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burg. Gouvernement trug, nach officiellen NachrichZahl der Einwohner sich vergrössert hat. Im Petersten, die Verpachtung der Branntweinfabrikation im J. 1838: 2,800,000 Rubel mehr cin, als im J. 1837.

Was die höhern Unterrichtsanstalten betrifft, so hat das Russische Reich neun Universitäten: Ptersburg, Muskan, Churkow, Kasan, Dorpat, Kiew, Helsingfors, Warschau und Wilna (medicinisch chirurgische Akademie). Die frequenteste war 1838 Dorpat, welche 563 Studirende zählte..

Die Staatsform des Russischen Reiches ist, nach dem Herkommen, rein monarchisch, und der Regent ist Selbstherrscher. Der persönliche Wille des Monarchen ist für das Volk Gesetz. Deswegen kann aber auch jeder nachfolgende Herrscher die bisher gültigen Verordnungen seiner Vorfahren abändern oder völlig umstossen. Unter diesen sind in neuern Zeiten die merkwürdigsten: das Thronfolgegesetz Pauls I, vom 5. April 1797, welches die Erblichkeit der Thronfolge und zwar der Linealfolge zuerst im Mannsstamme und nach dessen Erlöschen im Weiberstamme bestimmt; desgleichen die Zusatzakte Alexanders I. zum Thronfolgegesetze vom J. 1820.

Soviel von Europas fünf grossen Mächten. Es folgen nun zunächst die Souveräne des deutschen Bundes. welche nach eben den Rubriken behandelt sind, als jene.

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Dann kommen die standesherrlichen Familien im Sinne der deutschen Bundesakte nach alphabetischer Ordnung. Hier fallen natürlich die bei den vorigen Mächten erwähnten Rubriken weg, da diese standesherrlichen Familien, als untergeordnete, die bei den Souveränen Statt findende Verfassung nicht haben. können.

Der dritte Haupttheil enthält die sämmtlichen übrigen Europäischen Staaten, welche ebenfalls in alphabetischer Ordnung aufgeführt sind. Hier ist ganz der Plan befolgt, der bei Europas fünf grossen Hauptmächten Statt fand. Angehängt ist eine statistische Uebersicht der sämmtlichen souveränen Europäischen Staaten nach Areal in geographischen Quadratmeilen, Volksmenge nach deren kirchlichem Bekenntnisse, Finanzen, Landmacht und Seemacht.

Den Beschluss machen die vornehmsten aussereuropäischen Staaten. Hier hat der Redacteur die besten neueren Quellen und Hülfsmittel benutzt. Wirklich kennt Ref. kein Buch der Art, worin der Gegenstand, in der Kürze, so lehrreich abgehandelt

wäre, als hier.

Was die Ueberblicke der Geschichte betrifft, die vor jedem einzelnen Staate stehen, auch vor den Familien der Standesherren, so konnten sie wegen des engen Raumes des Almanachs nicht so umständlich seyn als in dem Varrentrappischen genealogischen Staatshandbuche, aber sie enthalten doch das Hauptsächlichste. Daher sind sie, wie schon oben gesagt worden, eine sehr schätzbare Zugabe zu diesem Jahrgange des Almanachs.

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VERMISCHTE SCHRIFTEN.NE HEIDELBERG: Des Professors Leger Führer für Fremde durch die Ruinen des Heidelberger Schlosses. Dritte von dem Verfasser neu bearbeitete Auflage, herausgegeben von Karl von Graimberg. 1837. XVI u. 97 S. 8.

Der Verfasser erzählt uns von den Anfängen, Erweiterungen, Abänderungen, wie von den theils durch Blitz, theils durch Kriege angerichteten Zerstörungen des Heidelberger Schlosses oder eigentlich der beiden Schlösser, sowohl des ältern auf dem kleilegenen Jettenbühel, aus dessen grossartigen Ruinen nen Geissberge als auch des jüngern auf dem tiefer geFürstensitzes ermessen kann. Bei einigen Bauten, man den Umfang und die Festigkeit des ehemaligen von Otto Heinrich und Friedrich IV, sind ausführliche Berichte sowie Beurtheilungen des Styles, in welchem sie aufgeführt sind, gegeben. Aber nicht allein vom Orte selbst, auch von den Herren die da gehaust haben, erhalten wir in chronologischer Folge von Konrad von Hohenstaufen an bis zu Karl Philipp (ja sogar Karl Theodor und Karl Friedrich sind angereiht, obgleich sie nicht dort residirten) bald kürzere, bald ausführlichere Mittheilungen, es betreffe uun ihr Leben und Wirken, oder auch nur Festlichkeiten, Turnier und Bewirthung von Kaisern und andern hohen Gästen. Auch nahe gelegener Oertlichkeiten geschicht entweder gelegentlich, wie des Klosters Neuenburg und der Abtei Schönau, oder in einem eigIn einem eignen Abschnitte wird ferner von den Abnen Abschnitte, wie des Wolfbrunnens, Erwähnung. bildungen des Schlosses (ältern bei Münster und Meriap, aus unserer Zeit von Fries, Graimberg u. a.) und endlich von dem grossen Fasse gehandelt.

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Wenn wir im Allgemeinen Hn. L's Arbeit zu loben Ursache haben, so scheint er uns, was den Zweck scines Werkchens betrifft Führer für Fremde seyn, in der Darstellung einen starken Fehlgriff gethan zu haben. Denn insofern er das Oertliche, was doch natürlich die Hauptsache ist, dem Geschichtlichen unterordnet und statt nach einem gewissen Plan und Zusammenhange mit dem Fremden die Ruinen zu durchwandern, der Chronologie zu Liebe bald rechts bald links bald hin bald her springen muss, so ermüdet die Geduld des Wanderers und überlässt er sich dann lieber einem praktischen wenn auch ungründlichen Cicerone. Durch die örtlichen Hinweisungen in alphabetischer Ordnung ist diesem Gebrechen des Büchleins keineswegs abgeholfen, dagegen wir, falls die Darstellung bleiben soll wie sie ist, eher riethen einen Plan beizugeben, möglich fasslich und nützlich, welchen dann der Text gleichsam nur zu vervollständigen und zu beleben hätte.

Der jetzige Herausgeber, Herr von Graimberg, hat mit der Bearbeitung der Schrift, wie auch der Ti tel besagt, nichts zu thun gehabt. Seine Verdienste um das Schloss bestehen hauptsächlich in den vielfachen, gelungenen Abbildungen desselben, schon oben berührt, auch beinahe allgemein bekannt und in der vorliegenden Broschüre so vortheilhaft erwähnt, dass wir nichts mehr hinzuzufügen wüssten. A. H.

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VOLKSWIRTHSCHAFT. HEIDELBERG u. LEIPZIG, b. Groos: Die Sparkassen in Europa. Darstellung der statutenmässigen Einrichtungen der grossen Mehrzahl von solchen in Europa, mit einer Nachweisung des Betrages der in denselben aufgesammelten Ersparnisse. Nebst Ansichten über die sach- und zweckmässige Bildung der Einrichtungen für die Verwaltung solcher Anstalten. Von C. A. Freiherrn von Malchus, K. Wirtemb. Finanz-Präsidenten a. D. u. s. w. 1838. XII, XLVIII, 353 u. 60 S. gr. 8. (3 Rthlr.)

Es ist öfters bemerkt worden, dass den Dichtern

die Beschreibung des Unglücks besser gelinge, als die des Glücks, die des Tartarus und der Hölle besser, als die Elysiums und des Paradieses; dass jedenfalls in den ersteren Schilderungen viel mehrMannigfaltigkeit und poetische Wahrheit walten, als in den Letzteren; und dass die Ersteren viel gewisser die Gefühle der Furcht und des Mitleids erwecken, als die Letzteren Sehnsucht und Behagen. Etwas Aehnliches findet bei den Untersuchungen über das Armenthum, sein Wesen, seine Quellen und die Mittel zu seiner Abhülfe statt. In der Regel nehmen den grösseren Theil derselben düstre und tief eingreifende Schilderungen des Charakters der traurigen Erscheinung, bedrohliche statistische Angaben über ihren Umfang, ihr Zunehmen, ihren Stand in verschiedenen Zeiten und Ländern, finstre Weissagungen von Gefahren, die sie der Zukunft bereiten, scharfsinnige Eintheilungen in verschiedene Klassen, genaue Zergliederungen ihres Wesens, gründliche Forschungen nach ihren mannigfaltigen Ursachen ein; aber die Untersuchung wird dürftig und nüchtern, und hinterlässt keinen wahrhaft befriedigenden Eindruck, wenn sie zu der Aufzählung der Mittel kommt, die gegen die vorhandenen und drohenden Uebel empfohlen werden können. Allerdings gilt dies nicht von solchen Schriften, welche reactionäre oder revolutionaire Mittel in Vorschlag bringen. In ihnen fehlt es nicht an

Mannigfaltigkeit, der Frucht einer erhitzten schöpfcrischen Phantasie; desto mehr aber gebricht es ihnen an Ueberzeugungskraft in Bezug auf Ausführbarkeit und Nutzen. Wo dagegen nur Vorschläge gethan werden, die von einer Beibehaltung des Grundcharakters unserer socialen Einrichtungen und Systeme ausgehen und nur die Uebel entfernen oder mildern wollen, die sich neben und unter ihnen die Einen sagen: trotz ihrer, Andere freilich durch sie gebildet haben, so kommen wir meistentheils auf dieselben. stereotypen Maassregeln, oft schon vorgebracht, oft und überall, wenn auch meist mit manchen Mängeln in der Ausführung, versucht und bei aller Löblichkeit das Gefühl erweckend, dass sie einem so furchtbar geschilderten Unheil unmöglich gewachsen seyn können. Zudem finden sich unter ihnen immer noch so manche, die mehr darauf berechnet scheinen, die Armen ihren glücklicheren Mitbrüdern aus den Augen zu bringen und sie an einer Belästigung derselben zu verhindern, als dass sie die Quelle des Uebels verstopften, den Sinkenden im Falle aufhielten und dem Armen Sporn und Mittel darböten, sich durch eigne Kraft und freies Wirken zu halten und zu heben. Mit Recht nehmen daher unter den allgemein geschätzten und thätig beförderten Schutz- und Hülfsmitteln die Sparkassen einen der ersten Plätze ein, und fast allein sie sind es, die den schönen Charakter tragen: den mit Armuth bedrohten Ständen Antrieb, Anleitung und Gelegenheit zu geben, wie sie durch sich selbst sich gegen die sie bedrohende Gefahr vertheidigen können. Der Arbeiter bringt es über sich, nicht seinen ganzen Erwerb zu verzehren, und gewöhnt sich damit überhaupt an Mässigkeit und Sparsamkeit; er arbeitet fleissiger und speculirt nach neucm Erwerbe, um mehr zurücklegen zu können, während er selten fleissiger arbeitet, um mehr Geld zum Verthan zu haben; er schafft sich das Ersparte und mit ihm eine lockende Versuchung möglichst schnell aus den Augen und hält dadurch das Errungene fester zusammen, er vertraut es einer verbürgten Anstalt und entgeht dadurch den von Betrug und Fahrlässigkeit verschuldeten Verlusten, denen ihn seine Ungeübtheit in Geldgeschäf

ten aussetzt; er kann es zu jeder Zeit, durch Zinsen vermehrt, zurückfordern, um es als Nothpfennig in Alter, Krankheit, Theurung und Arbeitslosigkeit zu gebrauchen, oder als Mittel zur Begründung eines kleinen Etablissements zu benutzen, das ihn auf höhere Stufen der Gesellschaft heben mag. Freilich dürfen wir es uns nicht verbergen, dass manches der vollen Entfaltung dieser heilsamen Wirkungen des Institutes der Sparkassen entgegentritt. Der Impuls ist nicht stark genug, den abziehenden Einflüssen gegenüber. Eine zur Mässigkeit und Sparsamkeit ohnehin geneigte Zeit würde das Institut weit eifriger benutzen; der seine Benutzung am dringendsten zu wünschen wäre, eine Zeit des Leichtsinnes und der Genusssucht, macht schwerlich den möglichen Gebrauch davon. Was von den Zeiten gilt, das gilt auch von den einzelnen Menschen. Die Rücksicht auf die Ansammlung eines Nothpfennigs wird nicht so stark gefühlt, wie sie sollte, und der Arbeiter der unteren Stände ist nur zu geneigt, die Momente des Vergnügens auszukosten, weil er weiss, dass sein ganzes Leben ein Hartes seyn muss und der Möglichkeit der äussersten Noth nicht zu denken pflegt. Sie wissen, dass sie im glücklichsten Falle sich nur eben durchbringen; sie verlassen sich darauf, dass man sie doch nicht verhungern lassen kann; und sie sind geneigter, die Tage des Glücks zu geniessen, als sich auch diese zu versagen, um sich, nicht ein besseres Glück, sondern nur einige Milderung des äussersten Elends zu sichern; eines Elends, das ihnen doch nicht unvermeidlich erscheint. Ein stärkerer Impuls würde die Hoffnung seyn, die Aussicht mit der ersparten Summe den Grundstein grösseren Glückes zu legen. Wären nur die Beispiele häufiger, dass dies gelungen sey; erregten sie nur grösseres Aufsehen; gäbe es nur recht zahlreiche und bereite Gelegenheiten, sich nur um etwas von der untersten Stufe emporzuarbeiten; würde nur diesen Klassen eine bessere Anlei

tung, die ihnen diese Sparkassen gar nicht geben, das Gesammelte zu jenem Zwecke umsichtig zu benutzen! Ueberdies ist die von dem Wesen der Sparkassen unzertrennliche Leichtigkeit, das Eingelegte zurückzunehmen, eine oft den Zweck des Institutes vereitelnde Verführung. Wie die Sachen einmal stehen, möchte Ref. solchen Anstalten noch vor den Sparkassen den Vorzug geben, die das Eingelegte nicht nach Willkür der Einlegenden zurückerstatten, wohl aber dem Alter, der Krankheit eine nie verlassende Hülfe leisten. Das ist zwar in der Regel bei ihnen ein Nachtheil, dass sie regelmässige

Einzahlungen von einem bestimmten Betrage bedingen. Aber wo ein Höherer für die Zukunft Dürftiger sorgen will, wird er in der Regel besser thun, solche Anstalten zu benutzen. Indess beide Institute sind für verschiedene, neben einanderstehende und hochwichtige Zwecke berechnet und sollten eigentlich gleichmässigen Nutzen stiften; ja der Zustand der Gesellschaft wird günstiger seyn, wenn die Sparkassen nützlicher wirken, als jene andren, eine mehrere Bevormundung enthaltenden Anstalten.

Wie dem auch sey, die Sparkassen verdienen unstreitig die höchste Aufmerksamkeit, und gewiss muss es mit Dank begrüsst werden, dass einer unserer ersten Statistiker und ein Mann, dessen gesundes Urtheil und richtige Würdigung der Verhältnisse mit Recht gepriesen werden, sich die Mühe genommen hat, gerade diesem Gegenstande seine Forschungen zuzuwenden. Nach einer kurzen Bemerkung über die Nützlichkeit der Sparkassen, stellt die Einleitung das Geschichtliche derselben dar. Die Priorität der Einrichtung einer Sparkasse vindicirt er Hamburg; wo sie bis in das Jahr 1778 hinaufreicht; aber freilich muss er einräumen, dass die Edinburgher von 1815 den zahlreichen Englischen zum Vorbilde gedient hat und dass in England und Wales von 1814 - 1817 101 Sparkassen entstanden, während es in Deutschland 1817 immer noch nur die 5 gab, die sich 1808 vorfanden. Allerdings waren die zwischenliegenden Jahre für Deutschland keine Zeit zum Sparen gewesen. Dafür wuchsen die deutschen Sparkassen in den Jahren 1817-1837 auf 201. Der Vf. rühmt an den deutschen Anstalten eine 'vielseitige, die Verschiedenheit der Verhältnisse der Theilnehmer berücksichtigende Ausbildung, glaubt jedoch Viele kaum gegen die Rüge rechtfertigen zu können: dass sie durch zu viele Förmlichkeiten den Geschäftsverkehr mit ihren Theilnehmern zu sehr compliciren, durch die Vorschrift zu langer Kündigungsfristen die Verfügung über die in den Sparkassen deponirten Ersparnisse zu sehr erschweren, überhaupt durch manche Einrichtungen den vollen Genuss der Vortheile, welche das Institut gewähren könnte, verkümmern." Als Modificationen der Sparkassen führt er zuerst die Prämienkassen auf, die,, durch besondere, gesteigerte Vortheile zur Beharrlichkeit im Ersparen ermuntern sollen", meint aber, dieselben seyen einfacher mit den Sparkassen zu verbinden, welche besondere Prämien, oder erhöhten Zinsengenuss gewähren könnten, sobald das Capital eines Sparers durch öftere Einlagen zu einer bestimmten Summe angewachsen sey, oder

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derselbe, durch öfteres Einlegen im Laufe eines Jahres, seine Beharrlichkeit im Ersparen bekundete. Ref. acceptirt es bestens, dass der Vf. die Wichtigkeit eines solchen verstärkten Impulses anerkennt. Aber gegen den vorgeschlagenen Modus scheint zu sprechen, dass auf die Summen, die hiezu verwendet würden, alle Einleger einer gewöhnlichen Sparkesse eigentlich gleichen Anspruch haben dürften und dass es jedenfalls bedenklich scheint, eine Bevorzugung durch blosses starkes oder öfteres Einlegen verdienen zu lassen, da ein solches häufig gar nicht Verdienst, sondern Glück ist. Ref. möchte die Verstärkung der zu gewährenden Vortheile nur da rechtfertigen, da aber auch überaus empfehlungswerth halten, wo auf die individuellen Verhältnisse eingegangen und wahrhaft ein Verdienst der Sparsamkeit belohnt würde. Ein solches Eingehen liegt aber schwerlich in dem Wesen einer gewöhnlichen Sparkasse. Der Vf. gedenkt ferner der Privat - Sparver'eine und erwähnt dabei unter Andern die Frage, ob und inwiefern irgend ein Zwang mit der Natur einer Sparkasse vereinbar seyn könne. Er geht nicht näher darauf ein, es scheint aber nicht, dass er die Frage bejahen möchte. Es wird dabei freilich viel auf Form und Verhältnisse ankommen. Bei einem ohnehin schon in einem gewissen inneren Zusammenhange und einer bestimmten Verpflichtung befindlichen und mit einem verhältnissmässig sicheren Einkommen versehenen Stande wird es gewiss nicht schwer seyn, zur allgemeinen Zufriedenheit Einrichtungen einzuführen, die eine erzwungene Ersparung enthalten; wie dies die Knappschaftskassen der Bergleute, die Büchsenpfennigkasse der Braunschweigischen Forstarbeiter beweisen. Aber ins Allgemeine hinein lässt sich so etwas nicht machen. Der Vf. glaubt nicht, dass Sparkassen vorzüglich auf grössere Städte verwiesen seyen; er beweist durch die Erfahrung, dass sie auch in kleinen Städten und auf dem platten Lande blühend gedeihen können; nur müssten sich auf dem Lande mehrere Gemeinden vereinigen, auch wohlhabende Gemeindeglieder mit ihren grösseren Ersparnissen zulassen und eine Leihkasse mit der Sparkasse verbinden. In Bezug auf die Gründung der Sparkassen giebt er der durch Communalbehörden den Vorzug und auf diese Weise sind auch die Meisten entstanden; danächst durch Privatvereine; die Wenig sten durch Regierungen oder Einzelne.

Als wesentliche Bedingungen des Erfolgs einer Sparkasse bezeichnet er: niedrige Festsetzung des Betrags einer Einlage und Erleichterung ihrer Annah

me; angemessene Verzinsung, deren Anfang in möglichst kurzer Frist folge; ungehinderte Verfügung der Einleger über die deponirten Gelder; sichere und rentirende Anlegung der Letzteren; Bildung eines Reservefonds, unter Verwendung der nicht weiter erfoderlichen Ueberschüsse im Interesse der Einleger, Oeffentlichkeit der Verwaltung, möglichste Vereinfachung des Geschäftsverkehrs. Sehr interessant ist eine vorläufige vergleichende Zusammenstellung der wichtigsten Divergenzen, die sich in den bestehenden Anstalten ergeben in Bezug auf die Befugniss zur Theilnahme an den Sparkassen, auf die Grösse der Einlagen, die Constatirung der Ansprüche der Theilnehmer, die Verzinsung der Einlagen, den Zeitpunkt ihres Beginnens, den Zuschlag der Zinsen zum Capital, die Kündigung, die Anlegung der deponirten Gelder, der Vf. bringt mehrere gewichtige Gründe gegen die sehr gewöhnliche Verbindung der Sparkassen mit Leihkassen vor und hält jedenfalls bei einer solchen Vereinigung, die er oben als auf dem platten Lande nothwendig dargestellt hat, eine grosse Vor- und Umsicht bei Regulirung der gegenseitigen Verhältnisse für dringend nōthig; auf die Organisation der specielleren Verwaltung, auf den Dotations- und Reservefonds und auf die Publicität. Dieser lehrreiche Abschnitt bietet uns eine Politik des Sparkassenwesens und zeigt uns, wie verschiedenartige Methoden selbst bei einer scheinbar so einfachen Anstalt sich ergeben, wie eine jede ihre eigenthümlichen Vortheile und Nachtheile hat, welche Masse von Fragen und Zweifeln hier aufgeworfen werden können. Dabei wird man den Erörterungen des Vfs. mit Interesse folgen und in der Regel seinen Urtheilen beistimmen.

Nun geht der Vf. zu dem Hauptzwecke seines Werks über, zu der Darstellung der statutenmässigen Einrichtungen der Sparkassen und der finanziellen Ergebnisse ihrer Verwaltung. Die Nachrichten, die der Vf., unterstützt von seinen zahlreichen Verbindungen, mit grosser Sorgfalt gesammelt hat und die man als sehr zuverlässig betrachten kann, erstrecken sich auf die deutschen Länder, die Schweiz, Belgien, Niederland, Schleswig, Frankreich, Grossbritanien, die Lombardei, Toskana und den Kirchenstaat. (Auch in Sardinien bestehen 2 Sparkassen, über die der Vf. aber nichts Näheres mittheilt.) Aus Russland und den Skandinavischen Reichen konnte er nur unzuverlässige Data bekommen und liess sie lieber ganz weg. Von der Pyrenäischen Halbinsel bemerkt er blos, dass dort, aus leicht begreiflichen Gründen, keine dergleichen Anstalten vorhanden seyen. Die

staat 2 Sparkassen, mit 1,500,000 F1. Also weit über 2/3, fast 3/4 des Gesammtbetrags der Einlagen kommt auf das Britische Reich!

überaus gründliche Darstellung giebt nun auf 352 Seiten sehr genaue, oft von Tabellen unterbrochene Nachrichten über die in jedem Staate befindlichen Sparkassen, ihre Geschichte, ihre inneren Einrichtungen und ihren Status, ist aber keines Auszuges fähig. Ref. begnügt sich daher, das Endergebniss mitzutheilen. Am Ende der Jahre 1836 und 1837 waren in den hier berücksichtigten Staaten überhaupt 1160 Sparkassen vorhanden und war in dieselben eine Summe von 495,344,796 Gulden (im 24 Fl. Fss.) eingelegt, welche sich in nachstehenden Grössen auf die einzelnen Staaten vertheilte, und zwar: 1) auf Oesterreich, a) auf dessen deutsche Provinzen (wo der Vf. nur die zwei ältesten und grössten, ihren Wirkungskreis auf das Ganze erstreckenden Sparkassen ins Auge fasst), 27,197,389 Fl., b) auf dessen italische Provinzen: 8 Sparkassen, 3,128,604 Fl., zusammen also: 30,325,993 Fl.; 2) auf die deutschen Bundesstaaten, ausser Oesterreich und Preussen: 201 Sparkassen, 23,920,736 Fl. (Aus Würtemberg führt der Vf. 32 Sparkassen auf, aus Baden 10, aus HessenDarmstadt 11, aus Baiern 63, aus Frankfurt 2, aus Kurhessen 4, aus Sachsen 11, aus S. Weimar 6, aus S. Coburg-Gotha 2, aus S. Meiningen 2, aus S. Altenburg 3, aus Anhalt - Dessau 1, aus AnhaltBernburg 4, aus Schwarzburg - Sondershausen 2, aus Schwarzburg-Rudolstadt 1, aus Hannover 11, aus Oldenburg 2, aus Bremen, Hamburg, Lübek je 1, aus Meklenburg-Schwerin 1, aus MeklenburgStrelitz 1, aus Holstein und Lauenburg 29. Die 6 süddeutschen Staaten haben 118 Sparkassen mit 13,536,614 Fl., die 15 norddeutschen 83 Sparkassen, mit 10,384,142 Fl. Dabei liegen in der Hamburger 1,363,384, in der Bremer 1,329,260, in den Badenschen nur 777,817 Fl. Baierns Sparkassen enthalten das Meiste [6,013,386], dann Würtembergs [4,866,529], Holsteins [2,187,243], Sachsens [1,905,880]. 3) Auf Preussen 80 Sparkassen, 9,544,296 Fl. In ganz Deutschland enthalten die 283 Sparkassen 60,293,536 Fl. 4) Auf die Schweiz 58 Sparkassen, 7,891,353 Fl. 5) Auf Belgien 5 Sparkassen, 6,466,365. 6) Auf Niederland 50 Sparkassen, 2,771,608 Fl. 7) Auf Schleswig 22 Sparkassen, 300,000 Fl. 8) Auf Frankreich 250 Sparkassen, 49,777,423 Fl. 9) Auf England, Schottland und Irland 484 Sparkassen mit 362,847,022 Fl. 10) Auf Toskana und den Kirchen

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Als schätzbare Beilagen folgen nun einige Statuten und Fundamentalverordnungen über Sparkassen und beschliessen das verdienstvolle Werk. Der Vf. hat sich im Wesentlichen nur die Aufgabe gemacht, die Einrichtungen und das, was er nicht ohne Grund den finanziellen Stand nennt, darzustellen. Wie wir es ihm aber sehr Dank wissen, dass er in der Einleitung einen so werthvollen Beitrag zur Politik des Sparkassenwesens beigefügt hat, so würden wir auch gewünscht haben, dass er, vielleicht in einem Schlussworte, den reichen Anlass, den seine Zusammenstellung der vergleichenden Statistik darbietet, benutzt und die Schlüsse, die sich von den vorliegenden Thatsachen auf anderweite Verhältnisse wagen lassen, gezogen hätte. Wenige haben so viel Beruf dazu, wie Malchus. Und wenn auch vielleicht nur aus einzelnen Staaten ihm hinlängliche Anhaltspunkte zu Gebote standen, um von dem finanziellen Resultate auch zu dem Nationalökonomischen überzugehen, bei Einzelnen wäre es doch vielleicht möglich gewesen. Wir lasen kürzlich so etwas aus Frankreich, woraus sich merkwürdige Resultate ergaben. Ein scharfsinniger Beobachter machte da unter Andern darauf aufmerksam: dass bei beginnender Theuerung und einer in Folge der Handelsstockungen eintretenden Verminderung des Verdienstes der Arbeiter allerdings sehr bald zahlreiche Zurückforderungen der Einlagen aus den Sparkassen erfolgten, und durch einige Monate fortdauerten; dass aber nach deren Verlauf dieselben sich nach und nach minderten und bald ganz aufhörten, während die Noth noch fortwährte, die Sparkassen aber sehr gefüllt blieben. Der Beobachter zog daraus den wichtigen Schluss, dass der grössere Theil des Inhalts der dortigen Sparkassen nicht von solchen Klassen herrühre, die einer Stockung des Verdienstes sehr ausgesetzt sind und dadurch in grosse Noth gerathen. Die Sparkassen geben aber gewiss zu vielen in dieser Art geführten Forschungen und Betrachtungen Anlass und wünschten wir wohl, dass Hr. v. Malchus seinen Scharfsinn und seinen gesunden, tief eindringenden Blick auf dieses Feld richtete.

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D. L. P.

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