Lieder vom armen Mann

Cover
B. Hermann, 1846 - 324 Seiten
 

Ausgewählte Seiten

Andere Ausgaben - Alle anzeigen

Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 148 - O Schmerzensbild ! Die Hütten morsch, die Menschen wild! Die frierenden Kinder hocken, Verlassen und müßig, Barfüßig, Mit ungekämmten Locken. Ach, wer von ihnen in Lumpen und Socken, Gestohlen, erhandelt, Ein Liedchen pfeifend, im Viertel wandelt: Dem folgen sie gern; Der ist ein Auserkorener, Zum Glück Geborener, Den schauen sie an wie einen Stern. Da kommen geschlichen, Vermagert, verblichen, Aus den Fabriken der Reichen, Aus den Gehöften ihrer Treiber Die Männer, die Weiber, Ein langer,...
Seite 152 - Was täglich und unverdrossen nach Kehricht sucht in verpesteten Gossen; was wie der Spatz nach Futter schweift, was Töpfe flickt und Scheren schleift, was starren Fingers die Wäsche steift; was keuchend schiebt des Karrens Wucht, beladen mit kaum gereifter Frucht, und weinerlich singt: wer kauft, wer kauft? Was um den Heller im Schmutze rauft; was täglich an den Steinen der Ecken den Gott besingt, an den es glaubt...
Seite 48 - Sie alterten rasch, doch jugendlich blieb ihr gläubig' Vertrauen, Ihr Hoffen, es war wie die Blümchen im Korn, die schönen, die blauen; Und hast du tagüber gepflückt - du schaust am künftigen Morgen Ein letztes, ein eheletztes, ein allerletztes verborgen. Ach nur im Traume schien's den...
Seite 55 - Wirb, wirb um Deinen Tagelohn. Am Samstag will es nicht der Vater, Am Sonntag will es nicht der Sohn.
Seite 39 - Erwerben. Ha, trinkt und schlagt die Gläser in Scherben ! Ha, laßt uns sterben und laßt uns verderben — Denn — warum sind wir arm? Denn — warum sind wir arm? Ihr Seligen könnt euch pflegen und mästen. Wir spähen für euch nach Kohlen und Ästen, Wir frieren und hacken vor euern Palästen, Doch euch ist wohl und warm. Doch euch ist wohl und warm. Ihr habet Orden und Ämter und Pfründen. Wir leben um euer Lob zu verkünden, Wir schmeicheln euern Launen und Sünden, Denn...
Seite 50 - Sie täten es leise! Ach, Blumen waren es wohl, doch waren es Blumen im Eise; Ein Tanz auf Krücken, o Gott! ein armer verspäteter Falter, Der halb ein blühendes Kind und halb ein verwelkender Alter. Es ist nicht Wonne der Liebe, daß sie nun jauchzen und beben, Nein! Nur daß am eigenen Herd die eigenen Pfühle sich heben; Nur Gott ist ihr Herr, der die Sterne beruft, zu leuchten, wenn's nachtet, Den Knecht, der die Kette zerbricht, mit seligem Auge betrachtet.
Seite 41 - ... laßt uns verderben — Denn — warum sind wir arm? Denn — warum sind wir arm? Ihr Seligen könnt euch pflegen und mästen. Wir spähen für euch nach Kohlen und Ästen, Wir frieren und hacken vor euern Palästen, Doch euch ist wohl und warm. Doch euch ist wohl und warm. Ihr habet Orden und Ämter und Pfründen. Wir leben um euer Lob zu verkünden, Wir schmeicheln euern Launen und Sünden, Denn — warum sind wir arm? Denn — warum sind wir arm? Wenn unsere Töchter ums Glück sich raufen,...
Seite 57 - Gut und Geld; Sie gönnen Dir kein Handgewerke, Sie gönnen Dir kein Ackerfeld. Du darfst ja nicht zur Jugend sprechen Von eines Lehrers hohem Pfühl; Kein Sternchen scheint dem wackern Busen, Der sich bewährt im Kampfgewühl.
Seite 239 - Die Reiche kutschiret in die Bäder, Jagt schwängerndes Wasser ins Geäder: Sie möchte Kinder gebären, Und küßt den heiligen Rock. Es kauert die Arme verlassen zu Hause, Bei nüchternem Trank und magerem Schmause, Und brütet in Mutterzähren, Und hat ein ganzes Schock. Ein Leineweber im dürftigen Städtchen, Der war geschlagen mit Buben und Mädchen.
Seite 42 - Denn — warum sind wir arm? Denn — warum sind wir arm? Wir sinds; dafür ein Fluch den Alten, Die uns gelehrt die Hände falten : Wer nur den lieben Gott läßt walten, Der ist erlöst von Harm. Der ist erlöst von Harm. Wir borgen und sorgen, ihr häufet die Gulden, Wir füllen die Kirchen und beten und dulden. Dies Dulden ist unser unendlich Verschulden, Und — darum sind wir arm.

Bibliografische Informationen