Stiller'schen Hofbuchhandlung: Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg bis zum Jahre 1540 von G. C. F. Lisch, Grossherzoglich-meklenburgischen Archivar etc. Mit einem Anhange über die niederdeutsche Bearbeitung des Reineke Voss. Mit einer Steindrucktafel. VIII u. 281 S. in 8.

Zu einer Bearbeitung der ältern Geschichte der Buchdruckerkunst in Meklenburg war bisher wenig geschehen; nur einige abgerissene Bemerkungen und wenige Büchertitel standen im ,,Etwas von gelehrten Rostockischen Nachrichten" (Jahrg. 1740), andere Notizen sind bei Panzer und sonst zerstreut. Diese Arbeit ist daher als eine ganz neue zu betrachten, für deren Veranlassung dem Vereine für meklenburgische

Geschichte und Alterthumskunde, aus dessen Jahrbüchern sie besonders abgedruckt ist, für deren Vollendung dem durch andere Arbeiten rühmlichst bekannten Verfasser unser Dank und allgemeine Anerkennung gebührt. Die sorgfältigen Nachforschungen in den Archiven zu Schwerin und Rostock und in verschiedenen norddeutschen Bibliotheken sind mit dem glücklichsten Erfolge gekrönt worden und eine grosse Menge neuer Data und überraschender Resultate hat sich ergeben, welche der Vf. in vier grössern Abschnitten übersichtlich geordnet und in einfacher schmuckloser Darstellung, wie es der Gegenstand erfordert, vorgelegt hat. Die Ausübung der Buchdruckerkunst in Meklenburg bis zu dem auf dem Titel angegebenen Jahre 1540 beschränkt sich auf die Stadt Rostock, die fast alle typographischen Bedürfnisse jenes Landes allein befriedigt hat. Der erste Abschnitt (S. 1-62) behandelt die Buchdruckerei der Brüder vom gemeinsamen Leben zu St. Michael in Rostock. Nachdem Einiges im Allgemeinen über die Brüderschaft vom gemeinsamen Leben (fratres communis vitae) mit Benutzung von Ullmanns gründlicher Darstellung im Johann Wessel darausgeschickt ist (andere Nachweisungen über dieselben und ihr segensreiches Wirken liefert Niemeyer's Pädagogik Bd. III. S.333 und besonders die unter Nr. 4 von uns angezeigte Schrift), geht der Vf. auf das Fraterhaus zu St. Michael in Rostock (S. 7-34) über, dessen Geschichte zu schreiben erst durch die Benutzung, von etwa 60 im städtischen Archiv zu Rostock aufbewahrten und von Lisch aufgefundenen Urkunden möglich geworden ist, daher auch dieselben als die untrüglichsten Zeugnisse theils wörtlich mitgetheilt, theils in die Erzählung auszugsweise verflochten sind. Die Gründung jenes Fraterhauses hängt mit der Stiftung der Universität Rostock (1419) zusammen, die als eine niederdeutsche viele Niederländer an sich zog; es wurde gestiftet von dem Fraterhause zum Springborn in Münster. Um 1462 waren die Brüder nach Rostock gekommen und hatten ihrer Stiftung den Namen des grünen Gartens oder des grünen Hofes beigelegt. Sixtus IV. verlieh ihnen päpstliche Anerkennung in einer Bulle vom 25. August 1471, der Bischof Werner von Schwerin ertheilte die Confirmation am 3. August 1472. In der blühendsten Zeit lebten 17 Mitglieder im Hause, das später (1559) mit allen übrigen Besitzungen dem Rathe übergeben wurde. Jetzt ist Kloster und Kirche zu einem Wollmagazin eingerichtet. Der thätige Rector Nicolaus von Deer, der allseitig die Brüderschaft zu fördern bemüht war, legte 1475 die Druckerei an, deren erster Druck ins Jahr 1476, der letzte

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bekannte ins Jahr 1531 fällt, so dass die nachweisliche typographische Thätigkeit der Brüderschaft einen Zeitraum von beinahe sechzig Jahren umfasst. Zwanzig verschiedene Werke sind aus dieser Officin hervorgegangen, die nächst Merseburg (wovon bei Nr. 2.) und Lübeck, wo 1475 das Rudimentum novitiorum in der Officin des Lucas Brandis de Schass gedruckt wurde, die älteste in Norddeutschland ist. Die Wirksamkeit derselben war eine rein kirchliche, ihr Druck einfach und ohne Schmuck; das älteste Druckerzeichen eine Weltkugel mit einem auf derselben errichteten Kreuze, das jüngere St. Michael auf einer Weltkugel, wie er mit Kreuzstab und Schwert den Drachen überwindet. Wenn Ebert meinte, diese Druckerei stamme aus Brüssel oder wenigstens mit der Brüsseler aus derselben niederländischen Quelle, wenn ernamentlich die Typen entschieden für brüsselisch erklärte, so hat dagegen, was an und für sich schon wahrscheinlicher ist, Lisch die Uebereinstimmung der kleinen gothischen Lettern des Lactantius von 1476 mit den Lübecker Drucken nachgewiesen. Eine Berichtigung und Vervollständigung der Angaben auf S. 61 giebt Mohnike in der unter Nr. 4 angezeigten Schrift. Der zweite Abschnitt (S. 63—91) handelt von der Buchdruckerei des rostocker Stadt - Secretärs Hermann Barckhusen, über dessen Leben bisher nur wenige und noch dazu falsche Nachrichten verbreitet waren. Archivalische Forschungen haben gezeigt, dass er von 1503-1526 das Amt eines Stadtsecretairs bekleidet hat; er hatte eine Privatdruckerei angelegt und die selbe fast nur zu seinen wissenschaftlichen Zwecken benutzt, ja die Werke auch grösstentheils selbst bearbeitet. Acht seiner Drucke sind sicher nachzuweisen; 1505 der Commentarius in Donatum per Bartholdum Moller, 1506 das Spirantissimum opusculum in officio misse von Albert Crantz, 1509 ein Fraternitätsbrief des St. Claren-Ordens und vielleicht liber missalis secundum ritum ecclesiae Hamburgensis (obgleich hier der Verfasser zu schnell die Identität des Hermannus de Emden und Hermann Barckhusen angenommen zu haben scheint), 1510 die Bambergische Halsgerichtsordnung, das Lübische Recht und einiges andere. 1515 trat er seine Buchdruckerei an L. Diez ab. Der dritte Abschnitt (S. 92–133) handelt von Dr. Nicolaus Marschalk. Dieser merkwürdige Mann, der, einer der ersten, das Studium der griechischen Sprache nach dem Norden Deutschlands verpflanzte und es durch Lehre und Druckschriften zu verbreiten suchte, hat seinen litterarhistorischen Verdiensten nach einen Lebensbeschreiber an Schöttgen gefunden, zu dessen

vita Nicolai Marschalci Thurii (Rostock 1752) einzelne Nachträge und Berichtigungen von Krey und andern bereits gegeben waren, daher Hr. L. sich begnügt, nur eine kritisch geordnete Uebersicht seiner Lebensumstände mitzutheilen. Er war um 1470 zu Rossla in Thüringen geboren, bezog die Universität Erfurt, wo er zuerst den academischen Lehrstuhl betrat, und ging dann nach Wittenberg hinüber, um die neue Universität (1502) begründen zu helfen. 1505 wandte er sich nach Alt-Brandenburg, um allein den Studien zu leben; von dort wollte ihn Churfürst Joachim nach Frankfurt, Herzog Heinrich von Meklenburg in seine Dienste ziehen. Dies letztere schien ihm vorzuziehen. Er erhielt den Titel eines Raths und übernahm seit dem Herbste 1505 mehrere Gesandtschaften. 1510 erscheint er bei der Universität zu Rostock, wo er juristische und historische Collegia las, auch das neue Testament erklärte, bis er am 12. Juli 1525 starb und ihm in der Kirche zu Doberan ein ehrenvolles Denkmal gesetzt wurde. Schon zu Erfurt hatte dieser gelehrte Mann eine Druckerei besessen; auch in Rostock richtete er mit Hülfe eines erfurter Druckers, Günther Winter, eine Druckerei in seinem Hause ein, welche ungefähr zehn Jahre (von 1514-1522) bestand. Seine lateinischen Lettern sind sehr schön; grosses Verdienst aber erwarb er sich durch Anschaffung griechischer Typen und selbst einen Holzschneider hatte er in seinen Diensten. 25 Drucke von ihm sind bekannt, unter denen der letzte, ein deutscher Auszug der Meklenburgischen Chronik, ziemlich eckige und stumpfe Lettern zeigt. Der vierte Abschnitt (S. 134-185) bespricht den ersten öffentlichen Buchdrucker in Meklenburg, der die Buchdruckerei als ein künstlerisches Gewerbe trieb, Ludwig Dietz, aus Speier gebürtig, welcher zuerst in Barckhusens Druckerei beschäftigt war und an den litterarischen Arbeiten seines Herrn so viel Antheil nahm, dass ihn dieser als Verfasser wichtiger juristischer Werke vorschieben konnte. 1515 trat er selbstständig auf; da aber die Zeitverhältnisse der Kunst nicht günstig waren, so suchte er bei dem Rathe zu Lübeck um das Bürgerrecht nach und errichtete in jener Stadt so wie für kurze Zeit auch in Kopenhagen Filialanstalten, namentlich zur Vollendung und besseren Verbreitung einiger grösseren Werke. Am 25. April 1558 ward er zum ersten UniversitätsBuchdrucker bestellt, starb aber bereits am 1. Sept. 1559 nach einer mehr als funfzigjährigen Wirksamkeit. Seine Lettern sind geschmackvoll, der Satz rein und correct, treffliche Holzschnitte sind den Werken beigefügt. 61 seiner Drucke werden aufgeführt, unter de

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