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Urkunde (v. 21. September 1457): „Unter allen andern guten Werken habe er das auserwählt, eine hohe gemeine Schule und Universität zu stiften und auf zurichten; er wolle so mit anderen christlichen Fürsten helfen graben den Brunnen des Lebens, daraus von allen Enden der Welt unaussetzlich geschöpft möge werden erleuchtendes Wasser tröstlicher und heilsamer Weisheit, zu Erlöschung des verderblichen Feuers menschlicher Unvernunft und Blindheit." Hr. St., der S. 2. diese Worte anführt, bricht in die Exclamation aus:,,Wahrlich, eines christlichen Fürsten würdige Worte." Wir haben hiegegen nur das zu erinnern, dass jeder vernünftige Fürst, auch wenn er kein Christ, sondern z. B. nur ein Marc Aurel ist, also sprechen kann und sprechen dürfte. Wir bemerken Wir bemerken diess, damit jener Exclamation alle weitere Consequenz genommen werde. Wenn dann der Vf. S. 8. ff. die Universität als die Repräsentantin der Intelligenz, der Wahrheit schildert, und sie definirt als die zur Potenz erhobene Intelligenz der Zeit, als den geistigen Reflex des Lebens des Geschlechts von seiner erkennenden Seite, und endlich als den Spiegel des zur Wissenschaft erhobenen Selbstbewusstseyns des Geistes, so findet man keine besondere Ursachen zum Widerspruche, obschon die Sache ohne solch hohle Phrasen einfacher ausgedrückt, oder auch noch anders aufgefasst werden könnte.

dass

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Fra

der

Sclaventhum vor. Statt solcher vagen Raisonnements
hätte er jedoch besser gethan, sich auf eine gründ-
liche Widerlegung Scheidlers *) einzulassen, dem er
nur bloss absprechend opponirt. Die Alten kannten.
die Wissenschaften und haben Grosses in ihnen ge-
leistet (welcher neuere Philosoph wäre grösser als
Aristoteles?), sic betrieben besonders die Philoso-
phie und das Studium ihrer Literatur, sie hatten Schu-
len und grossartige Akademien, z. B. zu Alexandria;
sie strebten stets vorwärts, und würden, wenn ihr
wissenschaftliches Vorwärtsschreiten eines ähnlichen
Vehikels bedurft hätte, gewiss auch auf Universitäten
verfallen seyn. Allein die Alten hatten ein vereinendes,
und belehrendes öffentliches Leben, wie wir es nicht ha-
ben; sie hatten, was sehr hervorzuheben ist, nicht so viele
Obscuranten, als wie wir. Und wenn denn nur das
Christenthum die Universitäten hervorbringen konnte,
warum hat sich dasselbe so lange besonnen, bis es die
erste dieser Anstalten erstehen liess? An Finster-
niss, die zu vertreiben gewesen wäre, hat es doch auch
vorher nicht gefehlt! Um nämlich von vielem Anderen
nicht zu reden, so ist es, wie schon Scheidler bemerkt
hat, eine ganz eigenthümliche Erscheinung,
nach Einführung des Christenthums als sogenannte
Staatsreligion das alte Verhältniss und Ansehen der he
bisherigen heidnischen Schulen sich erhielt, dabei e
aber von Seiten des Christenthums nur das unselige,
mit den Wissenschaften unverträgliche Mönchsthum
desto schneller sich ausbildete. Hr. St. mag sich da-
her drehen wie er will, sein Satz
her drehen wie er will, sein Satz,,die Universität ein
Product des Christenthums", ist weder bewiesen noch si
beweisbar, eben so wenig als es gelingen wird, dar-
zuthun, dass die Wissenschaft ein Product des Chri-
stenthums sey.**) Mit jenem erbettelten Satze stürzen
also auch alle darauf gebauten Conscquenzen in ihr
Nichts zurück; und hierauf machen wir um so mehr
aufmerksam, als ein grosser Theil der später folgen-
den, bisweilen höchst anmassenden, Behauptungen
eben auf diesen Consequenzen beruht.***) Unwahrist
es ferner wenn Hr. St. S. 11 behauptet, das Christen-
thum habe einen vollständigen Sieg über das heidni-
sche Alterthum errungen. Dass dieser Sieg nicht.
vollständig ist, leuchtet klar daraus hervor, dass noch
heut zu Tage die Klasse der höchst Gebildeten gerade
aus der Literatur jenes Alterthums fortwährend Auf-
klärung und Belehrung schöpft, die gewissen Lieb-
Staatsgewalt. Jena 1838. S. 184 ff.

Ganz anders gestaltet sich aber das Verhältniss
auf S. 10 ff., wo Hr. St. klarer mit seiner Absicht her-
vortritt. Die daselbst behauptete Thatsache, das
heidnische Alterthum habe keine Universitäten in un-
serem Sinne des Wortes gehabt, ist allerdings rich
tig; aber die Behauptung, es sey nicht möglich ge-
wesen, dass dieses Alterthum je Universitäten her-
vorgebracht hätte, müssen wir, als unbegründet und
willkürlich gefasst, zurückweisen. Unbegründet
nennen wir nämlich, wenn Hr. St. ohne Weiteres
behauptet, solche Bestrebungen der
der alten Welt
hätten nie einen entsprechenden Erfolg haben kön-
nen, und zwar der ganzen Stellung nach, in wel-
cher sich das Alterthum dem Geiste gegenüber befand.
Alles, sagt er, war damals der Vereinzelung und
Zerstreuung hingegeben; weder der Staat noch die
Religion konnte sich eine Angelegenheit daraus ma-
chen, den Geist in seine innersten Tiefen einzuführen;
auch wirft Hr. St. den Alten in dieser Beziehung das

* Ueber die Idee der Universität und ihre Stellung zur
**) Eher würden wir zugestehen, dass der Volksunterricht ein Product des Christenthums ist.

***) Die wahre Quintessenz dieser Folgerungen steht auf S. 94, wo Hr. St. den glücklichen Satz gewinnt, dass die Univer. sität, wenn sie sich ihrem Wesen nicht entfremden wolle, durchaus vom theologischen Momente geleitet werden müsse Die geistlichen Herren mögen nur vorerst für ihre Sachen sorgen, und das Uebrige den dazu Berufenen überlassent Aber freilich, die geistlichen Herren wollen eben regieren.

habern des heiligen römischen Stuhles, eben so sehr als die freie Philosophie, cin Dorn im Auge ist; es leuchtet auch daraus hervor, dass die geistlichen Herren und andere Fromme sich unablässig gegen das Alterthum creifern. Wer eine Herrschaft über die Geister ausübt, ist noch nicht besiegt. Wann anders ist denn, um einen schlagenden Fall anzuführen, die Reformation entstanden, als gerade zu der Zeit, wo die Ideen des Alterthums, im Mittelalter niedergedrückt, sich wieder regten?

Mit der geistlichen Anmassung, welche sich im weiteren Verlaufe der Schrift kund giebt, stimmt übrigens am allerschlechtesten zusammen die S. 14 enthaltene Erklärung, der Vf. wolle sich nicht in Dinge eindrängen, welche nicht die seinigen seyen: ganz naiv nimmt er für das, was er über andere, soinem Berufe mehr oder weniger fremde Wissenschaften vorbringen werde, die gütige Nachsicht des Lesers zum Voraus in Anspruch. Und dennoch ist Ref. nicht leicht eine Schrift vorgekommen, wo alle Wissenschaften, selbst die ganz fern liegenden, so von oben herab gemeistert würden, als eben Diese.

Indem wir übrigens die finstere Tendenz des Ganzen schon hinlänglich geschildert haben und den Raum dieser Blätter nicht zu sehr in Anspruch neh

men wollen, beschränken wir uns auf einige weitere

Bemerkungen.

1) Der bescheidene Vf. sagt S. 20; "Das theologische Moment in den Wissenschaften ist das göttliche Moment in denselben." Ferner S. 21: „Was Gott für die Welt ist, das ist das theologische Moment für die Wissenschaften.”

Der zweite Satz ist nicht wahr, weil der erste Satz nicht wahr ist. Der erste Satz ist nicht wahr, weil theologisch und göttlich zwei ganz verschiedene Begriffe sind. Ist etwa auch die theologische Facultät die göttliche Facultät? Wenn beide Begriffe gleich sind, warum braucht der Vf. nicht stets den Ausdruck "göttlich"? Es ist auffallend, dass er dem theologischen den Vorzug gibt vor dem höchsten, nämlich dem göttlichen.

Eine ähnliche Willkür erlaubt sich der Vf. durch die ganze Schrift hindurch, und namentlich auch S. 25 in folgender philosophisch tönenden Stelle: ",Es werden die Wissenschaften selbst, je mehr sie nur sind, was sie seyn sollen, dadurch sich zur Theologie hinbewegen, dass sie, auf ihrem eigenen Gebiete nach höheren Gründen für die Erscheinungen fragend, sich durch diese Fragen auf den Boden der Metaphy

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sik hinüber begeben, auf welchem das göttliche Moment seiner Verhüllung sich entledigt, welches Moment eben als göttliches auch das theologische ist."

Hr. St. bemerkt ferner S. 19 fg., sein Zweck sey, den Organismus der Universitätswissenschaften so aufzuzeigen, wie er vom Standpunkte der Theologie aus erscheint; dann behauptet er, dies sey gleichbedeutend mit Folgendem: den Zusammenhang nachweisen, in welchem die Theologie mit den übrigen Wissenschaften steht. Da nun Hr. St. kein Wort zum Beweise dieser Behauptung hinzugefügt hat, so haben wir auch keine Verpflichtung zum Gegenbeweise, leugnen jedoch aus gutem Grunde die Wahrheit derselben. Auch haben wir nicht begriffen, warum er immer von Universitätswissenschaften spricht; was für andere Wissenschaften giebt es denn noch ausser Diesen?

2) Der bescheidene Vf. macht S. 56, eben von seinem theologischen Momente ausgehend, der bisherigen Geschichte der Philosophie das Compliment, dass sie ihre Aufgabe noch nicht einmal gefasst, viel weniger gelöst habe; denn sie habe bisher meistens nur die verschiedenen Systeme der Philosophen, und diese nicht einmal in ihrer organischen Entwickelung zum Gegenstande der Betrachtung gemacht.

3) Der bescheidene Vf. zieht auch die Philologie vor seinen Richterstuhl, und entlässt sie,

die

ebenfalls bisher ihre höhere Aufgabe nicht verstanden habe, S. 58 mit der Belehrung, sie werde diese Aufdes Christenthums erfülle. gabe begreifen und lösen, wenn sie sich mit dem Geiste hinzu, ist das theologische Moment in dieser WissenUnd das, setzt er dann schaft und in den Zweigen derselben!

4. In der Staatswissenschaft huldigt der aufgeklärte Vf. den Hrn. Lemaistre, Haller, Ad. Müller, und Friedr. Schlegel. Wer sollte denn auch daran zweifeln?

5. In welchem Verhältnisse sich der Hr. Vf. Staat und Kirche zu einander denken werde, davon können selbst eine Vorstellung bilden. Der Staat ist nur eine sich unsere Leser nach dem bisher Bemerkten wohl Rechtsanstalt, ein Volk, in rechtlicher Ordnung; cr hat dem Christenthum und der Kirche sein besseres Seyn zu danken; ob nnd dass diese Kirche auch dem Staate etwas, viel oder wenig, zu verdanken habe, davon sagt Hr. St. natürlich Nichts; von einem Nachdrucke in dieser Beziehung ist noch weniger die Rede. Auch Wissenschaft und Kunst gehen den Staat nichts an *). Die Kirche ist ganz und völlig von ihm unabhängig. "Dadurch nämlich, dass das christliche Princip im Staate, den es allmählig mit seinem Geiste

durchdrang, Religion und sittliche Freiheit in die Rechte selbständiger Entwickelung einsetzte, hat es dem Staate das, was ursprünglich nicht aus ihm war, Religion und sittliche Freiheit, auch nicht als das Seine zusprechen, es hat diese nur so durchwalten und bestimmen können, dass dadurch und überhaupt durch die im Christenthum gesetzte göttliche Erziehung der Menschheit dem Staate selbst nothwendig alles Heil und aller Segen erwachsen musste, wenn er diesem Heile und diesem Segen nicht durch Verkennung seiner eigenen Interessen in den Weg trat, in dem selbstsüchtigen Streben befangen, das mit Gewalt in sein Bereich hinein zu ziehen, was nach der Natur der Sache über dasselbe hinaus lag." ,, Und dennoch, fährt Hr. St. S. 106 fort, dennoch gehört es zu den grossen Täuschungen der neuern Zeit, gerade das Gegentheil hiervon für das Wahre zu halten, und es kann in diesen Tagen eine grosse Zahl gezählt werden sowohl derer, die auf Kathedern sitzen, als derer, die im Staatsdienste wirken, welche in dieser Täuschung sich herumtreiben. Unter Diesen selbst ist aber wesentlich nur der Unterschied, dass die Einen die absichtlich Täuschenden, die andern aber wegen ihrer Kurzsichtigkeit die Getäuschten sind." Hierauf droht unser Prophet für den Fall, dass man fortan der Kirche zu nahe trete *), mit einer einbrechenden Revolution, jammert mit Burke darüber, dass Europas Glorie durch die fortwirkenden Folgen der Revolution für immer ausgelöscht sey, und stimmt in Niebuhr's bekannte, durch die Julirevolution hervorgerufene, bis jetzt wenigstens gar nicht eingetroffene, schwachmüthige **) Prophezeiung einer nächstens cinbrechenden Barbarei, wie die Welt sie um die Mitte des dritten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung erfahren habe. Zum Glück erholt sich unser melancholischer Wahrheitsmann wieder durch die Freude, die ihm der protestantische Professor Hase ***) macht, der von Staat und Kirche gerade so denkt, wie Staudenmaier. Bei dieser Gelegenheit können wir übrigens nicht umhin, auf die armselige Lächerlichkeit aufmerksam zu machen, die man so oft in Schriften der katholischen Priester antrifft, dass sie nämlich triumphiren, wenn sie für irgend einen ihrer obscuren Gedanken eine

Auctorität bei einem, so Gott will, noch obscureren Protestanten aufhaschen, und darauf das grösste Gewicht legen†). Tritt ihnen aber eine kräftige protestantische Stimme oder Natur hemmend in den Weg, dann heisst es alsbald: „ nun ja, der ist Protestant!”

6. Das Thema über die Revolution, auf welches der Vf. nun einmal gekommen ist, behandelt er dann zum Zwecke der Einschüchterung ziemlich breit, er wandelt aber dabei an der Hand eines so bekannten Revolutionen - Spürers und Revolutionen - Bekämpfers, dass dieser Theil seiner Schrift der aller unoriginellste ist. Sich nämlich auf Hrn. Ringseis zu München stützend, und mehrmal ¡dessen Worte aus der Rede über den revolutionären Geist auf den deutschen Universitäten anführend, macht er den Universitäten den schweren Vorwurf, nur zu oft in ihrem Schoosse und zugleich am meisten das verderbliche Feuer der Unvernunft und Blindheit genährt und gehegt, und somit der Gesellschaft, der Religion, und der Sitte mehr zum Verderben als zum Heile gereicht zu haben. Die jetzige Zeit als die Zeit des Unglaubens, der Lüge und der Gesetzlosigkeit schildernd fordert er endlich die Universitäten und ihre Lehrer zum Kampfe gegen diese Mächte der Finsterniss auf, damit sie selbst nicht treffe das strafende Wort der heiligen Schrift: Im Geiste habet ihr angefangen, wollet ihr nun enden im Fleische?

Wir haben prüfend ein treues Bild von der Tendenz dieser Schrift zu geben gesucht. Sie wird in der deutschen Literatur zu keiner Bedeutung kommen, bestehend aus alten Priesterideen, mit abgestandenem philosophischem Wässerlein gebrühet. Sie wird aber von der in Deutschland bei Katholiken und Protestanten vielfach thätigen Beglückungs- und BelehrungsPartei, aus deren Schoose sie stammt, nach Kräften angepriesen und wo möglich geltend gemacht werden. So wenig wir sie um solchen Ruhm beneidee können, so würden wir doch herzlich bedauern, wenn das auf der früher so freisinnigen Universität Freiburg offenbar eingetretene Reactions - Princip so weit urgirt würde, dass Staudenmaiers Tendenzen praktische Geltung und Folgen bekämen.

*) Von Preussen ist buchstäblich und namentlich nicht die Rede; die ganze Diatribe hat aber doch diese Zielscheibe. **) Franz Lieber, ein grosser Verehrer Niebuhrs, sagt in seinen Denkwürdigkeiten S. 78: Niebuhrs physischer Muth war nicht gross; obgleich Ueberzeugung und Pflichtgefühl ihn dazu vermögen konnten, sich selbst einer Gefahr auszusetzen. Er kam leicht in Furcht in Beziehung auf sich sowohl als auf seine Familie. Eine Fischgräte, welche ihm im Halse stecken blieb, brachte ihn in ein wahres Entsetzen.

***) In der akademischen Rede über die deutsche Kirche und den Staat.

Ganz besonders ekelhaft hat sich diese Jämmerlichkeit bei Hurter's Innocenz manifestirt.

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1839. 46 u. 270 S. 8.

Dieser jährlich erscheinende Almanach liefert eine Uebersicht des gesammten französischen Unterrichtswesens, in soweit es von dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts resortirt, mit Ausschluss der zum Resort anderer Ministerien (des Kriegs, des Innern, des Handels) gehörenden Anstalten (also der Militairschulen, polytechnischen Schulen, Militairmedicinalschulen, Thierarzneischulen, Ackerbauschulen, Bergbauschulen u. s. w.). Der vorliegende Jahrgang enthält folgende Abschnitte:

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1. Rapport au Roi. Veränderungen in der Organisation und im Budget, das für das Jahr 1840 um 887,117 Francs erhöht ist. Davon erhalten das Institut 38000 Fr., Muséum d'histoire naturelle 8100 Fr., Bibliotheken 27,100. Verschiedene Anstalten 8000, Secours et encouragemens 21,000, Subscriptionen 17,500. Der Primär - Unterricht kostet 6,065,000 Fr., der Secundärunterricht 2,362,550 Fr. (trägt aber ein 1,597,000 Fr.), der höhere Unterricht oder die Facultäten kosten 2,481,380 Fr. (bringt aber ein 2,123,000). Im Ganzen kostet der höhere Unterricht in Frankreich dem Staate gar sehr viel weniger als in Deutschland, weil die Kräfte auf wenige Anstalten concentrirt, in Deutschland aber auf eine ungleich grössere Anzahl von Anstalten vertheilt sind. Mit Recht hebt der Berichterstatter (Salvandy) in einer historischen Uebersicht die unsterblichen Verdienste Napoleons um das französische Unterrichtswesen hervor, und sagt von dem früheren Zustande (wie er theilweise noch besteht),,,tout etait livré au hasard des spéculations particulières; la France n'avait, suivant l'énergique expression de Napoleon que des boutiques d'instruction." Die! gegenwärtige Regierung hat sich besonders Verdienste um den Primärunterricht und die niedern Gewerbschulen erworben; im Jahre 1832 genossen in Frankreich nur

1,200,715 Kinder Primär - Uuterricht, im J. 1838 aber 2,680,691, niedere Gewerbschulen gab es 1832 noch gar nicht, 1837 aber 1856, in denen 36,965 Handwerkslehrlinge unterrichtet wurden.

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2. Etablissemens scientifiques et litteraires: I. Das Institut mit einem Etat von 562,000 Fr. begreift in sich a) die Academie française; b) die Academie des inscriptions et belles lettres; c) die Academie des Sciences (mathematiques et physiques); d) die Academie des beaux arts. II. Das Collège de France in Paris mit einem Credit von 144,044 Fr. Man darf diese freie eigenthümliche Unterrichtsanstalt wohl als das Vorbild der neuern Londoner Universität betrachten, sie bezeichnet aber überhaupt die Tendenz der neueren Universitäten und steht im schroffsten Gegensatz zu den Universitäten des sechszehnten Jahrhunderts; ihre Lehrer vertreten indessen zum Theil zugleich Stellen von Lehrern an den facultés des lettres und des sciences in Paris; das Collège de France besteht aus folgenden Professuren: 1) Astronomie; 2) Mathématiques; 3) Physique générale et mathématique; 4) Physique générale expérimentale: 5) Médicine; 6) Histoire naturelle des corps organisés; 7) Chimie; 8) Histoire des corps inorganiques; 9) Droit de la nature et des gens; 10) Histoire et morale; 11) langues hébraique, chaldaique et syriaque; 12) langue arabe; 13) langue persane; 14) langue turque; 15) langue et literature chinoise; 16) langue et literature sanscrites; 17) langue et litérature grecques; 18) philosophie grecque et latine; 19) eloquence latine; 20) poésie latine; 21) literature française; 22) économie politique; 23) archéologie; 24) histoire des législations comparées. III. Ecole des langues orientales vivantes in Paris, deren Credit um 5000 Fr. erhöht wird, hat folgende Professuren: 1) arabe literal; 2) arabe vulgaire; 3) persan; 4) turc; 5) arménien; 6) grec moderne; 7) hindoustanie. - IV. Ecole des chartes in Paris, zwei Professuren: 1) Cours élémentaire; 2) diplomatique et paléographie française. V. Das Bureau des longitudes in Paris mit einem Credit von 121,760 Fr. mit 13 Angestellten für Geometrie

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Geographie, Astronomie, Navigationskunde, Kartenzeichnen und Rechnen. VI. Das Muséum d'histoire naturelle zu Paris, Credit von 480,000 Fr. Professuren: 1) Anatomie et histoire naturelle de l'homme; 2) botanique; 3) botanique rurale; 4) culture des jardins; 5) histoire naturelle des quadrupedes et oiseaux; 6) histoire naturelle des reptiles et poissons; 7) histoire naturelle des animaux articulés; 8) histoire naturelle des mollusques et zoophytes; 9) anatomie comparée; 10) physiologie comparée; 11) minéralogie; 12) géologie; 13) physique; 14) chimie génerale; 15) arts chimiques. VII. Die Ecole normale zu Paris zur Bildung von Lehrern für die Gymnasien mit 9 Lehrern der Geschichte, Philosophie, alten uud neuen Sprachen, und 12 Lehrern der Mathematik und Naturkunde. VIII. Studium der Theologie in 5 katholisch theologischen Facultäten zu Paris, Lyon, Rouen, Aix, Bourdeaux, 1 lutherischen zu Strasburg, 1 reformirten zu Montauban. IX. Studium der Rechtswissenschaft. In 9 Facultä ten zu Paris, Aix, Dijon, Grenoble, Montpellier, Poitiers, Rennes, Strasburg, Toulouse. Die Professuren zu Paris sind 1, 2, Institutionen des römischen Rechts, 3, 4, 5, 6, 7, 8, Code civil; 9) legislation criminelle et procedure civile et criminelle; 10) Pandectes; 11) droit admininistratif; 12) code de commerce; 13) histoire du droit romain et du droit française; 14) droit des gens; 15) droit constitutionel française; 16) legislation criminelle et comparée und 6 ausserordentliche Professuren. Die übrigen Rechtsfacultäten sind seit zwei Jahren gleich organisirt und haben folgende Professuren: 1) droit romain 2, 3, 4) code civil; 5) procédure civil et legislation criminelle; 6) code de commerce; 7) droit administratif, nebst ausserordentl. Professoren in verschiedener Zahl. - X. Studium der Medicin in 3 Facultäten zu Paris, Montpellier und Strasburg und 18 Sccundärschulen zu Amiens, Angers, Arras, Besançon, Bordeaux, Caen, Clermont, Dijon, Grenoble, Lyon, Marseille, Nancy, Nantes, Poitiers, Rennes, Reims, Rouen, Toulouse. Paris mit folgen den Professuren: 1. Anatomie, 2. Anatomie pathologique, 3. Physiologie, 4. Chimie medicale, 5. Chimie organique, 6. physique medicale, 7. histoire naturelle medicale, 8. pharmacologic, 9. hygiène, 10. pathologie externe, 11. pathologie interne, 12. pathologie et thérapeutique générales, 13. Operations et appareils, 14. matière medicale et thérapeutique, 15. medecine légale, 16. Accouchements, 17., 18., 19., 20. Clinique interne, 21., 22., 23., 24 Clinique externe 25, Clinique d'ac

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couchemens und 15 aussordentlichen Professoren, 4 Angestellten an den Bibliotheken und Cabinetten, 3 Prosectoren, 3 anatomischen Gehülfen; Montpellier mit 14, Strasburg mit 12 Professoren; die écoles secondaires, welche bisher schr ungleich besetzt waren, sind in den letzten Jahren einander sehr gleich gestellt worden, z. B. Lyon mit 9, Grenoble mit 8, Bordeaux mit 10, Angers mit 10, Reims mit 9 ordentlichen Professoren u. S. W. Ecoles de pharmacie befinden sich in Paris und Strasburg. XI. Studium der linguistisch-historischen Wissenschaften in 10 Facultäten (facultés des lettres) zu Besançon, Caen, Dijon, Lyon, Montpellier, Paris, Rennes, Strasburg, Toulouse. Sie sind in den letzten Jahren gleich besetzt worden und bestehen aus folgenden Professuren: 1. Philosophie, 2. histoire, 3. littérature ancienne, 4. littérature française, 5. littérature etrangère; Paris aber hat 12 Professuren: 1. littérature grecque, 2. eloquence latine, 3. poesie latine, 4. eloquence française, 5. poesie française, 6. philosophie, 7. histoire de la philosophie ancienne, 8. histoire de la philosophie moderne, 9. histoire ancienne, 10. histoire moderne, 11. géographie, 12. littérature étrangère. — XII. Studium der mathematisch-physikalischen Wissenschaften in 9 Facultäten (facultés des sciences) zu Paris, Bordeaux, Caen, Dijon, Grenoble, Lyon, Montpellier, Strasburg, Toulouse. Auch sie sind mit Ausnahme von Paris fast ganz gleich gestellt, ihre Professuren sind: 1. Mathematiques, 2. Physique, 3. Chimie, 4. Mineralogie, 5. Botanique, 6. Zoologie, 7. Astronomie, manche haben nur 6, ein Paar nur 5 ordentliche Professoren, Paris aber 10, nämlich: 1. Calcul differentiel et integral, 2. Astronomie physique, 3. mécanique, 4. mécanique physique et experimentale, 5. Physique, 6. Chimie, 7. Algèbre supérieure, 8. Minéralogie, 9. Botanique, 10, Zoologie und 6 ausserordentliche.

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XIII. Bibliotheken (mit Ausnahme der Bibliotheken, welche den Facultäten, dem Institute, dem Museum u. s. w. angehören): 1. Bibliothèque du roi zu Paris mit einem Credit von 381,000 Frcs. (in diesem Jahre um 20,000 Frcs. erhöht, um Ungeordnetes ordnen und sie täglich dem Publicum öffnen zu können), 2. Bibliothèque mazarine zu Paris, 3. Bibliothèque Ste. Geneviève zu Paris, 4. Bibliothèque de l'Arsenal zu Paris, und 136 öffentliche Bibliotheken im übrigen Frankreich, unter denen sich auszeichnen Bordeaux mit 110,000 Bänden, Aix mit 80,000, Marseille mit 50,000, Besançon mit 60,000, Grenoble mit 60,000 u. s. w. Aix mit 10,000 Manuscripten, les Mans mit 7000 Manuscripten, Carpentras mit 800, Grenoble 600,

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