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sich deshalb den wieder des alten Richters Ansichten verwandten Andral's und Chomel's. Es ist der Aufsatz eine recht gute Zusammenstellung der bekannten Beobachtungen, die aber die Therapie nicht berücksichtigt. Diese Lücke füllt der Herausgeber aus; nachdem er die Epidemie während der Choleraepidedemie 1837 in Berlin beschrieben, stellt er für die 3 angenommenen Krankheitsstadien drei Hauptmittel auf. 1. Durchfall, Sinken der Kräfte, Brechreiz, Meteorismus, steter Durst, sparsamer Urin, Schlaflosigkeit, frequenter, kleiner Puls u. s. w. 2 bis 3 Tropfen Phosphorspiritus (R Phosph. gr. 1 Alcoh. unc. 1 solv.) auf Zucker 3 mal täglich und nach 3 bis 4 Tageu aller 2 Stunden diese Gabe. Zeichen der Besserung: Verminderung der Stühle und gänzliche Verstopfung, die sich nach 5 bis 6 Tagen von selbst hebt. 2) Die gastrischen Symptome machen den nervösen Platz: Stupor, Schwerhörigkeit, stinkende, unfreiwillige, dünne Stühle, Calor mordax, Gliederzittern u. s. w. Carb. vegetab. gr. 1-5 in der dritten Verreibung (Vehsemeyer hat die Dezimalprogression, nimmt also statt der 99 Grane Hahnemann's nur 9.) aller 2-4 Stunden 6-7 Tage hindurch gab den besten Erfolg. 3) Sopor, Tympanitis, kleiner zitternder Puls, Deliria mussitantia u. s. w.; hier Arsenik „jedoch erwarte man hier nicht von der 30. Verdünnung, oder gar von Kügelchen Wirkung, hier ist, wenn ich so sagen darf, nur von einem materiell - dynamischen Eingriff noch Hülfe zu erwarten. Ich habe denselben in der 3. und 2. Verreibung granweise, sehr oft wiederholt, gegeben und kann mir zu so starker Anwendung nur Glück wünschen, da dieses Verfahren mit Erfolg gekrönt wurde." - Gegen Kan behauptet V. die Wirksamkeit seines Phosphorspiritus, den er auch gegen Menstrualkrämpfe in der Zwischenzeit der Periode aller 5-6 Tage zu 1-3 Tropfen empfiehlt. Ferner erklärt der Herausgeber, dass die grösseren Gaben des Causticum überall und in jedem Falle die besseren und zuverlässigeren sind; nur sie erregen eine nachhaltige Reaction und Heilung. Die Mittheilung aus der Berliner Praxis von den zweimal wöchentlich sich versammelnden homöop. Aerzten zeichnen sich durch Flachheit aus. II. Heft 1 u. 2. Dr. Bicking in Mühlhausen zeigt durch mehre Beobachtungen, dass die natürliche Verschlimmerung einer Krankheit, bevor sie sich bessert, selten durch Homöopathie, sondern meistens durch die Naturheilkraft bewirkt werde (auf diese Weise nehmen die homöopath. Heilungen noch mehr ab.). Ein sehr beachtenswerther Aufsatz ist der über die Diagnose der Hundswuth bei mehreren Hausthieren (S. 6-38)

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von J. C. L. Genzke. Praktische Cautelen in der Cholera liefert Dr. A. Montagk in Berlin und sieht sich, um sich gegen den Vorwurf der Inconsequenz zu verwahren, zu einer Art Glaubensbekenntniss veranlasst: Ich betrachte die Homöopathie in ihrer gegenwärtigen Gestalt nicht als ein geschlossenes, vollendetes Ganze, das keiner Veränderung mehr fähig sey; ich bin vielmehr der Meinung, dass die Beobachtungen und Erfahrungen Hahnemann's und Anderer durch eine gänzliche Umgestaltung der Homöopathie, selbst wenn das Princip derselben durch eine höhere, umfassendere Idee verdrängt würde, erst ihre vollständige Sanction erhalten werden" (welche Täuschungen mag Hr. M. erfahren haben!). V. empfiehlt seinen Phosphorspiritus noch gegen Abscessbildung der Brüste und Schwerhörigkeit nach Fiebern. - Dr. Reisig in Berlin hat bei Abdominaltyphus Rhus Toxicodendr. gegeben und von der nicht unbedeutenden Zahl seiner Kranken nicht Einen verloren. (O! dreimal glücklicher Arzt!). Sepia wirkt spezifisch bei Chalazion und Keratocele, bei letztrer bleibt keine Narbe. Durch Psorin wird das Hübnerauge der Frau Dr. Reisig entfernt, dafür entsteht ein Chalazion, das langsam der Sepia weicht und endlich kehrt das Hühnerauge zurück. Der Hr. Gemahl frägt, in welchem Zusammenhange stehen diese Afterproductionen? Vielleicht in gar keinem, eher das Hühnerauge mit engen Schuhen! Schroen hatte einen Vortrag Helbigs beurtheilt hier die Entgegnung. Man sieht, dass schon wieder unter der gemässigten Partei der Homöopathen Spaltung entstanden ist. Man kann es dem Dr. Schroen gar nicht vergessen, dass er unablässig von Heilungen auf nichthomöopathischem Wege spricht.

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Nr. 4. Der Vf. legt in dieser Schrift die Ergebnisse seiner, innerhalb 4 Jahren am Krankenbette gemachten Beobachtungen über die Vorzüge und Mängel der spezifischen Heilmethode nieder und zeigt, welche Veränderungen dieselbe seit Hahnemann's Entdeckung erlitten, und wie viel (oder vielmehr wie wenig. Ref.) Thatsächliches und Wesentliches in der Homöopathie geblieben. Obschon der Vf. seine grossc Vorliebe für die spezifische Heilmethode nicht verhehlt, so verkennt er doch auch nicht den Nutzen der antipathischen und allöopathischen. So will er auch nicht blos am gesunden, sondern auch am kranken Organismus die Arzneimittel der Prüfung unterwerfen, und neigt sich in dieser Hinsicht mehr zu den älteren Aerzten, die nur die Prüfung am Krankenbette für wesentlich nöthig hielten. Er zählt dann die Krankheiten auf, in welchen ihm die homöop. Heil

methode mehr leistete als die anderen und liefert dazu eine grosse Zahl von Krankengeschichten. Bei Entzündungskrankheiten, Exanthemen, Blennorrhoen, chronischer und acuter Gicht und Rheumatismus, scrof. und rhachitischen Leiden, Hautauschlägen, Neuralgien, Krankheiten der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane u. s. w. scheint dem Vf. die Homöop. Vorzüge zu haben. Er gesteht aber auch, dass es viele Fälle gebe, in welchen die anderen Heilmethoden mehr leisteten und unentbehrlich seyen, und räth in dem Falle, wenn ein vollkommen passend scheinendes, in gehörig starker Gabe gereichtes homöop. Mittel keine Wirkung äussere, von der homöop. abzustehen und eine andere Heilmethode zu wählen. Dieser Fall tritt auch nach dem Vf. ein, wenn der Kranke nicht homöop. behandelt seyn will. Von den LehrSätzon Hahnemann's weicht er bedeutend ab, und zeigt das Unwahre derselben. Hinsichtlich der Dosis benutzt er die niedrigste Verdünnung, selbst die Urtinctur zu einigen Tropfen für den Tag, ja er gesteht, dass ausnahmsweise Fälle vorkommen, in welchen der homöopath. Arzt eben so starker Gaben bedarf als der allo- und antipathische Heilkünstler. Die Lehre von dem Potenziren, der Verwandschaftsfolge, der Psora und der Isopathie verwirft er ganz. Zuweilen mischt er einige homöop. Mittel zusammen, nicht selten lässt er Blutentziehungen, ausleerende Mittel u.s. w. den homöop. Arzneien vorausgehen, ja verbindet selbst die antipathische mit der homöop. Heilmethode. Die Diät ordnet er für jeden concreten Krankheitsfall an. Das Selbstdispensiren hält er für so lange nothwendig, als die Homöopathie keinen allgemeinen Anklang (?) unter den Aerzten gefunden und die Vorurtheile gegen dieselbe bei einem Theile des Publikums und der Apotheker nicht verschwunden sind. Der Apotheker Diensteid soll nicht immer eine genügende Garantie für die pünktliche Ausführung der ärztlichen Verordnung gewähren. (Aber bürgt denn dieser Diensteid der homöop. Aerzte immer für deren Redlichkeit? In der Stadt, in welcher Ref. seine Praxis übt, überlässt der homöopath. Arzt, trotz seinem Diensteide, das Dispensiren der Arzneimittel seiner Magd, seiner Frau, ja selbst die Gebrauchsanweisung, die Dosis und der Name des verordneten Arzneimittels, noch mehr die für die Richtigkeit der Verordnung Bürgschaft leistende Namensunterschrift des Arztes selbst wird nicht selten von der Frau geschrieben! Wir haben aber auch hier besondere Medizinalgesetze für den homöop. Arzt! Ref.)

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LEIPZIG, b. Brockhaus: Dr. Eduard Winkler Vollständiges Real - Lexikon der medicinischpharmaceutischen Naturgeschichte und Rohwaarenkunde. Enthaltend Erklärungen und Nachweisungen über alle Gegenstände der Naturreiche, welche bis auf die neuesten Zeiten in medicinischpharmaceutischer, toxicologischer und diätetischer Hinsicht bemerkenswerth geworden sind.

Auch unter dem Titel:

Naturgeschichtlicher und pharmacologischer Commentar jeder Pharmacopoe für Aerzte, Studirende, Apotheker und Droguisten. 1838. In Heften à 12 Bogen. (Preis eines Hefts 20 gGr.) In dem dem Werke vorangeschickten Prospectus ist ausgesprochen, dass dasselbe enthalten solle : 1) die wissenschaftlichen Diagnosen sämmtlicher Naturkörper, welche entweder Arzneistoffe liefern oder in toxicologischer und diätetischer Hinsicht bemerkenswerth sind; 2) die Angabe der Familien, Gattungen, der Stelle im natürlichen und Linneischen Systeme; 3) gedrungene oder genügende Beschreibungen der pharmaceutischen Naturalien und der Arznei Rohwaaren; 4) die Angabe der Kennzeichen echter Arzneien, so wie die Unterscheidungszeichen derjenigen, welche mit ihnen verwechselt werden können; 5) dic Angaben der Prüfungsmittel für Echtheit und Verfälschungen, für Güte und Unbrauchbarkeit oder Verdorbenheit der Arzneikörper; 6) die Angabe der wichtigen und meisten unwichtigen Synonyme naturgeschichtlicher und pharmaceutischer Benennungen; 7) die Angabe der Namen nebst kurzer Erläuterung von obsoleten Arzneien, so wie desjenigen, was man von neuen noch nicht vollständig gekannten Droguen und arzneikräftigen Naturalien bis jetzt weiss; 8) Nachweisungen der vorzüglichsten Schriften und den Stellen in den besten Werken, wo über angezogene Gegenstände ausführlichere Belehrungen sich finden; 9) Nachweisungen der vorzüglicheren Abbildungen, wobei besonders diejenigen Bilderwerke berücksichtigt wurden, die in dem Besitze vieler sich befinden und deshalb am zugänglichsten sind; 10) systematische Uebersichten; 11) ein alphabetisches Register der zahlreichen Werke, die citirt worden sind; 12) ein zweckmässig eingerichtetes Register aller der im Texte angegebenen, minder wichtigen Synonyme, Trivialnamen, deutscher Benennungen und gebräuchlichsten Provincialismen, so dass dasselbe als pharmaceutische Nomenclatur angesehen werden kann.

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(Der Beschluss folgt.)

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GRIECHISCHE LITERATUR. KÖLN, b. Eisen: Die Fragmente der epischen Poesie der Griechen bis zur Zeit Alexander's des Grossen. Gesammelt von H. Düntzer. 1840. II u. 112 S. 8. (21 gGr.)

Bei dem regen Eifer, mit welchem man in unserer

Zeit die Bruchstücke verlorner Schriftsteller des Alterthums sammelt und bearbeitet, und bei dem in die Augen fallenden Nutzen, welchen dergleichen Specialuntersuchungen der gründlichen Kenntniss der klassischen Welt nach allen Richtungen hin gewähren, konnte es allerdings auffallen, dass sich bisher noch Niemand die Sammlung und Zusammenstellung der epischen Fragmente zum Ziele gesteckt hatte. Zwar haben wir für die meisten Dichter aus diesem Kreise zum Theil sehr tüchtige, ja meisterhafte Arbeiten, durch welche im Einzelnen die Forschungen dem Abschlusse so nahe gebracht sind, als es bei den dürftigen herübergeretteten Brüchstücken möglich war; noch aber vermisste man ein Werk, in welchem das Ergebniss aller jener Untersuchungen zu einem Ganzen verarbeitet uns einen Ueberblick über den Reichthum der epischen Poesie der Griechen gewährt hätte nach ihrem Umfang, ihrer Entwickelung in Form und Inhalt, nach dem Verhältnisse der einzelnen Dichter unter einander und ihrer Stellung zur übrigen Literatur. Es war daher gewiss ein zeitgemässer Gedanke des Hn. Düntzer, vorerst einmal alle Bruchstücke der epischen Poesie der Griechen, und zwar diessmal bis auf Alexander d. Gr., übersichtlich zusammenzustellen;,, Kombinationen und Vermuthungen, wie nahe diese auch häufig lagen, sind mit Absicht von der Hand gewiesen", und so begnügt sich der Vf.,, das Material zu einem festen Grund und Boden für weitere Forschungen" zu liefern. So sehr es auch zu bedauern ist, dass sich Hr. D. selbst auf die untergeordnete Stellung des Sammlers mit Umgehung umfassender Forschungen zurückgezogen hat, so bleibt es doch ein dankenswerthes Unternehmen, mit Sorgfalt und Genauigkeit das Material zusammenzutragen und übersichtlich zu ordnen. Eine unbedingte Vollständigkeit ist hier vorerst kaum zu erreichen, auch nimmt der Vf. dieselbe für seine

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Sammlung nicht in Anspruch; doch dürfen wir an eine solche Arbeit mindestens die Forderung richten, dass die angeführten Stellen möglichst genau, nach den berichtigten Texten, in dem zum Verständniss nothwendigen Zusammenhange gegeben werden, so dass wir in jedem einzelnen Falle mit Zuversicht darauf rechnen können, alles beisammen zu haben, was wir zur richtigen Beurtheilung des Bruchstückes brauchen, ohne zu den Quellen selbst zurückzugehen. Ob Hr. D. diesen Anforderungen Genüge leiste, wird sich aus dieser Anzeige ergeben, wobei die Wichtigkeit des Gegenstandes eine grössere Ausführlichkeit rechtfertigen wird.

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Vorerst muss bemerkt werden, dass Hr. D. gar zu oft neuen Gewährsmännern folgend es für unnöthig gehalten zu haben scheint, selbst zu den ursprünglichen Quellen zurückzugehen. Einen auffallenden Beleg bietet sogleich der Anfang des Buches, wo wir zu der Vermuthung genöthigt werden, Hr. D. habe bei seiner Darstellung des epischen Kyklos nicht einmal den Photios eingesehen; denn wie hätte er sonst S. 9 sagen können: Ueber die Gedichte des troischen Sagenkreises im Kyklos sind wir durch unschätzbare Auszüge bei Photios ziemlich gut unterrichtet", worauf nun,, aus Phot." das Excerpt über die Kúngia folgt. Ebenso lässt der Vf. S. 16,, nach Photios" auf die Kúnqua die Ilias und darauf in fünf Büchern des Arctinos Aldonis folgen. Das ist allerdings stark für Jemanden, der sich nicht zum ersten Male mit dem epischen Kyklos beschäftigt. Eine wenn auch nur flüchtige Betrachtung würde gelehrt haben, dass sich des Photios dürftige Auszüge aus der Chrestomathie des Proklos fast auf die wenigen Zeilen beschränken (es ist hier nur vom Inhalt des Kyklos die Rede), welche Hr. D. S. 1 anführt (wo übrigens die Lesart 5 avro entweder hätte erklärt werden, oder die von Welcker gebilligte Emendation Heyne's, avtoi, hätte aufgenommen werden müssen; s. Heyne in der Bibliothek d. alten Lit. und Kunst 1r Bd. 1s St. Ined. S. 15. Welcker ep. Cyclus S. 28 Note). Dass wir jene,, unschätzbaren Auszüge" nicht dem Photios, sondern lediglich den Bibliotheken des Escorial und S. Marcus verdanken, hätte Hr. D. des weiteren in der eben angeführten Biblioth. d. alten

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solchen Stellen angeführt finden, die Hr. D. aus neuen und neuesten Gewährsmännern abgeschrieben zu haben scheint. Ob Hr. D. die Borgia'sche Tafel anderswoher kenne als aus Welcker's Anführung, (Ep. Cyclus S. 35) mag auf sich beruhen; in der 5. Zeile der Tafel stimmt er (S. 5) mit Welcker überein abweichend von dem ersten Abdrucke Heeren's in der Biblioth. d. alt. Lit. u. Kunst I, 4. S. 61. Noch muss der übeln Gewohnheit des Vfs. gedacht werden, in einem keineswegs ökonomisch gedruckten Buche den Namen des Gedichtes oder Dichters, von welchem gerade die Rede ist, immer nur mit den Anfangsbuchstaben durch alle Casus zu bezeichnen; z. B. ὁ τὴν μ. Ι. πεποιηκώς, d. h. τὴν μικρὴν Ἰλιάδα. Diess geht so weit, dass wir in einem Fragmente, in welchem von Oenopion die Rede ist, (S. 49) im Verlaufe die Abkürzung ἐπὶ τὸν Οἰ. ἦλθε finden. In einem Collegienhefte mag das hingehen, in einem gedruckten Buche kann es nur anwidern.

Lit. u. Kunst 1, 1. Ined. S. 3 45 ersehen können. Ob der Vf. den Eustathius selbst benutzt hat, lässt sich in Zweifel ziehen; wenigstens möchte man daraus, dass er bald nach den Seitenzahlen der Römischen, bald nach denen der Baseler Ausgabe citirt, (jedenfalls eine literärische Unart, die unsägliches nutzloses Suchen verursacht; der Eustathius sollte immer neben der Angabe der Seitenzahl einer bestimmten Ausgabe nach Buch und Vers des Homer citirt werden) zu der Vermuthung geführt werden, er habe sein Citat jedesmal seinem Gewährsmanne nachgeschrieben. So finden wir z. B. S. 32 Fr. XIV citirt:,, Eust. Il. p. 11" nach der Baseler, und in der folgenden Zeile bei demselben Fragment: „, lb. p. 1484" nach der Römischen Ausgabe. Noch auffallender ist das Beispiel S. 41 Fr. XLVI, wo wir ,, Eust, Il. p. 94. 126. 797" angeführt finden; allein S. 94 u. 126 ist dieselbe Stelle, so dass 94 den Anfang derselben nach der Baseler, 126 das Ende nach der Römischen Seitenzahl bezeichnet. S. 103 Fr. XIX liest man: „Eust. II. p. 212." Hier ist es augenfällig, dass Hr. D. nur seinen Vorgänger (vermuthlich Buttmann) leichtfertig abschrieb; die betreffende Stelle steht Eustath. ad Hom. II. II, 212, p. 205 Rom., 155 Basil. Eben so zweifelhaft ist es, ob Hr. D. die bezüglichen Stellen des Pausanias im Buche selbst nachgesehen habe; wenigstens ist es sehr bedenklich, dass der Vf. S. 8 Fr. III sagt:,, Paus. IX, 4: Aéyeta δὲ καί, ὡς ἐν ᾅδου δίκην δίδωσι Αμφίονι, ὧν ἐς Λητώ.. inépony; so hat keine Ausgabe, und es dürfte Hn. D. schwer fallen, jene Worte IX, 4 zu finden, oder, wenn er sie IX, 5, 4 (8) gefunden, aus ihnen cinen vernünftigen Sinn zu entwickeln. Die Sache wird indess klar, wenn wir Welcker ep. Cyclus S. 258 Note 415 nachschlagen, wo die Stelle mit richtiger Bezeichnung IX, 5, 4, aber mit demselben Druckoder Schreibfehler Aupiov steht. Sollte übrigens Hr. D. sonst die Stellen bei Pausanias selbst nachgesehen haben, so trifft ihn doch der Vorwurf, nur die Ausgabe des Facius benutzt zu haben, ohne irgend eine der neueren zu Rathe zu ziehen; eine Fahrlässigkeit die um so mehr Tadel verdient, da es gerade bei solchen Fragmentensammlungen ganz besonders darauf ankommt, den möglichst berichtigton Text zu haben. Rüge verdient es ferner, dass der Vf. bei seinen Anführungen aus dem Scholiasten des Apollon. Rhod. den Schol. Paris. gänzlich ignorirt, wenn wir etwa S. 104 Fr. XXXII ausnehmen, wo es heisst: ,, Die Pariser Hdschr. Súzte und Edwo", womit nichts anders gemeint ist als der in der That leicht genug zugängliche Schol. Paris., dessen Text wir nur an

Hr. Düntzer beginnt mit den Fragmenten des epischen Kyklos. Mit Umgehung aller Untersuchungen über die Beschaffenheit desselben folgt er fast lediglich den Anordnungen Welcker's, wobei der Borgia'schen Tafel ein grösserer Einfluss eingeräumt wird, als einem so lückenhaften, nach Abfassung und Zweck so zweifelhaften Monumente zu gebühren scheint. An die Spitze wird demnach gestellt eine Titanomachie, wenngleich die Auszüge aus Proklos bei Photios allerdings mit einer Theogonie zu begin nen scheinen, und die Borgia'sche Tafel....pazias hat, was Welcker und unser Vf. vielleicht allzu entschlossen in [Tiravo] paxiav verwandeln. S. 2 Fr. V zeigt sich der Vf. nicht geneigt, in Bezug auf den bei Schol. Pind. Nem. 3, 38 mit ausgefallenem Namen des Dichters angeführten Vers der Ansicht von Voss, Weichert und Welcker beizutreten, Er wirft vielmehr die Frage auf:,, Sollte nicht an ein Gedicht über Herakles zu denken seyn"? Schwerlich! denn wer möchte wohl glauben, dass in einer Heraklee die Säulen des Herakles otijhai Alyaiwvos genannt worden seyen?

Es folgt II. die Danais; in der borgia'schen Tafel steht freilich duvaidus; aber Hr. D. verwandelt diess in Auvatdu, ohne weitere Angabe eines Grundes, als ob sich das von selbst verstände, fügt zwei Stellen bei, wo ὁ τὴν Δαναΐδα πεποιηκώς angeführt wird und bringt so ohne weitere Erläuterung des Inhalts und ohne Rechtfertigung wie dieses Gedicht in einem hoffentlich doch vernünftig angelegten epischen Cyclus unmittelbar hinter der Giganto- oder der Titanomachie folgen konnte, die Untersuchung über die Danais, zu einer schleunigen Endschaft.

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Wir gehen weiter III zur Apačovía. Auf der Tafel des Museo Borgia ist der Titel ausgefallen und nichts stehen geblieben als xai tov...... nv, welches Welcker S. 36 so ergänzt: xai ròv [Auasóvæv nóλeuov xult], selbst ohne grosse Zuversicht. In derlei Ergänzungen kann man nicht viel mehr als ein Spiel des Witzes erkennen. Hr. D. nimmt indess diese Ausfüllung an mit Bezug auf die von Suidas aufgeführte Auatovía Homers. Das in der Inschrift erhaltene unglückliche Tóv erlaubte nicht, die Auažovía einzufügen, folglich umschreibt man es τον Αμαζόνων πόλε μov, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob je ein solcher Titel vorgekommen, ja ob er nur wahrscheinlich sey, was Ref. wenigstens bezweifeln zu dürfen glaubt. Um die ungewisse Sache noch ungewisser zu machen, fährt Hr. D. fort:,, Diese Amazonia soll dasselbe Gedicht seyn mit der zur Zeit des Pausanias schon verschwundenen 'Ariç des Hegesinoos, aus der dieser IX, 29 anführt" u. s. w. Freilich stellte Welcker diese Meinung (S. 313, besonders 320) auf, doch vermisst Ref. dabei allen auch nur einigermaassen sicheren Boden; er kann sich nicht überzeugen, dass dasselbe Gedicht bald ohne Namen des Vfs. Aualovía, bald d'Auasóvar nóheuos, bald mit dem Namen Hege ̓Αμαζόνων πόλεμος, sinoos Aris genannt worden sey, er kann diess um so weniger, da die einzige erhaltene Stelle aus jener Ar9is bei Pausan. IX, 29, 1 auch nicht die mindeste Veranlassung giebt, an Amazonen zu denken. Müssig erscheint ferner Ref. die Meinung,,, von der (d. h. dieser?) Atthis sey wohl zu verstehen, was Strabo V,2 sagt: οἱ τὴν ̓Ατθίδα συγγράψαντες” etc.; noch müssiger die Vermuthung, die Verse bei Schol. Find. Nem. 3, 64 seyen zu demselben Gedichte zu rechnen, da die Worte des Scholiasten mit weit mehr Wahrscheinlichkeit auf eine Heraklee hinweisen. Auch die von Aristot. Rhet. 3, 14 angeführten Eingangsverse kann Ref. nicht hieher ziehen; er theilt sie mit Näke dem Chörilos zu.

(Die Fortsetzung folgt.)

MEDICIN.

LEIPZIG, b. Brockhaus: Dr. Eduard Winkler Vollständiges Real - Lexikon der medicinischpharmaceutischen Naturgeschichte und Rohwaarenkunde u. s. w.

(Beschluss von Nr. 63.)

Der Vf. hat sich bei seinem Lexikon der officinellen lateinischen Namen bedient, so ist z. B. bei Aal auf Muraena Anguilla Lin. verwiesen. Bei allen Pflanzen und deren Theilen sind die botanischen Cha

ractere in der Regel sehr ausführlich aufgenommen, weniger allgemein sind die chemischen Bestandtheile berücksichtigt, welche z. B. bei Acacia Catechu fehlen, aber im 2ten Hefte bei Catechu vollständig beigebracht sind, doch fehlen sie oder sind unvollständig bei Achillea Millefolium, Ptarmica, Aconitum Napellus, Adiantum Capillus Veneris, Adoxa moschatellina. Bei Aesculus Hippocastanum ist nicht des blauschiller-färbenden Stoffs gedacht. Bei Aethusa Cynapium ist das von Ficinus aufgefundene Cynapin nicht erwähnt. Agrimonia Eupatoria enthält ätherisches Oel und Gerbstoff, Alchemilla vulgaris eisengrünenden Gerbstoff. Alkornoc Rinde enthält nach Geiger und Biltz eine eigenthümlich krystallisirbare Substanz, Gerbstoff, Gummi, Bitterstoff. Alisma Plantago Aetheröl, Stärkmehl, Harz, Extractivstoff. Alkanna tinctoria enthält rothen Färbstoff und Gallussäure, die falsche Alkanne Anchusa tinctoria ausser rothem Färbstoff, Gummi, Extractivstoff auch Harz. Allium Cepa enthält ausser ätherischem Oele nach Fourcroy und Vauquelin auch Zucker, Gummi, Essig und Phosphorsäure, citronensauren Kalk, eben so Allium sativum und wahrscheinlich die meisten Allien. Mit vollem Recht ist bei Ambra erwähnt, dass ihm der so häufig zugeschriebene Wohlgeruch nicht zukomme und wo er vorhanden andern Zusätzen beizumessen sey. Uebrigens halten ihn zumal ältere Aerzte als Arzneimittel noch in Ehren, mit welchem Recht wagt Rec. nicht zu sagen. Anagallis arvensis ein einst berühmtes, jetzt fast, aber mit Unrecht, der Vergessenheit anheimgefallenes Arzneimittel, ist noch nicht oder nur unvollständig chemisch untersucht. Anime besteht aus Harz, Unterharz und ätherischem Oele. Der Artikel Apis mellifica ist mit grosser Ausführlichkeit bearbeitet und umfasst 7 enggedruckte Seiten. Apium graveolens enthält ein kräftiges ätherisches Oel. Arnica montana enthält in der Blume, wie in der Wurzel ätherisches Oel, dem wohl vorzüglich die Wirksamkeit beizumessen ist. Dass die zuweilen üble Wirkung des Aufgusses von schlechter Bereitung desselben herrühren soll, wie der Vf. anführt, scheint Rec. nicht wahrscheinlich; denn die Darstellung ist zu einfach und der helle Aufguss würde die Verfälschung des

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Fasern leicht entdecken lassen. Arrow roots mit gewöhnlichem Stärkmehle lässt sich auch durch Jodtinctur nachweisen, welche das feucht gemachte Arrow root nur röthlich violett, Amylon haltiges oder mit Stärkmehl versetztes blau färbt. Arum maculatum enthält viel Amylon. Asparagus enthält einen eigenthümlichen Stoff Asparagin.

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