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scheint vielmehr ein ganz verschiedener Aristoteles angenommen werden müssen, vielleicht derselbe don Macrobius Saturn. I. 18 anführt: „Nam Aristoteles, qui Theologumena scripsit, Apollinem et Liberum patrem unum eundemque deum esse, cum multis argumentis asserat, etiam apud Ligyreos ait in Thracia esse adytum Libero consecratum, ex quo redduntur oracula," wo nicht blos die Art und Weise der Anführung, Arist. qui Th. scripsit, nicht Aristoteles in Theologumenis, sondern noch weit mehr dies Angeführte selbst hinlänglich zeigt, dass nicht der bekannte Philosoph, sondern ein späterer Mytholog gemeint sey, und es dürfte vielleicht auch bei den Scholiasten 'Αρ. ἐν πρώτῳ τῆς Θεολογίας herzustellen seyn. Oder vielleicht ist der Name des Aristoteles verdorben und zu schreiben Αντιφάνης ἐν τῷ ὁ τῆς Otoyovías. Antiphanes, wegen seiner lügnerischen Erzählungen eben so übel im Alterthume berüchtigt, als Eumenes, Pytheas u. a., schrieb ein Werk unter dem Titel Oroyovía, siehe Irenaeus adv. Haeres. II. 19, nur dass er dort mit dem Comiker Antiphanes irriger Weise für identisch gehalten wird: „Multo verisimilius et gratius de universorum genesi dixit unus de veteribus comicis Antiphanes in Theogonia etc." vergleiche Strabo II. p. 102. Polybius XXXIII. 12. Die letzten Worte des Scholiasten sind wohl so zu verbesser: ἑτέρον δὲ Φοίνισσαν ἐξ ̓Αγήνορος, ὡς καὶ Εὐριπίδης καὶ ἄλλοι ἱστοροῦσιν, καὶ Τηλεφάνης περὶ τὸν Μίνω γεvéodau quoív, denn in dem ganz unverständlichen Artikel του muss der Name der Mutter enthalten seyn, die auch weiter unten erwähnt wird vom Hegesippus in seiner Geschichte von Pallene: Kádμos oùv tỷ unΚάδμος τρὶ τῆς Εὐρώπης Τηλεφάνη ἐπῄει προς Αθήνας και ἐπυνθάνετο Εὐρώπην έχεσθαι ἐν Θράκῃ. Moschus nennt sie mit geringer Veränderung Telephaessa II. ν. 41: ἀνύμφῳ δ' Ευρωπείη Μήτηρ Τηλεφάεσσα περικλυτὸν ώπασε δώρον. — V. 36 wird unter andern Sagen über die Abkunft des Pan auch eine von einem arcadischen Schriftsteller Arethos angeführt: 407,90s δὲ ὁ Τεγεάτης αἰθέρος αὐτὸν καὶ νύμφης Οινόης γενεαλογεῖ. Allein der Name 'Αρηθος ist wohl unbedenklich als ungriechisch zu verwerfen und 'Aglaos zu schreiben, wie denn dieser Name auch sonst häufig verderbt erscheint, z. B. beim Scholiasten des Apollon. Rh. II. 498: Degexúdns dé qnoi xai Agados (1. Apiados, eine Hdschr. hat sogar Aqatos) ini κύκνων αὐτὴν (Κυρήνην) ὀχηθεῖσαν κατὰ Ἀπόλλωνος προαίρεσιν εἰς τὴν Κυρήνην ἀφικέσθαι. Richtiger bei Hyginus P. A. II. 1: „Ariethus autem Tegeates historiarum scriptor non Callisto, sed Megisto dicit appel

latam," wo die Hdschr. zwischen Arietus und Aratus schwanken, vgl. ebends. c. 6: „Ariethus autem, ut ante diximus, hunc Cetea Lycaonis filium, Megistus patrem dicit." Alles offenbar aus den Arkadischen Geschichten des Ariaethus entlehnt, die Dionysius Antiquitt. Rom. I. 49 Aéyetaı dè taŭta xaì ăλ2015 xai Aplody roúyavti tù'Aqxadıxά erwähnt, nur dass ̓Αρίσθῳ γράψαντι Αρκαδικά auch dort die rechte Form des Namens verdrängt ist. ν. 248: Τῆς ἔσχατος Μυσῶν παροιμίας μέμνηται Φιλήμων ἐν σκελετῷ τὸ τὴ λεγόμενον τοῦτο. Μυσῶν oyatov xth. Hier hätte Hr. K. unbedenklich Dindorfs Verbesserung èv Zizɛhix in den Text aufnehmen sollen, wie diese Comödie auch anderwärts genannt wird, siehe Athen. XIV. p. 658. B. Stobaeus CII p. 243. CXV. p. 473 ed. Grot. und Pollux IV, 175. Wunderbarer Weise aber zieht Hr. Κ. die Worte τὸ τὴ λεγόμεVOV TOTO zu der Erklärung des Grammatikers, da sie doch offenbar dem Philemon angehören: Tò dǹ leyóμενον τοῦτο, Μυσῶν ἔσχατον Ἐνόμιζ ̓ ὁρᾶν, τὸν υἱὸν ἐκπλέονθ ̓ ὁρῶν. gerade wie bei Menander im Plocium bei Gellius Noct. Att. II. 23: "Ovos ¿v níðýzais koti tý to keyóμevov. In Prosa unendlich häufig, wie bei Plato Gorgias p. 514. E. Lucian Iudic. vocal. c. 9. u. a., daher auch in der neuen Comödie nicht selten. Die darauf folgenden Worte des Menander Εἰ μὴ γαμεῖς γὰρ, ἔσχατον νόμιζέ με Μυσῶν geben keinen bestimm ten und klaren Sinn; in der Handschrift steht Dovywv Μυσών, ersteres tilgte Mr. K. mit L. Dindorf; allein in Dovywv sind wohl die Spuren der wahren Lesart enthalten: es ist zu schreiben: Εἰ μὴ γαμεῖς γὰρ, ἔσχατον νομιῶ σ' ἐγὼ Μυσῶν. γι Diese Worte sind aus dem Androgynos des Menander entlehnt (vergl. Schol. Plato p. 33 ed. Ruhnk: Μυσῶν ἔσχατος· ἐπὶ τῶν εὐτε λεστάτων· Μάγνης ποαστρία - Μενάνδρος Ανδρογύνῳ· Μυσῶν ἔσχατος πολέμιος und dazu Appendix Vatic. Ι. 64 Μυσῶν ἔσχατος· μέμνηται ταύτης Μένανδρος.) und wahrscheinlich spricht der Vater zum Verlobten seiner Tochter, dem Audrogynos, der die Heirath ablehnt. Oder sollte dem Wahren vielleicht folgende Verbesserung näher kommen: El un rapets yào, ἔσχατον νόμιζε με Μυσῶν πολέμιον. Das Leichteste jedoch wäre wohl: el μỶ yaμã vào, cox. xtλ. Neμὴ γαμῶ κτλ. benbei bemerke ich noch, dass zu der genannten Stelle des Plato Olympiodor in seinem noch ungedruckten Commentar ein bisher unbekanntes Bruchstück aus dem Telephus des Euripides anführt, welches vielleicht so zu verbessern seyn dürfte: A. Οὐκοῦν ἔφησ θα τόνδε Μυσὺν Τήλεφον; | Β. Ὅδ', εἴτε Μυσός ἐστ ̓, εἴτ ̓ ἄλλοθέν ποθεν, Οὐκ ἔσθ' ὅπως οὐ Τήλεφος γνωletα. ρίζεται. (Der Beschluss folgt.)

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ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Januar 1840.

ORIENTALISCHE LITERATUR. BONN, b. Koenig u. van Borcharen: Institutiones linguae Pracriticae. Scripsit Christianus Lassen, Phil. Dr., Professor Bonnensis p. e., Societatt. Asiatt. Bengal., Britann., Paris. et Soc. Reg. Scientt. Norvag. Socius Honor. 1837 (8). X, 488 und 93 S. und zwei Flexionstafeln. (7 Rthlr. 12 gGr.)

Der Vf., dessen grosse Verdiensté um das San

skritstudium längst anerkannt sind, behandelt hier mit der an ihm gewohnten Sorgsamkeit und Gründlichkeit die Dialekte des Sanskrit, in soweit sich über sie nach den Urtheilen und Lehren der indischen Grammatiker und nach den in ihnen geschriebenen Stellen der indischen Dramen entscheiden lässt. Er hatte vor allem das Verständniss der erwähnten Stellen im Auge, doch bewog ihn zur Abfassung seines Werks zugleich der Umstand, dass ihm die Erforschung der heutigen Dialekte Indiens durch eine genauere Kenntniss des Prakrit sehr erleichtert zu werden schien.

Wenn mit diesem Werke die Untersuchungen über diesen Gegenstand keinesweges abgeschlossen sind, so liegt der Grund davon nicht in der Behandlungsweise des Vfs., sondern in der Natur der Quellen, aus welchen seine Darstellung geschöpft ist. Während die Grammatiker allgemeine und bestimmte Regeln geben, nur in wenigen und gewöhnlich höchst unwesentlichen Punkten von einander abweichend, zeigen die Texte der Dramen bei Uebereinstimmung im Allgemeinsten dennoch vielfach höchst verschiedenartige Abweichungen. Allein diese Texte sind grösstentheils noch auf höchst unkritische Weise behandelt; die in Asien erschienenen gewöhnlich nur nach Einer Handschrift herausgegeben, so dass man häufig bei Vergleichung nar Eines andern Manuscripts schou Uebereinstimmung mit den Lehren der Grammatiker hervorleuchten sicht. Man muss daher in noch sehr vielen Punkten zukünftiger grösserer Genauigkeit in Beziehung auf Kritik die Entscheidung überlassen, ob die vorkommenden Abweichungen begründet und die Texte zu schützen sind, oder ob die

Lehren der Grammatiker die einzige Norm für die Constituirung der Texte bilden werden. Aber selbst in diesem Fall bleiben eine Menge Schwierigkeiten zurück. Die Kürze der Grammatiker in ihren Re

geln, die nahe Verwandtschaft der meisten der in den Dramen gebrauchten Dialekte, die grosse Unkenntniss der Abschreiber in Bezug auf diese Dialekte, durch welche bald eine mehr sanskritisirende Verderbniss der Stellen in den Dramen denn Sanskrit ist das allgemein verbreitete Bildungselement in Indien bald eine sie Localdialekten (denen der Abschreiber) annähernde Corruption herbeigeführt ward, macht es nicht selten bis jetzt ganz unmöglich zu entscheiden, welchem der Dialekte die eine oder die andre Stelle angehöre, so dass man gar nicht bestimmen kann, nach welchen Grundprincipien die Reconstituirung des Textes eingeleitet werden soll. Man sieht daher, wie überaus viel noch im Einzelneu zu thun bleibt, darf aber dabei keinen Augenblick verkennen, dass durch die sorgsame Behandlung insbesondre der Grammatiker von Hn. Lassen eine Grundlage gelegt sey, die so fest und sicher ist, dass man sich der Hoffnung und Ueberzeugung hingeben kann, dass sie zum Auf- und Ausbau des ganzen Gebäudes vollständig genügen werde.

Die Dialekte, welche hier behandelt sind, sind allsammt Sprösslinge des Sanskrit, keine Seitenverwandten, nicht coordinirt, sondern Töchter desselben, subordinirt, aus ihm hervorgegangen. scheinungen derselben verhalten sich zum Sanskrit, wie die Erscheinungen in den neuern Romanischen Sprachen zum Latein. Wie solchartige Dialekte in der Sprachentwickelung entstehn, haben die Untersuchungen über die uns näher liegenden Gestaltungen der Art gezeigt. Durch sie können wir uns auch, was in Indien vorging, erklären, so wie dieses denn auch umgekehrt Bestätigung für jene Untersuchung darbietet.

Wo sich ein, dieselbe Sprache sprechender, Volksstamm festsetzt und local spaltet, spaltet sich auch seine Sprache in topisch verschiedne Erscheinungen. Geschieht nichts, was den topisch geschied

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nen Volksstamm zum Bewusstseyn seiner Einheit zurückführt, so können die topisch verschiednen Sprachgestaltungen sich immer weiter von einander entfernen, so dass eine Vereinigung, ein Verständniss derselben unter einander immer schwieriger wird.

Allein, wenn sich einer dieser, topisch, politisch, sprachlich oder auf andre Weise abgetrennten Stämme über mehrere oder alle ihm verwandte Stämme entweder politisch oder geistig erhebt, so werden sie durch diese Uebermacht auch in sprachlicher Hinsicht bewältigt. Die Sprache des sie in politischer oder geistiger Unterwerfung haltenden Stamms absorbirt nach und nach die verschiednen verwandten Dialekte und sehr häufig sogar unverwandte wird nach und nach die allgemeine Sprache wenigstens der auf Bildung Anspruch machenden, in welcher topische Divergenzen welche sich den Bedingungen gemäss, welche äusseren Einflüssen auf die Sprachorgane gestattet sind, immer wieder von neuem einstellen für Fehler und Provincialismen gelten.

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Eine solche Stellung nahm einst in Vorderindien das Sanskrit ein. Diese Behauptung im Allgemeinen zu bestreiten wird nicht leicht jemand einfallen, der diese Sprache und die daraus hervorgegangenen Dialekte einigermassen kennt; die Widerlegung eines so bizarren Opponenten würde zwar in die minutiösesten Details der Sprachforschung cingehn und einen bedeutenden Raum einnehmen müssen, könnte aber eines siegreichen und bei denen, welche den Beweis und seine Mittel zu beurtheilen fähig sind, entschicden anerkannten Erfolgs gewiss seyn.

Bei weitem schwieriger aber ist es, die Fragen zu beantworten, in welcher Zeit das Sanskrit diese Herrschaft gehabt habe und wie weit sie über Indien ausgedehnt gewesen sey. Ich zweifle sehr, dass sie je eine vollständig genügende Beantwortung finden werden, doch wird es stets von der höchsten Bedeutung seyn, die Momente hervorzuheben, welche darauf Einfluss haben können.

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Zu einer genaueren Erörterung dieser Art kann uun hier der Ort nicht seyn. Doch dürfen wir uns erlauben da dieses mit der Erkenntniss des im vorliegenden Werk behandelten Gegenstandes aufs innigste zusammenhängt · für jede dieser Fragen auf Einen Punkt aufmerksam zu machen.

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Was zunächst die Zeit der Herrschaft des Sanskrit betrifft, so haben wir jetzt bekanntlich indische Inschriften, welche zum Theil bis ins 4te, vielleicht

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selbst 5te Jahrhundert vor Christus hinaufreichen. Unter diesen sind die wichtigsten die des Königs oder vielmehr Kaisers von ganz Indien (vom indischen Kaukasus an bis zum Brahmaputra und von Kaschmir bis zum Cap Comorin), welcher von 263 bis 227 vor Chr. regierte *). Diese zum Theil schon 253 v. Chr. abgefasst, sind sämmtlich nicht mehr im Sanskrit geschrieben, sondern in zwei Volksdialekten, davon einer der im Hauptsitz des Reichs Magadha gesprochene ist, der andre (höchst wahrscheinlich) der von Gurgarararashtra (jetzt Guzarate). Wenn wir nun in den Staatsschriften des Oberhauptes von ganz Vorderindien und den zunächst angrenzenden Ländern nicht mehr das Sanskrit, sondern zwei, sich deutlich als aus dem Sanskrit töchterlich hervorgegangen erweisende, Dialekte im Gebrauch finden, so ist die daraus hervortretende Folgerung, dass das Sanskrit damals nicht mehr die Haupt- und allgemeine Sprache Indiens war, die allergeringste. Es müssen manche Jahrhunderte vielmehr verflossen seyn, bis eine Sprache, welche einst eine so allgemeine Herrschaft in Indien übte, dass die der verschiedensten Gegenden von Indien töchterlich aus ihr sich entwickelten, diese Herrschaft verlor und eben so müssen Jahrhunderte verflossen seyn, bis die von ihr sich ablösenden und sich dem topischen Einfluss wieder hingebenden Stämme zu selbstständig brauchbaren Dialekten kamen, welche dem Sanskrit schon so ferne stehn, wie die Magadha- und Gurgara - Sprache der Asoka Inschriften. Nehmen wir für beide Momente durchschnittlich nur die geringen Zeitabschnitte von je drei Jahrhunderten, so erhalten wir für die Zeit der Herrschaft des Sanskrit schon etwa das 10te oder 9te Jahrhundert vor Christus. Diese hypothetische Annahme erhält aber noch eine mehr historische Stütze. Tibetanische Quellen berichten uns, dass in den buddhistischen, sowohl mündlichen, als schriftlichen Entwickelungen dieser Lehre die Dialekte Indiens gebraucht wurden, woraus wir folgern können, dass schon beim Erwachen des Buddhismus die Herrschaft des Sanskrit nur noch nominell war, ja sogar ist es wahrscheinlich, dass diese Abwendung des Buddhismus vom Sanskrit seinem hinlungernden Greiseualter den Todesstoss gab. Nun ist zwar keinesweges bis jetzt das Zeitalter des Buddha chronologisch zu sichern, allein die meisten Umstände sprechen doch dafür, dass die ceylonesische Zeitrechnung, welche Buddhas Tod 543 vor Chr. setzt, wenn

*) Ueber diese Bestimmungen s. den Artikel: Indien in Ersch und Gruber Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Sektion II, Bd. XVII. S. 64 ff.

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auch nicht ganz die Wahrheit ist, sich ihr doch am Sanskrit Konkanapura) begrenzt [welches 'nördlich meisten nähert. Man irrt schwerlich, wenn man die, von Dravida (Tha lo pi tchha) liegt] und reicht bis Anfänge des Buddhismus etwa um 500 vor Chr. setzt. Schreibt man nun ihnen die Ausbildung der aus dem Sanskrit herausgesonderten indischen Dialekte zu, so trifft die durch diese Annahme sich ergebende Zeit ungefähr mit der hypothetisch für die Stabilirung der Dialekte angenommenen zusammen.

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Für die Zeit dagegen, mit welcher etwa das Aussterben des Sanskrit als allgemeine Sprache begönne, kenne ich noch kein einigermassen entscheidendes Moment und beruhige mich bei der hypothetischen Annahme.

Was nun die zweite Frage nach der Ausdehnung der Herrschaft des Sanskrit betrifft, so ist hier der Umstand von der höchsten Bedeutung, dass derjenige Dialekt, welcher für die Prakrita principalis gilt, und in welcher die Prakrit - Gedichte in den Dramen insbesondre abgefasst sind, der von Maharashtra genannt wird. Dass die geographischen Namen der Dialekte nichts weniger als bedeutungslos sind, hat schon Hr. Lassen bemerkt. Er hat an einigen Stellen schon nachgewiesen, dass Eigenthümlichkeiten dieser Prakrita principalis oder Dialectus maharashtrica sich in der That noch in der heutigen Mahrattensprache wieder finden. Aber der Hauptbeweis da für, dass diese geographischen Bezeichnungen der Dialekte von sehr wesentlicher Bedeutung sind, stand Hn. Lassen damals noch nicht zu Gebot. Er liegt in dem Umstand, dass der von den Grammatikern Magadhi genannte Dialekt in sehr wesentlichen Punkten mit der Magadha - Sprache übereinstimmt, wie wir sie jetzt durch die Asoka - Inschriften kennen gelernt haben; so, um nur einiges zu erwähnen, haben in diesen, wie die Grammatiker es lehren, die Nominative der Themen auf a nicht as oder ô, sondern wirklich ê, für r tritt immer l ein, der Nominativ des Pronomen der 1sten Person setzt ka an (in den Inschriften hakam nach den Grammatikern hakê) und so giebt es eine Menge anderes entweder ganz übereinstimmende oder sehr nahe verwandte.

Das Land maharashtra ist im 7ten Jahrhundert (nach den chinesischen Berichten des Hiuan - Thsang) in Südost durch Konkan (Koung kia na pou lo; im

zum Nerbudda (im Sanskrit narmada bei Hiuan-
Thsang Nai mo tho). Westlich davon liegt das
Reich Barygaza (im Sanskrit Bhrigukak'kh'a und bei
Hiuan-Thsang Palou ko tchen pho), der jetzige
District von Beroach. Nördlich liegt Malva (bei
Hiuan - Thsang Ma la pho). Oestlich davon liegen die
binnenländischen Theile des grossen Reichs Andhra
(bei Hiuan-Thsang An tho lo) *). Ihr Reich ging
danach etwa vom 170 n. B. bis zum Nerbudda (20°
30' ungefähr und von 72° 76° ö. B.).
-
Denselben
Umfang mögen sich wohl auch die indischen Gram-
matiker denken, wenn sie von Maharashtra reden.
Denn sie sind schwerlich älter als diese Zeit, eher
jünger.

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In diesen Gegenden also vielleicht für die ältere Zeit minder südlich muss das Sanskrit, als es die allgemeine Sprache Indiens war, die 'Herrschaft gehabt haben. Sein Einfluss kann nicht zu einer Zeit dahin getragen seyn, wo es schon im Aussterben begriffen war, wo sich aus ihm schon wieder Dialekte befreiten, sondern es kann eine solche Stellung (dass sich aus ihm die eigentliche Volkssprache dieser Gegend in einem derartigen Verhältniss entwickelte, wie die Prakrita principalis oder Maharashtrica zum Sanskrit steht) nur dadurch gewonnen haben, dass es als allgemeine Sprache des ganzen gebildeten socialen Lebens dahin kam und die dortige Sprache mag sie stammverwandt oder stammverschieden (Dravid'a etwa) gewesen seyn in sich absorbirte.

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Eine solche Blüthezeit des Sanskrit glaubten wir nach obigem bis etwa in das 10te oder 9te Jahrhundert vor Chr. hinaufrücken zu müssen. In dieser Zeit muss demnach, um diess hierbei zu bemerken, Sanskrit Sprache und Sanskrit - Bildung schon tief in das Dekhan hinein die Herrschaft gehabt haben. Auch dafür sprechen historische Zeugnisse, nicht der einheimischen Geschichtschreiber Indiens, welche bei dem jetzigen Standpunkt der indischen Geschichtskunde für die meisten Perioden ihrer Geschichte noch · ganz unbenutzt bleiben müssen, sondern aus ganz andern Winkeln zusammenzutragende **).

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Vgl. den Auszug aus Hiuan - Thsang's Reisebericht in Foč Kouč Ki ou Relation des royaumes bouddhiques. Voyage dans la Tartarie, dans l'Afghanistan et dans l'Inde executé à la fin du IVème siècle par Chy Fa Hian; traduit du Chinois et commentée par M. Abel Remusat. Ouvrage posthume, révu complete et augmenté d'eclaircissements nouveaux par MM. Klaproth et Landresse p. 590 ff. wo jedoch die meisten Namen verkannt sind. [Eine Recension dieses Werkes im nächsten Monatshefte. Red.]

Vgl. den schon angeführten Artikel in Ersch und Gruber Encyclopädie S. 25, wo sich Supâra (das schöne Ufer) ein sanskritisches Wort als Namen eines Theils der Küste von Malabar um 1000 vor Chr. ergiebt.

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Dass hieraus manches für die politische Geschichte Indiens folge; dass wir die Einwanderung und Verbreitung des Sanskritvolkes (der östlichen Arier) wieder um vieles höher hinaufsetzen müssen, als jenen Zeitpunkt; dass wir um die Zeit, wo das Sanskrit in einem so bedeutenden Umfange Indiens allgemeine Sprache war, auch eine gewisse Art politischer Einheit mit einem hohen Grade von einer gleichmässigen Cultur dieses ganzen Landstriches annehmen müssen - - versteht sich von selbst; es genauer zu verfolgen, ist hier der Ort nicht, wo wir uns auf die Sprachentwickelung beschränken.

(Die Fortsetzung folgt.)

GRIECHISCHE LITERATUR. LEIPZIG, b. Weigel: Euripidis tragoediae et fragmenta recensuit, interpretationem latinam correxit, scholia graeca e codicibus manuscriptis partim supplevit partim emendavit Augustus Matthiae. T. X.

u. s. w.

(Beschluss von Nr. 9.)

V. 524 stellt Hr. K. richtig in den Versen des Cleostratus σκορπίος st. σκορπίου her, nur war ausserdem wohl für oydoýzovta lieber zu schreiben: Αλλ' ὁπόταν τρίτον ἦμαρ ἐπ' ὀγδώκοντα μένῃαι Σκορπίος, εἰς ἅλα πίπτει ἅμ ̓ τοῖ φαινομένῃφι, wie immer bei Ionischen Schriftstellern: das Gedicht des Cleostrat s führte den Namen Aorgohoyía, siehe Athen. VII. p. 278. B. Hygin. P. A. II, 13, (wo er neben dem Grammatiker Parmeniscus ganz in gleicher Weise erwähnt wird, wie auch hier derselbe Parmeniscus die Verse des Cleostratus anführt,) Plinius II. 8. In dem leider sehr verunstalteten grösserem Bruchstücke des Pindar, welches zu v. 892 angeführt wird, begnügt sich Hr. K. Hermanns Versuch zur Wiederherstellung des Gedichtes anzuführen, ohne auf die Vermuthungen von Hrn. Welcker und Schneidewin im rheinischen Museum II. I. p. 110 ff. Rücksicht zu nehmen, zu denen sich noch der höchst miss

lungene Versuch des neuesten Herausgebers des Rhesus hinzufügen liesse: jedenfalls aber hätte bemerkt werden sollen, dass aus der genauen Vergleichung dieser Stelle, die Hru. Welcker von Hrn. Ambrosch mitgetheilt ward, deutlich erhellt, wie wenig man sich auf Amati's Genauigkeit in Benutzung der Handschrift verlassen dürfe: auch ist, um nur von den Vielen, was sich den Verbesserungsversuchen des Früheren hinzufügen liesse, eine herauszuheben, offenbar der Schluss des Scholions ebenfalls verstümmelt; denn es ist wenigstens ungenau und kaum glaublich, dass, während die andern Musensöhne alle namentlich aufgeführt werden, Orpheus, obwohl der Berühmteste, nur mit den Worten viòs Olaygov bezeichnet werde, auch haber wir sicherlich hier eine vollständige Strophe oder Antistrophe vor uns, der es nur an dem gehörigen Schlussrhythmus fehlt. Wahrscheinlich ist hiermit zu verbinden, was der Scholiast zum Homer Il. 0. 256 aus Pindar anführt: Xovaάogov to XovooΧρυσάορον ἤτοι φάσγανον ἢ χρυσοῦν τὸν ἀορτῆρα τῆς φαρέτρας ἔχοντα ἢ τῆς κιθάρας, οὐκέτι δὲ τοῦ ξίφους· ἁγνὸς γὰρ ὁ θεός· καὶ Πίνδαρος χρυσάορα Ορφέα φησίν. Es ist also wohl Υἱὸν Οἰάγρου, χρυσάορ ̓ Ορφέα zu schreiben, wodurch die Strophe ganz angemessen erdigt: Xovoúoga in den Pyth. Ode V, v. 103 mit langen v, ist hier verkürzt, wie Nem. VII, 78 zovoós, und zuvorus bei Pindar häufig, siehe Hermann Opusc. T. I. p. 252. Uebrigens bezieht sich offenbar auf diesen Vers das Scholion ru Pyth. IV. 313: 'Anóλkovos tov 'Oogía Απόλλωνος τὸν Ὀρφέα φησὶν εἶναι (Pindar) ὃν καὶ αὐτὸς ὁ Πίνδαρος καὶ ἄλ λοι Ο άγρου λέγουσιν. Doch wir brechen hier ab, indem aus den wenigen mitgetheilten Bemerkungen sich leicht absehen lässt, wie weit die Kritik dieser Scholien wohl von einem genügenden Abschlusse entfernt sey, zugleich aber auch wie wünschenswerth bei der Wichtigkeit dieser au Umfang sehr geringen Ueberreste es wäre, wenn die Vaticanische Handschrift von neuem verglichen werden könnte, zumal da sich mit ziemlicher Gewissheit vermuthen lässt, dass dieselbe auch die Scholien zu den übrigen sieben Tragödien des Euripides, die bisher schon aus andern Handschriften bekannt waren, weit vollständiger und wohl theilweise auch in besserer Gestalt darbieten werde: hat doch erst vor Kurzem Wilh. Dindorf in seiner Ausgabe der Alcestis (Oxonii 1834) Praef. p. 6 jene merkwürdige Didaskalie, die über die Dichtungen des Euripides ein ganz neues Licht verbreitet und zur Lōsung eines der schwierigsten Probleme auf ganz überraschende Weise führt, aus derselben Handschrift veröffentlicht. T. W. M.

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