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ALLGEMEINE LITERATUR - ZEITUNG

Januar 1840.

REISEBESCHREIBUNG.

tersuchung von Gortyna und der Umgegend aufzugeben und seine Reise westwärts fortzusetzen, wo bei

CAMBRIDGE U. LONDON: Travels in Crete by Robert läufig mit grösserer oder minderer Wahrscheinlichkeit Pashley etc.

Achtzet

(Beschluss von Nr. 15.)

Achtzehntes Kapitel, S. 285-296. Bestimmung der Lage von Einatos und Priansos, zwischen Hierapetra und Leben, wobei Strabo einer Confusión überführt wird, die er sich in Bezug auf Priansos und Praesos, welches er in dieselbe Gegend bei Leben verlegt, schuldig gemacht habe. Die wirkliche Lage letzt genannten Orts, sechs Meilen landeinwärts von den Ruinen von Setía entfernt, sey allgemein durch die unzweideutigsten Nachweisungen fest bestimmt und werde ausserdem ausser allen Zweifel durch eine Inschrift gesetzt, auf welcher die Lage von Prasos zwischen Itanos und Hierapytna festgestellt werde: τῆς Πραισίων πόλεως τῆς κειμένης ἀνάμεσον Ιτανίων τε καὶ Ἱεραπυτνίων, wie es in der aus 85 Zeilen bestehenden, von Hrn. Pashley hierbei mitgetheilten Inschrift heisst, welche ihres mannigfachen Interesse wegen, wenn sie nicht zu lang wäre, verdiente ausgeschrieben zu werden. Die ganze Auseinandersetzung des Vfs. verdient besonders hervorgehoben zu werden, da man noch in neuester Zeit (s. Boeckh Corp. Vol. II. S. 405) versucht hat, bei der Annahme der Identität beider Orte die Verschiedenheit der Namen aus dialektischen Gründen zu rechtfertigen. Der kleine Ort Pyranthos in der Nähe von Gortyna, dessen Stephanos Byz. gedenkt, wird an der Stelle vermuthet, wo jetzt ein Dorf mit dem sicher verwandten Namen Pýrathi steht, an der Grenze der Ebene von Gortyna. Einige andere Ortsbestimmungen, von Stelae und Rhytion, welche an der Küste zwischen Hierapytna und Leben angenommen werden, sind weniger sicher und bedürfen erst noch weiterer Bestätigung.

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Neunzehntes Kapitel, S. 297-305. Aeussere Umstände veranlassen Hrn. Pashley für jetzt die Un

die alten Orte Boebe, Sulia und Psychion ihrer Lage nach bestimmt werden. Sonst ist das Kapitel, zum Theil auch das folgende, mit nicht uninteressanten Erzählungen von Ereignissen aus dem letzten Kriege angefüllt, die aus dem Munde der betheiligten Personen wiedergegeben werden.

Zwanzigstes Kapitel, S. 306-321. Fortsetzung der Reise, ohne besondere archäologische Beziehungen, durch unbedeutende Orte bis nach Khania zurück, wo Hr. Pashley den 1. April anlangt, von wo aus er den 16. Februar seine Reise angetreten hatte.

Zweiter Theil. Ein und zwanzigstes Kapitel, S. 120. Abbildung und Erklärung eines zu Aptera in Fragmenten gefundenen, aber glücklich nun wieder zusammengesetzten Sarkophags, welcher der Universität Cambridge zum Geschenk gemacht worden und sich jetzt daselbst befindet. Das darauf befindliche, ziemlich gut erhaltene Relief stellt einen Bacchoszug dar; den Gott auf einem von Centauren gezognen Wagen, seinen Arm um den Nacken des jungen Ampelos, wie Hr. Pashley diese Figur erklärt, schlingend, dabei verschiedene Gruppen Bacchischer Figuren in beiderlei Geschlechtern und Thiere, unter welchen, was besonders als eine in ihrer Art bis jetzt, so viel ich weiss, einzige Erscheinung hervorzuheben, sich ein Elephant befindet, mit einem netzförmigen Gewande bekleidet, auf dem Rücken gleichfalls bacchische Personen tragend. Dieses Symbol auf den Indischen Bacchos zu beziehen, liegt nahe genug, ist auch Hrn. Pashley nicht entgangen, der jedoch sich hierüber aller weiteren Bemerkungen enthalten hat, mit denen er bei Erklärung anderer allbekannter Bacchischer Figuren, wie des Pan, des Silen, der Centauren keineswegs zurückhaltend gewesen ist, ohne doch trotz Anhäufung eines grossen, oft nicht klar geordneten Materials etwas mehr als Bekanntes vorzubringen. Es darf uns übrigens nicht Wunder nehmen, dem Gott

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des Weins auch von Seiten der bildenden Kunst auf Kreta Huldigungen dargebracht zu sehen, in einem Lande, das sich nach einer Localsage das Geburtsland des Bacchos zu seyn rühmte, das durch die Vorzüglichkeit seiner Weine, wie noch jetzt, so auch im Alterthum berühmt war und in der Geschichte der Weincultur einen Ausgangspunkt abgiebt. Die beiden schmalen Seiten des Sarkophags, die uns gleichfalls in treuer Abbildung vorgelegt werden, sind gleichfalls mit Scenen aus dem Bacchischen Sagenkreise in Relief geschmückt: auf einer derselben wird der junge Bacchos von zwei Satyrn in einem Korbe oder Wiege getragen, eine ungewöhnliche Darstellung, da wir die Aufsicht über das Wiegenkind Bacchos in der Regel weiblicher Pflege der Nymphen oder Musen übertragen sehen. Die Vermuthung, dass diese Darstellung des Bacchos auf die oben angedeutete Localsage, über welchen wir einstweilen auf unsere Bearbeitung des Kornutos, zu C. 30, verweisen, Beziehung habe, dürfte wohl als gerechtfertigt erscheinen.

Die Titelvignette des zwei und zwanzigsten Kapitels, S. 21-30, stellt eine irdene Lampe dar mit dem bekleideten Brustbilde des Zeus, an dessen unterem Theile ein Adler seine Flügel ausbreitet. Von Khania aus unternimmt Hr. Pashley am 21. April die Fortsetzung seiner Reise in westlicher Richtung an der Küste hin, wo der Fluss Platania als der alte Jordanos wiedererkannt, in diese Gegend auch Pergamum verlegt wird. Beschreibung des Klosters zu Gonia und der Aufnahme, die der Reisende daselbst

findet.

Drei und zwanzigstes Kapitel, S. 31-45. Bei Fortsetzung der Reise wird an einer Kirche des h. Georg bei Nopia, welche die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich zieht, ihre eigenthümliche Richtung von Nord nach Süd als einziges Beispiel, das dem Verfasser auf seinen Reisen im Orient vorgekommen, hervorgehoben, was Veranlassung zu Bemerkungen über die in der Regel nach Osten zugekehrten Tempel, auch der nach derselben Himmelsgegend hingerichteten Gebete, bei verschiedenen Völkern in alter and neuer Zeit giebt. Ueberreste alten Mauerwerks in der Nähe dieser Kirche bestimmen den Verfasser hierher Rokka und Methymne, letzteres an die Küste, zu verlegen. Hierbei gelegentlich die Bemerkung über die jetzt ungewöhnlich häufig in Kreta gefundene Hundswuth, die schon im Alterthum nach einer Stelle bei Caelius Aurelianus de morb. acut. III, 15 die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

Vier und zwanzigstes Kapitel, S. 46-60. Bei Kisamo - Kasteli werden die unter dem Namen Palaeokastro bekannten Ruinen von bedeutendem Umfange für Ueberreste des alten Polyrrhenium oder Polyrrhenia erklärt. Den über dieselben gegebenen Nachrichten zufolge müssen nach Ref. Ermessen hier angestellte Ausgrabungen von Erfolg seyn, während jetzt ausser unbestimmten Trümmern nichts namhaft gemacht wird. Die bedeutende Weinproduction zu Mesóghia, welches der Vf. auf seiner Weiterreise berührt, giebt ihm Gelegenheit sich ausführlicher über die schon hier und da hervorgehobene Weincultur auf Kreta zu verbreiten, die zu allen Zeiten als sehr bedeutend nachgewiesen wird. Zuletzt einiges zur Bestimmung der alten Localitäten von Kale Akte und Achaia, was jedoch auf keine bestimmten Resultate

führt.

Fünf und zwanzigstes Kapitel, S. 61–77. Von Karúsi aus werden die in der Nähe gelegenen Ruinen von Phalasarna besucht und untersucht, wobei zuerst von einem, aus dem Felsen ausgehauenen kolossalen Sessel, einem Thronos, Nachricht und Abbildung, zugleich ausführliche Notizen über die heilige Bestimmung und Verwendung dieser Prunk- und Ehrensessel bei Tempeln gegeben werden. Passend wird hierbei aus Pausanias ein ganz analoges Beispiel eines andern gleichfalls in dem Felsen ausgehauenen Thronos angeführt. Welcher Gottheit übrigens jener Sessel geweiht war, ist nicht auszumitteln, obwohl Hr. Pushley an die Diktynnäische Artemis denkt, welche nach Dikäarchos allerdings zu Phalasarna ein Heiligthum hatte. Die Ruinen der Stadt selbst sind ziemlich beträchtlich, obwohl sich Einzelnes in den Trümmern nicht leicht nach seiner ehemaligen Bestimmung ausmitteln lässt. Doch lässt sich noch ein bedeutender Theil der Ringmauern, an denen sich Spuren von herausspringenden Thürmen finden, wie in den Ruinen von Priapos am Hellespont (wovon in einer Note aus eigner Anschauung Nachricht gegeben wird), wieder erkennen. Ausserdem ist auch die Lage der Akropolis nicht zu verkennen, wo sich unter anderem Mauerwerk auch noch ein Säulenschaft findet. Uebrigens blieben Ausgrabungen, welche Hr. Pashley fast einen Tag lang anstellen liess, ohne weiteren Erfolg.

Sechs und zwanzigstes Kapitel, S. 78-97. Fortsetzung der Reise südlich längs der Küste hin. Der Name eines Flecken Sklaverokhóri, auf welchen der Reisende stösst, giebt ihm Veranlassung zu der Vermuthung, dass in dieser Gegend die alte Stadt Du

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lopolis (die Stadt der Sklaven) zu suchen sey, was auf sich dahin gestellt verbleiben mag. Jenseits von Criumetopon und Selino - Kasteli an der Südküste der Insel werden die bei Haghio Kyrko an der See entdeckten bedeutenden Ruinen der alten Stadt Lissos beigemessen. Hierbei ausführlich über zwei Münzen von Lissos in Kreta (welche dem Illyrischen Lissos von Einigen zugesprochen worden waren), die Dioskuren darstellend, die zu längeren Erörterungen über ihren Cultus Veranlassung geben.

Sieben und zwanzigstes Kapitel, S. 98-110. Bei Fortsetzung der Reise in der Richtung nach Osten an der Küste hin wird die Lage von Syia und Elyros mit Wahrscheinlichkeit bestimmt, ersteres an der See, das andere in einer Entfernung von 2 Meilen davon landeinwärts, bei dem Dorfe Rhodhováni; dabei werden auch zwei in der Nähe entdeckte griechische Inschriften mitgetheilt. Die Ruinen von Elyros sind sehr beträchtlich und waren es, nach sicheren Angaben der Eingebornen, in einem noch weit grösseren Grade noch vor mehrern Jahren, seitdem Vieles zerstört worden ist. Am Schluss des Kapitels wird noch eine sehr verstümmelte Inschrift, die in Rhodhováni entdeckt wurde, mitgetheilt.

Acht und zwanzigstes Kapitel, S. 111-114. Ausmittelung der nicht unbedeutenden Ruinen von Hyrtakos (Hyrtakina) im Gebirg, nicht weit von dem Dorfe Teménia. Die Akropolis ist noch wieder zu erkennen. Nach den jetzigen Ueberresten zu schlie

muss die Stadt sehr stark befestigt gewesen seyn, da sich Spuren von doppelten Ringmauern finden.

Neun und zwanzigstes Kapitel, S. 115-119. Beschreibung von Ruinen sehr alten Mauerwerks bei einem Dorfe Khadros, nördlich von Kyrko. Der Vf. vermuthet hier die Lage des alten Kantanos.

Dreissigstes Kapitel, S. 120-122. Entdeckung der Ueberreste eines sonderbaren Monuments auf einer felsigen Erhöhung in der Nähe von Ulithias. Es ist ein rundes Gebäude ungefähr in der Form des bekannten Grabmals der Caecilia Metella bei Rom. Die Mauern, welche das höchste Alterthum verrathen (eine Probe davon in der Titelvignette des Kapitels) sind vier Fuss dick und der innere Durchmesser des Gebaudes, welches für einen Thurm oder Grabmal erklärt wird, beträgt ungefähr vierzehn Fuss. Abbildung des ganzen Monuments S. 126.

Ein und dreissigstes Kapitel, S. 123-125. Ruinen, südlich von dem eben beschriebenen Monumente,

nach der See zu, werden für Ueberreste von Kalamydes erklärt, was noch sehr zweifelhaft bleibt.

Zwei und dreissigstes Kapitel, S. 126-142. Beschreibung persönlicher Erlebnisse in dem Hause eines gastfreien Kreters bei Fortsetzung der Reise, zur Charakteristik des unverdorbenen, einfachen, aber ungebildeten Menschenschlags gehörig, der diese reiche Insel bewohnt. Zugleich Mittheilung mehrerer Volkslieder.

Drei und dreissigstes Kapitel, S. 146-158. Acussere Umstände veranlassen Hrn. Pashley für die Fortsetzung seiner Reise eine nördliche Richtung zu wählen, welche ihn bis Laki auf die Höhe des Gebirgs führt, von wo aus der Blick beide entgegengesetzte Meere beherrscht. Mehrentheils Schilderung Kretischer Scenerie und moderner Zustände, wobei der Vf. Gelegenheit nimmt, aus Venetianischen handschriftlichen Berichten die Erzählung eines interessanten Ereignisses aus dem vierzehnten Jahrhundert zu geben, welches die Art und Weise in ein trauriges Licht setzt, mit welcher schaudererregenden Grausamkeit und Hinterlist die venetianische Regierung ihre Herrschaft gegen das unglückliche Kreta ausübte. Der erzählte Vorfall lässt keinen Auszug zu.

Vier und dreissigstes Kapitel, S. 159-180. Fortsetzung der Reise östlich im Gebirge über Thériso, Drakhona bis Ipo, wo der Reisende den ersten Osterfeiertag (4. Mai) mitfeiern hilft und uns manche interessante Nachricht über die Griechische Feier die

ses Festes verschafft. Weiterreise bis Askypho, worunter eine Gruppe mehrerer ringsumher gelegener Dörfer verstanden wird. Hier ereigneten sich die ersten Hauptscenen des letzten Kriegs, worüber manche bemerkenswerthe Details mitgetheilt werden, leider Zeugnisse für Grausamkeit und Roheit auf beiden Seiten.,, Nachträgliche Bemerkungen" zu diesem Kapitel, S. 181-187, liefern authentische Auszüge aus Französischen und Oesterreichischen Consulatberichten über die der Revolution auf Kreta unmittelbar vorhergehenden Ereignisse in Griechenland, welche Beweise von der grausamsten Despotie, mit welcher das unglückliche Land behandelt worden, abgeben.

Fünf und dreissigstes Kapitel, S. 188-194. Aufenthalt zu Askypho und Schilderung des Lebens dieser Bewohner der Sphakischen Gebirge. Das

Sechs und dreissigste Kapitel, S. 195-225, ist ganz der Schilderung Kretischer Sitten und abergläubischer Ideen gewidmet, zunächst des vorzüglich auf Kreta, aber auch sonst durch ganz Griechenland,

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vornehmlich auf den Inseln, verbreiteten Glaubens an die Existenz sogenannter Vampire, auf Kreta Katakhanádes, auf den Inseln des Archipelagus Urukólakas oder Vurvúlakas genannt. Aus dem reichen Schatz seiner Aus dem reichen Schatz seiner Beobachtungen theilt der Vf. uns sehr Vieles, was die Vorstellungsweise der neuern Griechen rücksichtlich dieser Materie betrifft, mit, unter andern in Uebersetzung einen angeblich authentischen Bericht über die Erscheinung und den Verkehr eines Vampiren, wovon das Original, weiter unten S. 226 abgedruckt, in seiner naiven Darstellung ganz den Charakter eines im Volksglauben wurzelnden Mährchens an sich trägt. Der Vf. verfolgt diesen Gegenstand in seiner ganzen Ausdehnung bis nach Indien, zeigt übrigens auch, dass früher selbst in England derselbe Glaube an blutdürstige und saugende Ungeheuer, die das Grab verlassen und Nachts ihr Unwesen treiben, vorhanden war. Auch aus dem Alterthum werden Spuren dieses Glaubens an nächtliche Phantome dieser Art nachgewiesen, wobei an das nur noch nach einer Notiz bei Phot. Bibl. cod. 130 bekannte Werk des Damaskios περὶ τῶν μετὰ θάνατον ἐπιφαινομένων uz, auch an ein anderes noch ungedrucktes des Psellos über Dämonen erinnert wird. Die diesem Kapitel angehängten,, nachträglichen Bemerkungen" S. 226-234, enthalten gelehrte Belege und Nachweisungen zu den im vorhergehenden Abschnitt behandelten Gegenständen, welche zum Theil in dem

Sieben und dreissigsten Kapitel, S. 235-251, in der Erzählung von einigen Thaumaturgen in Kreta weiter verfolgt werden, welche durch Lehre und Thaten sich die Namen von Heiligen und Aposteln verschafft hatten, und zwar noch im Jahre 1811. Fortsetzung der Reise von Askypho nach dem nahe gelegenen Anopoli, wo auf einem Felsen bedeutende Ruinen sehr alten Mauerwerks zum Theil aus unbehauenen Steinen, wovon die Titelvignette des Kapitels eine Abbildung giebt. Auf der dem Werke angeschlossenen Karte von Kreta findet sich hierbei der Name Phoenix, als wovon der Vf. jene Ueberreste herzurühren annimmt. Der Rest des Kapitels ist wiederum der Sittenschilderung gewidmet, namentlich der Blutrache und Sühne, die bei den Bergbewohnern noch jetzt im Gebrauch, und oft Gegenstand des Streits für ganze Ortschaften wird.

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Acht und dreissigstes Kapitel, S. 252 265. Von der Kleidung und Tracht der jetzigen Kreter, deren Beschaffenheit gewiss noch als ein Abbild der Sitte im Alterthum angesehen werden kann. Dieselbe Fussbekleiduug, wie sie schon Galenos beschrieben hatte, langer Bart, dessen Heiligkeit unantastbar, dasselbe Gewand, das im Alterthum unter dem Namen des Kontixòv bekannt war, bis in das sechzehnte Jahrhundert ausschliesslicher Gebrauch des Bogens, der nebst Messer und Schwert ein steter Begleiter jedes Kreters ist. Die jetzt noch übliche Tracht wird durch mehrere Abbildungen erläutert. Fortsetzung der Reise bis nach einem Dorfe Arádhena, wo sich einige Ueberbleibsel alten Mauerwerks und Gräber

finden, von wo aus bis an die Küste bei oft sehr gefahrvollen Wegen herabgestiegen wird: von da west→ lich bis in das malerische, romantische Thal von Haghia Rumeli, wohin Hr. Pashley das alte Tarrha verlegt, woraus sich zugleich die Lage von Trypete ergiebt, das zu Folge ausdrücklicher Nachricht nur wenige Stadien davon entfernt lag, bei dem jetzigen Poekilasses. Gelegentlich die Bemerkung, dass Kreta fast ganz frei von wilden Thieren, namentlich Schlangen ist, was der Wirkung des heiligen Paulus zugeschrieben wird, während das Gegentheil im Alterthum der Fall war.

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Neun und dreissigstes Kapitel, S. 266-273. Fortsetzung der Reise durch das genannte Thal, deren Felsen sich auf beiden Seiten an einer Stelle bis auf zehn Fuss nähern, bis nach Samaria, wo sich bedeutende Ruinen an einer Stelle finden, welche der Zufluchtsort der Hellenen" genannt und worin die alte Stadt Käno wiedererkannt wird. Zum Schluss ein ausführlicher naturhistorischer Bericht über die in Kreta unter dem Namen Agrimia einheimische wilde Ziege, die sich durch die Grösse ihrer Hörner auszeichnet, ein Umstand, welcher auf die Beschreibung des Bogens des Pandaros (Ilias d, 105) in Beziehung gestellt wird. Die Titelvignette dieses Kapitels enthält die Abbildung eines Hörnerpaars, welches Hr. Pashley in Samaria erhielt.

Hiermit schliesst der eigentliche Reisebericht, worauf ein Historical Appendix folgt, S. 275-298, desgleichen ein Statistical, S. 299-326, womit sich das ganze Werk schliesst. Der letztere Anhang, welcher sich nur mit dem gegenwärtigen Zustand Kreta's beschäftigt, ist dem Statistiker vom Fach zu empfehlen, wenn er sich über den Handelsverkehr Kretas nach Durchschnittszahlen der jährlichen Aus- und Einfuhr der einzelnen Producte und Handelsartikel unterrichten will. Ausserdem wird er eine genaue Angabe, so weit eine solche zu erlangen war, finden von der Bevölkerung der Insel, nach jedem einzelnen Orte angegeben, und zwar nach entweder Griechi— schen oder Türkischen Familien gerechnet. Letztere belaufen sich auf 5402, erstere auf 16133. Die ganze Bevölkerung der Insel im J. 1834 wird auf 129000 Seelen berechnet, was ungefähr die Hälfte von dem Betrag derselben beim Ausbruch des Kriegs 1821 sey, Die Bevölkerung sey in früheren Jahrhunderten überhaupt viel beträchtlicher gewesen; zur Zeit der Venetianischen Besitzergreifung habe sie sich wohl bis auf 5 oder 600000 belaufen, und im Alterthum selbst vielleicht bis auf eine Million. Der historische Anhang enthält wörtliche Auszüge aus Chroniken und amtlichen Berichten von Venetianern über Kreta aus dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderte, und Handschriften der Marcusbibliothek zu Venedig, allerdings wichtige Documente für die Geschichte Kreta's in der genannten Zeit, von dem Vf. anfangs zum Behuf einer zu schreibenden Geschichte Kretas excerpirt, welchen Plan jedoch aufzugeben später der Vf. sich bewogen gefunden habe. F. 0.

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UNTERRICHTSWESEN.

Januar 1840.

FREIBURG, bei Wagner: Ueber das Wesen der Universität und den innern Organismus der Universitäts-Wissenschaften, mit besonderer Rücksicht auf die Stellung zum Staat und zur Kirche: aus dem Standpuncte der Theologie. Von Dr. F. A. Staudenmaier, Professor der Theologie an der Universität zu Freiburg im Breisgau. 1839. 108. S. 8. (14 gGr.) Es ist eine längst übliche, wohlbegründete und

ganz natürliche Weise, die Wissenschaft als Ganzes oder die Wissenschaften in ihrer Gesammtheit vom allgemeinsten Standpunct der menschlichen Erkenntniss zu betrachten. Das Product ist die 'philosophische Encyclopädie der Wissenschaften, welche die Aufgabe und das Verdienst hat, die Zersplitterung in dem grossen, vielfach getheilten Bereiche des menschlichen Wissens zu verhüten oder aufzuheben, und die einzelnen Wissenschaften vor Irrwegen und vor der Vergessenheit ihres letzten, wahrhaft belebenden Princips zu schützen. Wenn man daher gar nichts dagegen sagen kann, dass jede Wissenschaft, z. B. die Theologie, eine doppelte Weise der Betrachtung und Auffassung hat, nämlich erstens die allgemeine oder philosophische, und zweitens die specielle ihres eigenthümlichen, unterscheidenden Seyns (bei der Theologie also die theologische), so muss man sich dagegen ganz erstaunlich wundern, wenn man, wie bei dieser Schrift von Staudenmaier, eine verkehrte Welt erblickt. Denn eine verkehrte Welt ist es, wenn, wie Hr. Staudenmaier thut und ganz offen auf dem Titel der Schrift ankündigt, die Encyclopädie der Wissenschaften unter das Joch der Theologie zu schleppen versucht wird. Sollte ein solcher Versuch auch nur in der Theoric, geschweige denn in der Praxis, gelinlingen, so wäre es mit der Freiheit der Wissenschaft zu Ende, und an ihre Stelle träte alsbald jene vielgerühmte mittelalterliche Bevormundung durch die Kirche und den Papst. Man sieht, Hr. Staudenmaier, der schon bei seiner ersten literarischen Thätigkeit als ein begeisterter Freund des Papstthums auftrat, weiss immer noch, wohin er damals schon wollte, und unternimmt in dieser neuesten Schrift Etwas, was der

geistlichen Mühe werth ist. Eine besonders beunruhigende Wichtigkeit erhält aber diese Broschüre dadurch, dass sie die Antrittsrede Staudenmaier's an der Universität Freiburg ist, wohin auch er berufen wurde, als, gleichzeitig mit Vertreibung des geistlichen Rathes Schreiber, eines freisinnigen Theologen, dic kathol. theol. Facultät neu, d. h. streng orthodox constituirt wurde. Welch ruhig milde, wahrhaft christliche Beurtheilung übrigens den Vf. beherrscht, können unsre Leser schon daraus abnehmen, dass Hr. St. S. 94 erklärt, die Universität, wenn sie sich nicht vom theologischen Momente leiten und beherrschen lasse, sinke in demselben Maasse, in welchem diess weniger geschieht, nothwendig von ihrem erhabenen Standpunkte herab, und verfalle dem Materialismus, welcher an sich schon Atheismus sey. Was alsdann eine solche Universität der Welt noch darbieten könne, das bestehe in einer atheistischen Philosophie, in ciner materialistischen Naturlehre, in einer der Sinnlichkeit fröhnenden Kunst-Wissenschaft, in einer gottlosen Staatslehre, und endlich in einer fatalistischen Geschichtsbetrachtung. Von dieser allgemeinen Bemerkung zum Concreten übergehend bemerkt hierauf der Vf., ganz liebevoll von satanischer Weisheit sprechend, dass, sobald es sich darum handelte, die göttlichen Grundlagen des Lebens allenthalben zu untergraben, zwar nicht ganze Universitäten, aber doch viel zu viele ihrer Glieder nicht müde geworden seyen, zu so schlechtem Unternehmen öffentlich und im Stillen anzurathen, die Anführer zu machen, zu helfen, zu unterstützen, und zu fördern auf jegliche Weise. Merkt Euch das, Ihr freien Denker an der Universität Freiburg!

Um das dieser Schrift oder Rede vorgesteckte ruhmwürdige Ziel glücklich zu erreichen, versucht Hr. St. einen allgemeinen ihm günstigen Standpunct zu gewinnen, indem er im Eingange, von der Stiftung der Universitäten ausholend, sich über folgende zwei Puncte verbreitet:

1. Stellung der Universität in der Menschheit im Allgemeinen; ihr eigenthümliches Wesen;

2. Die Universität ein Product des Christenthums. Der Stifter der Universität Freiburg, Albrecht VI., Erzherzog von Oesterreich crklärt in der Stiftungs

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