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ALLGEMEINE LITERATURZEITUNG

Junius 1840.

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PHILOSOPHIE.

BRESLAU, b. Aderholz: Die objective Erkenntniss der Offenbarung Gottes im erscheinenden Weltsysteme nach ihren Grundzügen und als Beitrag zur Vollendung des Werks der Idee dargeboten von L. G. Fr. von Stechow. 1838. XXXII u. 668 S. 8. (2 Rthlr. 8 gGr.)

Die an Philosophie steht in der gegenwärtigen Zeit

an einem der grössten und bedeutendsten Wendepunkte, die sie je erlebt hat. So gross auch in den letzten sechszig Jahren die Bewegung des philosophischen Geistes war, so dass sich System an System drängte, so war dieses doch erst die Vorbereitung zu dem, was da kommen soll. Was Leibnitz von der Philosophie des Cartesius sagt, sie sey die Vorhalle in das Heiligthum, man müsse nothwendig durch jene hindurchgehen, um in dieses zu gelangen, das gilt von der ganzen neueren Philosophie, von Cartesius bis auf unsere Zeit. Sie kann nach dem geistreichen Ausdruck eines Franzosen die grosse Vorrede genannt werden, ohne dass es bis jetzt zum Werke selbst gekommen wäre. Ihr Charakter ist, wie man es in der gegenwärtigen Zeit ausdrückt, negativ, und eine positive Philosophie nur einzuleiten oder zu begründen bestimmt. Man hat dieses auf eine übelwollende Weise so ausgelegt, als wolle sich die PhiHosophie, nachdem sie nach allen möglichen Versuchen, die Wahrheit zu erkennen, von ihren Unvermögen hiezu endlich überzeugt sey, in die Arme der positiven Religion werfen und nur die Magd derselben seyn. Eine solche Verzweiflung an sich selbst und ein solches Aufgeben ihrer Selbständigkeit würde nicht etwa den Frieden des Kirchhofs, den allerdings viele wünschen mögen, sondern die Skepsis nur um so stärker und mächtiger herbeiführen. Mögen auch die einzelnen Geister den Geist aufgeben, dieser bleibt ewig jung, frisch und in unaufhörlicher Werdelust. Wer diese Wahrheit nicht positiv anerkennt, muss sie negativ erfahren. Der Sinn der negativen und positiven Philosophie ist vielmehr der, dass sich jene zur Wirklichkeit ausschliessend, diese aber cin

schliessend verhält.

Die Aufgabe der Philosophie kann keine andere seyn, als die Wirklichkeit zu erklären. Aber sie würde zur blossen Empirie herabsinken, wenn sie sich nicht zur Erklärung der Wirklichkeit der Principien und Methode durch kritische Erforschung des menschlichen Geistes versichert hätte. Dieses ist der analytische oder regressive Theil der Philosophie, welcher den synthetischen oder progres

siven, die Wirklichkeit erklärenden erst möglich

macht. Schon Kant hat der Philosophie diese doppelte Aufgabe gestellt; nach ihm gibt es blos Kritik und Metaphysık; die erste oder Kritik des menschlichen Erkenntnissvermögens ist ihm die Propädeutik für die Metaphysik. Er hat mit bewunderungswürdigem Tiefsinne und grosser Bestimmtheit diese beiden Wissenschaften entworfen und zum Theil auch ausgeführt.

Es ist aber gerade durch die neuesten philosophischen Systeme an den Tag gekommen, dass nicht bloss Kant, sondern die ganze neuere Philosophie nicht über den ersten Theil der Philosophie zum zweiten gekommen, sondern in der Vorhalle stehen geblieben ist. Die grosse Aufgabe hiebei war, sich nach allen Richtungen vollständig durch die Kritik des Selbstbewusstseyns zu orientiren, alle möglichen Erkenntnissstandpunkte hervortreten und ihre Kritik an sich selbst ausüben zu lassen. Es ist eine denkwürdige Erscheinung, dass seit Kant selbst der Name Metaphysik aus den Systemen der Philosophie fast ganz verschwunden ist, und die, welche noch daran festhielten, zeigen durch den ganzen Charakter derselben im Einzelnen und Ganzen, dass sie nur bis dahin kommen, wo die Metaphysik erst ihren Anfang nehmen kann. Es zeigt sich hier offenbar, dass die Metaphysik nur noch regressive, zum letzten Grund aller Wesen erst aufsteigende Wissenschaft ist. Denn das Ende ist die speculative oder sogenannte natürliche Theologie. Dieses ist auch auf gleiche Weise mit jenen Systemen der Philosophie der Fall, die sich auf den Spinozismus gründen und den Realismus desselben in einen Idealismus umgebildet haben, also mit allen jenen Systemen des Pantheismus der neuesten Zeit. Hier wird erst durch

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Eben

nach allen Seiten und Richtungen ausgeführt und zum Abschlusse gebracht. Hierauf steht die Zukunft und die sogenannte positive Philosophie. Ohne jene kritische Selbstverständigung des Geistes in der bisherigen Philosophie hätte sie gar keinen Sinn, und noch weniger könnte sie auf Erfolg rechnen. weil die bisherige Philosophie noch das Alles erklärende Princip der Wirklichkeit gesucht und ihr absolutes Wesen noch nicht seinem Begriff entsprochen hat, und sie daher auch nicht die Wirklichkeit objectiv erklären konnte, ist sie blosse negative oder subjective Philosophie. Da es aber in ihrem Wesen liegt, nicht eher zu ruhen, bis sie zu jenem Princip gelangt ist und daher die objective oder positive Philosophie nothwendig hervorbringt; so ist mit der Vollendung ihres regressiven, zum absoluten Grund der Wirklichkeit aufsteigenden Weges auch zugleich der Uebergang in die durch sie begründete Metaphysik gemacht. In diesem Uebergang ist nun eben unsere Zeit begriffen. Aus diesem Charakter erklären sich ihre Mängel und Tugenden, ihre Schwäche und Stärke. Das Neue ist geboren, kann aber nicht leben, das Alte ist tod, kann aber nicht sterben. Diesen Kampf um Leben und Tod hat eine jede Uebergangszeit zu bestehen. Das Alte hat hier ebenso gut ein Recht und eine Berechtigung zu seyn und zu herrschen, als das Neue.

den ganzen Weltprocess jenes Realprincip der Wirklichkeit erreicht, von dem man ausgehen muss, um die Welt in ihrem Entstehen, Bestchen und ihrer Entwicklung erst zu begreifen, welches mithin das absolute Prius der bedingten Wirklichkeit ist. Dem Absoluten, welches diese Systeme im Munde führen, fehlte weiter nichts, als gerade die Absolutheit. waren in ihrem Gottes- und Weltbegriff ganz abstracten Begriffen verfallen und es ist nicht schwer zu zeigen, dass jenes System, welches überall von abstracten Begriffen bei Andern redet, denselben in seinen Grundlehren von Gott, der Natur und dem geschaffenen Geiste verfallen ist. Wenn von dem abstracten Theismus gesagt werden muss, dass seine Grundbegriffe viel zu abstract seyen, um das Wesen Gottes und der Welt zu begreifen, so muss dieses von seinem Gegensatze, dem Pantheismus auf gleiche Weise gesagt werden.,,Ich will nicht das blosse Seyende, ich will das Seyende, das Ist oder existirt." Und hier muss nun mit aller Bestimmtheit und Entschiedenheit hinzugesetzt werden, ich will nicht blos das Seyende, das Ist und existirt, sondern absolut aus und durch sich selbst dem Inhalt und der Form nach existirt, dessen Vermittlung der Existenz seine eigne Natur ist, durch welche erst die Möglichkeit anderer Existenzen ausser ihm, nämlich der Welt gegeben ist. In diesem Sinne steht allerdings der Philosophie noch eine grosse Umänderung bevor, Soll diese aber nicht selbst wieder eine nur einseitige Reaction, sondern soll ihr eine entscheidende Zukunft gesichert seyn, so muss sie ihre Vergangenheit, aus der sie entstanden ist, nicht nur wahrhaft begreifen, sondern die Forderung derselben in Bezug auf Princip und Methode, die diese bewusst oder unbewusst angestrebt hat, wirklich erfüllen. So wird sie nicht in den Hafen der Sicherheit eingelaufen zu seyn meinen, und sich in falschem und eitlem Selbstvertrauen Glück wünschen wegen des erreichten Zieles, sondern sich blos am Anfange des Endes sehen, und nur in der Grösse und Erweiterung der Aufgabe ihren Vorzug setzen. In einen Dogmatismus, von welcher Art er auch seyn mag, zu verfallen wird ihr unmöglich seyn, es müsste denn ihre ganze vorausgegangene philosophische Bildung von Jahrhunderten völlig aus der Welt verschwinden. Der Grundcharakter der ganzen neuern Zeit in seiner bisherigen Entwicklung ist kritisch und in Bezug auf die Philosophie hat die ganze Geschichte der neuern Philosophie jene von Kant so bestimmt bezeichnete Kritik des Selbstbewusstseyns, also den ersten, regressiven Theil der Philosophie

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Die Versuche, welche in unserer Zeit in der Philosophie hervorgetreten sind, tragen meistens diesen Charakter ihrer Zeit an sich; und es liegt ganz in der Natur der Sache, dass ihnen das Recht und die Berechtigung von den ihnen vorausgegangenen Systemen streitig gemacht wird, auch da wo sie solche wirklich haben. Vielen kommt freilich gar keine solche Berechtigung Diese werden denn auch gar keinen Einfluss auf die Zeit gewmnen können. So sind nach Hegel Viele, wirklich kindische Versuche in die Welt getreten und es scheint unserer Zeit vorbehalten gewesen zu seyn, sich in der Excentricität dieser Art zu erschöpfen. Dass von diesen Erscheinungen gar keine Rede seyn kann versteht sich von selbst. Man kann ihnen die Freude an sich selbst wohl gönnen.

zu.

Durch das Bisherige ist nun auch im Allgemeinen der Maassstab zur Beurtheilung der vorliegenden Schrift gegeben. Sie zerfällt in zwei Abtheilungen. Die erste ist geschichtliche Grundlegung (S. 1-181). Die zweite enthält den Grundriss der absoluten Wissenschaft. Die erste Sphäre ist nach der ideellen

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Seite die Logik, nach der reellen die Metaphysik. Die erste hat vier Entwicklungsstufen. Die Formen der ersten sind 1) die siunliche Anschauung, 2) die Vorstellung, 3) Gedächtniss, 4) Einbildungskraft (S. 214 bis 218); die zweite Bildungsstufe enthält die Kategorien der Identität und Differenz, des Positiven und Negativen, Innern und Aeussern, des Inhalts und der Form (S. 218-223). Die dritte Entwicklungsstufe: die Wahrnehmung, Begriff, Urtheil und Schluss (S. 223-233). Die vierte: Meinung, Glaube, Erfahrung, absolutes Wissen (S. 233-242). Die Metaphysik hat ebenfalls vier Entwicklungsstufen 1) Seyn, Raum, Zeit, Daseyn, 2) Kraft und Aeusserung, Beharren und Wechsel, Ursache und Wirkung, Wechselwirkung; 3) Trieb, Gefühl, Wille, praktische Vernunft; 4) Sprache (S. 242-290).

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In der ersten Abtheilung beurtheilt der Vf. mehrere der neuern Systeme der Philosophie, am ausführlichsten aber die Hegel'sche Philosophie. Die Kritik enthält viele gegründete und treffende Einwendungen gegen dieses System, wiewohl sie nicht so entscheidend und schlagend genannt werden können, wie sie sonst innerhalb und ausserhalb dieser Schule gegeben sind. Der Vf. spricht sich öfter mit aller Energie gegen den logischen Idealismus aus und behauptet eine ihm entgegengesetzte Weltansicht. Es ist nun aber die Frage, wie sich diese gegen jenen Idealismus durchführt. Vor allem wird nun in dem Systeme des Vfs. jene früher besprochene Propädeutik zu dem Systeme der Philosophie vermisst. Eine, wenn auch noch so weitläufige kritische Einleitung, wie sie hier gegeben ist, kann unmöglich genügen. Nur durch eine vollständige Dialektik des zu seinem Grunde aufsteigenden menschlichen Selbstbewusstseyns kann gezeigt werden, ob man wirklich alle einseitigen Er kenntnissstandpunkte überwunden und zu Momenten eines höhern, absoluten Erkenntuissprincips gemacht hat. Diese Dialektik hat nicht nur die Berechtigung

eines objectiven, metaphysischen Fortgangs im Allgemeinen, sondern auch im Besondern durch die Nachweisung, wie in dem gefundenen absoluten Grunde die Principien und die Methode zur Erklärung der Wirklichkeit gegeben sind, zu begründen. So ist diese Propädeutik für ein System der Philosophie entscheidend. Wenn die Systeme Kant's, Fichte's und Jacobi's einen blos subjectiven Erkenntnissstandpunkt genommen haben, von dem aus sie nicht zur Erklärung der Wirklichkeit kommen konnten, weil ihnen das Princip derselben jenseits blieb, so war dieses nur die Folge einer Voraussetzung, die sich durch ihre Nachfolger als falsch erwies. Diese haben nun einen objectiven Erkenntnissstandpunkt eingenommen, aber obschon sie von Gott ausgingen, um die Welt zu erklären, so zeigte es sich doch bald, dass dieses ihnen unmöglich war, so dass man sagen kann, wenn jene subjectiven Systeme nicht zu Gott gelangen, so kommen diese objectiven nicht von Gott zur Welt. Ilegel hat daher die Philosophie Spinoza's Akosmismus genannt. Spinoza ist die Basis aller jenen objectiven Systeme, welche nur den Realismus Spinoza's in einen Idealismus umgebildet haben. Hier kommt der Fall vor, dass einerseits eine Wirklichkeit erkannt wird, die nicht aus der Möglichkeit begriffen wird, andererseits die reine, abstracte Möglichkeit begriffen wird, aus der man nicht zur Wirklichkeit herauskommen kann, und dieses nennt Lessing den breiten Graben, vor dem der grosse Haufen der Philosophen von jeher stehen geblieben sey. (Vgl. Schelling's acad. Stud. S. 86.). Ueber diesen Graben ist die Geschichte der ganzen neuern Philosophie deswegen nicht gekommen, weil sie nicht zu dem absoluten Princip gelangt ist, aus welchem die Möglichkeit und Wirklichkeit wahrhaft begriffen wird. Wenn bei Spinoza die Frage über den Ursprung der Welt gar keinen Sinn hat und sie daher auch bei ihm gar nicht vorkommt, so zeigt dieses eben die Schwäche, nicht die Stärke, (wie man gemeint hat) des Systemes. Hegel selbst kann nicht umhin, dieses System, welches er Akosmismus nennt, Pantheismus zu nennen. Dem All fehlte eben der Eine über dem All; die Substanz ist Weltsubstanz. Die subjectiven Systeme der neuern Philosophic hatten eine abstracte Einheit ausser dem All, und die objectiven dieselbe im All. Und so hatte weder der Theismus, noch Pantheismus einen wahren Gott und beide blieben daher vor dem breiten Graben stehen.

(Die Fortsetzung folgt.)

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MEDICIN.

Brunnen- und Badeschriften.

44) WIESBADEN, in d. Ilassloch. Buchh.: Dr. A. 11: Peez, über den Werth Wiesbadens und ciniger anderer Curorte Deutschlands in Bezug auf Wintercuren und als Winteraufenthalt für Kranke und Schwächliche u. s. w.

(Beschluss von Nr. 107.)

In Beziehung auf das Klima Italiens und des sudlichen Frankreichs spricht sich der Vf. mit Foderé, Clark, Sinclair u. A. dahin aus, dass das Klima aller Küsten des Mittelmeers für Schwindsüchtige sehr gefährlich ist, dagegen schwächlichen, nervenkranKen Personen, Hypochondristen u. s. f. empfohlen zu werden verdient. Zu beachten aber ist dagegen, dass die weite Reise oft sehr erschöpft, dass die dortigen Wohnungen so übel eingerichtet sind, dass die Kranken häufig mehr an Kälte und Zugluft leiden, als in ihrer nördlich gelegenen Heimath; dass die Temperatur oft von 14° Wärme gegen Abend bis zum Ge1rierpunkt sinkt; dass durch den Mistral, einen kalten Nordwest- Wind, oft plötzlich grosse Kälte erzeugt wird und dass die bessern Wohnungen enorm theuer, ja gewöhnlich gar nicht zu haben sind. grosser Feind, welcher den in Italien weilenden Kranken, dessen Zustand erheiternde Beschäftigung des Geistes und Gemüths erfordert, droht, ist die LanDer gesellige Umgang geweile und das Heimweh. fehlt oder ist ungenügend und von allen Seiten drängt sich das Gefühl seiner isolirten Lage ins Bewusstseyn des Kranken. Dazu heftet sich an die Fersen dieser Reisenden die Gefahr an den z. B. in Rom vom Julius- October durch die malaria, aria cattiva erzeugten Endemien, an andern Orten an den durch die schnell umspringenden Temperatur - Verhältnisse entstehenden, oft sehr bösartigen Wechselfiebern, Ruhren und Entzündungen oder an dem nie ganz erlöschenden Nervenfieber zu erkranken.

Ein

Selten wird eine Stadt neben den unschätzbaren Heilquellen, die sie besitzt, alle oben erwähnten Anforderungen an das Klima so in sich vercinen, als Wiesbaden. Schön und regelmässig gebaut liegt es am Fusse des südlichen Abhangs des Taunus, gesichert vor kalten Winden aus Norden durch wallartige, freundliche Anhöhen namentlich in der Quellengegend. Gegen Mittag wird das Thal geräumiger, die Macht der Stürme aus dieser Himmelsgegend wird durch sanfte Anhöhen gemässigt, die Luftströmung jedoch nicht so unterbrochen, dass der atmosphärische atmosphärische Stoffwechsel dadurch verhindert würde. Der Winter in Wiesbaden ist viel milder und kürzer, als selbst in viel südlicher gelegenen Gegenden. In der Umgebung der Quellen fällt höchst selten Schnee und nic bleibt er länger als einige Stunden liegen. Die baro

metrischen und hygrometrischen Messungen entspre chen den oben gemachten Forderungen, Nebel sind sehr selten, die Zahl der Regentage beträgt 96-98, die Menge des Meteor wassers 18-19%. Wiesbaden besitzt eine höchst milde, etwas feuchte Atmosphäre, doch ist die Feuchtigkeit nicht das Product des gäl renden, feuchten Humus, sondern eine Imprägnation der ursprünglich reinen und milden Luft mit den feuchten, wohlthuenden Mineralwasser - Dämpfen. Sehr zu beachten ist die nicht unbedeutende Temperatur Verschiedenheit zwischen dem vordern und hintern Stadttheile Wiesbadens; der hintere Theil der Stadt legt sich nämlich dicht an das Gebirge an, wodurch sich die Sonnenstrahlen concentriren, die kalten Winde aber abgehalten werden; der Boden ist in diesem Stadttheile überall durch heisse Quellen crwärmt und die Atmosphäre mit Mineralwasserdampfen geschwängert, während der vordere Theil der Stadt viel offener liegt und nicht ganz vor Nordostwinden geschützt ist. Daher kommt es, dass in der Quellengegend das Thermometer gewöhnlich um einige Grad höher steht. Die Wahl des Logis ist deshalb zu beachten; während Brustkranken die Quellengegend als Aufenthalt empfohlen zu werden verdient, werden Kranke, die an Dyspepsie, Hypochondrie, allgemeiner Nervenverstimmung, Skrophelni u. s. w. leiden, in den neuen peripherischen Stadttheilen für ihr Siechthum passende Wohnungen finden.

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Was die Salubrität Wiesbadens betrifft, so sah der Vf. in seiner 28jährigen Praxis daselbst im Jahre st 1813 den typhus bellicus, später aber nur einzelne Fälle von Nervenfieber; im Jahre 1818 zeigte sich eine Ruhrepidemie mit entzündlichem Charakter, 1819 und 1826 eine sehr gutartige Masern und Scharlach-Epidemie. Die Influenza zeigte sich dreimal in gutartig-epidemischer Form. Wechselfieber kommen höchst selten und nur in den niedern Classen bei ungünstigen Verhältnissen vor, ja daran Leidende genesen gewöhnlich bald nach ihrer Ankunft in Wiesbaden ohne Arzneicn. Auf 100 Verstorbene kommen etwa fünf, die der Lungensucht erliegen.

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Dass Wiesbaden als nicht unbedeutende Stadt, besuchter Curort und Residenz allen Anforderungen 1 genügt, die in Bezug auf Badeanstalten, Wohnungen, Speisen und Getränke, Spaziergänge, Vergnügungen und Geselligkeits-Verhältnisse u. s. w. gemacht werden können, ist bekannt.

Wir schliessen unsere Anzeige mit Dank gegen den verehrten Vf., der durch diese Schrift sich um Aerzte und Kranke ein neues, grosses Verdienst erworben hat und wünschen, dass seine wohlgemeinteu Rathschläge volle Berücksichtigung finden mögen.

Die äussere Ausstattung des Buchs ist lobenswerth.

Dr. Carl Schwabe.

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kann. Wer will z. B. das kategorische, hypothetische und disjunctive Urtheil ohne die Kategorien der Substanz, der Ursache, Wirkung und Wechselwirkung verstehen? Gerade in dem Verhältniss, welches Hegel zwischen der Ontologie und subjectiven Logik feststellt, und durchführt, muss sein genialer Tief

sinn bewundert werden. Der Vf. scheint nun ein besonderes Gewicht darauf zu legen, dass er die Ontologie und subjective Logik trennt. Seine Logik ist

Die Alles entscheidende Frage der gegenwärtigen ganz willkürlich vermischt mit Formen der Psycho

Zeit ist nun die, wie kommt man durch die Dialektik des menschlichen Erkenntnissvermögens zu jenem absoluten Erkenntnissprincip, welches über diesen breiten Graben wirklich führt? Diese Frage wird gegenwärtig in einem Sinne aufgeworfen, in welchem die früheren Systeme dieselbe nicht thun konnten. Es mussten erst alle einseitige Erkenntnissstandpunkte wirklich hervortreten und ihren Charakter zur Offenbarung bringen. Die bisherige Philosophie erschöpfte alle Formen des subjectiven und objectiven Erkenntnissstandpunktes und kam so erst zu dem Absoluten. Gerade der Begriff des Absoluten, welchen sie sich vindicirten, hat ihnen zum Gericht gedient. Man hat sie nur beim Worte genommen und sie nach ihrem eignen Maassstabe geprüft.

Von welchem Einfluss nun der Mangel der erkenntnisstheoretischer Orientirung des Vfs. auf seinen ganzen Standpunkt gewesen ist, liegt am Tage. Man darf nur die gegebene Uebersicht seines Systems ansehen, um sich zu überzeugen, dass er die Forderung der gegenwärtigen Zeit keineswegs erfüllt hat, ja noch mehr, dass sie in ihm zu gar keinem bestimmten Bewusstseyn gekommen ist. Er tadelt zwar mit Recht, dass Hegel die Metaphysik in der Logik aufgehen lasse. Aber welchen Begriff von der Metaphysik stellt er selbst überhaupt auf? Gewiss den dürftigsten, den man aufstellen kann. Hegel vercinigt die Ontologie der frühern Metaphysik mit der subjectiven Logik: und hierin hat er vollkommen Recht, und das Verdienst, das er sich erworben hat, muss sehr hoch angeschlagen werden. Es ist kein Zweifel, dass die subjektive Logik durch die Ontologie vermittelt ist, und gar nicht ohne sie verstanden werden

logie, mit denen er unbegreiflicher Weise beginnt und gegen alle Methode zu ontologischen Formen übergeht und dann erst auf die Formen der subjectiven Logik kömmt. Er hat also in seiner Logik ontologische, psychologische und subjectiv - logische Formen willkürlich durcheinander geworfen ohne ein Princip der Methode zu befolgen. Steht es unzweifelhaft fest, dass das Princip der Methode fodert, dasjenige, durch welches das andere vermittelt ist, ohne welches dasselbe gar nicht gedacht werden kann, vorausgehen zu lassen; so kann doch unmöglich die Darstellung des Vf's. auf Methode Anspruch machen. Es soll nicht getadelt werden, dass in der speculativen Logik auch psychologische Formen vorkommen, sondern nur in welchem Zusammenhange sie vorkommen.

Es ist nach dem Inhalte, welchen der Vf. in die Metaphysik und Logik bringt, nur gar nicht einzusehen, weshalb er beide trennt, und am wenigsten, wie er damit einen Fortschritt über Hegel begründet zu haben glauben kann. In der Logik kommen, wie bemerkt, ontologische, subjectiv-logische und psychologische Kategorien vor; in der Metaphysik ontologische und psychologische, nur mit dem Unterschiede, dass die Formen der Logik mehr theoretischer, die der Metaphysik mehr practischer Natur sind. Nur dass auch hier keine strenge Sonderung zu suchen ist; denn es kommt in der Logik auch der Glaube vor; und es werden in der Metaphysik die Kategorien Seyn, Daseyn u. s. w. abgehandelt. Kurz nach der Ansicht des Verfs. ist die Metaphysik nichts weiter als speculative Logik. Diese hat Hegel auf eine grossartige, geniale Weise durchgeführt und sie zur Metaphysik gemacht. Daher ist sein System logischer Idealis

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