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durch namentlich der Fortgang der Reise, die an den Faden eines Tagebuchs geknüpft, erzählt wird, géstört und unser Ucberblick erschwert wird. Dafür bietet das Werk eine wahrhaft reich zu nennende Mannigfaltigkeit von eben so neuen als gründlichen Beobachtungen dar, sey es auf dem Gebiete der alten Geographie und Archaeologie oder auf dem der jetzigen Statistik und Topographie des Landes, durch genaue und ins Detail eingehende Schilderungen der Sitten und Gebräuche der jetzigen Bewohner erläutert, zugleich unter steter Berücksichtigung der alten Welt, wo die Keime und Anlässe jetziger Zustände und Einrichtungen aufgesucht und sehr oft glücklich ausgemittelt werden. Ausserdem beurkundet sich die Gründlichkeit der dem Vf. eignen Bildung durch nicht zu verschmähende Vergleichung der alten und modernen Spracheigenthümlichkeiten, wobei ihm eine gelehrte Kenntniss des jetzigen Griechisch oft zu fruchtbringenden Bemerkungen auf dem Gebiete der Lexicographie und Grammatik verhilft. Er verschmäht selbst nicht, wo sich Gelegenheit darbietet, Verbesserungsversuche alter Schriftstellen, wie z. B. des Ptolemãos Th. I. S. 46, des Servius zum Virgil S. 72, des Clemens von Alexandria S. 73, des Stadiasmus S. 74. 277, des Nonnos Dionys. S. 259, des Stephanos Byz. S. 292 und sonst noch mitzutheilen, welchen Versuchen grösstentheils Evidenz zugesprochen werden muss. Fügen wir Fügen wir noch hinzu, dass zu dieser Mannigfaltigkeit des dargebotenen Stoffs ausser vielfachen Relationen aus dem letzten Kriege noch häufige Mittheilungen griechischer Volkslieder in dem allerdings sehr eigenthümlichen kretischen Dialekt so wie auch wörtliche Auszüge aus venetianischen noch unbenutzten Chroniken kommen, welche letztere über die Zeitgeschichte der Besetzung Kreta's durch die Venetianer interessante Aufschlüsse enthalten: so wird man dem Urtheil des Ref, beipflichten, wenn er dieses Werk als eine Quelle einer eben so mannigfaltigen als anziehenden Belehrung darstellt. Da es zu weit führen würde, den Gang der Reise, welche im J. 1834 stattfand, gewissermaassen an der Hand des Reisenden nach allen ihren Windungen und Einzelheiten zu verfolgen, so wird es genügen in dem Folgenden summarisch den Inhalt der einzelnen Kapitel, in welche das Werk abgetheile ist, zu verzeichnen, wobei Archäologie und alte Geographie, als welche den meisten wissenschaftlichen Gewinn von dieser Unternehmung gewonnen hat, vorzugsweise in Berücksichtigung gezogen werden sollen, Auch erklärt der Vf. Th. I. S. 18 ausdrücklich, dass er bemüht gewesen sey, vorzüglich.

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Dem ersten Theile voraus geht eine Einleitung historischen Inhalts, zur Erläuterung der letzten Ereignisse, welche Kreta in dem griechischen Befreiungskriege betroffen, und des jetzigen politischen Zustands, bis zum Ende des Jahres 1833.

Das erste Kapitel dient nur dazu, den ersten Eintritt des Reisenden in Kreta und zwar in die Hauptstadt Khania, wo er ans Land stieg, zu schildern, und ist daher, wie auch das zweite Kapitel, noch ohne archäologisches Interesse. Khania (Xavia), eine Stadt von nahe an 6000 Einwohnern, von welchen ungefähr der siebente Theil Christen und Juden ausmachen, stammt seiner neuen Gründung nach von dem Jahre 1252, in welchem die Venetianer sich des Orts bemächtigten. Spuren dieses Venetianischen Ursprungs und des späteren Besitzes finden sich auch noch vielfach an dem Aeussern der Stadt eingedrückt, obwohl jetzt die meisten christlichen Kirchen in Moscheen umgewandelt sind, bei welcher Gelegenheit ein Beispiel von einem Gebrauch der Katholiken in früherer Zeit hervorgehoben wird, eine Kirche mit dem Namen des Heiligen, dem sie gewidmet ist, zu verzieren, einer Sitte, deren Ursprung ohne Noth aus dem Alterthume hergeleitet wird. Interessanter sind die Bemerkungen über den landesüblichen Gebrauch der griechischen Sprache, welche auf Kreta eigentlich die allgemein herrschende seyn soll; trotz der überwiegenden muhamedanischen Bevölkerung, was seinen Grund in dem vorzüglich in früherer Zeit sehr häufig stattgefundenen Uebertritt der Griechen zum Islam habe; wobei sich aber Sprache sammt manchen christlichen Gebräuchen selbst unter den Anhängern des Islams erhalten, z. B. dass das Verbot des Weintrinkens unbeachtet sey und dass der kretische Muhamedaner seinen Wein so gut wie ein Christ trinke. (Die Fortsetzung folgt.)

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ALLGEMEINE

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REISEBESCHREIBUNG.

CAMBRIDGE U. LONDON:
Pashley etc.

(Fortsetzung von Nr. 14.)

LITERATUR - ZEITUNG

Januar 1840.

der Helike und der Kynosura, der Pflegerinnen des Travels in Crete by Robert jungen Zeus, in Bären erinnert. An einer andern stalaktitischen Grotte bemerkte er das Diktamnon, das nach dem Zeugniss der Alten nur in Kreta gefunden wurde, was ihm Gelegenheit giebt auch der Kydonischen Aepfel, die ehemals gleichfalls ausschliesslich Kreta zugewiesen wurden, zu gedenken. Vgl. über dieselben noch Gargilius in Maii Auct. cl. T. I. S. 391. T. III. S. 419.

on wirklich wissenschaftlichem Gewinn ist aber die Untersuchung über die geographische Lage der alten Stadt Kydonia, womit das Kapitel geschlossen wird. Im Gegensatz mit den bisherigen Aunahmen wird zu einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit gebracht, dass, wo die jetzige Khania mit ihrem Hafen stehe, sich ehemals Kydonia befunden habe. Der möglicherweise hiergegen zu erhebende Einwurf, dass sich jetzt keine Spur davon mehr erhalten habe, wird durch den vielfachen Wechsel der äusseren Verhältnisse und Zustände, welchen der Platz erfahren, entkräftet. Ausserdem wird zum Ueberfluss aus einer in der Bibliothek des Arsenals zu Paris handschriftlich befindlichen Voyage du Levant von Louis Chevalier nachgewiesen, dass sich im Jahre 1699 daselbst noch Ueberreste einer Mosaik, welche für den Ueberrest eines Tempels erklärt wird, vorfanden. Zur Bestätigung jener geographischen Bestimmung konnte übrigens noch der Umstand geltend gemacht werden, dass gerade zu Khania Münzen von Kydonia gefunden worden sind, worüber vgl. Sestini Lettere, T. VI. S. 32.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Untersuchung mehrerer in der Umgegend von Khania gelegenen Klöster, worüber wir hier hinweggehen können. Die Güte des in einem derselben getrunkenen Weins veranlasst die Bemerkung, dass mancherlei bacchische Beziehungen auf den Münzen von Kydonia auf die Vortrefflichkeit des schon in alter Zeit hier gebauten Weins einen Schluss ziehen liessen, was überhaupt von dem kretischen Weine gilt, worauf unten noch einmal zurückzukommen sich Gelegenheit finden wird. Als bemerkenswerth wird cine in der Nähe des dem heiligen Johannes geweihten Klosters befindliche Höhle hervorgehoben, deren Namen,, die Bärengrotte", so von einem die Gestalt eines Bären wiedergebenden Felsen genannt, den Vf. an die Verwandlung

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Das vierte Kapitel ist ganz der Erörterung jener antiken Ueberreste unter Berücksichtigung der weiteren Topographie dieser Gegend gewidmet. Ausserdem dass manche andere geographische Puncte, namentlich die Lage des Bergs Berekynthos, ausgemittelt werden, wird mittelst einer sehr gründlichen, auf alte und, neue Zeugnisse sich stützenden Beweisführung Aptera als der Ort bezeichnet, welchem die jetzt noch vorhandenen Ruinen angehören. Sie rühren augenscheinlich aus verschiedenen Zeiten her, indem Mauern nachgewiesen werden, welche sicher noch vor der Zeit der Römischen Besitznahme aufgeführt, sich neben Ueberresten anderer vorfinden, die ihrer polygonischen Construction nach an das früheste griechische Alterthum crinnern und ihrer Gestalt nach mit denen von Tiryns verglichen werden. Ausser einem Theater und einer aus Bögen aufgeführten Wasserleitung werden noch mannigfache Trümmer an Säulen, Sarkophagen, und dergleichen genannt, auch ein Decret von einer daselbst in einem Gebäude moderner Zeit eingemauerten Inschrift mitgetheilt, welche schon von früheren Reisenden bekannt gemacht und auch von Böckh wiederholt worden ist. Die jetz gegebene genauere Abschrift derselben gewährt meistentheils Bestätigung der vermuthungsweise angenommenen Ergänzungen der früher fehlerhaft mitge.

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theilten Inschrift. Eine bei einem späteren Besuche dieses Platzes (Palaeocastro genannt) entdeckte Statue, abgebildet als Titelvignette des 21. Kap. Th. II., im Besitz des Hrn. Pashley, ist nach England abgeführt worden. Es ist eine jugendliche, stchende männliche Figur, mit Flügeln versehen, an einem Pfeiler lehnend, dessen Capital noch über den (Kopf hinausragt. Der Kopf selbst ist zerstört bis auf gewundene Locken, die weit auf die Brust herabfallen. Das Ganze, vornehmlich die nachgebende, weichliche Stellung des Körpers erinnert an Bacchos. Auf dem Piedestal der Statuette sind im Relief fackeltragende Eroten angebracht. Der Vf. erklärt sich nicht über den dargestellten Gegenstand: auch ist die Abbildung in allen ihren Theilen nicht klar und deutlich. Das ganze Kapitel ist von Wichtigkeit für die kretische Topographie, zumal da des Vfs. Ansichten denen der neueren Geographen entgegen treten, und namentlich manche Bestimmungen von Hoeck in Zweifel gezogen und widerlegt werden.

Fünftes Kapitel. Fortsetzung der Reise nach Osten zu längs der Küste bis nach Episkopé, einem grossen Dorfe, weniger bedeutend in Bezug auf alte Geographie, obwohl auch in dieser Hinsicht manche Bemerkungen, wie S. 72 über Korion und den daselbst chemals befindlichen Tempel der Athene, ausgezeichnet zu werden verdienen; reicher an Schilderung privater Zustände des häuslichen Lebens, in welches der Reisende versetzt wird, auch politischer und kirchlicher Beziehungen und Verhältnisse zwischen Christen und Türken. Gelegentlich wird S. 78 ein kretisches Kriegslied auf den Tod des Buzo - Marko, eines der Heerführer in dem letzten Revolutions - Kriege, mitgetheilt.

Sechstes Kapitel. Ruinen, welche dem Reisenden in der Nähe von Polis oder Gaidhurópolis (Eselstadt), wie der Ort gleichfalls genannt wird, aufstossen, werden als Ueberreste der alten Stadt Lampe oder Lappe (beide Formen waren im Alterthum üblich) ausgemittelt: bisher wurde hierher Polichna gesetzt. Die in der Nähe befindliche Kirche der,,heiligen Jungfrauen" mit einer angeblichen Wunderquelle, die ihrem Schutze anvertraut sey, giebt dem Verfasser Gelegenheit, sich in einer gelehrten Abschweifung über den heiligen Dienst zu verbreiten, der sich in alter Zeit und bis auf uns herab, bald unter den Symbolen von Nymphen, Nixen, Geistern, Dämonen (OTOXεia im Mittelalter genannt, worüber ausführlich S. 93), an Quellen und Brunnen anknüpfte.

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Siebentes Kapitel. Ankunft zu Rhithymna, jetzt Rhithymnos, einer nicht unbedeutenden Stadt an der Nordküste von ungefähr 3000 Einwohnern, fast lauter Türken. Von Alterthümern keine Spur. Der Vf. entschädigt uns dafür durch mancherlei den heutigen politischen und sonstigen Zustand der Kreter betreffende Bemerkungen, namentlich durch genaue Schilderungen interessanter Ereignisse und Thaten aus dem letzten Kriege, die einen hohen Begriff von dem Heldensinn geben, welchen einzelne Griechen in diesem so ungleichen Kampfe bewährt haben. Hierbei auch wiederum zwei Volkslieder, S. 110 und 116. Von nicht geringerm Interesse ist die Beschreibung, welche von der berühmten Höhle bei Melidhoni gegeben wird, bei welcher Gelegenheit der Vf. aus dem Munde von Augenzeugen einen vollständigen Bericht von dem bejammernswerthen Vorfall giebt, durch welchen dieser Ort auch in der Geschichte einen den Griechen gewiss unvergesslichen Namen erhalten sollte. Dreihundert Griechen nämlich, welche sich in diese Höhle, um den Verfolgungen der Türken zu entgehen, geflüchtet hatten, wurden darin ein Opfer der Grausamkeit des Khusein-bey, welcher sie, da sie durch kein Mittel zur Uebergabe zu bewegen waren, ohne Ausnahme durch Feuer, welches am Eingange der Höhle angezündet und mehrere Tage lang unterhalten wurde, auf die jämmerlichste Weise umkommen liess. Durch dieses Ereigniss hat der heilige Schauer, mit welchem diese Grotte ihrer merkwürdigen stalaktitischen Bildung nach von den Umwohnenden immer schon betrachtet wurde, sich jetzt bis zu einer Art von Verehrung gesteigert, die den Ort als ein Heiligthum betrachten lässt. Der Name der Talläischen Gebirge, mit welchem diese Gegend in einer an der Höhle befindlichen, längst bekannt gemachten griechischen Inschrift benannt wird, erinnert den Vf. an den ehernen Talos, über welchen einige von der Oberfläche entlehnte Nachrichten aus dem Alterthum mitgetheilt werden, S. 131. Gelegentlich wird S. 139 nach eigner Copie die an dem berüchtigten Basrelief in den Steinbrüchen von Paros (vgl. Rhein. Mus. 1832 Hft. 3) befindliche Inschrift, den Adamas betreffend, mitgetheilt und dadurch die von Villoison in den französischen Memoiren gegebene Abschrift bestätigt. Vgl. Syllog. inscr. S. 382 nebst den Add.

Achtes Kapitel, S. 143-160. Von Gharázo aus besucht der Reisende das an einem Abhange des Ida gelegene Axos, das ihn über die dahin gehörigen Münzen zu sprechen veranlasst. Ueber die darauf

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bezüglichen Streitpunkte konnte noch Raoul-Rochette Lettres sur les inscriptions de Fourmont S. 103 verglichen werden. Von der alten Stadt Aros fand Hr. Pashley nur noch Ueberreste einer cyclopischen Mauer vorhanden, von welcher in der Titelvignette dieses Kapitels eine Abbildung gegeben wird. In dem gleichnamigen neuen Dorfe, welches nicht weit davon liegt, fand er mehrere Inschriften, welche auch mitgetheilt werden; darunter ein Bruchstück eines Decrets von dem xoivov Kontaιiwv, S. 155. Desgleichen auch mehrere Münzen von Axos. Zuletzt wird noch über die Lage von Panormos gehandelt.

Neuntes Kapitel, S. 161-171. Fortsetzung der Reise und Ankunft in der Hauptstadt der Insel, Megálo-Kastron, einer Stadt von 12,000 Seelen, wovon 11,000 Muhamedaner sind; auf welchem Wege die Lage des alten, von Andern in eine andere Gegend der Insel verlegten Tylissos mit Wahrscheinlichkeit ausgemittelt wird. Ausser der Mittheilung eines Volksliedes aus dem letzten Kriege werden nur persönliche Verhältnisse des Reisenden zu amtlichen Personen in der Hauptstadt berührt, wobei jedoch die von Hn. Pashley offen erhobene und auch durch das Urtheil anderer englischer Reisenden bestätigte Beschwerde über den von der englischen Regierung verwahrlosten Zustand der englischen Consulate, für welche nur selten geborne Engländer gewählt würden, was die nachtheiligsten Folgen für Verkehr und Politik habe, uns auffallend vorgekommen ist. Das Gegentheil finde bei den französischen Consulaten statt.

Zehntes Kapitel, S. 172-185. Betrifft fast nur moderne Lebensverhältnisse und religiöse Gebräuche, namentlich auch, unter Rückblicken auf ähnliche Sitten im Alterthum, den Zustand der Zurückgezogenheit, in welcher sowohl türkische als griechische Frauen zu leben gehalten sind.

Eilftes Kapitel, S. 186-201. Ein dem Erzbischof zu Megalo - Kastron abgestatteter Besuch, welcher ausführlich beschrieben wird, giebt dem Vf. zu mancherlei Bemerkungen über den Klerus auf Kreta und dessen Stellung, sowie über kirchliche Verhältnisse zwischen Christen und Türken Veranlassung; wobei unter Anderm auch Beispiele der Toleranz von Seiten der Türken rücksichtlich der Verheirathung mit christlichen Frauen, die ihren Glauben beibehalten dürfen, gegeben werden: dass die aus einer solchon Ehe entsprungenen Kinder im mahomedanischen Glauben erzogen werden, liegt in der Natur der politischen Verhältnisse. Die bei der Beschreibung der Kathe

drale von Megalo - Kastron erwähnten Legenden von einem daselbst und einem andern im Gebirge Lassithi befindlichen Muttergottesbilde, von welchem das eine durch die Luft, das las andere zu Wasser von Constantinopel bis an den jetzigen Ort seiner Bestimmung gelangt sey, erinnert an eine ähnliche Sage von einem Bilde der heiligen Jungfrau, welches ebenfalls von Constantinopel, bis in die Tiber geschwommen und aufgefangen dem Cultus der sogenannten Madonna di Constantinopoli in Rom seinen Ursprung gegeben habe, wo sie noch in der Via del Tritone ihre Kirche hat und wo angeblich selbst noch das Bild aufbewahrt werden soll. Beachtungswerth ist die S. 189 gelegentlich über den jetzt üblichen Namen der Insel, Kandia, gemachte Bemerkung. Kein Kreter kenne sein Vaterland unter diesem Namen, der von den Saracenen ursprünglich nur der von ihnen gegründeten Stadt, dem jetzigen Megálo - Kastron, ertheilt worden, nämlich Khandax, der in dem Munde der Venetianer später in Candida übergegangen und endlich in Candia verwandelt worden sey.

Zwölftes Kapitel, S. 202-209. Eine Ausflucht in die Umgegend südlich nach dem Gebirg zu, bringt den Vf. an einen Fluss, in welchem er den alten Theren oder Tethris wiederfindet, an welchem der Sage nach die Hochzeit des Zeus mit der Here statt gefunden haben soll. Nicht weit davon liegt ein Ort Makro-teikho, so genannt von den Ueberresten an Mauerwerk ausder Zeit der Römer, der einzigen jetzt. noch vorhandenen Spur der alten Knossos; irrthüm- lich wird von andern früheren Reisenden und Geographen dieser Ort mit einem andern Namen belegt. Rücksichtlich des berühmten Labyrinths theilt Hr. Pashley S. 208 die in unserer Zeit am ausführlichsten von Hoeck geltend gemachte Meinung, dass dasselbe für eine reine Erfindung der Phantasie zu halten sey, eine Ansicht, deren Beurtheilung hier zu weit abführen würde. Dagegen sind wir dem Vf. für die getreue Abbildung einiger Knossischen Münzen mit dem Labyrinth verpflichtet.

Dreizehntes Kapitel, S. 210-228. Reise von Megalo-Kastron über Akhárnes nach dem angeblichen Grabmahl des Zeus auf dem Gipfel des Bergs Juktas, das bei den Kretern bis auf die Zeiten des Kaiser Theodosius in hoher Verehrung stand und dem Vf. zu vielfachen Bemerkungen über Idololatrie dieser Art in alter und neuer Zeit Veranlassung giebt. Was davon jetzt übrig, besteht in den Fundamenten massiver Mauern eines Gebäudes von einer Länge von ungefähr

80 Fuss, wobei sich eine höhlenartige Oeffnung in dem Fussboden findet, die jetzt verschüttet ist und nicht weiter untersucht werden konnte. Ausserdem fand der Reisende in einer Entfernung von ungefähr 100 Schritten beträchtliche Ueberbleibsel alten Mauerwerks, und zwar in Form des Cyclopischen Styls, wovon eine Abbildung die Titelvignette des Kapitels ausmacht. Der Rückweg führt Hrn. Pashley zu dem auf hohen Felsen gelegenen Khani-Kastéli, einen von den Venetianern angelegten festen Platze, in dessen Nähe das alte Thenae vermuthet wird. Weiter hin begegnet er dem Fluss Platypérama, dem betrachtlichsten Strome in der Ebene von Megálo - Kastron, welcher in der Nähe der See den Namen Ghiofiro annimmt; es ist wahrscheinlich der alte Triton, was den Verfasser zu gelehrten Bemerkungen über die Athene Tritogeneia veranlasst.

Vierzehntes Kapitel, S. 229-241. Aufenthalt in dem vier englische Meilen weit entfernten Kloster Baghio Ghéorgio Epáno-Siphi, südsüdöstlich unter einem kleinen türkischen Dorfe Karkadhiótissa gelegen. Dieser Ort wird für die Stelle der alten Stadt Arcadia von Reisenden und Geographen gehalten, eine Meinung, welche Hr. Pashley als völlig ungegründet widerlegt und aus der Tabula Peuting. wahrscheinlich macht, dass jene Stadt vielmehr in der jetzigen Eparchie von Mirabello oder an deren Grenzen in der Richtung von Rhizókastro oder Hierápetra zu suchen sei. In der Nähe jenes Klosters wird die Lage von einer der alten Städte Rhaukos angenommen. Den Schluss des Kapitels macht die Beschreibung der labyrinthartigen Grotte von Sarko und die Erzählung der Abenteuer des Reisenden, der sich in derselben verirrt hatte.

Fünfzehntes Kapitel, S. 242–257. Schilderung häuslicher Scenen in einem Flecken Rhogdia, welchen Hr. Pashley erst spät in der Nacht erreicht, und ländlicher Spiele und Vergnügungen. Das wichtigste dieses Abschnittes besteht in der Mittheilung mehrerer Volkslieder, die durch Natürlichkeit und Wahrheit der Empfindung ansprechen und auf eine, wenn auch noch unausgebildete, doch tiefe Stimmung des Gemüths schliessen lassen. Sie sind mehrentheils erotischen Inhalts und gehören der Gattung von Liedern an, welche in Kreta Madhinádhas genannt werden. Weiter unten S. 273 wird noch ein anderes dieser Classe angehöriges Lied mitgetheilt.

Sechszehntes Kapitel, S. 258-271. Eine halbe Stunde von Rhogdia liegt ein von den Venetianern an

gelegtes Fort, Palaeókastron, wo der Vf. mit Wahr scheinlichkeit die Lage des alten Kytäon annimmt, das von den verschiedenen Geographen bald in diese, bald in jene Gegend der Insel verlegt worden ist. Ueber Armyró, welches der Vf. für die Lage der alten Apollonia hält, kehrt er nach Megaló - Kastron zurück, von wo er bald darauf die Reise östlich in der Ebene fortsetzt, wo sich der nach einiger Zeit erreichte Fluss Karteró als der alte durch Knossos berühmt gewordene Strom Käratos zu erkennen giebt. Weniger sicher ist die jenseits des Flusses in der Nähe eines felsigen Hügels bei Kakon-oros angenommene Lage von Herakleia. Dasselbe gilt auch von Amnisos. Dagegen ist als richtig ausgemittelt anzusehen die Lage von Chersonnesos, der Hafenorts der alten Stadt Lyktos, an einer Stelle der Küste, wo jetzt noch ein gleichnamiger Ort liegt. Aus äussern Gründen, welche erst S. 298 mitgetheilt werden, setzt der Vf. die beabsichtigte Fortsetzung seiner Reise nach Osten zu aus, und durchschneidet die Insel nach Süden, so dass

wir im

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Siebzehnten Kapitel, S. 271— 284, unsern Reisenden auf der Südküste der Insel zu Hierape tra (Hierapytea) finden, von wo aus er seine Reise in westlicher Richtung fortsetzt, längs der Küste über Anatole nach Sykológo und von da in die durch die See begrenzte Ebene, von Arvi, wo Hr. Pashley durch einige daselbst befindliche Felsen zunächst bestimmt wird, hier das Αρβιον ὄρος, ἔνδα τιμᾶται Αρβιος Ζεύς, wie Stephanos Byzant. angiebt, wiederzufinden. Das in der Nähe gelegene Dorf Viános erinnert durch die Namenähnlichkeit an das alte Biennos und was wir hierüber wissen, trägt nur dazu bei, die Vermuthung für diese Stelle des alten Orts wahrscheinlich zu machen, während die bisher angenommene Lage bei Cap Sídhero aus mehrern, vom Vf. entwickelten Gründen unstatthaft ist. Der Name eines in der Nachbarschaft gelegenen Hügels, das Riesengrab, wird zur Rechtfertigung der Vermuthung benutzt, dass sich hier eine Erinnerung an die Tradition von dem auf Kreta begrabenen Giganten Otos erhalten habe. Der Kampf, welchen Ares mit Otos und Ephialtes zu bestehen gehabt, wird, wie der Vf. nachweist, von Einigen nach Kreta und zwar in die Gegend von Biennos verlegt. Dieser Gegenstand veranlasst den Vf. zu weitläufigen mythologischen Erörterungen, deren mehr compilatorischer Charakter eine eigentliche Kritik ausschliesst.

(Der Beschluss folgt.)

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